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Beilage

Montag, 2. Juni 1930

Der Abend

Als Arbeiter in USA  .

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Shalausgabe des Vorwärts

Beobachtungen und Erfahrungen Von Karl Möller, zurzeit New York  

Eine fritische Untersuchung der Lohn- und Arbeitsbedingungen des amerikanischen   Arbeiters ergibt, daß selbst bei aufsteigender Konjunktur und für die mit den amerikanischen   Verhältnissen und der Sprache vertrauten Arbeiter der neue amerikanische   Lebens­standard, der eine anständige Wohnung, Bad und eventuell ein Kleinauto umschließt, nicht erreicht wird. Noch viel weniger trifft das natürlich in Krisenzeiten zu, wenn ein wesentlicher Teil der Arbeiterschaft entlassen wird und von den Ersparnissen oder der zufälligen Wohltätigkeit privater Hilfsorganisationen leben muß. Oft passiert es dann daß all die schönen Dinge: eigenes Wohnhaus, große Radioapparate, manchmal sogar elettrische Klaviere, die der Arbeiter sich in der guten Zeit auf Teilzahlung erworben hat und mit denen der Wohlstand der amerikanischen   Unterschicht immer demonstriert wird, wieder herausgeholt werden, und nicht selten liegt der Arbeitslose ohne Heim und ohne einen Zehrpfennig auf der Straße. Wird ihm von privater Seite geholfen, jo muß er seine Lebtage lang schuften, um später die gemachyten Schulden zurückzahlen zu können.

Biel   schlechter ergeht es natürlich noch den Einwanderern, die von allen am rücksichtslosesten ausgebeutet werden und ohne Kenntnis der Sprache, ohne Verbindungen und mit den Sitten und Gebräuchen des Landes nicht vertraut, meist die Arbeiten annehmen müssen, die der geborene Amerikaner verachtet.

New York  

Die privaten ,, employment agencies  ", Arbeitsvermitt< fungsstellen in der Sechsten Avenue und in der Bowery von New York   geben ein lebendiges Bild der Not und des Elends der­jenigen, die glaubten, jenseits des Ozeans das gelobte Land" zu finden. Hunderte schmutzig und schlecht gekleideter Menschen stehen hier des Morgens vor den schwarzen Tafeln, an denen ein paar Zettel die freien Stellen angeben. Zwischen Broadway   und Fifth Avenue  , zwischen den größten, elegantesten Kaufhäusern der Welt und dem tollsten Bummelplatz der Erde zicht diese Straße des Elends, von der Hochbahn durchrattert, mit fliegenden Händlern überfüllt und von Menschen begangen, die ihre letzten Dollars für die Bermittlung einer Portiers- oder Geschirrwascherstelle an die gewiffenlosen Agenten abliefern müssen.

Gewiß gibt es auch öffentliche Arbeitsnachweise der Stadt und des Staates, wer jedoch sein Glück dort unzählige Male vergeblich versucht hat, kehrt dann doch in die Arme dieser Gauner zurück, die sich an den letzten Cents der Aermisten bereichern. Oft wird jogar auf folgende Weise abgemachter Betrug begangen: Der sich schon feit langem umsonst bemühende Arbeitsuchende findet endlich eine Stelle. Nach vier oder fünf Tagen wird er plöblich ohne alle Gründe entlassen, denn eine geregelte Frist gibt es ja nirgends in Amerika  . Entrüstet geht der Herausgeworfene zur Arbeitsvermittlung zurück und muß dort erfahren, daß seine ein gezahlte Gebühr nach drei Tagen laut Gesetz verfallen ist. Da er vorher ein Zehntel des ersten Monatsverdienstes zahlen mußte, hat der arme Kerl also absolut nichts verdient und womög­lich noch Kosten für Kleidung usw. gehabt, während die beiden anderen Gauner, der Arbeitgeber oder Bormann und der Ber= mittler, die von vornherein unter einer Dede standen, sich das Geld teilen.

Hilf dir selbst, sagt der Amerikaner und da die Behörde sich darum nicht fümmert, wurde fürzlich ein solches Schwindlerbüro von der erregten Menge der Geschädigten gestürmt und nur durch das Eingreifen der Polizei konnten die Befizer vor der Lynchjustiz bewahrt werden.

