Beilage Dienstag, 3. Juni 1930
Das Martyrium der Kinder Verpflichtungen, die so oft vergessen werden
Da wächst heute eine Jugend empor, die in ihrer großen Mehrzahl die bittere Not zum ständigen Begleiter hat. In engen Wohmungen leben diese jungen Menschenfinder mit Eltern und älteren Geschwistern, die mißmutig und entkräftet dem schweren Daseinstampf der Gegenwart gegenüberstehen.
Viele Ehen zerbrechen, und mangels einer modernen Gesetzgebung, die den Betroffenen einen Ausweg zeigt, wird ihnen ein solcher erschwert. Grundsäge aus dem vorigen Jahrhundert find heute noch Gesetz. Und wie oft kommt es da vor, daß die zum Zusammenleben Gezwungenen all ihre Not und inneren Gegensätze abwälzen auf die Unschuldigen: die Kinder.
Aber nicht nur die Ehegegensätze werden auf die Kinder abgewälzt, auch die wirtschaftlichen Sorgen und geistigen Nöte. Denn das Kind ist leider noch viel zu sehr Objekt. Von ihm verlangt man Unterordnung, von ihm beansprucht man unbedingten Glauben an die Autorität.
fenen.
Der Abend
Shalausgabe des Vorwärts
Urlaub für alle!
Auch eine Pfingstbetrachtung
,, Ostern, Pfingsten und Herbstmarkt", so antwortete ein medlen-| Wachstumsjahren, und nicht nur wegen der leiblichen Gesundheit burgisches Bauernkind auf die Frage nach den großen christlichen braucht unsere Jugend reichliche Berührung mit der Natur. Gar zu Festen. Die ehemalige Stellung der Landbevölkerung zu den viel mechanische Arbeit macht verdrossen. Geistige Frische und sommerlichen Feiertagen ist hierdurch treffend angegeben. Man ging Spannkraft sind nichts Selbstverständliches, sondern sie bedürfen der gewiß zur Kirche, aber daran schloß sich doch allerhand anderes, was Uebung, der junge Mensch muß vor entsprechende Aufgaben gedie Stadt, nämlich die kleine Landstadt, bot: Kuchen und Bier, stellt werden. Zigarren und Tanz und was sonst alt und jung erheitern mochte.
Heute gibt nicht der Bauer, sondern der Städter den Ton an, und für ihn bedeutet Ostern und noch mehr Pfingsten natürlich nicht den Zug zur Stadt, sondern den Zug aufs Land. Als Berlin noch fleiner war, trugen Kremser die Natur- oder sonstigen Durstigen hinaus, heute vermögen alle Verkehrsmittel von dem beinahe altmodischen Zweirad bis zum Flugzeug kaum die Mengen zu fassen.
Glücklich, wer nicht nur die beiden Pfingsttage frei hat, sondern womöglich eine ganze Woche! Noch glücklicher, wer wie Schüler und Lehrer über beinahe 14 Ferientage verfügen tann!
Nun ist gewiß die Lehrlingsarbeit heute vielseitiger und abe wechslungsreicher als noch vor einigen Jahrzehnten, aber alle Ausbildung bleibt doch immer ein Arbeiten nach Anleitung und unter Aufsicht. Wer Pflicht und Vorschrift getreu erfüllt, der mag ein brauchbarer Arbeiter sein, aber das Leben stellt andere und höhere Anforderungen. Ein Mensch der irgend etwas bedeuten will, an den die eigenen Angehörigen und auch andere sich anlehnen können, der muß vor allem die große Kunst verstehen, daß er bei un erwarteten Schwierigkeiten nicht verjagt. Er darf sich durch die Tücken des Zufalls nicht aus der Laune bringen laffen, sondern muß sich in jeder Not zu helfen wissen. Er darf bei Fehlschlägen nicht den Mut verlieren, sondern muß, wenn es nicht anders geht, fröhlich und geduldig von vorn anfangen.
