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Fortschritte der Liste Schulaufbau.

Ergebnisse der Elternbeiratswahl.

Am gestrigen Sonntag fanden in Berlin die Elternbeiratswahlen statt. Die Wahlbeteiligung mar stellenweise nur gering 15 bis 20 Broz., durchschnittlich etwa 34 Proz. der Wähler übten ihre Pflicht. An einigen weltlichen Schulen stieg die Beteiligung bis 70 Pro3. Der von den Christlich - Unpolitischen erhoffte Rückgang der marristi­schen Stimmen, wie der Montag" schreibt, ist nicht ein­getreten. Die Liste Schulaufbau hat nach den vorliegenden Meldungen feinen Rückgang erfahren, sondern gute Fortschritte gemacht. Gerade in den Bezirken Wedding , Lichtenberg , Neukölln hat die Liste Schulaufbau an christlichen Schulen stärker als 1928 Fuß gefaßt. Bis 10 Uhr abends lagen in der Zentral­stelle folgende Meldungen von Volksschulen und 23 höheren

Schulen vor.

Liste Schulaufbau

Kommunistische Liste ,, Proletarischer Schulkampf" Sonstige Listen. Christlich- Unpolitische

1053 Sige 316" 274" 1841"

Infolge Untentnis des Verrechnungsverfahrens sind zu un­gunsten unserer Lifte, wie die Zentralstelle viefach feststellte, vielfach unrichtige Berechnungen erfolgt. Es empfiehlt, fich Ein ficht in die Listen zu verschaffen und Stichproben zu machen.

Opfer der Autoraferei.

Berliner Ehepaar bei einem Zusammenstoß getötet. Vor den Toren Berlins , in der Ortschaft Elsholz bei Bee lig, ereignete sich am Somtag abend ein entsetzliches Motor= rabunglück, das zwei Todesopfer forderte. Zwei weitere Personen wurden lebensgefährlich verletzt.

Bei den tödlich Berunglückten handelt es sich um ein Ber. liner Ehepaar, das sich nach einem Ausflug wieder auf dem Heimweg befand. Bei dem Dorf Elsholz wollten die Eheleute in sausender Fahrt ein Privatauto überholen. Im gleichen Augenblick fuhr aus entgegengesetter Richtung ebenfalls ein mit zwei Personen besetztes Motorrad heran. Beide Räder stießen mit ungeheurer Wucht zusammen und wurden völlig| zertrümmert. Der Zusammenprall war so furchtbar, daß die beiden Berliner , deren Namen noch nicht bekannt sind, auf der Stelle getötet wurden. Die Leichen wurden in die Beelitzer Halle übergeführt.- Der Führer des anderen Motorrades und feine Begleiterin erlitten ebenfalls fchwere Verlegun gen, fie fanden im Kreistrantenhaus Aufnahme.

Die Tagung der Presse.

Um die Errichtung von Pressekammern.

München , 1. Juni.

Im Mittelpunkt der Verhandlungen des Reichsverbandes der Deutschen Presse stand am Sonntag die Frage der Errichtung von Bressekammern. Staatsrat Dr. Meyer, der zu dieser Frage das Referat hielt, forderte eine gesehliche Anerden. nung der öffentlichen Funktion der Presse und im Zusammenhang damit eine Sicherstellung der Schriftleitung und die Anerkennung ihrer Tätigkeit durch eine öffentlich- rechtliche Berufs vertretung.

Die Frage, ob Breffetammern heute bereits notwendig feien, müßte im Intereffe des Staates und der Presse ganz entschieden bejaht werden. Die Pressekammern seien sowohl aus staats- und pressepolitischen Gründen wie auch aus Prestigegründen für die Presse nicht zu entbehren. Die Tätigkeit der Presselammern sei in der

Pirandellos Stegreifftück.

Leffing- Theater.

