Melmui Süofe: Ol Grade war das Biest an mir vorbei gerast und hatte mir ein« .anze Psütze über die Beine gespritzt. Da fluchte ich und der im Auto grinste. Jetzt stand das dampfende Ding mitten auf der Straße und tat, als fei es noch nie in Bewegung gewesen Da flucht« der andere und ich grinste. Und er tanzte, mit einer riesigen Hornbrille geschmückt, mit Oelkanne und anderem Handwerkszeug bewaffnet, um den bockenden Reimer wie Wandervögel ums Sonnweirdfeuer. llnd dos Auto sah so unschuldig aus! Aber das hinterlistig« Ding verstand es gut, inich zu täuschen, denn der ander« schimpfte mit ihm wie mit«inem ungezogenen Hund. Er drehte an einer Schraube, klopfte hier, rüttelte da. versuchte den Anlasser,— fluchte— nter di« Karre ging nicht. Fluchte— sah noch der Uhr. „Verstehen Sie was von Autos?" schrie er mich an. Cr war aber nicht böse gemeint, eher war etwas Flehendes in der Stimme. „Bei nassem Wetter spritzen sie.— bei trocknem stauben sie,— auch fahren sie verdammt schnell. Sonst verstehe ich nichts davon." Himmeldonnerwetter und so weiter! Ilm 1 Uhr muß ich in der Stadt sein." „Das sind noch Sä Kilometer mein Herr." „Ich weiß! Jetzt ist es 12 Uhr 36. Verflucht« Saukarre!" Eigenllich wollte ich lachen, weil ich mir in meinen zerlotzchten Schuhen viel sicherer vorkam, als er in feinem Lackkosten. „Wenn ich das nicht schaffe, geht mir dos ganze Geschäft zum Teufel. Himmeldonnerwetter und so weiter!" ärgerte er sich und begann nur leid zu tun. Was oersteht ein Landstreicher von den Eingeweide» eines Autos!'Aber ich fing an daran herum zu basteln. Es war mehr ein Streicheln, ich wollte es sozusagen im Guten schassen. Zuckckck— und beinahe hätte ich im Graben gelegen.?llso das ist ein elektrischer Schlag! Ich rappelte mich wieder zusammen und untersuchte die Stelle genauer. Der elegante Herr drückte auf den Anlasser und zwischen den Drähten schmorte es wie«in Ei in der Pfanne. Der Mann schimpft«— ich griente. Dann bog ich die Drähte vorsichtig auseinander, warum, weiß ich nicht. Der schweißtriefende Gentleman sah nach der Uhr und verfluchte die Zeit und sein Geschick. Verzweifelt drückte er auf den Anlasser. Surrr— surrrrr— es klappt! Nanu? Ich drückte die Drähte wieder zusammen— burr— burr— tu mm— aus! Ahal„Hier an den Drähten liegt's! mein Herr." „Ich denk« Sie verstehen nichts von Autos!" „Nein, ich verstehe nichts." „Dann liegt's auch nicht an den verflu--" „Probieren Sie doch!" Und es lag daran.— Er ist kein schlechter Kerl, er will mir was geben für meine Hilfe. Aber er hat nur großes Geld. „Kommen Sie mit nach Rostock . Hopp! Machen Sie zu! Tempo! Tempo!!" Ich zögere einen Augenblick, weil ich meine Beine nicht de- leidigen will. „Machen Sie doch, los, Menschenskind! Tempo! Tempo! Es ist schon 12 Uhr 421" Also ich rein ins Polster. „Sind Sie nervös?" „Ich nervös? Ich? Keine Spur!" Die Jagd mit den Minuten geht los. 40— 45— 60— zeigt her Kilometermesser. Es ist 12 Uhr 44. Die Chausseebäume rücken zusammen wie ein Lattenzaun. 75— 80— stö Kilometer. Die Landschaft dreht sich um die Mühle im Hintergrund wie eine bunt« Grammophonplatte. 105 Kilometer! Die Kühe sind nur noch Färb- klexe in Grün. „Es geht gut, es geht ausgezeichnet!" schreit der Mann am Steuer durch den kitzelnden Gesang der Maschine. „Wenn's so weiter geht, schaffen wir's noch!" Zunächst ist das, was sich da weit vor uns grau bawegt, noch nicht zu erkennen. Jetzt schon. Eine Herde Schafe. Ein Fluch— so lang wie die Straß« von Wismar nach Rostock . 90— 80 60— 20 Kilometer. Der Schäfer lacht— der Hund bellt— die Schase haben unglaublich viel Zeit. Der Mann am Steuer kocht vor Wut. Sein Finger auf dem Signalknops wird blau. Die Uhr zeigt 12.40! Die Hammel springen genau vors Auto. Aester, gottlose! und der Wagen holpert über zwei Hainmelleiber. Der Schäfer schwingt den Knüppel hinter uns und schreibt, wie mir
