mien, 19. mai.
Bei einem Aufmarsch der Heimwehr in Kornneuburg bei Wien überbrachte der christlich- soziale Landeshauptmannstellvertreter von
Niederösterreich , Reither, die Grüße des Landeshauptmanns und des Christlich- Sozialen Bauernbundes und betonte, daß von einer' Ab
rüftung heute noch keine Rede sein könne, da die Heimwehren ihre
Arbeit noch nicht beendet hätten. Die Heimwehren würden nicht eher abrüsten, bis wieder normale Verhältnisse herrschten, bis es feinen Terror mehr gebe und bis die Gesetzgebung wieder stark genug fei, Recht und Ordnung, Religion, Sitte und Kultur ausreichend zu schüßen.
Unser Bruderland Deutschösterreich mit seinem 6,5 Millionen Einwohnern ist ein Kleinstaat, und seine mitteleuropäische Bage und das reine Deutschtum seiner Bevölkerung haben nicht hindern können, daß ihm allerhand balkanische Züge aufgeprägt worden find. Die herrschende Koalition der Chriftlichjozialen, Großdeutschen und Landbündler hat ihre Hauptstärke auf dem Lande. Für die Auswahl der höheren Beamten ist vor allem die Zugehörigkeit zu den flerifalen C.- B.- Studentenkonvent bestimmend und bezeichnen ist der Stoßseufzer eines alten Wieners: Früher hat man die Beamten aus Brag und Brünn geholt, jezt aus Kufstein und Judenburg !" Nicht minder voll bitterer Selbsteinschägung ist die Aeußerung eines flugen Desterreichers, dem ein Landmann erzählte, in einer Berliner Organisationszentrale des Wiener Organs derselben Bewegung vergebens gesucht zu haben: ,, Na, glauben Sie, daß die das bulgarische Fachblatt halten?"
Diese mazedonische Einstufung Deutschösterreichs ist besonders eine Folgerung aus dem Bandenkrieg, den die Komitatschi" der Heimwehr mit gröbstem Terror gegen die Arbeiterklasse und ihre politische Geltung führen. Obwohl
die vielen blutigen Zusammenstöße ebenso wie die schwerbewaffnete Militärform der Heimwehr längst die beunruhigte Aufmerksamkeit der demokratischen Westmächte erwedt haben, von denen die Regierung Schober eine große Anleihe erhofft, geschieht in Deutschösterreich gar nichts gegen das gesezwidrige Treiben der Faschisten. Ja, Herr Schober schwieg jogar, als in der Parlamentsdebatte über seine Regierungserklärung die Sozialdemokraten ihn nach der Richtigkeit der Behauptungen des steirischen Heimwehr- Landesführers fragten, daß nämlich die herzlichen Beziehungen ungemindert fortdauerten, die Schober schon als Polizeipräsident von Wien mit der Heimwehr unterhalten habe, daß die Heimwehr die Entwaffnung nicht zu fürchten hätte und wenn sie überhaupt fäme, fie schon nicht zum Nachteil der Heimwehr ausfallen würde.
Ein alter Rechtsgrundfah lautet, daß Schweigen Zugeben bedeutet. Herr Schober hat geschwiegen.
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nach dem Gesetz von 1928 da aufgewertete Attientapital bei der Verstaatlichung abgelöst werden muß.
Die Ernennung des Herrn Strajella zum Generaldirektor der Bundesbahnen an Stelle deswegen seiner Anständigkeit abgesägten Ing. Günther wäre die Enthüllung des Heimwehre charakters dieser Regierung, der zwar ein Michael Hainisch , aber auch, und noch dazu als Vizekanzler, ein Vaugoin
angehört.
Aufmärsche und Fremdenverkehr.
Die Heimwehrparaden in Niederösterreich haben den Republi lanischen Schutzbund gezwungen, zur Beruhigung der bedrohten Arbeiterbevölkerung in den Landorten mit Geländemärschen zu antteiligen. So hatte der Schutzbund auch für den großen Kurort worten, an denen sich stets Tausende Schutzbündler stramm beBaden bei Wien eine solche Gegenfundgebung ankündigen müssen. Da fie im Gegensatz zur Duldung des Heimwehraufmarsches- verboten wurde, ordnete der Schutzbund ganztätiges Spazierengehen seiner Mannschaften im Kurpart am Sonntag an. Da befam es der christlichsoziale Bürgermeister und ehemalige Bundesfinanzminister Kollmann doch mit der Angst um die einträgliche Sommersaison zu tun und verhandelte. Ergebnis: Die christlich soziale Bartei ist bereit, dem sozialdemokratischen Vorschlag folgend alle Aufmärsche bis zum Herbst zu verbieten; da jedoch die Heimwehrleitung das noch nicht erlaubte, dauerte es tagelang, bis der Landeshauptmann breitgeschlagen war, das Berbot für den zu erlassen. Nach dem 15. September fann es wieder
Sommer! losgehen!
