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Bülow und der Fall Dreyfus.

Kaiserliche Prestigepolitik mit bewußter unwahrheit.

Im Haus der Deutschen Presse gab am Montag abend die Deutsche Liga für Menschenrechte den Autoren der Dreyfus Bücher, Professor Walter Steinthal und Rechtsanwalt Dr. Bruno Weil, das Wort.

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Der Fall Dreyfus ist aus dem viel aufgeführten Theaterstück und den zahlreichen Veröffentlichungen der letzten Jahre bekann:: Die antirepublikanischen Umtriebe der französischen Meritalen uno Militaristen in den neunziger Jahren, die Verhaftung des jüdisch elfäffischen Hauptmanns Dreyfus, der unter ungeheurem Rechts: der Kriegsminister Mercier sandte unter Umgehung der Brozeßbeteiligten eine umschriebene Anweisung zur Verurteilung ins geheime Beratungszimmer der Richter! zu lebenslänglicher Depor­tation auf die Teufelsinsel verdammt wurde, der Kampf der 301a, Jaurès , Scheurer Kestner und Georges Clemenceau um die Wahrheit, die Entlarvung des Spions Walfin- Esterhazy und der Fälscher Henri und Du Paty de Clam vom Großen Generalstab, der Sieg der Demokratie, des Rechtes, der Republik .

Von besonderem Interesse war die Aussprache über die Rückwirkung des Falles Dreyfus auf die deutsch - franzöfifchen Beziehungen und die Rolle, die der damalige Staatssekretär des Auswärtigen, spätere Reichskanzler Bülow in der Frage spielte. Während Professor Steinthal nach Entschuldigungen für Bülow fuchte, tam Rechtsanwalt Weil zu einer schroffen Verurtei lung. In Berlin mußte man ebenso wie in Paris , daß Beziehungen zwischen der deutschen Botschaft und französischen, Generalstäblern bestanden. Weil Bülow fein Interesse daran hatte, daß die fran­ zösische Republik durch Bereinigung der Affäre Dreyfus fich sofort wieder die Sympathien der Liberalen und Juden in Europa ge­männe", meil er wollte, daß die Angelegenheit weiter Europa standaliere", verschwieger dem Botschafter Graf Münster die Wahrheit und duidete, daß der deutsche Militärattachee Oberst von Schwarztoppen angewiesen wurde, seinen Vorgesetzten, den

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| Botschafter, zu belügen. Graf Münster gab mit gutem Gewissen im Vertrauen auf Bülow und Schwartzkoppen der französischen Re­gierung feierliche ehrenwörtliche Erflärungen, die diese nicht glauben fonnte, weil sie das Beweismaterial für die Unwahr= heit hatte. So mußten sich die Beziehungen zwischen Berlin und Baris zuspitzen. Der Kriegsminister Mercier sagte damals. ,, Wir standen zwei Schritt vom Kriege entfernt. Alle Mobilmachungspläne lagen in meinem Büro auf dem Tisch bereit." Der deutsche Bot­schafter hatte Anweisung, bei einer ungläubigen Haltung der Franzosen ostentatio in Urlaub zu fahren.

Nur die mangelnde Bereitschaft des französischen Heeres hat viel­Izicht damals den Kriegsausbruch verhindert. Die Erklärung Bülows vor der Budgetkommission des Reichstages war auf der gleichen 3 med lüge aufgebaut. Bülom hatte sechs Wochen vorher erfahren, daß der für Deutschland arbeitende Spion der Major Esterhazy war, erklärte aber, daß er vor sechs Wochen den Namen des Majors zum erstenmal gehört habe eine formal richtige, innerlich vollkommen verlogene Er­flärung. Weil bezeichnete diese Art von Politif als unehrlich. ,, Eine eingebildete Staatsräjon wurde über Anstand und Wahr­heitsliebe gestellt, und dieser ungesunde Zustand, der die Folge eines falschen Systems war, mußte dazu führen, daß dem deutschen Bot­schafter nicht geglaubt wurde. Während der Hauptmann Dreyfus angefettet in der Zelle auf der Teufelsinjel lag, wußte man in Berlin , daß er unschuldig war. Das beispiellose Berhalten Bülows ist ein vernichtendes Urteil für die deutschen politischen Methoden der Vorkriegszeit. Die italienische Regierung, die Rußmeßer der Spionage Esterhazys war, hat die Wahrheit durch ihren Botschafter offen zugeben lassen.

Der frühere Botschaftsrat in Paris von der Landen sagte in der Diskussion, daß die Ansicht Merciers, man habe zwei Schritt vor dem Kriege gestanden, irrig sei. In diesem Ausmaße hätten sich die Beziehungen niemals zugespitzt.