mpo! ftempo!! scheint. Ich kann es aber schon nicht mehr recht erkennen.„Wir haben schon wieder 60 draus". stM beriedigt der Rasende fest. „Was kosten zwei Schafe?" frage ich. „Schnuppe, ganz schnuppe— es ist 12 Uhr 50!" Die Häuser eines Dorfes fliegen vorbei wie Papiersetzen im Wind. Ein Gendarm springt erschreckt vom Rade und trudelt mit- samt dein Stahlroß in den Graben, wo die Schweine wühlen. Das macht mir den meisten Spaß. Der Erbfeind ist geschlagen! Durchs Dorf sind wir. Es hat ein paar Hühner gekostet. Sie liefen in selbstmörderischer Absicht mcker die Räder. 120 Kilometer! Weit vor uns geht ein Mensch Nein, er muß gestanden haben. Er ist schon weit hinter uns. Ebenso«in Heuwagen. Wir schleuderten um ihn herum, daß ich fast aus den Polstern geflogen wäre. Bor uns «in Dorf— mein, schon drin,— schon durch! Vorbei an einem Grünen , der das Luch in der Hand mitten auf dar Straße, ge- standen hatte, als wollt« er uns stoppen. Uns! Er ist auch ver. dämmt schnell zur Seit« gesprungen. Ob's diesmal Hühner gekostet hat, weiß ich nicht. Kam auch nicht mehr dazu zu überlegen.„Was kostet der Grüne?" fragte ich noch. Bekam aber keine Antwort. Sah vor uns etwas Hundeöhnliche»— verspürt« einen Ruck... ... als ich die Wirklichkeit wiedersah, war ich damit beschäftigt, mir zähen, schwarzen Schlamm aus dem Gesicht zu kratzen. Ich sah mich um, und stand am Ufer eines breiten Baches neben einer hohen Brück«. Aus dem Wasser krabbelte noch ein Schlamm klumpen. Ich vermutete in Ihm den Autobesitzer. Hinten und vorn konnte ich nur unterscheiden, weil ich mir dachte, daß«in Mensch sich nicht zuerst am Hintsrkopf den Morast abwischt. Allmählich wurden bei ihm auch wieder Naie und Augen sichtbor. Ich hatte mich nicht getäuscht in meiner Vermutung, er war es. Aber— seine Hose, die vordem weiß gewesen, war jetzt eben so unkenntlich wie meine, die vordem Lpcher und Flicken zeigt«. Statt der weißen Schuh«, hotte«r eben solche Klumpfüße wie ich. Mein Hemd, das früher ungefähr erkennen ließ, daß es ganz früher mal grau od«r grün gewesen sein mußte, war eben so blauichwarz wie das seine, das vordem blendend weiß war. Wir sahen an einander herauf und herunter und erkannten uns wieder an«inem zuerst zaghaiten, dann freien Lachen. Plötzlich wurde er ernst. Sein„Wie spät ist es?" inachte auch mich stumm. Wir rannten die hohe Böschung hinauf und standen im nächsten Moment vor einem Blech- und Eisenknäuel, das eher einer riefigen, weggeworfenen Handharmonika glich, als einem Auto. Fünf Schritte hin log der Leichnam eines Hundes.