Beuthstr. 4, Revier 44 nack Vroße Franksurterfir. 17. Revier 28 nach Alle Jakobstr. 108. Revier 3 nach Mittelstr. 37. Revier 7 nach Novalisstr. 3. Revier 2 nach Oberwallstr. 20a. Bis zum April d. I. werden verlegt: Revier 49 nach Manteuffelstr. 100. Eingang S.. Revier S9 nach Ufedomstr. 18b, Revier 72 nach Tellomerstr. 10. Vom 1. April ab wird an den Nachmittagen der Sonn- tage und gesetzlichen Feiertage der S ch a l t e r d i e n st für de» Verkehr mit dem Publikum beim Hauptpostamt. Vriefpostamt, Packelgostamt, bei den Postämtern 4—21. 23—31, 33—05, 07. 08 und 87 hier nur in der Zeit von 5—0 Uhr nachmittags statt» finden. In den übrigen Schalterdienststunden tritt eine Aende- rung nicht ein. Großes Aufsehen erregt in Spandau der Selbstmord des Kaufmanns Kaiser, der am Donnerstag bei Schildhorn erschossen ausgesunden worden ist. Er war Rendant der um. fangreichen Krankenkasse Spandau -Land und einiger kleinerer Jnnungskassen. Die sofort vorgenommene Revision hat bereits jetzt bedeutende Fehlbeträge ergeben. Kaiser lebte weit über seine Verhältnisse: er war auch ein eifriger Ahlwardt -Antisemit. Er läßt seine Familie in der traurigsten Lage zurück. Ueber den gestern gemeldeten Duellmord erfährt die „Voss. Ztg." folgende Einzelheilen:„Rechtsanwalt Zenker war vor etwa vier Fahren nach Potsdam gekommen und hatte dort die Praxis deS jetzt verstorbenen Jnstizraths Stöpel übernommen. Er stand im Alter von 35 Jahren und war sowohl als Mensch wie als Rechtsanwalt sehr beliebt. Mit einer vom Niederrhein gebürtigen Dame war er mehrere Jahre in glücklicher Ehe ver- heirathet, und es sind dieser Ehe zwei Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, entsprossen. Dies Verhältniß erfuhr vor einiger Zeit eine Trübung durch die Bekanntschaft, die Frau Rechts- anmalt Zenker im Seebade Labö mit dem Lieutenant z. S. von KeUelhodt von S. M. S.„Hohenzollern", zur Zeit in Kiel , machte. Rechtsanwalt Zenker beschul» digte v. Kettelhodt unlauterer Beziehungen zu seiner Frau, und diese verließ vor etwa dreiviertel Jahren Potsdam , um in Detmold Wohnung zu nehmen, wo sie auch jetzt noch mit den beiden Kindern weilt. Zenker leitete gegen seine Gattin die Ehescheidungsklage ein, die noch in der Schwebe ist. Er glaubte inzwischen vollgiltige Beweise dafür erhalten zu haben, daß Lieutenant v. Kettelhodt mit seiner Frau sträflichen Umgang gehabt habe, während dieser ehrenwortlich die Sache in Abrede stellte. Nunmehr ließ Rechtsanwalt Zenker, der Premierlieutenant im 11. Landwehr-Regiment ist, dem Lieutenant v. Kettelhodt eine Forderung auf Pistolen zugchen. Das Duell hat in der Nähe der Jäger-Schießstände bei Liefelds Grund stattgefunden. Lim- tenant v. Kettelhodt war dazu von Kiel nach Potsdam gekommen in Begleitung mehrerer Marine-Offiziere, die zum theil als Sekundanten fungirten. Rechtsanwalt Zenker, der Uniform angelegt hatte, hatte den Lieutenant v. Tschepke vom 20. Infanterie-Regiment zum Sekundanten. Als Arzt war der Bruder des Rechtsanwalts Zenker bei dem Duell zugegen. Bestimmung des Duells war Kugel Wechsel bis zur Kampfunfähigkeit des einen oder des anderen. Bei dem vierten Kugelwechsel erhielt Rechtsanwalt Zenker von seinem Gegner einen Schuß in die Lunge» der ihn sofort tödtete. Er hatte vorher ohne jede Erregung dagestanden und starb in den Armen seines Bruders. Dte Leiche wurde später mittels Wagens nach der Leichenhalle des städtischen Friedhofes in Potsdam gebracht. Lieutenant v. Kettelhodt fuhr nach Berlin zurück und stellte sich seiner vorgesetzten Dienstbehörde." Der„Germania " wird in der Angelegenheit noch berichtet: Rechtsanwalt Zenker hatte seine Wohnung sowohl wie sein Bureau im Hause Nauenerstr. 