Si&ns Adalbert&rhr. r. mall&ahn: 250 3 ohre 9ComedieSrmi$aife'
Das Suöüäum seines ZÄZjährigen Bestehens, haß die„Comedie . Frantaise', das Erste ZiotionaUHeater Frankreichs , im Lause dieses wahres festlich begehen wird, ist weder eine rein französische An- gelegenheit nach ein reines Kurioswn der Theatergeschichtei es ist ein wiöstiges Gedeirtdatum des europäischen 5Kinstl«b«ns schlechthin, zu dessen ruhmvollsten Pslegestätten sie durch Tradition und heutige Leistung gerechnet werden muh. Die Gründung der sogenannten„Maison de Molicre", dessen Werke durch ihr Ensemble im Lause der Jahre ein« Desamtziffer van mehr denn 21 0C0 Aufführungen erzielt haben, und noch heute zu den wichtigsten Elenieiüen ihres Spielplans gehören, hat mit Molicre nur mittelbar zu tun. Der Dichter hatte die letzten dreizehn klahre seines Lebens im„Fbeaire du Paiais-Royal' gewirkt und starb— nach Beendigung der vierten Aufführung seines„Ein- gebildeten ftronfen*— im Jahre 1673. Erst 1680 verfügt« Ludwig XIV. die Zusammenfassung der drei damals in Paris — neben einer italienischen— vorhandenen französischen Schauspiel- truppen, und sein Dekret von» 22. Oktober 1680 wird mit Recht als Gründungsurkimde des ersten französischen Nationoltheaters be. trachtet. In der heutigen Rue Mazarine(auf dem linken Seineufer) wurden die prominentesten Mitglieder der drei bisherigen Truppen zu einem Eliteenfenrble zusammengestellt. Die Beschwerden der Profesioren des„Eollcke des Quatrc Kations'' über die Nochbarschaft«ner 5iomödiantentrupp« führte aber im Jahre 1600 zum Ilmzuge in ein eigens gebautes Haus in der Rue des Fossdcs Saint. Crerraain, der heutigen Rue de rAncienne Comedie, Hier erlebten die Werke von Rcgnard, Loltoire, Crebillon , Sedame, Marioaux, Favart und anderen ihre Ilraufsührungcn. Zu den berühmtesten Darstellern aus dieser Periode gehört Voltaires Licblingsschaufpieler Lekain . Im Jahre 1770 machte die Baufälligkest des übereilt errichteten Hauses einen vorläufigen Umzug in den Saal des Tuilerienschlosies erforderlich, wo int Jahre 1775 die denkwürdige Premiere van Beaumarchais '„Barbier von Sevilla ' stattgefunden hat. Im Jahre 1782 bezog das Ensemble der„Schauspielertruppe Serner Majestät" sein neues Heim, das heutige Odeon-Theater. Hier fand 1784 die bedeutsam« Premiere von Beaumarchais'„Figaro" statt, die über den Rahmen eines lijerarischen Eveigiristes weit hinausging und eine der ersten Berührangen des„modernen" Theaters mit der politischen Zeitgeschichte bedeutet. Von noch größerer Tragweite war einige Jahr« darauf— die Revolution hatte begonnen— die Aufführung des„Eharles IX." von Marie-Jaseph Ehänier. Sie be> Zeichnet nicht imr das Debüt des großen Schauspieler? Talma , sondern gleichzeitig einen Bruch im Ensemble der„Cornödie*, deren fortschrittlich gesinnte Mitglieder abwanderten und sich aus dem rechten Seineufer im miugeschaffenen Hause 0er heutig«,„Comedie . Francaise" einmieteten. Erst nach den, Sturz Robespierres gelang die Wiedervereinigung des Gesamtensemblcs, und unter dem ersten Konsulat Bonapartes erfolgte die endgültige Konstituierung des Ersten Französischen NationÄtheaters, desien Haus mV Jahre 1802 ,n Staatsbesitz überging und desien— genossenschaftliche—„Der. fassung" am 17. April 1804 unterzeichnet wurde. Räch der Glanzperiode unter dem ersten Kaiserreich bewirkten Napoleons Entthrommg und— spater— Talmas Tod eine fühlbare Stagnation im Leben der auf Pflege klassischen Theaters«in.