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Macdonald fertigt Baldwin ab. Konservative Kritik an den Flottenabmachungen.

London  , 3. Juni.  ( Eigenbericht.)

Das Gefecht, das die Konservativen am Montag im Unterhaus auf Grund der Londoner   See a brüstungstonferenz gegen die Regierung aufführten, endete mit einer Niederlage der Un­greifer. Die mangelnde innere lleberzeugungskraft in Baldwins Rede ließ erkennen, daß der Führer der Konservativen die Debatte nicht dem eigenen Triebe folgend, sondern nur durch das Drängen des radikalen Flügels seiner Partei heraufbeschworen hatte.

Baldwin

begnügte sich, drei Fragen an die Regierung zu stellen:

1. Ob die Sicherheit Englands gewährt sei. 2. Ob durch die Abrüftungskonferenz Englands Verpflichtungen gegenüber dem Völkerbund aufrechterhalten werden könn­ten. 3. Wie fich England zum europäischen   Flottenbau stelle.

Baldwin ist zwar mit dem in London   beschlossenen Flottenabbau durchaus einverstanden, er kritisierte jedoch die Herabminderung der englischen Kreuzergeschwader sowie die Begrenzung der Zerstörer­flottille. Nichts sei für eine Nation gefährlicher, als der Zweifel an der eigenen Sicherheit. Macdonalds

Ermiderung auf Baldwins Angriffe bereitete den Konservativen große Berlegenheit. Der Ministerpräsisident sagte, der konservative Führer habe Kritit mider besseres Wissen geübt. Die Abrüftungstonferenz von London   bedeutet ein Fortschritt in der gesamten Abrüstungsfrage. Warum, fragte Macdonald, habe Baldwin selbst im Jahre 1927 Delegierte zu einer Abrüstungskonfe­renz nach Genf   entfandt? Zum Angriff übergehend, erfundigte sich sodann Macdonald, ob die von Baldwin bekundete Feindschaft gegen Abrüstung für tommende Regierungen maßgebend sein sollte? Tödliche Stille herrschte bei dieser Frage in den Reihen der Konservativen, von denen feiner magte, auf die Frage des Ministerpräsidenten eine Antwort zu geben. Dieser schloß dann mit einem

Bekenntnis zum Frieden, der nicht durch militärische Kräfte und nicht durch die Berschwendung von öffentlichen Geldern für Rüftungszwede gesichert werden könne,

sondern nur durch eine Politit der Berständigung und der Abrüstung.

Die tägliche Blutbilanz Indiens  . Beobachtungsposten gegen englischen Warenverkauf. London  , 3. Juni.  ( Eigenbericht.)

Bei einem Feuergefecht in Allahabad   zwischen der Polizei und Mohammedanern sind ein Mohammedaner getötet und vier Polis zisten verwundet worden.

Im europäischen   Viertel von Lahore   explodierten gestern zwei Bomben. Die polizeiliche Untersuchung führte zur Ent­deckung einer Bombenfabrik.

Der Provinzialfongreß der indischen Freiheitsbewegung beschloß gestern, die letzte Berfügung des Bizetönigs gegen den Boy­fott der ausländischen Waren nicht anzuertennen. Zum ersten Male feit der Freiheitsbewegung sollen morgen Beoba dy tungsposten vor sämtlichen Läden mit englischen Waren auf gestellt werden,

Neue Kundgebungen in 3ndo- China  .

Paris  , 3. Juni.  ( Eigenbericht.)

In Indochina  , in der Nähe der Stadt Vinh Long, 130 Kilo­meter südwestlich von Saigon  , ist es zu einer neuen Bauernfund­gebung gekommen. Etwa 700 unbewaffnete Bauern rüdten auf die Stadt los. Zahlreiche Frauen und Kinder marschierten an der Spize des Zuges. Der Stadtkommandant trat ihnen mit einer Abteilung Miliz entgegen. Nach den üblichen Warnungen ließ er seine Truppen mit Kolbenhieben gegen die Demonstranten vorgehen. 120 Verhaftungen wurden vorgenommen.

