Handbuch der Internationale.
Standardwerk über Sozialismus und Arbeiterbewegung.
Die Erefutive der Sozialistischen Arbeiter- Internationale be rettet die Publitation eines. grundlegenden Nachschlagewertes vor, das die Geschichte und Gegenwart der internationalen Arbeiterbewegung ausführlich darstellen soll. Das Werk soll in deutscher, französischer und englischer Sprache erscheinen; die deutsche Ausgabe zuerst, den Verlag hat die Buchhandlung I. H. W. Diez Nachf. in Berlin übernommen.
Bon den drei Bänden wird der erste die Geschichte der sozialistischen Bewegung von ihren frühesten Zeiten bis zur Gegen wart nach Ländern geordnet enthalten. Den Einzeldarstellungen der Landesbewegungen geht eine Geschichte der internationalen Organisation der Arbeiterbewegung und eine kurze ideengeschicht liche Darstellung voran. Der Geschichte der sozialistischen Parteien wird jeweils eine Uebersicht über die Gewertschafts-, Genossenschafts-, Rultur, Jugend, Frauen bewegung und des sozialistischen Zeitungs- und Berlagswesens an geschlossen. Ein ausführliches Namen- und Sachregister wird dem Bande angehängt. Der zweite Band soll
die Biographien aller Persönlichkeiten, die in der Geschichte oder Literatur des Sozialismus und der Arbeiterbewegung bejondere Bedeutung erlangt haben,
darstellen. In der ersten Abteilung werden fene Bolitiker, Gelehrte, Gewerkschaftler und Genossenschaftler behandelt werden, die nicht mehr leben, deren Biographie also abschließend dargestellt werden kann. Diese Abteilung wird ein Gegenstück zu den allgemeinen biographischen Nachschlagewerfen sein, die den Sozialismus meistens stark vernachlässigen. In der zweiten Abteilung werden die Daten über die in der Gegenwart praftifch und theore tisch in der Arbeiterbewegung wirkenden Persönlichkeiten, soweit fie eine besondere Funktion haben oder in der Literatur hervor getreten find( Barlamentarier, Wissenschaftler, Gewerkschaftler, Genossenschaftler, Hauptredakteure), gesammelt. Im ganzen werden mehr als neuntausend Personen in diesem Bande be= handelt werden. Der Raum, der der einzelnen Biographie ge widmet wird, schwantt entsprechend den wiederzugebenden Tatsachen zwischen wenigen Zeilen und mehreren Seiten. Im dritten Band sollen
alle fattischen und theoretischen Probleme, die in der sozialisfifchen Bewegung Bedeutung erlangten, nach Schlagworten geordnet, erörtert
werden. Dabei werden vor allem die wichtigsten Beschlüsse internationaler oder Landestongreffe in ihrer historischen Entwidlung berücksichtigt.
Das ganze Wert soll sowohl den Weg zur wissenschaftlichen Erforschung der Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewe gung erschließen, als auch den täglichen praktischen Bedürfnissen des Journalisten, des Partei und Gewertschaftsarbeiters fomie allen politisch Tätigen und Interessierten überhaupt dienen.
Der entscheidende Punkt.
Woher soll ohne Uniform die politische Begeisterung fommen?"
Frankreich für Schiedsgerichtsgeseh.
Borlage fast einstimmig angenommen.
Paris , 12. Juni. ( Eigenbericht.)
Die Kammer hat am Donnerstag den Beitritt Frant. reichs zur internationalen Schiedsgerichts. flausel mit 567 gegen 13 Stimmen angenommen.
Die Regierung hat inzwischen die meisten Vorbehalte, die fie an die Ratifikation knüpfte und die von der außenpolitischen Kommission energisch bekämpft worden waren, fallen gelassen. So wollte die franzöfifche Regierung sich das Recht vorbehalten, alle Streitigkeiten, die auf Grund von Sonderabmachungen, die Frankreich mit den einzelnen Staaten abgeschlossen hat oder in Zukunft abschließen wird, geregelt werden können, der Kompetenz des Haager Schiedsgerichts zu entziehen. Diese Reserve fehlt im neuen Entwurf und wird auf die Formel beschränkt, daß alle
internationalen Berträge respektiert werden sollen. Desgleichen läßt die Regierung die Forderung fallen, daß alle die Die deutsche Ausgabe wird vom Berlag Diet bereits zur Sub- Streitigkeiten, die die souveränen Rechte des Staates und seine nationale Sicherheit berühren, von der Zwangsschiedsgerichtsbarkeit ausgenommen werden sollen. Diese Forderung wird jetzt durch den Baffus ersetzt, daß der internationale Schiedsgerichtshof felbft über die eigene Kompetenz zur Beurteilung des Falles zu entscheiden haben wird
stription aufgelegt. Der Ladenpreis jedes Bandes beträgt 35 Mt., For Substriptionspreis 30 Mart. Die Substriptionsfrist schließt am 31. Dezember 1930. Für die je ein Jahr später erscheinenden Bände behält sich der Berlag eventuell einen entsprechenden Teuerungszuschlag por. Substriptionen nehmen alle Buchhand Im Verlauf der Debatte beglückwünschte der Sozialist Grum fungen, vor allen die Berlagsbuchhandlung Dies. Berlin 68, Lindenbach Frankreich dazu, daß es die erste Großmacht sei, die den Ber ftraße 3, entgegen.s trag unterzeichne und damit einen Schritt meiter zur Befestigung des internationalen Friedens hie einen Schritt, ben die Sozia. liften von Herzen begrüßten, da er eine ihrer ältesten Forderungen und eine Lieblingsidee Jean Jaurés verwirkliche. Die Kommunisten täten sehr unrecht daran, diesen Aft, der eine Borbereitung des Briandschen Planes zur Reorganisation Europas barstellte, ins Lächerliche zu ziehen und als Bluff zu bezeichnen.
Leberraschungen im Fälscherprozeß.
Merlwürdige Aeußerungen des Angeklagten.
Der gestrige Tscherwonzenfälscher- Brozeß brachte noch 3 mei 11eberraschungen Mehrere Stunden, nachdem Sadathieraschwieli den Schimpfbrief Karumidzes an den Rechtsanwalt Dr. Beer verlesen hatte, zog sich das Gericht ganz unerwartet unter Zurücklaffung der Schöffen ins Beratungszimmer zurück. In der 3mischenzeit erschien im Gerichtsjaal Generalstaatsanwalt Wilde. Nach Rückkehr der Berufsrichter erklärte der Vorsitzende, es sei bes hauptet worden, Karumidzes Brief enthalte Berunglimpfun. gen der Sowjetregierung; das Gericht habe nichts Der artiges herausgehört. Sodann erhob sich der Staatsanwalt und gab auch seinerseits eine Erklärung ab, daß Karumidzes Schriftfag seiner Ansicht nach feine Berunglimpfungen der Sowjetregierung enthalten habe. Gollte das jedoch der Fall sein, so rücke die Staatsanwaltschaft ganz entschieden von demselben ab.
Die zweite Ueberraschung brachte Sadathieraschwielis Aussage. Er begann äußerst weitschweifig, schilderte Karumidzes Rolle während des Krieges, die Schicksale Georgiens während und nach der bolichemistischen Revolution, die Berbindung des tautas fischen Komitees und Karumidzes mit deutschnationalen Kreisen, er wähnte den Namen des Generals Kreß von Kressenstein , des Generals Hoffmann und Ehrhardt und erklärte, daß die Anregungen zu den Tscherwonzenfälschungen von deutschen Kreifen ausgegangen feien, die bereits vorher ähnliche Fälschun gen versucht hätten.
Der Staatsanwalt gab feiner Verwunderung darüber Ausdrud, daß diese Behauptung pollkommen neu fei; Sada. thieraschwieli hätte dergleichen früher nie befundet. Ja", er widerte darauf dieser, bis jest habe ich geschwiegen, aber nun, da es hart auf hart geht, habe ich feinen Grund mehr, mit der Wahrheit zurückzuhalten." Wer waren denn die Leute, von denen die Anregung ausgegangen ist?" fragte der Staatsanwalt. Darüber behalte ich mir die Erflärungen vor", lagt Sadathierafchwieli stolz mie ein Spanier. Man darf gespannt fen, mann der Angeklagte fein Geheimnis lüften wird.