20. Beide Räumlichkeiten sind nunmehr polizeilich geschlossen worden. Auch die Telephon. leitung ist auf eine höhere behördliche Verfügung gesperrt worden. Lieutenant von Kettelholdt ist einstweilen in Haft ge- nommen worden. Wie verlautet, hat derselbe den Verkehr mit der Gattin des Rechtsanwalts selbst zugegeben. Z» dem Bericht über den vorgestrige» Ducllmord bringt das„Berliner Tageblatt" noch folgenden auffälligen Nachtrag:„Von dem Duell, in welchem der Rechtsanwalt Zeuker getödtet wurde, erhielt der Kaiser sofort telegraphischen Bericht. Der Marine- Osfizier, Lieutenant v. Kettelholdt, welcher seinen Gegner erschoß, gehört nämlich zu der Besatzung der„Hohenzollern " und sollte eigentlich die gegenwärtige Reise des Kaisers mitmachen, blieb aber, um d i e D u e l l- angelegenheit zum Austrag zu bringen, zurück." Der rechtlich denkende Theil der Bevölkerung, der durch die ab- scheultche That an sich schon äußerst erregt ist, kann wohl er- warten, daß diese überaus auffällige und befremdliche Meldung dös„Berliner Tageblattes" von berufener Stelle aus in der bestimmtesten Form dementirt wird. Kein Tilg ohne Duellverbrechen! Es scheint, daß die vornehmsten Kampfer für Ordnung, Religion und Sitte sich dies Wort zur Parole erkoren haben. Im vorigen Jahre wurde be- kanntlich zur„heiligen" Osterzeit das berüchtigte Duell zwischen v. Kotze und v. Schräder ausgefochten; in diesem Jahre scheint man die Losung ausgegeben zu haben, diese Musterchristen in der Verhöhnung der Religion, die dem Volke ja immer noch von dieser Stelle aus erhalten werden soll, mit aller Kraft zu über- trumpfen. Ueber das am Freitag verübte Rohheitsdelikt meldet das„Verl . Tagebl.«: „Ein neues Duell hat, wie uns seitens eines in Plötzensee wohnenden, anscheinend zuverlässigen Augenzeugen des Vorgangs mitgetheilt wird, heute Vormittag 10 Uhr in der Jungfernhaide nahe dem Winkel, den der Tegeler Weg und der Spandauer Schifffahrtskanal bilden, stattgesunden. Die Gegner waren ein jüngerer Garde-Kürasfieroffizier und ein Herr in Zivil, denen ein weiterer Kürassierofsizier sowie ein Major von den» Ziethen - oder dem Gardehusaren-Regiment als Assistenten hur Seile standen. Als Unparteiischer fungirte ein Kürassierrtttmeister. Beim vierten Kngelwechsel brachte der Kürassierofsizier seinem Gegner einen Schuß in den Unterschenkel bei, der diesen kampfunfähig machte.— Wie von anderer Seite mitgetheilt wird, war einer der Kämpfenden ein R i t t m e i st e r v. H ü h n e r b e i n. Er erhielt einen Schuß in den linken Unterschenkel. Zwei Aerzte brachten ihn schon um 8 Uhr früh(?) nach Berlin in ein Krankenhaus. Ueber die Ver- anlassung zu dem Zweikampfe verlautet noch nichts." Dieser Gesellschaftsklasse scheint der sittliche Versall, zu dem die Weltgeschichte sie verdammt hat, in der That noch nicht schnell genug vor sich zu gehen. Ein Ehedrama fand am Donnerstag Abend durch ein trauriges Ereigniß einen vorläufigen Abschluß. Bis vor acht Tagen lebte der Tischler P. mit seiner Frau zusammen in der gemeinsamen Wohnung Swinemünderstr. 29. Die Ehe scheint nicht besonders glücklich gewesen zu sein, wer aber an den Zer- würfnissen die Schuld trägt, ist nicht bekannt. Frau P. wandte schließlich ihre Neigung dem 23 Jahre alten Klavierarbeiter Max H. zu, der ihre Liebe auch erwiderte. Am 18. d. M. ver- ließ sie ihren Mann und fand bei einer Wittwe in der Ackerstr. 