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Nr. 220 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts Diens

Adelsmann und Adelszeichen

in der deutschen Republik

Bekanntlich ist nach der Lehre der römischen Kirche der dem Kleriker mit der Ordination( Priesterweihe) eingeprägte Charakter unaustilgbar und unverlierbar, so daß der einmal gültig Ordinierte nie mehr in den Laienstand zurückversetzt werden oder zurückkehren fann. Wer als Fremder offenen Sinnes durch die deutschen   Gaue wandert, muß auf Grund seiner täglichen Beobachtungen zu der lleberzeugung gelangen, daß man hierzulande allgemein des un­erschütterlichen Glaubens sei, der angeführte Lehrsatz der Kirche habe auf die Mitglieder der früheren Adelsfamilien entsprechende An­wendung zu finden, und demnach müsse auch dem deutschen   Adel ein Charafter indelebilis innewohnen. Daß bereits vor mehr als zehn Jahren der Adel und seine Vorrechte durch die Reichsverfassung abgeschafft find, vermag felbst ein scharfes Auge kaum zu erkennen. Ueberall vom schönen Schwabenland im äußersten Süden bis zum ..Fürstlichen Residenztheater" in Putbus   im hohen Norden werden dem deutschen   Bolt, mit stillschweigender Zustimmung der Staats: behörden, neue Geßlerhüte in Form frischlafierter Embleme und Hoheitszeichen des augenscheinlich nur auf dem Papier abgeschafften Adels vor die Augen gestellt. Dazu bemühen sich zahlreiche Tages­zeitungen im deutschen   Michel die ihm seit den Zeiten der Heren­verbrennungen eingebläute Wahnidee von den Menschen zweierlei Geblütes lebendig zu erhalten, indem sie dafür sorgen ich erinnere nur an die Berichterstattung in dem bekannten Mordprozeß Graf Stolberg, daß die früheren Titulaturen und Präditate nicht in Bergessenheit geraten und entgegen dem Willen der Weimarer   Ver­faffung dem Deutschen Bolke, einig in feinen Stämmen" erhalten

bleiben.

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Nach Art. 109 der Reichsverfassung gelten Adelsbezeichnungen nur mehr als Teil des Namens. In der Rechtsprechung des Reichs­gerichts ist anerkannt, daß diese Vorschrift ein Gesetz ist, das mit sofortiger Wirkung in Kraft getreten ist. Es war wie das Reichsgericht in Bd. 109, S. 253, seiner Entscheidungen in Zivil­fachen zutreffend ausgeführt die Absicht des Reichsgesetzgebers, bisher adlige Namen den bürgerlichen Namen in jeder Be­ziehung gleichzustellen, das bisherige Adelszeichen nicht anders als eine Silbe im Namen zu behandeln. In Widerspruch mit dieser gesetzlichen Absicht wird nun den früher adeligen Namen in Presse­berichten und auch anderswo vor gleichlautenden bürgerlichen Namen fast stets ein Vorzug zugestanden, und bewußt oder un­bewußt ein Vorrang dadurch eingeräumt, daß bei den früheren Adelsnamen auch die frühere, die Zugehörigkeit zu einem besonderen Stande betonende Ausdrucksweise beibehalten und so dem betreffen den Namensträger durch die Art seiner Benennung auch heute noch

die Zugehörigkeit zum Adel attestiert wird.