- gestellten„Comedie ". Im Jahre 1829 öfsnete jedoch der Intendant Baron Taylor der romantischen Bewegung die Pforten des ssiationol- theaters, in oein am 25. Februar 1530 Viktor Hugos„Hernani" den Triumph der neuen Bewegung befestigen sollte. Schon 1838 wurde aber durd) die Rachel die klassische Tragödie imd fast zur gleichen Zell durch Samson und Regnier das Molicvesche Lustspiel wieder„entdeckt" und seitdem und bis heute werden alljährlich Frankreichs Klassiker— und insbesondere Racine— wie Frankreichs Romantiker— und insbesondere Musset— durch Frankreichs Nationalbühne zu unversiegbar scheinenden Publikum senolgen gebracht. Wsltberühmtheiten der Schauspielkunst sind aus dem �Hauss M olleres" zu allen Zeiten Hervorgegangelt. Auf Talma und die früh dahiitgeschiedene Rachel folgten Eoquelin sind, Sarah- Bernhardt , Mounet Sully , die Barthet, und es wäre allzu dillig, beutige Erscheinungeit wie Alexandre, die Roch, die Ventura und andere wie die Vovy, Granval, die Marquet und Jean Weber als unwürdige Epigonen großer Vorbilder abzutun und ihrer künstlerischen Wirksamkeit den schuldigen Tribut zu versagen. Man sollte sich gerade in Deutschland keiner nacksteiligen Illusion über die Bedeutung der„Comedie.FraiK�ise" und ihrer großen Tradition hingeben. Denn wenn man ihr« Tradttionsvorzüge und -Nachteile gegen einander abzuwägen sucht, so scheinen mir die. die das ehrwürdige Haus im Hinblick auf manche Ueberalterungs.� arfcheinung in Spielplan und Dorstellungsstil als„Mottsnliste" ab- zutun suchen, sich ihre kritisch« Ausgab« doch etwas zu leicht machen. Die Pflege der gesamten nationalen Dramenproduktion von Corneille bis Cocteau darf immerhin als so gewaltige, verdienstvolle Mission betrachtet wenden, daß über mangelnde Berücksichtigung fremder Bühnendichtung zu Unrecht Klage geführt wirb, obwohl mir ganz selten und fast nur bei besonderen Anlässen auf griechisch« Klassiker, Shakespeare oder Ibsen , zurückgegriffen wird, und niemals «in deutsche? Werk über Frankreichs erste Staatsbühne gegangen ist. Frankreichs dramatische Gesamtproduktion ist jedoch so stark, daß es den etwa vierzig Schau ipisltheatern von Paris selbst dann nicht am nähernd gelingen würde, auch nur alle beachtlichen Neuwerke zur Geltung zu bringen, wenn von Geschäftsrucksichten und Eliquenwirt- Schaft ganz abstrahiert werden könnte. Unter solchen Umständen rechtfertigt sich nicht nur die Selbstbeschränkung, die sich die „Comedie.Fraitxaise" bei der Bestimmung ihres Spielplans auf- erlegt: sie wird sogar zur Pflicht und könnt« vielfach als Beispiel für anderer Lanier Nationalbühnen herangezogen werden. Ein west verbreiteter Vorwurf gegen die„Mai&ov de Moliere* ist ihre regiriiche und bühnentechnische Rückständigkeit. Bon Dreh- bühne, Rundhorizont und ähnlichen Errungenschaften moderner Bühnentechnik macht man in Frankreich noch fast allgemein und ins- befonoere in der„Comedie.Franxajse" keinen Gebrauch. Es herrscht auch noch heute die Sitte, den Spielleiter auf dem Theaterzettel nicht zu nennen, und nur aus Zeitungsmdiskrettonen erfährt das Publikum gelegentlich den Namen dessen, der zwischen Dichter und Darsteller der Mittler gewesen ist; sowest der Generaldirektar nicht selbst die Regie übernimmt, wird einer der Darsteller als Spienester bestimmt; es herrscht also hier das Gegenteil der vielfack) üblich ge- wordenen Präpondsranz der Regisseure. Man kann der„Comedie . Franxaise" jeövch deshalb in keiner Weise den Vormurs der Regie- lostgkeit machen, wenn man von einzelnen bedauerlichen Gelegen- heitsaufführungen absteht. Aus der Tatsache, daß dos französische Drama weit stärker aus da? Wort gestellt ist als etwa da? deutsche, ergibt sich ober ein bemerken- werter Vorzug: eine akustische Durch-