Pensionierte Offiziere als Lohndrücker. nicht bildhaft in Erscheinug treten, froßdem aber von richtigen, berufsmäßigen Schauspielern" dargestellt werden müßten; dieses treten, ftellt werden ,, geräuschvolle" Engagement hat sich aber still und leise im Sande verlaufen. Das einzige vorhandene Geräusch macht der fnurrende Magen der Gesoppten...

Bon der Ufa bevorzugt.

Im Berliner Arbeitsnachweis der Reichsanstalt für Film: barsteller sigen 600 Menschen ohne Arbeit, ohne Unterstützung, ohne Brot.. Das rührt jedoch den Filmgewaltigen der Ulfa feineswegs und er holt sich seine Komparsen aus den Reihen derer, die ihm politisch herzlich zugetan, geldlich sympathischer" sind! Statt des festgesetzten Tariflohnes von 15 M. für einen Ar­beitstag, den der Filmfomparse zu beanspruchen hat, begnügen fich die Herren mit weniger als der Hälfte, mit 7 M.! Wer wollte da nicht zugreifen bei dieser mehr als günstigen Ramsch gelegenheit menschlicher Arbeitskraft!

Nur ist dabei das eine nicht zu vergessen, daß die Herrn Preis­drücker diesen Verdienst als willkommene nebeneinnahme be­trachten, da es sich hier meist um pensionierte Offiziere handelt, während der Filmkomparse von diesem Gelde leben muß, und nicht nur einen, oder zwei, oder drei Tage, sondern es dauert oft viele Tage und Wochen, bis er wieder einmal zum Verdienen tommt. Zur besseren Ilustration des Gesagten diene, daß eine Beschäftigungsstatistik unter den Komparsen für die Zeit vom Jahresbeginn bis jetzt das Resultat lieferte, daß der meist beschäftigte Darsteller während dieser Zeit ganze sechs Tage engagiert war! Gerade bei der jetzigen Hausse an Kriegsfilmen bot sich für die Komparferie ziemlich reiche Beschäfti­gungsmöglichkeit, die ihnen jedoch von den Herren Stahlhelmern meggeschnappt wurde.

Die Aufnahmerégisseure, die verpflichtet sind, ihren Bedarf an Komparserie im Nachweis zu deden, kommen wohl auch pro forma hin, verschwinden aber dann mit der recht durchsichtigen Bemerkung, daß sie hier nicht das Richtige" gefunden hätten. Tatsächlich ver­hält sich die Sache aber so, daß sie eben Befehl von oben" erhielten und diesen auch befolgen müssen. Um die über dieses unerhörte Borgehen aufs äußerste verbitterten Menschen bei guter Laune zu erhalten, erscheint dann plötzlich eines Tages ein Anschlag im Nach weis, wonach für den Tonfilm sogenannte Geräusche- Macher". Lacher, Pfeifer, Schreier usw. gebraucht würden, die allerdings

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Viel Geschrei und wenig Wolle. Mageres Ergebnis für die KPD .

Dresden , 27. Mai .( Eigenbericht.)

Auch bei der diesjährigen Neuwahl der Betriebsräte hatte die sogenannte Gewertschaftsoppofition( fies: Kommunistische Partei ) alle Hebel in Bewegung gesetzt, um in den Gemeindebetrieben vor allem die Gas- und Elektrizitätswerte und die Straßenbahn zu erobern. In der kommunistischen Presse waren auch allerlei Siegesmeldungen zu lesen. Wie es aber in Wirklichkeit mit den Siegen aus= sieht, zeigt eine von der Bezirksleitung Sachsen des Gesamtverbandes vorgenommene Zusammenstellung, ntins

fich, daß an den erfolglosen Abschlüffen Arbeiterschaft und Angestellte oft selbst die Schuld tragen. So hatten die in einem Feinfaltwerk beschäftigten Arbeiter eine Lohnbewegung eingeleitet. Der Unter­nehmer schloß sich der chemischen Industrie an. Das Schiedsgeridt erklärte, daß der Verband der Nahrungsmittel- und Getränke­arbeiter zuständig sei und fällte einen günstigen Schiedsspruch, der fungen waren ohne Erfolg. Die Arbeiterschaft gab sich damit zu­aber vom Unternehmer abgelehnt wurde. Auch Einigungsverhand= frieden.

Im Braugewerbe wurde der Kampf gegen das Bieraus fahren am Sonntag wieder aufgenommen. Für den Winter hatte man die völlige Sonntagsruhe bereits durchgesetzt; für die Zeit vom 15. Mai bis zum 15. September soll sie im Bedarfs= falle aufgehoben werden können. Die Verhandlungen gehen hier

weiter.

