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Beilage Dienstag, 20. Mai 1930

99°

Der Abend

Spalausgabe des Vorwára

bedanke dich herzlich!"

Landverschickung und Kinderarbeit

In den letzten Jahren hat die Unterbringung nicht heimbedürf-| tiger Stadtfinder während der Schulferien in Einzelpflegeftellen auf dem Lande einen überaus starten Rückgang erfahren. Wenn auch noch umstritten ist, ob die wirtschaftliche Ausnutzung der Kinder durch die Aufnahmefamilien als Ausnahme oder Regelfall zu gelten hat, so ist man sich doch in allen maßgebenden Fachkreisen im großen und ganzen darüber einig, daß bei der Pflegefamilie auf dem Lande die notwendigsten Voraussetzungen für eine verantwortliche Unterbringung erholungsbedürftiger Kinder im allgemeinen über. haupt nicht gegeben sind.

Als in den Städten schlimmste Nahrungsmittelnot herrschte, wurde die Verschickung der Kinder in Landaufenthalt in der einzigen Erwartung vorgenommen, daß sich die Stadtkinder im Interesse einer Stärkung ihrer geschwächten förperlichen Konstitution mehrere Wochen hindurch sattessen können. Diese durch außer ordentliche Notzeiten gerechtfertigte primitive Magen für forge tann aber, wie es irrtümlicherweise immer noch geschieht, mit Erholungsfürsorge nicht identifiziert werden. Die Er füllung auch mir eines Teils der Mindestforderungen, die an die fystematische Durchführung der einfachsten Erholungsfürsorge­maßnahme in Form der örtlichen Erholungsfürsorge geknüpft sind, fann in. den ländlichen Familienpflegeftellen nicht im entferntesten gewährleistet werden.

In der örtlichen Erholungsfürsorge sind pädagogisch und hygie­nisch geschulte Kräfte mit der Aufsicht und Pflege der Kinder be­traut. Hier wird nach einem unter ärztlicher Mitwirkung fest­gestellten Plan, der die Tageseinteilung, ferner Bekleidung, Körper­pflege und-übung, zweckmäßige Ernährung, Beschäftigung und Spiel der Kinder umfaßt, gearbeitet. Hinzu kommt die ständige ärztliche leberwachung. Außerdem findet in der örtlichen Erholungsfürsorge ein gesellschaftsbildendes Zusammenleben der Kinder statt, das aus psychischen und pädagogischen Gründen von hervorragender Bedeutung ist. Danach ist gegen die Entsendung von Stadtkindern aufs Land selbstverständlich dann nichts einzu. menden, wenn am Aufnahmeort eine örtliche Erholungs. fürsorgeeinrichtung besteht, von der die Kinder tagsüber erfaßt werden, so daß lediglich eine Unterbringung in der Familie während der Nacht in Frage tommt. Die angedeuteten Erwägungen müssen aber, von guten Ausnahmen und der verwerflichen wirt­schaftlichen Ausnutzung der Kinder einmal völlig abgesehen, zmin­gend zu einer

grundsätzlichen Ablehnung der Verschidung von Stadtkindern in Einzelpflegeftellen auf dem Lande

führen.

Ein beschämend trauriges Rapitel im Rahmen der Stadt finderverschickung in Landaufenthalt stellt die heute noch geübte Entsendung von erholungsbedürftigen Ruhrtindern. dar. Diese Kinder werden nicht etwa nur während der Schul­ferien, sondern in der Zeit von April bis November, also für die Dauer von 7 bis 8 Monaten, aufs Land in Einzelfamilien gegeben. Hierbei handelt es sich um Hunderte von Kindern, die in bäuerlichen Familien östlicher Landkreise Aufnahme finden. Bor der Entsendung sind sie größtenteils überhaupt nicht ärztlich untersucht worden. Nicht einmal das Körpergewicht der Kinder wird bei der Entfendung oder ihrem Eintreffen vor Antritt des Landaufenthalts festgestellt. Bon vornherein unterbleibt somit jegliche Feststellungsmaßnahme, die für eine Beurteilung der Wirkung der Landunterbringung auf das einzelne Kind während und nach Ablauf der Aufenthaltszeit erforderlich ist.

