Frederik
Poulsen: Ludzeck, der Empörer
Trog rafendem Widerstand wurde Graf Gucio zu Bett ge bracht. Die Gardinen wurden heruntergelassen, die heilige Magdalena wurde aus ihrem Gehänge genommen und auf seine Brust gelegt und die Gräfin nahm ihn in ihre warme parfümierte Umarmung.
Eine Geschichte aus dem alten Russisch- Polen( mung
( Schluß.)
Die Jungen freischten, aber Ludzet schrie am lautesten, warf feinen Stod fort und griff sich an den Bauch.
,, Ach, mein Bauch, mein Bauch! Ich bin getroffen, ich sterbe!" 3ygmunt öffnete die Hose und untersuchte den Jungen, nicht ohne Unwillen und Naserümpfen. Plöglich hielt er inne und rief: ,, So ein verfluchtes Geschwäz! Das war ja eine Plaßpatrone, - alle auf die Pläze", brüllte er.
Tumult und Gedränge entstand und dann schrie einer: ,, Ludzef! Wo ist Ludzet? Fangt ihn."
Ludzets Beine waren zu furz. Der Junge mit den langen Stiefeln holte ihn ein und brachte ihn triumphierend zurüd. ,, Bauchschmerzen! Nach Hauje!" heulte Ludzek.
3ygmunt langte ihm zwei übers Schienbein und als er sich heulend auf die Erde warf, gab er ihm noch mehr Brügel Während dem entstand Unruhe in der Schar. Der allgegenwärtige Junge mit den langen Stiefeln meinte entdeckt zu haben, daß sich trotz der strengen Zensur ein Judenjunge eingeschlichen hätte. Der Sünder wurde hervorgeholt, seine Nase im Profil gemustert, und da niemand ihn fannte oder sich erinnerte, jemals mit ihm gespielt zu haben, wurde er mit Hohn und Steinwürmen aus dem Part gejagt. ,, Ludzet? Wo ist Ludzek?"
Der schlimme Geselle war von neuem desertiert, aber die beiden Jungen, die den Judenjungen am meiteften verfolgt hatten, brachten ihn wieder zurückgeschleppt.
Da Brügel also offenbar nichts half, beschloß 3ygmunt, auf dem Wege des Ehrgefühls Ludzef zum Krieger zu erziehen. Dem zornig protestierenden Jungen mit den Schaftstiefeln. entriß er die Fahne und ernannte Ludzet zum Fahnenträger.
Leider erhöhte auch diese Auszeichnung Ludzefs Moral nicht. Wenn er sich unbemerkt glaubte, schleuderte er die Fahne immer wieder ins Gras und rückte aus, wurde jedoch jedesmal zurüd geholt. Zuletzt wurde Graf Gucio beauftragt, ihn zu bewachen. Dadurch erreichte Zygmunt, daß sich niemand in sein Oberkommando einmischte. Denn das Grafenfind war hinlänglich beschäftigt. Bald wollte nämlich Ludzet seine widerliche Schmugnase im Fahnentuch puzen, bald versuchte er, seinen schorfigen Kopf mit einem Ende der Fahnenstange zu fragen. Gucio feuerte jedesmal fein GeGucio feuerte jedesmal fein Gewehr auf Ludzet ab, aber nun tat es ja nicht mehr weh. Ludze! grinste mur und schnob die Nase etwas eifriger ins Fahnentuch als zuvor.
Da begann Graf Gucio fich wieder zu langweilen. Und in feiner Untätigkeit befam er eine Idee.
Jetzt ist die Uhr zwölf, Mama ist aufgeftanden und geht in den Stall zu ihrem Reitpferd. Wir wollen alle zum Schloß marschieren, daß Mama mich sieht."
Der Hauslehrer protestierte ein wenig, wurde jedoch von dem Geschrei des versammelten Heeres übertäubt.
Damit die Kolonne möglichst lang wurde, stellten sich die Jungen zu zwei und zwei auf. Unter Trommelwirbel und Kommandoruf fegte sich das kleine Heer in Bewegung und schwenkte auf den breiten Fahrweg des Parkes ein. Born ging Gucio mit wehendem Federbusch, das Gewehr an sein Leopardenfell gepreßt, ganz erfüllt von sich selbst und seiner Bedeutung. 3ygmunt folgte, auf. merksam hierhin und dorthin spähend, auf alles achtend mit feinen flugen, stechenden braunen Augen, ganz Eifer und Umsicht. Er hatte nur die Sorge, daß Ludzet an feiner Seite mit der Fahne fchtenferte und falschen Tritt hatte. Sonst hätte nämlich die Gräfin fehen können, daß nicht Gucio, sondern er selbst der wirtliche Führer des Heeres mar. Die anderen Jungen hatten rote Baden und startes Herzflopfen, weil sie auf diesem Wege einherschritten, der ihnen sonst strengstens verboten war. Am stärksten bewegt war der Junge mit den Schaftstiefeln, weil er ganz sicher fühlte, daß die Gräfin gar nicht anders fonnte als ihn zwischen dem ganzen bar. füßigen Bauernpad zu bemerken. Dann würde Frau Gräfin wohl frogen: Wer ist der feine Junge mit den langen Stiefeln?" Und fie würde vielleicht hinzufügen: Kann er nicht einmal gelegentlich aufs Schloß tommen und mit meinem Sohn spielen?"