2 in einer Dachkammer des Seitenflügels Auf- nähme. Einige hundert Mark baares Geld und ein Sparkassenbuch über 1000 M. hatte sie mitgenommen. Der junge Klavierarbeiter wollte mit seiner Geliebten nach Amerika reisen und sich dort mit ihr vereinigen lassen. Er war schon nach Eisenach gefahren, um sich von seinen Eltern und anderen An- gehörigen zu verabschieden. Obwohl man aber den Plan ziemlich geheim gehalten halte, so war doch der verlassene Ehemann da» hinter gekommen, dieser suchte nun seine Frau und fand sie gestern in ihrem Unterschlupf. Frau P., die ihm den Einlaß verweigerte, aber wohl fürchten mochte, daß er sich nnt Gewalt Zutritt verschaffen werde, suchte durch ein Nebcn.grundstück zu entfliehen. Sie kletterte aus einem Giebelfettster auf das Dach eineS nebenan gelegenen Stallgebäudes und hoffte von hier aus den zum Walterschen Ballsaale in der Elsasserstraße gehörigen Hintcrgarten erreichen zu können. Dicht am Stalle steht nämlich ein Lindenbaum. Auf den wollte Frau P. vom Dache aus springen und dann in den Garten hinabklettern. Sie sprang jedoch zu kurz, ergriff einen Zweig, der sie nicht tragen konnte, und fiel in den Garten hinab. Hier fand sie ihr Mann, der schnell von der Ackerstraße herumgelaufen war, schwer verletzt am Boden liegen; sie hatte sich beide Beine und das Rückgrat verstaucht. P. ließ die Verunglückte, die das Geld und das Sparkaffenbuch bei sich behalten hatte und aus Furcht, daß der Mann es bekommen könnte, auch der Polizei nicht aushändigen wollte, durch einen Schutzmann des 12. Reviers in ein Krankenhaus bringen. Nach Eisenach telcgraphirte er, man möge seinen Nebenbuhler dort festhalte», damit er ihm nicht doch noch seine Frau entführe. Der interessante Unbekannte. Ein hiesiges Blatt weiß folgende charakteristische Geschichte zu erzählen: In einer adligen Familie im Thiergarienvierlel war neulich die einzig« Tochter erkrankt. Es wurde ein Buch aufgelegt, in das alle ihre Namen eintnigen, die sich pflichtschuldigst nach dem Befinden der Patientin erkundigten. Es waren stolze, klangvolle Namen, die da neben- einander standen, und von denen der immer wiederkehrende schlichte Name eines Bürgerlichen seltsam abstach. Dieser Unbekannie zog täglich als erster über das Befinden Erkundigungen ein und schien von der langwierigen Krankheit der jungen Dame am peinlichsten berührt zu sein. Kein Wunder also, daß die Millionärstochter, als sie wider Erwarten genas, in ihrem Glück und ihrer Freude nach dem Unbekannten zu forschen begann, der sich durch den Standesunterschied nicht abhalten ließ, für ihr Leben zu zittern! „Er ist gewiß ein Künstler", sagte sie,„der unsere Vor- urtheile nicht gelten läßt; ein heimlicher Verehrer, der in der Angst seines Herzens jede Zurückhaltung ablegt!"— Armes Kind, wie hattest Du Dich getäuscht! Wie spätere Nach- forschungen ergaben, war der interessante Unbekannte der— unl sichtige Vertreter eines großen Trauer- magazins. Für den ermordeten Nachtwächter Withan und dessen Hinterbliebene, Ehesrau und drei Kinder, war von der Wirth- schaftsgenoffenschaft der Berliner Hauseigenlhümer eine Samm- lung veranstaltet, zu der i» erster Liuie die hiesigen Hausbesitzer- Vereine beitrugen. Die Sammlung hat ein Ergebniß von zirka 2000 M. gehabt, die der Familie des Withan zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Wirthschaftsgenossenschaft, in deren Dienst W. stand, hatte sich vergeblich bemüht, diese Privatbeamte bei der Unsallversicheruug zu versichern; ihre Anträge waren mit der Begründung abgelehnt worden, daß Personen in solcher Stellung(Privat-Nachtwächter) bei der gesetzlichen Unfall- Versicherung weder versicherungspflichtig noch versicheruugs- berechtigt seien. Ans Anlaß des Withan'schen Falles ist die Wirthschaftsgenossenschaft mit Prival-Versicherungsnnstalten wegen Versicherung der in ihrem Dienst stehenden Wächter in Unterhandlungen getreten. Während vor einiger Zeit für die Versicherung von 220 Wächtern eine Jahresprämie von 8000 M. gefordert wurde, sollen jetzt bereits Angebote gemacht sein sür