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Javé jaoë

liber

Roman

Schangbai

( 40. Fortjeßung.) Mr. Kead ging zuvörderst vom Standpunkte des Gouverneurs in der Nachfolge Dupals aus. Man wartete noch immer, daß Marin fein gegebenes Wort einlösen werde. Doch Marin, der jetzt die Dokumente und Pläne der Revolutionspartei in seinen Händen wußte, verspürte weder Luft noch Verpflichtung, so zu handeln, wie er es ursprünglich beabsichtigt hatte.

Mr. Kead begann ihn zu bedrängen. Richtete an ihn die Frage,

ob er es denn darauf ankommen lossen wolle, daß Schanghai   eines

Tages im Blute schwimme, die Börse krache und das gesamte In: dustrie und Handelsleben auf unabsehbare Zeit hinaus vernichtet werde; was er damit verfolge, welches Resultat er sich vom diesem Kampfe gegen die Gewalt erwarte.

Marin hörte Kead aufmerksam, abwartend zu. Dehnte sich selbstbewußt und sicher in seinem Stuhle. Kead hatte seine Absicht erraten, nichte er sich durch den ihm gegenüberhängenden Spiegel zu. Was er sich davon erwarte? Er mußte es. Darauf antworten würde er nicht. Das war seine Sache. Darüber zu sprechen, hielt er für überflüffig.

Mr. Kead ereiferte sich. Der stumme Widerstand Marins reizte ihn. Auch war er sich längst darüber klar, daß der Franzose ihn überliften, zumindest aber seine eigenen Vorteile den seinen ent­gegensetzen wollte.

Auffallend für Kead war es nur, daß die Blätter Garridsons mit solcher Ausdauer und Unnachgiebigkeit das gleiche wie er vom Gouverneur forderten; Marin müsse unter allen Umständen in die Rechte und den Wirkungsfreis eines Polizeichefs eingesetzt werden, wolle man dem fremden Staatsbürger Schuß und Sicherheit bieten; und dies sei in der gegenwärtigen Situation nichts Geringes, Neben­sächliches. Das merkwürdige Interesse Garricsons machte Read mißtrauisch und brachte eine Unsicherheit bei ihm in der Behand lung dieser Frage mit sich

Wie es auch immer sein mochte, Read mollte Klarheit. Es war nicht sein Fall, auf Vermutungen und Schlüffeziehen angewiesen zu sein. Blutrot färbte sich sein Gesicht, ein mächtiger Rud; groß und gewaltig stand er vor dem Franzosen, dem er im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zeigen wollte.

Marin hatte nichts anderes erwartet. Erinnerte sich der Szene, die einmal zwischen Kead und Duval stattgefunden hatte. Ahnte, daß jezt ein ähnlicher Ausbruch bei Read folgen werde. Marin martete nur darauf. Ihm lag es schon lange am Herzen, diesem cäfarenwahnsinnigen Börsentiger und Schieber etwas von seiner Macht spüren zu laffen.

Borerst machte ihm Read in knappen, scharfen Worten den Vor­schlag, sein Bort einzulösen. Ohne aber eine Antwort abzuwarten, schrie der Dollarfönig, daß das mit den Papieren nur Lüge, plumper Schwindel und Hochstapelei sei.

Marin hatte mit sich zu tun, fein Temperament zu beherrschen. Reads Gesicht und Fäuste fühlte er schon in unmittelbarer Nähe. Entschlossen ging er an Read vorbei, sperrte seinen Tresor auf, entnahm diesem einen Back Papiere, den er dem schon vor Wut und Galle   Speienden vor die Füße warf. Der stürzte sich hastig dar. über, raffte die Blätter an sich, taumelte damit an den Schreibtisch, wühlte sich in deren Inhalt ein. Gelassen ging Marin auf ihn zu, zog ihm die Papiere unter der Nafe weg und vermahrte sie wieder in dem Tresor.

Keads Mund stand weit aufgesperrt. Seine Lippen zitterten wie im Krampf. Es dauerte geraume Zeit, bis er wieder sprechen fonnte Aber er fand keine Worte.

Marin jagte: Nachdem Sie sich überzeugten, daß nicht eine ihrer Aeußerungen auf mich Anwendung finden tann, bitte ich Sie, mich zu verlassen. Unsere Interessengemeinschaft hört mit dieser Stunde auf. Eins gebe ich Ihnen als Trost auf den Weg mit. Sie werden mich im geeigneten Augenblick auf meinem Boften finden. Good bye!?"