In Saigun find am Montag 32 Bauern, die an den ersten Demonstrationen teilgenommen hatten, zu Gefängnisstrafen von zwei bis sechs Jahren verurteilt worden,

Das Unglück von Montereau  .

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Rein Attentat, sondern ein Fehler der Verwaltung. Paris  , 3. Juni( Eigenbericht). Der sozialistische Populaire" erflärt am Dienstag, daß das Unglück in Monterean feineswegs auf ein Attentat oder einen Sabotageaft zurückzuführen sei. Berantwortlich set lediglich die Eisenbahnverwaltung. Die Unfallstelle liege in einer ziemlich scharfen Surve, die bisher nur mit liege in einer ziemlich scharfen Kurve, die bisher nur mit 30 Kilometern Geschwindigkeit hätte durchfahren werden dürfen. Nach einem Umbau der Strecke habe die Verwaltung die normale Fahrtgeschwindigkeit mit Wirkung vom 31. Mai gestattet. Die Lokomotivführer feien aber vorsichtiger gewesen. Der erste Bag habe seine Geschwindigkeit auf 50 Kilometer ermäßigt und sei glücklich durchgekommen. Der zweite Bug, dem das Unglück zustieß. fei 70 Rilometer gefahren und bei dieser Geschwindigkeit aus der Kurve herausgeschleudert worden.

Das italienische" Nizza  . Faschiffenführer aus Frankreich   ausgewiesen.

Paris  , 3. Juni( Eigenbericht). Der Führer der italienischen Faschistengruppe in Nizza  , ein ge­wisser Notari, ist von der französischen   Regierung dus­gewiesen worden. Der übereifrige Faschist hatte in privater Anneftion Nizza   bereits zur italienischen Provinz erklärt. Er hatte bei der Hochzeitsfeier des italienischen   Kronprinzen eine Delegation junger italienischer Mädchen aus Nizza   nach Rom   ge­sandt, damit diese dort am Triumphzug der italienischen Provinzen das ,, annettierte Rizza" pertreten fönnten. Die Demon­stration, die natürlich nicht geheim bleiben konnte, hatte in Nizza  lebhafte Proteste ausgelöst. Adyt Tage Frist sind dem Aus­gewiesenen gegeben worden, um seine Reise ins Baradies Mussolinis

anzutreten.

Gefittete Bayernkoalition!

München  , 3. Juni.  ( Eigenbericht.) Die bayerische   Regierungsfoalition wird vor. läufig zusammenbleiben, ohne daß der bayerische   Bauernbund bis­her seinen Widerstand gegen die Schlachtsteuer aufgegeben hätte. Man beabsichtigt zunächst den Etat nochmals zu überprüfen und die Möglichkeiten der Dedung des laufenden Defizits fuchen,

Sowjetliteratur und Sowjetleben.

Der befannte russische Schriftsteller Anatolij Ramenitij,| Schidsals harrt. Ja, die Enttäuschung an den herrschenden Zu der erst vor kurzem von Moskau   nach Berlin   kam, hielt fürzlich im hiesigen ,, Verband russischer Journalisten und Literaten" einen Vor­trag, der höchst anschaulich die Zustände in der gegenwärtigen Sowjet­literatur als Spiegel des Gesamtlebens im Sowjetstaate schilderte. Er verdient es, in seinen wesentlichsten Zügen auch dem deutschen  Leserpublikum bekannt zu werden.

