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Katholit/ Sozialist/ Radikaler

Ein Original der englischen Arbeiterbewegung. London  , Mitte Mai.

John Wheatley  , der dieser Tage starb, war eine der selt samsten Erscheinungen der sozialistischen Internationale. Bor 61 Jahren in einem kleinen Bergarbeiterdorf von Lanarkshire als eines der elf Kinder eines aus Irland   eingewanderten Berg­arbeiters geboren, hat John Wheatley   in seiner Kindheit alle Grauen und Demütigungen bitterster Armut am eigenen Leib erlebt. Er hat selbst später erzählt, wie es der aus dreizehn Personen be= stehenden Familie seines Vaters, die in einem Zimmer zu= sammengepfer cht, vegetierte, am Nötigsten fehlte und wie hier jener Haß gegen die Armut in ihm geboren wurde, der später zur Triebfeder seiner außerordentlichen politischen Karriere werden sollte.

Das irische Blut seiner Ahnen, der strenge Katholizis mus seiner Umgebung und die Eindrücke der schottischen Landschaft verbanden sich in ihm zu einer eigenartigen Synthese einander widerstreitenden Eigenschaften: er besaß den schottischen Willen zum Aufstieg und die schottische Geschäftstüchtigkeit, die seltsam schillernde Intellektualität des entwurzelten Irländers und die seelischen Züge, die der Katholizismus seinen gläubigen Anhängern aufdrückt. Der Widerspruch, in dessen Zeichen er geboren wurde, hat sein Leben bis ans Ende bestimmt.

Bereits mit zwölf Jahren arbeitete Wheatley im Bergwert. Er war bis zu seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahre Bergarbeiter. Dann begann sein äußerer Aufstieg. Er wurde nacheinander Ber­leger fatholischer Flugschriften, Zeitungsbefizer und schließlich Besizer und leitender Direktor eines großen Glas­gomer Konzerns. Seine politische Tätigkeit führte ihn über die lokale Politik ins Unterhaus und im Jahre 1924 ins Ministerium und in den Geheimen Rat Seiner Majestät des Königs Georg V. Seit 1925 stand er in der Opposition gegen die Parteileitung. Er war der geistige Urheber der Marton Coot- Ram­pagne, die eine Sammlung aller linken Elemente anstrebte, und war der Generalstabschef Martons in seinem Krieg gegen die Ar­beiterregierung. Der Gegensatz, in den die Unabhängige Arbeiter partei gegen die Labour Party gelangt ist, war nicht zum gering­sten sein persönliches Wert. In seiner äußeren Erscheinung widersprach Wheatley alleg üb­lichen Borstellungen von einem Revolutionär; er war flein  , behäbig und glich in seinem Auftreten mehr einem fatholischen Landgeistlichen als dem Führer des radikalen Flügels der britischen Arbeiterpartei. Wenn er sprach, hatte man das Gefühl, einem Automaten gegenüberzustehen, der, durch keinerlei mensch. liche Unzugänglichkeit gehemmt, seine Argumente abrollen läßt. Seine rednerischen Triumphe waren Siege des Intellefts und nicht des Gefühls. Kein Demagog hat jemals ruhiger gesprochen und in höherem Maße auf rhetorische Flosteln verzichtet.

Wheatley war wahrscheinlich die undurchsichtigste Per. sönlichkeit, die die britische Arbeiterbewegung hochgetragen hat. Es war etwas von der Undurchdringlichkeit um ihn, die wir bei der Begegnung mit östlichen Menschen zu empfinden pflegen. Sein politisches und menschliches Antlig trug eine Maste, durch die man nicht hindurchzusehen vermochte. Liefreligiös, ein streng gläubiger Katholit, war doch die Brücke, die von seiner Religiosität zu feinem politischen Radikalismus führte, bis zum Ende unsichtbar. Was immer er an Radikalismus aus der Tiefe eines unzulänglichen Herzens hervorholte, war nirgends von dem warmen Menschentum getragen, wie es die anderen start religiös eingestellten

Zum Tode der Maria Orsfa.

