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Frauenjagd auf Schwindler. Wie ein gemeiner Betrüger endlich gefaßt wurde. Ei» berüchiigler ZZesiellschwindler, Ludwig Zatob. der eioe ganze Reihe kleiner Geschäslsleule unter allen möglichen Vorspiegelungen um Waren im Werte von durchschnittlich 1000 M. betrogen hat. konnte seht nach einer aufregenden Jagd in Wilmersdorf un­schädlich gemacht werden. Am Freitag voriger Woche betrog er eine Geschäftsfrau aus der Kaiserallee um seidene Damen - aind Herrenwäsche im Werte von etwa 800 M. Die Geschädigte erzählte ihr Mißgeschick der Ver- treterin einer Wäschesirma, die eifrig dafür Sorge trug, daß auch andere ihrer Abnehmer gewarnt wurden. So kam sie auch nach Wilmersdorf zu einer Fvau B., die ebenfalls ein kleines Wäsche- geschäft betreibt. Sie kam im rechten Augenblick, um einen neuen Schwindel zu oerhüten. Bei der Gaschäftsfrau hatte kurz vor- her ein gutgekleideter, liebenswürdiger junger Herr um eine seidene Wäschekollektion gebeten. Sie sollte ihm nach seinem Zimmer in einer nahegelegenen Pension gebracht werden. Die Vertreterin, die sofort merkte, daß hier wieder der alle Schwindler am Werk war, rief durch den Fernsprecher alle Geschädiglen, die ihr bekannt waren, zusammen. Fünf Frauen oersammeLten sich in dem Laden der Frau B. und gingen gemeinsam zum Polizeirevier, um sich die Unterstützung zweier Kriminalbeamter zu erbitten. Die sieben Personen bezogen Posten vor der Pension. Der Schwindler war noch nicht zu Haufe, wurde aber jeden Augen- blick erwartet. Eine kriminalistische Ader war den Frauen nicht ab- zusprechen. Sie verstanden es, sich so aufzustellen, daß der Schwind- lex, der die meisten von ihnen ja kannte, sie dennoch nicht bemerkt«, als er endlich kam. Als der eine Kriminalbeamte ihn im Hausflur anhielt, flüchtete er und die wilde Jagd ging durch mehrere Straßen. Der Gauner versuchte im letzten Augenblick noch in«ine Taxe zu springen, das konnte aber von den Beamten verhindert werden. Auf dem Revier wunde er einzeln den Geschädigten gegenüber- gestellt und von jeder wiedererkannt. Obwohl er sich zuletzt für einenDr. jur. Friedmann" ausgegeben hatte, gab er jetzt zu, der so lange gesuchte Bestellschwindler Ludwig Jakob zu sein. Er behauptet zwar, in Not gswesen zu sein, doch kann das nicht stim- men, denn bei dem Festgenommenen fand man 600 M. bares Geld, und auch seine elegant« Kleidung zeugte nicht von Not. Durch die Zahl seiner Betrügereien kann man ihm nachrechnen, daß er in jeder Woche etwa 34 Fälle oerübt hat, die ihm 1000 1500 M. ein­brachten. Grafenehepaar als Einbrecher. Graf und Gräfin Königsdorf auf der Anklagebant. Graf Eberhard v. Sönigsdorf. KS Jahre all nnd Sohn des früheren Polizeipräsidenten von Kassel , und seine S7jährige Frau. Gräfin Else geborene v. hertzka. sind wegen Einbruchdiebstahls und Betruges in IS Fällen angeklagt. Das Ehepaar hat jahrelang von dem verkauf seiner Schmucksachen. Möbel und wertgegenständen gelebt. Trotz ihrer Mittellosigkeit haben die beiden bei der Firma Schrobsdorsf in einem Neubau eine elegante BierMmmerwotznung aus 10 Jahre gemietet, die Wohnung bezogen uich che i nexi Pfennig bezahlt. Eine kleinere Wohnung lehnte die Gräfin ab, weil das nicht standesgemäß sei. Andere Schulden zahlten sie in ungedeckten Schecks, traten angebliche Forderungen an das Reichsentschädigungsamt an ihre Gläubiger ab, obwohl sie längst vom Reichsentschädigungsamt abgefunden waren. Dann befaßt« sich das gräfliche Ehepaar mit W o hnung s s ch wi n de l e i« n, zog in vornehme Pensionen, zahlte einen geringen Betrag an und blieb den Rest schuldig. In kleinere Pensionen oder möblierte Zimmer zu ziehen, kam alsnicht standesgemäß" nicht in Frage. Einer Gräfin de Beauclair erzählten die Angeklagten, sie kämen von einer Weltreise, hätten im Eden-Hotel gewohnt und seien im Begriff, eine Villa zu kaufen. Bis dahin wollten sie möbliert wohnen. Die Gräfin de Beauclair hat niemals eine Entschädigung für die Ueberlasfung ihrer Wohnung erhalten. Bemühungen des Magistrats, das Ehepaar mit seinem SOjährigen Sohn in billigen Wohnungen'unterzubringen, scheiterten immer daran, daß die Gräfin

Gefährliche Kinderaussagen. Das Gutachten im Potsdamer Gittlichkeitsprozeß.