Aber selbst wenn es gelingt, eine Arbeitsstelle zu erhalten, so sind die Bedingungen oft unter aller Kritif. Im Herbst und Winter 1929/30, zur 3eit, als ich selber auf den Straßen New Yorks   auf der Arbeitssuche war, wagte man zwölfstündige Nacht­arbeit an sieben Tagen mit 15 bis 20 Dollar die Woche zu bezahlen. Ein Betrag, der völlig ungenügend ist, menn man be­denkt, daß für ein einfaches 3immer schon 5 Dollar pro Woche an Miete gezahlt werden muß.

Anerkennen will ich die verhältnismäßig freiere Arbeitsweise z. B. in den Restaurants und die bessere Behandlung seitens der Borgesetzten, dafür ist aber das Tempo der Arbeit um so gesteigerter.

Chikago

New York   liegt zwischen Amerika   und Europa  , sagte mir ein Freund in Chita go, aber unsere Stadt liegt im Herzen Amerifas. Und diese geographische Lage drückt auch das Wesen der beiden Städte aus. Chikago mit seinen Gegensägen, seinen sozialen Wider­iprüchen, feinen strupellosen Verbrechen und ungeheurem Wachs tum ist viel typischer amerikanisch   als New York  , das schon durch das Völkergemisch der Einwanderer und Durchreisenden an einer einseitig amerikanischen   Entwicklung gehindert wird.

Der New Yorker ist eine eigene Art Amerikaner und würde fich nicht mit Provinzlern gleichfeßen lassen, selbst wenn sie aus Chikago kommen, das den Ehrgeiz hat, dereinst New York   zu über­flügeln, was bei der zunehmenden Wichtigkeit der Westküste und des Pazifischen Ozeans   nicht ausgeschlossen erscheint.

Dieser besondere amerikanische   Geist drückt sich auch in den Arbeitsverhältnissen aus. Nirgendwo anders sind die gelernten Berufe fast monopolistisch gewerkschaftlich derart durch organisiert wie hier, und an feinem anderen Orte wird auf der Gegenseite der wehrloje Gelegenheitsarbeiter so ausgebeutet wie in Chikago. Ein Beispiel dafür sind die Verhältnisse in den Schlacht höfen, wo Neger, Europäer aus den Balkanländern, aber auch mancher Deutsche   und Amerikaner für einen Hundelohn eine Stlavenarbeit tun müssen.

In den Fabriken ist es für ungelernte Kräfte nicht viel besser: ich arbeitete eine Zeitlang bei der Western Electric Comp, wo ich an Lichtschaltern im Bandsystem immer dieselbe Schraube Auch dort keinerlei Zusammenhalt der Beleg festzudrehen hatte. schaft, im Gegenteil, man versucht, den Nebenmann schlecht zu machen, seine Arbeit zu erschweren, immer in der Angst um das eigene Brot. Das ist kein Wunder, wenn man sieht, daß auf dem Personalbüro den ganzen Tag über Hunderte von Arbeitslosen herumfizen und auf eine freiwerdende Stelle marten.

Die Arbeitszeit betrag 8 Samben, ber Bohn 45 Genis

die Stunde, also etwa 22 Dollar die Woche. Ich fann nur sagen, daß dieser Betrag gerade für meine Bedürfnisse ausreichte; mie Familienväter damit herumkommen und zum Teil sogar eigene Autos fahren, ist mir ein Rätsel. Die einzig wahrscheinliche Lösung Autos fahren, ist mir ein Rätsel. Die einzig wahrscheinliche Lösung ist, daß die Frau oder andere Familienangehörige einen wesentlichen ist, daß die Frau oder andere Familienangehörige einen wesentlichen Teil, ja oft mehr als der Mann zum Lebensunterhalt beitragen. Auf der anderen Seite hungern die Leute, nur um sich eine ,, Car  " zu leisten, weshalb die kürzliche Mitteilung, daß jeder fünfte Amerikaner ein Auto befizt, mit großen Einschränkungen als Wohl­Amerikaner ein Auto befigt, mit großen Einschränkungen als Wohl­standsfaktor angesehen werden muß, zumal diese Autos oft sehr jämmerliche Gestelle sind, die sich gerade mit Ach und Krach fort bewegen.