Wenn man den Gesamtzustand in der heutigen Sowjetliteratur mit einem Wort fennzeichnen müßte, so wäre es; eine ungeheure Depression. Noch vor drei Jahren, so führte Kamenskij aus, fonnte man seinem künstlerischen Schaffen in der Wahl des Sujets und in seiner Behandlung freien Lauf geben- natürlich ohne die Grenzen der offiziellen Sowjetmoral zu überschreiten, Seit der Inangriff. nahme des Fünfjahrplanes und der Industrialisierung durch Stalin  find aber diese Grenzen noch unerträglich enger geworden. Denn der Wille der Machthaber geht dahin, auch die Literatur, wie alles sonstige, zum blinden Werkzeug dieses Planes zu machen. Daher ist die sogenannte soziale Bestellung" zur treibenden Kraft der Sowjetliteratur geworden: das heißt, die Behörden geben den Schriftstellern die jeweils aktuellen Themen an und geben ihnen den Auftrag, darüber Novellen, Theaterstücke und dergleichen zu schreiben. Da heute die Trattoren, morgen die Rolchosen, übermorgen die Da heute die Trattoren, morgen die Kolchosen, übermorgen die Sowchosen, dann die llebersteigerungen"( der Rollettivierung) auf der politisch- ökonomischen Tagesordnung stehen, müssen sich die Sowjetliteraten bald auf dieses, bald auf jenes gerade aktuelle Thema werfen um überhaupt leben zu können.

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Daß bei diesem Druce jedes fünstlerische Schaffen, das diesen Namen verdient, zugrunde gehen muß, ist klar. Bezeichnend dafür ist, daß der begabte, auch in Deutschland   wohlbekannte Schriftsteller Wrewolod Iwanow von diesem Treiben so angeefelt wurde, daß er sich zuletzt vom literarischen Schaffen fast ganz zurüdgezogen und die Behörden um eine technische Arbeit ersucht hatte, während ein anderer, ebenso bekannter Schriftsteller, Michail Bulga= fow, an Stalin   ein Schreiben richtete, in dem er die Unerträglich feit dieses ganzen Zustandes in freimütiger Weise schilderte. Die Folge ist, daß Bulgatow jekt in Rjafan fißt und feines weiteren

Der Kampf um die Schutzfrist.

30 oder 50 Jahre.

Das Reichsjustizministerium plant die Einführung einer 3manglizenz nach englischem Borbilde: sie gibt nach Ablauf der 30jährigen Schutzfrist den Erben des Autors noch auf weitere 20 Jahre eine Honorareinnahme von 10 Prozent. Gegen diesen Blan hat jetzt der Buchhändler- Börsenverein gemeinsam mit dem Deutschen Berlegerverein, dem Musikalienverlegerverein und der Bereinigung der Kunstverleger in einer Dentschrift Stellung ge= nommen. Die Ausführungen besagen: die Erfahrungen in England beweisen, daß die Zwangslizenz wirtschaftsfremd ist und deshalb toter Gesetzesbuchstabe bleibt. Eine Belebung älterer Literatur, Mufit und Kunst unter gleichzeitiger Sicherung finanzieller Vorteile für die Erben der Urheber ist nicht zu erwarten. Die rechtlichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind vielmehr so erheblich, daß eine Unterbindung der Verbreitung eintreten wird. Der französische  Standpunkt, der die Lizenzfrist nicht als vollgültige Schußfrist im internationalen Berkehr ansieht, mahnt außerdem zu größter Borsicht. Die Sonderstellung Deutschlands   in der Schußfriftfrage auf internationalem Gebiet wird durch Einführung der Lizenz nicht beseitigt.