bildung und Vollkommenheit jeder seriösen Bühnenleistung, wie man sie heut« in Deutschland meist vergeblich sucht. Auf allen Bühnen Frankreichs wird— soweit nicht die Anweisung des Autors dem ausdrücklich entgegenlautet— ein rstnes Fvanzösisch ge. sprachen, gleichviel ob die einzelnen Darsteller aus Paris , Marseille oder Lille zufammengewaitdert sind, und der anonyme Spielleiter an der„Comedie . Francaise", dieser Hochburg der französischen Sprache, voWringt bei jeoer Einstudierung eine akustische Regie- leistung, deren Wert und deren Bedeutung erst der Vergleich mit dem außersranzösischen Theater in ihm ganzen Tragweite ermessen lehrt. Alle Anleindung, aller Tratsch, der sie umgibt, haben bis heute nicht vermocht, die Grundfesten der Nationalbühn« Frankreichs zu zermürben. Die„Comedie-Francaise " hat es in 2ö0jährigem Be. stehen verstanden, das Zentrum und der Angelpunkt des dramatischen Lebetts tn Frankreich zu werden und zu bleiben, und alle Kon- kurrenz und Kritik hat letzten Endes— wenn auch manchmal reickp lich spät— zu chrer Befruchtung gedient. Darin liegt ihr« unschätz- bare Bedeutung für Frankreich selbst und die beispielgebende Stärke ihrer Position im Welttheaterleben. Kein Wunder, daß sie unter solchen Umständen von allen Sesten zu Gastspielen gerufen wird,
tzke sie gelegerrffich f»— allzu franzöfsscher UnterschZtzung fhver Gast« gaber annimmt und unvollkommen absolviert. Ich Hab« lest Jahr und Tag die Ehre gehabt, eine Deutschland tournee in Wort und Schrift mst ihren maßgeblichen Faktoren zu diskutieren, und alle zuständigen Stellen Frankreichs sind dafür längst gewonnen. Seck Talma, im Jahre 1808, in Erfurt vor einem„Parkett vcrn Königen" Eorneilles„Ginita' spielte, haben nur 1813 noch>n Dresden und 1928 in Köln derartige Gastspiele lttttigesundett, denn für Einzeltour«en chrer Mitglieder und Mißbrauch ihres Namens darf man die„Maison de Mollere" nicht verantwortlich machen Es scheint mir aber kaum in Frage zu stehen, daß ein Ensemble- gasftpiel der ersten Zkationalbühne Frankreichs in Dsutfdchmo gerade heute von außerordentlichem Werte fein könnt« und daß ein Austausch mit einer entsprechende» deutschen Trupp« entscheidend dazu beitragen würde, die falschen Vorsie llungen zu zerstreuen, die in Deittschland von fwnzösifcher und in Frankreich von deutscher Bühnenkunst gehegt werden. Wenn heute die„Comedie " im Berliner Schillerthcater und ein deutsches Staatsenfemble im«nt- sprechenden Pariser ,T>deon" gastiereit könnte, und wenn die „Comedie " dazu etnen Spielplan aiiistellen wallte, der— statt Corneille, Moliere und Hugo— Racine, Musset, Porto-Riche . Raynal , Ach-arö, Cocteau etwa umfaßt und liidst durch ihre .würdigsten", sondern durch ihre besten Künstler interpretiert wird. so dürste sie nach ntenschlichcm Crmessen gewiß sein, daß auch Deutschland an ihrem Jubiläum freudigen Anteil nähme und der Bedeutung Rechnung tragen lernte, die Tradition und heutige Leistung ihr im Rahmen des übernationalen Bühnenlebens verleihen.