Mr. Kead war gegangen. In der Peking- Road in seinem Arbeitszimmer faß er, brütete vor sich hin. Da hockte er nun, ber Mann, vor dessen Macht Taufende zitterten, gebrochen, mübe, ver­greift. Restlos blamiert Er wollte die Dinge lenken, nun lentten sie ihn. Er hatte sich aufs Abwarten zu beschränken. Marin hatte ihn hinausgeworfen, ein Marin ihn zu diesem tläglichen Abgang gezwungen! Wie verfluchte er diesen Mann! Mißbraucht war er von ihm worden, an ihm kletterte dieser Franzose zu jener Macht­stellung, von der er ihm heute schon etwas verspüren hatte lassen, empor.

Er grübelte und grübelte. 3ermartete sein Gehirn, quälte sich. mit Gedanken ab. Mählich dämmerte es in ihm, jetzt begann er zu begreifen. Marin wollte den Ausbruch der Revolution. Die gäbe dem nach Macht Hungernden Gelegenheit, seine Stärke und Kraft zu zeigen. Eine Diftatur errichten, Diktator, ja, das wollte Marin. Nichts anderes.

Mit denselben Gedanken beschäftigte sich zur gleichen Zeit Marin. Er war jest frei, unabhängig von den Kapitalisten. Das hatte er gewollt. Seine unflare Stellung war durch den Besiz der Papiere aufgehoben. Er dachte nicht daran, fie feiner Regierung zu unter­breiten und sich damit dort hinauf zu schwingen, wohin es ihn bald von selbst tragen würde. Es galt nur eines, den entscheidenden Tag abzuwarten. Borbereitungen zu treffen, die führenden Häupter der Stadt einstweilen hinzuziehen, dann zu handeln.

Mr. Kead blinzelte aus halbgeschlossenen Lidern. Langsam, ummerklich richtete sich sein Haupt empor. Um die Mundwinkel zudte es. Seine Hände hingen nicht mehr traftlos herab. In feiu

cines aufstands

bat um sein weiteres Verbleiben. Der Matroje trant weiter. Biele Augen waren forschend auf ihn gerichtet.

Unweit der ,, Bar" Mr. Wungs, in einem ebenerdigen Lehmbau, war die Druckerei für Flug- und Agitationsschriften untergebracht. Die eigentliche Druckerei war durch eine Glastür mit einem Raume verbunden, in dem anwesend waren Y., Mara, die drei Gesellen Dollar, Pfund, Tael und fallweise einer oder der andere des Exekutionskomitees. Hier war das Hauptquartier der Rebellen.

Y. ging den Raum ab mit großen, raschen Schritten. Richtete feinen Blick auf die Anwesenden. War für sich allein, seinen eigenen Gedanken ganz hingegeben. Sprach nicht mehr als nötig und sach­lich. Gab Anordnungen, erteilte Befehle. Duldete keinen Wider­spruch. Schwieg des öfteren minutenlang. Immer aber handelte er genau nach den Plänen, die jetzt in anderer Hand waren. Den Gedanken daran bekämpfte er in sich. Warf trozzig den Kopf in den Nacken, richtete jetzt ungebeugt den Blick auf die, die ihn un standen. ( Fortfegung folgt.)

Friedrich Lichtneker Das neile Buch

entfärbtes Gesicht rann frisches Leben. Er langte nach dem Telephon, das neben ihm stand. Rief noch seinem Sekretär.

Sein neuer Sekretär, ein stets verschmitt lächelnder Chinese, erschien in der Tür. Ihm eröffnete Kead seinen neuen Feldzugs­

plan. Der Untergebene lächelte ihm bewundernd zu.

Die

"

49.

Es war der 5. Mai des Jahres 1925 und Abend. Ueber der Stadt lastete eine beklemmende Schwüle. Windstille. Der Himmel war mit Wolken verhängt, der Mond fahl und verschwommen. Aus den Tiefen des Meeres brauste es, fern, unwirklich. Schwarz und gespensterhaft stachen die Maste und Schornsteine der verankerten Schiffe in den Himmel. Der Hafen war an diesem Abend verein scheues Gesindel, das nach Abfällen suchte, aber nicht eine einzige samt. Nur ein paar träge dahinschleichende Lastträger, einiges licht­Uniform. Es fiel den Leuten auf, daß in der alten, verfallenen Kaschemme Chikago" so ein baumlanger Kerl von einem Matrosen saß, ruhig und gelassen seinen Absynth trant, inmitten einer zweifel haften Umgebung. Hatte er sich nicht um Befehle zu fümmern? Die Blicke der Umjizenden pirschten sich an ihn heran. einstigen Besitzer der Pension Panama  ". Wie war es nur ge­,, Bar" gehörte niemand anderem als Mr. Wung, dem tommen, daß dieser vorbildlich zivilisierte Chinese seine im besten tommen, daß dieser vorbildlich zivilisierte Chinese seine im besten Stadtteil gelegene Pension mit dieser schmutzigen Höhle vertauscht hatte? Mr. Wung war eben auch so unberechenbar wie alle seine Rassenbrüder. Zuerst hatten sich bei ihm auffallend viel Russen ein­gemietet, dann war er mit einigen Elementen der revolutionären Gruppe in Verbindung getreten; alles aus purer Höflichkeit. In der Pension ,, Banama" hatte es zu geistern angefangen, bis eines Tages die Polizei bei Mr. Wung Waffen fand. Mr. Bung hatte geschworen, von deren Herkunft feine Ahnung zu haben. Nichts hatte es geholfen. Den ,, Union- Jad" hatte er vom Dache herab: holen, er selbst aber aus dem Dorodo der weißen Rasse verschwinden müssen. Nach Erlegen einer dementsprechenden Geldbuße war er straffrei ausgegangen und hatte nun hier dieses trübjelige Lokal übernommen und nach amerikanischem Muster eingerichtet. Migte abscheuliche Getränke, machte ein stets trauriges, hoffnungsloses Ge­sicht und sehnte sich nach der großen weltbeglückenden Zivilisation. Nebstbei war seinem Barbetrieb ein Raum für Opiumraucher an­geschlossen.