Mit den früheren Adelsbezeichnungen wie Prinz, Fürst, Graf usm. völlig gleichlautende bürgerliche Namen bilden, wie aus jedem größeren Adreßbuch zu ersehen ist, durchaus teine Seltenheit. Auch die den eigentlichen Adelsbezeichnungen regelmäßig beigefügten, ursprünglich lediglich die Herkunft oder den Wohnsiz anzeigenden Zufäße wie von Schwerin  " ,,, von Luxemburg  ", finden ihre Parallele in zahlreichen bürgerlichen Namen, so z. B. in den in Westdeutschland verbreiteten Bauernnamen Schulte und Meier und den ihnen meist beigefügten Herkunfts- oder Wohnortsangaben wie Schulte von Hagen", Meier zu Berghausen". Während mun bei den früheren Adelsnamen, um sogleich die Zugehörigkeit ihrer Träger zum Adel in die Erscheinung treten zu lassen und hervorzuheben, die Adels­

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bezeichnung als solche dekliniert, ferner der Vorname hinter die Adelsbezeichnung gefeßt und außerdem das von" als besonderes Adelszeichen inv." abgekürzt wurde fo sprach man z. B. von dem Gute des Fürsten Otto v. Bismarc war eine derartige Sprech- und Schreibweise bei den an sich völlig gleichartigen bürger­lichen Namen nicht üblich. So dürfte noch niemand auf den Ge­danke gekommen sein, etwa einen Brief an den Schulten Anton v. Hagen( statt an Anton Schulte   von Hagen  ) zu adressieren. Der bürgerliche Name bleibt in Deutschland   in allen Fällen starr. In der polnischen Sprache führen allerdings die Frauen ganz allgemein den auf ti" endigenden Namen ihres Mannes mit der Endsilbe ,, ka". Der deutschen Sprache ist ein ähnlicher all gemeiner Sprachgebrauch unbekannt. Weibliche Namensformen, wie sie seit vielen Jahrzehnten nur noch von den weiblichen Mit gliedern der Adels familien geführt werden, z. B. Fürstin, Gräfin, find ausschließlich Standesbezeichnungen. Das gleiche gilt von den dem früheren Adel eigentümlichen Adjektivformen ,, fürstlich" ,,, gräf­lich" usw. Diese Adjektive bedeuten stets: Hörigkeit des Adels", während bei einem bürgerlichen Unternehmer, wenn z. B. der Kauf­mann Fürst ein Kaffeehaus errichtet, fein Mensch auf den Gedanken fomen wird, das neue Café Fürst" als Fürstliches Café" zu bezeichnen.

Ein lediglich für die früheren Standesbezeichnungen in Geltung gewesener Sprachgebrauch fann natürlich die Standes­bezeichnungen selbst nicht überdauern. Die dem Adel eigentümlichen und von ihm nicht zu trennenden Sprachformen müssen deshalb mit den Standesbezeichnungen selbst als durch die Reichsverfassung ab| montiert gelten. Seit dem Inkrafttreten der Reichsverfassung und des Preußischen Gesezes für die Aufhebung der Standesrechte, vom 23. Juni 1920 find alle Vorrechte des früheren Adels dahin. Nach Art. 109 der Reichsverfassung sind alle Deutschen   vor dem Gesetze gleich. Damit gelten auch für den früheren Adel die allgemeinen Borschriften des bürgerlichen Rechts, nach denen der Familienname unveränderlich und gleichlautend ist für Mann und Frau, für Sohn und Tochter. Es hieße in der Tat den Sinn der Verfassung in fein Gegenteil verkehren, wenn man der Frau des Krautjunkers Graf von Habenichts erlauben wollte, sich als Gräfin zu bezeichnen, während ihrer Gutsnachbarin der Witwe des Malers Graf dieses

Recht nicht zusteht.

