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Unter der Anklage der Blutschande. Der Amts- und Gemeindevorsteher von Aornim-Bornstedt vor Gericht. Mil einem Zeugenausgebot von 45 Personen begann heule vor dem erweilerlen Potsdamer Schössen- geeicht unter Vorsitz von eandgerichtsdirettor VZarmuth der Prozeß gegen den am 20. März tSSZ geborenen Amts- und Gemeindevorsteher von Bornim-Bornstedt 2lrtur grenzet. Die Anklage tautet auf Blutschande und Silt- lichkeitsverbrechen. begangen an seiner jetzt ISjährigen Tochter Gertrud. F r e n z e l, der sich seit dem 7. März dieses Jahres in Unter- suchungshaft befindet, bestreitet jede Schuld. Unter den Zeugen sieht man Pfarrer Schenk aus Bornim und dessen Frau, bei denen jetzt die Tochter Freuzels untergebracht ist. Im Bornimer Pfarrhaus vertraute sich die zur Frömmelei neigende Gertrud den Pfarrersleuten an, daß ihr Bater sie seit ihrem 11. Lebensjahre mit Gewalt unter Drohungen mißbraucht habe. Als Sachverstän- d i g e treten auf: Kreismedizinalrat Dr. Geißler und Frauenarzt Dr. med. choeck aus Potsdam . Der Angeklagte ist Obermeister der Schornfteinfeger-Zwangsinnung im Regierungsbezirk Potsdam . Ab- geordneter im Brandenburgischen Provinziallandtag, Abgeordneter d-es Kreistages Osthavelland . Vorsitzender der Wirtschaftspartei, Kreisbrandinspektor von Osthooelland und vieles andere mehr.' F. bekleidete im ganzen etwa 2 l> E h r e n ä m t e r. Er ist Vater von drei erwachsenen Töchtern. Auch eine zweite Tochter hatte gegen ihren Vater seinerzeit schwerste Vorwürfe erhoben. Später sind diese Anschuldigungen widerrufen worden. Die große Frage in diesem Prozeß ist die, inwieweit darf man der ISjährigen Tochter Gertrud Glauben schenken? Der Gerichtskorridor bietet ein eigenartiges Bild. Viele junge Mädchen,.. Freundinnen der Töchter Frenzels, junge Freunde, da- zwischen der Seelsorger von Bornim die Angehörigen des Ange- klagten, Vertreter des Kreises Osthavelland und andere mehr. Der Zuhörerraum ist überfüllt. Auf Antrag d:r Staatsanwaltschaft wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Die Verteidigung be- antragte die Zulassung der Presse. Der Staatsanwalt ist aber nur teilweise mit dem Antrag der Verteidigung einverstanden. Er bean- tragt eventuellen Ausschluß der Presse bei der Vernehmung Jugend- licher. Dann erfolgte die Vernehmung Frenzels, der im 47. Lebensjahr steht, Schornsteinfeger war und als chusar den Krieg mitgemacht hat. Frenzel hat einen Sohn und drei Töchter. Die Anklage wirst ihm vor, sich an der jüngsten Tochter Gertrud vergangen zu haben. Weinend oersichert der Angeklagte, daß er nichts Ärafbares begangen habe, und schildert dann die Erziehung seiner Kinder. Die zweite Tochter childe sei kauf- männilch tätig und habe bis 1927 eine Stellung bei einem Kauf- mann B. innegehabt, bis er erfahren habe, daß der Chef mit seiner Tochter ein Verhältnis angefangen habe. Er habe das Mädchen sofort»ach Hause genommen, ohne ihre Lebenslust eindämmen zu können. Seine Tochter Gertrud habe 1927 ständig im Pfarrhaus verkehrt und dadurch die Hausarbeiten und ihre Pflichten voll- kommen vernachlässigt. Deshalb habe er das Mädchen im April 1925 zu einer Frau Zimmermann als Haustochter gegeben. Gertrud sei dann alle vier Wochen einmal nach Haus gekommen und habe hei diesen Besuchen stets ein freundliches Wesen gezeigt. 