— Wahrend ich oersuchte, in Gedanken aus dem Hausen Gerumpel ein -lackglänzendcs Auto zu rekonstruieren, und die ausgerissenen Chausseesteine chetrachtete, kam ein Lastwagen, den mein Schicksals- genösse stoppte. Wir stiegen auf. Gerade als das polternde Gefährt sich in Bewegung setzen wollte, rief der Mann, der vor 10 Minuten noch eine Hornbrille trug:„Warten Sie bitte einen Augenblick. Meine Aquarelle!" Wir sprangen vom Wogen und suchten in der näheren Umgebung des Schutthaufens, der vor 10 Minuten noch ein blitzsauberes Auto war. Unten,«inen Schritt vom Wasser entfernt, log hie Mappe mit den Kunstwerken... Vor einer Villa stiegen wir ab. Ich mußte mit hinters Haus gehen. Der Mater sagte der Köchin, sie möchte den Herrn Kommerzienrat herausbitten. Es erschien eine sympathisch« aller« Dame und blieb ein paar Schritt« vor uns stehen. Dann erkannte sie den Maler. „Was ist Ihnen denn passiert?" ,L),— nicht» Besonderes, gnädig« Frau" verneigte«r sich. .Kann ich nicht den Herrn Kommerzienrat auf«inen Moment sprechen?" „Rem, lett»«, rnern Mann kommt erst heut« abend.— Aber ich werd« Ihnen Sachen bringen lassen, damit si« sich umziehen können" „Ich bin Ihnen dankbarst verbunden, gnädig« Frau, ich dank« Ihnen! Aber ich sollt« doch heute um 1 Uhr hier sein, um den Kunsthändler kennen zu lernen." „Ich glaube wohl, erst morgen. Herr Ierg." Der Maler sucht« in feiner Tasche und brachte«inen.zerwischten Notizblock zum Vorschein.„Nein, heute, gnädig« Frau. Ich habe es mir notiert, extra, weil ich sonst alles durcheinander bringe. Heut«, Donnerstag, den IS." „Das ist richtig notiert.— Aber heute ist Mittwoch, der 14."
£rich Qrifar: Parlament im dreien Es ist nicht zu sagen, daß es gerade angenehm ist, in einer Riesenstadt wie London Angestellter zu sein. Zwar handhabt mau den Achtstundentag loyal, aber viel Zeit geht verloren, um in das Zentrum dieses unübersehbaren Häufermeers hinein und wiedec herauszukommen. Mittags, wenn sür eine oder zwei Stunden die Arbeit in den engen Büroräumen, in denen ewig die Lampen brennen, ruht, ist schon gor nicht daran zu denken, nach Hause zu fahren und in Ruhe und Bequemlichkeit die stärkend« Mittags« mahlzeit einzunehmen. Und so bleiben denn Zehnlausenda von jungen Menschen in der City. In einem der zahllosen LuNchrooms, die es in manchen Straßen in jedem zweiten Haufe gibt, bestellen sie sich ein billiges Essen, oft nur ein gebackenes Er auf geröstetem Brot oder ein Stückchen Käse, seltener schon eine richtige Mahlzeit mit Suppe und Fleisch, und dann geht's auf die Straße. Draußen haben sich Obsthändler aufgebaut. Milchmänner sind gekornmen. Schokoladenoerkäufer, die ihre Ware an die abfetzen, deren Gehalt nicht mal zum Betreten eines Luirchrooms langt. Und so sieht man die jungen Männer, manche noch mit dem Zylinder bekleidet, der das Symbol ihrer Tätigkeit in einer der Banken ist, andere barhäuptig und die Hände in den Hosentaschen, in den oom Benzin- geruch durchsetzten Straßen promenieren. Wer Zeit genug hat. verschwindet wohl zu einem der nahen Parks, um dort Schwane zu füttern, oder er geht zur St. Pauls -Kathedrale. um hier den Tauben zuzusehen, die von Angestellten und Vorüberkommenden gefüttert werden und die den jungen Mädchen dankbor aus die Schultern fliegen. Doch nicht alle, die da für eine Sttmde oder zwei dem dumpfen Druck ihrer Arbeitssron entronnen(iitd, finden ihr Vergnügen an den dicken Tauben; zu flirten gibt es auch nicht viel, denn die Zahl der weiblichen Angestellten in diesem Viertel ist gering und wo schon eine hübsche Kleine sich sehen läßt, ist sie von drei oder vier Verehrern, weniger um der Verehrung willen, als aus Gründen der Langeweile, umschwärmt und das Ergebnis ist, was man tot- schlagen wollte, Langeweile. Das wissen natürlich auch die Wanderredner, die Sonntags im Hydepart ihre Weisheiten verzapfen, und so kommen sie denn, ein kleines Gestell, aus dem sich mit weniger Handgriffen eine Art Kanzel machen läßt, unter dem Arm und bauen sich mitten im i Bankenviertcl auf, um«inen Angrifj auf Sie Langeweile zu unter- nehmen. Wenige Minuten nur, laum, daß einer dieser Straßen- rodner Zsit gehabt hat, sein Gestell aufzubauen, da sst er schon