Zehn Jahre eines glänzenden Aufstiegs und dann der Kampf| dämonischen, willensbesessenen Frauen Strindbergs in fleine, mit den Rauschgiften- das war das Schicksal der faszinierenden gemeingefährliche weibliche Urwesen. Sie brachte Strindberg in Schauspielerin Maria Orska  . Als sie, furz nach dem Kriege, zuerst Mode, obwohl sie das Gewaltige seines Genies eigentlich entträftete. am Mannheimer   Staatstheater auftrat, beherrschte sie, die Bolin. Wenn sie auf der Bühne sprach, verstand man sie manchmal faum. deren bürgerlicher Name Rahel Blindermann lautete, kaum die Sie lispelte, sie zischte, fie pfiff, fie girrte. Es waren ganz merk­deutsche Sprache. Sie radebrechte, doch gerade dieses Fremdartige würdige, nie gehörte, beinahe tabarettistische Elitekünfte, mit denen gefiel. Meinhardt und Bernauer holten sie schnell nach Berlin   sie die Menge ins Theater lockte. an das Theater in der Königgräger Straße.

Dort spielte Maria Orsta die Wildesche Salome" und Wede­finds Lulu". Der Reiz, der von ihr ausströmte, war rein ani malisch. Sie wirkte wie das geborene Lafter. Damals, in der

Inflationszeit, die auch alle überlieferten geistigen und seelischen Werte entwertete, wirkte diese halb tierische Urwüchsigfeit außer ordentlich. Man bewunderte die tänzerische Geschmeidigkeit der Orsta, die sich an dem abgeschlagenen Haupt, eines Mannes freute, als wenn fie ein kostbares Juwel mit den Händen streichelte. Sie spielte Wedefind nicht mit der verstandesmäßigen Härte der Ensoldt, sie war als Lulu nichts anderes als ein kleines, schlaues, zierliches Weibchen. Und sie gefiel deshalb. Sie wurde der Star des Theaters. Meinhardt und Bernauer führten die großen Moraltragödien Strindbergs auf, Rausch", Kameraden", Bater"," Das Traum. spiel". Die Drsta, die in allen Hauptrollen dieser Stücke auftrat, war eine seltsame, erotische Attrattion. Sie verwandelte all die

Film oder Hörspiel. Zonfilmversuche der Berliner   Funfftunde.

Vor Vertretern der Presse wurden im Funkhaus Potsdamer Straße   zwei Tonfilme, nämlich Walter Ruttmanns Weekend" und Bischoffs hallo! Hier Welle Erdball" vorgeführt. Beide Filme bedeuten ein Experiment, eine Zwischenstufe zwischen Film und Hörspiel. Es kommt darauf an, ob der Tonstreifen allein eine Illufion auslöst, oder ob dazu eine Bildmontage notwendig ist. Walter Ruttmann  , der

Diese besondere Art der Orsta erlangte sogar internationale Bedeutung. Ein Mann von dem großen Theaterinstinkt, Verneuil, schrieb für sie ,, Die Cousine aus Barschau". Da spielte die Orsta fast sich selber. Sie war eine Anarchistin im Theater, vom Regisseur nicht zu zügeln, aber der Erfolg war stets auf ihrer Seite. Man entdeckte auch, daß sie sehr graziös und komisch sein konnte. Es war ein Entzücken, sie anzusehen, wenn sie als Katharina II.   aus einem pompösen Bette stieg, um ihren Günstlingen und Ministern die Köpfe zu verdrehen. Der Dichter Mar Dauthenden, der das Mannweib auf dem russischen Thron, Katharina II.  , auf die Bühne gebracht hatte, erreicht durch die Orska einen fabelhaften Erfolg für seine Komödie ,, Die Spielereien einer Kaiserin"

Während Maria Drsta Abend für Abend ihr Publikum geradezu auf den Kopf ftellte, war sie schon schwer angetränkelt. Sie über. anstrengte sich im Leben und in der Kunst. Zahlreiche Herzens­affären untergruben ihre Nerven. Sic ergab sich dem Genuß von allerhand Rauschgiften und beschleunigte ihren Ruin. Bald beschäf= tigte sich die Oeffentlichkeit mehr mit den Standolgeschichten als dem Talent der Drsta. Aber immer noch spielte sie. Am Tage wurde fie im Sanatorium gepflegt, dann wurde sie unter Aufsicht ins Theater transportiert, und während sie tragisch oder ausgelassen das Parkett begeisterte, wachte der Arzt hinter den Kulissen, daß sie förperlich nicht zusammenbreche.