Ganz verschieden davon sind die Berhältnisse bei den gelernten Berufen, der Arbeiteraristokratie", die in Trade Unions  " ( Gewerkschaften) zusammengeschlossen sind. Werkzeugmacher, Buch drucker, Zimmerleute, Pflasterer und Maurer verdienen oft 50 bis 75 Dollar die Woche. Allerdings haben sie auch nicht immer Arbeit und die Stellungsuche ist eine langweilige und fostspielige Geschichte. Mancher Unternehmer versucht deshalb, einfach nur Nichtorganisierte anzustellen oder den von der Gewerkschaft festgesetzten Lohn nicht zu bezahlen. Da es gesetzliche Vereinbarungen nicht gibt, jetzt auch hier die Selbsthilfe ein, manchmal mit Mitteln, die nach europäischen   Begriffen unvorstellbar sind. So wurden nach vor­

heriger Warnung Neubauten, die von Nicht- Gewerkschaftlern er richtet worden waren, eines Nachts einfach in Brand gesteckt.

Ueberhaupt sind die amerikanischen   Gewerkschaften mit den deutschen   nicht zu vergleichen. Sie sind reine Interessen. organisationen, ohne weitere Ziele, als lediglich für ihre Mitglieder das Bestmögliche herauszuschlagen. Darüber hinaus ist ihnen das Wohl der allgemeinen Arbeiterklasse ziemlich gleichgültig; ja, sie vertreten oft in egoistischer Weise zum Schaden anderer Gruppen ihre speziellen Gesichtspunkte. Daher erklären fich auch die Absperrungsmaßnahmen( bestimmter beruflicher Werde­gang als Voraussetzung für die Aufnahme, schwindelnd hohe Ein­trittsgelder, bis zu 200 Dollar, Eintreten für die Herabjegung der Einwanderungsquoten), die einen lleberschuß in den bestimmten Berufszweigen vermeiden sollen.

Die Spitzenorganisation der amerikanischen   Gewerkschaften ( American Federation of Labor) arbeitet zwar auch schon an allgemeinen Schutzbestimmungen und Forderungen der Arbeiter­schaft: Errichtung öffentlicher Arbeitsnachweise, Arbeitslosenversiche rung, Sozialgejezgebung usw., aber bei der vorläufig noch herrschen­den Einstellung der Amerikaner, die nur aus gewissem Zwang und um der Vorteile willen in die Gewerkschaften eintreten, werden diese Einrichtungen noch an dem entschlossenen Widerstand der Unter­nehmer scheitern müssen.

Von Palacky zu Benesch

Wie aus dem Königreich Böhmen   die tschechoslowakische Republik entstand

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Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fursierte in Diplo| ,, Aufrührer", bis sie vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt und matenfreisen das Apercu, daß man ein Desterreich erschaffen müßte, wenn es nicht bereits existierte. Die Autorschaft dieser Worte wird entweder einem Diplomaten am Hofe Napoleons III. oder Balady zugeschrieben. Die Geschichte Böhmens   nahm jedenfalls eine Wendung, die dem tschechischen Historifer unrecht gab. Bon der Abgeordnetentätigkeit Palackys als Mitglied des Frankfurter  Parlaments ist unter anderem bekannt, daß er und andere Mits glieder seiner Fraktion den Sitzungen des Frankfurter   Reichstages im Jahre 1848 fern blieben, um durch Abwesenheit gegen den großdeutschen Gedanken zu demonstrieren. Die tschechische Politit im österreichischen Reichsrat und böhmischen Landtag mäh rend der Regierung Franz Josephs zeigt die Entwicklung der Tschechen von der Forderung nach fulturellen Gütern bis zur Er­richtung ihres eigenen Staates.