einen Jahresbeitrag von 0,80 M. pro Person. Gegenwärtig stehen etwa 800 Wächter im Dienste der Genossenschast. Der Fall Withan selbst ist noch völlig unaufgeklärt. W.. der gegen Weihnachten am Bethanienpark mit tödtlichcn Kopfverletzungen aufgesunden wurde, ist vermuthlich von den nächtlichen Herum- treibern in jener Gegend, denen er öfter entgegentreten mußte, erschlagen worden. Der Platz vor dem Schlesssche» Thor zwischen der Skaliyer- und Schlesischenstraße wird wegen Asphaltirung bis ans weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt. Das verschwundene Cape. Vor einigen Tagen berichteten wir von einem im Konzert des Stern'schen Gesangvereins ver- lorenen Cape, das der Besitzer plötzlich am Potsdamer Bahnhof auf den Schultern einer angeblich adeligen„Dame" wieder ent- deckt habe. I» dieser Angelegenheit theilt die„Voss. Ztg." jetzt mit, daß die Tiebin sich auf dem Polizeibureau, wohin sie sistirt wurde, Fräulein Elsa v. T. genannt habe. Weiter meldet das Blatt:„Da diese Angabe auf dem Polizeibureau von ihren Begleitern, einem Avantageur und einem Referendar. als richtig bestätigt wurde. trug der betreffende Polizei- lieutenant kein Bedenken, das Frl. v. T. nicht nur zu ent- lassen, sondern ihr auch— nicht aber der B e st o h l e n e n — das Cape auszuhändigen. Jetzt hat die Bestohlene die Mittheilung erhalten, daß die Diebin weder unter der von de» beiden Herren bestätigten Adresse, noch überhaupt auszu- finden sei." Wie einem unserer Berichterstatter mitgetheilt wird, stimmt diese überaus auffällige Meldung; nur ist dem Gatten der Dame, welcher das Cape gestohlen worden ist, bis- lang noch nicht die Meldung zugegangen. daß die Diebin nicht aufzufinden sei. Der Eigenthümer hat aber weder von der Polizei den Namen der Diebin erfahren, noch ist er, was wohl am auffälligsten bis jetzt, in den Besitz seines Eigenthums gelangt. Der Bestohlene will für den Fall, daß er sein Eigenthum nicht wiedererlangt, den Polizeilieutenant des Reviers in der Schöne- bergerstraße, in dein der geschilderte Vorfall passirte, regreß- pflichtig inachen. Selbstmord eines Soldaten. Weil er nachexerzieren sollte, hat sich gestern. Freitag Mitlag, der Grenadier Greifs von der 7. Kompagnie des Kaiser Franz - Garde- Grenadierregiments das Leben genommen. Greiff, der aus dem Rheinlande stammt und im ersten Jahre diente, hatte sich beim Exerzieren aus dem Kasernenhose die Unzufriedenheit des Koinpagniechefs Hauptmanns v. Rllville zugezogen, und als Strafe Nachexerzieren zudiklirt erhalte». Dieser entzog sich der Grenadier, indem er nach Beendigung des regelmäßigen Dienstes um 11�/» Uhr sich aus der Kaserne entfernte. Greiff ging von der Kaserne zu der nahe gelegenen Bärwaldbrücke und stürzte sich von dieser in den Landwehrkanal hinab. Obgleich Schiffer sich bald an die Rettungsarbeiten machten, gelang es doch nicht, den Lebensmüden noch rechtzeitig den Fluthen zu entziehen; er war sofort unter- gegangen und kam nicht mehr zum Vorschein. An dem Absuche» des Kanals nahmen bald außer den Schiffern noch Soldaten vom Franz-Regiment theil. Erst um 4 Uhr fand man den Grenadier nicht weit unterhalb der Bärwaldbrücke todt auf. Seine Leiche brachte man in die Halle des Garnisonlazareths I in Tempelhof . Ter Kaufmann Enge» Friedmann ist einem Lokalblatt zufolge in das Untersuchungsgefängniß in Moabit eingeliefert worden. Es ist dies ebenfalls ein Vetter der verhafteten Fritz und Herrinann Friedmann. Eugen Friedmann wohnt in Schöne- berg; bei ihm befinden sich die Kinder des in Bordeaux in Haft gehaltenen früheren Rechtsanwalts Fritz Friedmann . Der Ver- haftete war früher Direktor der hiesigen Jmmobilienbank in der Leipzigerstr. 