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Är. 273* 47. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Sonnabend, 44. Luni 4930
WochwMt
Ausflüge
Lychen   und seine Seen. Eine von allen Seiten nan Seen umgeben«, also inselartig wirkend« Anhöhe mußte in alten Zoiten zur Bildung eines festen Ortes anlocken, und so fpieAe Lychen   seit dem 13. Jahrhundert eine Rolle in den Kämpfen zwischen Brandenburg   und Meck- lenburg. Heute hat die klein« märkische Stadt in einer mit berechtigter Betonung ihrer Borzüge durchgeführten Propaganda es verstanden, sich eine erst« Stellung in dem friedlichen Wetteifer um die Gunst der Sommerfrischler und Wochenendler zu vcr- schaffen. Daß von der alten B« f e st i. g u n g noch einige Reste übrig geblieben sind, vor allem in dem von einem Storch- nest gekrönten Stargarder Tor ein tadellos erhaltenes Wahrzeichen sich vor- findet, erhöht auch für den die breiten Mphaltstroßen und die Mammuchchiser fliehenden Großstädter das Interesse an dem.Liliput�Znterlakcrt'. Wer für den Wassersportler ist Lrichen eine erste Rümmer. Aus dem Großen Lychen  -See fährt die ronra«tische Wöblitz in den Haus- See, der bei Himmelpfort   einst Kloster, jetzt Haveldorf mit Sommerfrischlern
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Stargarder Tor ia Lychen.
Umgebung
mit dem Stvlpfee in Verbindung steht, durch den die Havel   fließt. Für den bequemen Reisenden bietet die Bahn Furstenbcrg Lychen Tenrplin Eberswolde den schnellen Reisewcg für den Wan­dernden ist Lychen   guter Stützpunkt auf der Tour Rheinslierg Stechiinfe« Lychen   Boitzenburg  . Wurl-, Nesielpfuhl-, Oberpfuhl-, Zens-, Platkow  -, Stadt-, Großer Lychen  -, Kleiner Lychen» und Mellen- See sind durch schöne Pro- nienaden zugänglich gemacht worden. Eine Kurtaxe wird beim Aufenthalt über fünf Tage erhoben, kommt also für Wochenendler nicht in Frage. Wegemarkierungen im ollge­meinen ein wenig erfreuliches Kapitel in märkischen Gegenden finden sich vor; Rund um den Wurlsee(2 Stunden) weiß. Nach dem Stübnigsee(2'A Stunden) rot. Fegefeuer und Küstrinchen  {V.t refp. vier Stunden) orange und Försterei Wupp- garten(4 Stunden). Ein Rundgang um die Stadt erfordert etwa eine Stund«. Für viele Touren ist die Benutzung des Waffer- wegcs möglich. Ruder- und Segelboote stehen am Oberpfuhlfee zur Borfügung: nach Himmelpfort  (Wegemarkierung: blau) und zu Fahrten auf der Wahlitz ist die Benutzung der Dampfer und Motorboote angenehm.
Weltrekord mit dem Tode bezahlt. Major Segrave tödlich verunglückt. London  . 1Z. 3uni. Major Sir Henry Segrove ist am Areitog bei dem Der- fach, mit feinem neven Rennboot»Miß England II" auf dem Mndermere einen neuen Weltrekord anfzustrllcn. tödlich verunglückt. Da«. Rennboot überschlug sich plöhlich, wobei der Rkcchanikcr c r t r a a k. während Segrave gcreltct würde, aber feinen schwere« Verletzungen erlag. Heber das Unglück liegen folgende EinzclhÄten vor: Segrave war mit derMiß England II" kurz noch 14 Uhr gestartet. In der dritten Runde überschlug sich das Boot mit blitz- artiger Geschwindigkeit, und alle drei Insasien wurden in das Wasser geworfen. Wöhrend.der Mechaniker nicht wieder an die Oberfläche kam, kannten Segrave und der Ingenieur durch schnelle» Eingreifen auf«in anderes Rennboot gebracht werden, das die beiden Verletzten schleunigst ans Land schaffte. Segrave war be< wußtlvs. Die medizinische Untersuchung ergab, daß er beide Bein« und eine Rippe gebrochen hatte, wodurch die Lunge verletzt war- den war. Einige Stunden nach dein Unfall ist er dann seinen
Verletzungen erlegen. Das Rennboot, das zuerst kiklauf. märts hochkam, ist eine halbe Stunde später gesunken. Miß England II" hatte in den beiden ersten Runden eine Eesckiwindigkeit van 101,11 Stundenmeilen erzielt. Die zuständige Sportorganisation wird die Anerkenimng dieses neuen Weltrekordes, der mit dem Tode zweier Männer bezahlt wurde, beantragen. Hefter die Ursachen de» Unglücks sind nach keine genauen Feststellungen getroffen morden. Man nimmt an, daß das Rennboot auf ein treibende« Stück Hölz' stieß, das das Umschlagen herbeiführt«. Kährbootkatafirophe in Rumänien  . Zehn Personen ertrunken. Bukarest  . 1Z. 3ooL Bei Tirgu 3m im Zul-Tal ist bei der Eröffnung des venca Fährbetriebes über den Zolfluß die Föhre mitten im Fluß nnkergegangen. da sie statt der vorgeschriebenen 30 Personen 55 Personen beförderte. 45 Blenschen konnten sich durch Schwimmen reklcn, 10 Fahrgäste fanden den Tod in den Fluten.