Man war aus ims Sachverständigengutachten gespannt. Ist den Aussogen der hanplbelastnngszeugin Gertrud Frenze! und der Enllastungszeugin Hildegard Frenzel zu glauben? Und wie immer in Siltlichkeilsprozesfen bedeutete auch diesmal das Gut- achten den Höhepunkt der Verhandlung. Die gesamte Veweisauf. nähme halte gewissermaßen nur die einzige Ausgabe, den Sachver- ständigen das erforderliche Material zu liesern, ihr Gutachten muhte für das Urleil entscheidend werden. Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschseld führt« aus: Die Aus- sagen jugendlicher Zeuginnen in Sittlichkeitsprozessen sind stets mit äußerster Vorsicht aufzunehmen. Di« Eigentümlichkeit ihres Seelen- lebens wird durch die Geschlcchtsentwicklnng bestimmt. Stark« Suggestibilität, Stimmungsschwankungen, Erregungszustände, Stei- gerung der erotischen Phantasie zeichnen sie aus. All das erhält erhöhte Bedeutung in Fällen der Frühreise und der erblichen Bo- lastung. Gertrud Frenzel wies Merkmale sowohl des«inen wie des anderen auf. In ihrem Drllsensystem war etwas nicht in Ordnung, ihr Nervensystem Kopfschmerzen, Depresionen, Selbstmordge- danken trug den Stempel erblicher Belastung. Sie zeigt ein outo- matisches unbeteiligtes Wesen. Das alles hätte eine längere Beob- achtuug in einer Anstcht notwendig gemacht, wenn nicht gewisse Momente vorhanden wären, die ein Urteil über ihre Glaubwürdig- keit auch so zuließen. In der Regel ist es ungemein schwer zu sagen, ob man nicht eine Zeugin vor sich hat, die selbst an all die Unwahr- Helten, die sie zum besten gibt, glaubt. In diesem Falle läßt es sich jedoch nachweisen, daß einzelne Sexualbehauptungen der Gertrud Frenzel nicht wahr sein können. Sie lassen sich objektiv widerlegen. Es ist auch unmöglich, ihre sexuellen Schilderun- gen mit den sexualwissenschastlichen Erfahrungen und Forschungen in Einklang zu bringen. Sie glaubt aber an all das, was sie er- zählt und darin liegt die Gefährlichkeit ihrer Aussag«. In Wider- spruch mit ihrer Behauptung der Blutschande steht auch die Per- sönlichkeit des Angeklagten. Zwar ist er ein stark erotischer Mensch, eine exzessive Persönlichkeit: die Inzestschranke wird aber für ihn bestanden haben. Er weist keine Merkmale auf, die man sonst bei Blutschändern findet, weder geistige Minderweriigkeit noch Infan- tilismus noch Alkoholmißbrauch. Seine starke Sexuqlbetätigung spricht eher gegen die ihm zur Last gelegte Tat. Bon Bedeutung war auch die suggestive Beeinflussung Gertruds durch ihre geistig überlegene Schwester. Hier ist vielleicht der Ausgangspunkt ihrer ersten sexuellen Borstellungen zu suchen. Das Gutachten wurde durch die Aeußerungen der Sachverstän-

