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Erst Hochverräter, dann Staatsbeamter

Der Fail Lübben . 1920 noch steckbrieflich verfolgt, 1922 bereits Regierungsrat.

Der Regierungsrat Lübben beim Reichspatentamt ist wegen rechtsradikaler Treibereien verhaftet worden. Lübben war 1920 als Leutnant a. D. auf Rügen . Seine Tätigkeit bestand darin, den sogenannten Rügenschen Landschuß zu leiten, der Don dem reaktionären Landrat v. Mazahn mit Kreismitteln aufgezogen wurde und auch in den Kapp Tagen bis an die Zähne bewaff net den Krieg gegen die Republik aufnahm. Auf behördliche An­ordnung wurde dieser Landschuß aufgelöst, bestand jedoch ille­gal als eine Art Arbeitsgemeinschaft weiter. Die Behörden er­hielten davon Kenntnis, als es eines Tages zwischen den Angehöri­gen dieser Organisation zu Unstimmigkeiten fam, die im Juni 1920 in eine regelrechte Schießerei bei 3irfow auf Rügen

aus=

arteten. Neben verschiedenen Verwundeten blieb ein Toter auf der Straße liegen. Mit Hilfe der Reichswehr , die mit Geschüßen nach Rügen übersetzte, wurden auf dem Jagdschloß Graniz und im Park des Fürsten zu Putbus Durchsuchungen nach Waffen vorgenommen, wobei ein ganzes Arsenalan Munition und Schieß. zeug gefunden wurde.

Der Beutnant a. D. wählte den besseren Tell der Tapferkeit- er verbuftete. Nunmehr wurde gegen ihn ein Sted brief er verduftete. Nunmehr wurde gegen ihn ein Stedbrief wegen Hochperrat erlaffen. Dann schlief die Sache ein und man hörte nichts mehr von der ganzen Geschichte, bis plötzlich 1922 dieser ehemalige Butschistenhäuptling beim Kreisausschuß in Ber­gen als Regierungsrat" eine Forderung für angeblich bei der da­maligen Durchsuchung ihm verlorengegangene Kleidungsstücke prä­sentierte. Dieser Mann hatte sogar die Stirn, einen regelrechten Brozeß gegen den Kreis anzuftrengen. Man halte sich die Tatsache vor Augen, daß ein wegen hochperrat fted brieflid verfolgter Mensch bereits zwei Jahre später als Regierungsrat ein treuer" Diener der Republit werden konnte. Es erweckt den Anschein, als ob bewußt der­

Montag, den 12. mai, 19%, Uhr den 12. mai, 19, Uhr

sprechen in der neuen Welt" die

"

Vertreter der Sozialistischen

Arbeiter- Internationale:

Vandervelde , Belgien Vorsitzender der Exekutive der$ 49, Albarda, Niederlande Abramowitsch, Rußland Otto Bauer , Oesterreich Crispien, Deutschland

Grimm, Schreiz

Longuet, Frankreich

Modigliani , Italien

möller, Schweden

Soukup, Tschechoslowakei Wels, Deutschland

forvie Genossen aus England und Polen .

Erscheint in Massen!

Treffpunkt der Sozialistischen Arbeiterjugend: 17 Uhr Camphaufenstraße, am Untergrundbahnhof Rasenheide.

artige Zellen gebildet worden sind, um die Staatsmaschinerie zu unterhöhlen; denn es fann nicht angenommen werden, daß den verantwortlichen Stellen die Vergangenheit dieses Mannes unbe­fannt geblieben ist. Es dürfte interessant sein zu erfahren, auf welche Weise und durch wessen Protektion dieser Mann in das Amt eines Regierungsrats gelangt ist!

Düfterbergs Drohung.

Stahlhelm als Hugenberg- Anhängsel.

Magdeburg , 9. Mai. ( Eigenbericht.) In einer in Zeit abgehaltenen Stahlhelmpersamm