Prinzen und Prinzessinnen mögen in schönen Kindermärchen­büchern weiterleben. Auch soll es jedem unbenommen bleiben, sich in seinen vier Wänden von seinen dafür bezahlten Lakaien und sonstigen Trabanten Titulaturen feudalster Art beilegen zu lassen. Wer trotz der angeblich übergroßen steuerlichen Belastung des Be­sizes noch zuviel Geld hat, mag auch seine Zaunpfähle in feinen Hausfarben" neu anstreichen lassen. Jedenfalls müssen aber Adels. namen   in Form von Standesbezeichnungen und Adelszeichen jeder Art auf öffentlichen Anschlägen und überhaupt im öffentlichen Ber­tehr allmählich verschwinden, damit jeder, der die deutschen Lande durchreift, auch rein äußerlich das Gefühl hat, in der reinen Luft eines freien Volksstaates zu leben. Diejenigen aber, die sich von den verstaubten Requisiten längst vergangener Zeit noch immer nicht zu trennen vermögen, sollten doch bedenken, daß die alten Märchen zumeist mit den auch hier zutreffenden Worten beginnen: Es war einmal..." Oberlandesgerichtsrat Veltkamp in Hamm  .

A. M. Frey: Das älteste Krokodil

Hier sehen Sie den Riesenalligator, die große Panzereidechse| Lides weg vom gelbgrünen Auge, das leblos blinkte wie ein Beryll; Ameritas, auch Kaiman genannt," sagte der junge Tierwärter im Innern der Schaubude und bewegte sich somit überraschend gut auf 300logisch fundiertem Boden.

Nun darfst du ja nicht Alligator verwechseln mit Regulator oder Irrigator," ermahnte neben mir ein Oberlehrer sein Töchterchen. Gewiß nicht, Papa," versprach das gute Kind. Irrigator ist,

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wenn man

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Halt," unterbrach der Bater. Welcher undeutschen Wendung befleißigst du dich? Ist, wenn man" sagen schludrigerweise nur grammatisch denkfaule Schüler, Aennedore!" Die verschüchterte Tochter wich aus und nahm etwas Neues in Angriff. Der Herr Regulator Himsel" begann fie.

Aber, aber!" fuhr der Vater dazwischen. Du meinst meinen Freund, den Registrator. Was jedoch, nun sag es schnell, ist ein Regulator?"

Eine Beschleunigungsmaschine," begann Aennedore zu weinen. " Wie?" staunte der Berblüffte. Eine Uhr wäre für dich eine Beschleunigungs" dann aber hatte er es. Die Ungeratene dachte an den Afzelerator.

,, Gehen wir," befahl er schmerzlich. Und zwar zu Hause. Zur Entwirrung deines gehirnlichen Durcheinanders werde ich Stunden benötigen."

Mit einem wehmütigen Blick auf den knallbunten Papagei, den fie noch gar nicht recht genossen hatte, verschwand Aennedore an der Hand ihres Erzeugers.

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Solche Dinge tann ein Alligator anrichten, wenn man ihn nicht einfach Kaiman nennt.

Ich blieb allein mit dem jungen Wärter und der angeblich vier­hundertvierunddreißigjährigen Bestie, die in einem blechverkleid ten Troge lag, halb nur unter Wasser gesetzt, mit gemächlich sich blähen­den Flanken. Es kümmerten sich offenbar wenig Menschen um diese

Reliquie.

In 434 Jahren hat es die alte Dame nur zu einer Länge von fnapp einem Meter gebracht, äußerte ich bewundernd gegen den Wärter, der eins der angeblich in voriger Woche geborenen Jungen aus der Tasche zog. Er nickte zufrieden. Seine Alligatorentennt­nisse waren in dem einen zu Anfang geäußerten Satz erschöpft. Er mußte nicht, daß Kaimane in solchen Altershöhen wie den hier be­haupteten längst ihre vier Meter erreicht haben.

Wachsen halt langjam," jagte er nachdenklich. Alles ist hornig und hart, beinahe schon ein Stein. Denken Sie mal, ein Stein wächst: der fäme in hundert Jahren auch nicht groß vom Fled." Als wollte er doch ein wenig nachhelfen, griff er einen toten Fisch aus einem schmutzigen Eimer auf und hielt ihn der Eiderhfe vor die abgeseimten Nafenlocher. Aber sie war nicht bereit, ihr Bachstum zu fördern. Einmal bloß rollte der fleine Borhang des

dann lag es wieder im Schlaf der Jahrtausende. Jawohl, hier muß man sagen: der Jahrtausende, obgleich die Jahrhunderte, die fein Besizer ausposaunte, Schwindel waren. Hier dufelt unverbildet weiter das indolente Raubtiergemüt unzähliger Vorfahren.