135 und ist aus Antrag der Nachfolger im Direktorium wegen Unterschlagung verhaftet worden. Er ist am 13. De- zember v. I. aus der Verwaltung der Jmmobilienbank aus- geschieden, deren Aufsichtsrath Dr. Fritz Friedmann noch vor einigen Monaten war. Eine» tödtlichen Ausgang hat ein Unfall genommen, der sich am Dienstag in der Lampenrabrik von Nickel». Fleischmann in der Oranienstr. 187 zutrug. Dort nahm der 45 jährige Arbeiter Johann Prüfer aus der Wrangelstr. 10 gegossene Messingstücke aus einem Beizbehälter heraus und athmete dabei giftige Gase in solcher Menge ein, daß er sofort in ärztliche Behandlung ge- bracht werden mußte. Diese vermochte jedoch sein Leben nicht zu retten; Prüfer ist vielmehr an der Vergiftung gestorben. Selbstmord hat der Weinhändler S., Potsdamerftr. 22, am Mittwoch degangen. Tie Feuerwehr wurde Freitag früh 5 Uhr nach dem Grundstück des Fabrikanten Kunitz , Mariannenplatz 12, gerufen. Dort brannte das dritte und vierte Stockwerk des Quergebäudes, wo sich mehrere Metallwaaren- Fabriken befinden. Erst nach längerem Wassergeben konnte das Feuer auf seinen Herd be- schränkt werden. Die Entstehungsursache des Brandes ist bis jetzt nicht ermittelt worden. WitterungSiiberficht vom 27. Marz 1896. Wetter-Prognose für Sonnabend, den 28. März 1896. Etwas kühleres, zeitweise heiteres, vielfach wolkiges Wetter mit Niederschlägen und frischen westlichen Winden. Berliner Wetterbureau. NunPt nnd MMenfchafk. Ueber die Junafrau-Bahn hielt Herr Professor Koppe auS Braunschweig gestern Abend in der freie» pholographischen Vereinigung zu'Berlin mit Vorführung von Lichtbildern einen Vortrag, welchen er in der letzten Zeit auch öfter in der Urania gehalten hat. Die Jungfrau ist einer der höchsten Berge in der Schweiz , fast 4200 Meter hoch, dessen Ersteigung zu den schwierigsten Unternehmungen gehört. Seit 1839 sind eine Reihe von Projekten zur Erbauung einer Bahn bis auf ihren Gipfel aufgetaucht, von denen das des Ingenieurs Gnyer-Zeller kürzlich die Zustimmung der eidgenössischen Regierung gefunden hat. Herr Gnyer-Zeller will sich an die Wengern-Alp-Bahn an- schließen und von ihrer Station Scheidegg aus. die bereits in beträchtlicher Höhe liegt, die Bahn weiter führen bis zu dem der Jungfrau vorgelagerten Berge Eiger . Der Berg soll dann von der Bahn in einem Tunnel durchquert werden, der bei der Station Mönch auf dem Mönchberge, also schon mitten im Hochgebirge, zu tage tritt. Der Tunnel wird dann weiter in die Jungfrau bis zum sogenannten Jungfraujoch geführt werden, so daß er im ganzen eine Länge von 10,5 Kilometern hat. Von da soll man dann die letzten 70 Meter bis zum Gipfel der Jungfrau in einem Schacht, der im Innern des Berges in die Höhe führt, durch einen Auszug emporgehoben werden. Die ganze Landschaft wurde von dem Vortragenden, welcher an der Vermessung hervorragenden Antheil genommen hat, in prachtvollen Photographien veranschaulicht. Auch machte er aus die besonderen Schwierigkeiten aufmerksam, die einer Vermessung im Hochgebirge entgegenstehen; doch dürste es ihm kaum ge- lungen sein, die Methode der„Photogrammetrie". durch welche diese Schwierigkeiten überwunden werden, klar zu machen; das ist eine Aufgabe, die vor einem mathematisch nicht geschulten Publikum wohl überhaupt nicht möglich ist. Die Weitersührung der Bahn von der Station Mönch bis zum Jungfraujoch und von da bis zum Gipfel der Jungfrau liegt vorläufig noch in weiter Ferne; ihre Herstellung jedoch bis zur Station Mönch wird bereits energisch in Angriff genommen und liegt, wie der Vortragende an der Hand seiner Darstellungen stark hervorhob, durchaus im Bereiche des Wahrscheinlichen. Darin besteht aber auch die Hauptbedeutung der Bahn; denn durch diese Station würde das