Mr. Wung intereffierte sich für den Mat: esen. Wintte ihn zu sich, lud ihn ein, eine Pfeife Opium zu versuchen. Der Seemann   dankte. Das Gift vertrug er noch nicht. Der Wirt

31

Oskar Loerke  

Wenn uns nicht alles täuscht, so stehen wir vor einer erfreulichen

Richtungsänderung in der Wertung eines der ursprünglichsten Zweige dichterischen Schaffens: der Lyrik. Denn es hat ganz den Anschein, als sollte dieses Aschenbrödel der Dichtkunst, seit langem in stief­mütterlicher Unbeachtetheit gehalten, nun doch von einigen mächtigen Verleger- ,, Prinzen" seinem Mauerblümchendasein entrissen und in die ihm gebührenden Ehren und Würden wieder eingesetzt werden. Ein deutliches Zeichen hierfür glauben wir in dem neuen Gedichtband von Oskar Loerte Atem der Erde" erblicken zu können, der im S. Fischer Verlag, Berlin  ( geheftet 5 m., Ganzleinen 7 m.) in würdiger Aufmachung herausgekommen ist.

durchschnittlichem Format. In einer Fülle von Bildern führt er Oskar Loerke   ist ein Dichter von scharfem Profil und mehr als uns in diesen sieben Gedichtkreisen durch sein inneres Erleben, das sich entzündet an den kleinen, unscheinbaren Dingen alltäglichen Geschehens. Seine Sprache ist eigenartig und start, fast zu vielseitig in der Bildhaftigkeit des Ausdrucks, da sie die Gefahr nahebringt, die innere Linie der gedanklichen Zusammenhänge zu durchkreuzen. Gelingt es Oskar Loerte auch fast immer, diese Gefahr letzten Endes zu umgehen, so muß man sich doch oft verteufelt bemühen, in diesen Gedichten den wesentlichen Sinn dessen zu erkennen, um was es sich dem Dichter gehandelt hatte. Dann aber steht man in ehrlichem Erstaunen vor den Offenbarungen einer Dichterpersönlichkeit, deren Gestaltungskraft es vermag, dem altgewohnten Porträt der Alltags= dinge neue und unerwartete Lichter aufzusetzen.

Dieser Eigenwilligkeit des dichterischen Ausdrucks entspricht bei Oskar Loerte die einigermaßen achtlose Behandlung des Formalen. Und doch käme gerade dieser Art von Lyrik eine straffere Hand­habung des Rhythmus und eine größere Klarheit des versbaulichen Gefüges ganz besonders zustatten! Das Ungebändigte seiner Erlebnisfülle würde so bewahrt bleiben vor der trotz seines Könnens immer noch bestehenden Möglichkeit des Auseinanderfallens, und die Verständlichkeit des vom Dichter innerlich Erschauten könnte dann durch unmittelbare Einwirkung auf den Leser wesentlich gesteigert werden.

Wenn wir das in dieser Form hier auch aussprechen, jo liegt uns doch jede kleinliche Ankreideluft und jedes engherzige Beckmesser­tum durchaus fern. Eben weil wir die Kunst Oskar Loerkes zu schäßen wissen, würden wir ihm noch größere Beherrschung der Technik und noch eindeutigere Führung der inneren Erlebniskette von | Herzen wünschen. Hans Zeuger.

Rätsel- Ecke des ,, Abend".

Karree Rätsel.

15

( Gefeßlich gefdyilgt.)