Erschreckend deutlich wird die Situation, wenn man zu hören bekommt, wie sich der Erholungsaufenthalt der Ruhrfinder auf dem Lande abspielt.

Die Befchäftigung ist das Elementare.

Die schulpflichtigen Knaben und Mädchen finden in der Hauptsache als landwirtschaftliche Hilfsarbeiter, Kuh- und Gänsehirten, Haus angestellte, Laufboten oder meist alles in einem Verwendung. Cha rakteristisch ist, daß von der einzelnen Pflegefamilie, obschon für die Zuweisung schulpflichtige Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren in Betracht kommen sollen, bis auf geringe Ausnahmen nur Zwölf. bis Bierzehnjährige und häufig Schulent Iaffene angefordert werden. Wenn man weiß, daß es sich bei den Aufnahmefamilien vornehmlich um Ackerbürger oder fleine Landwirte handelt, deren Wirtschaft gewöhnlich etwa 20 50 Morgen groß ist, die sie ohne Zuhilfenahme irgendwelcher An­gestellten mit ihren Angehörigen selbst betreiben, wird dieser Wunsch ,, verständlich. Das 12. bis 14jährige Mädchen soll Woh­nung und Küche in Ordnung halten sowie die vorhandenen Klein­finder versorgen und der 12 bis 14jährige Knabe( mög­fichst ,, träftig") außer zum Kühehüten zu allen vorkommenden land­wirtschaftlichen Arbeiten herangezogen werden. Hunderte Don Fällen könnten hier Anführung finden, in denen 12- bis 14jährige Mädchen mit der Beaussichtigung" von zwei Kleinkindern( jeweils im Alter von ½ und 1%, 2 und 4, 3 und 5, 4 und 6 Jahren) sowie der ,, Reinigung der Wohnung", und 12 bis 14jährige Knaben mit Biehhüten, Viehfüttern und landwirtschaftlichen Arbeiten planmäßig beschäftigt werden. Wie sehr es darauf ankommt, unbezahlte Arbeitsträfte zu erhalten, geht meist flar aus der Art, in der die Pflegefamilie die Anforderung meldet, hervor. Die Mädchen benötigt man zur Verrichtung aller häuslichen Arbeiten, zum Spielen mit den Kleinkindern, zur Unterstügung der Hausfrau oder Haustochter, für Gartenarbeiten( Blumenpflüden"), zum Gemüsebündeln, Gänsehüten uff., die Knaben zum Kühe- und Schaf hüten, Getreidegarbenwerfen, Unkrautjäten, Kartoffellesen, Rüben ernten, Bohnenpflücken, Milchbefördern in die Molkerei und zu son ftigen landwirtschaftlichen Handdiensten".

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Und dies alles in der Zeit der Frühjahrsbestellung, Haupternte, und Herbstbestellung! Wer vermag die monatelange Berpflanzung schwächlicher Ruhrfinder aus der rußgeschwängerten Industrieluft in die gute Landluft unter diesen Umständen zu bejubeln? Wie sieht die Wandlung praf­tisch aus? Da rüdt ein 13jähriger schlecht ernährter Junge aus, den die Pflegemutter gelegentlich mit einem Lederriemen be­

- Von Eugen Lederer

arbeitete, der täglich um 5 Uhr in der Frühe die Kühe zu füttern und die Streu zu besorgen hatte, um 7 Uhr alsdann zur Schule ging, nachmittags Kühe hütete und abends wieder die Streu zurecht zu machen hatte. Seine häuslichen Schul arbeiten fonnte er erst nach 8 Uhr abends erledigen. Dann schlief er auf einem Strohsad in einer Bretterfoje neben dem Stall. Ein Fall von vielen! Nur dann und wann werden fie bekannt.