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Zu Beginn der Landtagsfession im Jahre 1861 wurde auf An­trag des Kardinals Fürst Schwarzenberg   beschlossen, den Kaiser zu bitten, sich zum böhmischen König frönen zu lassen. Eine Delegation, bestehend aus deutschen   und tschechischen Abgeord neten, unter letzteren Palacky und Rieger, fuhr nach Wien  . Der Kaiser versprach in tchechischer Sprache daß er sich mit der Wenzelstrone frönen lassen werde. Dies war das letzte gemeinsame Vorgehen von Deutschen   und Tschechen in bezug auf böhmisches Staatsrecht. Der Kaiser hat seine böhmische Krönung unterlassen. Als er sich aber in Osen die ungarische Krone aufs Haupt setzte, gingen die Tschechen in den Veitsdom   und beteten an den Sarko­phagen der böhmischen Könige. Die Politik Paladys und Riegers mar erledigt. Die Bekenner des böhmischen Staatsrechtes mußten den eigenen Schülern weichen. Die Alttschechen wurden von den Jungtschechen abgelöst. Beiden Parteien mar nur der Haß gegen Wien  , höchstens noch die Idee des zum Böhmentönig getrönten Habsburgers gemeinsam.

Sprachenfrage und böhmisches böhmisches Staatsrecht bildeten in den folgenden Jahrzehnten das um und Auf der öster­reichischen Innenpolitit. Durch Gesetz ließ sich dieser Konflikt nicht lösen und man fuchte Zuflucht durch Schaffung von Sprachenverord­nungen. So war man 1890 nahe daran, durch die sogenannten ,, Wiener Punttationen" den Streit zwischen Deutschen   und Tschechen zu beendigen. Ministerpräsident Graf Taaffe  , Justiz­minister Graf Schönborn  , der Oberst- Landmarschall von Böhmen  Fürst Georg Lobkowi, verhandelten mit den altischechischen Führern Mattusch, 3eithamer und Rieger. Leider besaß die Regierung nicht die Einsicht, auch die Jungtschechen und den böh­mischen Statthalter Grafen Thun zu diesen Beratungen zuzuziehen. Die Folgen stellten sich ein, als in Prag   die alttschechischen Führer im Mai 1890 beinahe gelyncht worden wären. Die alten Abgeord­neten verloren immer mehr ihre Popularität, während die Jung­tschechen sieghaft vordrangen. Die Bauern jubelten 1893 bereits ihrem neuen Führer Dr. Julius Grégr   zu, der ihnen ein neues Staatsrecht unter einem böhmischen König verspricht.

Aber auch die Jungtschechen sind nicht die Männer der Tat, der Befreiung des Boltes. Friz Weil gibt in seinem Buch Das Werden eines Boltes"( Karl Reißner Verlag, Dresden  ) ein interessantes Gespräch wieder, das der Statthalter Graf Thun mit einem der jüngsten radikalen oppositionellen Abgeordneten, Pro­feffor Masaryt, führt. Thun   erzählt ihm, daß er sich den Her: ausgeber der ,, Narodni Listy", eben den Dr. Grégr, tommen ließ, ihm Borhalte wegen seiner Schreibweise gegen den Dreibund machte, worauf Grégr sich bei ihm entschuldigte und den gehäffigen Ton erheblich abdämpfte. Also auch die Jungtschechen fielen um! Mafaryt, von dem würdelosen Berhalten seiner Landsleute ange­widert, zog sich für Jahrzehnte von der Politit zurüd. Dieser her­Borragende Realpolitiker, dem sein mutiges Eintreten für den des Ritualmordes fälschlich beschuldigten Juden Leopold Hilsner weitere Feinde schuf, konnte warten, bis sein Bolt reif für einen neuen Staat sein würde. Unterdessen begann der große Hochver. Siebemundfiebzig ratsprozeß gegen tschechische Pofitifer. Tschechen, unter ihnen Raschin, Sokol, Staba und Hajn wurden abgeurteilt, faßen als Märtyrer ihres Volkes jahrelang in Kerfer. Die Ereignisse des Weltkrieges sind noch in frischer Erinnerung. Im Inland waren Kramarich, der Dichter Ma char( der Führer der Sofoln Turner), Schreiner, Rafchin und andere folange

