Einzelbild herunterladen
 

Iwan Heilbut  

martest

Ein Berliner Roman

( 8. Fortsetzung.)

Ater Arnold, indem er die Hörmuschel noch am Dhr hielt, dachte carüber nach, wie er das Gespräch mit dem jungen Mädchen ihm gegenüber, dessen Namen er übrigens noch nicht einmal fannte, fort­jegen oder richtiger: beginnen sollte.

Denn er war ja meiß Gott nicht aus leerer Langerweile ge­tommen, sondern es war ihn bitter Ernst mit diesem Besuch. Ja, dieser Besuch war sozusagen sein Antrittsbesuch bei der Menschheit. Er wollte mit Gewalt aus der Jjolation heraus, in die seine Mutter ihn eingemauert hatte. Er hatte seit einiger Zeit eine gewisse Angst, den Anschluß an den D- Bug des Lebens zu verpassen, eine Angit, wie Menschen sie sonst nur beim Uebertritt in das abwärts geneigte Lebensalter empfinden. Es war beinahe jo etwas wie Haß, was er gegen die Lebensweise, zu der ihn seine Erziehung per­dammt hatte, in sich verspürte. Mochte ihn seine Mutter als ver­lorenen Sohn betrachten er wollte den Anschluß gewinnen, ehe es 34 spät, ehe er durch die ununterbrochene Schweigsamkeit noll­kommen stumm und zum Ausdruck seiner Gedanken und Gefühle hilflos unfähig geworden wäre.

Barum er sich aber eben dies Maechen mit der gertenschlanken Gestalt, mit den hellblauen, dunkelbemimperten Augen als die Re­präsentantin der Menschheit ausgesucht hatte, um bei ihr den An­trittsbesuch beim Leben zu absolvieren?

Nichts war leichter als die Antiport auf diese Frage. Er hatte sie auf dem Flur, zwischen den Türen der Versiche: rungsfirma und der Redaktion, einmal gesehen. Sie hatte ihn angesehen und, vielleicht unbemußt, gelächelt. Seit jenem einem Mal trug er den Gedanten en fie in sich, ohne daß er sich ihr Bild hätte norstellen können. Seit jenem einen Mal mar feine Bhantasie raftlos beschäftigt gewesen, einen Weg zu ihr hin zu finden, eine unauffällige Art, ihre Bekanntschaft zu machen.

Auf die Art, einfach ,, Ma, Fräulein" zu sagen und ein Gespräch über das schon frühlingswarme Wetter zu beginnen auf diese Art

perfiel er nicht.

-

Arnold stand noch immer mit dem Hörer am Ohr und sagte: ,, Ja, tausend Policen."

Aber er mar fich darüber klar, daß er sich unrettbar lächerlich machen mußte, menn er nun nicht endlich aufhörte: Ja, tausend Bolicen!" zu rufen.

Er fagte noch: Schön, vielen Dank", und: Bergessen Sie's nicht, das ist eine sehr wichtige Sache". Dann legte er den Hörer auf die Gabel.

Das Telephonfräulein atmete erleichtert auf, als diefer mert würdige Teilnehmer, der, ohne Berbindung zu haben, telephonierte, mit seinem Monolog zu Ende war.

Nun stand Arnold da, und an dem niedrigen Tischchen, auf dem fich die Schreibmaschine befand, saß das junge Mädchen. Und nun hatte er also zu beginnen.

Das war ein sehr wichtiges Telephongespräch", sagte er. ,, So", sagte sie.

Se

jagte fie? War, so" eine Antwort? Aufmunternd jeden­falls nicht, beinahe ironisch.

,, Ja", sagte Arnold.

Und mit einemmal dachte Arnold bei sich, daß diese seine Absicht, den Kontakt zwischen sich und der Menschheit durch das Medium dieser Hochbeinigen, Schlanten, Hellblauäugigen herzustellen, ein frankhafter Einfall wäre, eine Idioterei, wie nur er, aber feiner der Bersicherungsangestellten etwa, fie fertig' brachte. Man lernt sich beim Tanzen kennen, in einer Konditorei, durch Freunde, durch Kollegen, durch Verwandte aber nicht durch ein Telephongespräch. das nicht einmal ein Telephongespräch ist und von dem man nicht weiß, ob es nicht schon längst non der Zuhörerin als banaler Schwindel entlarot ist.

-

Er griff mit zwei Fingern an die Schläfe; er meinte, aus den Boren schwizte ihm Blut.

Dann fagte er:

,, Danfe vielmals... pielen Dank..."

,, Bitte sehr", sagte fie mit ihrer weichen, hohen, findlichen Stimme

Dann war er draußen.

Als er, noch immer glühend vor Berlegenheit, die Treppe hin unter ging, fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, das Telephongespräch zu bezahlen. Er stand still. Sollte er noch einmal zurüd?- Seine Zähne nagten die Unterlippe, er dachte nach.

Welchen Sinn sollte es haben, wenn er auf die erste Verrückt heit, die er in seinem Leben begangen hatte, sofort die zweite folgen ließ? Nein, allenfalls fonnte er damit noch ein wenig warten.

Es war für ihn gewiß, daß er auch beim zweitenmal fein Wort, mit dem sich ihr näher kommen ließ, zustande bringen würde. Nein, er ging lieber nach Hause. Er sah es mun ein, seine Mutter hatte recht:

Er gehörte ins Wohnzimmer, auf seinen Stuhl dort am Tisch nicht unter die Menschen; er mar nicht zum Umgang mit Menschen gemacht.

Uebrigens war es fehr gut, daß Arnold sich entschied, die Treppe hinunter und nicht wieder hinaufzugehen.

Er hatte mit seiner wiederholten Aufwartung das Fräulein in der Redaktion womöglich in noch größere Berlegenheit gebracht als beim erstenmal.

Denn Fräulein Weinmeister hatte schon mieder die Tür von innen abgeschlossen und sich eben derselben Beschäftigung zugewandt, inter   fie durch das Kommen diefes merkwürdigen Lehrlings von ebenan unterbrochen worden war.

Sie war nämlich dabei, Hammerschlags Schieblade am Doppel ichreibtisch, in der die Geldschrankschlüssel verfchloffen lagen, mit inem paffenden Schlüffel zu öffnen.

3.

3. Arnold geht par!

Nach diesem Ereignis fam Arnold wieder regelmäßig zur rechten Zeit nach Hause. Seine Mutter glaubte bereits, mit ihren alten Methoden gestegt zu haben. Aber etwa nach Berlauf einer Woche

mußte sie bemerken, daß die Nachgiebigkeit ihres Sohnes nur vor­übergehend gewesen war, übergehend gewesen war. Sie hatte eben wieder begonnen, seinen Gruß, wenn er morgens fortging, zu erwidern, zmar faum härbar, aber fie meinte, er würde mit diesem Anjang schon glücklich fein. Beit gefehlt, er fing pieder von vorne mit seinen Liederlich:

feiten au.

Er hatte eben Zeit gewinnen müssen, um sich von der Nieder: lage zu erholen, die feine Unfähigkeit, seine Feigheit", wie er es nannte, ihm beigebracht hatte. Nach einigen Tagen und halben Nächten Nachdenkens darüber, fing er an, an die Möglichkeit eines zweiten Versuchs und die Wahrscheinlichkeit eines besseren Gelingens zu glauben.

Mut, sagte er zu sich selber, nur Mut; das erstemal war ich feige, beim zweitenmal werde ich tapfer fein; man muß sich nicht mit der Ausrede, daß man's nicht besser kann, um die Wiedergut machung eines Fehlers herumdrücken wollen.

Ebenso wie Hammerschlag fam Arnold auf eine verbesserte Theorie des Angriffs. Auch Arnold meinte bei sich, auf der Straße müßte es einfacher sein als im Büro. Bor allen Dingen war auf der Straße von pornherein feine Gefahr, daß er sie in irgendeiner Beschäftigung stören und den Anlaß zu peinlicher Verlegenheit geben fonnte. Auf der Straße hat man gewöhnlich nur eine Beschäftigung, nämlich das Gehen, und durch eine Anrede braucht feine Störung darin hervorgerufen zu werden. Bei einigen Menschen tommt als 3weite Beschäftigung noch das Denken hinzu aber, wie gesagt, nur bei einigen.

-

Arnold wartete wieder vorm Haus, er stand direkt am Portal. Einmal tam der Hausmeister und fah ihn auffällig an, Arnold sagte nichts, der Hausmeister ristierte es nicht, anzufangen. Der Haus meister ging.

Später tam fic.

Sie wollte gleich rechter Hand in die Straße biegen. Sie er fannte ihn gar nicht, fie bemerkte nicht, daß dieser junge Mann derfelb wäre...

Aber da nahm er den Hut ab und sagte: 2h... Guten Abend, Fräulein."

,, Aber nein..." sagte sie und lachte. Nach einer Pause, wäh rend der er noch immer das Geld zwischen den Fingern hatte, fuhr fie lachend fort:

,, Sie glauben doch nicht, daß ich Ihnen Ihren Groschen da abnehme?"

Er steckte das Geld in die Tasche.

,, Mein Name ist..." sagte er ,,,... ich heiße Fein. Ich bes gleite Sie ein fleines Stück. Ich fahre auch mit der Hochbahn." Sie sah verlegen geradeaus. ( Fortsetzung folgt.)

Das meile Buch

Rudolf Kayfer: Dichterköpfe"

,, Ich spreche dieses Wort ,, europäisch" nur mit großem 3agen, ja mit einem gewissen Widerstand aus", heißt es gelegentlich einmal in Rudolf Kaysers. im Phaiden- Berlag erschienenen Buch Dichteriöpfe". Sit es doch heute eine Modevskabel geworden und dadurch vielfach um seinen tiefsten Sinn betrogen." Diese Ein­schränkung und Verwahrung ist charakteristisch für Rudolf Kayser  . Seinem fubtilen Intellektualismus ist alles unbehaglich, das nach Schablone und Abgegriffenheit klingt und sogar an politische Ziel­fegungen wie Baneuropa, dessen Erfüllung durchaus auf Massen­zustimmung und Popularität angewiesen ist, geht er mit dem Maß­stab formalistischer Wertungen heran. Rudolf Kayser   glaubt an den Geist. Nicht an einen in seiner Richtung figierten, bestimmte Forderungen erhebenden, furzum einen aftivistischen Geist, sondern an den Geist schlechthin, an den Geist als Ding und Instanz an sich. Zwei Dugend Dichter, unter denen die Klasse der reinen Poeten: Hölderlin, George, Rilke  , Heym, Benn, Hofmannsthal   einen be­vorzugten Plaz einnimmt, porträtiert Kayser, oder vielmehr: er rangiert sie geistig ein, grenzt sie geistig ab, setzt sie in Beziehung zu Geistessystemen ihrer oder vergangener Zeiten. Kanser ist ein Erzfeind jeglicher soziologischer Erklärung. Alles wird rein intellektuell etikettiert. George vollzieht seinen Bruch mit der nachromantischen Epigonendichtung", darf nicht ohne weiteres mit den französischen  Barnaffiens" und" Symboliften" in Parallele gestellt und nicht als Aesthet" oder Naturalift" mißdeutet werden. In Schlegel erwacht im Alter die ,, Sehnsucht nach Katholizität", er tann sich nicht der mystischen Naturphilosophie" Echellings, der Religiosität des Novalis  , dem neuentdeckten Geist des Mittelalters", dem ,, tiefen gläubigen Geist Afiens" verschließen.

"

Kaysers Belt ist das Ideeliche, und sogar die Nationen, diese doch reichlich ökonomisch fundierten Machtpofitionen, find für ihn zunächst einmal Landschaften der Natur und des Lebens", und die Weltgeschichte wird für ihn zu einer Reihe von Heimaten". Innerhalb diesjes Ideelichen fennt sich Kayser allerdings grandios aus. Jeder Dichter wird überaus scharfsinnig und tiefgründig in feine intimsten feelischen Bestandteile zerlegt, und jeder Bestandteil

Sie drehte erstaunt den Kopf zu ihm hin. Nach einer Beile: bekommt seinen schönen Namen und wandert ins Kästchen. Ach so, Sie sind ja der Lehrling pon nebenan."

Ja. Er ging, ziemlich unmotiviert, an ihrer Seite, " Bissen Sie auch", begann er, daß ich Ihnen noch die Koften für ein Telephongespräch schuldig bin?"

Sie fah ihn an, als wollte sie nachprüfen, ob das etwa im Ernst gemeint wäre. Aber da war kein Zweifel, schon hielt er die Münze zwischen den Fingern.

Im Schlußkapitel befaßt sich Kayfer mit der deutschen Situa tion 1930". Er erklärt sich gegen den Glauben an das Faltum der Dinge", alfo gegen die Reportage und bekennt sich zum Glauben an die Gewichtigkeit des Ich, also für die Lyrit. Wir aber möchten dem entgegenhalten, daß es uns in der Literatur heute weder all­zusehr auf das Fatium des Ich ankommt, sondern auf die Befähi­gung des Ich, die Dinge, in die wir gestellt sind, umzugestalten, zu ändern, zu revolutionieren, zu bessern.

Rätsel- Ecke des ,, Abend".

Silbenrätsel.

Aus den Silben al ba bar be bert dift e e e e er er fall fer feu fie gie gra hamt her fof lauf lauf le le ma ma mi mum mus na nach ne nis o pe pres re rei rei rep rot ru rue fa je fi fi tal te te ter to u un wei find 21 Wörter zu bilden, deren Anfangs- und Endbuch staben, von oben nach unten gelesen, ein Bert an alle Lejer ergeben. ( ch

1 Buchstabe.) Die Wörter bedeuten: 1. Gewässer; 2. Erlaß; 3. Pflanze; 4. Roheit; 5. Kunstrichtung; 6 nichts wert; 7. Signal­inftrument; 8. Waffe der Indianer; 9. Frauenname; 10. technische Errungenschaft; 11. Sturm; 12. Schiffstreppe; 13. Teil des Flusses; 14. Staatsmann t; 15. Tierkrankheit; 16. Schlingpflanze; 17. Sagen­geftalt; 18. Reisegegenstand; 19. Gedichtform; 20. Land in Süd­amerifa; 21. Jahrbuch.