I ung erklärte der zweite Vorsitzende dieſes Bundes, Düſter berg: Wir stehen dem Kabinett Brüning noch heute mit stärkstem Mißtrauen gegenüber. Ich finde, die Herren sind sehr empfindlich. Sie nehmen alles mögliche übel. Ich habe fürzlich in Magdeburg gesagt, wir haben kein Vertrauen zu Männern wie Dr. Wirth und Dr. Curtius, von denen uns der eine als Feinde bezeichnete und der andere uns, die Mitglieder des Reichsausschusses für das Boltsbegehren, schwer angegriffen hat. Das Kabinett Brüning sieht feinen Anlaß, das Stahlhelmverbot aufzuheben, troß­dem festgestellt worden ist, daß der Stahlhelm sich an den Gelände­übungen überhaupt nicht beteiligt hat. Für eine eventuelle Auf­hebung des Verbotes hatte man die Bedingungen gestellt: 1. den dortigen Stahlhelmführer zu opfern und 2. der Stahlhelm möchte sich mit der katholischen Geistlichkeit beffer stellen! Das haben wir stritt abgelehnt. Bir gehen durch kein kaudisches Joch, nur um Herrn Wirth die Freude zu machen, uns gedemütigt zu sehen. Der Kurs Brünings war eine große Enttäuschung insofern, als das Verhält nis zwischen Zentrum und Sozialdemokratie trotz der Trennung im unsere Haltung gegenüber dem Kabinett Brüning nur zu ver­schärfen.

Reiche in Breußen unverändert bestehen bleibt. Wir haben Anlaß,

Ungewollter Erfolg der Hetze. Kommunistischer Stadtverordneter wird Sozialdemokrat

Cudenwalde, 9. Mai. ( Eigenbericht.)

Der neue sozialdemokratische Oberbürgermeister von Lucen­walde, Dr. Salomon, wurde heute in jein Amt eingeführt. Dabei wurde er von einem tommunistischen Redner in äußerst gehässiger Weise angegriffen. Ein anderer kommunistischer Stadt verordneter erklärte daraufhin, daß er der PD. nicht länger angeboten fönne. Er frat der Sozialdemokratischen Partei bel.

Die spanischen Generale, die in der Nacht zum Donnerstag unter dem Berdacht von Butschabsichten verhaftet wurden, sind wieder frei. Ermittlungen gegen fie find nicht eingeleitet.

Leidenszüge einer Stadt.

Von Paul Gutmann.

Nicht nur im Antlitz der Menschen prägen sich Erfahrungen und Leiden aus, auch die Städte sind für den Scharfsichtigen lebendige eine Stadt aufmerksam betrachtet, erkennt die Erlebnisse und den Denkmäler der Entwicklungsgeschichte früherer Generationen. Wer Besensgeist seiner Bewohner. Wie kommt es, daß uns in Berlin , das wir lieben, so vieles Häßliche abstößt, das Schöne so häufig durch Widerfinniges entstellt und um seinen Sinn gebracht wird? Auf diese von uns allen schon oft gestellte Frage antwortet uns Werner Hegemann in seinem soeben bei Gustav Kiepenheuer er­schienenen Buch Das Steinerne Berlin".

Zur Charakteristik von Menschen und allen natürlichen und geschehen ist, vernünftig, und wie verhält es sich in dieser Hinsicht tünstlichen Gebilden gehört der Bergleich. Ist das, was in Berlin mit anderen Städten? Da führt der Verfasser vor allem folgende erschütternde Barallele an: In der größten Stadt der Welt, in London , wohnen durchschnittlich 8 Menschen in jedem Haus; in Bhiladelphia wohnen 5, in Chitago 9, in der Insel und Wollen traßerstadt New York 20, in der eingeklemmten alten Festungsstadt Baris 38 Menschen in jedem Hause. Aber in Berlin , das sich wie London , Chikago oder Philadelphia ungehemmt im flachen Land entwickeln konnte, wohnen durchschnittlich 78 Menschen in jedem Hause, und die meisten dieser Kasernen sind gartenlos." Was ist die Ursache eines so grotesten Mißverhältnisses zur Wohnungspolitit Fridericus- Legende, weist an Hand unzähliger Beispiele, auf Grind anderer Länder? Der Berfasser, einer der schärfsten Bekämpfer der ungewöhnlichen historischen Wissens nach, daß die Hohenzollern nicht, wie so geffiffentlich behauptet worden ist, die Beglücker der Haupt­beuter gewesen sind. Es fing an mit der Bernichtung der städtischen stadt, sondern mit geringen Ausnahmen ihre Unterdrücker und Aus. Selbständigkeit durch den ersten Kurfürsten. Der Adel erhielt Steuer privilegien auf Kosten der Bürger und Bauern. Das Bündnis der hohenzollern mit dem Adel hat im Laufe der Jahrhunderte die bürgerliche Entfaltung Berlins geheimmt oder vernichtet und hat auch die ursprünglich freien oder von Berlin beherrschten Bauern all­mählich ganz in die Leibeigenschaft und in jene wirtschaftliche Rück ständigkeit gedrängt, die noch heute das Deutsche Reich zu Milliarden verschlingender Tributpflicht an die Landwirtschaft freier Bauern­länder wie Dänemart, Belgien , Holland und Amerika zwingt." Die kurze Kunstblüte unter dem ersten preußischen König, der ein Genie wie Schlüter nach Berlin berief, wurde durch den Nach folger jäh beendet. Den soldatischen Charakter, den die Stadt burch eine, jegliche Freiheit und jegliche Moral vernichtenbe militärische Despotie erhielt, fonnten spätere fünstlerische Bersuche kaum be. seitigen. Man fennt die Urteile, Heines, Goethes, Gottfried Kellers und so vieler anderer deutscher Künstler über die troftlose Einförmig feit der fridericianischen Stadt. Willkürlich und widerspruchsvoll wie Friedrichs II. Charakter waren seine städtebaulichen Beglückungs­versuche. Dieser Verschwender, der zu Unrecht als der anspruchslose Philosoph geschildert wird, vergeudete Millionen für unglückliche Wiederholungen edlerer Borbilder. Der Fremde, der nur auf das Betrachten der sogenannten Sehenswürdigkeiten ausgeht, sieht Potemkinsche Dörfer, hinter denen sich das Mißglückte und Häßliche verbirgt. Wer ahnt zum Beispiel, daß die kurzsichtige Politik der Berliner Geheimräte um die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts,