Dänische KP. aus!
Uebertritt zur Sozialdemokratie.
Kopenhagen , 12. Juni. ,, Socialdemokraten" neröffentlicht heute eine von 14 ehemaligen führenden Kommunisten Dänemarts unterschriebene Erklärung, in der die Unterzeichneten feststellen, daß fie es nicht länger für möglich halten, in Rahmen der Kommunistischen Bartek zum Mugen der gesamten Arbeiterbewegung zu arbeiten. Sie hätten daher beschlossen, in die Sozialdemokratische Partei einzutreten. Das Blatt erklärt dazu in einem Leitartikel: Bir glauben ohne Uebertreibung diesen Uebertritt zur Sozialdemokratie die end gültige Liquidation des Kommunismus in Dänemart nennen zu dürfen.
Schobers Eisenbahngeseh. Abschaffung von Personalrechten.
Die Regierung hat dem Nationalrat die zweite Novelle zum Bundesbahnengesetz vorgelegt. Als Zweck der Borlage wird an gegeben, eine Reihe von Unvollkommenheiten und män geln abzustellen. Im wesentlichen werden drei Hauptziele verfolgt: Eine Regelung des Dienstrechtes und der Personaloorschriften durch Gesetz bzw. Verordnung soll die personalwirtschaftlichen Schwierigkeiten beseitigen. Hierbei wird den Angestellten eine Frist bis 1. Septembr bzw. 31. Dezember zur Erzielung einer Bereinbarung mit der Leitung der Bundesbahnen eingeräumt. Weiter soll der staatliche Einfluß auf die Bundes bahnen, besonders durch das Recht der Regierung zur Ernennung und Abberujung des Präsidenten und Bizepräsidenten der Berwal tungstommission, sowie der leitenden Funktionäre und durch stärtere Einflußnahme auf die Tarif- und Kredit. politit gestärkt werden. Endlich soll der innere Aufbau den bewährten Einrichtungen bei den Großattien gesellschaften angenähert werden. Zu diesem Zwed werden Verwaltungstommiffion und Vorstand die reine Berwaltung zu führen haben, wobei Präsident und Bizepräsident der Berwaltungs tommiffion gleichzeitig die leitenden Funktionäre des Vorstandes sind. Zur geschäftlichen Ueberwachung ist ein fünfgliedriger von der Regierung ernannter Aufsichtsrat vorgesehen.
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In sozialpolitischer Hinsicht ist an dem neuen Gesetz michtig und bezeichnend, daß der Personalvertretung das weitgehende Mitbestimmungsrecht in Bersonalfragen mindestens start eingeschränkt, wenn nicht ganz genommen wird und daß die Eisenbahner vor die Wahl gestellt werden, zuzuftimmen oder auszuscheiden: Friß Bogel oder stirb!
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Denn gerade dadurch, daß Frankreich den Patt ohne Reserven untera zeichnet habe, sei der Beweis erbracht, wie ernst es damit sei. Der radikale Abg. Cot unterstrich in Uebereinstimmung mit Grumbach den Umstand, daß durch die Unterzeichnung der Schieds gerichtsbarkeitsklausel
Frankreich auf einen Teil feiner Souveränität verzichte. Der ehemalige Ministerpräsident Herriot betonte, daß die internationale Schiedsgerichtsbarkeit nur einen Schritt auf dem Wege zum Frieden darstelle, der aber allein zur Sicherung des Friedens nicht genüge. Das Genfer Protokoll sehe drei Postulate vor: Schiedsgericht, Sicherheit, Abrüftung. Doch fönne Frankreich so lange nicht abrüsten, wie seine Sicherheit nicht garantiert sei. Ebenso sei der Plan Briands untrennbar an die Forderung nach vorherigen Sicherheitsgarantien gefnüpft.
Außenminister Briand betonte, daß auch durch die Schiebsgerichtsbarkeit ein Krieg theoretisch nicht ausgefchloffen werde, probe tilch aber auf immer undurchführbare Schmierigkeiten stoße. In 25 Fällen habe seit dem Kriegsende das Haager Schiedsgericht interveniert. Ihm stehe als Instanz der Versöhnung der Bälterbundsrat zur Seite. Das feien positive Erfolge der Friedens politif, die es erlaubten, der Zufunft mit Optimismus entgegenzusehen.
Paul Boncour unterstrich ebenfalls die Wichtigkeit des neuent Bertrages und beglückwünschte Briand zu seiner Initiative des eurp päischen Staatenbundes. Ohne zusätzliche Sicherheits garantien(!!) fönne natürlich von einer 2 brüstung vor der Sand feine Rede sein.
Die Polizei geht genau so wie früher vor. Zunächst fordert sie die Bontottposten auf, auseinanderzugehen. Widersehen sich die Frei milligen, dann greift die Polizei mit Bambusstöden ein. Die Folge ist, daß sich Menschenmengen sammeln und Steine gegen die Bolizei geworfen werden. Es tommt zu Verhaftungen, Befreiungsversuchen und zu Schießereien. Diese Borgänge werden aus zahlreichen Städten gemeldet. Ueberall find Tote und Verwundete zu verzeichnen. Auf den Dörfern breitet sich die Boykottbewegung ebenfalls aus.
Demonftrationen trot Polizeiverbots.
Als Erinnerung an die blutigen Ereignisse in Schos la pur hatte der allindische Führer einen Scholapurtag" aus. gerufen, der durch eine große Prozession begangen werden follte. Trotz des Polizeiverbots versuchten große Menschenmengen, hauptsächlich Frauen, der Demonftrationsparole am Donnerstag Folge zu leisten. Die Polizei trieb die Massen auseinander, konnte jedoch nicht verhindern, daß sich in vielen Seitenstraßen große Züge formierten, die mit Fahnen, Gejängen und Fackeln durch Bom ban zogen. Bemerkenswert war die aktive Teilnahme vieler Mohammedaner.
Kriegshilfe freibleibend angeboten.
Was Ranting dem chriftlichen Marschall nachfagt. Nanking, 12. Juni. ( Reuter.) Rach amtlichen Berichten der hiesigen Regierung soll ihr General die Schansitruppen anzugreifen, wenn er drei Millionen Fengjuhsiang angeboten haben, auf ihre Seite zu treten und
Dollar und die Erlaubnis erhielte, die Provinzen Tschili, Schansi und Honan mit seinen Truppen zu besegen. Präsident Tschiangfaischet habe das Angebot des Generals abgelehnt und ihm an heimgestellt, als Beweis feiner Aufrichtigkeit zu erst die Schanfi truppen anzugreifen.
Colbans Nachfolger. Der Generalfefretär des Bölterbundes hat am Mittwoch den Griechen Aghnides zum Nachfolger Der indische Kriegsrat gab nach dem Zusammenbruch des Normegers Colban als Direttor der Abrüstungsab. der Salzlampagne den Befehl, Bontottposten vor die eng- teilung des Bölterbundssekretariats ernannt. Aghnides gehört fifchen Geschäftsbäufer zu stellen. Sie sollten die Käufer
am Eintritt in die Läden verhindern. Seit etwa einer Woche wurde
diesem Befehl von den indischen Freiwilligen Folge geleistet, so daß cine empfindliche Störung für das englische Geschäftsleben und eine Schädigung der Inhaber zu verzeichnen war. Jetzt hat der Bizetönig ben Rampf gegen den Bontott der Geschäfte mit den gleichen Mitteln wie gegen die Salzkampagne aufgenommen.
dem Beamtenstab des Böllerbundssekretariats feit 1920 an, Gr war zunächst in der Abrüstungsabteilung und in letzter Zeit in der politischen Abteilung tätig.
Bereinigten Staaten hat Parfelaufschuwung in Amerika . Die Sozialistische Partei der mie uns aus New York gemeldet wird in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ihrer Mitgliedertampagne 6000 neue Mitglieder gewinnen tönnen.