Weil es den Bissen nicht nahm, wurde so etwas wie fünstliche Ernährung versucht. Der Wärter wollte sich nicht lumpen laffen, er flappte des Zöglings Rachen auf, indem er den Oberfiefer mit gehateltem Finger hoch riß, und warf den Biffen in rosenrote Tiefe. Er rutschte quer bis in die Maulwinkel, dort blieb er liegen, die Klappe flatschte zu.

, 434 Jahre," fing ich an. Sagen Sie, das beschäftigt mich, auf welche Weise hat man denn das Alter des Tieres berechnet? Ich darf doch wohl nicht annehmen, diese Firma sei so grau, daß sie schon bestand, als das Tier zur Welt fam, wie?"

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Er lenkte ab." Sobald, mein Herr, ein wenig mehr Besucher eingetreten find,"- ich war der einzige eingetreten find," ich war der einzige werden mein Kollege und ich die große Schlange zeigen. Sie ruht dort im Kasten auf gewärmtem Boden. Es ist ihr nicht zuträglich, oft herausgeholt

zu werden."

Die Schlange wird meine ganze Anteilnahme haben; aber vor­erst möchte ich wissen, wie das mit dem Alter des Kaimans ist." " Wir haben Dokumente."

Die genau auf 434 Lenze lauten?"

Jawohl, mein Herr," betonte er sehr sicher. ,, Welcher Art find die Dokumente?" ,, Mancherlei Art. Schriftlich überliefert und mündlich verbrieft." Aha. Wohl besonders mündlich verbrieft?" " Durchaus, mein Herr."

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Der junge Zoologe saß immer fester im Sattel. Er sah meine Ergebenheit vor untrüglichen Beweisen. Alles auf das genaueste in Ordnung," schloß er. Da fehlt kein Jährchen, mein lieber Herr." " Kein Härchen, meinen Sie obwohl ich bisher nicht wußte, daß Krokodile behaart sind," sagte ich." Denken Sie einmal, am Ende haben Sie Kolumbus   selbst, den Entdecker Amerikas  , zum Beugen? 434 Jahre ist Ihre gepanzerte Tante alt? So ist sie 1492 aus dem Ei getrochen; da hat Kolumbus amerikanischen Strand betreten. Vielleicht, als er den heißen Sand der Küste mit Fuß und Hand berührte, schlängelte sich vor ihm aus zerbrochener Schale eine winzige Eidechse Peine   andere als die, die hier nun ruht, den sogenannten Schellfisch quer im Rachen."

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Einen Angelschellfisch, mein Herr."

Es hätte aber auch geschehen können," fuhr ich prophetisch fort, daß jener Christof Kolumbus, als er nach zweimonatiger Segel fahrt erlöst ans Ufer sprang, unachtfam, wie man schon ist, wenn man so lange auf Dec gefeffen hat, mitten in das Kaimanei hinein gestolpert wäre und es zertreten hätte!"

Dienstag, 13. Mai 1930

Der Bursche schaute ängstlich drein.

Nun hatte ich die Oberhand. Da sehen Sie es!" rief ich groß­artig. Was wäre dann aus Ihnen geworden?"

" Wir hätten die Schlange noch- murmelte er fleinlaut, die ich Ihnen jetzt zeigen will. August!"

" Keine Schlange!" ordnete ich an. Mir genügt, was ich erlebt habe." Ich wandte mich, um zu gehen.

" Wollen Sie bitte das älteste Krokodil der Erde weiter emp­fehlen. Die Direktion sagt ihren verbindlichsten Dank."