trlrh srifr. WJCilll Auch die Kinder haben ihre Sorgen. Und ich will nicht sagen, daß st« geringer sind als die Sorgen der Großen. Denn die Köpfchen, die sie tragen, find noch kleiner. Seck Kiein-Erika weiß, was sterben bedeutet, zerbricht sie sich den Kops darüber und neulich weinte sie sogar. Warum weinst du denn, fragt die Muiti. Ich will nicht totgehen! Warum denn nicht? Wer soll denn dann mck meinen Spielsachen spielen? Wer zum Glück denkt sie nicht allzuoft ans Sterben. Oester schon aus Cinsamfein. Einmol saß sie hinten im Hos ganz allein und weint«, daß die Tränen kullerten. Warum weinst du denn? fragte die Mutti wieder. Alle Kinder haben«in Schwesterchen und ich bin immer ollein. Nicht immer macht die Einsamkeit ihr Kummer. Einmal wurde Klein-Erika sogar philosophisch. Da sagte sie: Mutti,-du kannst ruhig fortgehen, ich bleib ganz gern allein, bloß wenn ich Pipi machen muß und es macht mir keiner die Hos« wieder hoch, dann wein' ich. Ach, ist das ein Elend, setzte sie seufzend hinzu. Aber das hat sie Papa abgelauscht Der stöhnt auch immer so. Aber Klein-Erika braucht nicht immer einen Grund, um zu weipen. Auf die Frage, warum sie wein«, antwortet« sie einmal: weil die Tränen kullern. Mo weint sie, weil sie weint. Schwieriger schon ist es. wenn sie nicht mehr weiß, worum sie weint, ober weil sie einmal weint, weitcrweint, auch wenn die Ursache längst behoben ist. Einmal hatte Klein-Erika sich den Finger gestoßen. Es war «in dicker Lappen darum gewickelt worden und beim Spiel war der Lappen abgegangen. Nun sollt« Mutti einen neuen druntwickeln. ?lli«r wo. Es war nicht» mehr zu sehen. Weh tat's auch nicht mehr. Also weinte Erika«ine Stunde, weil st« nicht mehr wußte, wo sie ihr Wehwehchen hatte. Ein andermal hatte Papa der Klein-Erika «in Spazierstöckchen gekauft. Stolz tappt« sie damck neben Papa her. Auf einmal weint Klein-Erika. Warum weint das Kindchen denn? fragt der Papa. Ich will auch Dreck an meinem Stock hoben, wie die anderen Onkels. Au einem richtigen Stecken gehört«b«n Dreck, wie zum Mantel, daß er gerollt ist. Klein-Erika hatte das schon begriffen, bloß der dumme Papa, der weiß das nicht, der gibt seinem Kind««in sauberes Stöckdien. Dos sind fo Sorgen, die dos kleine Köpfchen schwer machen. Und was man auch tut, man kann nichts dagegen tun. Jh glaube, «inen bestimmten Sorgenpock bekommt der Mensch mit und soviel man ihm auch forträumt, er erfindet sich schon neue Sorgen und wenn er keine findet, wsint er darüber, weil er kein« Sorgen hat. Wie Klein-Erika, die uns einmal eine Stunde lang was vor.zel>e:ilt hat, weil die Tränen nicht kullern wollten. Dr.&L WeUxel: Tom Wlmifoleum sur Tram SeUfame JCatmen öes Spr&dtgehrauchs 'Als im 4. Jahrhundert v. Chr. Artemisia, die Witwe des Königs Maujolus von Holikornaß in Kleinasien , ihrem Gemahl ein pracht- volles, 4-4 Meter hohes Grabmal errichten ließ, ahnt« sie nicht, daß fein Rom « durch dieses.Mausoleum" unsterblich werden sollte. Ebenso hat sich's der Herzog Johann I. von Branbant(gestprben 1294) wohl kaum träumen lassen, daß er einmal als„Garn- b r i n u s". als„Biergott" fortleben würde, von dem die Götter- melt des Altertums ja gar nichts gewußt hat. Was für eine Laune der Sprach« hat hier ihr Spial getrieben?