Einzelbild herunterladen
 
  
3w>an ffleilbui: JßBÜ Di« Geschichte beginnt am Abenö eines der unsinnig heißen Sommertoge des vergangenen Jahres. Der Dampser trug die Passagiere, von denen die Wehrzahl mit dem Abendzug aus Solzburg gekommen war, von der Station über den See nach Sankt Wolfgong Markt. Aom Ufer, dem das Schiff entgegenarbeitet«, schallte gus cmcin erleuchteten Hotelgarten am Wasser Musik. Die Berg« begrenzten dunkel den wolkigen Himmel, als hüteten sie den Frieden des Salzkammerguts. Als wir an Land stiegen, siel mir ein geraSe.zu schadenfrohes Lächeln in den Augen der im Hotelgarten sitzenden Gäste auf. Dem Ansehen nach waren die meisten Wiener. Gleich darauf erfuhr ich, daß es weder in Sankt Wolfgang noch in irgendeinem Ort am Wolfgongsee ein Zimmer zu mieten gäbe jegliche Unterkunft war besetzt: Mit anderen Worten: Sankt Wolfgang befand sich in dem- selben Zustand wie Verlin, wenn am Kaisercxunm eine Automobil- ausstellung ist... War das nicht eine Nachricht, die einen Mann erbleichen machen konnte? Es war abends gegen zehn. Anfangs hatte ich gegen ein« Sommernacht im Freien gar nichts einzuwenden, ich Hab« mehr als eine draußen verbracht.Aber nicht in den Bergen!' fi«! meine Begleiterin ein; sie machte mir den Unterschied zwischen Flachlands- und Bergnächten klar. Darauf verankerte ich sie im Garte» am See und schweifte selber in die näher« Umgsbung hinaus, um jedes Lebewesen, das ich auf dem Wege traf, nach einem Zimmer zu fragen. Durch den Flecken selber war ich bald hindurch: nun tappte ich ein ansteigendes Gelände hinauf. Da und dort im Ungewisien sah ich ein Licht und brüllte meinHallo! guten Abend?* Nach dreiviertel Stunden solchen Herumirrens fand sich eine Frau, die, in den Pausen zwischen furchtbarem Hundegebell, nach einigem Zaubern Unterkunft zusagte. Ihr Jawort.oernehmen und mit jauchzenden Beinen das Gelände abwärtsstraucheln, war eins. Schon von ferne schrie ich mein ein kieben Mädchen die gute Botschaft zu. Nun hieß es, den Weg zu unserem Quartier wiederzufinden. Wir krabbelten mit dem kleinen Gepäck, das wir bei uns trugen, durch die Dunkelheit, die Lust wurde herbe. Es ging langsam gegen Mitternacht. Endlich fand ich, durch das feindselige Geheul des Hundes glücklich geleitet, das kleine Haus wieder. Di« Frau trat zur Begrüßung heraus. Sie hieß Marei, war klein wie eine Zwergin, hatte helle Augen wie eine Geiß und war von so zuvor- kommender Art, als glaubt« sie gutmachen zu müssen, daß sie so klein war. Sie machte uns nun die Eröffnung, daß wir nicht alleinige Gäste in dem zur Verfügung gestellten Zimmer fein würden. Ein Herr und eine Dame aus Wien   schliefen bereits dort ob wir trotzdem vorlieb nehmen wollten? Wir hätten mit einem Fuchsbau oorlieb genommen, obgleich es tu einem Fuchsbau wahrscheinlich nickst ordentlich riecht. Als wir auf leisen Sohlen mit einer Kerze hereintraten, lagen der Wiener   und die Wienerin wach und sahen uns mit europäischer Kühle entgegen. Sie waren natürlich informiert und einverstanden. Da wir uns weiterhin auf leisen Sohlen bewegten, nahmen die beiden aus Wien   unseren Friedenswillen zur Kenntnis und be- gannen ein Gespräch. Auch sie wären am selben Abend gekommen. Wir m der Stube waren also zu vier: die Wiener   hatten das Bett und wir die Chaiselongue. Die Kerze war gelöscht, der Raum vom Schweigen der Berge draußen erfüllt. Wir hätten jetzt still« sein allenfalls ein Nachtgebet an die Natur beten und dann schnellstens einschlafen sollen.?lber das