Röffelsprung.

-20

as.

Königszug.

Hans Bauer.

der

geift geit will's So nen

sieg зит den

neu

ent

der feft tag ihr

bah: müßt meg

das

chen

in

1

40

HIL

ift

ihr

ein dem an ſon- der­

der heil beit sehn ge glei feit

zei­

ge

are

melt nie

chen rech tig­

fie

mehn die noch mie

lich fol völ. ihn nent mill

Strafbar.

ge­

are

mut gli heit ift fe bag

ben

Ten

aus

tig

te Hug Die

lan fried

Ten

rings

die fer mah- bie beit

chen

wird ge spei

mur

bie

H. S.

hen die dürf durch wär frit­

ed­

durch durch зе häß

bie

tungs bli Ie

Hei ſe

die

fau durch mei

ber

feit lich

pen- ber- feit bung

ps.

Buchstabenrätsel.

m 111

11

D

uuv

Aus den Buchstaben a a a a abdee e e efg h h hill 11 III m rftttt ttttu find 20 Wörter von je drei Buchstaben zu bilden, deren Anfangs buchstaben aneinandergereiht ein Sprichwort ergeben. Die Wörter bedeuten: 1. Stadt in Süddeutschland  ; 2. Bibl. Person; 3. Schant stube; 4. Bündnis; 5. Farbe; 6. Erfennungszeichen; 7. Nachtpogel; ende; 12. Römische Gottheit; 13. Bergrücken bei Braunschweig  : 8. Hauseingang; 9. Handlurg; 10 Schweizer   Kanton; 11. Lebens 14. Gentblei; 15. Erde; 16. 3ahl; 17. Schlechte Lebenslage; 18. Antilopenart; 19. 3eitmeffer; 20. Bodensentung.

Kapfelrätsel.

kr.

Den nachstehenden Wörtern sind je drei, dem letzten Bort zwei aufeinanderfolgende Buchstaben zu entnehmen, die aneinandergereiht ein holländisches Sprichwort ergeben: Hausdiener, Notizbuch, Spottreim, Schreibtinte, Andenken, Dschungel, Danzig  , Melodie, Paketpost, Lotterie.

hl.

Die Zweidrei, die ich dem Krämer gab, War eins, er nahm sie mir darum ab.

Er fluchte und fagte dann etwa zu mir: Allorten blüht jetzt die Eins zweidreivier; Die Sache hat ihre Vierdrei offenbar,

Ohne Müh' wird man reich, doch man läuft in Gefahr!"

( Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)

Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer.

ep.

Kreuzworträtsel. Waagerecht: 1 Fis; 3. Kuh; 5. er;

6. Tyr; 7. Ar; 9. Olita; 10. Eulen; 12 Hai; 13. Orgel; 16. Sper; 19. Ammer; 22. Stift; 25. 2; 27. Allah  ; 29. Adele; 31. Ei; 32. Erl; 33. ia; 34. Sal; 35. Ban. Sentrecht: 1. Frigg; 2. Stahl; 3. Kreis; 4. Halde; 5. el; 8. re; 9. Dha; 11. nur; 14. Rom  ; 15. Che; 17. Bat; 18. Elf; 19. Ala; 20. Melis; 21. Rahel; 22. Stalp; 23, Jwein; 24. Lee; 26. Mein; 28. le; 30. la.

Borträtsel: Base, Basel  .

5 Unna  ; 6. Hoje; 7. Ries; 8. Elle; 9. Juli; 10. Anis  ; 11. Cent; Buchstabenrätfel: 1. Dame; 2. Erde; 3. Rahe; 4. Wall; 12. Dafe; 13. Blei.

-

"

Der wahre Jacob  ."

Silbenrätsel: 1. Watte; 2. Estimo; 3. Rachel; 4. Stein­häger; 5. Indien  ; 6. Chrestomathie; 7. Nubien  ; 8. Ignorant; 9. Chauffee; 10. Themis; 11. Nafe; 12. Uffen: 13. Chiemfee: 14. Dau­ det  ; 15. Elfenbein; 16. Rheumatismus  ; 17. Drina; 18. Eiderente; 19. Centime; 20. Kiefer; 21. Elbrus  : 22. Seide; 23. Theodor; Wer 24. Ballen; 25. Elbe  ; 26. Cambridge  ; 27, Siesel; 28. Tadel. fich nicht nach der Dede stredt, dem bleiben die Füße unbedeckt."

-

"