Der Walzertönig."

Atrium

Eine gute Regie fann nicht die bösen Eindrücke verwischen, die das Manuftript hinterläßt. Wieder einmal Bien, fentimental ge­sehen, wie es sich der kleine Spießer vorstellt, wieder einmal 30

hann Strauß als schmachtender Liebhaber. Und am Schluß die Revolution des Jahres 48, die Strauß mit einem Walzer beruhigt. Also eine schlimme Angelegenheit, die dadurch noch schlimmer wird, daß der Film eine unerquickliche Bermanfchung von stummen und tönendem Film darstellt.

Niemand fann verstehen, warum die Leutchen plöglich zu sprechen anfangen, wenn es bisher auch mit Terteinschaltungen ging, besonders da sich der gesprochene Tert genau so dumm benimmt wie der geschriebene. Scheinbar herrscht in den meisten Gemütern der Filmproduzenten eine absolute Unklarheit über Filmdramaturgie. Außerdem müssen Duette und Lieder, diesmal sogar wenig erfreu­lich gesungen, beweisen, daß es sich tatsächlich um einen Tonfilm handelt. Die Musik ist allerdings von Künne de reizvoll zusam­mengestellt, vor allem am Schluß, wenn die Marseillaise plöhlich in den Dreivierteltatt übergeht und in einem Walzer endet.

Manfred No a, der Regisseur, verjagt im Gesamtaufbau der

Regie, bringt aber hübsche, rein dekorative Einzelheiten. Die In­terieurs wirken gepflegt und kultiviert. Die Darsteller sind brauch­bar. Cläre Rommer lächelt überzuckert unter Tränen, und Hans tüme gibt seinem Strauß eine gestraffte, nordisch wirkende

Männlichkeit.

Ausstellung von Schiller Briefen.

F. Sch.

Das Museum der Staatstheater( Oberwallstr. 22) veranstaltet zum 125. Todestage Schillers vom 8. bis 15. d. M. in der Zeit von 125. Todestages Schillers vom 8. bis 15. d. M. in der Zeit von 11 bis 13 Uhr eine Ausstellung der in seinem Besitz befindlichen Briefe Schillers an den Hoftheater- Intendanten Iffland, die das Schaffen des Dichters vom Wallenstein" bis zum Wilhelm Tell ", und zur Arbeit am Demetrius", und die Aufführungen seiner Werke in Berlin begleiten. Ergänzt wird die Ausstellung durch Konzepte zu Ifflands Antwortbriefen, ferner durch einige Briefe von Schillers Witwe und sonstige Dokumente, die sich auf Todestag beziehen. Diese Briefe Schillers enthalten eine sehr in­die Berliner Totenfeier bei der einjährigen Wiederkehr von Schillers teressante Bereicherung unserer Kenntnis von Schillers dramati schem Schaffen, seiner dramaturgischen und bühnentechnischen Er­wägungen, seiner Besetzungswünsche u. a. m. So streicht er ein. mal 400 Berse aus dem Wallenstein", um die normale Dauer eines Reizvoll ist es Theaterabends nicht wesentlich zu überschreiten. auch, Ifflands Einwand zu lesen, er trage Bebenten gegen die Auf

führung von Wallensteins Bager", weil die darin ent­haltene Kritit am Heereswesen so treffend und in so hinreißender Sprache" ausgedrückt sei, daß man nicht wagen dürfe, sie einem militärischen König" vorzutragen. Auch sonst enthält bas Museum neben Bildern und Bühnenmodellen von Aufführungen Schillerscher Werte manches bedeutsame Stüd, darunter die Hand­Schrift der Profafaffung des Don Carlos".