— Johann I. hatte den Brabanter Bauern bedeutende Privilegien verliehen, war deshold Ehrenmitglied der Brüsseler Brauerzunft und bald sagenhafter Schutzpatton, schließlich der angebliche Erfinder des Bieres geworden. Aus seinem latinisierten Namen sao pnmus— Johann der Erste wurde lamprütius(so bei Hans Sachs ) und endlich Oambrinus. Di« Launen des Sprachgebrauchs sind in der Tat unberechenbar! Es braucht nur ein einfacher Lübecker Buchdrucker wie Johann Boll- Horn(gestorben 1599). ein preußischer Kriegskommissar und Hosrat wie Kremser oder ein französischer Leinwandweber wie Baptist« Chambroy zu fein. Ballhorn gab mehrere Neuauflagen von Büchern, u. a. das Lübecker Stadtrecht heraus, und zwar angeblich in verbesserter, in Wirtlichkeit, in verschlechterter, ja iehlerhafter Form; daher unser„verballhorn««;. Kremser erhielt durch könig- lich« Kcrbinettsorber die Erlaubnis. Wagen zum öffentlichen Ge. brauch« zu stellen,„die auf eisernen Achsen laufen und auf Federn ruben sollten"; so standen am 20. Mo, 1825 am Brandenburger Tor die ersten„Äremser" zu Gesellschastsausflügen ins Freie. Auf Baptist«(Ritiste) Chambroy schließlich, der im 13. Jahrhundert die Leinwandweberei in Flandern sehr in Aufnahme brachte, geht unser „B o t i st" zurück. Mckunter greift die Sprache tn ein rein lokales Ereignis hinein und hält den Namen eines Beteiligten in irgendeiner Form für alle Zeiten lest Dafür ist der irische Kapitän James Baycott ein Beispiel, der sich 1880 als Gutsoerwalter in Irland derartig verhaßt gemacht hatte, daß die Landliga ihn in Derrus er- klärt« und allen gesellschostlichen und geschäftlichen Verkehr mck ihm abbrach. Der. B o y k o t t" gehört'-itd-m zum Wnrtbestand satt aller europäischen Sprachen.
Besonderes Glück hat der französische Morscholl Niel gehabt, der im Krimkrioge Letter des Jngenicurwefens vor Sebaitopol, fett 1867.Kriegsnimister war: fei» Ncwi« ist in der bekannten Rose»- ort sogar mit seinem Titel erhalten geblieben. Bei der Kamelie, der Hortenste oder der Rcineklaude tappt man dagegen schon mehr im Dunkeln, und so manch« andere Bezeichnung, die den Namen des Entdeckers unsterblich machen sollte, ist heute überhaupt»er- schollen, da der Sprachgebrauch sie nicht übernommen hat. Die ..Kamelie" ist nach dem aus Brünn gebürtigen Jesuiten Joseph Kamel benannt, der die Pflanze 1733 aus Japan mitbrachte, während in der„Hortensie", die der Franzose Philibert Commerson 1767 ebenfalls aus Japan einführte, entweder der Name einer Begleiterin auf seiner Forschungsreise, Hortefts« Barre, oder der der französischen Asttonomin Hortens« Lepauche fortlebt. Die ..Königin Claudia" dagegen, die der.„Reineclaude" den Namen gegeben Hot, lebte bereits im 16. Jahrhundert: sie war die Gemahlin Franz' I. von Frankreich: die Bezeichnung für die von ihr bevor- zugte Pflaumenart erhielt sich übrigen? ttotz der französischen Revolution, die daraus„Bürgerin Cloudia"(Citoverrne«laude) machte. „Vergraben ist in ewige Nacht der Erfinder großer Name zu oft!"— Älopstvck hat nicht so unrecht! Wer weiß beute noch, daß der französische Baumeister Froncois Manfard im 17. Jahrhundert die vorspringenden Dachstuben vn sie r, die..M a nsa rde n" in Aus- nahm« brachte, daß das„Nikotin" nach dem französisch."» Arzt Jean Nicot benannt ist, der 1560 den Tabak in Frankreich einführte. daß unser«„Draisinen" 1517 von Karl von Drais in Mannheim criunden wurden, und die im Weltkriege ner wandten„T a n k s" aus den Nomen ihres Criinders, des englischen Ingenieurs Tom Tank Burrak zurückgeben? Ganz besonderes Pech hat allerdings der Erbauer der ersten Pferdebohnen in England gehabt: von seinem Familiennamen Cuttam hat die Sprache nur die letzte Silbe über- nömmen und choi ihn im englischen tramvaz' und in unserer „Trambahn" unsterblich gemocht.
