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BERLIN Mittwoch 21. Mai

1930

Der Abend

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Nr. 235

B 117 47. Jahrgang

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Böß amtlich dienstenthoben!

Gleichzeitig auf halbes Gehalt gesetzt.

Nachdem Bök gestern vom Bezirksausschuß seince

ausgesprochen.

Kanarischen und Verdischen Inseln baut sich ein Kanaren- Kap

lich der Kap Verdischen Inseln folgt nach dem Aequator zu die tropische Tiefdruckrinne, in der das Zusammenströmen der verschie den warmen Luftkörper des Nordost und Sideft- Bajjat Regenfälle bedingt,

Amtes euthoben worden ist, hat nunmehr der Grubenbrand in Frankfurt / D. Hochbrydgebiet auf, bas bem Surfe Sancter Sup Berben Oberpräsident die amtliche Suspendierung Die Belegschaft in Sicherheit- Alle Verunglückten geborgen heiteres Wetter und nördliche bis nordöstliche Winde bringt. Süd­bes Oberbürgermeisters Nach dem Disziplinargesek ist damit die Kürzung des Gehalts um die Hälfte verbunden. Entscheidet je doch das Oberverwaltungsgericht zugunsten des Be schuldigten, so wird ihm die gesperrte Summe nachgezahlt. Es erscheint jetzt möglich, daß das Verfahren beim Ober. verwaltungsgericht doch schneller durchgeführt werden tann, als anfangs vermutet werden mußte. Immerhin dürften im günftigften Falle, wenn nämlich fein neues Beweismaterial beschafft zu werden braucht, drei Monate vergehen, ehe es zu einer Entscheidung tommt.

Jm Rathause war heute vormittag das Gerücht verbreitet, daß Bürgermeister Scholh, deffen Urlaub in den nächsten Tagen zu Ende geht, nicht in sein Amt werde zurüdfehren fönnen. Der Bürgermeister trug sich seit langem mit der Absicht, in Pension zu gehen. Nun soll sich durch die Arbeitslast der letzten Zeit sein Gesundheitszustand so verschlechtert haben, daß die Aerzte eine Wiederaufnahme der Tätigkeit ihres Patienten nicht verant worten wollen. Vom Nachrichtenamt wird dazu erklärt, daß von solchen Abfichten des Bürgermeisters nichts bekannt sei. Man wird deshalb diese Gerüchte sehr vorsichtig bewerten müssen.

Wir haben bereits heute früh die Urteiisbegründung und den Verlauf der Sigung veröffentlicht. Wir haben dabei dar auf hingewiesen, daß dem Oberverwaltungsgericht die hohe Aufgabe zufällt, gewissenhaft nachzuprüfen, ob das Urteil des Bezirksausschusses den Anteil des Oberbürgermeisters an dem Gesamtverschulden gerecht bemißt. Es geht nicht an, daß man dem Berliner Stadtoberhaupt die Ehre abspricht, ihm aber andererseits eine Pension von 20 000 Mart jährlich gewähren will. Da die Berhandlungen des Bezirksausschusses geheim sind, wird man die genauen Gründe, die Veranlassung waren, Böß mit Dienstentlassung zu bestrafen und ihm Achtung, Ansehen und Vertrauen abzusprechen, wohl faum bis ins Letzte er­fahren. Es scheint jedoch, daß in erster Linie die leidige und ge= schmacklose Belzaffäre eine große Rolle gespielt hat.

Weiter dürften die letzten Enthüllungen über die Grundstüds­fchiebungen des Stadtrat Busch mit zur Schärfe des Urteils bei­getragen haben.

Man wirft hier dem Oberbürgermeister vor, daß er es an der ge­nügenden Kontrolle habe fehlen lassen. Es wäre die Pflicht des Stadtoberhauptes gewesen, den vielen Beschuldigungen, die schon vor mehreren Jahren besonders auch von sozialdemo fratischer Seite gegen Busch erhoben wurden, genauer und verantwortungsvoller nachzuprüfen.

Der einseitige Rundfunk!