digen Professoren Hammerschlag, Liepmann und Fränkel ergänzt- Es entspricht dem Gesamteindruck, den die Beweisausnahmc hinterq lassen hat._ Oie Mörder vom Hakenkreuz. 14 Sturmtruppmitglieder außer dem Haupttäter verhaftet. Zu der Verhaftung des uakionalsozialistischea Banden. Mitglieds Egon Westenberg er aus der westfälischen Straße 2S, der vor acht Tagen in bestialischer weise den ZSjährigen Zeikungsverkäufer Waller heinburger nieder- stach, teilt das Berliner Polizeipräsidium noch folgendes mit: Im Zusammenhang mit der Erstechung des Heinburger und dem planmäßigen Ueberfall auf die angeblichen Kommunisten in der Hauptstraße sind als RäSelsführer, Täter und Mittäter am 23. Mai dem Bernehmungsrichter im Polizeipräsidium folgende Mitglieder der Sturmabteilung der NSDAP , zu- geführt worden: Der Kunstschleifer Walter Bergmann , 2S Jahre, Wilmersdorf , Weimarische Str. 4; der Angestellte Botho Rohm er, 23 Jahre, Wilmersdorf , Fasanenstr. 41: der Maschinenschlosser Hans Heidolf, 19 Jahre, Holsteinische Str. 54: i>er Heizer Willy P fort er, 20 Jahre, Konstanzer Str. 2; der Lehrling Günther Burchardt, 19 Jahre, Holsteinische Str. 47: der Chauffeur Karl Rohr, 28 Jahre, Pfalzburger Str. 24: der Schuhmacher Erwin Ilgner, 23 Jahr«, Schöneberg , Cbersstr. 27; der Schriftsetzer Heinz Niese, 22 Jahre, Ebersstr. 27: der Angestellte Hans Erich Möhring, 27 Jahr«, Friedenau , Knausstr. 57: der Diener Erich Antonius, 22 Jahre, Feurigftr. 45: der Autoschlosser Erich Dieterich, 21 Jahre, Ebersstr. 29s: der Registrator Kurt Fischer , 32 Jahre, Schöneberg , Koburger Str. 4: der Bäcker Fritz Brust, 20 Jahre, Wilmersdorf , Holsteinische Str. 47. Gegen den Beschuldigten T i m p c, der am 19. Mai in einer anderen Land- friedensbruchsache des gleichen Tages bereits vorgeführt worden ist und der auch für vorliegende Sache in Frage kommt, ist bereits Haftbefehl erlassen worden. Der Vernehmungsrichter im Polizeipräsidium hat gegen dies« vorgeführten Personen, mit Aus- nähme von Antonius und Möhring, Haftbefehl erlassen. Westen- berger. der zugegeben hat, aus Heinburger eingestochen zu haben, ist dem Bernehmungsrichter zugeführt worden.

auf einerstandesgemäßen Wohnung" mit allem Komfort bestand. In der letzten möblierten Wohmmg erbrach der Graf mit der Gräfin zusammen gewaltsam die Schränke der Wohnunzs- inhaberin, entnahm wertvolles Familtensilber und Kristallsachcn und machte alles zu Geld. Der von dem Ehepaar angerichtete Schaden beträgt ungefähr 20 000 Mark. Die Verhandlung, zu der zehn Zeugen geladen find, findet vor dem Schöffengericht Charlotten- bürg statt. Auf dem Flug nach Mo. Zeppelin folgt dem Lauf der brasilianischen Küste. Rio de Janeiro , 24. Mai. Graf Zeppelin " überflog Earavello» im Staate Espirilo Santo 17,05 Uhr Oortszeil. Das Luftschiff hat jetzt dreiviertel des Weges Pernambuco Rio de Janeiro zurückgelegt. Das LuftschiffGraf Zeppelin " hol auf seinem Flug nach Rio de Janeiro um 4 Ahr nachmiliags(7.40 Uhr mitteleuropäische Zeit) vikkoria, die hauplsladl des brasilianischen Staats Espirito Sanko, passiert. Nach der Uebersliegung der Hauptstadt B a h i a passierte das Luftschiff die brasilianische Küstenstadt Jlheos(Staat Bahia ) um 11.25 Uhr örtlicher Zeit(3.05 Uhr mitteleuropäischer Zeit). Um 1.15 Uhr Ortszeit die Stadt U n a und um 2.15 die Stadt B e l m o n t e, beide im Staate Bahia.