Gefängnisstrafen für Hakenkreuzler. Wegen Ueberfalls auf ein Versammlungslokal. Am 25. Mörz hatten SPD.  -Funktionäre im Lokal Pommerening in der Berliner Straße(Tcmpclhos)«ine gemeinsam« Be­ratung mit Reichsbannerleuten aus Anlaß der letzten Ueberfölle von Nationalsozialisten auf Iungkameraden. Schon während der gemein- samen Sitzung kam die Mitteilung, daß Nationalsozialisten, die stch in der Nähe angesammelt' hotten, c:was im Schilde führten. T«r Vorsitzende des Reichsbanners Tempelhof   und der technische Leitcr begaben sich auf die Straß«, um persönlich Ausschau zu halten. Alles schien ruhig. Ms sich ober der Vorsitzende des Reichsbanners mit einem Kameroden auf dem Weg« zur Straßenbahnhaltestelle befand, gingen plötzlich sämtliche Fensterscheiben des Lokals in Stücke. Die Kotionalsoziolisten hatten sie mit Steinen bombardiert und stürmten nach vollendeter Heldentat davon. Als der Vorsitzende des Reichsbanners einen der Rowdys zu stellen versuchte,«rhielt«r von diesem einen Schlag. Die zufällig vorbeikommende Polizei­streife kam zu Hilfe. Der nationoiiozialistische Rowdy wurde ver­haftet und mit ihm drei andere. Gestern hatten sich die Brüder Stricheit, Lüttrich und Bartoß wegen schwerem Lavdfriodeirsbruch zu verantworten. Natürlich wallten sie es nicht gewesen fein, die die Steine geworfen hatten. Natürlich waren sie nur zufällig dabei gewesen. Es wurde aber einwandfrei festgestellt, daß Strumheit den Reichsbannermann tätlich angegriffen und daß er vorher in dos Lokal hineingerufen hotte:Hier kommt niemand lebend heraus!" Der Etoalsanwalt beantragte unter Be­rufung auf die neueste Verfügung des preußischen Iustizministers gegen Hans Strumheit 10 Monate Gefängnis, gegen feinen Bruder 6 Monate, gegen Lüttrich 5 und gegen Bartoß 4 Monate Gefängnis. Das Gericht sprach Bartoß frei: verurteilte Hans Strumheit wegen schwerem Landfriedensbruch zu 6 Monaten Gefängnis und wegen tätlicher Beleidigung 100 Mark Geldstrafe, den zweiten Bruder Strumheit und Lüttrich zu je3 Monaten Gefängnis. Zwei Todesopfer einer Autofahrt. Im Norden Berlins  , an der Ecke der Swinemünder Straße und Ramler st raßc wurden bei einem Ausammenstoß zwischen einem Lastauto und einer Autodroschk« zwei Per- jonen tödlich verletzt. Die Autodroschke fuhr mit großer Wucht auf das Lastfahrzeug auf und wurde völlig zertrümmert. Der Führer des Autos, der 36iährige Hermann Richter aus der Hennigsdorfer Straß« 0 und der Fahrgast, ein K7jähriger Reinhold L i n i tz e r aus der Pelziger Straße 10 erlitten lebensgefähr 1 i ch e Verletzungen. Die Verunglückten fanden im Birchom- Kronkenhous Aufnahme, wo sie inzwischen ihren Verletzungen erlegen sind. Bluttat in der �chuhmacherwerkstatte. Ein« schwere Bluttat spielt« sich in einem kleinen Schuhmacher- laden in der Aimmerstr. Z 4 ab. Der Meister Anton Bauer. der in der Großen Frankfurter Straße wohnt, geriet mit einem Ge­sellen, dem 37 Jahre alten Ludwig Weißmann, in Streit.  -. Im Berloufe des Streites griff der Geselle zum Messer und verfetzte dem Meister Stiche in den Oberschenkel und den Unter leib. Polizeibcamten nahmen den Messerstecher fest und ließen den Derletzten nach dem Urban-Krankenhans bringen. Vorläufig noch alter Verkehrstarif. In der gestern nachmittag stattgefundenen Aufsichtsrat«- fi tz u n g der Berliner   Äerkehrsgefcllfchaft ist Sie Frage einer Um- g« staltung des Einheitstarifes noch nicht behandelt worden. Man vcrohfchiedete lediglich die Bilanzen für 1929. Die Aussprache über die Neuregelung des Tarifes ist vertagt worden. Eine Entscheidung ist daher nicht vor Ende nächster Wache zu er- warten.
