<max ftaroiei: Die»reißen IfläcMe
Emen Abglanz der weihen Nächte kann man manchmal im Juni oder Juli auch an der deutschen Ostseeküste erleben. An solchen Abenden sinkt die Sonn« spät ins Meer, der Mond rollt über dem Wasser und Ist selbst wie«ine bleich«, kühl« Sonn« und voller Mogl« Cr rollt und rollt durch die dämmernde Nacht und versärbt sich, wird ockergelb und sällt dann lautlos in blau« Dunstschleier. Noch einige Minuten zeigt er seine greisenhafte Stirn, schliehlich löst er sich in nichts auf. Nein, er löst sich nicht in nichrs auf, die Nacht ist ja hell und opolen, die silberne See verfärbt sich und wird bleiern, über die kleinen, langhinrollcnden Wellen huschen die Feusrboten des anbrechenden Morgens. Die Nacht beginnt zu brennen, aus ihrer wsißen Asche schlagen Flammen. Wie mit Posaunenstöhen erhebt sich die Sonne und zeigt ihr blütenweihes Antliiz. Und dann stürzt das Feuer wie Blut in das blütenweih« Antlitz: der Tag ist da, die goldene Sonne ist erschienen! Dieses lyrische Vorspiel kann man manchmal an der deutschen Oslseeküst« erleben, das herrlich« Schauspiel der weissen Nächte aber blendet die Bewohner der nördlichen Länder viele Wochen. In . Estland und in Nordruhland habe ich weiße Nächte erlebt, die schönsten Nächte aber erlebte ich auf einer Reise, die über den Polarkreis in Norwegen nach Lofoten führte. Bon Trontheim, nur bis hierher fährt die Eisenbahn, die Strecke nach Bodo ist noch im Bau, vom alten Trontheim fuhr ich auf einem Küstendampfer mitten tn das Wunder der weißen Nächte hinein. Die Route führte zwischen Inselgewirr, Schären und Klippen an der wahnsinnig zerfetzten Feisenküst« nordwärts, berührte viel« Fjords und legte an mancher Station an. Diese kleinen Städte lm nördlichen Norwegen bestehen oft nur aus zwei oder drei Straßen. Di« Häuser sind meistens Holzhäuser, und wenn«in Schiff kommt, scheint Feiertag zu sein. Wie sich in Rußland um die Bahnhöfe das Volk sammelte, wenn ein Zug anrollte, so drängen sich an die Landungsplätze unseres Schiffes viele Leute, Frauen und Kinder, Männer und Mädchen. Post und Waren wurden gelöscht, Passa- giere gingen von Bord, das Schiff war wie Gruß und Botschaft aus dem fruchtbareren Süden, der sich vom hohen Norden durch versteinte Felsengebirge, Gletscher und Schneefelder absperrte. Am zweiten Morgen unserer Reise überquerten wir den Polarkreis. An» Abend wurde die Stadt Bodö erreicht. Auch diese Stadt, sie ist ein bedeutsamer Ausfahrthafen für d:e Losotstscher, erinnert an russische oder frühamerikanische Städte. Die meisten Häuser sind Holzhäuser, es gibt viele Magazine, Kauf- laden, Agenturen und einige Banken. Die zwei größten Steinhäuser beherbergen die Post und die Kranken. Der Kai wimmeste von Menschen. Das Schiff wurde von Zeitungsjungen belagert. Die Norweger sind begeisterte Zeitungsleser. Fast jede klein« Stadt hat ihr eigenes Journal. Im Hafen lagen viele Fischereidampfer und zeigten den Dahlen Wald ihrer hohen Masten. Die Felsen des Vor» gebirges blauten. Der Abend war taghell. , Nach einer Stund« verließen wir Bodö . Unser Schiff, ein Dampfer der.�urtigroute", fuhr in den West- fjord hinein, in den gewaltigen Mesrssarm, der vom Atlantischen Ozsan herüber nach dem Festland greift und die zertlüstst« Felsen« kette der Lofoten und der Westeroalsn mit Reichtum und Aben« tsuern versorgt: mit den Milliardenschwärmen der Hering« und vör allem der Dorsche. Der Westfjord bei Lofoten gehört zu den fisch- reichsten Gewässern der Well. Nach drei Stunden Fahrt erblindete plötzlich di« weiß« Nacht. Grau und schwer sackte der Nebel über dem Wasser. Di« Schiff»- Maschinen stoppten, di« Sirenen schrien kläglich um Hilfe. Auch heute konnten wir nicht schlaf«». Wir standen an Bord und starrten in den Nobel. Er lichtete sich nach einer kleinen halben Stund« und wurde wie eine gigantische Kulisse nach einem noch gigantischeren Schnürboden emporgerisscn. Wir fuhren weller. Die ersten Felsen stiegen aus dem schimmernden Meer. Nach einer kleinen Stunde Fahrt brannten die Rampen- lichter einer Station auf und wurden von der««ißen Nacht beinahe Überblendet. Neue Felsgebirge wuchsen aus dem Ozean und bauten steile Wände für das Schauspiel, da» uns nun erwartete: das Schiff lenkte in einen schmalen Wasserarm ein, und vor uns standen einige Fabriken.