Pirandello , der kleine, ausgedörrte Sizilianer mit dem weißen, 3iegenbärtchen und den winzigen, blinzelnden Augen, ist der Drama­tiker des bösen Blides. Alles, was er auf der Bühne sprechen läßt, bringt die vollkommene Enthüllung der Menschengebrechlichkeit. Darum sind die Hauptpersonen seines Stüdes willensschwach, lächer­lich, Barafiten nach der bürgerlichen Moral, eigentlich reif für Staatsgefängnisse oder Staatsirrenhäuser. Pirandello, Sohn eines Nationaldevise formuliert, liebt diesen ironischen Bessimismus. Er Landes, dessen Herrscher die heroische Phrase und Haltung als stammt, wenn auch nicht in ganz gerader Linie, von seinen geistigen Bätern Tolstoj und Strindberg her, die das gesellschaftsfeindliche Heilanſtaltsindividuum zum psychologischen Spezialstudium machten. So start wirkte Tolstoj auf Pirandello ein, daß der Italiener von ihm eine ganze Szene entlehnte. Es ist jener Auftritt seines Steg­reifspiels, der die entsetzliche Entfremdung des Familienvaters vom eigenen Fleisch und Blut entlarvt, jener Auftritt, in dem sich offen­bart, daß der Vater verurteilt ist, unter den Geschöpfen, die er selbst zeugte, als ein lebender Leichnam" umherzuschwanken.

Aus dieser besonderen Moral leitet dann Pirandello seine be­sondere Dramatik her. Die Künstler auf der Bühne, die bisher absolute Nachahmer gewöhnlicher Wirklichkeit sein sollten, fallen jeden Augenblick aus der Rolle. Sie dürfen nicht mehr zwischen Phantasie und Erdeneristenz, zwischen Gespenst und Gestalt unter: scheiden. Sie haben, wie das Ungeheuer Janus, zwei Köpfe. Mit dem einen Augenpaar sehen sie ins Jenseits, mit dem anderen ins Diesseits. Sie haben auch zwei Herzen. Mit dem einen fühlen sie die Last ihres sozialen Daseins und die Zusammengehörigkeit mit dem miserablen Alltag, mit dem anderen die Todesfurcht und den Drang, in eine neue, bessere Welt des nicht mehr Materiellen hin­überzuschweben. Dieses Spiel, das Schein und Leben und Sehnsucht und Sein durcheinanderwirft, nennt Pirandello Stegreiffpiel. Es ist seine eigentliche Erfindung und hat im übrigen gar nichts zu tun mit der Hanswurstkomödie, an die man sich sonst bei diesein

Wort erinnert.

Es ist ein gefährliches Spiel, das dem Zuschauer die Gedanken verdreht. Die Schauspieler, die geschminkt und fostümiert hinter der Rampe und unter dem Rundhorizont stehen, blenden das unbestech liche Auge durch ihre Massigkeit und Munterfeit, und nun sollen wir plötzlich annehmen, daß sich unter Schminke und Kostüm noch ein ganz anderes, ganz untheatralisches, vom Dichter unabhängiges Geschöpf verbirgt: neben dem erfundenen Phantom des Stückes ein Stüd Mensch, das unerwartet von der Straße auf die Bühne springt, um von seinen Sorgen und Freuden zu erzählen. Die auf der Bühne hergesagten Gedanken und Gefühle sollen einen Doppel­sinn haben, bald den gehörten, bald den übersinnlichen, der nicht ausgesprochen wird. Das Mühlrad im Gehirn des Zuschauers und Zuhörers dreht sich wild.