Solche innere Spanntraft tann schwerlich in Schule oder Werkstatt erworben werden, um so weniger, je ordentlicher und geregelter es zugeht. So verlangt denn der gesunde Sinn unserer Jugend ungeftüm nach einer Ergänzung der Alltagsarbeit, nach einer Tätigkeit, die den ganzen Menschen anspannt. Sie verlangt nach dem Sport, der hohen Schule von Mut und Entschlossen
Aus diesen Anschauungen ist der§ 1631 des Bürger lichen Gesetzbuches geboren worden, der den Eltern das Recht gibt, gegenüber ihren Kindern die notwendigen Zuchtmittel anzuwenden. Das Strafgesetzbuch zieht zwar diejenigen Eltern zur Ber antwortung, die nicht im Rahmen des Gesetzmäßigen von ihrem Recht nach§ 1631 Gebrauch machen. Aber er straft nicht und kann Wir wollen unserer heranwachsenden Jugend die reichliche Freinicht strafen die seelischen Mißhandlungen der Kinder, zeit gerne gönnen. Die Einseitigkeiten und Schädigungen des Berufsdie oft viel schwerer wiegen als die förperlichen. Die seelischen Miß- lebens kommen immer noch früh genug. Gewährt doch auch der handlungen sind zum großen Teil eine Folge zerbrochener Ehen. Landmann seinen jungen Tieren günstigere Lebensbedingungen als Die Kinder mit ihrer eigenen Geistigkeit, ihrem eigenen Blickfeld den alten. Das Füllen wird feineswegs vor den Wagen gespannt, werden willenlos Objekt der Unfähigkeit der Erwachsondern man läßt es den ganzen Sommer über im Freien. Beim fröhlichen Tummeln auf grüner Wiese werden sich die Kräfte für spätere Leistungen am besten entwickeln. Darum hat man also auch unserer Jugend reichliche Ferienheit, sie will wandern, im Freien ihr Zeltlager aufschlagen und abtochen nicht nur um neues zu sehen, sondern vor allem, um bewilligt und denkt sogar daran, sie noch zu verlängern. Aber etwas zu erleben, um Schwierigkeiten zu finden und zu überwinden. eins ist merkwürdig. Die anderen Heranwachsenden, die nicht mehr zur Schule gehen, sondern schon im Erwerbsleben messen, die für solche Erholung bleibt, zumal in der Großstadt mit Wie fümmerlich ist doch für die Erwerbstätigen die Zeit betätig sind: die sind offenbar vergessen! Aber hat der 15jährige ihren weiten Wegen! Welcher Segen wäre es, wenn zu den SonnLehrling nicht ebenso Ausspannung nötig wie der gleidhaltrige und Feiertagen, an denen ja doch alles überfüllt ist, hier und da Schüler der Obertertia oder Unterſekunda? Auch er ist noch nicht ein freier Tag hinzu käme! Borläufig gibt es in Deutschland no ch ausgewachsen, auch er braucht viel Bewegung in frischer Luft, wenn teine gefeßliche Regelung des Lehrlingsurlaubs, ein kräftiger Mensch aus ihm werden soll, der nicht ständig den mie Desterreich, Polen und die Tschechoslowakei sie längst haben. Es Kassen zur Last fällt. ist wahrhaftig nicht unbillig, wenn die Gewerkschaften drei Wochen Ferien für Jugendliche verlangen.
Zu diesen seelischen Mißhandlungen der Kinder muß man auch die Ausnutzung der Kinder rechnen. Gewiß, wir verschließen uns nicht den Tatsachen. Die heutige foziale Not zwingt manche Familie, auch die letzte Kraft zur Mitarbeit und damit zur Miternährung heranzuziehen. Aber es gibt auch eine Unzahl von Fällen, wo der Erwachsene, auf seine Autorität und Ueberlegenheit pochend, das von dem Kinde verlangt, was er selbst zu tun ver pflichtet wäre. Das Kind, das doch auch nur einmal fein Kindesleben zu führen in der Lage ist, wird oft gezwungen, zur Bequemlichkeit der anderen Gänge zu laufen, in der Wirtschaft zu helfen, Staub zu wischen und anderes mehr. Biele Eltern denken nicht daran und haben vergessen, wie sie es sich in ihrer Jugend gewünscht haben. Haben vergessen, daß das Kind im Spiel und in der freien Luft am besten gedeiht und gerade das Spiel ihm die natürlichen Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Die Schule beansprucht ganz die überschüssige Kraft des Kindes, und es bedarf feiner Ueberstundenarbeit im Haushalt. Ausnahmen find möglich und auch oft gerechtfertigt, aber hier wird gegen die Ausnutzung der Kinder gesprochen, die nicht notwendig ist und die den ,, Verein zum Schutz der Kinder vor Ausnutzung und Mißhandlung" oft genug zum Eingreifen zwingt.