Fabriken in der weißen Stacht! Fabriken üb«r dem Polartreis! Der Landungeplatz wurde von großen, hohen Lagerhallen um- säumt. Bor den Hallen war in jener Nacht«ine bewegte Verfamm» lung. Männer, Frauen, Kinder, Mädchen und junge Burschen er- warteten um Mitternacht das Schiff! Stamsund war erreicht und zeigte die Fabriken, in denen aus Dorjchköpsen und Fischgräten das weiße Fischmehl für die deutsche Schweinezucht hergestellt wurde. Die Vorräte, hohe Stapel, lagen haushoch über«inand«rgeschichtet an den Fabriken, an den Lagerschuppen und verpesteten die Luft. Wir gingen an Land. Das Land war kein Land inst Grün oder Gras, Blumen oder Gärten, das Land war nackter Stein und Schutt mit den Fabriken, den Lagerschuppen, den Wohntasernen der Arbester. Di« weiße Nacht verlor alle Magie. Die zu Hunderttausenden auf. einandergestopelten Fischköpf« mit den tot«n Augen und den auf- gerissenen Mäulern verwesten lautlos. Die Arbeiter und die jungen Mädchen aus den stinkenden Fabriken standen am Schiff, lachten, erzählten und gingen auf und ab. Wir fuhren bald weiter. Das überragend« Wunder dieser Inselgruppen, di« Losotwand, wuchs tausend Meter hoch aus dem Meer und war erhaben über allem Fisch- und Proletarierdasein. Noch«inmal wollte un» der Nebel überfallen, ober das Licht war stärker, und als wir gegen 1 Uhr nachts in Svolva« landeten, war heller Tag. Die Sonne kreiste Himer den Bergen und verströmt« Leuchtkraft. Das klein« Hotel, in dein ich schlief, zeigt« am Treppenaufgang, in einem kinn- merlichen Wandgemälde die Sehnsucht der Inselbewohner: das süße Kitschbikd einer llalienischen Landschaft mit Weingärten, Palmen und dem rauchenden Desirv. Auf Lofoten , auf der Infel Stora Molla, habe ich in den fol- g«nd»a Wochen vi«lt weih« Rächt«»rl«bt Auf dem Schiff nahm man die weiße Nacht als Reiseüberraschung hin, sie schien zur Fahrt zu gehör«» und nicht» al« ein gutg«wähUer Programmpunkt zu sein. Auf Stora Molla ot>«r, als der erste Abend kein Abend wurde und die Nacht roeggewischt war von der Erd« und vom Himmel, da stürzte aller Hochmut und das Laben wurde zum Traum. Der weiß« Korallenstrand am nahen Meer, das Geschrei der Elstern und der Möwen, der Blumendust der blühsnden Wiesen, der verklärte Htm« mel, die«rleuchtet« Erde die Schären draußen In der Bucht und di« weißen Schneeselder drüben auf dem Festland: da? alles machte erst di« Menschen lebendig und voller Blut, die heidnischen Männer und verwegenen Frauen, die in dieser Landschaft lieben und hasien und die Knut Hamsun in seinen Romanen eingsfangen hat. Das Haue, in dem ich zu Gast war, stand auf einem kleinen Felsenhügel, und von dort aus tonnte man die zarte und auch di« pathetisch« Schönheit der Lofoten sehen, diesen großartigen Zusam« menllang zwischen Felsen, Himmel und Wasser. Nach dem Strand« zu lagen die kleinen mit Gras gedeckten Häuser der Siedlung. Die Bewohner waren Fischer, die jetzt im Sommer über dem Polarkreis ein wenig Landwirtschaft betrieben. Der Kolfitrom ist der schöpfe- risch« Lebensgestalter an jener Küste. Tag und Nacht waren sich gleich, immer flutete Licht, aber an den verdunkelt«» Fenstern der Hütten konnte man beobachten, wer den ewigen Tag zur Nacht machte und schlief. Noch gegen Mitter. nacht kamen die jungen Burschen aus nahen Höfen oder von der Station her und besuchten die