Rüftungshysterie im Süden.
„ Friedenspolitit" Mussolinis gegen Aufrüftungen Tardieus.
Die Enthüllungen übr die neuen Rüftungsausgaben Frankreichs haben in Italien einen sehr starken Eindruck gemacht und die gesamte Presse beschäftigt sich mit ihnen. Der diplomatische Mitarbeiter des Organs Mussolinis, des„ Popolo d'Italia", schreibt:„ Frankreich fährt fort, sich gewaltig zu bewaffnen. Seine Feldmarschälle und Generäle nehmen in letzter Zeit fortwährend Inspektionen auf Korsika, in Nordafrika und längs der italienischen Grenze, vor, um dann in Paris über neue Befestigungswerke zu beraten. Marschall Pétain und General Weigandt haben sich die verschanzten Lager von Nizza , Korsika und Tunis angesehen. Von Savoyen bis zur Riviera werden sieben gepanzerte Cager vorbereitet. Nicht umsonst haben die Franzosen im Rhein land die Schleifung der deutschen Befestigungswerte verlangt, da fie sie als eine Gefahr für Frankreich bezeichnen. Die Befestigungswerte auf Korsika und an der italienischen Grenze scheinen aber ebenso gefährlich für Jtalien." Das Organ Mussolinis stellt den französischen Rüstungen die Friedenspolitik Muffolinis gegenüber. Italien habe 12 Milliarden für öffentliche Ffiedenswerte verwendet, statt damit zu rüsten.
Faschistenangst verschlingt Milliarden. Tardieu wird vor Kammerfommission erscheinen.
Der Initiativantrag der sozialistischen Partei, der eine öffentliche Debatte in der Kammer über die Verwendung der Sparmilliarden des Schazamtes herbeiführen will, hat den Ministerpräsidenten Tardieu bereits zum Rückzug genötigt. Tardieu wird zwar heute, wenn der Antrag zur Abstimmung kommt, die Ber trauensfrage dagegen stellen, aber er hat sich doch bereit erklärt, wenigstens vor der Finanzkommission persönliche Aufklärungen zu geben. Dieser Entschluß ist um so bemerkensmerter, als Tardieu noch vor zwei Tagen es verächtlich ablehnte, überhaupt vor der Kommission zu erscheinen.
Die nationalistische Presse erklärt heute im übrigen, daß die fehlenden Milliarden des Schazamtes für die Bedürfnisse der Lane desverteidigung ohne Wissen und ohne Kontrolle des Bar lamentes verausgabt worden sind, teils um die Festungsbauten zu beschleunigen, teils um die Munitions- und Materialbestände von Heer, Marine und Luftflotte zu verstärken.
lana
Der Charakter.
Damals waren andere Zeiten."
Minister Frid im Reichstag Heuf geht mir ein ganz verfracter Schraubengang im Geiste rum: Wer, wie, was ist ein Charakter, ич Hochverehrtes Publikum?
Zeigt sich dieser im Beharren, In Erscheinung targ und schlicht? Färbt er niemals wie die Narren Kleidung, Haar und Angesicht? Zeigt er Offenheit Berstellung, Gilt fie ihm als übler Trid? Ha, jetzt naht mir die Erhellung: Solch Charakterheld ist Frid! Er iff's, welcher unzweideufig Der Berfaffung Treue schwur. Jeder Umffurz, der schon heutig, ging ihm wider die Natur.
Was er selbst als ganz gehenfter Jung' in München einft gemacht, Liegt schon als ein gut verdrängter Pubertätsfomplex in Nacht.
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„ Damals waren andere Zeiten" ,. Hört dies Heldenwort, ihr Leut! Niemals wird zum Puffch er schreiten, Eh der Zeiten Gunst sich beut. Hat er nicht zu einundfunfzig Hundertteilen Sicherheit,
Hält Herr Frid an die Bernunft fich Und an den Verfassungseid? Sollten mal die Aktien steigen Und auf einundfünfzig stehn, Wohin wird dann Frid sich neigen, Sich auf welche Seite drehn? Werden wir dann von ihm hören, Daß nun wieder andere Zeit? Er fann schwören, doch wir schwören Nicht auf Frids Berfassungseid.