2

3 4 15 6 7

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72

32

32

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23

223

33 34 35 36 37 38 39

Jede Zahl der zu erratenden Wörter entspricht einem Buch staben, der in das mit der gleichen Zahl bezeichnete Karree einzu tragen ist. Die Buchstaben, von 1 bis 39 fortlaufend gelesen, ergeben ein Zitat von Schiller.  ­Bedeutung der einzelnen Wörter: 1 Gewichtsmesser 10 16 27 39 2; 2. deutscher   Reichspräsident()

8 4 11 3 37; 3. Planet 23 16 37 5 12 6; 4. Fahne 4 33 9 15 14 3; 5. König der Juden 7 27 1 21 13; 6. Teil des Hauses 20 33 18 19; 7. Edelwild 25 38 12 23 24 29; 8 öde Sandlandschaft 26 17 22 23 37 30; 9. Schlafenszeit 31 33 28 36 37; 10. das höchste Wirbeltier 32 34 6 23 35 19.

Bier Silben.

,, Eins" ist kein Dorf, und ,, zmei, drei, vier" Nennt eine Bildungsstätte dir; Das schöne Ganze aber hat

In Deutschland   jede große Stadt.

Kreuzworträtsel.

22

6

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23

127

28

kr.

Sentrecht: 1. Spielzeug; 2. weiblicher Borname; 3. Staat in Südamerika  ; 4. Schauspieler; 5. Gefäß; 6. bekannter Arzt; 8, Wild; 10. Traumgespenst; 12. griechische Göttin; 14. Stadt in der Schweiz  ; 15. Blume; 17. Himmelsrichtung; 18. Singstimme; 21. englische Anrede; 22. Stadt in Italien  ; 23. Mittelgebirge  ; 26. Drama von Sudermann; 27. Frucht; 30. Baffe; 31. Bogel  ,-

Baagerecht: 3. Weckruf; 5. Bulkan; 7. Darlehnsinstitut; 9. Naturerscheinung; 11. weiblicher Borname; 13, männlicher Vor­name; 14. Wirtschaftsgerät; 16. männlicher Borname; 19. Gefäß: 20. Nebenfluß der Donau  ; 24. Nebenfluß der Donau  ; 25. Neben­fluß der Elbe  ; 28. germanische Göttin; 29. Gewebe; 31. Medifa­ment; 32. Schmaroger; 33. Körperorgan; 34. Nebenfluß der Elbe  .

A

A

A

A

A

A

A

A

A

Füllrätsel.

In jedes der freien Felder nebenstehender Figur ist ein Buchstabe einzusetzen, so daß sich dann waagerecht Wörter folgender Bedeutung ergeben: 1. Rampfplatz; 2. Widersacher; 3. Schlingpflanze; 4. Amtstracht; 5.Bultan. H.S.

Schnell erledigt.

Aus dem Geschäft die Dame fam;

Mit Schrecken plöglich wahr sie nahm,

Daß fie ihren Wort" vergessen.

Die 1, 2 waren ganz verblaßt,

Das Stelldichein wird nun verpaßt,

Die Folgen nicht zu messen. Da kam aus dem Geschäft der 3

Und bracht den ,, Wort" noch schnell herbei. Es flappt' infolgedessen.

( Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)

st.

Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer. Kreuzworträtsel. Waagerecht: 1. Banka; 5. Tod; 6. Aas; 8. Natur; 11. Bea; 13. Mob; 14. Bug; 16. Ohle; 18. Seal; 19. Trop­ pau  ; 20. Tran; 22. Ulan; 24. Der; 25. Ade; 27. Erz; 28. Anode; 30. Krn; 31. Ave; 32. Gamma. Sentrecht: 1. Bon; 2. Adam;

3. Kaub  ; 4. Aar; 7. Weh; 9. Torpedo; 10. Bua; 11. Lotto; 12. Altar; 14. Beule; 15. Glanz; 17. Ern; 18. Sau; 21. Reh; 23. Art; 25. Anna; 26. Edam; 28. Arg; 29. Eva.

Guter Rat: Leberecht lebe recht.

Kombiniertes Füllrätfel: 1. Elfenreigen; 2. Welfen. fonds; 3. Edelfrüchte; 4. Bügelfalten; 5. Wechselfalle; 6. Wachtelflug; 7. Martthelfer; 8. Schwarzelfe; 9. Lichtbehelf.

Röffelsprung:

Leicht ist's, Ehr' und Wohlstand erben, Aber schwer, zu erwerben.

Ein behagliches Genießen

Mag ererbtem Gut entsprießen Und der Ahnen lange Reihe Stolz die Brust der Enkel heben: Doch dem Leben rechte Weihe Rann nur eignes Schaffen geben.

Bodenstedt.