Es fann feinem Zweifel unterliegen, daß der Land. wirt, der in der Zeit von April bis November keinerlei Personal einstellt, durch die Arbeitsanspannung schulpflichtiger Kinder, denen er vorschriftsgemäß lediglich Kost, Kleidung, Wäschereinigung und Wohnung zu gewähren hat, die Ausgaben für Hilfskräfte, Saison. arbeiter, Hausangestellte usw. einsparen will. Man wende nicht ein, daß Kühe hüten, Kartoffel lesen, Rüben ernten, Getreidegarben werfen, Untraut jäten, Gemüse bündeln, Wohnung reinigen, Kinder hüten und dergleichen für zwölf- bis vierzehnjährige erholungs. bedürftige Kinder, die durch die Wirkungen von Krieg, Inflation, Lebensmittelnot und Arbeitslosigkeit besonders schwer geschädigt find, eine leichte Beschäftigung" ist. Die Verrichtung derartiger Arbeiten ist schon für Erwachsene hinreichend anstrengend. Wiederholt hat sich auch die Wohlfahrtspresse mit der traurigen Lage der soge nannten, Hütekinder" befaßt und zum Ausdruck gebracht, daß sie eines besonderen Schutzes bedürfen, denn überlange Arbeitszeiten, gesundheitliche Bedrohung durch die Witterung, unter Umständen sehr schwer zu erfüllende Obliegenheiten, Hemmung der geistigen und fittlichen Entwicklung, auch Schädigung durch unzureichende Unter­bringung, Behandlung und Schulversorgung läßt nach den Berichten der Fürsorgerinnen schwere Gefahren für Leib und Seele befürchten". Durch Richtlinien, die das badische Bandesjugendamt über die Auswahl und das Halten von Hütefindern Anfang 1928 vorge. geschrieben hat, wird diesem ungeheuren Uebelstand infolge stets mangelhafter Ueberwachungsmöglichkeit niemals abgeholfen. Nicht allein durch ein gesetzliches Verbot fann die Beseitigung der Kinderarbeit( sowohl für eigene als für fremde Kinder) auf dem Lande erzielt werden, sondern bezüglich der Stadtkinder hauptsächlich dadurch,

daß alle in Frage stehenden amtlichen Stellen mit der Ber­fchidung von Stadtfindern in Pflegefamilien aufs Land endgültig Schluß machen.

Forderung noch hingewiesen. Die Schulverhältnisse im Ruhrgebiet sind zweifellos unvergleichlich bessere als in den fleinen Gemeinden östlicher Landkreise. Wie die als erholungsbedürftig, deklarierten Kinder ohne vorherige ärztliche Untersuchung abtransportiert werden, so wird unerhörterweise auch fein Schulbogen ausgestellt, der dem Jugendamt zur Weiterleitung an den Lehrer, der das Ruhr­find während sieben oder acht Monaten zu unterrichten hat, zuzu­stellen wäre. Eine Ueberweisung von Schule zu Schule findet also nicht statt. Sind diese und all die anderen dargelegten Verschlechtes rungen, die dem Ruhrkind auf diese Weise widerfahren, zu recht­fertigen? Kinder als Ersatz für berufliche Hilfskräfte zur Arbeit heranzuziehen, ist ein schweres Unrecht, das der vielgerühmten Sorge um unser wertvollstes Gut, die Jugend, hohnspricht.

Was sagen übrigens die Ruhrkinder zu ihrer Unterbrin gung auf dem Lande? Nur zwei Beispiele. Einem dreizehnjährigen Jungen stürzen auf die Frage, wie es bei ihm zu Hause aussieht und als was sein Vater beschäftigt ist, die Tränen in die Augen. Dann stammelt er ,, Bater ist Bergarbeiter und verdient nicht viel". Ein anderer vierzehnjähriger schulentlassener Junge, dessen Bater Invalide ist, möchte Bauschlosser werden, tann aber erst mit 16 Jahren damit rechnen, daß er eine Lehrstelle erhält. Schmerz­bewegendes Motiv der Eltern, einen Esser" los zu sein! Die Kinder wissen das. Und um dieses Wissens willen ertragen ihre schwachen Körper Demütigung und Ausbeutung in der Fremde. Nur wegen dieses bitteren Wissens tragen sie ohne Empörung einen Transportausweis an einem Schnürchen um den Hals, auf deffen Merkblatt- Rüdseite u. a. gedruckt steht: Beim Abschied( von den Pflegeeltern) bedante Dich herzlich."