Das schlimmste ist die Berursachung seelischer Qualen der Kinder. Diefe Art von Mißhandlungen sind von feiner Statistik erfaßt, wie überhaupt die Statistik in dieser Frage ein unzuläng liches Auskunftsmittel ist. Nur selten gelangt ein Fall von Kindermißhandlung vor die Gerichte. Einen der erschütterndsten Fälle erzählt die Leiterin des ,, Bereins zum Schutz der Kinder":
,, Maria, die neunjährige Tochter eines angesehenen Kaufmanns in einer kleinen Stadt, hat eine elfjährige Freundin Anna, die sehr arm ist. Die letztere äußert in der Weihnachtszeit den Wunsch, eine Puppe, die ihr besonders gut gefällt, zu besitzen. Maria verspricht, sie ihr mit ihrem Ersparten zu kaufen, aber der Mutter nichts davon zu sagen. Nach einigen Tagen kommt Anna wieder zu Maria und ersucht sie, ihr Bonbons zu kaufen. Maria erklärt, sie habe jetzt fein Geld mehr, nachdem der Inhalt ihrer, Sparbüchse für die Puppe draufgegangen sei. Da erklärt Anna:„ Wenn du mir den Wunsch nicht erfüllt, so sage
ich es deiner Mutter." Darauf geht Maria an die Ladenkasse, zu der sie jederzeit Zutritt hat, weil die Eltern ihr absolut
vertrauen.
Kaum ist das geschehen, so stellt die Weltere erneute Ansprüche, die Maria immer unter der Drohung, die Eltern würden davon erfahren, erfüllt. Bald gefellt sich zu dem Kinde die Mutter der Freundin wie auch erwachsene arbeitslose Brüder und deren Freunde. Dem Kinde wird mit allen Schrecken gedroht, wenn sie das notwendige Geld nicht beschaffe.
Das zieht sich so durch zwei Jahre hin, in deren Verlauf Maria allmählich immer größere Beträge, nicht nur aus der Ladenfasse, sondern auch aus dem Schreibtisch des Baters holt, zu dem fie gleichfalls Zutritt hat. Die Diebstähle werden bemerkt, die Hausangestellten fommen in den Verdacht, ohne daß der Vater auch nur entfernt ahnt, wer der Dieb ist.
Das abgequälte Kind wird sichtlich elender, tann nachts nicht schlafen. Es versucht ab und zu vergeblich, sich der Mutter zu offen
baren.
Schließlich kommt von ungefähr in das Haus Annas ein Mensch, der schon acht mal wegen Erpressung vorbestraft war, und droht mun dem armen Kinde nicht nur mit Bater und Mutter, son dern mit Polizei und Zuchthaus, und preßt dadurch noch größere Gummen heraus, zuletzt mit dem Versprechen, sie zu verlassen und nach Hamburg zu ziehen, etwa 500 Mart.
Nun bleibt die Sache nicht mehr geheim. Der Vater instruiert feine Angestellten, die Stadt spricht davon, das Kind vergeht vor Angst.
Da will der Erpresser noch einen legten großen Gewinn einstecken und wendet sich an einen Advokaten, der dem Bater mitteilen foll, daß für 5000 mart er sofort benachrichtigt werden solle, wer der Dieb sei. Der Vater übergibt die Sache der Polizei, und nun fommt sie zum Schluß."
Noch tragischer mögen aber die Fälle liegen, wo durch die Ehe scheidung das einzige Kind je nach Sachlage der Mutter bzw. dem Vater genommen wird und wo nun ein Kampf um das Kind entbrennt. Selbst solche Menschen, die vorgeben, von humanem Denken erfüllt zu sein, zeigen in solchen Fällen oft ein Stüd Unmenschlichkeit. Denn unsere Gesetzgebung gibt vielerlei Möglich feiten, einen Beschluß zu durchkreuzen, z. B., daß der junge Heinz wöchentlich einmal auf mehrere Stunden zur Mutter zu gehen hat. Welch seelische Qual für manch ein Kind, wenn der Bater plöglich sagt: Du darfst nicht gehen." Und dann beginnt ein langweiliges Verfahren beim Vormundschaftsgericht. Der widerwillige Bater macht Beschwerden, das Obervormundschaftsgericht muß sich mit der Eache beschäftigen. Mutter und Kind sind in dieser Zeit getrennt. Qual für die Mutter, aber auch Qual für
Manchmal lebt ja der Lehrling unter günstigeren Bedingungen als der Schüler. Er hat vielleicht Botengänge zu machen oder im Baden Kunden zu bedienen, während der Schüler seinen Arbeitstag mit Schreiben und Rechnen verbringt, ohne alle törperliche Bewegung und oft in schlechtester Luft. Doch die meisten Lehrlinge find auch im geschlossenen Raum beschäftigt, und die hygienischen Bebingungen in einer Schlosserei oder chemischen Fabrit find gewiß nicht besser als in der Schule.