Trotzdem ist Pirandellos atit wichtig zu nehmen. Er bes greift die Abgedroschenheit des en Theaterrummels. Er will das alte Theaterwarenhaus in eine Schule für bessere Geister ver­

Ob er es fann? Das neue Stegreiffpiel ist genaue Kopie feiner älteren. Der Verfasser dichtet schon nach der Schablone. Und sein Thema war eigentlich stets unerhebliche Rolportage. Er nimmt, was er gern auch sonst tut, einen verbummelten Familienvater unter die Lupe. Der Mann vergeudet Geld und Ehrgefühl bei einer

Kabarettchansonette. So jagt er seine Frau in die Bergangenheit, drei Töchter in die Prostitution und die vierte in die Ehe mit einem brutalen Egoisten und schließlich zur Verrücktheit. All das Unglück häuft sich in einem fizilianischen Krähwinkel zusammen. Es be= ginnt das Raffeln jenes Rede- und Räderwerks, das die Relativität von Sein und Schein beweisen soll. Man protestierte, meil der finnlich faßbare Sinn dürftig und langweilig war, und weil der tafie der Harmlosen, noch der Behendigkeit der Raffinierten ein­Dichter den ins Ueberjinnliche entgleitenden Schein weder der Phan­hämmern fonnte. Pirandellos Theorie bleibt trotzdem interessant. Die Anwendung auf die Bragis war allerdings ein Experiment, bas mit Recht und mit Glanz und mit Standal durchfiel. Es wäre weniger durchgefallen, wenn der Regisseur Hartung die Häfte gestrichen und so nach dem interessanten Anfang die unendliche Langeweile verkürzt hätte.

Hermann Vallentin spielt den verzweifelten Theaterdirektor als einen wildgewordenen Regiejobber. Frau Wangel gibt die verlassene Frau und Mutter als ein rührendes, forpulentes Stüc Unglüd. Frau Lennart, von den unzufriedenen Befizern der Galapläge unbändig angepöbelt, bezwang schließlich doch thre Rolle, die Rolle der getretenen, dem Wahnsinn zugetriebenen Gattin. Ihr Talent und ihre Ausdauer seien gepriesen. Soviel Schlichtheit, Melancholie und Anmut sind tostbar und selten. Lupu Pid. Spieler des lebenden Leichnams", ist ein Charakteristiker, der ohne Auffälligkeit und deshalb mit sehr feiner Kunstfomit und Tragi komik dosiert. Max Hochdorf .

Mein Better Eduard."

Theater in der Behrenstraße.

herzigem Verzicht auf literarische Ansprüche verfolgt es gradlinig Die Gartenbühne sozusagen- ist eröffnet. Inter meit­

das Ziel, sein Publikum, foste es, was es wolle, zum Lachen zu bringen. Die Aufgabe erfüllt es restlos. Als Verfaffer des Schwants Mein Vetter Eduard" zeichnet Fred Robs. Hinter diesem Pfeudonym verbergen sich zwei Theaterroutiniers Frizz Friedmann Frederich und Ralph Arthur Roberts . Sie wollen ausprobieren, ob der Erfolg, den das Stück vor sechs Jahren in Berlin gehabt hat, auch heute noch anhält. Aus verwickelten Lustspielgründen muß sich der junge Eduard für einen alten, steinreichen Ontel aus Amerifa ausgeben. Dabei stellt sich zu seinem Entsetzen heraus, daß er die Maske völlig verkehrt gewählt hat. Schnell gefaßt ver­schwindet er und bringt eine zweite verbesserte Auflage des Onkels heraus. Im Verlauf des Schwanks hat er die drei Rollen durch­einander zu spielen. So entsteht ein toller Wirbel von Verlegen­heiten und Verwirrungen, die feine Spur von Wahrscheinlichkeit besitzen, aber ihre Wirkung auf die Lachmuskeln der Zuschauer mit Sicherheit ausüben. Roberts bewährt sich hier als flinker Ver­wandlungskünstler. Als grämlicher Greis geht er durch eine Tür hinaus und kommt zur anderen Tür als junger Lebemann wieder herein. Dabei zeigen sich seine mimischen Künste in bestem Licht. Gang und Haltung seines Amerikaners sind urtomisch. Und wenn er dann noch englisch sprechen soll, und fein Wort fann, so brüllt das Publikum. Dgr.