1929 habe ihm seine Ehefrau zum erstenmal erzählt, daß Hilde und Gertrud dem Vornstedter Pfarrer Schenk erzählt hätten, sie würden von ihrem Vater unsittlich verfolgt. Er habe Hilde sofort zur Rede gestellt, was diese Erzählungen bedeuten sollten und ob er seinen Kindern jemals unsittlich zunahe getreten sei. Darauf habe Hilde geantwortet: R ein, Papa, aber laß das Kommandieren. Wir wollen unsere Freiheit!" Einige Tage später habe er zu seiner Ueberraschung von der ältesten Tochter Else gehört, daß Hilde sich in Potsdam ein möbliertes Zimmer genommen habe. Hilde habe ihn sogar brieflich gebeten, ihr monatlich 49 M. zu geben, da sie mit ihrem Gehalt von 99 M. nicht auskommen könne. Das habe er aber abgelehnt, weil er sich ärgerte, daß das Mädel in überschweng- licher Weise geschrieben hatte, sie sei zu Höherem geboren, könne die Aussicht der Eltern nicht ertragen und wolle sich ausleben

Blntiger Ehestreit in Berlin O. Mit dem Messer gegen die Hrau Zm verlaufe eines Streite» drang heule früh der ZSjährig« Wächter Otto 3t aus der Großen Frankfurter Straße S4 aus seine um einige Zahre jüngere Frau mit einem Messer ein und ver­letzte sie sehr schwer durch Stiche in die Brust. Zwischen den Eheleuten kam es in letzter Zeit häufig zu er- regten Auseinandersetzungen. So auch heute früh wieder, als R. vom Nachtdienst heimkehrte. Der Streit artete schließlich in T ä t- lichkeiten aus. In seiner Wut griff der Mann zum Messer. Er stach aus seine Frau, die laut um Hilfe rufend auf den Flur flüchtete, ein. Als Nachbarn hinzueilten, ließ N. von seiner Frau ab und flüchtete. Die Verletzte wurde zur nächsten Rettungsstelle gebracht, wo ihr erste Hilfe zuteil wurde. Nach dem Täter, der oennutlich umherirrt, fahndet die Kriminalpolizei.

Kleinwftschiff über der Ostsee . !?ür die Stockholmer Ausstellvng in Seddin gebaut. M a l m ö. 15. Mai. Das für die Slockholmcr Ausstellung gebaute S e d d i n e r Kleinlustschiss traf gestern nachmittag um Z Uhr aus dem hiesigen Flugplatz ein. Die Fahrt ging von Slolp über Rügen direkt der s ch w e d I s ch e n k ü st e zu. wie der Führer. Major von Stel­ling. milteille. ist die Fahrt zur»ollen Zufriedenheit verlausen. Die weiterfahrt nach Stockholm findet heute statt. Willkommene englische Söste. Auf ihrer Rückreise vom internationoten Bergarbeiterkongreß Verden eine ganze Anzahl englischer Delegierter unter Führung ihres Generalsekretärs Cook einige Tage in Berlin verweilen. Um Sonnabend, 17. Mai. folgt die britische Delegation einer Einladung derFreunde der internationalen Klein- arbeit" zu einem Begrüßungsabend im großen Saal des Gewerkschaftshauses. Engeiufer 24/25, pünktlich um 29 Uhr, zu der auch die Partei und Gewerkschaften ihre Vertreter ent- senden. Wie schon früher, wird�auch an diesem Abend der Sprech- und Bewegungschor, sowie die Schattenspiel- und Musikgruppe der Freien Gewerkschaftsjugend erneut ihr Bestes geben. Der Eintritt ist frei. Gssinmingssreunde sind herzlich willkommen.