" Bestimmt!" versprach ich. Einen Blick warf ich noch zurück. Schwarzgrau wie Fels lag es im Wasser. Unbeweglich. Mit den faltigen Vorhängchen über den Beryll- Lichtern, die mündlicher Ver­briefung zufolge von nun an in die Augen des großen Christofo Colombo seinerzeit geschaut haben werden. Historische Begegnung, heutigen Tagen lebend aufbewahrt in einer Schauburde!

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So wird es kommen. Ich sah die Grübelfalten auf der Stirn des Wärters und des Budenbesizers neugierig hergebogenes Unternehmerhaupt. In Zukunft wird man hier innen erzählen die verbürgte Geschichte vom Kaiman und vom Christof. Natürlich war das Tierchen unter den Geschenken, die der große Seefahrer zurückbrachte und darbrachte der spanischen   Königin Isabella. Dort einmal angelangt, führt ein glatter Weg voll einwandfreier Sta­tionen in unser 20. Jahrhundert.

Alles gut. Aber der Fisch hing immer noch, silberig auf­glänzend, links und rechts aus dem Basaltschädel. Freilich, wenn man ein halbes Jahrtausend lang mancherlei verschluckt hat, lohnt es fich faum mehr, irgend etwas noch zu verschlucken es auch ein Hering, der sich ausgibt als Angelschellfisch.

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und wäre

100 Jahre Französisch- Algier

Das offizielle Frankreich   begeht mit großem Gepränge in Al gier die Jahrhundertfeier seiner folonialen Fußfaffung in Afrika  . Nach Algier   verfielen Tunis   und das gesamte Hinterland bis zum Kongo seiner kolonialkapitalistischen Expansion; zuletzt, infolge des Weltkrieges, Marokko   und die Protektoratsgebiete" Kamerun   und Togo  .

Algier  , Jahrhunderte hindurch der gefürchtetste der vier Bar­baresfen- und Seeräuberstaaten, stand bis zum Jahre 1830 unber einer losen türkischen   Oberlehnsherrschaft mit einem Vizelönig( Den) an der Spize. Frankreich  , das seit den Tagen Ludwigs XIV. eine konsularische Vertretung am Hofe des Dey unterhielt, hatte unter dem Direktorium große Mengen Getreide aus dem fruchtbaren Lande bezogen, war aber die Kaufsumme den Lieferanten, Kaufleuten der Stadt Algier  , zum größten Teil schuldig geblieben. Diese hatten

in der Folgezeit ihre unter der Restauration der Bourbonen   teil­weise anerkannten Forderungen an den Den abgetreten, der damit unmittelbar Gläubiger der französischen   Regierung geworden war.

fragte Den Hussein den französischen   Konful Duval nach dem Stande Gelegentlich eines diplomatischen Empfangs am Beiramfest der von Frankreich   unter allerlei Vorwänden hinausgezögerten Schuldenregulierung. Duval gab eine ausweichende, nach andern Darstellungen eine frech- herausfordernde Antwort, worauf sich der türkische   Despot hinreißen ließ, mit einem Fliegenwedel, den er stets bei sich führte, dem Konful ins Gesicht zu fahren. Das war der be­rühmte und verhängnisvolle Fächerfchlag von Algier  , die Beleidi­gung Frankreichs  , der äußere Vorwand zunächst für Verhängung der Küstenblockade und dann des Kriegszustandes. Es war dem Re­aftionsminister Polignac hauptsächlich darum zu tun, durch Erobe­rung von Kolonien den Patriotismus anzufachen, die Aufmerk­samkeit von den inneren Angelegenheiten abzulenten und sein Re gime populär zu machen. Das letztere ist ihm jedoch, wie der Ver­lauf der Julirevolution zeigte, nicht gelungen.