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Jonathan.
24Todesopfer einer Munitionsexplosion
In der Stadt Sischuihien in der Nähe der Eisenbahnlinie Tientsin- Pukau ist ein Munitionslager in die Luft geflogen. Die aus einem Offizier und 23 Mann be stehende Wachtmannschaft wurde getötet.
ape Wilhelm beim Unfall.
Auf einem Motorbootausflug in Holland .
Doorn, 19. Juni. ( Eigenbericht.)
Bei einem Ausflug, den der Erkaiser mit seiner Frau und anderen Personen am Mittwoch nachmittag auf einem See in der Nähe von Leiden, dem Haager Passon, mit zwei Motorbooten unternahm, tam es, als beide Boote nebeneinander lagen, auf einem von ihnen plötzlich zu einer furchtbaren Explosion. Das Boot stand fofort in Brand. Fünf Personen, zwei Frauen und zwei Monteur wurden schwer verlegt und mußten ins Leidener Krankenhaus gefchafft werden. Der Gekaiser und seine Frau tamen mit dem Schreden davon.
Von Paul Gutmann.
In einer schwülen Juninacht des Jahres 1930 ereignete sich| die Franzosen für seine Filfe den Titel der Große verliehen, anjener denkwürdige Vorfall, dessen einziger Zeuge, ein halbverhun gebetet, sie haben vor Napoleon im Staub gelegen. Sie verehren jener denkwürdige Vorfall, dessen einziger Zeuge, ein halbverhungerter Dichter, nicht mehr am Leben ist, da er einige Tage darauf nur die Macht." sich in einem Anfall tiefster Hoffnungslosigkeit aus dem Leben empfahl. Was er mir berichtete, ist folgendes: Die beiden Dichterheroen Goethe und Schiller standen wie seit vielen Jahrzehnten Hand in Hand auf dem Postament vor dem Weimarer National theater, den Blick ins Weite gerichtet. Die Nacht war so still, wie sie nur in Weimar sein kann, als ein Mann mit weithin hallenden Schritten über den Platz kam, den beiden Dichtern die Zunge her ausstreckte und wie ein Hündchen am Denkmal seine Notdurft verrichtete. Der einzige Zuschauer, der im dunklen Portal des Theaters darüber nachdachte, mas schlimmer sei, Hunger oder Schlaflosigkeit, jah, wie die Hand Schillers vor Erregung zitterte und mit einem Ruck aus der Hand Goethes fuhr.
,, Das sind die Früchte unferes Lebens", sprach jest Schiller mit vor Erregung und Alter rafselnder Stimme." Weißt du, wer der Mann ist, Freund Goethe?"„ Ich weiß es", erwiderte lächelnd Dieser. Mein Nachfolger im Amt."
,, lnd?" tönte es gellend zurück. Aber Goethe, heiter und mit göttlicher Anmut, wie immer, erwiderte: ,, lleber's Niederträchtige niemand sich beklage; denn es ist das Mächtige, was man dir auch sage." Da machte Schiller eine Vierteldrehung nach links, sah Goethe mit einem Blick an, aus dem jahrhundertalter Groll zum Vorschein fam und sagte: ,, Das ist die alte olympische Gleichgültigkeit, womit du die Deutschen zu dem gemacht hast, was sie heute sind." ,, Beruhige dich, lieber Friedrich von Schiller ", erwiderte Goethe. Ich kenne ein gewisses Gedicht, worin du behauptest, daß nur dem Schlechten die Welt gehöre und daß der Gute auswandern müsse und sich ein unvergängliches Haus in den Wolfen gründen soll." ,, Das sagst du mir, der ich die ,, Räuber" gegen die Tyrannen meiner Jugend, Kabale und Liebe " gegen Fürstenwillkür und ,, Wilhelm Tell " gegen wie sagt man doch heutzutage gegen die Unterdrückung der Minderheiten gedichtet habe!" Goethe richtete sein Haupt gegen den Sternenhimmel und sprach: Was erwartest du von den Deutschen ? Sie haben Friedrich, dem
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Maler in der Deutschen Kunstgemeinschaft