Hauptsache auf Verwaltungstätigkeit, sowie auf die fchieds. Allfestis."-" Die Opferung des Gefangenen"| Der Tanz in den Berliner Kunstwochen.

gerichtliche und ehrengerichtliche Arbeit abzustellen. Ferner regte der Referent die Schaffung einer Standesbehörde zur Wahrung der Standesinteressen der Presse an. Diese Behörde müsse die Befugnis erhalten, als schärfste Strafe die vorübergehende oder dauernde Un würdigkeit zur Ausübung des Berufes als Schriftleiter erflären zu tönnen. Das Journalistengefeß müsse so geregelt werden, daß ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten zwischen Verleger und Schriftleiter ermöglicht wird.

Nach einer eingehenden Aussprache beschloß die Versammlung, die Redakteurmitglieder der Reichsarbeitsgemeinschaft zu beauftragen, gemeinsam mit den Verlegermitgliedern zu beraten, ob nicht durch Errichtung von Breffetammern vorhandene Mißstände am mirtsamsten betämpft werden könnten.

Die Hauptversammlung 1931 wird auf Einladung des Defter­reichischen Verbandes in Wien stattfinden. Für 1932 ist Frankfurt am Main in Aussicht genommen, das in diesem Jahr die Hundert jahrfeier des Todestages von Goethe begehen wird.

Der gekaufte Abgeordnete. Die Untersuchung gegen Nientimp im Gange. Bochum , 2. Juni. ( Eigenbericht.) Der in einen Korruptionsstandal verwickelte Reichstagsabge ordnete Nientimp- Bochum hat nach einer Mitteilung der Zentrumspartei den Vorsitz der Bochumer Ortsgruppe des Zen trums und fein Stadtverordnetenmandat niedergelegt. Dieser Verzicht auf das Stadtverordnetenmandat erfordert die Neuwahl des Stadtverordnetenvorstehers, der Nientimp bisher war. Auf das Reichstagsmandat hat Nientimp bisher noch nicht ver­3ichtet. Ein Beauftragter der Zentrumsfraktion des Reichstages befindet sich jedoch gegenwärtig in Wörrishofen, wo sich Nientimp zur Zeit aufhält, um mit ihm die Angelegenheit zu flären

Der Aufmarsch zur Sachsenwahl. Die Kandidaten der Sozialdemokratie. Dresden , 2. Juni. ( Eigenbericht.)

Der Bezirksparteitag der Sozialdemokratie Ost sachsen beschloß am Sonntag an die Spitze der Kandidatenliste für die Wahlen zum Sächsischen Landtag die bisherigen Abgeord neten Edel, Wedel , Kümmel, Dobbert- Meißen zu stellen.

Die ostsächsischen Demokraten beschlossen an die Spitze ihrer Liste die Abgeordneten Minister a. D. Dehne und Profeffor Rastner zu setzen. Die dritte Stelle der Kandidatenliste nimmt der Bürgermeister von Zittau , Kolkenburg, ein.

Der Gewerksverein deutscher Metallarbeiter Hirsch- Dunder hat den Schiedsspruch von Dynhausen abgelehnt. In einer Entschließung spricht er die Hoffnung aus, daß der Reichsarbeitsminister den Schiedsspruch nicht für verbindlich erflärt.

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Wetter für Bertin: llebergang zu fühlerem, moltigem Wetter Für Deutschland : In der nördlichen mit einzelnen Regenfällen. Für Deutschland : In der nördlichen Hälfte des Reiches fühler und etwas unbe ändig; im Süden noch warm, ftrichweise Gewitter.

Städtische Oper.