Nachdem General Bourmont Ende April 1830 in Toulon   den Oberbefehl über die 40 000 Mann starte und artilleristisch mächtig ausgerüstete Landungsarmee übernommen hatte, fonnte er wenige Wochen später im Tagesbefehl befanntgeben: 3wanzig Tage haben genügt, um einen Gegner gefügig zu machen, vor dem die Welt jahrhundertelang gezittert hat." Die als Strafexpedition gegen den Den ausgegebene Unternehmung endete mit der dauernden Inbefiz­nahme des Landes. Der Auflauf der Kolonisation" und Bazi­fitation" ist der typische: blutige Aufstände und blutige Unter­drückungsaktionen in jahrzehntelanger Abwechslung. Europäische Kolonisten werden ins Land gerufen; das ihnen zugewiesene Land wird der eingeborenen Bevölkerung zwangsweise enteignet: Klassen­fampf, verstärkt durch Rassen- und Religionsgegensätze. Alle schönen Reden über den neuerlichen ,, wunderbaren Aufschwung" der Kolo­nie fönnen nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie wie alle anderen hauptsächlich Ausbeutungsobjeft war und geblieben ist.

Wenn vor hundert Jahren öffentliche Meinung und Regierun­gen Europas  , mit Ausnahme Englands, den Ausgang des Algier­fonflikts mit Befriedigung aufnahmen, so hatte dies seine begreif­liche Ursache in dem Wunsche, von der Seeräuberplage be­freit zu werden, die schon zu lange und schwer auf den Mittelmeer­Gewässern lastete. Die übermütigen Korfaren hatten es schlimm ge­trieben. Von der heimischen Regierung gleichsam organisiert, die den achten Teil der Beute für sich in Anspruch nahm, fonnten sie ihr Handwert bis zum Jahre 1830 fortfehen. Viele seefahrenden Nationen und Staaten suchten ihre Schiffahrt durch Leistung tri­butähnlicher Abgaben für Ausstellung von Schiffspässen und Ge­leitsbriefen von der Gefahr der Piraterei loszukaufen, so unter an­derem auch Bremen   und Hamburg  . Selbst die Vereinigten Staaten  von Amerika   zahlten eine Jahressumme von 200 000 Dollar an H. D.  Lostaufgeld.

Funde aus der Urzeit des Menschen Prof. K. Absolon   von der Brager Universität hat in Mähren   an verschiedenen Plägen, so besonders bei Wisterniz( halbwegs zwischen Wien   und Brünn  ), unter 10 wohlabgefeßten, im ganzen 10 Meter hohen Schichten, deren Gesamtablagerungszeit er auf rund 100 000 Jahre schäkt, eine Un­menge von Knochen und Geräten gefunden. Sie beweisen, daß die Menschen vom Aurignactyp, die hier lebten, Mammutjäger waren und nach der ungeheuren Zahl der Knochen zu schließen- furcht­bar unter den gewaltigen Dickhäutern aufgeräumt haben müssen. Die Jagd wurde in der Weise ausgeübt, daß man die in Fallgruben gelockten Tiere von oben her mit einem mächtigen, an Seiten be­festigten Stein so lange bearbeitete, bis sie verendeten.

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Eine Riefin, die noch immer wächst. Der Fall einer rumänischen Frau im Alter von 29 Jahren, die gegenwärtig in einem Kranten­hause ihrer Heimat in Behandlung ist, erregt allgemeines Aufsehen im Lande. Die Frau mißt jett 2,10 Meter, und sie wächst noch immer weiter. In ihrer Kindheit hatte sie eine durchaus normale Größe. Sie fing erst an, übermäßig zu wachsen, als sie ein junges überschritten hatte. Sie mußte fich einer Blinddarmoperation unter. Mädchen wurde, ganz besonders, nachdem sie das 20. Lebensjahr ziehen, und seitdem nimmt ihr Wachstum so start zu, daß die Aerzte für ihr Leben fürchten. Merkwürdig ist, daß diefe Riesin fiebe Geschwister hat, die alle von durchaus normalem Buchs find.