Kommunistenüberfall vor dem Arbeitsamt. Wiederholt mußten wir in letzter Zeit von kommunistischen Gewaltakten vor Berliner Arbeitsämtern berichten. So wurde auch kürzlich wieder auf einen jungen Reichsbanner- mann und Parteigenossen vor dem Arbeitsamt inder Großen Frankfurter Straße von den dort ständig um- herlungernden kommunistischen Rowdys ein gemeiner Ueberfall veriibh Es handelt sich um einen jungen-Arbeiter, der sich von seiner Wohnung'in der�Friedenstratze auf' dem Wege nach dem Alexander- platz befand. AlS'cr an dem'Gebäude, in dem das Arbeitsamt seina Räume hat, vorübergehen wollte, lösten sich von einem etwa 25 bis 30 Mann starken kommunistischen Trupp mehrere Burschen, stürzten sich auf den jungen Menschen und schlugen, nachdem sie ihm das Reichsbannerabzcichcn entrissen hatten, auf ihn ein. Rur durch die Flucht konnte sich der Ueberfallcne, der schwere Gesichtsver- letzungen erlitten hatte, vor noch schlimmeren Folgen bewahren. Der Verletzte mutzte im Krankenhaus am Friedrichshain ärzt- liche Hilfe in Anspruch nehmen. Wie so häufig, war zur Zeit des Ueberfalls, der sich zwischen 12 und 13 Uhr abspielt«, weit und breit kein Schupobeamter zu sehen, so daß die Täter in aller Ruhe dos Weite suchen konnten. Aus der Reichsbannerkundgebung in Rowawes hat als Der- treter der Stadt nicht Büxgermoister Rosenthal, sondern Bürger- meister Litterscheid gesprochen.

Beretio zog sich ganz zurück, man sah ihn als abtrünni- gen schlechten Bazanden an. Dann vor vierzig Azandeer- jahren drangen die Weißen mit Tausenden von Neger- soldaten, die aus anderen Gegenden rekrutiert waren, in U�ls ein. Jetzt versuchte Beretio, die verschiedenen Stämme zu gemeinsamem Widerstand zu sammeln. Aber die Azandeer weigerten sich, Seite an Seite mit den besiegten Stämmen zu kämpfen. Die Folgen sind bekannt genug. Die meisten Häuptlinge unterwarfen sich rasch, teilweise, weil die Ueber- macht der Weißen sie zwang, teilweise aber auch, weil sie vielleicht Borteile aus dem Verkehr mit den Weißen ersahen, die ihnen Handelswaren aus Europa brachten. Nur Beretion blieb ein unversöhnlicher Hasser aller Weißen, sein Starrsinn hatte zur Folge, daß die leichter zu- gänglichen unter seinen Dörfern rasch verödeten. Nie ging er in europäischer Tracht, immer eiferte er gegen die neue Zeit, und immer geringer wurde deshalb sein Ansehen unter den Azandeern. Aber bei den anderen Stämmen dämmerte allmählich das Verständnis dafür, was Beretio eigentlich gewollt hatte. Die Tage, in denen sie die Weißen fast al� Befreier begrüßt hatten als mächtige Verbündete gegen die Azandeer, waren längst vorüber. Langsam strömten in den unzugäng- lichen Wäldern tief drinnen in Beretios Land Flüchtlinge aus allen Stämmen zusammen, sie brachten ihre Familien mit, ihre Haustiere und Waffen. Es waren meist Leute, die ein Wanderleben der Fron vorzogen, die ihnen von den neuen Herren auferlegt worden war. Die Sprache, die in Beretios buntgemischten Dörfern gesprochen wurde, war meist das Lingala. Nun hatte Beretio eine Frau namens Amata. Sie war eine Mangbettu. von dem Stamme, in dem die Frauen Stimmen im Rate der Männer haben. Ihr Vater/ ein großer Häuptling, war im Kriege gegen die Azandeer ge- l

fallen und sie wurde dem siegreichen Bazandenhäuptling als Kriegsbeute zuerkannt. Später kam sie zu Beretio, ich weiß nicht genau, ob als Geschenk oder durch Kauf. Sie war jung und ihre Haut soll von einer sonderbar mattgoldenen Farbe gewesen sein, wie man sie bei Geschlechtern findet, deren Bor - fahren Jahrhunderte lang im Fleische ihrer Mitmenschen geschwelgt haben. Als sie erwachsen war, wurde sie Beretios Lieblingsfrau, und da verlangte sie ganz natürlich und echt weiblich modern und standesgemäß gekleidet zu sein: in bunte Zeuge und mit glitzernden Glasperlen der Europäer geschmückt. Denn in ihrer Rede besaß sie die ganze Frei- mütigkeit der Mangbettufrau. Aber Beretio hatte keine euro- päischen Waren und wollte die neuen Moden nicht dulden. Eines Tages, als Amala ihm die Ohren wieder volljammerte, weil sie so ärmlich gekleidet ginge im Vergleich zu den Frauen der