Nr. 250 47. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Die Verantwortung in Mansfeld .
Sie liegt bei der Verwaltung und ihrem unmöglichen Notprogramm.
Am Montag entscheidet sich das Schicksal im Mansfeldschen Bergbau. Die Mansfeldverwaltung hat der Gesamtbeleg schaft der Bergbaubetriebe zum 1. Juni gekündigt; sie hat aus eigenem Entschluß einen tariflosen Zustand herbeigeführt, und da den Belegschaften mit der Forderung der 15 prozentigen Lohnfenfung eine sa chlich und moralisch unmögliche Forderung zugemutet wurde, wird die Mansfeldverwaltung, wenn sie auf ihren bisherigen Beschlüssen besteht, am Montag die Aussperrung herbeigeführt haben. 8400 Mann, beim Feiern der Bergwerke all; mählich noch erheblich mehr, werden dann im Mansfeldgebiet auf der Straße liegen. Es muß im letzten Augenblick noch einmal die Frage gestellt werden,
wen die Berantwortung trifft.
Die in den Betrieben angeschlagene Betanntmachung vom 23. Mai beweist, daß die Mansfeldverwaltung das von ihr einseitig aufgestellte Notprogramm restlos durchgeführt" haben will. So steht es in der Bekanntmachung. Den für die Beleg schaften selbstverständlich unmöglichen Schiedsspruch, der dem Konzern sehr entgegenfam, hat die Mansfeldverwaltung abgelehnt. So sehr besteht sie auf der restlosen Durchführung ihres einseitig aufgestellten Notprogrammes. Die Bekannt machung fordert ultimativ den Lohnabschlag von 15 Broz.; der Lohnabschlag soll aber noch größer werden, wenn die bisherige Leistung nicht gesichert sein würde. Darüber hinaus würde die Stillegung auch dann erfolgen, wenn Staat und Reichsbahn die geforderten Hilfsmaßnahmen nicht sofort bewilligen. Daß auch schlechter Wille bei der Mansfeldverwaltung im Spiele ist, beweist die Tatsache, daß über die Bergwerksbetriebe hinaus auch dem Kupfermessingwert und der Saigerhütte der 15prozentige Lohnabschlag auferlegt wird. Hier handelt es sich um lauter einseitig verfügte Maßnahmen, deren Nichtanerkennung ohne weiteres die Stillegung zur Folge hat. Hier ist die Ver-| antwortung der Mansfeldverwaltung klar.
Diese einseitige Verantwortung wird durch einen Aufsatz nicht verringert, den Generaldirektor Stahl gestern in der Werkszeitung des Mansfeldkonzerns veröffentlicht hat. Hier sollen Belegschaft und Gewerkschaften mit der Feststellnug beruhigt werden, daß die Lohnsenkung im Mansfeldkonzern tein Glied
eines allgemeinen deutschen Lohnabbaues sei, da sich Mansfeld von feiner Seite vorschieben" laffe und daß Mansfeld ein ausgesprochener Sonderfall sei ,,, auf den sich niemand berufen könne." Diese fubjektive Meinung des Herrn Generaldirektor Stahl in Ehren, doch ändert diese Meinung nichts an der Tatsache, daß die Mansfeldverwaltung selbst die volle Abwälzung des Konjunkturrisitos auf die Belegschaften durchführen will, daß das sogenannte Opfer der Aktionäre fein Opfer ist und daß die Mansfeldverwaltung mit dem Bestehen auf der Durchführung ihres einseitigen Notprogramms dem Willen der deutschen Unternehmer zum allgemeinen Lohndruck in denkbar stärkster Weise Vorschub leistet.
Es ist kein Wort mehr darüber möglich, daß den Beleg schaften das denkbar schwerste Unrecht zugefügt wird. Dividenden und eine Verbesserung der Werksubstanz erarbeitet. Die Die Belegschaft hat den Aktionären in den guten Jahren hohe heutigen Schwierigkeiten sind nicht nur durch die Preisentwicklung, sondern in entscheidender Weise auch durch die Schuld und Un= fähigkeit der Berwaltung herbeigeführt worden. Die vorjährige Lohnsteigerung entspricht der Leistungssteigerung. die die Belegschaften in den letzten Jahren vollbracht haben. Diese erhöhte Leistung würde auch jetzt verlangt werden. Auch politische Gründe find bisher für die Aufrechterhaltung des KupferschieferGründe sind bisher für die Aufrechterhaltung des Kupferschieferbergbaues maßgebend gewesen. Unter diesen Umständen ist es ein Unrecht auch an den Belegschaften, wenn die Mansfeldverwaltung eventuell mögliche öffentliche Beihilfen nur mit dem Wunsch ausgeschlagen hat, unter allen Umständen eine staatliche Kontrolle des Werkes, und zwar grundsätzlich, fernzuhalten.