Von Bühne Theater am Gchiffbanerdamm. Tioel Coward:Tratsch." Sie betrügt ihn nicht, aber er glaubt, daß sie es doch tat. Sie betrügt ihn doch, aber er glaubt, daß sie es nicht tat. Diese tiefe Lebensweisheit und Eheerfahrung wird in der Ko- mödie des Engländers Co ward demonstriert. Coward ist der Verneuil von London , zugleich Autor und Schauspieler. Er balanciert eigentlich noch leichter mit den fröhlichen Gedankensplittern. Und er ist ein noch junger Mann, und die anglosächsischen Bühnen können auf den französischen Konkurrenten verzichten, weil ihr geschickter und munterer Landsmann die Unterhaltung so glänzend besorgt. Wir haben in Deutschland keinen Lustspieldichter von so leichter Hand. Wir sind auf den Import angewiesen, mögen die deutschen Kollegen, die über diesen Ausfall ihrer Einnahmen entrüstet sind, auch jammern. Coward trifft eigentlich nicht nur angelsächsische Typen. Er schematisiert und schablonisiert dos vergnügliche Theater, das in allen fünf Erdteilen beliebt ist. Zanken sich in dem Schwank Gattin und Gatte, so werden natürlich auch Schwiegermutter und Mutter und Seelenfreundin, Hausmädchen und Lakai an dem Handel beteiligt. Alles, was seit Jahrhunderten auf der Bühne als komisch befunden wurde, wird bei den Haaren herbeigezogen. Das Stück wirkt so ganz iickernational, doch es ist in seinem Genre beste Gebrauchsware. Solches Lustspiel braucht, genau wie die internationale Spiel- dank, eine Primadonna. Maria Paudler spielt diese ver- lockende Dame. Sie steht, sobald sie die Bühne betritt, sofort außerhalb des übrigen Personals. Das, was ihr die Natur mitgab, die einschmeichelnde, ja den härtesten Menschenfeind erheiternde Stimme, die außerordentliche Gemütlichkeit ihres ganzen Wesens, auch eine nicht zu verachtende, bis ins Banale gesteigerte Haus- backenheit, das alles gefällt unmittelbar. Sie ist eine von den Naturtomödiantinnen, die wenig erzogen werden können. Sie ge- fällt eben oder sie mißfällt. Es scheint, daß sie in dem englischen Schwank nur gefällt. Um die Primadonna kreisen dann die sehr nützlichen, mehr als durchschnittlichen, ja sogar ausgezeichneten Damen und Herren, die die Sommerspielzeit des Theaters am Schiffbauerdamm bestreiten sollen: Frau Lvovsky, Frau Kupfer, Frau Marbo, Frau Monnard und die Herren Schweikart, Platte. Schnell usw. dl. H.

100 Jahre Eisenbahnfahrkarte. Die Eifenbahnfahrkarte, dieses kleine unscheinbare viereckige Pappstückchen, das für viele Menschen, besonders im Sommer, das Ziel der Reifesehnsucht, der Schlüssel zu Freiheit, Erholung und Natur bedeutet, kann jetzt das erste 19vjährige Jubiläum feiern. Es war im Mai 1L39, als der Engländer Edmondson zum erstenmal auf der Stockton Darlington-Bahn, die im Jahr 1525 eröffnet worden war, die Einführung der»ach feinem System hergestellten Fahrkarten erreichte. In der ersten Zeit des Eisenbahnbetriebes waren als Quittungen Zettelbillette üblich, die den Billetten nachgebildet waren, welche von den Perfonenposten ausgegeben worden waren. Anfangs über- nahmen de Eisenbahnen diese Zettel, die sich aber allmählich als unpraktisch erwiesen, da sie für den Mafsenhetnob der Eisenbahnen nicht geeignet waren. Das Persahren Edmonhsons war darunz für den Betrieb bedeutsam, weil die neuen Fahrkarten viel stabiler waren, eine schnellere Abfertigung am Fahrkartenschalter und eine bessere Prüfung durch die Schaffner ermöglichten Auf den Zetteln mußte z. B. der Tag der Abreise und die Nummer der Fahrt mit Hilfe eines