Einzelbild herunterladen
 
t Beilage zum Ur. 76. NoKales. Achtung, S. Wahlkreis. Zum bevorstehenden Quartals- Wechsel bringen wir den Parleigenossen folgende Partei- spcditionen bei der Lieferung desVorwärts",Wahrer Jakob",Postillon", sowie sämmtlicher Parteiliteratur i» Erinnerung: Moabit  . Otto Hempel, Lübeckerstraße 16, Hof parl. W e d d i n g und Oranienburger Vorstadt, Eniit Stolzenburg, Wiesenstr. 14. Gesundbrunnen  , Wilh. Gaßmann, Grüuthalerstr. 67.(Vom I. April ab: Grünthaler- ftrape 64.) Rosen thaler Vorstadt, Gustav Rosenthal, Granseerstr. 6. Schönhauser Vorstadt, Karl Mars, Kastauien-Allee 96. Genossen! Es ist heute mehr als sonst am Platze, für die Verbreitung unserer Presse Sorge zu tragen. Thne daher jeder seine Pflicht! Alle Beschwerden wolle man ungesäumt den oben genannten Speditionsinhabern bekannt geben. Adressen-Aendernngen der Abonnenten finden insofern schnelle und gewissenhafte Erledigung, als dieselben ohne Rücksicht auf finanzielle Vorlheile unter den vorgenannten Speditionsinhabern ausgetauscht werden. Achtung, Rixdovf! Die Wahl des Parteigenossen Freese zum Gemeinderath ist bekanntlich für nngillig erklärt worden, weil Freese kein Hausbesitzer ist. An seiner Stelle ist jetzt von unserer Seite der Hausbesitzer Genosse Kull, Prinz Handjery- straße, einstimmig in einer am 26. März abgehaltenen Volks- Versammlung als Kandidat ausgestellt worden. Es ist Pflicht jedes Parteigenossen, mit aller Kraft dafür einzutreten, daß wir aus der am Montag, den 30. März, vormittags 10 Uhr bis nachmittags 6 Uhr, stattfindenden Nachwahl abermals siegreich hervorgehen. Die Vertrauensperson. Tic Parteigenosse» in Johannisthal   und Nicdcrschön- weide werden daraus aufmerksam gemacht, daß derVorwärts" und die sonstige Parteiliteratur in Niederschönweide   von Herrn Karl Weber, Barbiergeschäft und Herrn Strecker, Restauraleur, und in Johannisthal   vom Vertrauensmann Otto John, Friedrich- straße 57 part. zu beziehen ist. Fnr das Besteigen des Rathhausthnrms empfiehlt der Magistrat in einer Vorlage an die Sladlverordneten-Versammlung forlan an vier Wochentagen, nämlich Dienstag, Mittwochs, Frei- lags und Sonnabends 20 Pf. Enlree seftzusetzen, wogegen Sonn- tags, Montags und Donnerstags die Thnrmbesteigung»nentgelt- lich gestattet sein soll. Diese Abändernng glaubt der Magistrat treffen zu müssen,um das anständigere Publikum, das den Thurm zu besteigen beabsichtigt, vor Aergerniß zu bewahren." Das ist eine eigenthümliche Begründung. Vorausgesetzt, daß wirklich einige der Thurmbestciger sich flegelhaft benommen haben, so giebt es doch Mittel und Wege genug, um solche Leute zur Raison zu bringen. Auch be- zweifeln wir, daß Rowdies sich durch das Entree von 20 Pf. vom Skandalmachen abhalten lassen werden. Im Gegentheil würden sie aus dem Obulns gerade das Privilegium zu Flegel- thaten herleiten. Tic städtische Tcputatiou für Kuustzwccke hielt gestern (Sonnabend) unter Borsitz des Oberbürgermeisters Zelle eine Sitzung ab, in welcher das Projekt und der Kostenanschlag für die monumentale Bank auf dem Andreasplatze genehmigt wurden; ebenso die dazu angefertigten Skizzen für die Haupt- fignren von Gomanski und Haverkamp. Ferner wurde die Aufstellung einer GruppeBallspiel" von Kokolsli auf dem Koppenplatz beschlossen. Auch wurde die Anfertigung einer Marmorstatue,einer Nymphe" von Professor Calandrelli   aus einem noch zu wählenden Platze genehmigt. Außerdem er» theilte die Deputation die Zustimmung zur Ausschmückung der Aula der Gemeindeschule in der Christburgerstraße mit Darstellungen zu Schiller's   Lied von der Glocke durch Max Koch  , sowie zur Ausschmückung der Aula