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Disziplinarverfahren gegen den Wifing- Mann. Bekanntlich hat die Politische Polizei am 3. Mai 1930 bei dem Regierungsrat Dr. Karl Lübben in Dahlem ein Waffenlager gefunden und dasselbe beschlagnahmt. Dieser Regierungsrat im Reichspatentamt war 1920 beim Rapp- Butsch in ein Straf verfahren verwickelt, und es wurde damals ein Steckbrief wegen Hochverrats gegen ihn erlassen. Die Republitanische Be schwerdestelle Berlin griff diese Angelegenheit auf und bat würdigen Reichsbeamten das Disziplinarverfahren einden Präsidenten des Reichspatentamtes, gegen diesen völlig unzuleiten und Dr. Lübben mit sofortiger Wirkung vom Amt zu suspendieren. Darauf hat der Präsident des Reichspatentamtes am 13. Mai der Beschwerdestelle mitgeteilt, daß ,, gegen den Regierungsrat Dr. Lübben ein förmliches Disziplinarverfahren eingeleitet worden ist, allerdings wegen Berfehlungen, die mit bem Waffenfund nicht im Zusammenhang stehen. Er ist vorläufig feines Amtes enthoben worden."
Die Republikanische Beschwerdestelle Berlin griff die Angelegen. heit auf und bat den Regierungspräsidenten in Frankfurt a. d. Oder um Einschreiten. Der Regierungspräsident erklärt unter dem 12. Mai folgendes:... Das Vorkommnis stellt eine grobe Taftlosigkeit dar und ist aufs äußerste zu bedauern. Dem Mitglied der hiesigen Regierung, das nicht als entsandter Vertreter des Regierungspräsidenten, sondern zufällig anwesend war, habe ich entsprechende Borhaltungen gemacht. Die Angelegenheit selbst habe ich dem Herrn Landwirtschaftsminister zugeleitet, damit er auf die Landwirtschaftskammer dahin einwirkt, daß sich derartige Borkommnisse nicht wiederholen."
Wer über 35 Jahre alt ist...
den stellt die Reichsbahn nicht mehr an.
Der Bezirkskonferenz der Reichsbahnfahrbeamten in 5 alle am Sonntag berichtete Thyes, die Reichsbahngesellschaft beabsichtige, alle über 35 Jahre alten Beamtenanwärter in Zukunft nicht mehr anzustellen. Ausgenommen sollen nur die gelegentlich des Beamtenabbaues in das Arbeitsverhältnis rüdüberführten Beamten und
außerplanmäßigen Beamten sein. Von dieser Gruppe sind noch un
gefähr 11 000 Mann vorhanden.
Die beabsichtigte Maßnahme dürfte rund 26 000 Beamten. anwärter treffen. Diese Hilfsbeamten sollen weiterhin verantwortungsvollen Beamtendienst leiſten bei geringerer Bezahlung und ohne Aussicht auf spätere Anstellung.
Die Konferenz nahm einstimmig eine Entschließung dagegen an, die vom Einheitsverband der Eisenbahner erwartet, daß er alles daran segt, das drohende Unrecht abzuwehren. Die Konferenz betrachtet als stärkste Waffe gegen solche Pläne eine starke Organisation, den Ausbau des Einheitsverbandes.
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Wetter für Berlin : Wechselnd bewölkt ohne wesentliche Niederschläge. Wenig Temperaturänderung, westliche Winde. Für Deutschland : Im östlichen Küstengebiet strichweise leichte Regenfälle. Im übrigen Deutschland woltiges und weiterhin ziemlich fühles Wetter ohne wesentliche Niederschläge.
16.05
FUNK UND
Berliner Betriebe."
AM ABEND
16.40 Hanns Eisler . Acht Klavierstücke, op. 8( Uraufführung).( Hans Erick Riebensahm, Flügel.)
17.00 Dichten oder berichten. Gespräch zwischen Georg Fröschel und Leo Lania , 17.25 Jugendstunde.
17.55 Johannes R. Becher , liest eigene Dichtungen.
18.10 Stunde mit Büchern, Kriegsromane.( Am Mikrophon: Heinrich Bachmann. 19.05 Unterhaltungsmusik.
20.00 Können Dichter die Welt ändern? Gespräch zwischen Gottfried Beng und Otto Distler. 20.30 Unterhaltungsmusik.
und Harol Hickerson. Rundfunkbearb. von Konrad Maril. 22.30 Dr. Josef Räuscher: Politische Zeitungsschau.