Uebrigens ist der Fall ja außerordentlich selten, daß ein Autor nach Ablauf der 30jährigen Schutzfrist nach seinem Tode noch als geistig lebendig und im buchhändlerischen Sinne noch als gangbar bezeichnet werden kann. Für die nächsten fünf Jahre gilt das nur von Friedrich Nietzsche   und von der Schweizer   Jugendschriftstellerin Johanna Spyri  , während für die fünf Jahre darauf eigentlich nur Wilhelm Busch   in Betracht kommen fann, der ohne Leibeserben 1908 starb. Andererseits bringen heute die Originalverleger die wertvollsten Werke ihrer Autoren noch zu ihren Lebzeiten zu Preisen auf den Markt, die auch durch die schärfste Konkurrenz nicht weiter herabgedrückt werden könnten, wie etwa die 2,85 m. für die Budden­broots. Wenn nun feine Erben da sind, an wen sollte die Lizenz­gebühr fallen? Jede Zwangsgebühr verhindert die Aufnahme eines Wertes in billige Bücherreihen. Reclam   z. B. erklärt, daß er bei Einführung einer Zwangsgebühr von einer Aufnahme der be lasteten Werte in die Universal- Bibliothet absehen und das gänz­liche Freiwerden abwarten müsse.

Woher geniale Menschen kommen.

Man findet immer wieder die Behauptung vorgetragen, daß zum Hervorbringen großer Männer oder Frauen gewissermaßen ein allmählicher Aufstieg der Familie durch Generationen nötig fei. Daß also die großen Männer aus den höheren Schichten" des Volkes stammen. Tatsächlich ist es aber so, daß unter den Kindern aus gutfituierten Streifen die Begabten immer dazu tom men, sich eine hervorragende Stellung zu erwerben, dagegen fällt es den Begabten aus der Unterschicht immer schwer, oft ist es ihnen unmöglich, sich Bahn zu brechen. Dadurch fommt nun ein ganz falsches Bild zustande, wie es jüngst eine Untersuchung über die Herkunft bedeutender Beitgenossen zeigte. Wenn 3. B. 47 Prozent der Politiker aus der Mittelschicht stammen, und beispielsweise nur 4 Prozent der Akademiter aus Arbeiterkreisen, so ist damit nur gejagt, daß erstere, fich leichter, leßtere viel schwerer Bahn brechen. Abgesehen von sehr seltenen Fällen( Familie Bernoulli  ) sind alle Talente ziemlich gleichmäßig aufs ganze Bolf verteilt, Genies tönnen in jeder Familie auftreten.

Ehrung eines deutschen   Forschers. Bei der Ueberreichung der Goldenen Medaille der Amerikanischen Geographischen Gesellschaft an den bekannten Geographen Brofessor Alfred Hettner  , Heidelberg  , hielt der amerikanische Botschafter eine Ansprache, in der er u. a. ausführte, die Goldene Medaille der Amerikanischen Geo­graphischen Gesellschaft sei bereits zwei Deutschen   verliehen worden, Prof. Georg Neumeyer und Prof. Hermann Wagner  . Prof. Hettner  habe sich besondere Berdienste um die wissenschaftliche Entwicklung der Geographie erworben, besonders um die Länderkunde. Hettners Zeitschrift, die Geographische Zeitschrift", sei eine der besten geo graphischen Zeitschriften der Welt. Er hoffe, daß die Anerkennung ber Leistungen Hettners bie deutsche und die amerikanische   Wissen schaft näher zusammenbringen werde.

Die Boltsbühne eröffnet bie nächste Spielzeit, gleichzeitig als feftsorftellung zu ihrem vierzigjährigen Bestehen, mit den ebern von Gerhard Hauptmann  , in der Inszenierung von Karl Heinz Martin  . Hierauf folgt für die Sonderabteilungen die Uraufführung von Friedrich Wolfs.Die Matrofen von Cattaro  ", das den bisher wenig bekannten Auf­stand der österreichischen Marine gegen Ende des Krieges behandelt. Darauf pird die Uraufführung von Wiffiffippi", des neuesten Werles pon Georg Kaiser  , in der Inszenierung von Karl Heinz Martin  , in Szene geben. Die Katakombe gastiert im Juni bei Nelson im Palmenhaus am Kur fürstendamm. Sie bringt die besten Nummeru und die besten Darsteller ber Binterspielzeit.