der Genieindeschule in der Siemensstraße durch Darstellung der vier Jahreszeiten. Eine Reihe anderer Vorschläge fandett prinzipielle Zustimmung, müssen aber zur weiteren Beschlußfassung vorbereitet werden. Ter geschäftsführcude Ausschuß der Gewerbe-Ausstellung hat in seiner lehren Sitzung bezüglich des Eintrittspreises rc. eine Reihe Bestimmungen getroffen, aus denen wir die wichtigste» hervorheben: Der Eintrittspreis beträgt Donnerstags bis nach- mittags 5 Uhr 1 M, an allen übrigen Wochenlagen und Sonn- tags 50 Pf. Für besondere Festlichkeiten wird die Festsetzung des Eintrittsgeldes von Fall zu Fall vorbehalten. Die Ausstellung SonnkAgsplnuvevei. Glauben Sie niemals den Leuten, die von Ihnen ver- langen, daß Sie auf ein niedrigeres Niveau herabsteigen." Diese Worte waren einmal mir gegenüber gefallen. als von Zeitungsschreiberei für das Volk die Rede war. Ich nahm mir vor, der Worte eingedenk zu bleibe». Der sie sprach, ist auch einZeitungsschreiber". Es ist Wilhelm Liebknecht  . Der Mann, dem heute so viele herzliche Theilnahme entgegenkommt, wo immer proletarisches Bewußtsein wach geworde», wird es Nlir nicht Übel deuten. daß ich den Begriff Zeitungsschreiber auf ihn anwende. Heute, da jeder hoch- müihige Fant, jeder schneidige Hüter der Autorität, jeder Hanswurst von Philister gerne im wegwerfenden Ton vom Zeitungsschreiber spricht, möchte ich die Bezeichnung Zeitnngs- schreiber demonstrativ hervorkehren. Natürlich denke tch dabei nicht an jene Leute, die in Literatur machen, wie andere in Leinen und Baumwolle; an jene TageSschriflsteller denke ich, deren Wirken ein Kämpfen ist von Anfang bis zu Ende; die heute mahnen, morgen anfeuern; die ewigen Raisonenre, denen nichts in der inneren Seele niehr zuwider ist, als friedliche Genügsamkeit und träges Verharren bei dem Errungene». Wach- Hunde der Zivilisation, hat man sie mit einein geistreichen Worte zubcnannt; und so ist es begreiflich, daß die Hasser der fort- schreileuden Zivilisation die unbequemen Wachhunde so eifrig gern an die straffste Kette legen möchten. Auf hohe Feierlichkeit bin ich nicht gestimmt. Soll ich dem alten Liebknecht mit pathetischen Glückwünsche» kommen? Wärmer vielleicht, als ein stolzer Spruch, berührt ihn die ein- fache Versicherung, daß ein Wort von ihm, das doppelt über Kleinlichkeit hinweghebt, festgesessen hat. Man soll sich nicht niedrig halten, keinerlei Erwägungen zu Liebe. Diese Aus- fassung von der Zeitungsschreiberei läßt zweifache Rückschlüsse auf Liebknecht, den Schriftsteller, zu. Es steckt ein gewisser naiver Enthusiasmus darin. Trachte, heißt es, daß deine Feder möglichst treu deine besondere Persönlichkeit zum Ausdruck bringe; und achte nicht auf die, die dir erklären möchten, das beste, was du weißt, nicht der Menge zu offenbaren. So wird auch im publizistischen Bestreben Liebknecht's   die Quelle all seiner öffentlichen Thätigkeit ersichtlich: Respekt vor der Volkskrafr und begeistertes Vertrauen aus sie. Der geistige Arbeiter, der Publizist irgend welcher Art erniedrigt sich und schändet zugleich den Nächsten, zu dem er spricht, wenn er ihn gleichsam als halb- mündigen Menschen betrachtet. Er verwandelt mag er noch so sehr demagogisch-schmeichlerische Künste anwenden den Begriff Volk" in den BegriffPöbel". Wenn ein Heer von Gratulanten heute an Liebknecht's Vomörts" Sonntag, den 39. Marz 1896. wird für das Publikum um 10 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist gegen Zahlung des doppelten Eintrittspreises schon von S 10 Uhr niorgens, jedoch nur durch die Portale l und III und von der Wasserseite her gestattet. Kinder zahlen den vollen Eintrittspreis; Kinder unter 12 Jahren haben nur in Begleitung Erwachsener Zutritt. Kinderwagen werden nicht zugelassen. Die Haupt-AussteUungshalle wird um Uhr abends, die anderen Halle  » bei Eintritt der Dunkelheit, der Park wird um 12 Uhr abends geschlossen. Das Rauchen in den Ausstellungshallen, sowie das Betreten derselben mit brennenden Zigarren und Zigaretten ist verboten. Die Festsetzung der Preise für die Speisen und Getränke unterliegt der Genehmigung des Arbeits» ansschuffes. Die Preise sind in den einzelnen Restaurants an zugänglicher und sichtbarer Stelle anzuschlagen. Beschlüsse, welche es Arbeitern ermöglichen, gemeinschaftlich gegen ein er- mäßigtes Eintrittsgeld die Ausstellung zu besuchen, scheinen nicht gefaßt worden zu sein. Will man überhaupt derartige Aus- nahmen nicht zulassen? Ueber die gewerbliche Beschäftigung von Schulkinder» wurde am Freitag imVerein für g e s u n d h e i t s- gemäße Erziehung der Jugend" verhandelt. Der Verein hatte die Bearbeitung dieser Frage schon bei seiner Be- gründung(die im Herbst 1893 unter dem bei solchen Gelegen- heiten üblichen Schwall von zukunftverheißenden Worten erfolgte) in Aussicht genommen, hatte sie aber zunächst zurückgestellt, weil er aus Mangel an Mitgliedern und Geld seine Thätigkeit mög- lichst einschränke» mußte. Viel wird, nach den Verhandlungen vom Freitag zu urtheilen, wahrscheinlich auch jetzt nicht heraus- kommen. Die Referenten Frau Sanitälsrath Schwerin und Gemeindeschul- Rektor B a n d t konnten neues über das oft erörterte Thema nicht mehr vorbringen. Frau Schwerin   meinte zwar, durch die bezüglichen Unlersuchnngen in Stettin  , Mainz  , Hanau  , Charloltenburg, Rixdors sei das große Publikum zum ersten Male auf die Leiden der gewerblich beschäftigte» Kinder aufmerksam gemacht worden; aber das stimmt nicht ganz. Das große Publikum ist schon viel früher von sozialdemokratischer Seite darauf aufmerksam gemacht worden, aber die bürgerliche Klaffe huldigt freilich der Gewohn- heit, alles ihr unbequeme, was sozialdemokratische Redner sage» und sozialdemokratische Blätter schreiben, als übertrieben oder überhaupt erfunden hinzustellen, solange es irgend geht. Frau Schw. forderte Hilfe vom Staat, von der Stadt und von der Privatlhätigkcit strengere Bestimmungen gegen die Kinderarbeit (auch in der Hausindustrie), ausgiebigere Waisenpsiege und ein privates Ueberwachungskomitee. Rektor Bandt besprach die an seiner Schule privatim veranstaltete Umfrage(deren Ergebniß bereits von uns mitgetheilt wurde). Die gewerbliche Beschäftigung der Kinder sei meist auf Roth zurückzuführe», die stärker sei als der gute Wille der Eltern; doch kämen auch Fälle vom Gegen- theil vor. Die schädigende Einwirkung auf die körperliche Ent- wicklung, sowie auf die Erziehungs- und Uuterrichtserfolge trete überall hervor. Die Zahl der beschäftigten Kinder sei am höch- sten in der 3. Klaffe und nehme dann nach der 2. und I. Klasse stark ab, weil eben selten eines dieser Kinder so weit k o m m e. Vor Müdigkeit sei einmal ein Junge bei der Versetzungsprüfung, also in einer Siluaiio», die zur Anspannung aller Kräfte ausruft, eingeschlafen! Herr Bandt forderte eine amtliche Enquete. In der Diskussion wurde die Aussicht dieser Forderung auf Verwirklichung, als nicht groß bezeichnet. Frau Schwerin   hat schon Anfang 1894 die Schul- deputation gebeten, sich zur Veranstaltung einer Umfrage mit den Rektoren in Verbindung setzen zu dürfen, ist aber a b- gewiesen worden, weil dasein Eingriff in die persönlichen Verhältnisse der Eltern" sei. Herr Bandt hat aus eine ähnliche Bitte denselben Bescheid erhallen. Der Vorschlag einer noch- maligen Umfrage, zunächst ohne Unterstützung der Behörde fand wenig Anklang. Man will vielmehr mit einer Reibe anderer Vereine in Verbindung treten und es mit einer Massen- Petition versuchen. Tic Berliner   Kaufmaunschaft will Sturm laufen. Es gilt ihr heiligstes Recht, die unbeschränkte Ausbeulung der Ge- Hilfen und Gehilfinnen zu wahren, welches die Relchskommissio» für Arbeiterstatistik durch den bekannlen Vorschlag, betreffend Achtuhrschluß der Ladengeschäfte schnöde zertrümmern will. Der Vorstand des Vereins Berliner   Kaufleute und Industrieller trat am Freitag zur Berathung zusammen und beschloß in Uebereinstimmung mit der früheren wiederholten Stellungnahme des Vereins in dieser Frage, ungesäumt alle erforderlichen Schritte zur thatsächlichen Thüre anpochte, was könnte es dem Siebenzigjährigen fröhlicheres wünschen, als das, was er besitzt, als das, was sein Alier so lebhaft durchleuchtet, seinen verlraueuden Enthusiasmus? Kaum irgend eine Klasse von geistigen Arbeitern wird in unseren Tagen innerlich so rasch aufgebraucht, wie die der Zeitungs- schreiber vom Stile Liebknecht's   alle Tage auf dem Wacht- Posten stehen, immer im Feuer, Erregungen bitterer und leiden- fchastlicher Art in Hast durchkosten; das zerrt und reißt an Nerv und Sinnen. Und für so viele heißt es in verhältnißmäßig junge» Jahren: Du hast dich ausgegeben. Zum Teufel ist der Spiritus, das Phlegma ist geblieben. Man muß das gute Stück von Künstler- und Poetennatur in Liebknecht  würdigen, um ihn zu begreisen. Sie hat seinem Stil, selbst wo Liebknecht leichthin plaudert, beiveglichen Fluß, Glanz und Farbe gegeben. Sie hat die Empfänglichkeit in ihm gesteigert, immer neue Eindrücke in sich auszunehmen und sie in sensitiver Erregbar- keit und lebhaft anschaulicher Form wiederzugeben. Nicht wer viel gesehe» hat, weiß darum schon viel zu erzählen. Das alte Sprichwort lügt. Wem ein Theilchcn nur von Poeienblut durch die Adern rollt, den wird es drängen, zu schauen, zu wandern rastlos Eindrücke zu sammeln. Der ivird dann auch seine besondere Form, sein eigenes Gepräge und die Lust zur Mittheilsamkeil bis zum Fabuliren finden. Stückwerk, das er erlebt, wird durch seine kombinatorische Phantasie zu runder Anschaulichkeit voll- endet. Alltägliches selbst, an dem nüchterner Sinn achtlos vorüberschlendert, erhält durch phantastevolle Lebhaftigkeit, mit der es beobachtet wird, erhöhte Bedeutung; und aus dem Poetenwinkel in Liebknecht's   Seele quillt denn auch seine präch- tige, erquickliche Lebensfreude, sein unbändiger Optimismus hervor. In einer der herrlichsten deutscheu Komödien, in Anzengruber'sKreuzelschreibern", ist es der Steinklopfer Hans, der alle Widerwärtigkeiten, die auf ihn einstürmen, mir dem jubelnden Ausruf abwehrt:Es ko' dir nix gescheg'»!" Etwas von diesem jubelnden Vertrauen: Es kann dir nichts gescheh'u!, machte auch Wilhelm Liebknecht   ivehrhaft bis in sein Alter. So hat ihn Widriges, das ihm nicht erspart blieb, nicht erdrückt; wo ihn Verfolgung niederzubeugen versuchte, da raffte er sich empor: Es kann Dir nichts gescheh'u! Das war ihm gedeihlich und seinem Lebenswerk; denn nicht, wer verbittert entsagt oder im grämlichen Alter bangen Zweifeln verfällt, taugt zum Rufer in, Streite. Am begeisterungsfrohen Vertraue» entzündel sich der Enthusiasmus der Menge. Jndeß das Proletariat in dankbarer Liebe seines Lieb- knechl's gedenkt, feiert man zu gleicher Zeit das An- denken an einen Mann der ernsten Wissenschaft, an den Mathematiker und Philosophen Descartes  , der am 31. März 1596 geboren wurde. Wenn an dieser Stelle von iner VolMatt. 13. Jahrg. Bekämpfung der Anträge der Reichskommission zu thun. Es werden große Protestversammlungcn ftaltsinden, Eingaben an die Reichs- und Staatsbehörden, sowie an den Reichstag   gerichtet werden u. s. w. Wenn die Herren den Muth haben, ihregroßen Protestversamnilungen" öffentlich abzuhalten, dann werde» die Ausgebeuteten ihnen schon den Standpunkt klar machen. Die Taxametcr-Troschkcnbesihcr haben es abgelehnt, dem Verlangen der Kutscher auf Erhöhung des Lohnsatzes von 1 aus 2 M. unter Beibehaltung der 25 pCt. Lohnzuschlag nachzukommen. Von allen Unternehmern stemmen sich bekanntlich die Droschken- besitzer so ziemlich am hartnäckigsten gegen die Anerkennung des Grundsatzes, daß der Ausgebeutete auch ein Recht aus annähernd menschliche Ernährung habe. Ten Vorfall in der Razarethkirche betreffend, über den wir gestern berichtet haben, erhalten wir von dem Diakonus Herrn W. Roth er eine Zuschrift, welche folgendeRichtigstellungen" enthält: 1. Es handelte sich nicht um eine etwa an dem Tage von mir ausgesprochene Forderung oder gar Befehl, sondern um eine etwa vierzehn Tage zuvor von sämmtlichen Konfirmanden freiwillig und einmüthig getroffene Vereinbarung, den Blumenschmuck während der Einsegnungsfeier den An- gehörigen zu überlasse», um ihn am Schluß der Feier wieder zurückzuempsangen. Meine Forderung an die Kinder war es gewesen, diese einmüthige Vereinbarung rechtzeitig den Eltern mitzutheilen und danach zu handeln. So kau» auch von einem plötzlichen Betretcnsein der Eltern nicht die Rede sein. 2. Es ist nicht richtig, daßsämmtliche" Kinder mit dem Schmuck vor dem Altar erschienen waren, den Schmuck hatten zuerst noch weniger als der achte Theil aller Konfirmanden, hernach nur noch zwei Knaben. 3. Was hier vereinbart war, ist nicht blos außerhalb vielfach bräuchlich, sondern auch in Berlin   schon öfter ohne Widerspruch geschehen; ohne daß ich besondere Erkundigungen darüber eingezogen habe, sind mir ans den letzten Jahren schon sieben Einsegnungsfeiern erinnerlich, bei denen es so Sitte war. 4. Von einem lauten Weinen der Knaben ist von lallen Nahestehenden nichts bemerkt worden. Ueber die Zahl der Kinder, welche den Blumenschmuck behalten haben, wollen wir uns mit dem Herrn Pastor nicht streiten, ob- gleich uns nicht eine, sondern mehrere Mittheilungen zugegangen sind, welche den Vorgang in der von uns geschilderten Weise darstellten. Weiter meinen wir zur Sache, daß es ein recht eigenes Ding ist, mit UnmündigenVereinbarungen" zu treffen; zu solchen Sachen zieht man doch auch die Eltern heran;»väre dies geschehen, so hätte sich gewiß der peinliche Vorfall vermeiden lasse». Auch wäre dann wohl unter den Betheiligten die begreifliche Mißstimmung nicht hervorgerufen worden, deren Vorhandensein zu vertuschen wir allerdings keine Ursache haben, die aber in unserergottlosen" Zeit ein Prediger schon im Interesse seiner Kirche nicht auskommen lassen dürfte. Damit möge die Angelegenheit. Antisemitisches. In der judenfressendenTägl. Rundschau" war ein Zwist zwischen dem Verleger Herr» Hempel und dem Chefredakteur Herrn Dr. Lange entstanden. Dies hatte zur Folge, daß Dr. Lange ein Konkurrenzblatt, dieDeutsche Zeitung", zu gründen beschloß. In dieser Sache berichtet dieTägliche Rund- schau" das folgende:Ein Angestellter derVolks- Rundschau", welcher bei derDeutschen Zeitung" einen Posten erhalten sollte, erschien kurz vor Antritt seiner neuen Stellung im Verpackungs- räum derTäglichen Rundschau" und ersuchte, wie er mit- theilte, im Auftrage des Herrn Dr. Lange, unfern Verpacker, sich am nächsten Tage(einem Sonn- tage) bei Herrn Dr. Lange mit den der Obhut des Ver- packers anvertrauten V e r s e n d u n g s l i st e n derTäglichen Rundschau" einzufinden, in welchen.sämmtliche Postorre mit der beigefügten Abonnentenzahl zusammengestellr sind. Der Ueber- bringer dieses Auftrages fügte hinzu, daß Herr Dr. Lange sechs Schreiber zum Abschreiben dieser Listen in Bereitschaft halten »verde und fragte den Verpacker zugleich, welche Vergütung er für feine Gefälligkeit von Herrn Dr. Lange beanspruche. Der Verpacker, welcher diese Begriffe von Treu und Glauben nicht theilte, hat darauf nur erwidert, daß er nicht käuflich sei. Wir enthalten uns eines weiteren Kommentars und bemerken nur, daß wir den Vorfall der Staatsanwaltschaft angezeigt haben." Wie crhaltcu wir die Schuljugend gesund? Dieses Thema, behandelte Dr. Wey! in der letzten Sitzung der deutschen Gesellschaft für volksthümliche Naturkunde. Zunächst wies er nach, Descartes(Carlesius) die Rede ist, so soll dabei selbstverständlich nicht an eine Parallele zwischen Liebknecht, dem lebenden Mann der praktischen Hebung und zwischen dem längst verstorbenen Philosophen erinnert werde». Ein Genie, nicht ein Charakter, möchte man von Descartes   ausrufe»! Aber trotz aller mensch- lichen Schwäche», trotz des Mangels an Freimuth, der aus den Lebensumständen von Descartes  , dem glückverwöhnlen Sprosse» einer altadeligen französischen   Familie, zu er- klären ist, bleibt das Auftreten von Descartes   doch immer kultttrgeschichllich hochinteressant, und am Ende, so ängstlich sich Descartes dagegen verwahrte, hat sein eminent kritisches Genie schwere Umsturzarbeit gelhan. Auch damals gab es eine heilige Ordnung der Dinge und auch damals waren es Forscher und Denker, die durch ihren geistigen Einfluß diese heilige Ordnung umwarfen. Auch damals waren die herrschenden Mächte voll flammender Entrüstung gegen diese Denker und Forscher, die eine neue Weltanschauung heraufbeschworen. Man zwang sie, zu widerrufen und scheute nicht vor Verfolgung bis zum Blutgericht. Kopernikus  , der Große, war aufgestanden. Giordauo Bruno, ein Blutzeuge für seine Wissenschast, war nicht umsonst gestorben, und Galilei  , der ingrimmig Gehaßte, lehrte, was jetzt längst Gemeingut aller Welt geworden. In diese Zeit geistiger Wiedergeburt fällt auch das Wirken von Cartesius  . Der Gläubigkeit begann er den Zweifel entgegen- zusetzen. So rüttelte auch er an dem Fundamente einer ver- alleten Weltanschauung und die Macht seiner neuen Erkeuntniß ivar stärker als er selber. So sehr der vornehme Kavalier, der Lehrer und Freund von Prinzessinnen, der ehemalige Jesuiten  - zögling zu Kompromissen geneigt war, als er sah, ivie ma» die neue Welt verketzerte und verdummte, so sehr er die Wahrheiten, die er fand, zu verschleiern bemüht war: die junge Erkeuntniß brach durch trotz alledem, eine kritisch-skeptische Philosophie war angebahnt und mit der stumpf-ergebenen demüthigen Gläubigkeit war es vorbei. Auch Descartes   mußte die Erscheinungen der Welt aus den Gesetzen der Materie erklären. Eine feltsanre Unrast und Zerrissenheit wies sein Leben auf. Was seine scharfe Intelligenz erkannte, verleuqnete sein Mund nicht selten; denn der Mann fand den letzten Muth nicht. Verfolgung auf sich zu nehmen und sich gegen die Welt, aus der er hervorgegangen war, in offenem Widerspruch aufzulehnen. Ein nnstetes Wander- leben hat er geführt, um vor den Machthaber» der allen Welt sich möglichst zu verbergen und nicht ausfällig zu mache». In den Niederlanden zog er so zwei Jahrzehnte lang von Ort zu Ort, nirgends seßhaft. In gewisser Art war das ebenfalls für den reichihumverwöhnten Mann ein Martyrium. Zuletzt war er einem Stuf der Schwedcnkönigin Christine gefolgt und nach kurzer Rast starb Descartes   1649 zu Stockholm  . Alpha,