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Nr. 241

47. Jahrgang

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Technik

Sonnabend

24. Mai 1930

Zum Tode Max Valler's Wirtschaftliches Fliegen

Von Willy Ley  

Die Versuche, das Problem der Raketenfahrt zu lösen, haben ihr

erftes Opfer gefordert. Am 17. Mai wurde Mar Balier, der Erfinder des Rückstoßwagens, Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Vereins für Raumschiffahrt", von den herum. fliegenden Stahlsplittern einer explodierenden Flüssigkeitsdüse schwer verlegt, so daß er kurze Zeit darauf starb.

Mag Valter wurde im Jahre 1895 in Bozen   in Tirol geboren, besuchte das Gymnasium der Franziskaner und legte 1913 sein Abiturienteneramen ab. Gleichzeitig erhielt er das Gesellenzeugnis als gelernter Feinmechaniker, eine Lehre, die ihm oft später viel genügt hat.

Durch den Krieg wurde er verhindert, ein regelmäßiges Studium durchzuführen, wie er es beabsichtigt hatte und mußte die Bank ina Hörsaal mit dem Schemel in der Kaserne vertauschen. Nach Kriegs­ende aber warf er sich wieder mit Eifer auf die Wissenschaft, und zwar vor allem auf die Astronomie.( Bor drei Wochen hielt er noch hier in Berlin   einen Vortrag über den neuen Planeten.) Sein Interesse für die Astronomie und sein schriftstellerisches Talent machten es für ihn selbstverständlich, daß er populärwissenschaftlicher Schriftsteller wurde. Seine ganze Liebe in dieser Zeit galt der Astronomie und insbesondere der im astronomischen, wurzelnden Welteislehre des Wiener   Ingenieurs Hanns Hörbiger  .

Aus dieser Beschäftigung erwuchs neben einer Reihe von fleineren Broschüren, von denen manche auch philosophische Anklänge zeigen, das große in Leipzig   erschienene Buch Der Sterne Bahn und Wesen".

Dann aber kam der Umschwung in seinem Leben. In München  fernte er damals die soeben erschienene Broschüre von Professor Fermann Oberth ,,, Die Rafete zu den Planetenräumen", fennen. Mit Feuereifer stürzte er sich auf das in diesem Buche zum ersten Mit Feuereifer stürzte er sich auf das in diesem Buche zum ersten Male genial aufgerollte Problem der Weltraumfahrt, er setzte sich sofort mit dem Verfasser( Oberth  ) in Verbindung und wurde mit seinem schmissig hingeworfenen ,, Vorstoß in den Weltenraum", der inzwischen fünf Neuauflagen erlebt hat, der erste Popularisator dieser modernsten technischen Probleme.

Wie es aber geht dabei, der Borstoß in den Weltenraum" fand seinen Publikumserfolg, der Erfolg bei den maßgebenden Stellen blieb aus. Seinen Grund hatte das in einer Reihe von Irrtümern und Fehlern besonders auch unter den Abbildungen-, die Oberth  aus der Entfernung her nicht alle hatte verhindern fönnen, und die Balier auch allein nicht hatte vermeiden fönnen. Diese Fehler hatten aber den Erfolg, daß man Baliers Raketenideen an maß gebender Stelle ignorierte. Er selbst schrieb mir damals, daß man ihn gewissermaßen von allen Seiten angefahren hätte, seine bis­herigen Freunde von der Welteislehre rüffelten ihn, er verdürbe sich durch die Raumrafete feinen Ruf als ernster Schriftsteller, die Gegenseite aber nahm ihn nach seinen eigenen Worten als Rateten mann nicht ernst, weil er sich einmal mit der Welteislehre befaßt habe.