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Diese Frau, die mit ihrem Leben und ihrer Gesundheit so ver­schwenderisch spielte, alterte früh. Sie glaubte immer wieder, daß sie noch gesund werden könnte. Sie dachte daran, ganz in das Charakterfach der alten Frauen überzugehen und spielte es war noch vor ungefähr einem Jahr eine wundervolle Rolle in Sem Rührstück John Barries Die Medaillen der alten Fr". Diese Alte, die durch Sorgen und nie erfüllte Wünsche ganz verschrumpelt und atemlos geworden war, hatte alles verloren: ihre legten Illufionen, ihre letzten Träume. Sie wollte trotzdem weiter schuften und vergessen, daß für die Menschen noch ein Glück möglich sei. Das wollte auch Frau Orsta vergeffen, wenn sie ein Rauschmittel nach dem anderen versuchte, um Schlaf und Frieden zu finden. Es gelang ihr nicht mehr, und die riesige Giftdosis, die sie nahm, brachte ihr den frühen Tob. Nur 37 Jahre ist sie alt geworden.

,, Alex macht mit."

Theater am Nollendorfplatz.

M. H.

Die Komödie ,, Aleg macht mit" von A. Schneider. Schelde gehört ins Kabarett. Zusammengedrängt, mit feß hin­gehawenen Bühnenbildern, Gesamtdauer höchstens dreiviertel Stun­den. Ein Ulf mit ernſtem Hintergrund. Die Korruptionszustände in manchen Jrrenanstalten sind ein Thema, mit dem sich die Literatur der letzten Jahre schon oft beschäftigt hat. Daß also jemand für ver rüdt erklärt wird, weil er etwas Bernünftiges tut, was der Gesell Einfall des Verfassers. Die Sprache der Komödie ist erst recht nicht Irrfinn der Gesellschaft mitmacht, ist tein übermäßig origineller originell. Aber die Szenen find nicht ungefchickt aneinandergereiht, und es wurde flott gespielt.( Edith Braun, Paula knüpfer, Bera Sacharowa, Heinz Halban, Walter Hobohm, Frig Klippel, Erich Neumann   North.) Von einer Regie war allerdings nichts zu merken, und die meisten Bühnenbilder

Führer der britischen Arbeiterbewegung vom Schlage eines George Films Berlin, Sinfonie einer Großstadt" und des Tonfilmschaft nicht paßt, und daß man ihn für geheilt ertlärt, als er den Landsbury durchdringt. Religion und Politik schienen auf verschie denen Planeten zu wohnen und sich nur zu treffen, wenn eine Frage wie die Empfängnisverhütung zur Sprache fam, bei der das katholische Dogma unmittelbar berührt wurde. Sein Fanatismus mareistalt und seltsam starr und tot.

Ungeliebt, auch von seinem engsten Freundeskreise nur mit Mißtrauen betrachtet, war dieser Mann, individuell zwar interessant, aber als Typus unfruchtbar, ja verhängnisvoll. Daß dieser wurzellofe Radikale mit seinem Hausbaugeseg trogdem eine der wenigen großen Taten der ersten Regie rung Macdonald( 1924) geleistet hat, ist eine jener Paradoren, an denen die politische Geschichte Englands so überreich ist. Einst eine der mächtigsten Figuren der britischen Arbeiterpartei, von seinen politischen Gegnern gefürchtet wie feiner der anderen Führer der Labour Party  , eine kurze Zeitlang als möglicher Nachfolger

Macdonalds.

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Der Alporud aller Gemäßigten in der Arbeiterpartei, war Wheatley in den letzten Jahren seines Lebens zum Führer eines Guerillatrieges gegen die offizielle Parteiführung geworden. Ins zweite Rabinett Macdonald ist er nicht aufgenommen wor den ein Prozeß, in dem ein seltsamer Widerspruch zwischen feiner Ueberzeugung und seiner Haltung als Unternehmer zutage getreten war, hatte ihm viel von seinem Ansehen geraubt. John Wheatleys Tod hinterläßt feine Lücke in der britischen Arbeiter bewegung, aber es bleibt die Erinnerung an den stärksten Intellett, den die britische Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert hervorge

bracht hat.

Egon Wertheimer.

Deutsche   Dichtung in Lettland  . Vortrag des lettländischen Preffechefs in Berlin  . An der Deutschen Hochschule für Politik hielt gestern abend der Pressechef des lettländischen Außenministeriums, Minister Dr. Bihlmann, eme Sonderporlesung über das Thema Das Aufklärungszeitalter in Deutschland   und Lettland   und feine Auswirkungen". Unter den zahlreichen Zuhörern beme: tte man u. a. Reichstogspräsident Löbe, den lettländischen Gesandten Dr. Woyt, den lettländischen Generalfonful Kreewinsch, Reichspressechef Ministerialdirektor Dr. Bechlin. Nachdem der Leiter der Deutschen Hochschule für Politik, Professor Dr. Jaeth, Minister Dr. Bihlmann mit herzlichen Worten willkommen geheißen hatte, ergriff dieser das Wort. In den Mittelpunkt seiner Aus führungen stellte Minister Bihlmann den Dichter Herder  , der von 1764 an zunächst als Leiter der Domschule, als Pfarrer und Publizist in Riga   gewirft hatte. Der Vortragende wies im ein­zelnen nach, welche große Bedeutung Herder um das Deutschtum in Lettland  , überhaupt für das geistige Leben, für die Bildung der politischen Ideale Lettlands   gehabt habe. Seine mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Darlegungen flangen aus in ein herzlich gehaltenes Bekenntnis für die deutsch  - lettische Zusammenarbeit.