G. Cohn Wiener: Paris . Die Stadt, ibre Schönheit und the chical" In der Humboldt- Hochschule finden folgende Einzelvorträge statt: Dr. ( Mit Lichtbildern) heute Freitag, 20 Uhr, Dorotheenstr. 12. Julius Bab : Literarische Umschau". Morgen Sonnabend, 20 Uhr, 2ügomitr. 84 d.

die den erst heut als so notwendig erfannten Verbindungsverkehr zwischen den Nord- und Südbahnen verhinderten, in jener Mauer feiner gemarterten Soldaten Einhalt tun wollte und die noch heute ihren Ursprung hat, womit der Soldatentönig der Massendejertation unter dem Namen Pallisadenstraße fortlebt? Hegemann deckt diese und ähnliche Zusammenhänge auf. Die Verwaltung Berlins wurde durch Günstlingswirtschaft und Bestechlichkeit forrumpiert, der letzte Rest von Selbständigkeit vernichtet. Storruption tommt auch heute vor, aber das republikanische System beseitigt sichtbar gewordene Schäden, während die Monarchie sich der Korruption als eines be­währten Mittels bediente.

falscher Anlehnung an Pariser Vorbilder, das Ideal. Dant einer Unter dem großen" Friedrich waren hohe Mietshäuser, in Hypothekenordnung, deren Schädlichkeit Hegemann überzeugend nach. weist, wurde die Ueberfüllung der Häuser mit Menschen geschaffen, durch die Einquartierung, die im heutigen Schlafburschenwesen fort­lebt, die Stadt mit Ausnahme der öffentlichen Repräsentationsgebäude und der Adelspaläste in eine Kaserne verwandelt. Die Baupolitik Friedrichs stellt sich als ein System unmoralischster Art dar. Es entstand jener noch heute fortwirkende Zustand, den der bedeutende Architekt Muthesius als eine Unsumme von Untultur" gekennzeichnet hat, wie sie in den Wohnungsverhältnissen der Menschheit noch nicht dagewesen ist".

einzelne treffliche Bauten aufgeführt hat, bie mangels eines groß Bas nüßte es, daß ein großer Baufünstler wie Schlüter hier zügigen Bauplans das Gesamtbild faum beeinflußten. Die Arbeiten ber Genies wurden ja immer wieder durch die Willkür des Fürsten teitsbrang des Bolles, und immer wieder wurde durch unsinnigsten verdorben. Aber stets von neuem regte sich der unerschöpfliche Tätig­Bürokratismus, durch polizeiliche und sonstige behördliche Willkür auf gut preußisch der Fortschritt gehemmt. Was nachher noch zu in seinem Fassadenirrsinn, der im Kurfürstendamm seinen schmäh­verschandeln war, das hat das Parvenütum der wilhelminischen Zeit tichsten Ausdruck gefunden hat, verhunzt. Eichsten Ausdruck gefunden hat, verhunzt.

Das monumentale, mit ausgezeichneten Bildbeispielen ge­schmückte Wert des tenntnisreichen Verfassers liest sich wie der er= schütternd tragische Roman einer tüchtigen Familie, in der immer wieder Genie und Fleiß durch Unverstand und Habgier um ihre Früchte gebracht werden. Vielleicht hätte die künstlerische Barbarei in ihren spezifischen Auswirkungen noch mehr gezeigt werden fönnen, bie es verstanden hat, auch die wenigen landschaftlichen Vorzüge der Stadt, ihre ausgezeichnete Lage an einem vielfach verzweigten Fluß, au vernachlässigen, die statt der schönen Flußufer Prags , Budapests, Londons und Paris ' uns die ffandalöse Häßlichkeit des Schiffbauer: damms und der anderen Uferwege im Innern der Stadt beschert hat. Eine Besserung, die im Entstehen ist, kann uns nur durch eine großzügige Siedlungspolitik gebracht werden Hegemann führt be­fonders gelungene Beispiele in fünstlerischer und hygienischer Hinsicht einwandfreier Siedlungen wie Briz, Zehlendorf , Neutempelhof usw. an. Es ist die Wohnungspolitik, die von der Sozialdemokratie immer verlangt worden ist, die hier als ein Kulturpolitiker rühmlichst be= fannter Architekt mit seinem Fachwissen und feiner Kenntnis glüd­licherer Zustände als das Ideal der Zukunft verfündet.