Jedenfalls war Balier in Zukunft die Rakete wichtiger als alles andere, doch sollte es auch hier noch einmal zu einer Differenz führen. Man war sich in den Kreisen, die sich mit der Rafeten. forschung befaffen, darüber klar, daß des Strebens legtes Ziel das Raumschiff sein werde. Man war sich auch flar darüber, daß zu Beginn erst einmal eine gut und einwandfrei arbeitende Flüssigkeitsdüse geschaffen werden müsse. Der Streit, der einsetzte, drehte sich um die Zwischenstufen, Oberth   und die mit seinen Plänen sympathisierenden Forscher und Techniker gaben als Weg zum Raum­schiff den, gewissermaßen von Anfang an kleine Raumschiffe zu bauen, sentrecht steigende Flüssigkeitsrafeten, die erste für nur einen Kilometer, die nächste schon für zwanzig Kilometer Höhe und so fort; wobei dann nebenher auch die Poftrafete nach Amerita ent­stehen mußte. Baljer meinte, einen anderen Weg gefunden zu haben und wollte erst Automobile, dann Flugzeuge mit Raketenantrieb ausrüsten und vom Flugzeug her in Originalgröße" zum Raum schiff kommen. Daß dieser Weg teurer und auch ungünstiger ist, als der erste, ist damals in allerlei Fachschriften diskutiert worden, tut aber hier nichts zu Sache. War man fich schon darüber uneinig, so tam es zum offenen Bruch, als Valier sich sagte, daß es gut sei, die Versuche mit Pulverrateten zu beginnen, solange man noch feine Flüssigkeitsraketen habe.

Das geschah ja denn auch bei den Opelversuchen, die Baliers Namen in aller Welt berühmt machten und auch bei den folgenden Versuchen der Rhön  - Rossitten Gefell. schaft mit rafetengetriebenen Segelflugzeugen, wovon die Deffentlichkeit sonderbarerweise teine Notiz nahm.

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Immerhin war sich Balier selbst bewußt, daß diesen Versuchen nur ein geringer wissenschaftlicher Wert und gar kein praktischer 3wed innewohnte, er brachte es aber einfach nicht fertig, zu warten, bis es eine Flüssigkeitsdüfe geben würde. Und das ist ja auch erst seit vielleicht einem halben Jahre der Fall.

Die letzten Verfuche, die Valier machte, schlugen nun wieder ganz in die Linie feines ursprünglichen Programans. Den Renn wagen und das Flugzeug mit Antrieb von Raketen zu schaffen, aber Diesmal mit Flüssigkeitsraketen. In den Heylandmerten hatte er dabei einen Protektor gefunden. Sein erster Wagen mit diesem Antrieb lief bekanntlich Mitte April auf dem Tempelhofer Feld. Für den Verein für Raumschiffahrt", zu deffen Vorstand Balier neben allen anderen Forschern natürlich auch gehörte, ist dieses Unglück besonders tragisch, denn Balier verunglückte bei Vor­versuchen seines zweiten Wagens mit Flüssigkeitsraketenantrieb, der Ende des Monats vom Verein für Raumschiffahrt" antäßlich der Blugwerbewoche gezeigt werden sollte,

Der Dieselflugmotor, dessen Bild hier erstmalig in Europa  | beispielsweise auf nur 32 Mart! Das sind bei veröffentlicht wird, ist das neueste Erzeugnis der amerikanischen Automobil und Motorenwerte Padard. Diese Firma befaßt sich schon seit Jahren mit dem Problem der Verwendbarkeit von Diesel motoren als Antriebsmittel für Flugzeuge. Das Modell ihres Dieselmotors ist ein luftgekühlter Sternmotor mit neun Zylindern und 225 PS Leistung. Schon im Frühjahr 1929 hatten sie damit schöne Erfolge erzielen fönnen. Ihr neuestes Fabrikat in einen D. J. unter Führung des Piloten Walter Lees mit Kapitän regulären Stinson- Berkehrseindeder eingebaut, flog am 9. März 2. M. Woolson als Motorenkonstrukteur und anderen von Detroit  ( Michigan  ) nach Miami  ( Florida  ) in 10 Stunden 15 Minuten. Die zurückgelegte Strede betrug 1850 Kilometer, so daß die durch schnittliche Reisegeschwindigkeit 180 Kilometer pro Stunde betrug. Die Kosten für Betriebsstoffverbrauch beliejen fich bei diesem Flugel