taten wir leider nicht. Jeden- fall» der Wiener   und ich waren noch mitteilungsbedüifftig. Meine Berlinerin und seine Wienerin brummten gleich im Anfang unseres munteren Gesprächs unwillig. Sie machten sofort stillschweigender- weise ein« Anschlußbewegung untereinander, die gegen uns Männer gerichtet war. Aber auf diese Anzeichen gaben wir nicht im G«- rmgsten acht. Unsere Unterhaltung quer durch die Dunkelheit ging um die Bergsteigerei. Nun muß ich sagen, daß ich die Bergsteiger« um ihrer selbst willen ablehne. Ich brachte also in ruhigem Tone vor, daß ich sehr gern aus den Bergen oben drauf stünde, daß es mir auf» Abstürzen aber wenig oder gar nichts zu tun wäre. So: da war mein Wiener   ganz anderer Meinung. Wofern der Weg keine Aussicht zu einem oder mehreren Gew'ckstürzen bot, so hatte er kein Interesse für die Parti«. Seid doch bloß still", sagte mit einem Male meine Berlinerin neben mir im Dunkeln. In der tiefen Nacht solch ein Gestreite," sagte die Wienerin, »wie herzig." Aber der Wiener ljatt« da» will ich beschwören, obgleich ich ihn nicht sehen konnte einen roten Kopf, und den wollt« er nicht aus sich sitzen lassen. Ich hingegen mochte fiir Berlin   als Fremdenstadt Propaganda. Die Ueberquenmg eines Berliner   Fahr- domms das sagte ich. wahrhaftig wäre für einen Epartsmann wie ihn erst die rechte Uebimg: da böte sich tausendfach« Aussicht für jeden, der einmal gerädert, geschleift und zerquetscht werden will. Wein Wiener  »ahm meinen Hinweis für ironisch und schrie. Da machte die Wienerin den Vorschlag, die Männer sollten sich auf der Chaiselongue zusammentun, um den Streit unter sich«us- zutragen.Schlägt's euch tot," sagte sie,aber weckt's uns n«t auf." Ungern sah ich meine Berlinerin scheiden, aber es mußt« sein. Der Wiener   kam aus meine Chaiselongue, und für einen Augenblick sah ich seine Augen durchs Dunkel blitzen. Mir wurde nicht wohl und in der Tat war es schon nach Verlauf einer halben Ministe mit dem Flüstern vorbei. Nix gchn mit ihren Beinen wollen die Herrschaften." schrie er später erfuhr ich durch Zufall, er wohnte in Wien   in Ostakring. wo die berühmten Biere zu Ho?ffe sindnix gehn ober Zohnrodbahnen Habens gelegt." Von der Zahnradbahn wurde der Wiener   nickst mehr still. Sie war ihm der Dorn im Auge, der Stachel im Fleisch Diese verfluchte Bahn, die es den Großstadtbeinen so einfach macht«, in Seiden- strumpfen und Stöckelschuhen die trotzigen Berge zu bemsisternl Macht doch bloß, daß ihr stille seid." rief meine Berlinerin, dankt doch nur Gott, daß ihr Unterkunft für die Nacht.. Aber 0er Wiener   war bei der Zahnradbahnl Und erst als ein Hausbewohner von oben her auf die Deck« gefaustet hotte, und ich mit dem Wiener   gegen Halbdrei Uhr morgens in einem der , wichtigsten Punkte überein kam: nämlich daß es nicht stilgemäß wäre, wenn die Damen vom Wiener Ring auf der Spitze der Jungfrau säßen, um durch ein Lorgnon die Landschaft zu betrachten erst da wurde er stiller, und endlich still. *** Mehrere Tag« später, als wir schon längst eine wohnlich« Be- Häufung beim Heger gesunden und unsere Wiener   beinahe oergeffen hatten, setzten wir uns in die Zahnradbahn, die zum Schafbevg fährt, und freuten uns über das zuverlässige Lokomostvchen, da» laut puffend mit vorgestrecktem Bauch das Zügle vor sich her i» die