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ständen war wohl mit eine der Triebfedern, die Majakowski  zum Selbstmord trieb. Nur Demian Bednŋ ragt noch einsam auf dem Sowjetolymp. Aber er verkehrt auch nur in den Häusern der Machthaber. Das sogenannte Herzen aus, die offizielle Zusammenkunftsstätte der Literaten, vollends aber deren private Ge­sellschaften, in denen noch ein freies Wort möglich ist, meidet er Bei minderwertigen Naturen hat das herrschende Regime eine Lakaienpsychologie geschaffen. So predigte der berüchtigte affi­lewski- Ne- Butwa, um sich oben einzuschmeicheln, daß man den Schriftstellern teine Honorare zu zahlen brauche( fast die gesamte Literatur wird ja vom Staatsverlag herausgegeben), da ja, wie Dostojewskis Beispiel zeige, die Not das dichterische Schaffen am besten befruchte. Dies wurde selbst den Kommunisten zuviel, und sie versezten den Allzueifrigen in ein nichtliterarisches Amt.

Zum Schlusse seiner Ausführungen las Kamenskij Teile aus seinem Theaterstück Das Technikum der Liebe". Die schaudererregenden sittlichen Zustände unter der fommunistischen Jugend erhalten hier eine lebendige, wenn auch feineswegs sensatio nelle Darstellung. Auf meine Frage, worauf der Berfasser seine Dar stellung basiere, versicherte dieser ausdrücklich, sich auf persönliche Einsichtnahme in das betreffende Milieu stüßen zu können. Noch mehr: K. war von den Behörden selbst, denen das Treiben der Komsomolzen zu bunt wurde, mit der Abfaffung des erwähnten Theaterstücs beauftragt worden, er durfte auch unter der Hoch­schuljugend Nachforschungen anstellen, aber schließlich fand man doch nicht den Mut, das Stück aufzuführen. Auch ein tennzeichnender Zug.

Erwähnt sei auch die Ansprache des gleichfalls erst fürzlich aus Mostau zugewanderten, in den dortigen Intellektuellenfreisen mohl befannten Herrn Gidoni, ber darauf hinwies, daß unter der russischen Jugend der idealistische Geist noch nicht ausgestorben sei­troß der Gefahren. Beweis dafür ist, daß eine Anzahl Studenten, in Ermangelung von Wohnungen, sich unterirdische Räume unter dem Kremi einrichteten. Erst nachdem diese erschütternbe Tatsache bekanntgeworden war, entschloß man sich höheren Drts, Studenten­häuser zu bauen. Dr. Elias Hurwicz  .

Beethoven Abende.

3m Rahmen der Berliner Kunstwochen.

Die Berliner   Opernhäuser bringen in diesen Wochen einen Mozart, einen Wagner, einen Strauß- 3yklus. Außerdem gibt es, aus sechs Ronzertabenden und einer Opernaufführung zufammen­gefeßt, einen Beethoven- 3yflus. Eigentlich ist das feiner. Nicht das Gesamtwert Beethovens, noch ein geschlossener Teil daraus ist zu einem organischen Ganzen geordnet. Alle Symphonien im Zyllus oder alle Streichquartette, das hat man oft gehört; den Besuchern der Boltsbühne fonnten im Beethoven  - Jahr 1927 sämtliche Klavier­sonaten in einer Folge von fünf Mittagsaufführungen zugemutet werben, und es ist ihnen alles andere als eine Sumutung" ge­wesen. Den Fremden wird eine oberflächliche Auswahl aus allen Gebieten des Beethovenschen Schaffens soviel Konzerte, soviel Gattungen von Werken geboten. Aber diese gefällige Art, eine große Programmidee zu absolvieren, ist für die Musikstadt Berlin  wenig repräsentativ.