Mädchen unserer Siedlung. Gelächter läutete in die helle, sternenlose Nacht. Und es wurden dielelben Spiel« ausprobiert und gespielt, die in den schönen Nächten auch in Berlin oder Dresden ausprobiert und gefpiell werden. Manchmal, wenn mein Gastgeber und Freund, der Doktor, schon schlief, bin ich nachts gegen zwei Uhr mit fünf Tag« alten Zeitungen au« Berlin über den Korallenstrand nach den Klippen gegangen. Da» Meer schimmert« und brandete. Di« Wildgänse, di« Kormoran «, di« schreienden Möwen waren noch wach. Fisch« sprangen au» der silbernen Flut. Bon den hohen Bergen riesellen klein« Bäche und suchten glucksend den Weg zum Ozean. Keine Sonne stand am Himmel, sie kreiste hinter den Gletschern, aber ihr Licht war da, ihr Glanz und ihre Schönheit. Und da saß ich auf den Klippen und wollte lesen. Aber ich las nicht. Die weiße Nacht war versührerischer al» alle Druckerschwärze.
Qerdland: cm'Merzanfdem./lfplmU Frühmorgens» wenn die Straßen gekehrt werden, dann fegt man auch die ll«in«n, blutroten Papierherzen hinweg, die vor dem Eingang zu d«r nachgemachten Apachenlneip« sich mit dem Unrat der Straße vermischen. Frühmorgen« ist die Straß« abgeschminkt. Aber nachts gibt die nachgemacht« Apachenlneip« ihr da» Geprägs. Nachgemachte Apachenkn«ipe, was ist denn das? Und welche Straß« ist gemeint? Es ist eine kleine Straße im Westen unserer Stadt, misten in dem Getriebe der Weltstadt, in der Gegend der Kinopaläst« und des Hochbahnbogens, mitten drin und doch weltenfern. Es ist eins sogenannte„verrufene Straße", eine„freudlose Gasse", eine„Straße der letzten Liebe"... Hier gibt es«ine Kaschemme sür die pikfstnen Leute aus dem Westen, eine Apachentneipe, erfüllt von dem süßlich- fauligen Moderduft dekadenter Eleganz, eine„Driginalkaschemms" mit schwülen Ampeln und nackten, rohen Kellerwänden, mit rabiaten Rausschmeißern, mit Arbeitslosen, die für«in« Mark sechzig Gannoven und schwere Jungens mimen und kleinen Nutten, die sich selbst spielen... Ein Orchestrion faucht ynd kreischt seine Molodien, an der Theke lehnen Mückenpaul und Dollbrägenorse, Matrosenfranz, Bollenülli und Ida mit der lallen Hand und be- grüßen die«intretenden Damen und ihre Smotingtaoaliere im Mulackstraßenjargon. Das ist nämlich das Wesen der ganzen Sache, deshalb gehört«s zum guten Ton bei diesen dekadenten, bornierten, aus den Latschen tippenden Leuten, hier gewesen zu sein, well „Unterwell" die große Mode ist, der letzte Schrei einer mit Sen- fationen und Nervenkitzeln durchgepeitschten Menschheit. Der rauhe Bouillonkellerton, die primiliv-obszön«n Bilder an den nackten Wänden, die Wollmügen und Knüpplücher, die rabiate Art des schweißigen„Dschigolos", das alles kann den Dämchen und Herrchen so gefallen, das finden sie nicht in den Luxuspalästen, die Mulockstraße hat sich zu ihnen bemüht, zu ihnen, die sich�tagsüber umtänzeln und umdienern lassen von ihren Domestiken und Speichelleckern... Diese Zoten und dieser Unflat, dieser Gannovenjargon (eine Mark sechzig!) und diese verworfenen Blicke(husch, husch ins Bett!), das ist— weiß Gott — mal etwas andere» als di« öden Hausseste, Bankette, psrquet» lunüneux usw.. Frau Lona geht durch den Apachenkeller, bahnt sich ihren Weg durch di« entfachte Menschheit, Frau Lona bietet Herzen an, klein«, blutrot« Herzchen aus Papier. Stück für Stück: fünf Groschen.
Man muß Frau Lona das genaue Geburtsdatum geben, denn die Herzen sind aufklappbar und innen findet man«in /Horoskop. Di« Herzen defestigen die Klassefrau«», die Gattinnen und Göttinnen an d«r Stellt, wo bei Frau Lona und bei dsn kleinen Nutten das Herz sitzt, und wo diese Damen raschelnde Geldscheine zu tragen scheinen... Frau Lona ist«in Original. In dieser narkotisierten Mmo- sphäre, in diesem moderduftenden Milieu wirken rhrs tomatenroten Haar«, ihre resedogrün getuschten Äugendeckel und ihre zinnöbsrn- manikürten Fingernägel so, als hätte man Frau Lona bei«in« Schönheitskonkurrenz im Raritätenkabinett zur Königin gewähll. Sie hat nun ihre Horoskopherzen schon verlauft und sitzt in einer Ecke hinter der Bar, ist ganz allein, mitten in dem Dirnen- gejankere, mitten in der für die reichen Laut« arrangierten, krampfigen Gemeiicheit. Vielleicht denkt sie an jemand, den sie einmal mll ihrer Sehnsucht bedacht hat, vielleicht denkt sie an ihr ZuHaus«, an ihr krankes Kind, für dos sie diese tragische Groteske spiell, vielleicht.... ach, was weiß ich... Da tritt«in junger Rdann vor sie hin, verneigt sich und will mit ihr tanzen. Er weiß nicht, daß sie die Herzsnoerkäuferin ist, er weiß nicht, daß sie«in« bezahlt« Stinnnungskoriositöt ist. Und st« tanzen. Der jung« Mann hält«inen schlanken,-kühlen Körper in seinen Armen, einen Körper, der erbebt, als«r ihn fester an sich zieht... Die Musik bricht ab. Es ist Polizeistunde. Die abgekämpften Menschen wälzen sich zum Ausgang. Frau Lona geht in di« Garderobs und schminkt sich ab. Draußen flattern die Herzen zu Boden, draußen wartet der Jung«... Sie geht hinaus. Da ist er schon. Aber er est ja nicht ollein. Er steht zusammen mit einer nicht mehr ganz jungen Dame in einem kostbaren Pelz, die einer Limousine entstiegen ist. Frau Lona geht an ihm vorbei und grüßt. Und sieht, wie sich sein Gesicht zu einer hämischen Grimasse verzieht. Laut sagt er zu seiner auf„jung" zurechtgedeichselten Aushältenn:„Do schau her! Sieh dir die an! Da« ist di« größte N«pp«rin in diesem Puff!" Frau Lona ist schon well gegangen. Sehr weit. Sie geht die trostlose Straß« entlang. Dann reißt si« sich das rote Papierherz von der Brust und wirft es zerknüllt in die Gosse, auf den opolen schimmernden Asphalt... Es ist ein Horoskop darin, das für tausend andere bestimmt ist, das taufend anderen Glück und Segen verheißt. Und das trifft für sie nicht zu... Frühmorgens, wenn di« Straß«» gekehrt werden, dann fegt man auch di« klein«», blutroten Papierherzen hinweg..,
€ma tBOfing: tkuheiage in einer ßlleinfladl Dl« geplanten Ruhetag« in einer Kleinstadt sind«in Kapitel m deinem Leben; denn sie waren deine Sonne im grauen Einerlei des Winters, dein« Wünsche umkreisen sie unabläßlich und dein« Sehn- sucht lief elf Monat« und drei Wochen mit ihnen spazieren. Du armer Erdenwurm tn der Millwnenstadt, du wurdest erdrückt oon d«n Verkehrslärm, von der Hast der Mensche« und den vislen Unfreundlichkeiten in deinem eigenen Leben. Die Ruhetag« in einer Kleinstadt, si« sollten deinen Nerven di« nötig« Beruhigung, deinem Körper den unbedingt erforderlichen Nachtschlaf und deinem inneren Menschen di« Lösung des Rätsels Ich bringen. Und endlich landest du in der Kleinstadt, du Berlin -Entsieuchter! Du mietest«in Zimmer und guckst glücklich und neugierig zugleich durch die Butzenscheiben auf die naheliegenden Häuser der Straßen- reihe gegenüber. Du liest die Iahreezahlen üb«r den Haustüren und di« frommen Sprüche der Erbauer mit den guten Wünschen sür sich selbst. Du siehst den Hausbewohnern in die Stuben und ziehst dich scheu vom Fenster zurück, betroffen ob so viel ungewolller Ausdringlicksteit. Doch, wenn du auch in der Mitte deines Zimmers stehst, siehst du noch, daß deine Nachbarn gerade Brotkartofseln essen. Die Nachbarn sind nämlich deine einzige Augenweide und sie wohnen sich auf der Hauptstraß« dieser Kleinstadt genau so qualvoll nahe, wie die einzelnen Mietparteien in den Berliner Hinterhäusern. Doch, nicht wahr, was geht dich dein Gegenüber an? Du suchst doch die Ruhe! Und während du noch an die Ruhe denkst, merkst du bereits, daß di« Automobil« in der Kleinstadt viel heftiger und öfter hupen als in Berlin . Das ist nötig: denn alle Gassen münden auf die Hauptstraße und die Zugänge sind unübersichtlich. Es gibt allen Menschen betonnte Unterschied« zwischen Automobilen, Mrnor- rädern mit Beiwagen und Fahrrädern. In d«r ruhigen Kleinstadt aber hall man peinlich genau und merklich auf di« Signal- abwcichungen. Die Automobile hupen lang und eigentlich an» dauernd, die Motorräder mit Beiwagen bibbern an jeder Straßen- eck« und die Radsahrer üben sich in der Nachahmung der»er- schiedenen Glockenspiel« von Bedeutung. Ein hohes Bünbim, das von dem Oberdeck eines Lastautos er- klingt, geht dich nichts an, da es nur für die Bier begehrenden Wirtschaften praktisch« Bedeutung hat, ebenso brauchst du dich nicht um das tiefe Bumbum eines anderen Lastautos zu kümmern, weil es nur verkündet, daß das Hausmüll jetzt abgeholl wird. Das durch- dringende Kliklin aber ist das Glockenzeichen der Kleinbahn, das nicht bloß b«i günstiger, sondern bei jeder Windrichtung die Kten- fta&t erfüllt. Dir gegenüber hämmert«in Schmied, und da der Mann sich lanasam umstellen muß, repariert er neuerdings auch Rundfunk- geräie und du hörst mitunter die Stimm- eines dir bekaniuen An- sager», wenn gerade ein Lautsprecher, der bei dem Kunden zu Hause nicht funktionieren wollt«, beim Schmied angeschlossen ist. Die erst« Nacht schlofft du nicht, weil du gewissenhaft nach- rechnest ob nicht, prozentual betrachtet, der Lärm in der Kleinstadt größer ist als der in der Großstadt. Die zwelle Nacht bist du über- müdet und schläfst infolgedessen«in. Aus Wachen und Schlafen werden Tag« und mll ihnen wächst du in die Gepflogenheiten der Kleinstadt hinein. Deine Nerven beruhigen sich und dein« Sinnes. eindrücke treten untereinander nicht mehr in den Wettbewerb um größte Schreckhaftigkell. �.... Eines Morgens jedoch, da springst du aus dem Bett, vergißt die Hausschuhe anzuziehen, willst barfuß ans Telephon eilen und denkst darüber nach, welche Nummer hier wohl das U«b«rfaLkoinmando haben kann. Hallt doch die ganze Straße wider von einem fürchter. lichen Schrei. Rechtzeitig erinnerst du dich daran, daß überhaupt kein Telephon im Haus« ist. Als Ueberfallkommandoerfatz eilst du ans Fenster. Da stürzen Blamage und Beruhigung in holder Zwei- einlgkeft auf dich ein. Wird doch nur«in auf einen Wagen ge- ladenes Schwein durch die Stadt transportiert. Ein« Frau zieht den Wagen,«in Mann schiebt mit einer Hand nach und tätschelt mit der anderen den Kops des Schweines, damit das Tier sich nicht zu sehr aufregt und auch nicht«in Gramm seines sorgsällig angefütterten Gewichts verliert. Nach und nach gewöhnst du dich an alles und sprichst schließlich nicht nur die Geräuschlosigkeit als Ruhe an, sondern du weißt, daß es für dich ebenso gut Ruhe ist. wen» Hirn oder Hände für eine Zeitlang gewohnter Arbeit entsagen dürfen. Wenn du diesen Zustand tiefsinnig empfindest, dann hüll ausgerechnet im selben Augenblick ein Berliner Motorrad vor deiner Tür. well es plötzlich und un- erwartet bockig geworden ist. Es lärmt,«s knattert, es macht aus dem Stand heraus Sprünge. Ws ob es nach dem Kommando eines Funkgymnastiklehrers ging«, fliegen rhythmisch dem Führer und seiner Begleiterin die Ferf-n ans Gesäß. Du bist kein Fachmann. jedoch hast du es bald heraus, das arme Mowrrad leidet an Gas- Verstopfung. Plötzlich gibt es«inen gewalllgen Knall, das Motorrod pufft und stinkt sichtbar. Und während dir der schwarz« Rauchjchnee ins Gesicht stäubt, rattert dein Mit-Berltnor vergnügten Herzens und krachfrohen Mutes dem Lärm der Großstadt zu. Du aber wirst milde und denkst nicht mehr bitterbös«» Sinnes cm die tvbende. ratternde Millionenstadt. Die„Ruhe in der Kleinstadt " hat di« Widerstandskraft deiner Nerven erheblich gekräftigt, du stehst jetzt nicht mehr in jedem Kraft- fahrzeugführer deinen persönlichen Feind und dein« gütig« Seelen- grundsttnlinimg begabt sogar den Radiolautsprecher deines Berliner Nachbarn mft einem reinen Ton. Du merkst es, der Krach in der Kleinstadt Hot dir gut getan und dich unbedingt gekräftigt zum all- täglichen Krach mit deinem liebsten Nächsten.
Itie packt man den Stucksack? Was alles in den Rucksack gehört, das wissen die meisten Wan- derer, vielfach über nicht, wie ein Rucksack gepackt wird. Sie klagen dann aus Wanderungen auch sehr schnell darüber, daß der Rucksack so drückt. Blickt ittan in sä ein-n Rucksack hinein, so sieht es darin immer aus wie Kraut und Rüben. Ein zweckmäßiger Rucksack muß wasserdicht und möglichst groß sein. Er soll Settentaschen und recht breite, aus der Innenselle abgefüttert« Trageriemen besitzen. Die verschiedenen Sachen, di« man mitnimmt, läßt man nicht einzeln tm Rucksack liegen. Man ordnet sie vielmehr nach ihrer Zusammen- gchörigkeft und packt sie in einzelne Beutel oder Säcke. Da, wo der Rucksack auf dem Rücken aufliegt, sollen weiche, dem Rücken sich an- passende Gegenstände liegen. Man wird dahin also am besten Wäsche, die Schlafdecke und dergleichen verstauen. Dann folg«» Schuhzeug, Waschzeug und Vorratsbeutel. Di« schwersten Ding« sollen dem Rücken am nächsten, di« leichtesten am«nffernttste» liegen. Je flacher und gleichmäßiger ein Rucksack gepackt ist. desto leichter läßt er sich tragen. Man vermeid« es, schwere oder pendelnd« Gegenständ« außen auf den Rucksack zu packen, weil gerade diese Anhängsel das Tragen unnütz erschweren.