Zahnradbahn Höhe schob: und ärgerten uns über einen Herrn in Sportstrüwpfen. der, als er den Dachstein zu sehen vermeinte, überaus eitel das Lied vom Dachstein zu singen begann. Auf der Station Schafberg. alpe stiegen onr aus und gingen gemächlich dem Gipfel entgegen Seidenblaugrüne Seen und Bergesketten blieben unter unserem Blick: Klee  , blauer Enzian und dos Alpenveilchen, dessen Kopf so überaus zierlich am Halse befestigt ist, Blumen wid Falter von sonnendurchsaugten Farben saßen und gaukelten an unserem Weg. Auf der Höhe des Berges angelangt, genossen wir zuerst die Sicht in die Ferne. Da standen rundum, in unberührter Rangordnung, die hohen über den kleineren Gebirgen: die Gletscher aus chrer sagen- haften Ferne grüßen wie Symbole kaller Weishell und Macht. In der Nähe die langgestreckten Seen: Marktflecken und fröhlich« Ländereicn. Um eine Kreistafel, auf der Pfeile nach allen Richtungen hin die Berge mll ihren Namen bezeichneten, war von Touristen ein Gedränge, deren mehrere sich jeden Aufstiegs rühmten, den sie schon erledigt hallen. Einige hatte» schon den Dachstein erledigt. Sie gewonnen sofort die Achtung der anderen. Wir gingen um das Hotel herum. Em Herr mit nacktem Oberkörper las durchs Einglas dasJournal". Eine Dame photographiert« ihr heulendes Söhnchen. Aber im Hotel, wo wir unser Millagessen bestellen wollten, war überhaupt nichts mehr von der Bergestuft übrig. Der Kellner war vor Arbeitsüberlastung neurosthenisch und brach gegen die Gäste, die es trotzdem wagten, bei ihm zu bestellen, in offen« Feindseligkeiten aus. Die Gäste musterten jeden eintretenden Gast mit jenem skeptischen Blick, der gleichsam der Bürgerbrief de» Groß- städters ist. Ja, es war Großstadt auf dem Gipfel de» Berge«. Wir mußten an unseren Wiener   denken, und ihm zu Ehren beschlossen wir, früher als ursprünglich unser Vorsatz gewesen war, die Höhe zu verlassen, um bei völliger Außerachtlassung der Tatsache.Lahnradbahn  " den Abstieg zu unternehmen. Wir gingen durch dieHimmelspforte" und kamen von da aus auf einen schreckeneinjagend schmalen Pfad, wo wir an einigen Stellen ins Laufen und an anderen ins Kriechen gerieten. Aber einmal kam an uns ein sehniger brauner Kerl vorbei,
3)ie Entdeckung des Saharakrokodils Im Jahre 1876 entdeckte der deutsche Forschungsreisende Erwin v. Bary aus seiner Reffe von Tripolis   in die Zentrolsahara un­gefähr zwei Tagereisen nordwestlich der alten Oase Rhat einen kleinen See, den seine eingeborenen Freunde und Führer Mihero nannten. Bei genauerer Besichtigung des Ufers fand er im feuchten Sande deutliche Spuren von Krokodilen. Um die Jpoche zu er­gründen, beschloß er, die Nacht und wenn nötig, auch den nächsten Tag dort zu bleiben. Sein« Leute, die vom Stamme der Asger- Tuareg waren, weigerten sich aber, auch nur eine Stunde länger am See zu verbringen, da dieser zum Gebiete der Ahaggor-Tuareg gehört«, mit denen sie seit uralter Zeit in grimmigster Feindschaft lebten. So mußte sich der Forscher mit der Feststellung der Spuren begnügen. Lange Zeit hat man dann nichts mehr vom Saharakrokodil gehört. Erst 1312 erzählte Prof. Flamant in Algier  , daß ein französischer Offizier ein Krokodil im Miherosee erlegt und nach Algier   mitgebracht Hab« Es sei nach Paris   ans Zoologische Museum gesandt und von diesem einem tüchtigen Präparator in der Stadt zum Aufstellen übergeben worden. Jedoch sei dieser sehr bald am Typhus gestorben, und, ehe es jemand hätte verhindern können, Hab« die Gesundheitspolizei alles, was in feiner Werkstatt war, ver­brennen lassen. So endet« da» erste erlegt« Sccharakrokodil in recht ruhmloser Weise. Als Paul Spatz vor einigen Iahren mtt feinem Freunde und