Das Programm des ersten Abends enthält Sonaten für Cello und Klavier Pablo Casals   und Frédéric 2amond. Wir tennen den Pianisten als Musiker und Beethoven  - Spieler von be­deutendem Format, man tennt und bewundert den Cellisten als den Größten unter allen Lebenden. Aber das Zusammenspiel enttäusch; wenn nichts anderes, hat zumindest eine gründliche Berständigungs. probe gefehlt. Trotzdem, einen Abend lang Casals Beethoven   spielen zu hören, dafür fände sich in Berlin   ohne Zweifel genug mufit. verständiges Bublifum, um bei normalen Eintrittspreisen einen Konzertraum, wie etwa den Beethoven- Saal, zu füllen; der hätte sich dafür, nicht etwa nur um des Namens willen, beffer geeignet als die Goldene Galerie im Charlottenburger   Schloß. Da fizen also Herren im Frack oder Smofing, Damen in großer Abend­toilette, und sie haben sich's gern 30 M. pro Play fosten lassen, sich für zwei Stunden hier zu Hause fühlen zu dürfen, wo einst König Friedrich  , genannt der Große, und seine Gäste saßen. Gesellschaft verwöhnter Kunstliebhaber damals wie heute, Beethoven   wird zur mondänen Spielerei.

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3weiter Abend: Missa Solemnis   in der Philhar= monie. Eine Wiedergabe des grandiosen Werfes mit den besten Mitteln Philharmonisches Orchester, Bruno Kittelscher Chor, en Quartett sorgsam gewählter Solostimmen und erfüllt von dem Geist, den Furtwängler, der große, beethovenerfüllte Musiker aus­strahlt. Es ist im wesentlichen die Aufführung, wie wir sie vor ein paar Monaten gehört. Die Wiederholung steht ein wenig im Schatten des Eindrucks, der von den Toscanini- Abenden lebendig geblieben ist. Ein Gegensatz nicht nur der Künstlernaturen sondern von Kunstwelten in den Grundbegriffen und Grund­lagen der künstlerischen Arbeit wird offenbar. Furtwängler ver­traut sich der Stunde und vertraut die Stunde der suggestiven Macht seiner Persönlichkeit an, und er muß sich, im Wechsel der Aufgaben, deren Bewältigung er übernimmt, mehr darauf verlassen, als der Sache zuträglich scheint. Es bleibt ein Rest von Ungenauigkeit, von Flüchtigkeit und Ungefähr, mit einem Wort, von Mangel an Bor bereitung zu spüren, auch diesmal wieder

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Amtliche Krebsfürsorge.

K. P.

Der Landesgesundheitsrat hielt am 31. Mai eine Beratung über die Einrichtung einer planmäßigen Für­forge für Krebstrante ab. Er fam nach ausführlicher Berichterstattung zu dem Ergebnis, daß die erhebliche Zunahme der Erkrankungen und Todesfälle an Krebs in allen Boltsschichten die Organisation einer umfassenden Krebsfür. forge dringend notwendig mache; er empfahl, die Krebsfürsorge den schon bestehenden örtlichen Fürsorgestellen, Gesundheitsämtern, Wohlfahrtsämtern usw. einzugliedern und besondere zentrale Beratungsstellen, die über entsprechend ausgebildete Aerzte und die notwendigen Einrichtungen verfügen, zu schaffen. Für die Be arbeitung von Einzelheiten der Organisation wurde eine Fach­tommiffion gebildet.

Der Landesgefundheitsrat hält für eine umfaffende planmäßige Krebsfürforge bie Mitarbeit ber gesamten ersteschaft, aller fosialen und Wohlfahrtseinrichtungen und der Breffe für unbedingt erforderlich.

Ein fünftausend Jahre alter Einbaum. In einem Moor bei Jägerbriid im Streis Udermünde wurde bei Ausgrabungsarbeiten ein noch ziemlich gut erhaltener Einbaum freigelegt. Das Boot hat eine Länge von 7 Meter bei einer Breite von 1,50 Meter; fein After wird auf 5000 Jahre geschätzt.