Auch bei Krupp   wird stillgelegt. Der Friedrich Wilhelm" soll als Erzgrube verschwinden. Wegen Abfahschwierigkeiten wird die von der Friedrich Krupp A.-G. im Kreise Siegen betriebene Erzgrube Friedrich Wilhelm ftillgelegt. Der Belegschaft von 300 Mann ist bereits gefündigt worden.

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Melodie der Welt", arbeitet in feinem Weekend" nur mit Ge­räuschen. Schluß der Arbeit Feiertag und Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit ist die Reihenfolge. Der Film hat eine Länge von 250 Meter( Spieldauer 10 Minuten). Er läuft in einem Hörer, bei einer Uebertragung durch Rundfunk ohne Bildreprodul faszinierend schnellen Tempo ab, aber es bleibt fraglich, ob der tion, aus diefer Sinfonie der Geräusche ein flares Bild oder auch nur einen starten Eindrud gewinnt.

feiner Begleitmufit zu Eisensteins Banzerfreuzer Botemkin". Der Die Technik in Ruttmanns ,, Weekend" ist ähnlich der Meisels in Rhythmus entscheidet. Meisels Musit zog ihre stärksten Wirkungen aus dem Rhythmus, und ebenso verhält es sich bei Ruttmann  , und es scheint gleichgültig zu sein, ob der eine mit Noten und der andere festgestellt werden: Meisel komponierte eine Filmbegleitmusif, die mit Geräuschen arbeitet. Doch ein grundlegender Unterschied muß im Bilde ihre Ausdeutung erfuhr, während Ruttmanns Geräusch fomposition eventuell auch als selbständige Hörsinfonie in Szene gehen wird, und hier beginnt das Problem.

Der Intendant des Berliner   Rundfunts, Dr. Hans Fleich. gab zuerst eine erläuternde Einleitung, indem er die gedanklichen Vorgänge in dieser Geräuschsinfonie erklärte, und nach dieser Er flärung war es auch leicht, die Komposition zu begreifen. Flesch 30g Parallelen zu der Programmufit eines Liszt, Berlioz   und Richard Strauß  , aber dieser Vergleich hintte, denn man fann ein Werf wie das Heldenleben" von Richard Strauß   oder die ,, Préludes" von Liszt   rein musikalisch werten, ohne die Idee, die der Komponist thr zugrunde legte, zu kennen. Wer von den meisten Hörern, die sich heute von den Préludes" erschüttern laffen, weiß, daß es sich dabei um eine musikalische Ausdeutung des Todes handelt?

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Anders liegt der Fall bei Ruttmann  . Diese überschnittenen und ineinandertomponierten Geräusche sind tatsächlich keine Mufit und haben auch keinen Selbstzwed. Läuft dieser Tonbandstreifen im Radio, dann schaltet der Hörer kaum feine intellektuellen Fähig feiten aus, sondern sucht nach einem Sinn des Ganzen. Geräusche ohne Bild ähneln sich aber derart, daß im Hörer feine zwingende innere Vision entstehen kann. Unter dem Titel Weekend" ist allerlei zu verstehen, und Ruttmann   wählt nicht immer das Charat teristische aus. Hier soll von der Technit, die übrigens ausgezeichnet ist, abgesehen werden. Deshalb sei festgestellt: Ruttmanns Geräusch tompofition braucht eine Bildfilmmontage. Bielleicht ist es möglich, diese mit dem bereits vorliegenden Tonband zu vereinen Der Rundfunk ist dagegen zu warnen, solche von vornherein mit dem Rainszeichen gebrandmarkten Erscheinungen öffentlich ohne Bild­reproduktion zu spielen. Es ist notwendig, daß über die Unter schiede von visuellen und akustischen Wirkungen endlich einmal Rlarheit herrscht.