Dann würde er aufs Schloß tommen und mit Gucio und 3ngmunt spielen, und eines Tages, wenn er groß mar, würde er als Spieltamerad des Grafensohnes eine feine Anstellung erhalten und eine grüne Müze und blanke Knöpfe haben wie der Stallmeister. Ein Diener, den sie vor dem Schloß trafen, erhielt einen furzen Befehl von Gucio und eilte davon, und sie warteten an der Ede des Seitenflügels, bis er zurückkam und meldete, daß die Gräfin sich fehr freute. Sie war schon draußen auf der Schloßtreppe.
pardenfell zappelte. Ihr folgte der Reitknecht Janet, der Diener 3ygmunt, der Junge mit den Stiefeln, für den es wieder etwas lichter zu werden schien, und zuletzt alle Bauernjungen in einem so dichten Knäuel, daß einige von ihnen fogar die Gräfin berührten, die an der Seite ihres Lieblings fniete.
D mein Jumel, stirb nicht. O öffne deine Augen und sage deiner Mama, daß du lebst."
Ja, er lebte. Und das erste, um was er bat mit einem graufamen Flug auf den Lippen, den niemand anders als der schlimme 3ngmunt ihm beigebracht haben fonnte, war Rache an Ludzet. Tötet Ludzet!
Aber Ludget war schon längst fort, niemand hatte daran gedacht ihn festzuhalten. Durch die Hauptpforte des Partes fah man ihn in einer Staubwolte verschwinden. Sonst hätte man wohl gern den berechtigten Wunsch Graf Gucios erfüllt.
K.
Nachdem sie sich wieder erhoben hatte, mußte der Hauslehrer herhalten. Er hätte voraussehen müssen, mas da passieren tonnte. Kannte er denn nicht die Menschen da draußen? Bußte er denn nicht, daß sie außer allen widerlichen Krankheiten auch alle erdenk lichen Laster und Leidenschaften in sich vereinigten? Es durfte nicht nur niemals mehr Krieg gespielt werden, sondern Zygmunt wurde bis auf weiteres aus dem Schloß verwiesen.
„ Es gibt so viele fübe sti Es gibt so viele füße Kinder in unseren Kreisen", schloß die Gräfin ihre Strafpredigt, daß es für Graf Gucio ganz überflüssig ist, sich den andern zu nähern. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden, Herr Gouverneur."
Der Hauslehrer verneigte sich und nahm den Verweis entgegen. Aber als er viele Jahre später von der Erhebung der Bolschewisten las, fonnte er sich nicht enthalten, an Ludzet zu denken, das elende Geschöpf, daß zum erstenmal einen Angriff auf seinen geborenen Herrn wagte.
( Autorisierte Ueberfehung aus dem Dänischen von D. Zusmat.)
Zu seinem 75. Geburtstag
Es war im Frühjahr 1916. Ueberall standen fiegreich die Truppen: an der Somme, in den Karpathen, am Isonzo , auf dem Balkan , jetzt selbst in Afrita, und wer weiß vielleicht sogar noch im Himmel. Genau feststellen ließ sich diese Wahrheit jedenfalls nicht, denn es gab dazumal zweierlei Recht in der Welt, die wiederum auseinandergefallen war in zwei Teile: Mittelmächte Alliierte. Aber was, über alle tünstliche Trennung hinweg, fie dennoch einte, war jenes Meer von Blut, in dem die geteilte Welt gleichermaßen ertrant.
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-QO
Man muß Ruhe haben, um zu solcher Besinnung zu kommen. Und Ruhe hatte ich plötzlich, mehr als erwünscht, denn eines Tages fand ich zurüd zu mir, fand ich mein altes Ich auf der Festung zu Mainz . Im goldenen Mainz , der schönen alten Stadt am Rhein , die viele Kirchen und Kasernen hat und berühmt ist ob ihres
Karnevals.