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Mar Balier ist nun tot sein Name aber wird für die Welt­raumfahrt das bedeuten, was Lilienthals Name für die Luftfahrt bedeutet, den eines mutigen Pioniers, der mit unvollkommenem Material und auf ein unerhörtes Risifo hin sein Leben für die Idee einsetzte, für die er stritt.

Neue Wege im Netzanodenbau Ein billiges Volksgerät für die werktätige Bevölkerung dem Markt erschienene Netzanode auf, die zum ersten Male Das Böllig neue Konstruktionsprinzipien weist eine seit kurzem auf Siebkettensystem verläßt und eine im In- und Auslande geschüßte Schaltung verwendet, die sich im wesentlichen auf Gegeninduktion aufbaut. Nach vierjährigen Laboratoriumsversuchen ist es der Widerstandsfabrik Panadi" in Berlin   gelungen, auf Grund des stellen als die bekannten, die in der Anschaffung nur einen Teil von neuen Prinzips eine ganz wesentlich fleinere Nezzanode herzu­stellen als die bekannten, die in der Anschaffung nur einen Teil von ihnen tostet und auch im Betriebe ganz ungleich billiger ist; denn der Stromverbrauch toftet im ganzen Monat nur einige Pfennige Die Panadi- Nezanode scheidet die Störungen beim Gleichstrom wie auch beim gleichgerichteten Wechselstrom aus und macht ihn dadurch als Anodenstrom geeignet. Man hat auch die Möglichkeit, zwei Bitterspannungen ebenfalls aus dem Netz zu erhalten. Eine weitere Anodenspannungen entsprechend den jeweils verwendeten Empfänger Eigentümlichkeit der Panadi- Anode besteht darin, daß sich die

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röhren diesen automatisch anpassen. Dem Fachmann fällt jofort auf, Unreinlichkeiten unabhängig von der zu leistenden Energiemenge iſt daß die Glättung der Stromungleichheiten, also die Siebung von und sehr große Leistungen mit nur verhältnismäßig fleinen Appa raten erzielt werden. So kann man bei der Verwendung dieser Reganschlußanode aus dem Gleichstromnet mis zu 35 MA fertigen Anodenstrom bei etwa 150 Bolt Anodenspannung entnehmen. Diese

sechs Personen 17,3 Pf. auf den Flugfilometer, oder auf die Berton umgerechnet, 5,33 Mart für die ganze Strede von 1850 Kilometer oder pro Person und pro Flugkilometer noch nicht einmal 3 Pf. Treffender und besser als durch diese Argumente tann die Ueberlegenheit des Dieselmotors als Antriebsmittel für Ber­ſtriert werden. Das steht jedenfalls fest, daß mit dem Auftreten fehrsflugzeuge über unseren landläufigen Benzinmotor nicht illu Dieselflugmotor die gesamte Luftfahrt revolutioniert wird und durch eines betriebssicheren, allen modernen Anforderungen gewachsenen denselben auf schnellstem Wege die lange ersehnte Wirtschaftlichkeit erzielt werden wird. Auf den Motor selber wird an dieser Stelle in Kürze näher eingegangen werben, a W. Hanuschke.