Dieses Verhalten unterstreicht den Verdacht, daß Mansfeld besondere Gründe für die Fernhaltung der Kontrolle hat. Das einseitig dittierte Notprogramm ist offenbar zu weit ges faßt, die Forderungen sind zu hoch geschraubt.
waltung in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht die Möglich= Ein Zweifel darüber ist nicht möglich, daß die Mansfeldverteiten nicht entfernt erschöpft hat, ihre Betriebe vor der Stillegung zu bewahren. Eine unsinnige Lohnsentung durch zusetzen, war ihr dringlicher als die Befragung der Vernunft. Es ist die Verwaltung des Mansfeldkonzerns, die das Schicksal des Kupferschieferbergbaues und die bei den Belegefchaften des Konzerns drohende Not zu verantworten hat.
Weltfämpfe um Spiel- und Tonfilm
Der Often und Europa gegen USA.- Amerika im Gegenangriff.
Das feit Jahren beobachtete starte Uebergewicht | Ameritas in der Weltfilmproduktion hat in der legten Zeit eine fleine Abschwächung erfahren. Die große Kapitalfraft und das hohe Wohlstandsniveau der Vereinigten Staaten führten zur Bildung einer besonders expansionsbedürftigen Filmindustrie. Von rund 57 000 Lichtspieltheatern, die auf der ganzen Erde vorhanden waren, befanden sich rund 21.000 allein in den Vereinigten Staaten . Inzwischen ist diese Ziffer um ein weiteres Tausend gewachsen. Dieser gewaltige Absazmarkt bildete zweifellos die Hauptstärke der amerika nischen
Filmindustrie.
Die Umstellung auf den Tonfilm hat zu wichtigen Verschiebungen geführt. Die fapitalfräftigen Konzerne stellen heute ausschließlich oder doch überwiegend nur noch Tonfilme her, für die augenblicklich der Absatzmarkt begrenzt ist. 9000 amerikanische Kinos find gegenwärtig mit Apparaten zur Aufführung von Tonfilmen ausgerüstet. Insbesondere mußte der Export von der Um stellung betroffen werden, denn außerhalb der Bereinigten Staaten geht infolge geringerer Geldimittel die Ausrüstung der Kinos mit den erforderlichen Apparaturen langsamer vor sich als in den Bereinigten Staaten. In Deutschland waren Ende 1929 erst 223 Lichtspieltheater mit Apparaten versehen, d. h. nur 4 Prozent der Gesamtzahl. Nach einer Statistik, die in ,, Wirtschaft und Statistit" veröffentlicht wird, wurden in der Welt im Jahre 1928 insgesamt 1839 lange Spielfilme hergestellt. Hiervon entfielen drei Viertel
Sonnabend, 31. Mai 1930
für den Rückgang der Umfäße ist aber die durch die Wirtschaftskrise außerordentlich zusammengefchrumpfte Kauffraft der Mitglieder. Im fleinen wird hier demonstriert, was unserer Gesamtwirtschaft im ganzen gegenwärtig fehlt, die ausreichende Kaufkraft der Massen. Sie wieder zu steigern, besonders durch weitere Preissenkungen, durch Verhinderung von Lohnsenkungen der Wirtschaftspolitit. und durch Schaffung von Arbeit, ist die einzige Aufgabe
Abschied des Reichsbankkommiffars. Reichsbankstatus so günstig wie nie.- Deutschland braucht
-OU
Kapitalzufuhr.
Professor Bruins, der Kommissar bei der Reichsbant, hat zum 17. Mai, dem Tage des endgültigen Inkrafttretens des neuen Planes und dem Tage des offiziellen Abschiedes aller Kommiffare von Deutschland , seinen letzten( elften) Reichsbantbericht veröffentlicht. In den Schlußbetrachtungen des Berichtes befinden schaftslage Deutschlands . sich auch einige Bemerkungen über die gegenwärtige Wirts
in den Jahren 1925/1927, tönne seit 1927 nicht mehr gesprochen
internationaler Art.