besonderen Stempels aufgedruckt werden. Di« steifen Kärtchen des Edmondfonschen Billettsystems enthielten bereits in der ersten Zeit Slbgangs- und Bestimmungsort, Preis und Fahr- nummer gedruckt und mit Hilfe einer kleinen Stempelmaschine konnte sehr schnell das Datum eingeprägt werden. So wurde Handarbeit teilweise durch Maschinenarbeit ersetzt. Die Eisenbahnfahrkarte bedeutete trotz ihrer Unscheinbarkeit eine große Umwälzung und Erleichterung im Verkehr und fand sehr schnell auch bei den anderen Eisenbahnen Nachahmung, wenn auch noch verhältnismäßig viele kleinere'Unternehmungen bei den Gilten Zetteln, sogar bis in unsere heutige Zeit, geblieben sind. Im Laufe der 199 Jahre hat sich diese kleine Eisenbahnfahrkarte in großartigster Weife entwickelt. Sie ist wohl einer der meist- gebrauchten Gegenstände der Welt geworden. Man findet sie in den fernsten und unkultiviertesten Gegenden, in allen Erdteilen, und selbst die Neger, die wenig von der modernen Zivilisation ge- sehen haben, kennen sie ebenso gut wie die Jndiayer, und nur ganz primitive Völker in gottverlassenen Gegenden haben wohl noch niemals Gelegenheit gehabt, eine Fahrkarte zu erblicken Aon der ersten Fahrkarte für die kleine Strecke Stockton Daxlington bis zu den modernen Weltreifefahrkqrlen führt ein ge- waltiger Weg der Entwicklung. Schon frühzeitig erhielten die Fahrkarten verschiedene Farben, je nach der Eisenbahnklasse, für die sie geläst wurden. Dann wurde ein besonderes Kennzeichen, nämlich eine senkrechte rote Linie für diejenigen Fahrkarten geschahen, die für Schnellzüge und später für D-Züge gälte». Zur Bequemlichkeit für den Benutzer und zur Verbilligung der Reisen wurden Rückfahr- karten hergestellt, deren Gültigkeit anfangs auf drei Tage bei einer Entfernung von 290 Kilometer und für se 100 Kilometer auf einen Tag länger beschränkt war, fett dem Jahre 1991 aber für die deutschen Eifenbahnen auf 45 Tage ausgedehnt wurde. J» der späteren Zeit sind diese Beziehungen mehrfach abgeändert worden. Bei großen Reisen kehrte man wieder zu den alten Zetteln zurück, die allerdings bester ausgestattet waren, als die ehe- maligen Personenposibilletts. Es wurden zufammenstellbare Fahr- scheinhefte geschaffen, die entweder auf bestimmte Strecken lauteten und längere Aiü Gültigkeit hatten oder für Rundfahrten gültig waren. Sie brachten den neuen Borteii, daß man die Reise inner- halb der Gültigkeitsdauer der Fahrscheinhefte an jedem beliebigen Tage antreten konnte. Die Ausdehnung der Reifen über mehrere Länder ließ die Einführung dieser Fahrscheinhefte als günstig er- scheinen. Eine neue Erweiterung erfuhr die Zahl der Eisenbahn- fahrkarten durch die Einführung der sogenannten Platzkarten für D-Züge, ferner der besonderen Ausweise für Schlafwagen und enirtich der sogenannten Kilometerbilletts und Kilometerhefte, die auf verschiedenen europäischen Eisenbahnen längere Zeit in Gebrauch waren. Das gewaltige Atzschwellen des Verkehrs und die Marmigsaltig- keit der Reiseziele hat es mit sich gebrocht, daß man von der bisherigen Art der Cisenbahnsahrtartenherftellung abkommt und dazu übergeht, sie von den Beamten an den Schaltern je nach Be- darf durch besondere Drucker herstellen zu lasten. Die Fahrtarten werden also vielfach nicht mehr wie früher in ungeheuren Mengen vorgedruckt in besonderen Schränken bereitgehalten, sondern sie werden in wenigen Sekunden durch den Schalterbeamten gedruckt, um ein« schneller« MsertiAMfl her Reisenden zu-�Wichen.