Außerdem entwidelt sich doch nicht nur der Körper in den
fommen. Die Mutter fann sich von dem Rind nicht trennen, das Kind will sich von der Mutter nicht trennen. Der Vater, der sich früher um den Jungen nie gefümmert hat, auf sein Recht pochend, verlangt das Kind. Und nun beginnt eine wilde Flucht vor dem Gesez. In dem konkreten Falle hat die Mutter Monate und Monate jede Nacht woanders geschlafen und ist mit ihrem Kinde von einer Stadt in die andere gezogen. Sie wollte ihr Junges nicht hergeben, und es bedurfte sehr großer Anstrengungen, um endlich den Mann zur Einsicht zu bringen.
Solche Fälle lassen sich noch vielfach schildern, besonders auch aus der Umgebung Trunksüchtiger. Sie beweisen, wie sehr die Kinder unter dem seelischen Druck zu leiden haben und wie sehr sich diese Leiden für die ganze spätere Entwicklung auswirken wenn ihre Menschenrechte verletzt sind, vergessen, daß die Kinder auch Menschenrechte haben, und daß wir der kommenden Generation verpflichtet sind, alle Entwicklungsmöglichkeiten zu geben, damit sie den an sich schweren Lebenskampf bestehen können. Hierzu ist notwendig, daß die Gesetze der wissenschaftlichen Erkenntnis angepaßt werden und, was mehr ist, daß wir Menschen willens genug find, unsere Berpflichtungen der Jugend gegenüber anzuerkennen.
müssen. Die Erwachsenen, die jeden Augenblick empört sein würden,
Wagner- Jaureggs Fiebertherapie
Der Gedanke, zur Behandlung von Krankheiten, insbesondere von Geisteskrankheiten, künstliche Erzeugung von Fieber zu verwenden, stammt aus schon alten Erfahrungen bei zufälligen fieberhaften Infektionskrankheiten. Diese Erfahrungen konnte man jedoch erst therapeutisch verwerten, als man sich über das Wesen der Infektionskrankheiten klarer wurde und erkannte, daß die Wirkungen der Infektionserreger chemischer Natur sind. Man ging nun an die Herstellung von Stoffen, die diese Wirkungen, namentlich die Abmehrerscheinung des Fiebers, auch ohne Anwesenheit der Erreger hervorrufen.
Speziell die Psychiatrie verfolgte die therapeutischen Ein wirkungen des Fiebers mit großem Interesse. War man doch auf dem Gebiete der Geisteskrankheiten im großen und ganzen in der Therapie noch ziemlich hilflos. Anfangs wurde hier das Kochsche Tuberkulin verwendet. Diese Versuche wurden in Graz im Jahre 1891 bei verschiedenen Geistesstörungen begonnen. 3ulegt wurden die Versuche in der Form ausgeführt, daß man nur noch bei Geistestranten mit lokalen( nicht floriden, d. h. um sich greifender) tuberkulösen Prozessen mit Tuberkulin arbeitete, und zwar mit minimolen Dosen. Denn man hatte die Beobachtung gemacht, daß solche Kranken heftiger reagierten und dauerhaftere Wirkungen zeigten. So vermutete man, daß der beobachtete Heilerfolg auf dem latenten( heimlichen) Borhandensein der Tuberkulose beruhte. Mit dieser letzten Art der Tuberkulin- Therapie wurden recht gute Erfolge erzielt.
Doch fonnte auch in diesem Falle der ursächliche Zusammenhang zwischen Tuberkulinbehandlung und Besserung niemals einwandfrei nachgewiesen werden, da bei den meisten Geisteskrankheiten Heilun gen ohne künstliche Einwirtung nicht allzu selten sind. Die weiteren Versuche mit einer Infektionstherapie wurden deshalb vorwiegend Oder ein anderer, erschütternder Fall. Eine Ehe wird ge- bei der Paralyse vorgenommen, bei der ja dauerhafte Heilungen schieden, beide Teile find gleich schuldig. Da der Sohn schon ohne künstliche Hilfe nicht zu beobachten sind. Auch hier hat man über jegs Jahre alt i jolt er nach dem Gejez zum Bateres zunächst mit Lubertylin versucht. Interessant ist die Berfuchs
das Kind.