Von einem ausschließlich innerdeutschen Konjunkturverlauf, wie werden. Der Zusammenhang mit dem Weltkonjunkturverlauf trete immer deutlicher zutage. Die Umstände, die im Herbst 1929 den Konjunkturridgang auslöften, waren in erster Linie gängig, als mit dem Kurssturz an den amerikanischen Börsen im Ottober eine internationale Depression einsetzte, die durch den hefAn dieser Depression hatte die deutsche Wirtschaft ihren vollen Antigen Rückgang des allgemeinen Preisniveaus sehr verschärft wurde. teil. Professor Bruins unterstreicht hier, wie wir es fürzlich gegen das Institut für Konjunkturforschung tun mußten, die wesentlich melt wirtschaftliche Ursache der gegenwärtigen deutschen Wirtschaftstrife.
Die Konjunktur war bereits rüd
weiter ausgeführt. Der Zeitpunkt fei noch nicht abzusehen, an dem Die Kapitalfrage bleibe in Deutschland ernst, so wird die deutsche Zahlungsbilanz ohne weiteren Kapitalimport zum Aus
gleich fommen könne.
,, Der Status der Reichsbank ist heute so günstig wie jemals aus günstiger Position, wenn diese Position nicht zugleich an erster während der vergangenen 5% Jahre." Die Reichsbank sei in überStelle, wie es bei den Notenbanken so oft der Fall ist, Symptom und Ausfluß der bestehenden ernsten Depression wäre.
Deschimag Belegschaft von 10000 auf 3650 Mann gefunfen
Während die führenden Hamburger Werften und auch der Bremer Bulkan für 1929 mindestens die gleichen, zum Teil auch höhere Dividenden als im vorhergehenden Jahre zahlten, schließt der Bremer Werfttrust, die Deutsche Schiffbau - und Maschinen A.-G.( Deschimag ) das Geschäftsjahr 1929 mit einem Gewinn von einer halben Million erzielt. Verlust von 7,3 Millionen Mart ab. Im Vorjahr wurde ein
Dieser Verlust fommt nicht überraschend. Die Deschimag , die eine sehr scharfe Konzentrationspolitit seit 1927 betrieb und den taufte, hat mit dieser Politik schweren Schiffbruch erlitten. Stettiner und Hamburger Vulkan, sowie die Tecklenborgwacht aufDie Anlagen von Tecklenborg und dem Stettiner Bulkan sind stillgelegt und verschrottet worden, ohne daß die Stammbetriebe der Weserwerft durch Vollbeschäftigung die Stillegungsverluste hätten herauswirtschaften können. Daneben ist, wie der Geschäftsbericht durchblicken läßt, der Bau der Bremen " alles andere als ein gutes Geschäft gewesen. Die Gestehungskosten haben im Gegenteil den Kaufpreis erheblich überschritten.
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Es ist erstens die allmähliche Erstarfung der Filmindustrie im Fernen Osten, in Rußland und auch in einigen europäischen Ländern, zweitens die Aktivität der europäischen Tonfilmgruppe, die die Amerikaner zu verstärkter Expansion auf dem Tonfilmgebiet veranlaßt. Nachdem die deutsch - holländische KüchenmeisterTobis- Gruppe mit dem amerikanischen Filmkonzern Warner Brothers zu einer Verständigung gekommen ist, versucht die Western Electric, den Patentkrieg mit der europäischen Gruppe zu beenden. Die augenblicklich in der Schweiz eingeleiteten neuen Verhandlungen dürften hierbei ergebnisreicher sein als die früheren Verhandlungen. Noch stärker als in Deutschland , wo die AEG. und Siemens hinter der Tobis- Klangfilm- Gruppe stehen, zeigt sich in den Ver einigten Staaten ein immer stärterer Einfluß der Elektroindustrie auf die Filmindustrie. Die Weſtern verengerten Betriebsbasis anzupassen und schneidet es von 25 auf Die Gesellschaft sieht sich nunmehr gezwungen, ihr Kapital der Electric, die größte Telephonbaufirma, gegenwärtig auch die größte 14 Millionen zusammen. Die Belegschaft hatte unter den Produzentin von Tonfilmapparaten, hat sich starken Einfluß auf ungünstigen Betriebsverhältnissen schwer zu leiden. In den letzten den Wilhelm- For- Konzern gesichert. Die Radio Corporation of Wochen vor der Fertigstellung der„ Bremen " war sie bis auf America fontrolliert die Keith- Orpheum- Gruppe. Der Filmkonzern 16 500 Mann gestiegen, sant dann bis zum Mai 1929 auf Warner Brothers scheint sich der Radio Corporation zu nähern. 16 500 Mann gestiegen, sant dann bis zum Mai 1929 auf Auch die Zusammenarbeit von Film- und Schallplatten: 10 000 Mann und war zum Jahresende bis auf 3650 Mann zuindustrie wird infolge der Tonfilmherstellung immer enger. sammengeschrumpft. Ein erschütternder Beweis, mit welcher Wucht die Arbeitskrise im Schiffbau die Werftarbeiter trifft.