Meister, Prof. Schweinfurth, über dieses Vorkommnis sprach, teilte dieser ihm mst, daß es auch in der südwestlichsten Sahara  , in der französischen   Kolonie Mauretanien  , noch einen kleinen See gebe, der ebenfalls Krokodile enthalten soll«: irgendwelche Belegexemplare seien aber noch nicht bekannt. Ms Spatz nun im vergangenen Jahre vom Generalgouverneur in Dakar   die Erlaubnis bekam, seine Forschungen auch aus Maure- tanien auszudehnen, konnte er bald erfahren, daß der fragliche See west im Innern an einer mächtigen Felswand lieg« und Galulasee genannt werde: früher seien hin und wieder auch Krokodile dort gesehen worden, aber in den letzten Iahren nicht mehr, so daß die Tiere wohl schon längst ausgestorben seien. Trotzdem zog es ihn, wie er jetzt im.Kosmos" berichtet, zum Gallila, und nach tags- langen mühseligen Märschen durch teilweise bergiges Gelände log ein märchenhaft schöner See von vielleicht'A bis% Hektar Größe, dicht an«ine himmelanstrebende Felswand geschmiegt, vor ihm. Ein genaues Absuchen de« vorderen sandigen Strandes nach Spuren war erfolglos: die fast täglich eintreffenden großen Ziegen- und Schafherden, die zum Tränken weit in den See hineingingen, hatten wohl alle Spuren vertreten. Nach zweitägiger Beobachtung schien es ihm. als wenn mitten im See die Spitze einer Krokodilnas« für einen Augenblick aufgetaucht wäre. Deshalb beobachtete er noch weiter, und da fand er heraus, daß die Krokodil« nicht am sandigen Ufer, sondern unter der hohen Felsenwand, wo sich mll der Zeit durch Steinschlag ein schmaler Weg gebildet hatte, aus dem Wasser stiegen und sich dort zwisck)en den Steinen sonnten. Es gelang ihm dann endlich, ein Tier zu erlegen: es maß 2,32 Meter von der Schnauzenparti« bis zum Schwänzend«, halle 20 legereise Eier in der Tracht und schien«in schon bejahrtes Stück zu sein. Aussallend ist, daß noch nie ein Tier oder ein Mensch beim Wasserschöpfen dort angegriffen worden ist. Uebrigens ist auch das Senegalkrokodil völlig harmlos. Bei dem Saharokrokodil scheint es sich um eine Reliktenform zu handeln, denn weder der Mihero- noch der Golula- see stehen mll irgendeinem Flusse oder änderen See in Verbindung. Das Krokodil liegt jetzt im Berliner   Zoologischen Museum und harrt seiner wissenschaftlichen Bestimmung.
Wie ein Sliefendampfer enlflehl Bon den Vorstädten Glasgows aus erblich man heute eine seltsame Stadt im Entstehen, einen Wald von emporragenden Schornsteinen und Dächern Ist es eine Riesensabrikanlage. die hier geschaffen wird? Was sich hier aus dem Chaos gestattet, das ist das Werden eines modernen Riesendampsers, derEmpreß of Britain", Ine wie ein Titan zwischen Zwergen auf der Werst von Clydebank   liegt. Noch ummauern sie Wälle und Ketten, noch ist sie, wie Pereival Phillips in derDaily Mail" schreibt. Alles und Nichts, ein Wolkenkratzer ohne List, eine Ansmmnlung von Tunnels, eine Teufelsküche mit geheimnisvollen, feuerspeienden Maschinen. ein Gewirr von Eisengerüsten in vielen Stockwerken, ein Schiff mit einem Namen, aber ohne Seele. Doch wenn erst ein Jahr vorüber sein wird, dann wird sich ein Luxusdompfer, dessengleichen die Ge-