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Saß in einer Zelle, fechs Schritt lang, zweieinhalb Schritt breit: wieder eingeordnet in altpreußische Zucht, die im dritten Kriegsjahr noch mit friedensmäßiger Brutalität funktionierte in allen Aeußer lichteiten, wie da waren: Antreten, Nachtgeschirrleeren, Effen empfangen, Spaziergang( 25 Minuten). Und dem Untersuchungsgefangenen angefchuldigt megen Tätlichkeit wider Borgesetzte, unerlaubtem Waffentragen, tödlicher Bedrohung und einem halben Dugend anderer Verbrechen" fam plößlich zum Bewußtsein: du lebst noch! Atmest die Luft, fühlst deinen Körper, fannst alle Glieder bewegen, deine Augen sind noch hell und lebendig und dein Gehör scharf und vibrierend wie je. Rein irregeleiteter Gewehr durchstochen, kein Granatsplitter den Brustkorb aufgerissen, tein folben hat dir den Schädel zertrümmert, fein Bajonett die Gedärme Flammenwerfer Gesicht und Hände verbrannt, und nicht einmal eine verirrte Stugel hat dich gestreift. Jubel! du lebst nocht 3war abgezehrt und ausgehungert, hohl der Blick und Grauen des Todes abgezehrt und ausgehungert, hohl der Blick und Grauen des Todes im Gesicht, Etel um den Mund und etwas verwildert die Seele.
dann, mitten im Grauen der Nacht, Bruchstüde aus den ,, Hymnen an das Leben" durch die Zelle:
Ihr Arbeiter, Millionen Fiebernde, Gepreßte,
Die ihr, die Stirn vom Wahn nuhvollen Werts unstrahlt, Als Sieger aufrecht durch die Zeiten schreitet,
In wieviel Bildern namenlosen Heldentums,
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gestählter Brust mit wild und sichern Gesten,
In Ansturm, Qual, Triumph und endlicher Gemalt- Fühl ich die Zeichen eures ewigen Ruhms In meinem Innern tragisch aufgemalt!
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Am 26. November 1916, an einem regenfeuchten nebligen Abend, sah ich zum ersten Male wieder andere Menschen als Festungsgefangene und ihre Wächter mit aufgepflanztem Bajonett. Ich war wieder frei"( mit Strafaufschub) für die- Front.
liches Leben und zu meiner Arbeit zurüdgefunden hatte, las idh, Jahre später, als ich mich in ein sogenanntes geordnetes bürgerdaß an biefem 27. November des Jahres 1916 Emile Verhaeren gestorben war. Lapidare Meldung: Bom Zuge überfahren..." Deutschenhaffer während des großen Krieges".
Bar es mur Zufallsspiel allmächtiger Natur, daß eine Handool Verse des unsterblichen belgischen Dichters einem namenlosen Soldaten tiefftes Erlebnis in seiner Gefangenschaft wurden? Nur blindes Schicksal, daß der Tag seiner Befreiung" mit dem Todestag des Dichters zusammenfiel? Wir können diese Frage nicht entscheiden und sind nur dankbar und demütig vor dem großen und schrecklichen Wunder: Leben. Aber eines wissen wir: die Liebe eines Unbekannten zu dem Dichter der Hymne an das Leben" ftraft jene Phrasen Lüge, die vom Deutschenhasser während des großen Krieges fafein. Denn fieghaft über die blutigen Jahre, gefſtimmter Menschen und ihre Herzen fanden zueinander- trotzdem über Festung, Mord und Not schwangen die Gebanken gleich
die Welt erfoff in Blut.
Berhaeren: geboren am 21. mai 1855 in St. Amand in Flandern , gestorben am 27. November 1916 in Rouen .
Saß in Einzelhaft, wochenlang, monatelang: der Frühling ging in den Sommer, der Sommer in den Herbst, der Herbst in den inter. Und in dieser Zeit war neben manchen anderen Büchern ( mit Ausnahme von Tolstois ,, Krieg und Frieden" ,,, Anna Karenina" und Rouffeaus„ Emile" längst vergessen) ein schmales InselbändchenSellfame Ursachen der Wirbelstürme bei mir, das unvergeßliches Erlebnis und Trost wurde: Emile Berhaerens hymnen an das Leben. Es fand sich unter den ungeplünderten Resten meiner Habseligkeiten, die man mir auslieferte, als auf wiederholte Gesuche hin ausnahmsweise dem Untersuchungsgefangenen Bücher und näher zu bestimmende periodische Druckschriften bis auf Widerruf gewährt wurden.