Hochgebirge bereits erschlossen sein. Von ihr breitet sich ein ewiges Schneefeld meilenweit aus, auf dem sich ein gesunder Schneesport entwickeln könnte. Ueber dieses Schneefeld würde dann eine bequeme Touristen- straße zum Aleischgletfcher und zum Rhonethal führen. Gerade in dieser Erschließung des Hochgebirges liegt, so hob Herr Prof. Koppe mehrfach hervor, das Eigenartige und Anziehende des Projektes.denn dadurch werde es allen Menschenmöglich, auch wenn ihr körperlicher Zustand ihnen das Erklettern der Berge unmöglich macht, und sie auch die großen Kosten einer Gebirgsersteigung nicht aufwenden können, doch für verhältnißmäßig wenig Geld sich den erhabenen und gesunden Genuß zu verschaffen, welchen das Hochgebirge gewährt. Wie freilich im Zeitalter des Kapitalismus, wo der kleine Beamte, der Postkuli z. B., fast gar keinen Erholungsurlaub bekommt, und wo der Arbeiter nur dann Ferien hat, wen» er arbeitslos auf dem Pflaster liegt, ein solcher Genuß auch nur eine». Zehntel aller Menschen zu theil werde» soll, ist uns unerfindlich; diese Aufgabe kann der Kapitalismus nicht lösen. Hoffen wir, daß ihm die Erbauung des geplanten Riesenwerkes gelingt, wie er schon so manches große Kultckrwerk, den Gott- hardtunnel z. B., zu stände gebracht hat. Die weitere Aufgabe, diese Werke dem schaffenden Volke nutzbar zu machen, allen Menschen die Möglichkeit zu gewähren, an den Genüssen der Kultur in angemessener Weise theil zu nehmen, wird dann sein Erbe, der Sozialismus, bewältigen. Sklnvcnlebeu ans einer königlichen Biihne. Vor einigen Wochen kam es auf der Bühne der königlichen Oper in Buda- pest zu einer peinlichen Szene zwischen dem Intendanten Baron Nopcfa und der Opernsängerin Gräfin Jdalia Vasquez. Die Sängerin, von einem Unwohlsei» befallen, wollte ihren im Theater anwesenden Galten zu sich rufen, was der Intendant aber nicht gestattete. Als die Künstlerin sich erholt hatte und von dem Verbote Kenntniß erhielt, schleuderte sie dem Inten- bauten nicht wiederzugebende Jnvektiven ins Gesicht. Dieser Tage hatte sich die Gräsin vor dem Theatergerichte— einer in Budapest befiehenden Behörde— zu verantworten und wurde zu einem Pönale in der Höhe einer Monatsgage, d. i. über 1000 fl., verurtheilt. Die Künstlerin soll entschlossen sein, falls das Urtheil zur Ausführung kommt, im Opernhause nicht mehr auszutreten. GeviiZzks �Seikung. Ein Mordanschlag, welcher seinerzeit bedeutendes Aufsehen erregte, gelangte gestern vor dem Schwurgericht des Landgerichts II zur Verhandlung. Aus der Untersuchungshaft wurde der 21 jährige Buchhalter Wilhelm R ö d l i n g dem Gerichte vor- geführt. Er hat sich auch„Oekonomie-Adjunkt" Friedrich Fort- heim genannt, versichert aber dem Vorsitzenden, Landgerichlsrath Renkhof, daß sein wirklicher Name Rödling sei. Tie Anklage lautet gegen ihn aus Betrug in vier Fällen, ver- suchten Betrug in einem Falle und versuchten Mord. Der Angeklagte, eine kräftige Gestalt mit glattrasirtem Gesicht. macht einen ganz Vertrauen erweckenden Eindruck. Bei Be- fragung über seine persönlichen Verhältnisse behauptet er, daß er aus wohlhabender Familie stamme. Er habe das Gymnasium be- sucht, sei dann ein Jahr lang auf einer K a d e t l e n a n st a l t gewesen, dann aber entlassen worden, weil er dienstunlauglich geworden sei. Dann sei er auf eine Handelsschule gegangen, habe sich der Komptoirlaufbahn gewidmet und sei Buchhalter in der Fahrrad-Fabrik von Lustig u. Lösch in Prag geworden. Von dort sei er geflüchtet, weil er Unterschriften des Chefs gefälscht und 8000 Gulden unterschlagen halte. Er ist dann ans einem Fahrrad durch die weite Welt gereist und schließlich hier in
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten