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Konflikt Scholtz- Reuter.

Wie ihn Herr Scholtz vom Zaune brach.

Ein Mittagsblatt berichtet aus der Sigung des städtischen Haushaltsausschusses:

,, Der Bürgermeister war empört, daß ihm der Verkehrs­dezernent nicht viel früher Mitteilung von den Wenigereinnahmen gemacht hat und überschüttete ihn im Haushaltsausschuß mit den

schwersten Borwürfen."

Herr Scholtz ist erst am 26. Mai von seinem Urlaub zurückgekehrt, den er im auffälligen Gegensatz zu seinen Mahnungen

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an die Berliner  , nicht ins Ausland zu reisen, im Ausland verlebt hat. Er hat ferner wie jeder andere in der Stadtverwaltung und wie jeder Berliner   überhaupt um den starken Verkehrs­rückgang gewußt, und hat selbstverständlich auch über die finanziellen Konsequenzen nicht im unflaren sein können.

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Diese Mitteilung erhärtet nur, daß Herr Scholz völlig un begründet einen Streit mit dem Verkehrsdezernenten vom Zaune gebrochen hat. Um so nötiger ist es, die Motive für diesen Schritt fest ins Auge zu fassen!

Braune und Graue.

Der Stahlhelm bittet Hitler   um Frieden. Das braune Hemd im Hitler  - Schnitt ist jetzt große Mode. Graue Uniformen Modell Geldte sind so gut wie gar nicht mehr gefragt. Eine lebhafte Abwanderung von Grau zu Braun ist im Gange, und selbst ein Prinz töniglichen Geblüts, August Wilhelm  , hat die graue Uniform ausgezogen, um das braune Hemd anzu­ziehen. Darob Jubel bei den Braunen, Verzweiflung bei den Grauen.

Der Stahlhelm will seinen Auwi wiederhaben, das fann er nur, wenn Hitler   es erlaubt. Schon sind, wenn man dem Jung­deutschen" Glauben schenken barf, Friedensverhandlungen im Gange. Um sie führen zu können, hat man den Leiter der politischen Ab­teilung" im Stahlhelm, Dr. Braumeiler, auf Dauerurlaub ge­schickt und dem Major v. Stephani eine beabsichtigte Rede gegen Hitler   verboten.

Kommt der Frieden zustande, so werden die Hohenzollern­prinzen und andere junge Leute, die Wert darauf legen, guten Eindruck zu machen, abwechselnd beide Uniformen tragen fönnen. Damit ist immerhin die Aussicht auf bessere Zeiten eröffnet. Frei­lich, bis zu Wilhelm II.   Uniformenschränken ist es noch weit!

So sieht er aus!

Der Rote Jungflurm- Nazimann mit der Verbrechervisage. Bereits in unserer Morgenausgabe wurde festgestellt, daß nach den eigenen Angaben der Kommunistenpresse ein Teil der Nazi mordbanditen erst fürzlich von Rotfront zu Hitler  übergetreten ist, während auf der anderen Seite fommunistische Totschläger hinterher den Anschluß bei Hitler   gefunden haben. In höchst amüsanter Weise wird diese Feststellung von der heutigen ,, Reten Fahne" unterstrichen, die den wegen Totschlages an dem Ar­beiter Neumann zu 3 Jahren Gefängnis verurteilten National­jozialisten Sentbeil folgendermaßen charakterisiert:

,, Die Angeklagten refrutieren sich aus den untersten Schichten der heutigen Gesellschaft. Der Schicht, die Marg schon als das Lumpenproletariat fennzeichnete, das, seiner Klasse entwurzeit, zu jeder niederträchtigen Schand tat fähig ist. Der Lebenslauf des Sentbeil spricht Bände. Seine Gastrolle in der proletarischen Bewegung wurde durch seinen Hinauswurf beendet. Aus Verbrechervereinen fand er den Weg in die Partei des ,, Dritten Reiches", der Nazis. Seine niedrige Stirn, die jede Intelligenz leugnet, das vorgefcho­bene, breite, brutale kinn charakterisieren einen Menschen, der vor teiner noch so viehischen Gewalttat zurückschreckt."

Alles sehr schön! Aber diese ausgesprochene und warnende Ber­recherphysiognomie hat nicht verhindert, daß Gentbeil lange Zeit im roten Jungsturm angesehenes Mitglied war und es sogar zum Vertrauensposten eines Kassierers bringen fonnte. Und wenn er nicht als solcher zufällig unterschlagen hätte, so wäre dieser ,, vor feiner noch so viehischen Gewalttat" zurück­schreckende Kerl mit der Verbrechervisage und der niedrigen Stirn, die jede Intelligenz leugnet", noch heute gefeierter Vor= fämpfer der Dritten Internationale und der Kom­munistischen Partei. Würde er dann als solcher, was jehr leicht denkbar wäre, umgekehrt den Postaushelfer Neumann oder sonst wen miterstochen haben, so würde die Rote Fahne" diesen Biehchs terl als proletarischen Helden und Musterbild eines tommunistischen Rämpfers preifen. Und wäre er dafür ins Gfängnis gefommen, so wäre Sentbeil ein ebler Märtyrer, ge­nau wie die berufsmäßigen Schwerverbrecher Kobitsch Meyer, Margies, Scherlinsty usw., man würde für ihn die Rote Filfe mobilifieren, einen Amnestiesturm entfeffeln, Demonstrationen veranstalten und ihn wie unter anderem den zehnmal wegen Ein­bruchsdiebstahls bestraften Margies neben Stalin   und Molotoff ins Ehrenpräsidium fommunistischer Parteitage wählen.

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Pastor Münchmeier verurteilt. Der Freispruch in der Berufungsverhandlung aufgehoben. Flensburg  , 4. Juni.  ( Eigenbericht.)

Die Große Straffammer in Flensburg   verurteilte in zweiter Instanz den nationalsozialistischen Wanderredner und ehemaligen Pastor Münchmeier aus Borkum   wegen Be­schimpfung der Republik   zu 400 Mart Geldstrafe.

Das Flensburger   Schöffengericht hatte seinerzeit Münchmeier freigesprochen, der Staatsanwalt hatte aber gegen die Frei­sprechung Berufung eingelegt. Münchmeier forderte in seinem Schlußwort nicht nur seine Freisprechung, sondern auch die Ersegung der Reisekosten.

Des

Reichsbanner bleibt überparteilich. Beschluß der Braunschweiger Funktionäre.

Magdeburg  , 4. Juni.  ( Eigenbericht.) Am 3. Juni tagte eine jehr start besuchte Funktionärfonferenz Braunschweiger Reichsbanners. Nach einem Referat des Schriftleiters der Bundeszeitung, Meurer, wurde ein­fimmig eine Entschließung angenommen, in der die Erhaltung des Reichsbanners auf überparteilicher Grundlage als politische otwendigteit bezeichnet wird.

Bomben.

Der indische Aufruhr.

Artillerie und Flugzeuge gegen Eingeborene.

Kriegsgericht und Militärparade.

dramsk

Wie die Times aus Stahkadar berichtet, sind die Stellungen| angriffen, waren offensichtlich bedeutend ernsterer Natur, als es zu= feindlicher Eingeborener in der Nähe der Grenze der Nordwest- erst den Anschein hatte. Nach den letzten Berichten wurden bei dem proving am Dienstag von Artillerie bombardiert worden. Zusammenstoß zwischen Soldaten und einer großen Menschenmenge Englische Flugzeuge haben an der Beschießung, die eine halbe nicht weniger als 120 Personen verlegt. Etwa 20 Freiwillige Stunde dauerte, teilgenommen und belegten den ganzen Bezirt mit und Kongreßanhänger trugen schwere Verlegungen davon. Auf Seiten der Polizei wurden 8 Offiziere durch Steinwürfe verletzt. Die Ruhe in Worli ist jetzt nach energischem Einschreiten der Polizei wieder hergestellt, doch ist die Erregung unter der Be= völkerung nach den letzten blutigen Ereignissen noch immer groß. sind von Kongreßanhängern neuerdings Angriffe verübt worden. Auf das Salzwert von Darajana, dem alten Unruheherd, Die Freiwilligen, die in zwei Gruppen geteilt, die Salzpfannen zu stürmen versuchten, fonnten von der Polizei zurückgeschlagen werden. Bei den Zusammenstößen gab es wiederum eine große 3ah! Verlegter, von denen einige ins Krantenhaus gebracht werden mußten.

In Ravalpindi werden 17 Soldaten des Garwhal- Regiments, deren Verhalten bei den Unruhen in Beschawar vor einigen Wochen Anlaß zu großer Unzufriedenheit gegeben hatte, vor ein Kriegs. gericht gestellt werden. Die Soldaten werden von einem Rechts­anwalt und einem Offizier verteidigt.

Die aus Anlaß des Geburtstages des englischen Königs alljähr lich in Karachi   abgehaltene Parade, die sich sonst einer großen Popularität bei der Bevölkerung erfreute, ist diesmal von den Einwohnern gänzlich ignoriert worden. Zahlreiche Flugblätter sind in Karachi   verteilt worden mit der Aufforderung, als Protest gegen die Maßnahmen der Regierung gegen die Ge= horsamsverweigerung der Parade fern zu bleiben. Dieser Aufforderung wurde auch von der Bevölkerung restlos Folge geleistet.

Aufruhr vor Gefängnissen und Salzdepots.

London  , 4. Juni. Die Unruhen in Worli, wo Kongreßanhänger die militärischen Wachmannschaften des Gefängnisses mit Steinwürfen

Anschlag auf ein britisches Konfulat.

London  , 4. Juni. Auf das britische   Generalkonsulat in Montevideo  ( Uruguay  ) wurde am Dienstag ein erfolgloser Anschlag verübt. Unbekannte Personen übergossen das Tor des Konsulats mit Ben­zin und steckten es in Brand. Die Flammen konnten jedoch ge= löscht werden, bevor sie größeren Umfang annahmen. Gegenüber dem Konfulatsgebäude wurden Anschläge angebracht, in denen gegen die britische Politit in Indien   protestiert wird. Man nimmt daher an, daß der Anschlag von erbitterten Gegnern der englischen Indienpolitik verübt worden ist.

Internationale Gauner verhaftet.

Gensationelle Festnahme auf dem Anhalter Bahnhof  .

Große Aufregung verursachte heute vormittag die Ber­haffung zweier infernationaler Taschendiebe auf dem Anhalter Bahnhof  .

Zwei Beamte des Taschendiebdezernates des Berliner   Polizei­präsidiums beobachteten zwei Männer, die auf dem Bahnhof hin und her liefen, in der Hand einen Briefumschlag hielten und in auffälliger Beise Reisende ansprachen, die größere Gepäckstüde bei sich führten. Die Beamten erkannten bald, daß es sich um zwei Taschendiebe handelte und schritten, als sie einen der beiden auf frischer Tat ertappten, zu ihrer Festnahme.

Die beiden Taschendiebe, die zunächst sehr entrüft et taten, wurden in einem Dienstraum geführt und dort einer Leibes pisitation unterzogen.

Frid muß zurückzahlen.

Das thüringische Kabinett läßt sich Zeit.

Bon zuständiger Stelle wird darauf hingewiefen, daß bereits unter dem 30. Mai an Thüringen   das Ersuchen gerichtet worden ist, die Vorschüsse auf fünftige Polizeizuschüsse zurückzuzahlen. Die Vorschüsse stammen aus dem Jahre 1929/30. Die am 26. Mai fälligen 252 000 find nicht gezahlt worden. Die Größe der Vor­schüffe beträgt nicht, wie der Borwärts" mitteilt, 404 000, sondern genau 407 000 mr.

Der Brief des thüringischen Staatsministeriums ist bisher in Berlin   nicht eingetroffen.

Ein neuer Reparationsskandal. Belgischer Finanzbeamter verhaftet.

Brüffel, 4. Juni. Wegen Unregelmäßigkeiten in Reparationsangelegenheiten wurde ein belgischer Beamter des Finanzministeriums verhaftet. Er soll mehreren Firmen unerlaubte Bergünstigungen bei Sachlieferungen auf Reparationskonto zugestanden haben, die sich auf mehrere Jahre erstrecken. Später wurde auch die Ehefrau bes Beamten festgenommen.

Belastendes Material gefunden.

Paris  , 4. Juni.

Nach einer Meldung der Agentur Radio aus Brüssel   handelt es sich bei dem verhafteten Beamten der belgischen Abteilung für Reparationslieferungen um den Direktor Andrée Frid. Am Wohn­siz des Verhafteten hat man zahlreiches Material gefunden, das nicht nur ihn, sondern auch seine Frau belastet, die gleichfalls verhaftet worden sein soll. Man glaubt, daß eine ehemalige Stenotypistin Frid angezeigt und daß dabei Eifersucht eine große Rolle ge spielt hat.

Der Maffenmörder als Brandstifter. Er ergötzte sich an brennenden Scheunen.

Düffeldorf, 4. Juni.

Außer den bereits gestandenen neun Morden und mehr als

30 lleberfällen und Bergewaltigungen hat der Massenmörder bisher auch etwa 3 manzig Brandstiftungen gestanden. Er hat wahllos Strohichober, Scheunen und Erntewagen in Brand gesteckt. In ungefähr der Hälfte der Fälle foll er bereits überführt worden sein.

Als am 26. Mai, zwei Tage nach der Festnahme des Massen mörders Mürten; das Gerücht von einem neuen Bust mord die Stadt durcheilte, war alles zunächst entfegt. Es stellte sich aber furz danach herausfo meldete auch der Polizeibericht, daß es sich um einen Unglüdsfall handelte. Die Meine zehnjährige Adelgunde Orthmanns hatte in der elterlichen Wohnung in der Hildener Straße beim Anziehen scheinbar einen Schal so fest um den Hals gezogen, daß fie bewußtlos zur Erde fiel und nach einer halben Stunde infolge Erstidung tot aufgefunden wurde. Bie nun bekannt wird, hat die Polizei infolge einer Reihe von Zeugenausfagen 3 meifet an ihrem ersten Ürteil. Sie jetzt die

In ihrem Befih fand man zwei Brieftaschen und eine Geld­börse, die annähernd 3000 Mart enthielten und die sie in knapp zwanzig Minuten geffohlen hatten.

Die Bestohlenen hatten von dem Berluft noch gar nichts bemerkt.

Die beiden Taschendiebe, ein 35jähriger Friseur Gelmann aus Barschau und ein 34jähriger, Friseur aus Kowno, fönnen sich erst seit wenigen Tagen in Berlin   aufhalten. In ihrem Besitz wurde ein Reisepaß gefunden, der das letztemal im vergangenen Jahre in China   und Japan   visiert war. Der Polizei ist damit ein guter Fang gelungen, denn zweifellos handelt es sich um zwei berüchtigte internationale Taschendiebe, deren ,, Arbeitsgebiet" sich über die ganze Welt erstreckt.

Ermittlungen in dieser Sache fort. Zur Klärung des Unglüdsfalles hat die Polizei einen Aufruf erlassen, in dem sie zwei junge Männer, die an dem fraglichen Montag in den Häusern der Hildener Straße musiziert haben, als Zeugen sucht.

Das Ende unter den Rädern.

Wieder zwei Tote auf den Schienen.

In den gestrigen späten Abendstunden machte ein Streden= märter zwischen den Stationen Grünau und Eichwalde  einen gräßlichen Fund. Zwischen den Vorortgleisen entdeckte der Beamte die bis zur Unkenntlichkeit zerftüdelte Leiche eines Mannes. Ohne Zweifel handelt es sich um einen Lebens­müden, der sich gestern abend vor einen Vorortzug warf, ohne daß vom Lokomotivpersonal etwas von dem schrecklichen Vorfall bemerkt worden ist. Der Tote ist so furchtbar zugerichtet, daß weder das Alter festgestellt werden konnte noch eine Beschreibung über sein Aussehen gegeben werden kann. Die Leiche wurde, nach der Grünauer Halle gebracht.

Kaum ein Tag vergeht mehr, an dem sich nicht ein Lebensmüder vor die Räder eines U- Bahn- Buges wirft. So spielte sich auch gestern abend auf dem Hochbahnhof Gleisdreieck wieder ein aufregender Borfall ab. Der 30jährige Arbeiter Wilhelm Roll wage aus. Rollwage Berlin- Jungfernheide, Kolonie Freiheit", stürzte sich zum Entsetzen zahlreicher Fahrgäste vor die Räder eines einfahrenden Zuges. Der Führer versuchte noch mit allen Mitteln zu bremsen, doch gelang es bei der furzen Entfernung nicht mehr, den Zug rechtzeitig zum Halten zu bringen. Die Feuerwehr befreite den Lebensmüden, nach dem die Strecke stromlos gemacht worden war, aus seiner furchtbaren Lage und schaffte ihn ins Urbanfrankenhaus. Dort konnte jedoch mur noch der Tod festgestellt werden. Das Motiv zur Tat ist noch unbekannt. Durch den Vorfall wurde eine längere Berfehrsstörung verursacht.

Erstickungstod einer Greisin.

In der brennenden Gtube tot aufgefunden.

In der vergangenen Nacht fam auf fragische Weise die 78jährige Witwe Karoline Golisch bei einem Stubenbrand ums Leben.

Die Greifin bewohnt im Keller des Seitenflügels im Hause Melchiorstr. 28 seit langer Zeit eine kleine Koch st u be. Als gestern nacht gegen 2 Uhr Hausbewohner heimkehrten, bemerkten sie eine starte Berqualmung des ganzen Treppenhauses. Der Portier Rauchmaffen aus der Stube der alten Frau drangen. Die Zimmer­des Hauses wurde benachrichtigt und der Mann stellte fest, daß die für wurde eingeschlagen, es war aber unmöglich), weiter einzubringen, da der Raum in einer Ede bereits lichterloh brannte und mit einem undurchdringlichen Qualm angefüllt war. Die alarmierte Feuer mehr löschte den Brand in turzer Zeit und holte die Greisin, die auf einem Stuhl neben der Rochmaschine in sich zusammengefunken bewußtlos dasaß, ins Freie. Der Arzt fonnte der alten Frau teine Hilfe mehr bringen; der Tod mar durch Erstiden bereits ein­getreten.

Nach dem Befund ist Frau G. in der Nacht aufgestanden, um sich am Kochherd( fie list an Kältegefühlen) zu wärmen. Sie muß dann auf dem Stuhl eingeschlafen sein und eine brennende Rerze umgestoßen haben, wodurch der Fußboden und ein kleiner Borrat von Holz und Breßtohlen in Brand gesegt wurden.