der diesen Abstieg nahm, oft hüpft« er einfach et» Trepp« hinunter. Bergheill" rief er und war verschwunden. Cr war wie eine Gemse. Es dauert« nicht lange, so sollten wir seinen bebüschellen Hut wieder begegnen� An einer Wendimg sahen wir den Mann mitten im steinigen Pjad auf ein Knie niedergelassen, zu einem anscheinend Verunglückten herabgebeugt, neben dem in Touristentracht est» Mädchen stand. Wir eillen so schnell als es möglich war. hinzu, an der rechten Sell« heb sich der graufelsige Berg steilauf, zur linken fiel er steilab. Aber da stieß ich einen Ruf aus und nun hatte auch meine Begleiterin die Gruppe vor uns ganz erkannt: Der Wiener  und seine Wienerini Der unglückliche Wiener  , er hatte sich den Fuß verstaucht und konnte nicht gehen, geschweige denn auf- oder abwärts klettern. Nun mußten wir ihn wohl auf den Gipfel zurück- und von dort aus in die Zahnradbahn tragen? Aber da suchte er nach einem Stein und wollt« nach mir zielen. Er in die Zahnradbahn? Er? Eher läge er hier oben die ganze Nacht: inst Freuden. Die Wienerin weinte. Ihre Tränen machten Eindruck auf ihn. Der braune Kerl mit dem Gemsbart am Hut faßte an und nun hoben und trugen wir unseren ingrimmig schweigenden Kranken durch die Wunderwell aufwärts: wo der Pfad so eng war. daß wir nur mit Mühe hintereinander zu steigen vermochten, schleppten und zerrten, stießen und schubsten wir an dem unglücklichen Wiener   nach Kräften herum. Er hotte einen Wutausbruch nach dem anderen. Aber er hätte Grund gehabt, dankbar zu sein. Denn fem Miß- geschick hatte ihn in verhältnismäßiger Nähe des Gipfels getroffen. Um die Mitte des Nachmittags kamen wir mst ihm oben an. Nachdem ihm dort eine geringe lindernde Hilfe geleistet war, verabschiedete sich der Kerl mit dem Gemsbart am Hut, er wollte natürlich zu Fuß hinunter, er war in den Bergen zu Haus wie ein Rauchfangkehrer im Schornstein. Der Wiener   sah ihm mst bitteren Blicken, nach Er mußte sich gleich darauf in die Zahnradbahn transportieren lassen. Ich gab acht, daß ich meinen Platz im Waggon außerhalb seiner Blicke bekam. Aber einmal währeich dieser melancholischen Talfahrt überwältigte mich das Mitgefühl mit seinem trotzigen Herzen. Ich beugte mich zu ihm vor und gab ihm auf Mannesehre die Versicherung: daß auch nach meiner Meinung das Haupt eines Berges eine andere Dekoration verlange einen anderen Stil und anderen Geist... als der Wiener Ring und der Berliner   Kurfürstendamm.
schichte der Schiffahrt noch nicht gesehen hat, au« dem Wirrwarr eittwickell haben. Wieviele von den 2000 Reisenden, die zu gleicher Zeit die Freuden und Genüsse eines Luxushotels und die Zerstreu- ungen einer Großstadt hier genießen werden, werden dem Wunder- märchen seines Werdens nachsinnen? Will doch selbst der Schiff-» architekt, der Schöpfer dieses Zaubergebiides, nichts von einem Wunder wissen. Nach seiner Ausfassung ist die Entstehvngssormel für«in solche» Riesengebilde die natürlichste und einfachste Sache der Welt. Man nimmt nur 20 000 Tonnen Stahl, Millionen Nieten, 2500 Arbeiter der verschiedensten Handwerke, dann noch solche Kleintg- testen, wie Kessel, Maschinen, Holztäfelungen, Teppiche, eine Bar- einrichtung und vor allem genügend Gehirn, vereinigt alles dieses in einem Raum von etwa 800 Fuß Länge und ISO Fuß Brest« und läßt sie 21A Jahre aufeinander einwirken. Das Drama des Schiffs- baues vollzieht sich in drei Akten. Zuerst kommen die Metallarbestec an die Arbest, die den Autzenbau zusammenfügen. Ihnen folge,» Zimmerleute, Kalfaterer. Bleiarbeiter mst» die Vertreter ähnliche!: Handwerkszweige, die den zweiten Akt zu Ende führen. Dann er, scheinen die Ingenieur« und die Kesselbauer auf dem Schauplatz. gefolgt von einem Heer von Malern, Tapezierern, Elettromonteurci». Kabinenbauern und ähnlichen Künstlern, die die letzte Hand anlegen. Aber der Plan zu all dieser unendlichen Vielheit, di« tausend