Einen erfreulichen Zuwachs meist trotz der schlechten wirtschaft­lichen Verhältnisse der Mitgliederstand auf. Er hat sich im letzten Quartal um 483 Mitglieder vermehrt und betrug am Quartalsschluß 18 553. Die vorbildlich gut besuchte Versamm­

lung wählte nach Rechnungslegung der Kaffe die Delegierten für die Tagung des Hauptverbandes. Der Lokalkassenbestand hat sich um rund 5300 auf 59 346 M. erhöht.

Arbeiterregierung und Indien .

Macdonald erklärt Selbständigkeit der Kolonialvölfer als Endziel.

London , 27. Mai .( Eigenbericht.) Macdonald erklärte in Schottland in einer Rund. funkrede:

Die Selbstverwaltung der kolonialvölker ist natürlich das Endziel der politik der Arbeiter­regierung. Man soll sich jedoch hüten, die englische Auf­ficht über die kolonialvölker zu frühzeitig aufzugeben, weil dann die Kolonialvölker sehr leicht Gefahr laufen, in den Zustand zurückzufinfen, aus dem sie von England herausgezogen worden sind. Das englische Jmperium fann aber nur dann dem Schicksal früherer Weltmächte entgehen, wenn es sich den Notwendigkeiten der Zeit anpaßt. England hat zum Besten der Welt noch eine große Aufgabe zu erfüllen, vorausgesetzt, daß es die Gegenwart er­faßt und die 3utunft vorbereitet. Wir haben den Völkern

zu beweisen, daß unsere Verwaltung ehrlich und aufrichtig zum Besten tigte Partner dem englischen Imperium erhalten." der Völker gemeint ist, damit wir fie fünftig als gleichberech­

Opposition in der Arbeiterfraktion.

London , 27. Mai .( Eigenbericht.)

In der Unterhausdebatte versuchte der konservative Redner die Kommunisten als Quelle des Uebels hinzustellen. Der Redner der Ar­beiterpartei sprach sich über die Erfolgsaussichten einer britisch­indischen Konferenz sehr zweifelnd aus.

Als der Staatssekretär für Indien Benn in seiner Rede fragte: ,, Was ist die Pflicht der Regierung?", rief der unabhängige Arbeiter­parteiler Brown: Das letzte, was eine Arbeiterregierung not­wendig hat, ist, die schmutzige Arbeit des Imperialismus zu besorgen." Der bereits angekündigte

Mißtrauensantrag des radikalen Flügels der Arbeiterpartei zur Indienpolitik der Regierung ist für eine spätere Gelegenheit zu= Nach den Berichten aus 76 Ortsverwaltungen find in 272 gerüdgestellt worden. Der für den Antrag verantwortliche Abg. meindlichen Betrieben insgesamt 738 Betriebsratsmitglieder gewählt worden. Von diesen sind organisiert: im Gesamtverband 653, in anderen freien Gewerkschaften 53, gewerkschaftlich unorgani fiert 32. Der KPD. gehören davon an 71. Eigene fommunistische ,, Oppositionslisten" waren in 7 Orten aufgestellt. Auf diesen Listen find ganze 43 Mitglieder gewählt worden.

Fenner Brodway erklärte, daß er diese Entschließung vor­bereitet habe, da es Zeit sei, einen starten Protest zu erheben. Er verlangte eine Amnestie für die politischen Gefangenen in Indien und kritisierte die Unterdrückungsmaßnahmen.

verlas dann eine Erklärung über die Ereignisse in Beschamar vom indischen Standpunkt aus und ersuchte die Regierung, eine un­parteiische Untersuchung einzuleiten, die einen Ausgleich ermögliche. Zum Schluß mies er darauf hin, daß sich eine andere Gelegenheit daß er bis dahin seinen Mißtrauensantrag zurückstellen werde.

Trotz Krise gewerkschaftlicher Aufstieg. zu einer eingehenden Erklärung über die indische Lage ergeben und

Gute Arbeit bei den Nahrungsmittelarbeitern.

Die Ortsgruppe Berlin des Verbandes der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter hielt am Montag ihre Generalversammlung für das erste Quartal ab. Der Vorsitzende Hod app teilte mit, daß das Quartal 12 neue Lohnbewegungen gebracht habe, die 13 319 Beschäftigte umfaßte. Sechs Bewegungen wurden be­endet; zwei brachten Lohnerhöhungen, zwei Verlänge rung des Lohnabkommens, zwei waren ohne Erfolg. Es zeigt

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Die Flugzeughallen im Rheinlande sollen nach einer Entschei dung der Botschafterkonferenz nun doch zerstört werden bis auf zwei Hallen in Neustadt.

Die Arbeiterregierung von Neuseeland hat die Militär­dienstpflicht aufgehoben. Sie hat damit einen jeit 20 Jahren von der Arbeiterpartei geforderten Grundsay verwirklicht.

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