Mit einer heftigen Bewegung löse ich ihre Anne von meinen Knien, sie fällt. Ich würdige sie keines Wortes- Sie erhebt sich langsam und verläßt mich gesenkten Hauptes. Dies geschah abends. Ich ließ den Reitknecht mein Pferd satteln, pfeife den Hunden und ritt in die halbdunkle Nacht hinaus. Um mich zu zerstreuen, wollte ich meine Freunde im Dorf der Kranken besuchen. Das war eine Ansammlung von Lehmhütten in der Nähe von Bat». In der einen Hütte wohnten sechs Männer, die alle an der gleichen Art Elefantasis litten. Sie waren nicht alle vom gleichen Stamme. Aber ihr gemeinsames Leiden band sie zusammen. Sie traten stets zusammen auf, und in der Art der Eingeborenen gingen sie dabei im Gänse» marsch. Sie sahen aus wie eine Kompagnie wunderlicher Gespenster. Mit weit auseinandergespreizten Beinen kamen sie einhergehumpelt. Ab und zu stritten sie sich wegen der Ge- schwindigkeit, die beim Marsche einzuhalten wäre, trotzdem keiner von ihnen sich schneller als eine Schildkröte bewegen konnte. In der Hütte neben der ihren hielten sich dk von der Schlafkrankheit leicht Angegriffenen auf. Mager und unruhig schliefen sie monatelang, bis sie endlich verfettet und wahn- sinnig erwachten. Dann erst folgte der letzte Akt, langsames, grauenvolles Verfaulen, das bisweilen Jahre hindurch an- ballen kann! Auf dem Platz vor den Hütten saßen die Kranken ums Feuer. Einzelne hatte die Krankheit zu geradezu phantastischen Ungeheuern oerwandelt. Eine Frau ohne den geringsten Rest einer weiblichen Brust, mit Beinen, die. oben wie unten gleich dick waren, wackelte wie tanzend mit ihrem Nachbarn herum, dessen Körper über und über mit venerischen Wunden bedeckt war Er war sonderbarerweise vollkommen nackt. Wo doch die Männer von Natur schamhafter sind als die Fraucn- Llber dieser Mann brauchte eigentlich kein Feigenblatt. penn er hatte nichts wehr zu verbergen.