Zelix\Cinhe: S)er KKNckMSNN kOtWUl Wenn nach vollbrachtem Tagewerk die Glieder müde und schw.r werden, sangen wir an, uns in den Augen zu reiben.„Der Sand- mann kommt!" sagen dann die Mütter zu den Kindern, die nocn immer nicht nt? Bett wollen. Und wir selber spüren e? deut.uh. daß unsere Augen trocken und mtt seinen Staubkörnchen erfüllt sind. Woher kommt das? Daß wir Sand in den Augen haben, fühlen wir. Wohcr er kommt, ist leicht einzusehen. Die?lugenlicts« ist wie alle anderen .Kürperteil« immerwährend der Umwelt ausgesetzt. Und da eine leichte Feuchtigkeitsschicht sie überzieht, bleiben an ihr zahlreiche Staubteilchen und Fasern hängen, die dem Augenlid von �sen zu Zeit Deranlassung geben, über die Augenlinse weg- und die feinen Staubteilchen herunterzuwischen. Die Tränenkuüsen des Auges sorgen dafür, daß diese seinen Fremdkörper in- die Ecke gewischt werden, wo sie sich ansammeln. Wenn wir nun ermüden, werden olle Organtätigkeiten und Lebcnsiunktioncn stark herabgesetzi. Am wenigsten ist das merllich bei der Atmung, di« im Schlaf fast int- gemindert anhält. Aber der Gesamtstojswechfel, besonders der Gas- sioftwechsel. wird stark erngeschräirft; die Ansatmung von Kohlen- säure wird viel geringer, während namentlich da- Geh'nt zum Neuaufbau der in der Lebevstötigkett stark verbrauchten Hirnzellen vicl Sauerstoft verbraucht. Der Blutkreislaus wird verlangsamt, nur das Gehirn erhält einen Blutüberschuß. Alle Drüsen vermindern ihr« Tätigkeit und die Tränendrüsen stellen sie während des Schlafe., ganz ein. Die allmählich« Ueberleitung vom frischen Wachzustände zum Schlaf, die sich in der Ermüdung kundgibt, vollzieht auch die geschllderten Veränderungen allmählich, und deshalb merken wir, daß di« Augenlider trocken werden,„daß der Sandmann kommt": Reiben wir des Morgens die Augen, so finden wir den Staub zu kleinen Körnchen zusammengeballt in unseren Augenwinkeln. Das sind die Ursachen für das Märchen vom Sandmann. Wie übrigens die Träne.ndrüsen, so stellen auch die Spe-chel- drüsen im Schlaf ihr« Tätigkeit ein Dadurch entiteht auch ein G> fühl dar Trockenheit im Munde, das mitunter im Schlaf süblbar wird und zu Schmeckbewogungen des Mundes und der Zunge füh l. Nicht fetten haben wir in solchen Fällen dann Träume, die sich aus diese Dinge beziehen. So gaukell sich im Traum mancher arme Teufel kostenlos das Trugbild vor. daß er sich an schönen Dingen einmal gehörig satt ißt. Itoher flammt die Qurke? Weder Aegypter noch Griechen kannten diese Gartemrucht. Sie kam jedenfalls aus dem Osten, wahrscheinlich aus Indien , wo die Gurkenkultur mit einem leidenschaftlichen Eifer bettteben wurde. lieber die Gelände des Nils erstreckten sich bald weite Gurkenfelder. und in Griechenland baute ein bei Eorinth gelegenes Städtchen die Frucht mit solcher Aussauer, daß es„Gurtenstadt"(Sykion) genannt murde Dann übernahmen die Römer den Anbau der überkam- meiten itrudtf. Kaiser Tiberius ließ sie„in fahrbaren, mir Marien- glas gedeckten Beeten" ziehen. Die germanischen Stämme scheinen unter Karl dem Großen mit der Gurke bekannt geworden zu sein, am längsten blieb st« aber den Engländern unbekannt. Noch vor zwei Iahrbunderten verabscheute man sie und hielt sie für Gift. Daiür ist John Bull heute ein um so energischer Verehrer d?r Gurke irno baut sie in ungeheuren Mengen an.