Braucht man sich wundern, daß angesichts dieser außerordent fichen Schädigung, die geschwächten Stadtkindern durch die über­holte Unterbringung im Landaufenthalt widerfährt, die Zahl der Kinder, die beim Schulabgang für den Arbeitsmarkt noch nicht ver wendbar ist, in bedrohlicher Weise ansteigt? Während fortschritt­liche Jugendämter derartige Kinder

in Arbeitserholungsfürsorge

geben, wo sie unter gründlicher spezialärztlicher Aufsicht nach indivi­buell zugeschnittenem Rurplan arbeitsfähig gemacht werden, werden durch die geschilderten Berschickungsmethoden fozialpolitische Maß­nahmen zur Förderung des Heranwachsens einer qualifizierten Ar­beiterschaft unterbunden. Im Zusammenhang mit der Verschidung von Stadtfindern aufs Land steht zweifellos auch der Rüdgang Daß dies eine unumstößliche Notwendigkeit ist, dürfte durch diese in der Anforderung von jugendlichen Landarbeitern, Ausführungen zur Genüge nachgewiesen sein. die dem Arbeitsrecht unterstehen und außer Wohnung und Kost Nur auf die Schulversorgung sei zur Beträftigung dieser Tariflohn beanspruchen.

Wie soll man sich anziehen?

Die Hygiene der Kleidung

Die Reinigung der Kleidung durch Waschen und Ausklopfen ist namentlich für poröse Stoffe von großer Bedeutung, die be­fonders viel Staub von außen und Hautabsonderungen von innent aufnehmen. Kleidung, die nicht häufig genug gereinigt wird, wird mit der Zeit übelriechend durch Zersehungsprodukte der Haut­absonderungen. Diese und die von außen eingedrungenen Reime ( darunter viele Krankheitserreger) fönnen für die Haut und den ganzen Körper schädlich werden. Man soll aber die Wäsche nicht allzusehr stärken, sie wird dadurch auch unbequem, steigert die Schweißbildung infolge mangelnder Luftdurchlässigkeit.

Ein wichtiges Kapitel der Kleidungshygiene ist die fehlerhafte Form und der fehlerhafte Sitz, den wir infolge der Einflüffe der Mode und der sogenannten Sitte noch bei vielen Kleidungs­stüden finden. Manches ist hier in den letzten Jahren besser ge­worden. Unsere Frauen brauchen sich nicht mehr mit den so über­aus schädlichen Korsetts zu quälen, die durch ihren Druc und durch die Zusammenschnürung des Bruftforbes Krankheiten der Leber, der weiblichen inneren Geschlechtsorgane, der Lungen und des Blutes hervorriefen. Hier scheint der moderne Sportsgeiſt für immer Wandel gefchaffen zu haben. Weniger hoffnungsvoll fann man bezüglich der Länge und der Form der Kleider in die Zukunft schauen. Die bisherige Form der losen und kurzen Kleidung war wegen ihrer großen Luftdurchläffigkeit und Druck­lofigkeit unzweifelhaft hygienisch und bequem.

