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Bestechungsgelder für Bürgerblock. Geheimes Rundschreiben zum fächsischen Wahlkampf.

In einem Augenblid, wo die deutschen   Unternehmerver. bände auf der ganzen Linie nach 2ohnabbau schreien, meil fie angeblich nicht mehr eristieren fönnen, geben die sächsischen Industriellen ein Rundschreiben heraus, das die Mitglieder auffordert, tief in den Säckel zu greifen und zur Betämpfung der Sozialdemokratie einige Millionen Morf in den Wahlkampf zu wer fen. Es ist wirklich ein günstiger Wind, der gerade in diesem Zeitpunkt das Geheimschreiben in die Deffentlichkeit ge­weht hat:

3. M. 6/30.

Betrifft:

Berband Sächsischer Industrieller

Landtagswahlen 22. 6. 1930.

Dresden  , den 31. Mai 1930. Bürgerwiese 24, I.

An unsere Mitglieder!

Am 20. Mai wurde der Sächsische Bandtag aufgelöst, nachdem es furz zuvor gelungen war, eine Regierung zu bilden, die aus verschiedenen äußeren und inneren Gründen gewiffe Hoffnungen auf eine Beständigkeit begründete. Die Ursachen der Auflösung find sattsam befannt; wir brauchen also hier nicht darauf einzus gehen.

Auch darüber bedarf es vor Ihnen gewiß feiner Ausführung,

was von dem

Ergebnis der Neuwahlen abhängt

und welche Schwierigkeiten diefe bieten. Die Industrie, das mirt­schaftliche Rückgrat des fächsischen Staates, hat in ihrem schweren Kampfe um ihren ungefährdeten Bestand innerhalb eines partei­zertlüftéten Gemeinwesens jede Ursache, ihre

Intereffen in dem Wahlkampfe

zu vertreten. Unserem Berbande, der seine parteipolitische Neu­tralität betont, erwächst die Aufgabe, den wirtschaftsfeindlichen Richtungen der Parteipolitit, die gerade in einer Zeit der allge­meinen Depreffion zu einer verhängnisvollen Herrschaft drängen, Widerstand zu leisten und die Kräfte nachdrücklich zu unterstüßen, die für eine positive und wirtschaftsfreundliche Politit eintreten. Mit Worten allein ist es in Anbetracht des großen Aufwandes der margistischen Parteien, die bekenntlich seit langem zu dieser Reuwahl rüsten, nicht getan.-

In dieser Erkenntnis hat unser Borstandsrat einstimmig be­schlossen, alle Verbandsmitglieder zu einer Wahlipende aufzufordern. Die Höhe des Beitrages ist nicht begrenzt, doch hält es der Vor­standsrat nach reiflicher Erwägung für unbedingt notwendig, daß jede Mitgliedsfirma wenigstens 1 Mart für jede in dem Betriebe befchäftigte Person

entrichtet. Für freiwillige, d. h. über diesen Mindestbeitrag hin­ausgehende Spenden wäre der Borstandsrat besonders dankbar.

Das Wahllonto" des Verbandes ist bei der Allgemeinen Deut­ schen   Kreditanstalt zu Dresden  - 2, Altmarkt 16( deren Postscheck­fonto lautet: Dresden   Nr. 172), errichtet. Dorthin bitten wir den erwähnten Beitrag zu überweisen.

Wir fennen die Bage, in der sich heute die Unternehmerschaft hefindet. Bir missen aber auch, daß die Lage, die es zu beffern gilt, schlimmer werden mürbe, menn wir ums jeht nicht gemein fum zu einer besonderen Anstrengung entschließen, denn die Ge fahr, daß die Wahlen vom 22. Juni 1930

eine lintsradikale Mehrheil

Die Weisen aus dem Abendlande.

LOHNABBAU

H

INDUSTRIE ERZEUGNISSE

LANDWIRTSCHAFTLI

PRODUKTE

Also, da gehts ins gelobte Land!"

Kaufen? Wovon?"

FCORATI

Budgetsfandal in Frankreich  .

Sieben Milliarden Reserven( 1150 Millionen Mart) spurios verschwunden!

Paris  , 11. Juni( Eigenbericht.)

Der Berichterstatter der Finanzkommission der Kammer hat fest­gestellt, daß aus den Reserven des Schahzamfes

Härte der Referent der Kommission, Abg. de Chappebelaine, daß das Projekt in der von der Regierung eingebrachten Form nicht durchführbar sei, da

die Mittel dazu nicht vorhanden

sieben Milliarden Franken verschwunden find. Die Mitteilung darüber hat in parlamentarischen Streifen eine find. Denn das franzöfifche Shazamt befiße nicht, wie die offiziellen Be stürzung ausgelöft, deren Rückwirtungen auf politi3iffern Poincarés, Chérons und Tardieus behaupten, eine Rejerne non 19 Milliarden Franken, sondern lediglich 12 Milliarden! Wo die fehlenden sieben Milliarden hingekommen sind, das weiß er nicht vielleicht werde der Herr Finanzminister darüber nähere Ausfimft geben fönnen.

in den Bandtag führen, ist eruft. Deshalb hat auch der Borstands. rat die fefte Ermarhmg ausgesprochen, daß alle Mitglieder einigem Gebiet vorerst noch nicht abzusehen find. mütig feinem Appelle folgen und dem Berbonde durch rechtzeitige Sumeifung der Wahlbeiträge die Mittel verschaffen werden, die ihm einen wirffamen Abwehrtampf ermöglichen.

Mit vorzüglicher Hochachtung Berband Sächsischer Industrieller gez.: Wilhelm Bittte.

Borsigender.

Franz Miethte. Syndifus.

Die Frankfurter Zeitung  " stellte nor furzem fest, daß Die Frankfurter Zeitung  " ftellte nor furzem fest, daß die fächsischen Industriellen nur deshalb so erbitterte Gegner einer Regierung unter führender Beteiligung der Sozial- führte demokratie gewesen seien, weil eine solche Regierung ihren Plänen auf Lohnabbau im Wege gestanden hätte. Nun miffen mir, meshalb der Verband Sächsischer In dustrieller in geradezu schamlos offener Weise den Wahlkampf der bürgerlichen Parteien finanziert.

Immer neue Lebensmittelfarten.

Berschlechterung der Bersorgung Mostaus. Der Telegraphen- Union zufolge wird aus Moskau   amflich gemeldet, daß fich in der letzten Zeit die Berjorgung Mos­faus mit Lebensmitteln fe hr verschlechtert hat. Die Zentral­fommission für die Berforgung mit Lebensmitteln der Stadt Mos­faa hat an den Handelskommiffar Mikojan   ein Gesuch gerichtet, in dem sie erklärt, daß in der lehten Zeil die Versorgung Moskaus   mit Lebensmitteln stort gefährdet sei und daher befondere Maßnahmen getroffen werden müßten, um die Versorgung der Stadt zu regeln. Sie verlangte fofortige Ausgabe von neuen Lebens­mittelfarten für andere Lebensmittel, die bis jeht noch nicht eingeteilt waren. Das Kommiffariat für Junenhandel hat versprochen, die nötigen Maßnahmen zu treffen, um die Mißftimmung der Moskauer   Bevölkerung zu beseitigen. Maffenhinauswurf von Intellektuellen aus der RP. Rußlands.

Nach meiteren Meldungen der TU. aus Moskau   murde auf der Sigung der Mostauer Bartéitonferenz am Montag mitgeteilt, daß im Baufe des letzten Jahres aus der Moskauer Parteiorganisation 14 000 ommunisten ausgeschlossen worden seien. Ban den Ausgeschloffenen sind 7 Broz. Bauern und 9 Proz. Arbeiter; die übrigen sollen der Intelligenz angehören.

Die Auflegung der Houng- Anleihe. Das Reichsanleihe Konsortium hat unter Leitung der Reichsbant

gestern die deutsche Ausgabe der internationalen 5% pro­zentigen Younganleihe des Deutschen Reichs in Höhe von 36 Millionen Mart übernommen.

Das Anleihetonsortium wird am 12. und 13. Juni die Anleihe zur öffentlichen 3eichnung zu einem Rurs von 90 Broz auf legen. Zeichnungsstellen sind die Mitglieder des Reichsanleihe- Ron­

Die Vorgeschichte der Affäre hängt aufs engste mit Tardieus berühmtem meritanishem milliardenprojett zur Hebung von Handel, Industrie und Landwirtschaft zusammen. Man erinnert sich, daß seit dem Ende des Poincaréschen Regimes in Frankreich   eine steigende Unzufriedenheit mit der Spar politif der Regierung sich geltend machte, die, anstatt die aus den Steuer einnahmen erzielten Milliardenüberschüsse zu produktiven Zweden zu permenden, das Geld dem Staatsfädel zuführte und als tote Re­ferne liegen ließ. Diese Politik des Chéronschen Sparstrumpfes führte feinerzeit zum Sturz des ersten Kabinetts Tardieu, da das erne liegen ließ. Diefe Politik des Chéronschen Sparstrumpfes Barlament sich meigerte, die Politik Chérons weiter mitzumachen und der gestürzte Finanzminister das ganze Kabinett mit sich riß. Ats Tardieu das zweitemal ans Ruder fam, überraschte er das Band mit der Erklärung, die Regierung werde die angesammelten Reserven- sie wurden von Chéron auf 19 milliarden Franken beziffert. im Rahmen eines Riesenprogramms zur Hebung von Handel, Industrie und Landwirtschaft und zur Befruchtung des gesamten Wirtschaftslebens Frankreichs   verwenden. So entstand das berühmte Milliardenprojekt Tardieus, für das ursprünglich Ausgaben in der Höhe von fünf Milliarden vorgesehen waren, die nach und nach bis auf 17 Milliarden Franken erhöht worden waren. 3war war die Idee nicht ganz neu fie mar genau genommen ein Plagiat, das sich verschiedene, seit längerer Zeit von Sozialisten und Radikalen ausgearbeitete Forderungen und Pläne zunuze machte. Trotzdem ließ fich nicht leugnen, daß Tardieu durch das Aufgreifen des Wirt schaftsproblems der Linken seine Popularität sehr verstärken fonnte. Tardieu mar auch ganz der Mann dazu, den fremden Federn, mit denen er sich schmückte, den Glanz einer großzügigen amerikanischen  Reflame zu verleihen.

Der Gesetzentwurf über das Milliardenprojekt der Regierung wurde also der Finanzkommission zur Behandlung über­geben, die am Mittwoch vormittag mit der Beratung begann, und da schlug die Bombe ein. In seinem Bericht über den Entwurf et

www

In begreiflicher Erregung verfammelte sich am Mittwoch nach mittag die Finanzkommission zum zweitenmal, um aus dem Munde des Finanzministers Reynaud   die Lösung des Rätsels zu er fahren. Dieser blieb die Auskunft aber schuldig. Er sprach von gewissen Zuwendungen und Zuschüssen an das Budget, die von Herrn Chéron teils nicht gerechnet, teils in ihrer höhe wesentlich unterschätzt worden waren. Der Kommission war mit diesen Aufklärungen, die feine sind, begreiflicherweise ebensp­wenig gedient wie der Deffentlichkeit, der diese geheimnisvollen Vor­gänge übrigens durch die Presse vorläufig verschwiegen

werden.

Einigung in Bordeaux  . Gemeinsamer Resolutionsentwurf.

Bordeaux  , 11. Juni.  ( Eigenbericht.) Der Sozialistentongreß hielt am Mittwoch vormiffag feine Plenarsihung ab. Alles Intereffe lonzentrierte fich auf die Resolutionstommiffion, an deren Beratungen fich u. a. Leon Blum  , Paul Boncour  , Renaudel und Paul Faure   be­teiligten. Nach langer Debatte einigte man sich auf einen von Le Troquer vorgeschlagenen Entschließungstegt über die allgemeine Politik des Borstandes und über den Rechenschaftsbericht. Zunächst mollte die Rechte des Kongreffes( Renaudel) eine Gegenrefolution vorschlagen. Als jedoch auf Antrag Leon Blums   der Le Troquer­Tegt bestimmte Aenderungen erfuhr, erklärte fich die Rechte eben­falls mit der Entschließung einverstanden. Damit war praffisch die Einigung erzielt.

Um 5 Uhr nachmittags trat das Plenum des Kongresses wieder zufammen. Man hofft, in einer Nachtfigung die Tagung abschließen zu können.

fortiums. Die Bezahlung der zugeteilten Stüde   hat in der Zeit| Art, daß russische   Regierungsbehörden sich fünftig nicht mehr in inner­Dom 16. bis 25. Juni 1930 zu erfolgen. Die Anleihe ist mit halb-| deutsche Verhältnisse einmischen und die Förderung der tommunisti­jährigen Zinsscheinen, fällig am 1. Juni und 1. Dezember, aus­gestattet. Ihre Laufzeit beträgt 35 Jahre, jedoch kann das Reich sie ganz oder teilweise vom 1. Juni 1935 ab mit sechsmonatlicher An­fündigung zurückzahlen. Kapital und Zinsen werden ohne Abzug irgend welcher gegenwärtiger oder zukünftiger deutscher Steuern ausgezahlt.

fchen Propaganda in Deutschland   unterlassen, abgelehnt. Auch sonst versucht die bolichemistische Regierung, Deutschland   mit nichts. fagenden mündlichen Erflärungen abzuspeisen. Sie verfolgt nach wie vor die Taktik, die Beziehungen zur deutschen   Republif ein. feitig auf Kosten Deutschlands   auszunutzen. Bleibt die russische   Regierung bei ihrer bisher gezeigten Starrköpfigkeit, dann wird über kurz oder lang nichts anderes übrigbleiben, als die Ber­handlungen als ergebnislos abzubrechen und daraus iſt

Die Verhandlungen mit Sowjetrußland Ronfequenzen, vor allem wirtschaftlicher Art, zu ziehen. Borerst ist

Deutscher   Einspruch gegen bolfchewiftische Wühlarbeit

Die nunmehr schon seit Monaten geführten deutsch   rufii schen Berhandlungen über politische Differenzen zwischen Deutschland   und Rußland tommen nicht vom Fled.

Die ruffische Regierung hat bisher eine bestimmte Zusage der

es jedoch noch nicht so weit. Die Meldungen, daß die Besprechungen des deutschen   Botschafters in Mostau mit der Sowjetregierung vor­aussichtlich ergebnislos find, eilen den Tatsachen voraus.

Das Auswärtige Amt   wird über den gegenwärtigen Stand der deutsch   russischen   Verhandlungen voraussichtlich noch im Laufe des heutigen Tages ein offizielles Kommuniqué veröffentlichen.