vom Kaiser Karl   begnadigt wurden. Die Auslandspropaganda leitete Masaryk   und sein Schüler und Freund Eduard Benesch. Ihnen schlossen sich der amerikanische   Slomate Dr. Ofusty und der slowakische Fliegeroffizier Stefanit an. Es folgen die schwierigen diplomatischen Verhandlungen in Washing­ ton  , London   und Paris  . Endlich erkennt der französische   Außen­minister Bichon am 29. Juni 1918 in einer Note den tschechoslowa­tischen Nationalrat als Regierung an. Desterreich- Ungarn zerfällt. Der 28. Oftober 1918 ist der Geburtstag des tschechoslowakischen Staates, in welchem der Nationalausschuß, bestehend aus Rajchin, Sochla, Soutup, Stribrny und Schrobar, die Macht ergreift. Der Philosoph an der Spitze seines Bandes überläßt die Leitung der Außenpolitit feinem treueften- Helfer Benefch. Beiden gelingt cs, in zäher Arbeit nicht nur die politische, sondern auch die mora­lische Jinabhängigkeit weiter zu behaupten und ihr Land als einen Kulturfaktor Mitteleuropas   allgemein anerkannt zu sehen.

Dr. Robert Weil.

Afrikanisches Abenteuer

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Ich hatte bei einem Besuch von Tunis   vor ein paar Jahren natürlich! nicht verabsäumt, die Ruinen der Vorstadt" Kar­tha go zu besuchen. In der Nähe von Karthago   sprach mich eine junge Araberin an und machte sich erbötig, mir für einige Sous die oft sehr versteckt liegenden Ruinen zu zeigen. Sie führte mich einen Hügel hinan, hinab, in flaches, ödes Land, nach weiteren 10 Minuten tamen wir an eine große Grube, die sich wie ein großes Müllablagerungsgebiet ausnahm.

,, Dies ist das römische Amphitheater", erklärte sie, auf einige geborstene Säulen weisend, die wie Stoppeln aus dem Boden ragten. Es war einem ganz seltsam zumute beim Anblick dieser ver­fallenen Siegesstätte, die, auf Trümmern aufgebaut, jetzt selber in Trümmern lag.

"

,, Sind Sie Deutscher  ?" fragte die Araberin neugierig in de­fektem Französisch.

Ich nickte und beschloß, die Frau, die ein so großes Interesse für mich an den Tag legte, zu interviewen. Aber das Betragen der Araberin wurde plötzlich seltsam geheimnisvoll: sie stellte sachte, sachte den Korb ab, den sie auf dem Rücken gehabt hatte, drückte mir einen Bettel in die Hand, fah mich durchdringend an und lief davon. Ich sah auf den Korb. Neugierig, den Inhalt kennenzulernen, hob ich das Tuch, da kündigte er sich schon selber an: es war ein stram pelndes, schreiendes Araberbaby! Jetzt blickte ich auf den Bettel, darauf stand in schlechtem Französisch: Ich habe mein Kind nicht aus Armut fortgelegt. Ich bitte dich, den kleinen Moham­med nach Deutschland   zu nehmen und ihm dort eine euro­päische Erziehung angedeihen zu lassen, auf daß er dereinst für die Unabhängigkeit seines Volkes werde eintreten fönnen."

Ich lief der Mutter nach. Sie war verschwunden. Ich lief zu meinem Schüßling zurück und nahm ihn auf. Da stand ich mit einem schreienden arabischen Baby auf dem Arm, unter den Ruinen ver fallener Kulturen in einer menschenleeren Gegend! Was tun? Ich eilte mit meinem braunen Stieffind über Stod und Stein und fuhr unter großem Aussehen mit der Straßenbahn nach Tunis   zurüd. Ich brachte es in mein Hotel und fühlte mich verpflichtet, es nach Deutschland   zu nehmen.

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Es wäre mir wohl faum gelungen. Jedenfalls mischten sich schon- irgendwie avifiert die Behörden ein. Am Tage meiner Abreise holte man den kleinen Mohammed polizeilich bei mir ab. Er war schon ganz zutraulich geworden zu dem Hotelstuben. mädchen.

Warum denn weinen

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he he.

wenn es niemand sieht? In Paris   fiel es auf, daß wie auf Verabredung plöglich bei allen prominenten" Begräbnissen die Zahl der Trauergäste rapide zurückging. Jetzt hat ein findiger Kopf den Grund dieser Erschei­nung festgestellt: die großen Pariser Zeitungen haben aus Gründen der Raumersparnis seit einiger Zeit die Veröffentlichung der Listen der Trauergäste eingestellt. Jetzt hat niemand mehr ein Interesse daran, als folcher zu fungieren.

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