Unvergeßlich, wie sich die Vormittagssonne über die hohen Giebel der Häuser fortschob und große goldene Tropfen in die Belle fielen. Die warmen Strahlen rieselten durch die Gitteröffnung, Herz schwang sich auf in Jubel und Zuversicht, wenn ich mich über rannen weich und wohltuend über die fröstelnde Haut, und das das unscheinbare Bändchen neigte und las:
Neuer Trommelwirbel! Richtung in den Gliedern! Abmarsch im Gleichfchritt! Rund um den Springbrunen rückte die tapfere Schar zur Treppe vor. 3ygmunt trommelte gellend, die Bauern jungen trapsten mit ihren bloßen Füßen im Staub herum, der Junge mit den Stiefeln schritt groß und einsam einher mit bebenden Lippen und Tränen in den Augenwinteln, und der feine Graffamteit war erfüllt von der Stimme eines Dichters, der liebend, Gucio schulterte das Gewehr und brüstete sich ia feinem Leopardenfell. Für eine liebende Mutter war er sicherlich, eine Offenbarung Schwenkung nach links! Halt! Ludzet saufte bei einem Buff Don Zygmunt mit der Fahne an den Flügel. ,, Bravo , fleiner Gucio! Du mein Engelsfind! Einem Helben gleichst du! Der leibhaftige Held Sobieffi! Komm, mein füßes Sind, und füsse mich!"
Das letzte Anfinnen wurde stramm überhört. Ein Weib tüffen im Angesicht seines Heeres! Undenkbar! Aber Gucio war doch zufriedener als der arme Zygmunt, der nicht einen Blid erhielt, nicht ein anerkennendes Wort. Und bei dem Jungen mit den Stiefeln begannen die flaren Tränen herabzufallen. Still beweinte er den Berlust seines schönen Zukunftstraumes.
Aber unter den allen gab es einen, der anfing aufzuleben: Ludzet! Ein Morgengrauen schimmerte auf seinem leinen bleichen Gesicht, breitete sich aus und stieg als flares Sonnenscheinlächeln bis in die Grauaugen und das helle Haar. Er starrte auf das fleine Grafentind und fühlte, daß etwas geschehen tönne. Was da geschehen sollte, begriff er nicht richtig, aber er ließ sich von seinem Instinkt führen. Und in sorgloser Genialität vollbrachte er die Großtat, die ihn für lange Zeit vom militärischen Zwang befreien
follte.
Lautlos hatte Ludzek die Fahnenstange gefenft, als wollte er sich die Nase pußen, hatte sie umgedreht, wie um sich den Kopf zu tragen. Jetzt trat er zwei Schritt vor, hob den Kopf, hob die Fahnenstange, zögerte noch einen Augenblid- ach, der kleine, elende Wurm tat dann den letzten langen und schweren Schritt und ließ die Fahnenstange wie einen Snüppel auf Graf Gucios blanten Silberhelm niederfaufen. Ein Knall! Ein Kreischen! Ein Fall! Und hoch darüber der Hagende Schrei einer Mutter!
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Die Gräfin raffte das Kleid um sich zusammen und begab sich in wildem Lauf nach unten, po der Held Sobiesti in seinem Leo
Denn Leben heißt allein: Empfangen und Berschwenden, Und nur die Sehnsuchtswillen haben mich begeistert, Die auch so gierig standen, teuchend und bemeistert Bom Leben und von seiner Weisheit roten Bränden. Endlos dehnten sich die Stunden in ihrer Dede, aber die Eintrozig und leidend das ganze reiche und schöne Leben in seinen Gedichten eingefangen hatte. Unser Leben, das Sein unserer Generation: hier flopste unser Herzschlag, hier fann unser Denten und hier litt unsere Liebe. Wir waren Die Menge" und Die Tat", wir sehnten uns zum Meere hin" und wir wehten über die Länder weg mit dem berauschenden ,, Hymnus an den Wind". das war plöglich wie ein Märchen, in einem früheren Dasein einKeine Grenzen, die die Völker trennen, gab es mehr; und Krieg, mal erlebt. Denn fang nicht eine gewaltig starte Stimme:
"
Und wenn auch dort noch Abgrundtiefen drohend starren, Bor denen jede Fadel schaudert und verlischt, Beffer statt sich mit Spuf und mit Chimären narren Wir treten fromm zurüd. Allein wir irren nicht! Mitternacht schlug. Schwer und polternd fielen die Schläge in die Dann waren Nächte, unzählbare, da von fernen Türmen die Zelle und liefen grollend in den steinernen Gang weiter. bis sie fterbend zusammenbrachen... Am westlichen Himmel stand manch. mal der volle Mond, und im Hellbundel die Bäume vor der Gitter. öffnung mit leisem Pfeifen fuhr der Nachtmind durch die Kronen, die Blätter raschelten wie Silber, und falt flebte das weiße Licht aft den Mauern, den nackten Wänden: die Zelle, der Sarg eines Lebendig- Toten.
