Krise der Fürsorgeerziehung. C
Reformvorschläge der Arbeiterwohlfahrt.
von zwei bis vier Monaten.
Das Schöffengericht in Neumünster ver-| mertet, nicht als Folge einer persönlichen Verschuldung des Jugend. urteilte drei Erzieher der Fürsorgeanstalt Rid- lichen betrachtet werden dürfen. ling( Provinz Schleswig- Holstein ), megen Miß- Dazu bedarf es gewisser Gesetzesänderungen. Die Anordnung handlung von Zöglingen zu Gefängnisstrafen der Fürsorgeerziehung darf nicht im Sonderverfahren der Für jorgebehörde als bloße richterliche Maßnahme getroffen werden. Eben durch diesen Umstand erhält sie ihren Strafcharakter. Das Jugendamt aber verliert die Beziehung zum Jugendlichen während dessen Aufenthalt in der Anstalt und kann sie später nur schwer wieder aufnehmen. Im§ 3 Ziffer 4 des RIWG. müßte nicht von der Mitwirtung in der Fürsorgeerziehung als Aufgabe des Jugendamtes gesprochen werden, sondern von der Durchführung der behördlichen Erfaherziehung. Ferner: dem Jugendamt muß die Möglichkeit gegeben werden, im Gegensatz zu den Forderungen des Bürgerlichen Gesetzbuches auch dann einzugreifen, wenn zwar fein Berschulden der Eltern vorliegt, fie aber nicht in der Lage sind, dem Kinde die Erziehung zu gewähren, deren es bedarf. Denn gerade vom sozialistischen Standpunkt aus, sagt das Sonderheft, ist das Recht des Kindes auf Erziehung und die Pflicht der Gemeinschaft auf Erziehung über die Rechte der Eltern an
Es trieselt in der Fürsorgeerziehung. Immer wieder entstehen Berwidhumgen; bald in dieser, bald in jener Anstalt tommt es zu offener Auflehnung. Die veraltete autoritative Pädagogik weicht mur langsam modernen Erziehungsgrundsägen, kameradschaftliche Bindung zwischen Erzieher und Zögling als oberste Forderung fehlt; längst überlebte Fürsorgeverordnungen hindern die Ein reihung der Fürsorgeerziehung in das Gesamtgebiet der Jugend erziehung überhaupt. So hat die Reform sich in zwei Richtungen zu bemegen, in geseggeberischer und rein pädagogischer.
Im Bewußtsein der großen Verantwortung, die auf ihm liegt, hat der Hauptausschuß der Arbeiterwohlfahrt be: sondere Richtlinien zur Umgestaltung der Fürsorgeerziehung herausgegeben. Sie sind in der Zeitschrift„ Arbeitermohlfahrt" niedergelegt und haben bisher in der Parteipreffe viel zu wenig Beachtung gefunden. Die erläuternden furzen Artikel von Stadtrat Walter Friedländer , Ministerialrat Hans Meyer, Regierungsrat Hedwig Wachenheim , dem Leiter der Erziehungsanstalt Lindenhof Regierungsrat Otto Krebs , und dem Direttor Rudolf Schloffer liefern ein geschlossenes Brogramm der Reformbestrebungen in gesetzgeberischer mie pädagogischer Hinsicht.
Der Schimpf der Fürsorgeerziehung.- Private Anstalten.
Fürsorgezögling bedeutet fast so viel wie ein Schimpfwort. Es haftet ihm ein Mafel verbrecherischer Tat, schlechter Gesinnung on; der Fürsorgezogling ist als Anführer einer Bande gefaßt; der Fürsorgezögling D. hat das alte Ehepaar Sowieso ermordet. Fürsorgeerziehung ruft die Vorstellung Don verwahrlosten Jungens und Mädchen hervor, die zu nichts mehr nüge. In Fürsorge gewesen zu sein, bedeutet eine Chance meniger im Leben, heißt immer wieder mit mißtrauischen Augen angesehen zu werden.
Die breiten Schichten des Boltes haben zur Fürsorgeerziehung fein Bertrauen. Die Fürsorgeanstalten sind für sie so viel wie Berbrecherschulen. Die Jugendämter entschließen sich nur schwer, die Jugendlichen in die Fürsorgeanstalten zu geben. Gie nerfachen es folange mit anderen Mitteln, bis es nicht selten zu spät und die Arbeit an den jungen Menschen äußerst erschwert ist.
In den Fällen, wo die Voraussetzungen für die Anordnung der Fürsorgeerziehung nicht gegeben sind, bleibt die Möglichkeit der freimilligen öffentlichen Fürsorgeerziehung. Ihre schematische Aufteilung nach Konfefsionen ohne Einwirkung auf die Erziehungsgrundsäße ist erziehungsfeindlich. Die privaten tonfessionellen Anstalten sind es ja auch, die in erster Linie durch ihre veralteten Grundfäße das Bertrauen der breiten Massen zur Förforgeerziehung in noch höherem Maße erschüttern. So gilt es in erster Linie, dieses Vertrauen für die Fürsorgeerziehung zurüdzugewinnen, den Matel von dem Begriff Fürsorge" zu nehmen.