Ich setzte miä) zu den Kranken und ließ ihnen starken, gegorenen Palmenwein holen. Und setzt gab's ein Fest! Die Elefantcnfrau flüsterte mir zu, daß sie sich mit dem Wundenmann verheiraten würde, sobald sie wieder eine richtige Frau und er wieder ein richtiger Mann würde. Sie redeten vor lauter Aufgeräumtheit durcheinander und vcr- suchten sich zu überschreien, um mir alle ihre Wünsche und Pläne mitzuteilen. Ach, wie närrisch und schön, schön und närrisch der blinde Glaube doch die Menschen macht! Und während der Rund- gesang erscholl, gingen meine Gedanken ihre eigenen Wege. Das Oel   im Holze zischte und flüsterte. Die Flammen schmiegten und bögen sich wie weiche, geschmeidige Frauen- arme.... Ich mußte Hera   sehen, sie sprechen, jetzt gleich! Im Galopp ritt ich heim, band das Pferd an den Riesenkolabaum vor meinem Hause. Dort fand ich sie, am Boden liegend. Ich zog sie an mich- Mein armes Mädchen! Häßlich bin ich zu dir gewesen, und du wolltest doch nur das Beste für uns olle! Aber jetzt werde ich nicht mehr sästecht gegen dich sein!" In mir ist alles wieder gut, Iudchi! Ich habe dick)(je- rufen. Und du bist gekommen. Dann ist alles gut. Denn ich habe die Gabe, den zu mir rufen zu können, in besten Blut mein Name klopft!" Am Gründungstage der Kolonie find alle Weißen, etwa zwölf Mäimcr, zu einem Aperitif(Frühschoppen) beim Amt- mann versammelt. Stehend hören wir seine Rede an: Wir sind alle die wir in unserm Amte wirken, er» scheine es' auch noch so gering Pioniere der europäischen  Kultur! Wir haben die Aufgabe, das Unsere dazu zu tun, um diesen Teil des Kongobeckens, diesen Teil Zentralafrikas   den Segnungen der Zivilisation zu erschließen, die Reichtümer des Landes zu heben, kulturelle Bedürfnisse zu schaffen, sowie diese allmählich zu befriedigen. Eine schwere Aufgabe und eine gefährliche Aufgabe! Bor allem aber eine große Aufgabe! Eine Aufgab«, die Mut und Entschlossenheit, Energie und grenzenlose Nachsicht erfordert und außerdem noch Gleichmut. Schon haben wir Ergebnisse erzielt, die Gutes prophe- zcien: Die vorgeschriebene Anzahl kleiner Kinder, die wir für die Missionsschulen im Süden zu stellen hoben, macht Fort- schritte in der Kenntnis von der einzig wahren Religion, wie sie auch lernt, die offizielle Sprache Europas  , das Französische.
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u sprechen und zu schreiben. Aus diesen armen, verlorenen �egerkindern sollen Christen erstehen, die uns bei unserer zivilisatorischen Arbeit helfen können, als Dolmetscher, als Speicher- und Arbeitsvannönner, als Steucreintreibcr ja vielleicht sogar als eine Art untergeordneter Büroangestellter! Ich möchte dem hier anwesenden Vertreter der Kirche mein Kompliment aussprechen! Europäisches Recht und Gesetz ringen sich immer mehr zur Anerkennung durch. Die Ber  - brechen straft man nach modernen Strafrcchtsgrundsätzen! Das Gefängnis in Batu ist das größte Gebäude in Mittel» afrika! Eingeborener Aberglaube wird mit der Wurzel aus- gerissen, zusammen mit all den andern verwerflichen Sitten und Gebräuchen. Europäische Moralausfassung faßt Fuß. Schon oft werden Ehen nach europäischem Ritus geschlossen, wenig- stens zwischen Soldaten hier und den Eingeborenen, die in der Nähe der Garnison   leben. Mein Kompliment dafür dem Herrn Richter! Meinen Dank allen den Herren Mitarbeitern! Unfern gemeinsamen Anstrengungen ist es zu verdanken, daß die Schwarzen zu disziplinierter Arbeit herangezogen«erden und dadurch imstande sind. Steuern zu zahlen! In dieser nicht unwesentlichen Hinsicht sind sie den Weißen gleichgestellte Nochmals: meinen Dank an meine Herren Mitarbeiter! Vor wenigen Jahren noch log dieses Land unerschlosten. eine Terra, iveognita für die Weißen, nur von heidnischen, unwissenden, faulen Negern bevölkert. Es wird ober nicht mehr lange dauern, dann ist die Zeit der Barbarei in UÄe nur noch eine Sage aus fernen Tagen! Ich hebe mein Glas zum Wohle und zum Gedechen der Kolonie und zu ehrerbietiger Huldigung des vorausschauenden. aufopfernden und menschenfreundlichen großen Mannes, der sie ins Leben gerufen hat!" Ein.Fzoch!" wird ausgebrackst, und alle trinken wir mit dem Zlmtmann, der die Rede jedes Jahr so gleichlautend her- unterleiert, daß ein paar der älteren Beamten mitflüstern und immer schon im voraus nicken können, wenn etwas Wichtiges kommt. Bei gesellschaftlichen Zusammenkünften sollen Dienstange- legenheiten nicht erwähnt werden, da dies früher oft zu schlimmen Zusammenstößen geführt hat. Da die Weißen hier am Orte einander aber ziemlich gleichgültig gegenüberstehen und die allgemeine europäische   Unterhaltung über Aus stellungen und Schauspielerinnen vtanig am Platze märe, Härten wir uns wohl schweigend um die Gläser geschart, wenn nicht etwas geschehen wäre, was uns alle in atemlose Auf» regung versetzte.(Fortsetzung folgt.)