Der hygienische 3med der Kleidung ist eine Erleichterung| Ruhetleidung, wenn also der Körper meniger Wärme und der förperlichen Wärmeregulierung, d. h. die auch weniger Wasserdampf entwickelt. Kleidung soll den menschlichen Körper in gleicher Weise vor zu großer Abgabe eigener Bärme wie vor zu großer Wärmeftrahlung von außen schüßen; sie darf die erforderliche Abgabe des Körpers an Wasserdampf nicht verhindern, fie muß stets ausreichend und an Wasserdampf nicht verhindern, sie muß stets ausreichend und richtig gereinigt sein und sie muß einen richtigen Siz haben. Der Zwed, die Wärmeabgabe des Körpers einzuschränken, wird verschieden erfüllt, je nach dem Wärmeleitungsvermögen der Kleiderstoffe. Dieses hängt wiederum in erster Linie vom Luft­gehalt, in zweiter Linie von der Dicke des Kleiderstoffes und in dritter Linie vom Leitungsvermögen des verarbeiteten Materials ab. Der Luftgehalt beträgt bei glatten Geweben etwa 50 Proz, bei Trikotſtoffen 70 bis 86 Broz, bei Flanell 90 Broz. und bei Pelzen 98 Proz. Das Wärmeleitungsvermögen von Baumwoll und Leinenfasern beträgt das 29,9fache, von Wollfasern das 6,1fache, von Seide das 19,2fache des Wärmeleitungsvermögens der Luft. Die durch die Kleidung erzielte Verminderung der Wärme­abgabe ist also sehr verschieden, und zwar vermindert( nach den Messungen Rubners) jebes Kleidungsstück die Wärmeabgabe um 10 bis 40 Proz. gegenüber der des unbekleideten Körpers. Wichtig ist auch die Aufsaugungsfähigkeit der Stoffe, die bei porösen, also start lufthaltigen Stoffen größer ist als bei glatten Geweben( und bei Wolle größer als bei Seide und Baumwolle); denn jeuchte Kleidung ist sehr unzweckmäßig für den Wärmeschuß, weil sie ein besserer Wärmeleiter ist, und weil sie die Wärmeabgabe des Körpers infolge der Verdunstung des Wassers erhöht. Gerade die am besten warmhaltende Kleidung ist es also, die im feuchten Zu ftande ihre Aufgabe am schlechtesten erfüllt. Man achte daher, namentlich im Winter, immer darauf, daß die Kleidung trocken bleibt und feuchte Kleidung möglichst rasch gewechselt wind. Bei völliger Durchnässung entzieht die Verdunstung des in den einzelnen Kleidungsstüden enthaltenen Waffers dem Körper so viel Wärme, wie dieser in 24 Stunden überhaupt produzieren kann." Für den Schuh gegen die äußere Wärmestrah= Iung der Sonne fommt es hauptsächlich auf die Farbe der Kleidung an. Helle Kleidung läßt meniger Wärmeftrahlen burd) als dunkle. Die Durchlässigkeit für die wärmenden Strahlen ber Sonne beträgt bei schwarzen und hellgrauen Stoffen ungefähr das Doppelte, bei hellgrünen und dunkelgelben Stoffen ungefähr das Eineinhalbfache und bei roten Stoffen über das Eineinhalbfache als bei weißen Stoffen.

Unentschieden ist noch die Frage: Hosenträger oder Gürtel? Die einen behaupten, die Hosenträger verursachten eine trumme Rückenhaltung, die anderen weisen auf den bisweilen ungefunden Druck des Gürtels auf die inneren Organe hin. Im allgemeinen wird man den Hosenträger wohl nicht als besonders schädlich anzusehen haben, doch empfiehlt es sich für Schwerarbeiter, namentlich wenn sie viel zu heben haben, bei der Arbeit zur Ver­meidung von Nabelbrüchen einen Gürtel zu tragen.

Eine Plage sind aber noch immer die ringförmigen Strumpfbände r, die besonders bei den Frauen, wo sie am Oberschenkel getragen werden, leicht die Bildung von Krampfadern begünstigen. Die Strumpfbänder der Männer find weniger störend, meil fie an der natürlichen Berengung des Unterschenfels liegen. doch wäre es durchaus denkbar, daß auch in der Männerkleidung einfache sentrechte Verbindungsbänder Anwendung finden könnten. Die hohen steifen Kragen find den hygienischeren und ait Schillerfragenmode hat sich für die Allgemeinheit leider noch nicht durchzusehen vermocht, doch ist das Tragen des Schillerfragens wenigstens bei Wanderungen und beim Sport mancherorts schon eine Selbstverständlichkeit geworden. Ziemlich traurig sieht es noch mit dem Schuhwert aus. Die Forderung der Hygiene, daß die Schuhe fich der Fußform anzupaffen haben und nicht umgekehrt, ist noch nicht erfüllt, wenn es auch leichter geworden ist, einigermaßen den hygienischen Anforderungen entsprechendes Schuhwerk zu kaufen. Ewald Bohm .

Die Kleidung darf aber auch die normale Wasserdampf- genehmeren niedrigen und meistens weichen Kragen gewichen. Eine abgabe nicht verhindern. Der gewöhnliche Feuchtigkeitsgehalt der Luft zwischen dem Körper und der Kleidung beträgt 30 bis 40 Proz., und in diesem Klima" befindet sich die Haut am wohlsten. Bei feuchter Außenluft oder infolge schlecht luftdurchlässiger Kleidung fann sich der Feuchtigkeitsgehalt der Zwischenluftschicht bis zu 65 Broz steigern, wobei sich sofort ein Gefühl des Unbehagens bemerkbar macht. Maßgebend ist hier wieder der Luftgehalt des Gewebes. Lockere Trikotstoffe sind luftdurchläffiger als glatte Woll­und Leinengewebe; lettere sind aber sehr geeignete Stoffe für