Wie ist das zu machen? Das Sonderheft der Arbeiterwohlfahrt" gibt darauf eine flare Antwort. Die Anordnung der Für forgeerziehung foll im Rahmen der Jugendwohlfahrts pflege in einheitlicher planmäßiger Durchführung der gesamten Jugendhilfe unter pädagogischen und sozialen Gesichtspuntten vor fich gehen", und zwar durch die Jugendämter als verantwortliche Träger". Die Fürsorgeerziehung soll nicht als Strafe be=
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Mittwoch, 21. 5.
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Frau Peters hat
threm Stinde zu stellen. Dem Anstaltsleiter darf das efterfiche Büchtigungsrecht nicht zuerfannt, das Beschwerder echt des 3öglings an das Jugendamt nicht illuforisch gemacht werden.
Diese Rechtlosigkeit des Jugendlichen, das Fehlen von Garantien für den Schutz des Jugendlichen ist für die heutige Fürsorgeerziehung charakteristisch. Der 3ögling ist gegen Willkür und Mißdeutungen der gesetzlichen Bestimmungen nicht geschützt. Im heutigen Sonderverfahren der Fürsorgebehörde fann sich der Jugendliche nicht gegen den Berdacht einer Gefährdung oder Vecwahrlosung, die ja die Fürsorgemoßnahme bedingt, hinreichend verteidigen, nicht den ihn belastenden Zeugen entgegentreten, selbst die Akteneinsicht durch einen Berteidiger ist dem Ermesfen des Gerichts vorbehalten, und eine allgemeine Rechtsmittelbelehrung braucht nicht stattzufinden. Ebenso rechtlos ist der Fürsorgezögling bei der Durchführung der offentlichen Erziehung. Hier fehlen selbst die Rechtsgarantien, die einem Zucht häusler zustehen. Sein Verkehr mit den Angehörigen und der Außenwelt, sein Briefwechsel, die gesetzliche Arbeitszeit, das Verhängen von Strafen, ist nicht gejeßlich geregelt. Sein Beschwerderecht ist nicht geschützt. Von einer regelmäßigen Nachprüfung, ob der Minderjährige bereits für eine Rückkehr in die frühere Ulmgebung reif ist, ist gleichfalls feine Handhabe gegeben. Die Berlängerung der Fürsorgeerziehung sollte periodisch laut begründetem Antrag stattfinden. Mit Recht verlangt Dr. Wolter Friedländer, daß dem Jugendlichen und seinen Angehörigen das Beschwerde recht in allen Stadien der öffentlichen Erziehung gesichert werde. Weg mit dem Zwang Erziehung zum Leben.
Wichtiger als die Reform der rechtlichen Seite der Fürsorge erziehung ist die Berwirklichung moderner pädagogischer Grundsätze. Den letzteren gilt ein Beitrag des jezigen Direktors der Erziehungsanstalt Lindenhof, Krebs. Die Fürsorgeanstalt, sagt er, darf fein Strafhaus sein. Das Gefühl des 3wanges muß auf das Mindest= muß herabgedrückt wenden, Psychiater und Psychologe haben im Aufnahmeheim zufammenzumirfen, um den Ausgangspunkt für die nachfolgende Erziehung festzulegen. Ermittlungen über das Vorleben des Jugendlichen müssen mit helfen, die für den jungen Menschen gemäße Form der Erziehung zu finden. Die Heimerziehung hat in halb offenen Heimen vor sich zu gehen. Lebensfremdheit ist 811 vermeiden. Erziehung des Willens, Erziehung zur Verantwortung, zum Vertrauen an die eigene Kraft ist die Hauptsache. Möglich wird das mur durch die innere Bindung zwischen Erzieher und Fürsorgezögling. Der Verkehr mit der Außenwelt muß abgebaut, der Eintritt in Jugendvereinigungen begünstigt, der Briefwechsel darf nicht zenfiert, eine Beschränkung des Verkehrs mit den Angehörigen nur von pädagogischen Rücksichten diftiert werden. Die Tageszeitungen müffen den Jugendlichen zugänglich gemacht werden. Im Vordergrund der Erziehung muß die Berufsausbildung stehen. Die Arbeit darf nicht den finanziellen Interessen des Heims dienen. Jeder junge Mensch soll ein Einzelschlafzimmer haben, das er nach seinem Gefchmad einrichtet, und wo er zur Selbstbesinnung gelangen tann. Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter ist erwünscht. Eine besondere Bedeutung ist auf die Ausgestaltung der Freizeit zu legen. Turnen, Sport, Gymnastit in Abwechslung mit Unterricht, Musik und Gefang, das alles, getragen von der Selbsttätigkeit des Jugendlichen, bei einem Anstaltsleben, das auf Selbstverwaltung aufgebaut ist. Das gegenseitige Bertrauen zwischen Erzieher und Jugendlichen werden förperlich und seelisch verlegende Strafen, wie Prügel, Arrest, 3wangsarbeit, Rahlscheeren, Rostschmälerungen unnötig machen. Dies in tnappen Borten die von Krebs aufgestellten Grundsäße. „ Selbstverständlichkeiten" wäre man versucht zu sagent. Selbstverständlichkeiten[ ollten es sein. Golange fie das aber nicht sind, fann von einer Gesundung der Fürsorgeerziehung feine Rede sein. Leo Rosenthal ,
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Berantwortl. Für die Redaktion: Rich. Bernstein, Berlin ; Anzeigen: Th. Glade, Berlin . Verlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin , Drud: Borwärts Buchdruckerei und Berlagsanstalt Paul Ginger& Co., Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Hierzu 1 Beilage.
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