auf drei Länder: Bereinigte Staaten mit 41, 3 a pan Elektrokonzerne über große Kapitalmittel und weitreichende inter Internationaler Metallzusammenschluß.
mit 22 und Deutschland mit knapp 14 Prozent. Diese Weltübersicht ist allerdings noch nicht vollständig, da z. B. die sehr lebhafte Filmindustrie Indiens überhaupt nicht berücksichtigt wird. In Indien gibt es zurzeit mindestens 20 filmproduzierende Firmen, die ihren Sitz im Gebiet von Bombay haben. Man kann die indische Filmherstellung jährlich auf 50-70 Spielfilme schätzen.
Bon großer Bedeutung ist Japan , das als Filmproduzent an zweiter Stelle steht. 80 Prozent der japanischen Lichtspieltheater führen jetzt nur noch japanische Filme auf, so daß die japanische Filmindustrie einen sehr bemerkenswerten Aufschwung genommen hat. In der letzten Zeit sind einige große japanische Filmkonzerne auch zum Export übergegangen. Interessant ist es auch, daß die größte chinesische Hafenstadt Schanghai ein eigenes Filmviertel besitzt; in China werden zurzeit etwa 10 Spielfilme jährlich her. gestellt. Wenn auch der Export von Filmen aus den fernöstlichen Ländern bis jetzt noch gering gewesen ist, so ist es doch von großer Bedeutung, daß heute schon fast ein Biertel der Welt produktion an Spielfilmen auf Japan , China und Indien entfällt. An vierter Stelle unter den großen Filmländern steht Sowjetrußland, dessen Produktion( 150 Spielfilme im Jahre 1928) etwa 8 Prozent der Weltproduktion ausmacht.
Diese wachsende Verpflechtung der Filmindustrie mit anderen Industriegruppen ist zweifellos auch international schon deswegen von großer Bedeutung, weil vor allem die nationale Beziehungen verfügen. Man kann daher annehmen, daß fchon in turzer Zeit die Amerikaner neue Anstrengungen machen werden, um sich die Borherrschaft auch in solchen Ländern wieder zu sichern, in denen ihr Einfluß in der letzten Zeit etwas zurückgegangen ist.
Konsumvereine und Wirtschaftskrise. Zentralverbandsbericht für April. Die Kauffraft fehlt.
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Im Monat April ist nach den Mitteilungen des Zentral verbandes deutscher Konjumvereine der wöchentliche mit glied sumjag von 8,76 m. auf 8,78 m. gestiegen. Diese Steigerung ist sehr geringfügig, wenn man bedenkt, daß in den April das Osterfest gefallen ist, das beispielsweise im vorigen Jahre gegenüber dem Vormonat noch eine Zunahme um 47 Pf. herbeigeführt hat. Auch absolut liegt der Mitgliedsumsat pro Woche im diesjährigen April und zwar trotz des Osterfestes noch um 12 Pf. niedriger als im April des Jahres 1929. 3weifellos hängt das auch mit der in diesem Jahre sich in den Um fägen bemerkbar machenden Preissenkung zusammen. Entscheidend
DAS PFINGSTFEST
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ist noch viel schöner durch farbige
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Eine deutsch englisch - belgische Inter effengemeinschaft. Interessengemeinschaft abgeschlossen, die für die künftigen Drei der mächtigsten europäischen Metallkonzerne haben jetzt Machtverhältnisse in der internationalen Metallwirtschaft von größter Bedeutung ist.
Auf deutscher Seite ist an den Abkommen die Metall. gesellschaft in Frankfurt am Main beteiligt, die mit einem Kapital von 65 Millionen Mark der mächtigste Metallfonzern Deutschlands ist. Das Unternehmen betreibt nicht nur die Förde rung und Verarbeitung von Erzen, sondern in ganz großem Umfang auch den Metallhandel und die Finanzierung von Metallgeschäften. Die Metallgesellschaft tauscht nun auf Grund des jetzt abgeschlossenen Vertrages mit dem führenden englischen Metallkonzern, der British Metal Corporation, ein Aktienpatet von 10 Millionen Mark gegen 12 Millionen Mart des englischen Konzerns ein. Der Aktientausch selbst geht über das Verwaltungsunternehmen( Holdinggesellschaft) des britischen Konzerns, die Amalgameted Metal Corporation, welche das Zentrum der zugleich mit der stärksten belgischen Metallgruppe, der Société neuen Interessengemeinschaft bilden wird. Diese Gesellschaft wird
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SALAMANDER MA
MAND