Der Tonstreifen ,, Hallo! Hier Welle Erdball!" Bischoffs ist dagegen ein auf einen Tonstreifen übertragenes Hörspiel. Der fünstlerische Leiter des Breslauer Rundfunts fennt die Geheimniffe der Wirkung. Er migt entgegengefeßte Elemente virtuos zusammen. Schreie sterbender Menschen, Jazzmufit, Liebesgefäufel, Politik und andere hübsche Dinge vermengen sich zu einer Einheit, aus der nun nicht gerade das Gesicht der ganzen Welt, aber immerhin eines Teilausschnittes sichtbar wird. Diese Komposition fann unbeschadet der Wirkung ohne Bildstreifen laufen, aber man hat Aehnliches bereits öfter erlebt, und Ruttmanns Tonbildstreifen Melodie der Welt" hat dieses Hörspiel schon vorausgenommen.

Felix Scherret.

waren trauriger Ausdruck künstlerischer Hilflosigkeit. Mit endlosen Pausen, die länger waren als die ganze Aufführung, wurde das Bublifum hingehalten, das zu dieser Nachtaufführung gekommen

war.

lz.

Ein Erforscher von Rauch und Staub. Die Meteorologie hat einen schweren Berlust erlitten: der Direk­tor des Meteorologischen Observatoriums Essen Dr. R. W. E dardt ist dieser Tage freiwillig aus dem Leben geschieden. Mit ihm geht ein Gelehrter bahin, dessen Tätigkeit von größter Bedeutung für die Praris des Alltags war. Eckardt, der im Jahre 1879 in Hild­ burghausen   geboren war, studierte Philologie und Geographie und war Mitarbeiter befannter wissenschaftlicher Verlage Bon 1908 ab betätigte sich Eckardt als Meteorologe und Assistent an den Wetter­dienststellen Aachen   und Effen, im Jahre 1913 übernahm er die Leitung der neugegründeten Wetterdienststelle Essen  . Mit Sarnezfy und Reiner studierte er das Klima des Ruhrgebiets und des Sauer­landes. Er veranlaßte die Errichtung der Hochstation auf dem Kahlen Asten 1916 und betrieb Studien über Rauch und Staub im Ruhrgebiet  , die hier zuerst in Deutschland   von einer meteoro­logischen Anstalt seit dem Jahre 1913 durchgeführt wurden. Er verband damit Arbeiten über die Beziehungen zwischen Klima und Bogelzucht- hier gehörte Eckardt zu den ersten Autoritäten Euro­ passowie Gartenbau   und Landwirtschaft. In nächster Zeit sollte bas Klima der erdnahen" Schicht zum Nußen der Bodenkultur be­sonders erforscht werden.

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Akademie des Bauwesens hat einen Ausschuß eingefeßt für die Er. Reffung von Schinkels Custgarten- Fresten. Die Preußische haltung der Wandmalereien- in der Vorhalle des Berliner   Alten Museums, die seit Jahrzehnten unfehlbar ihrem Untergang ent­gegengehen. Die Wandbilder, mit einer großartig erdachten Ent­wicklungsgeschichte der menschlichen Kultur, sind nach farbigen Ent­würfen Schinkels unter wesentlicher Mitwirkung seiner Schüler aus­geführt worden Wenn man sich jetzt um ihre Rettung bemüht, fo geschieht das vor allem im Hinblick auf die Hundertjahrfeier der Er­öffnung des Alten Museums   im Oktober d. I. und auf den 150. Ge­burtstag Schinkels, der am 13. März des nächsten Jahres gefeiert werden kann. Schinkel hat, als er seinen Bau mit Wandbildern im Freien schmückte, sich über die Tatsache hinweggefeßt, daß in dem niederschlagsreichen Klima Norddeutschlands eine dauernde Erhaltung von Wandmalereien nicht gesichert werden kann, und so oürften auth die jetzigen Erwägungen den Untergang wohl verzögern, aber nicht verhüten können.

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3m Morgenblatt erscheint von Sonnabend ab eine neue Er. zählung Schwarze Legende  ", die das Verhältnis von Weiß und Schwarz in Afrika   zum Inhalt hat. Der Verfasser Fredrik Barelius, ein gebürtiger Norweger, war viele Jahre lang Richter im Kongogebiet. Wie faum ein zweiter Europäer bat er sich in die Seele des schwarzen Menschen, besonders auch der Frau, hineingelebt; er gibt uns Landschaft und Menschen in ihrer ganzen Ursprünglichkeit. Das schwarze Problem, das die Kolonisation für beide Seiten darstellt, tritt anschaulich, aber ohne Aufdringlichkeit hervor.