und Podium. �Doktor Klaus." Theater in der Klosterstraße. Man sitzt da und wundert sich. Nicht über das Stück. Auch nicht darüber, daß vor einigen Jahrzehnten mal so was gefallen hat: damals gefielen auch Butzenscheiben, imitierte Renaissance- möbel und Vers« von Julius Wolfs. Das Wunderbare an dieser Aufführung war, daß sie noch heute gefiel, daß es ein Publikum gibt, dem dieses literarische Gerümpel Spaß macht. Nicht wunder- bar, aber traurig ist es, daß Franz Sondinger, der für sein Theaterchen in der Klosterstraße einmal künstlerischen Ehrgeiz zeigte, jetzt diesenDr. Klau s" von l'A r r o n g e aufführt. lz.

Die Kentucky-Singers. Negerkonzert im Bach»<Saal. Acht Neger stehen auf dem Konzertpodium und singen: vier Tenor«, vier Bässe: dazu als neunter der Begleiter am Flügel. Das Bild ist nicht mehr ungewohnt, es hat in Berlin nicht mehr den Reiz des Sensationellen, der B a ch s a a l ist halb leer. Er wird am zweiten Abend der Kentucky-Singers voraussichtlich besser besucht sein: oder jedenfalls, ihre Darbietung verdient««s. Man kennt die Art der Lieder, die sie singen: Plantagenlieder, Spirituals" geistliche Lieder, von kindlich einfältigem Gottver- trauen erfüllt, voll naiver Herzlichkeit, fromm mit einem Unterton von stiller Traurigkeit und zugleich einem rühreirden, schicksalergebene» Humor. Diese innigen, bescheidenen, auch in ihrer verhaltenen Sehn­sucht heiteren Gesänge sind die freundliche Kehrseite eines düstere» Kapitels der M ens chheit sgefchi cht«; sie sind Niederschlag der nord- amerikanischen Negersklaverei, Ausdruck der Hilflosigkeit und Weh"- losigkeit eines mißhandelten Volkes, Zeugnis des tirchlich-religiöfen Geistes, der«inst und eine Zeit hindurch der weißen Raste als Mttel gedient hat, die schwarze niederzuhalten: Ehrstteittum als organisierte Zuflucht der Unterdrückten, als Instrument ihrer Sänstigung. So ist im wesentlichen die Musik dieser Lieder: ein Urion der Negerrasse, versetzt mit Zutaten europäischer Kirchenmusik, christlicher Zivilisation, und so ist das Singen dieser Acht. Aus den konventionellen Formen dringt ein überzeugender Ton echter Menschlichkeit. K. P.

Verarmte Gespenster" im Aquarium. verarmtes Gespenst" ist die wörtliche Ueberfetzung des misten- schaftlichen Namens Erapusa paupcrata für eine den Gottes- anbeterinnen verwandte Form die im Aquarium als Dürre Fangschrecke bezeichnet wird. In trefflicher Anpassung an dürres, trocknes Gestrüpp lauern sie, mit der Oberseite nach unten hängend, auf vorbeikommende Kerbtiere, die sie dann mit blitz- schnellem Griff ihrer fcharfgezähnten Fangarme ergreifen. Nachdem sich jetzt ein Peil der zackigen Winterlarven zu gefchlechtsrelfen, geflügelten Volltieren verwandelt hat, ist die Aehnlichkeit mit der gewöhnlichen südeuropäischen Gottesanbeterrn größer, sie erinnern nun mehr an schmale Blätter und sind durch ihre Flügel wohl eher befähigt. Feinden zu entgehen. Diese sonderbare» Bewohner des Balkans sind in der Tropenabtellung des I n s e k t a r i u m s am Fenster untergebracht.