Leistung wird auch jedem Bastler sofort erkenntlich. Diese Nezanode besitzt auch, wie gesagt, eine außerordentlich große Wirtschaftlichkeit, da sie keinen Leerlaufstrom verbraucht. Denn sie arbeitet nicht nach dem Sp... nungsteilungsprinzip und entnimmt nur den Strom aus dem Netz, der tatsächlich von dem Radioapparat als Anodenstrom benötigt wird. Das ist bekanntlich bei den meisten Nezanoden nicht der Fall; denn von den 100 bis 200 und noch mehr Milliampere, die als Anodenstrom angegeben werden, werden in Wirklichkeit nur 15 bis 25 Milliampere für die Anodenspeisung gebraucht und ab­gezweigt, während der Rest, also das Bielfache, von dem Spannungs schaffung erübrigt die kostspielige Dauerergänzung der Anoden­teiler und ähnlichen Instrumenten verbraucht wird. Alles das fällt aber bei der neuen Anode fort. Die einmalige Ausgabe der An­schaffung erübrigt die kostspielige Dauerergänzung der Anoden­

batterie.

n. n.

Ein Großversuch mit dem Ruthspeicher

Als Abschluß sechsjähriger Entwicklungsarbeit wurde im neuen Ruths- Kraftwert Charlottenburg der Berliner   Städtischen Elektrizi tätsmerte por furzem mit glänzendem Erfolg ein Großversuch durch geführt, durch den erprobt werden sollte, in welcher Zeit in Störungsfällen die Leistung von Reservemaschinen zur Verfügung gestellt werden kann. Es wurde fünstlich eine Stromstörung vere urjacht, wobei die bisher unbelastete Ruths- Turbine in wenigen Gefunden eine Ueberlast von 25 000 Kilowatt bewältigte, ein Bor­beansprucht. Der Bau der Ruths- Speicheranlage, die auf der Ere gang, der in gewöhnlichen Kraftwerken mehr als eine Viertelstunde findung des schwedischen Ingenieurs Johannes Ruths beruht, welcher Dr. h. c. der Technischen Hochschule Charlottenbung ist, wurde in engster Zusammenarbeit mit führenden deutschen   Elektrizitätsfirmen und den Berliner   Städtischen Elektrizitätswerken durchgeführt und der gelungene Versuch hat den Beweis erbracht, daß dieser Kraft­werkstyp die Stromlieferung für Beleuchtung, Verkehr und Industrie auch unter den widrigsten Umständen absolut sicherstellt, wenigstens soweit das am Kraftwerk liegt. Der Erfolg ist um so bemerkens­merter, als das Ruths- Wert sich als das wirtschaftlich billigste Kraft­wert für Spißenleistungen in bezug auf Stromlieferung erwiesen hat. Seit dem Jahre 1924 sind kleinere Anlagen dieser Art in den meisten deutschen   Kraftwerken für elektrische Zugförderung mit Erfolg ein­geführt worden, so für die Hamburger Hochbahn  , für die Reichs= bahnfraftwerte in Altona   zur Bersorgung der Hamburg  - Altonaer  Borortbahn, ferner in Muldenstein   i. Sa. für die mitteldeutschen und in Mittelsteine für die schlesischen elektrischen Reichsbahnstrecken. Die neue Berliner   Anlage mit ihren 16 Dampfspeichern ist mit ihrer Gesamtleistung von 50 000 Kilowatt zehnmal größer als jebe bisher gebaute, und sie wird als die größte der Welt eines der technischen Rulturwerte fein, das Deutschland   auf der diesjährigen in Berfin tagenden Weltkraftkonferenz dem Auslande zu zeigen hat.

Normentagung im Saargebiet. Bom 22. bis 24. Mai fand in Saarbrücken   eine Tagung des Ausschusses Einführung der Normen hatten. Die Beranstaltung brachte Borträge über betriebswiffenſchaft in die Praxis" statt, zu der außer der Stadt Saarbrüden alle technisch- wissenschaftlichen Körperschaften des Saargebiets eingeladen fiche Fragen und über die Einführung der Normen auf den ver­schiedenen Gebieten. Anschließend an die Sigungen erfolgten Be­fichtigungen verschiedener Industrie- und Hüttenverle des Saar  gebiets.