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Wer mit dem gewerblichen Leben nichts zu tun hat, der sollte einsehen, daß er sich hier um fein Parteidogma handelt, sondern um die Frage der Gesunderhaltung unseres Volkes. Wer aber selbst ein Gewerbe betreibt und Lehrlinge beschäftigt, der sollte sogleich die gute Absicht in die Tat umsetzen. Wenn die Pfingstjonne über Gerechte und Ungerechte scheint, dann sollte der Meister den Lehrlingen einen fleinen Egtraurlaub bewilligen, auch wenn sie ihn nicht verdient haben. Prof. Dr. G. Junge.
anordnung von Pilcz, der von jedem neuaufgenommenen Kranten abwechselnd den einen mit Tuberkulin behandelte, den anderen nicht. So ergaben sich zwei ziemlich gleichmäßige Gruppen von Benbachtungsmaterial, an denen man in der Tat feststellen fonnte, daß die mit Tuberkulin behandelten Patienten mehr und längere Remissionen( zeitweiser Nachlaß der Krankheit) aufwiesen; aber auch hier war der Erfolg ohnie endgültige Dauerhaftigkeit.
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Daher verwendete der Wiener Psychiater Professor Julius handlung mit Malaria erregern. Diese dem sicheren Tode Wagner Jauregg zum ersten Male bei der Paralyse eine Bebei rechtzeitiger Anwendung sogar heilen, ohne sie einer Gefähr geweihten Patienten tann man heute auf diesem Wege bessern und dung durch die Malariatur auszusetzen. Denn, was bei dem ersten Versuch noch nicht möglich war, heute hat man die Malaria durch die Art der Impfung dosieren gelernt. Bei zu starker Reaktion erzielt man Milderung durch eine kleine Chinindosis. Man vermeidet Batient sich hinreichend erholen kann. Im allgemeinen hat sich eine vor allem die zu rasche Aufeinanderfolge der Anfälle, damit der Kur von acht Anfällen( von täglicher bis zu dreitägiger Wiederfehr) als das Optimum( Beste) erwiesen. Sind infolge Herzschwäche oder aus anderen Gründen Bedenken vorhanden, so trennt man diese Kur in zwei Abschnitte: nach den ersten zwei bis vier Anfällen beendet man die Malaria durch eine größere Chinindosis; nach einer Pause von sechs Wochen wird der Patient wieder mit Malaria geimpft, und es besteht dann im allgemeinen teine Gefahr mehr beim Ueberstehen der restlichen vier bis sechs Anfälle.
Bleibt die Malariatur erfolglos, meist in Fällen, in denen der
Patient schon einmal eine Malaria überstanden hat und sich infolgedessen noch Antitorine( Gegengifte) im Körper befinden, so gibt es
3wei Ersahmöglichkeiten: da ist zunächst das afrita. nische Rüdfallfieber( febris recurrens). deffen Erreger
( spirochaeta Dutoni) durch Mäuse weiter gezüchtet werden können. Oder man impft die Rattenbißtranfheit( japan. sodoku), fieber hat man weniger Erfolg beobachtet als bei der Malaria und deren Erreger die spirochaeta morsus muris ift. Beim Rückfallbei der Rattenbißfrankheit noch weniger als beim Rückfallfieber. Die Behandlung mit fiebererregenden, nicht tranfheitserregen den Injektionspräparaten( Saprovitan, Pyrifer und Sulfofin) hat sich noch weniger bewährt.
Bei Tabes und sogenannter echter Syphilis des Zentralnervensystems wird die Malariatherapie nur unterstützend neben einer spezifischen Therapie angewendet.
Die Versuche mit Fiebertherapie bei Gehirngrippe ( encephalitis lethargica) hatten menig Erfolg. Besser bewährte sich die Fiebertherapie bei der multiplen( pielfältigen) Sklerose, bei der man ungefähr mit gleichem Erfolge Typhuspafzine( Typhusimpfstoffe) und Malariaimpfung anwendete. Daß man in der Klinik Wagner- Jaureggs auch fiebertherapeutische Versuche bei Schizophrenie( eine besondere Art Irrfinn) unternahm, von denen Wagner- Jauregg selbst sagt, daß ihre Ergebnisse infolge mangelnder Vergleichsmöglichkeiten noch ganz unflar sind, ist wohl auf die immer noch vorhandene, sehr bedauernswerte mangelhafte Fühlungnahme zwischen der alten Psychiatrie und der modernen Psychotherapie zurückzuführen. Man hätte wohl sonst einsehen können, daß die Schizophrenie nach Entstehungsgeschichte und Berlauf offenbar so überwiegend psychogener, also seelischer Natur ist, daß derartige organtherapeutische Versuche wahrscheinlich für alle Ewald Bohm , Zeit ergebnisios verlaufen werden.