André Maurois hält Vortrag.

Der französische Schriftsteller Maurois bewahrte sich in Krieg und Frieden eine angenehme Ironie. Ein wenig des nicht natur­geborenen, sondern fulturgewordenen britischen Phlegmas, das Maurois bewunderte und psychologisch scharf auseinanderseßte, ging in den Franzosen über. Er schrieb Romane und Biographien, bie auch nichts anderes jein sollten als Romane. Sein Buch über Disraeli ist die Studie über das Genie, das ein großer Staatsmann war und ein Dichter zu sein wünschte. Sein Buch über Lord Byron schildert das Genie, das ein großer Dichter war und staatsmännische Abenteuer suchte.

Salons, literarische Tees und einige Wohnungen wohlhabender Leute Berlin gefiel Herrn Maurois , und so beglückte er diplomatische mit leichteren Blaudereien und gründlicheren Borträgen. Der Kultur. bund, der im Innenministeriums des Reichs beherbergt wird, lub für gestern abend nach dem Haus der Deutschen Gesellschaft ein. Maurois eine Stunde lang die unterhaltsamsten Anmerkungen. Er Ueber die Poesie des modernen Lebens" machte André straßen und in unseren frühlingsbeglückten Billenorten, auffiel. hielt sich fast immer an das, was ihm in Berlin , unseren City­Dem Schlagwort vom modernen Rhythmus gab er eine hübsche und empfindsame Auslegung. Das einzelne Haus, auch der einzelne Mensch mögen unansehnlich oder banal erscheinen; die Häufung der Häuser und Menschen, dieser riesige und komplizierte Bellenbau, dem die Geräusche und Lichter des Fleißes, des Berkehrs und auch des Vergnügens entströmen, imponiert als realistische Offenbarung eines blendenden und brodelnden Daseinsgeheimnisses. Ist Berlin besonders merkwürdig und reich an leberraschungen, die dem Auge und Ohr des Besuchers auffallen, so zeigt sich eben, daß in unserer allenthalben wächst, allenthalben spürbar wird. Stadt das Poetische, verborgen unter der fachlichen Alltäglichkeit,

erfreulicher Mischung, dankte dem galanten Improvisator, der seine Die gute und befte Gesellschaft, Deutsche und Ausländer in ästhetischen Aphorismen schließlich zu allgemeineren Betrachtungen erweiterte und mit liebenswürdigsten Worten die kulturelle Harmonie betonte, die heute schon den gefühlvollen und aufrichtigen Franzosen mit dem gleichgesinnten Deutschen verbindet. Es entstand unter den 300 Damen und Herren der Eindruck, daß den Behauptungen des Pariser Schriftstellers durchaus zuzustimmen sei.

M. H.

Prof. Johannes Bolkelt, der Senior der deutschen Universitäts­philosophen, ist im 81. Lebensjahre in Leipzig gestorben, wo er von 1894 bis 1923 als ordentlicher Professor der Philosophie wirkte. Er war Bertreter einer kritisch eingestellten Metaphyfit. Sein brei­bändiges System der Aeſthetit" ist seine bedeutendste Leistung. Seine Auffassung des Tragischen( Aesthetik des Tragischen") war in den Kreisen der sogenannten Gebildeten populär geworden.

Der Kultusminister beglückwünscht Hans Baluschet. Der Mi­nister für Wissenschaft, Kunst und Boltsbildung, Grimm. hat an Profeffor Hans Balufchet folgendes Glückwunschtelegramın gerichtet:

Bu Ihrem 60 Geburtstage beglückwünsche ich Sie herzlichst; mit dem Gedenten an das reiche Schaffenswert Ihres Lebens ver­binde ich den Wunsch, daß die Zukunft Ihnen weiterhin Anerken­nung und Erfolge bringen wird."

Der Reichsausschuß für fozialistische Bildungs­künstlerischen Anwalt der Elenden und Entrechteten, gleichfalls fein arbeit hat seinem bewährten Mitarbeiter, dem Künstler und

Glückwünsche übermittelt.