von einigen Dutzend Neugierigen umschwärmt. Aus den Neugierigen werden Zuhörer und ehe noch der Rcdnar, der für die christliche Heilslehre werden will, mit dem Gebet fertig ist, das seine Ansprache einleitet, hat sein Konkurrent, der für die rein« Wissenschaft unter Ausschaltung allen Aberglaubens eins Lanze bricht, fuirszig Mann um sich versammelt. Mit der Zahl der Zuhörenden wachst die Begeisterung und war zunächst nur mit dem Munde sprach, redet mm mit Kopf, Händen und Füßen zugleich. Da' kann der Mann von der Nattrrheillunde nicht viel werben, aber er hat Zeit. Bald ist nebenbei die Zahl der Zuhörer sa groß geworden, daß die Letzt«» nicht mehr oerstchen. was da vorn« gejagt wird. Und nun hat auch der Naturheil künden rann seine Zuhörer. Nicht viel, ober seinem Ehrgeiz genügt«S. Nebenan hat ein alter Mann ein halbe« Dutzend Menschen um sich versammoll, denen er gerührt seine Lebensgeschichte erzählt. Zum Nutzen der Jungen, denen er immer wieder sein„l-ewk up" zuruft.„Paßt auf!" Das werden sie wohl tun, d«nn sie sind ja jung und zum Aus- passen hergekommen. Da hat sich mich ein struppiger Prolet aus die Brüstung, dt« den Platz oon ein«r tieserliegenden Straße ab- grenzt, geschwungen, um den Leuten, die ihn umdrängen, vom Sowjet Paradies zu erzählen. Da kann nun keiner von den anderen mit. Nicht der Katholik, nicht der Naturheiltundemann, nicht der Weife, nicht der Evangelist, wo es was über Rußland zu hören gibt, da stauen sich die Massen. D«>m Rußland , das ist noch ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muß. Für oder gegen, dos ist gleich, aber das Thema geht den Menschen von heute an, der sich aus den Zustanden, in denen er lebt, heraussehnt. Freilich, hier gibt's auch di« meisten Zwischenruf« und der Redner hat nicht die Lammsgeduld des Evangelisten nebenan, der sich jeden Einwand mit überlegener Ruhe anhört, um ihn mit der gewohnten Routine abzuttm. Wer von Rußland was weih, kämpft um seilte Meinung, und so gibt es hier allerlei interessantes Leben. Aber die Köpfe schlägt man sich nicht ein. Der Schutzmann. der sich auch eingesunden hat, hat nichts zu tun. sagen darf man hier, was man will, und handeln... Gott ja, um zwei ilhr, da wird wieder gehandelt. Baumwolle, Stahl, Seite, also was sie wollen. London sst ein Zentrum des Wellhandels. lleberhaupt die Zuhörer. Da gibt es alt« Grauköpfc, deren einzig« geistige Nahrung diese Reden sind und junge Burschen, die hier chre erst« Lektion in der Politik bekommen, die alles noch sehr wichtig nehmen, und alle erfahrene Arbeiter, die oon der über- legenen Warte eines gefestigten Standpunktes aus halb amüsiert anhören, was man ihnen hier mit vielem Ernst vorträgt. Stamm- gaste gibt es auch, die lebeü Mittag wieder zu dem gleichen Redner gehen, die ihm den Vorwand geben, seine Rede zu halten, itze