Aber durch Schlaf und Traum schwangen die Verse Berhaerens, waren Aufschwung und Befreiung in dieser notvollen Zeit. Und wenn allnächtlich die endlosen Transportzüge, vollgestopft mit gröhlenden, unwissenden Opfertieren, in den großen Südtunnel ( über dem, etwas abseits, die Festung erbaut war) einfuhren: da lag, hochgeschreckt aus leichtem Schlummer, der Gefangene wach und fah die blutbeschmierten Geleise, die Europa und Asien durch zogen... Und überall wurden Menschen dem Tode entgegen gefahren: in den Rachen der Schlachten. Doch fiebhaft fangen
Fast in jedem Sommer treten in gewissen Gegenden Nordameritas Tornados auf. Es sind dies Wirbelstürme, die meist entsetzliche Verwüstungen anrichten. Auch in Holland und an der Nordseeküste beobachtet man ab und zu ähnliche Erscheinungen, Man bezeichnet sie hier als Windhosen oder Tromben.
Einen interessanten Einblid in die Entstehungsbedingungen derartiger Borgänge gewährt eine Beobachtung, die man anläẞlich eines großen Delbrandes in San Luis Obispo in Kalifornien gemacht hat. Es schlug dort am 7. April 1926 bei einem Gewitter der Bliz in einen großen Behälter ein, in dem sich gegen 750 000 Dadurch wurden noch einige benachbarte Behälter entzündet, so Barrel Del befanden. Das Del geriet in Brand und tochte über. daß im ganzen gegen 6 000 000 Barrel Del verbrannten. Das Feuer bedeckte cine Fläche von etwa 900 2ldern. Es herrschte ein ziemlich lebhafter Wind. In dem gewaltigen Flammenmeer be obachtete man alsbald eine große Menge schlauchartiger Gebilde, die ganz das Aussehen von Tornados hatten. Die meisten waren ziemlich schmal und bewegten sich nicht vom Feuer weg, einzelne jedoch entwickelten sich zu recht beachtlicher Größe und erstarben erst in einigen Kilometer Entfernung. Durch einen dieser Tornados wurde ein Landhaus, das etwa einen Kilometer von der Brandstelle entfernt lag, erfaßt, einige Fuß emporgehoben, etwa 150 Fuß fortgeschleppt und dann auf den Boden aufgesetzt, wobei es vollständig zertrümmert wurde. Die zwei Bewohner des Häuschens wurden dabei getötet. Noch ein weiteres Haus wurde von einer Trombe erfaßt und fortgetragen. Aehnliche Wirbelwinde wurden übrigens auch bei dem gewaltigen Brande beobachtet, der die Stadt Tokio nach dem großen Erdbeben vom 2. September 1923 voll. ständig zerstörte.
Die beobachteten Erscheinungen dürften auf folgende Art zu erflären fein: Ueber der Brandstelle wind die Luft außerordent lich start erhitzt. Dadurch wird sie sehr leicht und steigt mit großer Geschwindigkeit in die Höhe. Von allen Seiten strömt nun Luft aus der Nachbarschaft zum Ersak heran. Dabei entstehen Wirbel, löst und je nach ihrer Energie ein größeres oder fleineres Stück die durch den Wind gelegentlich auch von der Brandstelle losges fortgeführt werden. Aehnliche Bedingungen dürften auch für die Entstehung der sonst in der Natur zu beobachtenden Wirbelwinde maßgebend sein. Jedenfalls hat man festgestellt, daß sie vorwiegend in solchen Gebieten auftreten, in denen auf engem Raume große Temperaturgegenfäße vorhanden sind.
Jm amerikanischen Nationalpark in Montana , der eine Größe von über 4000 Quadratkilometer hat, befinden sich nicht weniger als 526 größere ober fleinere Seen, während 56 Berggipfel vor handen sind, die eine Höhe von 3000 bis 4500 meter haben. Die Seen werden von den großen Gletschern gebildet. Selbft in den Sommermonaten ist das Wasser in diesen Seen eiskalt; der Wasserpiegel ist vollkommen glatt und fam in den verschiedenen Beleuchtungen die seltsamsten Farbentönungen annehmen, Purpurrot bis zum Türfisblau oder Brandgelb. Sieben Monate des Jahres liegt der Schnee meterhoch über dem ganzen Part, während im Sommer die Blumenpracht märchenhaft ift.
Dom