Königswusterhausen,
zu solchen Zuständen paßt trefflich das Bestehen des fehthin aufgebedien Geheimfonds der Bundesbahn aus Industrie- Der Oberregierungsrat feiert Wilhelms Geburtstag 21.00 Uraufführung: Und wir haben nichts dagegen getan". Von Maxwell geldern zur Faschisierung des ganzen Unternehmens es paẞt dazu die bezeichnende Tatsache, daß als Redner der bürgerlichen Parteien in der erwähnten Parlamentsdebatte fast ausschließlich Industrieinndizi aufgetreten find, und es wäre die Krönung solcher Zustände, wenn nun auch noch der Großaktionär der Grazer und meiterer Lokalbahnen,
der Antisemit und Heimwehrmann Strafella Generaldirektor der Bundesbahnen werden sollte.
Dieser Kapitalist hat seinen Patriotismus längst bemiesen, als er 1925 gegen den Berjuch der Regierung, die Lofalbahnen zum damals niedrigen Aktienkurs aufzukaufen, die ausländischen Aftienbefizer aufrief. Aber er ist der Mann des heimat fchuzes" und hat durch diese politische Tätigkeit erreicht, daß
Am 27. Januar 1930 fand in der Landwirtschaftlichen Schule in Kalau eine Abschiedsfeier für die Schüler statt. Hierbei hat ein vom Kuratorium der Anstalt gestellter Redner, der Landbundführer von Rillisch- horn, eine Rede gehalten, die nichts weiter als eine huldigung für Wil. helm II. mar, und bei diefer Lobhudelei auf die Hohenzollern hat er die Schüler aufgefordert ,,, dem großen Herrscher für alle Zeit nachzueifern". Während der Junker nun diese monarchistische Rede in der Landwirtschaftlichen Schule vom Stapel ließ, hörte der Dberregierungsrat und Sachbearbeiter für Schulangelegenheiten bei der Regierung in Frankfurt a. d. Oder, Herr Padderaz, diese Ausführungen ruhig an, ohne den Saal zu verlassen oder auch nur irgendwie Einspruch zu erheben.
16.30 Von Leipzig : Nachmittagskonzert.
17.30 Paul Wittke: Hamburgs Anteil an Deutschlands Kultur. 17.55 Walter Hofmann : Die öffentliche Bücherei der Gegenwart. 18.20 Direktor Lombardino: Gefahren der Straße. 18.40 Französisch für Anfänger.
19.05 Dr. Hans Speier : Marx und Engels. 19.30 Otto Theil: Vogelschutz.
20.00 Aus der Philharmonie: The Hampton Institute Choir. Dir.: Dr. R. Na thaniel Dett. 21.30 Vou Breslau : Licht und Schatten.
Berantwortl, für die Redaktion: Rich. Bernstein, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Vorwärts Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Bormärts Buch druckerei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SB 68, Lindenstraße 3. Hierzu 1 Beilage.
Reinigt
Dienstag, 20.5. Staats- Oper
Unter d. Linden Teil- Ab.- B. Di No. 10 Jahres- Ab.- V. No. 135 19 Uhr
Die Frau ohne Schatten
Ende g. 23 Uhr
Staats- Oper Staatl. Schausph.
am Gendarmenmarkt
St. R. L. Di. No. 8 Jahres- Ab.- Y. No. 119
20 Uhr
Wird Hill amnestiert?
Ende 22 Uhr
Staatl. Schiller- Theater, Charltbg.
20 Uhr
SCALA
Tägi. 5 u. 8, Uhr.
Winter * Garten*
8.15 Uhr Zentr. 2819 Randen erlaubt Rose Kress- Trio- Johnny Comp. Nicholl- Lopez- Trio usw.
Volksbühne Theater am Bülowplatz.
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Kleines Theat.
Merkur 1624 Täglich 8 Uhr Großen Erfolges wegen verlängert Gastspiel Gisela Werbezirk in
Regie: Günther Stark Meyer's sel. Witwe
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9 Uhr A 4 Zentrum 926-927 9 Uhr Direktion Ralph Arthur Roberts
Vögel, die am Morgen singen
Lustspiel in 3 Akten von Lonsdale.
Abends: Feuerwerk Barnowsky- Buhnen Lessing- Theater
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Direktion
Dr. Robert Klein Deutsches Künstler- Theat. Barbarossa 3937 8 Uhr
Die Komödie 11 Bismck.2414/ 7516
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Soll man heiraten?
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Dönhoff 170 84 Uhr Der
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Ruselli ohrleigt Minister Phaea
Vorzeiger dieses von Fritz v. Unruh. Inserats Vorzugs- Reg.: Max Reinhardi
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