anderen Azandeerhäuptlinge so ist mir die Geschichte erzählt worden sagte Beretio, wohl im Spaß und um sie auf die Probe zu stellen: Geh doch zu Behl, dem Sohne meines Bruders! Bei chm bekommst du genug von dem Zeug der Weißen!" Amala ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern ging wirklich! Betu fand Gefallen an ihr, er kleidete sie in schöne, bunte Gewänder und sandte seinem lieben Onkel reiche Ge- schenke als Dank für Amala. Die Häuptlinge, die den wahren Wert unserer Waren zwar noch nicht vollkommen kannten, meinten aber nach und nach, daß die Stoffe, Glasperlen und Blechtrompeten ihnen reichlich teuer kamen und allmählich immer noch teurer wurden. Auch zwang man sie, in immer kürzeren Zwischen- räumen zu kaufen. Und mit der Zeit, als Beretio schon alt geworden war und blutreiche Frauen von ihm wichen, be- gannen auch die Azandeer anzuerkennen daß er recht ge- habt hatte. Die Wegnahme von Elfenbein und Kautschuk und die Aushebung von Trägern und Soldaten unter der mann- lichen Bevölkerung, die weit fort von der Heimat jahrelang Dienste tun mußten, erweckten immer mehr Haß. Denn ein freier Bazande ist für zwangsmäßige Arbeit nicht zu haben, er hegt die höchst verwerfliche Anschauung, daß sie lästig und entehrend ist. In dem Gemeinwesen der Azandeer wurde die schwerere Arbeit schändlicherweise von Sklaven ausgeführt, und die leicht«, noch viel schändlicher, von den Frauen. Aller- dings arbeitete kein Sklave durchschnittlich mehr als zwei oder drei Stunden am Tage. Die freien Männer aber sind schon seit uralter Zeit gewohnt, sich nur zu beschäftigen, wenn

sie Lust dazu haben und die Arbeit sie interessiert, zum Bei- spiel Anlage neuer Dörfer, Jagd, Schmiedearbeit. Sie wer- den sich schwerlich jemals Verständnis für die Freude aneig- nen können, die ein zivilisierter Mann so oft an seiner zwangsmäßigen Arbeit, die er um der Existenz willen auf sich nehmen muß, zu finden vorgibt. Nein, die Segnungen der Arbeit schätzen die Bazanden nicht. Und wenn sie aus diesem Grunde nicht genug leisten, werden die Häuptlinge und ihre Angehörigen ins Gefängnis gesteckt. Von großer Wirkung waren auch die Militärexpeditionen in die aufsässigen Dörfer, die zur Folge hatten, daß die Azandeer sich nie recht sicher fühlten und bald ihre Männer selbst für Monate in die Wälder sandten, damit sie den Saft der Kautschuklianen sammeln sollten. Und fiel der Ertrag nicht reichlich genug aus, so ließen die Häuptlinge ihre Leute zu vieren und fünfen zusammenketten und nach den Stationen der Weißen bringen, ein Zeichen demütiger Unterwerfung, das die gefürchteten Soldaten eine Weile fernhalten sollte. Die Zwangsarbeiter starben aber aus reiner Böswilligkeit zu Dutzenden, dienten dadurch den faulen Azandeern aber wenigstens als Warnung. Jetzt habt ihr den Segen der euro - päischen Arbeitsmethoden schon gründlich kennengelernt. Von dir, Zaloni, mit deiner schwarzen Auffassung, ist ein unbefangenes Urteil natürlich schwer zu verlangen. Aber kannst du uns andere Mittel zur Erreichung unserer zivi- lisatorischen Aufgabe vorschlagen? Beretio zog sich tiefer und tiefer in die Wälder zurück und es fehlte nicht viel, daß er den Weißen durch seinen zähen Widerstand ein wenig Furcht einflößte. Wenn er einmal in der Ratsversammlung der Aoonguras erschien, heimlich und auf Schleichwegen, erhoben sich alle Häuptlinge vor ihm. Jetzt wußten sie alle, daß er weiter gesehen hatte, als nur über die nächsten Tage hinaus, als er damals vor langer Zeit um Frieden für die Nachbar- stämme bat. Ja, einzelne sahen in ihm vielleicht sogar die Verkörperung ihres heimlichsten und liebsten Traumes. Immer noch saß er unüberwunden in seinen Walddörfern, und seine Kriegerschar bewaffnet mit Lanzen, Bogen und Steinschloßgewehren wuchs ständig. Und weiter ist mir erzählt worden, daß Beretio, als er alt geworden war, nur noch an Amala dachte. Eines Tages erschien er, von tausend Kriegern begleitet, bei Betu, dem Sohne seines Bruders, und er bat ihn, Amala gegen zehn Frauen und fünfhundert Lanzen zurückzugeben. Betu war sogleich einverstanden.(Fortsetzung folgt.)