Znseln als Fliegerstühpunkte. Vier Inselgruppen liegen am Ausgangstor Europas gegen Amerika zu. Davon gehören drei Portugal : die Azoren , Madeira-Funchal , Kap Verdische Insel». Eine Gruppe ist spanisch: die Kanarischen Inseln , die der spanischen Ko- lonie Rio de Oro vorgelagert sind. Frankreich hat sich das alleinige Recht des Anfliegens der portugiesischen Inseln gesichert, Deutsch- land das Recht des Anfliegens dep Kanarischen Inseln. Für Frank- reich? Lustlini« kommt noch die Bermudainsel in Betracht, die gleich den Azoren zwax von der Geraden Paris New Hork um 899 Kilo- meter abliegen, deren Auffindung aber den Flugweg über den offenen Ozean bis auf 2699'Kilometer herabbringt. Die kürzeste Ensterwing Afrika Südamerika , die heut« noch nicht beflogen wirb, beträgt 2299 Kilometer. Der vorgesehene deutsche Weg von den Kanarischen Inseln noch Pernambuco ist rund 3999 Kilometer long. In 1299 Kilometer Entfernung vom brasilianischen Festland liegt di« Insel St. Paul, in 459 Kilometer Entfernung die Insel Fernando de Noronha . Der Flugweg von St. Paul nach Sierra Leone (englisch Westafrita) beträgt nur 1899 Kilome'er und stellt die kürzeste Ver- bindung Afrika Amerika vor. Vorläufig wird der Verkehr zwischen Deutschland und Brasilien so eingerichtet, daß die lange Seestrecke von den Kanarischen Inseln bis zur Insel Noronha per Dampfer zurückgelegt wird, während für die anschließenden Strecken Post­slugzeuge arbeiten, die vorerst die Priespost im Sommer 1939 ver- suchsweise übernehmen sollen. Wenn alles klappt, wird ein Brief Berlin Rio de Janeiro künftig statt 18 Tag« nur� noch 6 Tage brauchen. Wird in späteren Jahren auch die letzte Dtrecke zwischen den atlantischen Inseln beflogen, so dauert dies« Beförderung eine Art Post-Stafettenflug nur noch vier Tage. Eine Tierkrankenkasse. Das Neueste auf dem Gebiet der Ver- sicherunq ist ein« Tierkrankenkass«, di« in Berlin gegründet wunde und der bereits gegen 1599 Tierhälter angehören. Dies« Tier- kronkenkasse steht auch mit Tierschutzvereinen in Verbindung und hat ihnen durch desondere Abmachungen Ver«instiguno«n eingeräumt Krankengeld für di« Tier« gibt es allerdings nicht, ledoch freie Arznei und tierärztlich« Behandlung. Dabei haben die MitgUeder freie Arztqhl: sie können alsp ihre Tier« von jedem praktizierend«» Tierarzt behandeln lasten. Es können die verschiedenst«» Tiere gegen Krankheit oersichert werden, doch beschränkt sich bisher die Der- sicherung in der Praxis hauptfächlich auf Pferde und wertvolle Hunde. Die Versicherungsgebühren find nicht übermäßig hoch. So mqcht die Versicherungsprämie bei einem Pferde jeMioch dem Wert jährlich 15 bis 25 M. aus. Maria Orska liegt nach Einnahme von zehn Veronoltabletten in tiefer Bewußtlofigkeit im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Di« Aerzt« befürchten das Schlimmste. Frau Orska war am 13. Mai aus dem Sanatorium in ihre Wohnung gebracht worden. Am Mittwoch vormittag bemerkte man, daß sie in tiefem Schlaf lag. Auch elltche Stunden danach war sie aus dem Dchiaf nicht erwacht. Der Arzt fand sie röchelnd und mit kleinem Puls tief bewußtlos vor. Es wurde festgestellt, daß ihr ein Arzt zehn Tab'etten zu se 14 Gramm Beronal verschrieben hatte. Frau Orska hat offenbar alle zehn Tabletten auf einmal genommen. Im Allgemeinen Krankeichaus versuchte man, durch Einspritzungen von Kampfer und Toffein chre Lebensgeister zu wecken, bisher blieben jedoch all« Bemühungen erfoiglos.

Karl Maria Finkelnburg».Amnestie", das in dieser Spielzeit von fa>t allen größeren Büdne» DcütickilandS ausgesllbrt wurde, wird in» Englische übersetzt und gcsaygt in der nächNen Spielzeit in London zur Aiifsüdrung. Dt« Galerle Rudols wiltsche». Vittorlastr. 30. eröffnet am 27. eine Au» jtellung von Oechildern und Aquarellen von Pol Cassel .