Fremde, ferne Welten tun sich auf, Stätten ältester Kultur: Griechenland der Sagenzeit; Amerita, als es noch nicht entdeckt war. Erster Teil des Abends: Allestis", Drama nach Euripides von Hugo v. Hofmannsthal. 3weiter Teil: ,, Die Opferung des Gefangenen", ein meritanisches Tanzschauspiel, nach der Uebertragung von Eduard Studen. Beide Stücke für die Opernbühne bearbeitet und in Mufit gesetzt von Egon Wellesz . Altestis" ist eine Oper ge worden; die Opferung" ein Tanzspiel mit Gesang.

König Admet ist dem Tod geweiht; das Schicksal stellt ihm frei, austauschweise einen Vertreter hinunterzuschicken. Alfeftis opfert fich für den königlichen Gemahl. Der König, unabfömmlich von den Pflichten seines föniglichen Berufs, bringt das Opfer, das Opfer anzunehmen. Aber der starte Herakles , Gaft des Königs, lohnt diesem die erwiesene Freundlichkeit, indem er die gestorbene Rönigin der Unterwelt entreißt und ins Leben zurückführt.

Der Vorgang, fo erzählt, erscheint nichts als befremdend. Und die Opferung"? Ein merikanischer Prinz, besiegt, gefangen, er leidet freudig- freiwillig, stolz und ungebrochenen Sinnes, den ihm bestimmten Tod, nachdem er von den Reizen des Lebens feierlich Abschied genommen. Hier wie dort Verherrlichung des Heroischen, der heldischen Opferwilligkeit; und hier wie dort als Unterlage eine Dichtung von tiefer Schönheit und menschlicher Glaubwürdigkeit. Aber das Dichterwort verliert sich in der musikalischen Gestaltung; der Musiker, der nach diesen Stoffen greift, will und muß sie uns mit seinen Mitteln nahebringen.

Egon Wellesz ist der Künstler der hohen Ideen und des großen Stils oder richtiger, des ehrlichen Mühens um diesen und um jene. Er müht sich als Musiker um den heroischen Stil, der jenen heroischen Ideen gemäß wäre. Aber es ist, vor allem in der Oper, peinlich zu spüren, wie weit seine schöpferische Kraft hinter dem schönen Vorsatz zurückbleibt. Zum größten Teil ist diese Mufit leer und unlebendig, und die Wirkung ist eher Langeweile als Gehobenheit; bei allem angestrengten Willen, einen einheitlichen Stil aus den Elementen antifer Größe und heutigem Musitgefühl zu schaffen auch diese Einheit wird nicht erreicht, und zwischen fragwürdigen modernen Klängen hat Herakles sein strahlendes Leit motiv wie der Held einer Wagner- Epigonenoper. Viel glücklicher ist der Komponist in dem Tanzspiel, wo sich seine Phantasie an den Gegebenheiten des Milieus und an den rhythmischen Möglichkeiten der Aufgabe entzündet.

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Alkestis wird durch Maria Müller eine Gestalt von er greifender Menschlichkeit. In den übrigen Gesangspartien: Gotthold Ditter, Josef Burgwinkel , Gombert, Randl, Baumann. Im Musikalischen hat der Dirigent Robert F. Denzler gute Arbeit getan, wenn es auch), vor allem im ersten Stück noch an legter Bräzision des Orchesterspiels fehlt. Biel Aufwand und sehr viel Schönes in der Ausstattung, die Emil Preetorius geschaffen hat. Für die Regie zeichnet Otto Krauß verantwortlich; aber die stärksten Impulse erhält die Szene nicht nur im Tanzspiel, vom Tänzerischen, von der Tanzregie.

K. P.

des Juni eine Ausstellung von Zeichnungen Alter Meister In der Staatlichen Kunstbibliothet, Prinz- Albrechtstr. 7a, findet während in Fatfimile- Druden der Prestel- Gesellschaft statt. Geöffnet von 10-22 Uhr bei freiem Eintritt.