Hände beschäftigt, ist bis zu letzten Einzelheiten von Anfang an vorliegend. Der Schiffsarchitekt derEmpreß" hat auch alle ihre Möbel en'> warfen, Bettgestelle, Speisezimmerstühle und selbst je» klein«,» kunstvollen Schränkchen, die ein neuer Zug der Zest Whisky und andere Mittel, die sich gegen die Seekrankhest eignen, ver- schlössen hallen soll. Wo sich heute noch ein Etwas auftut, das einer unvollendeten Eisenbahnstatton ähnell, wird sich über kurz oder lang ein herrlicher Speisesalon ausbreiten, der größte ungestützi? Raum, den je ein Dampfer aufzuweisen hott«. Dies« Halle   wird kostbare Wandmalereien und Wanddekorationen erhalten, die von dem gleichen Geist der Einfachhett getragen weiden wie die ganze Einrichtung. Sie wird von Lichtströmen durchflutet fein. Ueber geländerlose Treppen gelangt man mst Lebensgefahr m Schiffs­räumen, wo sich hier ein Spielzimmer im spanischen Stil mst sorg- sättig gearbeiteten Eisentüren und Kachekböden befinden wird: dort ist ein Barraum vorgesehen, der in der originellen Malkunst.Heath Robinsons eine Geschichte des Cocktails aufweisen wird. Die Kinde? werden ein wahres Paradies finden: denn für sie sind Kinderzimmer vorgesehen, wie man sie sonst nirgends findet. Ein Miniaturladen. bewegliche Modelle aller Kinderftubemeime und ein Flugzeug wird für das Vergnügen der kleinen Gäste sorgen, indessen für die großen ei» Sportarena von 60 Quadratfuh, ein gedeckter Tennisraum von zwei Stockwerten Höhe nstt einer Zuschauergalerie herum, offene Tennisplätze und ein wundervolles Rauchzimmer im chinesischen Stil neben vielen Gesellschostsräumen zur Verfügung stehen wird. Was besonders angenehm auffällt, fft die außergewöhnliche Höhe der Decke, der Kabinen und aller Räum«. Im ganzen sind elf Decks vorgesehen und über diesen Riesenraum dieEmpreß" ist 250 Meter lang werden sich die Gelasse für 423 Passagiere der ersten Klasse, 260 Reisende der zweiten, 470 der dritten Klasse und für 680 Offiziere und Matrosen verteilen.
Schmelzversuche an Eisberge»». Einen bedeutsamen Versuch, der im Falle des Gelingens sehr wertvoll sürdie Zukunft der Polar- forschung werden könnte, inttennnmtt augenblicklich eine Expedition des Leningrader Staatlichen Ozeanographijchen Instituts. Die Expeditton, an der 16 wissenschaftliche Mitarbeiter teilnehmen, wird zwei Wochen lang auf dem ExpeditionsschiffPerseus  " in der Barents-See kreuzen und die Schmelzwirkung des Ther- mit» auf die arktischen Eismassen erforschen. Das Thermst ist ein Gemisch von Metalloxyden mit Metallpuloer. das nach starkem Erhitzen beim Weiierbrennen eine jehr hohe Tempe­ratur entwickelt und z. B. zum Verschweißen von Schienen benutzt wird. Prof. Schulejkin lMo-kau) gelang es. bei einem Gemisch de» Thermsts, worin das Eisen durch mangansaure« Kalium ersetzt ist, einen mehrfach gesteigerten Wärmeeffekt zu erzielen. Die Erpeditton führt zwei Tonnen verschiedener Arten von Thermst mst sich. Die praktische Bedeutung dieser Schmelzoersuche für die Polarforscher in ihrem Kampf mit den Eismossen wäre außerordentlich groß. Wolfsjagd mit Radio. Auf gewissen Strecken der ssbirischen Steppen wurde neuerdings ein Netz von Radiomikraphonen verteilt, durch deren Vermittlung die umherziehenden Wolfsrudel durch ihr Geheul selbst ihren Standpunkt verroten. Di« Empfangszentrole steht in ständiger Verbindung mit einer Anzahl von Jagdgesellschaften, die jederzeit bereit sind, auf die Meldung eines lohnend erscheinen- den Geheuls hm zu einer Treibjagd aufzubrechen.