memaich sonst hören will. Denn das ist das Schöne bei diesem Parlament: niemand muß zuhören, wenn er nicht will. Und jeder kann sich den Redner aussuchen, der ihm zusagt. Alle können zu gleicher Zeit reden und dennoch stört keiner den anderen. Und wer nirgends zu Worte kommen kamt, hier kamt er sein Steckenpferd reiten und scheu, ob er Anhänger bekommt. Und obwohl jeder der Ztedner aus seiner Stimme rauszuhalen versucht, was drinsitzt, d:s Luft, der Lärm der nahen Straße schlucken viel oon seinen Worten und wer sich nur fünf Meter well wagstelll, hört vonjill den schonen Reden nichts. Rur wemt die Frommen ihren Speech beendet haben, gibt's einen Augenblick mehr Geräusch, weil sie sich em Liedchen singen. Aber bei den Frommen stehen nicht viel mtd.so klingt auch dieses dünn. Nur ein halbes Dutzend origiueller Typen. denen das Singen um des Singens willen Spaß macht, fallen in die Melodie des Vorsängers ein, um. wenn sie fertig sind, beim nächsten, der ein Lied anstimmt, ebenfalls mitzusingen. Ein seit- samer Gesangverein, der sich da produziert. Ihn anzusehen ist interessanter als ihm zuzuhören. Einer, der den Mund sehr weit ausreißt, hat ein verbundenes Auge, wie die Männer in den G«> schichten aus den Derbrechervierteln es gewöhnlich haben. Ein anderer sieht aus wie Jesus . Wenigstens hat er einen Bart, der 12 Jahre lein Messer mehr gesehen. Aber auch sehr bürgerlich aussehend« Sänger gibt es, die aus Ueberzeugung ihre Stimme ertönen lassen. Und das sst gar nicht gut. denn wo soviel Ueberzeugung sst, du sind die Geschäfte schlecht für die, die reellere Dinge als Weisheiten und Wahrheiten an den Mann zu bringen haben. Denn in diesem Gedränge gibt es auch welche, die mit Seife und Gummikragen handeln. Einer hat sogar einen richtigen Stand ausgebaut und zeigt den Zuschauern, wie man mit Hilfe eines„Storchschnabels" eins Zeitungszsichnung oder irgendeine Zeichnung vergrößern kann. Und merkwürdig, obwohl doch ein photographijchcr Bergrößerungs- apparot heute aktueller ist, es gibt immer noch Leute, die sich einer. Storchschnabel kaufen. Er kostet ja auch nur einen Schilling. Inzwischen geht die Uhr auf zwei. Truppweise bröckeln die Hörer ab. Die Redner müssen zum Schluß kommen. Da und dort versucht noch ein Hörer eine Diskussion in Gang zu bringen, aber die Zell vergeht. Die Redner packen ihre Gestelle ein, ziehen sick den Mantel wieder an, den sie in der Hitze des Gefechtes ausgezcfgsn. und wenige Mimiten nach zwei ist der Platz leer, auf dem eineinhalb Stunden ein Parlament im Freien getagt hat.
Salamon äkmibUser: 3n diefem Moment... Jetzt, während ich beim Schreivtssch sitz« und nachdenke... liegen Tausende und krümmen sich vor körperlichen oder seelischen Schmerzen... erscheint der Tod und reißt Mütter von Kfndern und Kinder von Müttern fort____ Jetzt, in diesem Moment werden Gefängnisse geöffnet und junge Menschen hineingebracht, um Monate oder Jahre darin zn verleben... und die vielleicht dasselbe verbrochen haben wie ich. nur etwas ungeschickter und ehrlicher... während ich hier sitze, Zigaretten rauche und jederzeit hinausgehen kann in eine Bar oder sonstwohin... Jetzt, in diesem Moment läuft aufgeregt auf einer Brücke ein junges Mädchen. Si« wartet, bis die dort Gehenden verschwinden werden, damit si« sich dann ins Wasser werfen kann und ertrinken. War ist geschehen? Ihr Freund hat sie im Stich gelassen. Ach, all« Menschen lassen sich gegensellig im Stich, das ist schon so. ein finsteres Gesetz. Wenn alle sich deshalb ertranken würder.' wäre ja die Well leer... Das möchte ich diesem dummen Mädcher sagen, aber sie itt messen well entfernt und kann mich incht hören und deshalb muß sie zugrunde gehen... aus dem sinzigen Grund. weil sie mein« Stimme nicht vernehmen kann, muß dieses unschuldige Leben enden. Ist das nicht