Die Arrangeure der vorjährigen Kunstwochen wußten von Tänzen nichts anderes zu zeigen als das russische Diagileff- Ballett. Die Tatsache, daß es einen modernen Kunsttanz gibt, der eine speziell deutsche Schöpfung ist, blieb den Besuchern verborgen. Dieses Jahr ward das Programm mit mehr Sachkenntnis zusammen­gestellt. Es begann mit einem Tanzabend der Wigman im Schiller Theater, der den in- und ausländischen Gästen mit dem Zyklus Schwingende Landschaft" den denkbar Klarsten und umfassendsten Eindruck von dem gab, was bei uns gewollt und ge­fonnt wird. Anhebend mit einem Beispiel vollendeter tänzerischer Raumgestaltung im Anruf", über die feierlichen Rhythmen des Seraphischen Liedes", die zarte Lyrik des Pastorales", gipfelnd im hinreißenden Furioso des Sturmliedes" und leicht austlingend in die drei luftigen Tanzlieder der 3igeunerweisen. Wer Augen hatte, zu sehen, und eine Spur förperrhythmischen Empfindens, er­lebte Unvergeßliches. Das Publikum des überfüllten Saales dankte in Beifallsstürmen.

Die zweite Veranstaltung brachte die Opern Altestis" und Die Opferung der Gefangenen" in der Städtischen Oper. Ueber die musikalischen Qualitäten der beiden Werfe be richtet unser Mufitreferent. Das Tänzerische war nicht durchaus erfreulich. Höhepunkt: die leise flagenden, in stille Trauer gehüllten Bewegungen, Schritte, Gesten und Attitüden der Mädchen an der Leichenbahre der Königin in Alfestis". Ein fleines Meisterstück. Mißglückt die bacchantischen Orgien. Ohne Mittelpunkt, ohne Gipfe lung. Hin und wieder tauchte aus den Wirbeln das Paar Uhlen 3ehnpfennig auf und verschwand wieder im chaotischen Fluten ungegliederter Massen. In der Opferung" stand die Ballettmeisterin vor einem faft unlösbaren Problem. Borgänge, deren feelische Grundlagen nur aus der indianischen Psyche vortolumbischer Zeiten zu verstehen sind. Wer aber fennt diese Psyche? Lizzie Mau= drik wählte den Ausweg, die Menschen und ihre Ausdrucksformen im Stil altmerikanischer Plastik zu gestalten. So wurden stole Herrscher, tollfühne Heroen, edle Frauen nach unserem Empfinden zu grell fragenhaften Gebilden. Das Ganze eine rein dekorative Angelegenheit, die das Auge erfreute, den Verstand beschäftigte, im übrigen aber falt ließ. Daß sehr sorgfältig gearbeitet war, daß Edgar Frant als König, Alice Uhlen und Julia Mar­fus im Rahmen des fremden Stils ihr Bestes gaben, daß die Gruppentänze zum Teil flug und gefchmadvoll arrangiert waren, foll anerkannt werden. Das Resultat aber entsprach nicht den auf. gewandten Mühen. J. S.

Fridtjof Nansen - Land. Wie aus Leningrad gemeldet wird, hat die sowjetruffische Alademie der Wissenschaften in einer Voll­bersammlung beschloffen, in Anerkennung der Berdienste des fürzlich verstorbenen Bolarforschers Fridtjof Nansen das Franz- Josef- Land in Fridtjof Nansen - Land umzubennen.

Reinhardt veranstalteten die Genossenschaft beutiger Büh

Mag Reinhardt- Feier bei Kroll. Als Abschluß der Ehrungen für Mar nenangehöriger und der Verband Berliner Bühnen­jeiter in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag eine Feier bei Stroll. Der italienische Tenor Lauri- Volpi wird am 3. Juni in der Philharmonie ein einziges Konzert geben.

Die Wiener Wertbundausstellung wurde Sonnabend eröffnet. Die Aus­ftellung zeigt Muster beispiele der österreichischen Qualitätsindustrie, des Kunstgewerbes und der Mode.