Die sozialistische Bewegung unglaublich benachteiligt. In der gestrigen Gigung des Reichstagsausschusses für den Haushalt nahm Genosse Crispien Beranlassung, auf die geradezu unglaubliche parteipolitische Einseitigkeit der Rundfunkprogramme hinzuweisen. Der Rundfunt müsse endlich mit dem allgemeinen Stand der tulturellen Entwicklung in Einflang gebracht werden. Die Sozialdemokratie mit ihren über 9 Millionen Wählern sei an den Rundfunkdarbietungen lächerlich gering beteiligt. An einem deutschen Sender seien in der Frauenstunde unter 153 Bor trägen nur fünf von Sozialisten gehalten worden. In der Elternstunde sei das Berhältnis 42: 1, in der Kinderstunde 52: 0, im Jugendfunt 65: 0 gewesen. Selbst in der Stunde des Arbeiters" feien von 130 Rednern mur 35 Sozialisten gewesen. Bei den Morgenfeiern standen 30 fatholischen, 25 evan gelischen Feiern und 43 geistlichen Konzerten nur eine(!). freigeistliche Feier gegenüber.

Crispien ironisierte das Bemühen, die politischen Parteien aus dem Rundfunk möglichst fernzuhalten. Im Nachrichtendienst würde die sozialistische Bewegung nicht genügend berücksichtigt. Crispien verlangte schließlich ein Reichsrundfunkgeseß, das auch ben Interessen der Arbeiterhörer gerecht werde,

Frankfurt a. d. O., 21. Mai. Finken heerd brach heute vormittag ein Gruben­Im Margarethen schacht der Braunkohlengrube brand aus, der sehr schnell um sich griff. Der größte Teil der Belegschaft fonnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen; jedoch wurden zehn Mann, darunter der Obersteiger, vermißt. Gegen 11 Uhr war es der Obersteiger, vermißt. Gegen 11 Uhr war es den mit Sauerstoffapparaten vorgehenden Rettungs­mannschaften gelungen, sämtliche Verunglückten su bergen. Drei Mann mußten wegen Rauch ver. giftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zur Zeit sind die Arbeiten zur Bekämpfung des Brandes noch im Gange. Die Mannschaften werden vorläufig auf den übrigen Schachtanlagen Beschäftigung finden.

Beppelin über dem Atlantik.

Er funft bereits mit Amerifa.

Das Zeppelinluftschiff hat nach seinem gestrigen Ab. flug von Sevilla bereits die Kanarischen Inseln hinter sich gelassen und hat zur Zeit direkten Kurs auf die brasilianische Küste. Das Luftschiff hat bereits mit einer amerikanischen Küstenfunkstation Verbindung aufgenommen.

New York , 21. Mai.

Nach einer Meldung der Associated Preß aus London sichtete der Dampfer Segura" den Graf Zeppelin" um 5 1hr 28 nachmittags unter 34 Grad 34 Minuten nördlicher Breite und 12 Grad 40 Minuten westlicher Länge.

Las Palmas , 21. Mai.

Der Graf Zeppelin" wurde gestern nachmittag auf halbem Wege zwischen der spanischen Küste und den Kanarischen Inseln von mehreren Dampfern beobachtet. Der Dampfer ,, Asturias " fichtete den Zeppelin etwa 325 Meilen nordöstlich der Kanarischen Inseln. Das Luftschiff flog mit einer Geschwindigkeit von etwa 80 Kilometer in der Stunde. Der Dampfer ,, Gren Canarias" berichtet, daß er den Bordsender des Zeppelin hörte.

Hamburg , 21. Mai.

gegebenen Bericht ersichtlich, weicht die Wetterlage in den der Wie aus dem vom Seeflugreferat der Deutschen Seewarte aus­afrikanischen Küfte vorgelagerten Teilen des Nordatlantischen Ozeans erheblich von der für die Jahreszeit normalen ab. Nordwestlich

Die neue Wissenschaft.

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AMS

Also, Papa, seit der Günther Raffenfunde lieft, feh ich immer erst zu, ob's auch ein Rundschädel ist, eh ich ihn einschlage!"

Raserei mit dem Revolver. Doppelmord und Selbstmord. Auch ein Berliner getötet.