merkwürdig? Jetzt, während ich hier an meinem Schreibtisch sitze und nach- denke, seh« ich plötzlich, daß verregnete, finstere Parkanlagen von alten und jungen, zermürbten Menschen aufgesucht werden, un: die Nacht dort zu verbringen... irgendwo in schmalen, finstern, un. heimlichen Gassen spazieren junge Menschan, um sich diese?iacht zu verkaufen____ Jetzt, in diesem Moment sigen bebrillte und gelehrte Herren und denken nach über die Rätsel des Lebens und glauben endlich etwas Licht entdeckt zu haben. Ach, das haben sie schon vor tausend Jahren getan und da? weiden sie tausend Jahre später noch bin und dabei immer glauben, daß si« endlich etwas Licht in dieser Duntelhell entdeckt haben... Jetzt, in diesem Moment geschehen plötzlich Dinge— es wird mir schwindlig, wenn ich alle Möglichkeiten überdenke... ich halt« es für klug, die Zigarette noch auszurauchen und mich dann schlafen zu legen. Das Bett ist gemacht und eine Flasche Wein ist auch vorhanden und ich gebe zu, es sst leichter, über fremd« als über eigene Schmerzen zu dichten... das gebe ich ohne welleres zu... ich will nickst verhehlen, daß ich es gut habe... wirklich gut... aber auch nur in diesem Moment; im Grunde bin ich ja verwundet. denn ich habe bereits Angst, daß ich mll diesen Zeilen das Schicksal an meine Existenz«rinnert habe und möglicherweise morgen schon zu jenen Elenden gehöre, die mir leinen Moment aus dem Kopfe gehen und deren Leiden ich, mll Ausnahme dieses Augenblicks, sonst immer mll mir herumtrage!— So verwundet bin ich.
Sind Schlupfwespeu nützlich? Wie weitgehend der Mensch in seinem Kampfe gegen die Zerstörer seiner Kulturpflanzen, bestm- der» aus dem Reiche der Schmetterlingsraupen, von den Schlupf- wespen unterstützt wird, zeigen die neuesten llntersuchungen dieser Frag«, die der russssche Zoologe F. Meyer an Raupen das Kohl- und Rübenweißlings ausfübrte. Er stellte fest, daß von den Kohl- weißlinasraupen einige 80 Prozent, von den Rübenweißlingsraupen etwa 10 Prozent ven Schlupfwespsneiern bzw. Maden befallen waren. Dabei zeigte sich ober die sehr interessante Tatsach«, daß die befallenen Raupen den Eindringlingen nicht rettungslos preis- gegeben sind, es gelingt vielmehr den Raupen in einigen Fällen. die in sie abgelegten Eier abzukapseln und zu zerstören. Es sterben also nicht alle befallenen Raupen, sondern einige entwickeln sich bis zum Schmetterling weiter, so daß dadurch der Nutzen der Schlupfwespen ganz erheblich herobgeietzt wird, denn der Prozent- satz der Raupen, die sich trotz der Iissektion mit Schlupf wespen- eiern weller entwickeln, ist ziemlich bcirachtlieb. So entwickeln hundert von der Schlupswefpe /cpeniele- angestochene Rüberaveiß- lirgsraupen vierzig zu ganz normalen Schmetterlingen. Aufschwung des Fraueubilduug-wesens in Japan . Die aus kleinen Anfängen hervorgegangene, heute zur bedeute ndsten Bll- dungsstätte der Frau in Japan geworden« N'hon Joschi Daigaku, die japanssche FrauenunioerssitÄ in Tokio , konnte vor einiger Zeit ihr 2SjLhrtg«s B? stehen feiern. Die Geschichte dieser Universität, die heute von mehr als 1100 Studentinnen besucht wird, ist ein getreues GptegokbiÄ» des Aufschwunges, den das Frauenbi'dungswesen'im Lauf der letzten kVibr« in Japan genommen bat. Heute gibt es dort über 700 höhere Mädchen schössen. 2 staatliche Mädchenly-cen, 2 private Hochschulen für Frauen, 14 Anstalten nach Art der englischen Colleges und 4 Spezrolhochjchulen für Medizin und Zahnhsilkundt.