Düren ( Rheinland ), 21. mai.

In der vergangenen Jacht frug sich in der Nachbargemeinde Rölsdorf eine furchtbare Tat zu. Als eine Gesellschaft von mehreren Männern und Frauen gegen Mitternacht eine wirtschaft verlassen hatte, trat ein Mann aus der Dunkelheit hervor und ver langte die zwanzigjährige Maria Dohmen zu sprechen. Dus Mädchen erkannte in dem Mann sofort den Metzgergesellen Franz Düfing aus Düffeldorf, der fie feit längerer Zeit mit Liebes­anträgen verfolgte. Düfing frat dicht an das Mädchen heran und gab aus einem Armeerevolver einen Schuß ab, fo daß das Mädchen tot zufammenbrach, Dann feuerte Düfing vier weitere Schüsse in die Gesellschaft. Drei Schüffe gingen fehl, einer aber traf den Monteur der Neander- Werte Wilhelm Diesche aus Berlin , der sofort tot war. Schließlich tötete der Mörder fich felbft.

Berlinerin in Schlesien ermordet. Auf einem Spaziergang angefallen und niedergemehelt. Der Mord, dem im Glazer Gebirge die aus Berlin ge bürtige Frau Else Wolfsohn zum Opfer fiel, hat in Berlin berechtigtes großes Auffehen erregt.

Frau Wolfsohn entstammt einer bekannten Arztfamilie. Ihr Bruder ist leitender Arzt an einem Krankenhause, während ihr Sohn den Posten eines Assistenzarztes bekleidet. Seit 1927 wohnte Frau Wolfsohn in der Wittelsbacher Straße 1 und führte ein sehr 3urüdgezogenes Leben. Eine Zeitlang war sie in der Wohl­fahrtspflege eifrig tätig. Am Sonnabend, dem 17. Mai, fuhr sie nach Wölfelsgrund zu einem furzen Erholungsaufenthalt und nahm bei einem Lehrer Quartier. Am vergangenen Sonntag untera nahm sie noch einen Spaziergang, ehe man sich zum Abendessen setzte. Von diesem Ausgang ist sie nicht wieder zurückgekehrt. Als tag ihren Bruder, der sofort nach Wölfelsgrund eilte. Wie wir alles Suchen nach ihr vergeblich blieb, benachrichtigte man am Mon­bereits meldeten, wurde dann Frau Wolffohn elwa 500 Meter von der Ortschaft entfernt an einem Bache tot aufgefunden. Kopf und Körper lagen entgegen der Stromrichtung, und ein Teil des Inter­förpers war mit Reisig bedeckt. Vom Fundort etwa 50 Meter weit entfernt entdeckte man an der Straße eine Schleiffpur und Blutflede. Der noch unbekannte Mörder muß also sein Opfer an der Straße angefallen und es dann zum Bache hinuntergeschleift haben. Der Tod ist auf mehrere Messerstiche, die den Hinter­topf trafen, zurückzuführen. Außerdem ist noch eine Verletzung oberhalb des rechten Auges. Nach den Feststellungen der Breslauer Kriminalpolizei, die von dem Kapitalverbrechen sofort in Kenntnis gesetzt wurde, liegt allem Anschein nach ein Raub mord vor. Der Toten sind 250 Mart geraubt worden.

Eisenbahnkatastrophe in Rußland . Bisher 28 Zote und 29 Schwerverletzte. Mostau, 21. Mai.

Bei der Station Tschernaja an der Eisenbahnlinie Mostau- kajan stieß ein Personenzug mit einem Güferzug zufammen. 28 Personen wurden getötet, 29 schwer verletzt. Nähere Nachrichten fehlen noch.

In dem Personenzug befanden sich viele Kinder, die zur Erholung nach der Tataren- Republit unterwegs waren. Bier Wagen gerieten in Brand und find völlig vers nichtet worden. Bis jetzt fonnte nur festgestellt werden, daß von 40 Kilometer mit 60 Stilometer Stundengeschwindigkeit fuhr. der Personenzug anstatt mit der vorgeschriebenen Geschwindigkeit

Die beiden Lokomotivführer find tot,