liner Gezession aus, die man immer wieder gern sieht. Nicht nur Die Kunstgemeinschaft im Schloß stellt einige Künstler der Berdarum, weil sie uns märkische Landschaften in freundliche Erinnerung rufen, wie es Franz hedendorf tut, der seit einigen Jahren sich mit Borliebe der Entdeckung unserer nächsten Umgebung, meiſt an der Havel , hingibt. Wilhelm Kohlhoff , der freundschaft lich wie fünstlerisch in seiner engsten Nachbarschaft zu suchen ist, steuert ein paar Gemälde aus Marseille und Spanten bei, föstliche Farbenfanale von Stierfämpfen und abenteuerlicher Meerfahrt. Seine Bilder erwachsen ihm zu Blütensträußen, deren Sinn das Buntbewegte strahlender, phantasiestrogender Farben ist. Kohlhoff braucht so wenig wie hedendorf oder der ihm nächst verwandte Kraustopf füdländische Ueppigkeit, um den Glanz seiner reichen Balette zu zeigen. Aber im Angesicht der Hafenszenen, Landschaften und Stiertämpfe aus den Mittelmeerlandschaften, die er herschickt, erfennt man, wie gut die Phantastit seiner Bilderfindung zu diesen Borwürfen paßt. Die Farbe, und zwar die starte und triebhaft bemegte Farbe, ist sein Element, Man wird noch manche Ueberraschungen von seinem dämonischen Temperament erwarten dürfen.
Auch Eugen Spiro hat einige vortreffliche Landschaften aus dem Süden und einen Akt auf dem Dachgarten" tomponiert, die leine leicht akademische Malerei von ihrer besten Seite zeigen. Wenn er sich zusammennimmt, wie in diesen Bildern, gelingen ihm ruhige und flare Lösungen, die zur Achtung nötigen, ja beglücken können.
Endlich sieht man Aquarelle von Moriz Bathé: technisch meisterliche ,, Reportagen aus der Guinealandschaft Afritas. Neger, Tiere und vor allem Landschaften, die man mit Bergnügen zur Kenntnis und zur Erweiterung seiner Borstellungen vom sog. ,, buntlen" Kontinent nimmt.
In der Galerie Wiltschef schließt sich das Erlebnis eines jungen und begabten Malers aus Dresden an: Pol Cassel . Sein Debüt vor einigen Jahren brachte ihn sogleich in die vorderste Reihe des Nachwuchses. Inzwischen hat er manches von seiner erregenden Wildheit und Originalität eingebüßt, aber er hat auch vor allem an dem hohen Vorbild Noldescher Aquarellkunft malen gelernt. Daß es ihm in erster Linie auf farbige, ja deforative Beherrschung der Fläche ankommt, beweist schon die ausschließliche Wahl von Stilleben, meist bon Blumen, in Del wie vor allem in Aquarell geiſtreich und mit überlegenem Können gegeben. P. F. Sch.
" Im Schatten des Hofchiwara."
Kurfürsten- Theater.
Die Wiederaufführung guter Filme war von jeher mit Schwierigkeiten verknüpft. Darum ist es besonders beachtenswert, daß gerade in heutiger Zeit ein fleines Theater den ersten nach Europa gelangten japanischen Großfilm wieder in den Spielplan aufgenommen hat.
Wir erleben noch einmal das Schicksal eines jungen unerfahrenen Menschen, der an einer Schönen aus der Stadt der Freude zugrunde geht. Diese wilde, gierige Liebe zerfrißt ihn, und selbst die innige Liebe der Schwester tann ihn nicht retten. Das Spiel der Darsteller wird für uns zum unvergeßlichen Erlebnis, während die Regie echteste Begabung für den Film verrät. Hinzukommt für uns das Schauen in eine fremde Welt, der Zauber des Großartigen, des Einmaligen.
Troß aller freudigen Anerkennung des Publikums aber. find die Tage auch des allerbesten stummen Films gezählt. Kein Berleiher kümmert sich mehr um ihn. Niemand macht sich die Mühe, die abgespielte, die sogenannte verregnete Kopie, für die kleinen Theater wieder aufzufrischen. Bis zum Herbst sind alle jetzt noch Spielbaren Filme erledigt, und die kleinen Kinos müssen dann entweder die teuere Apparatur eingeführt haben oder die Tore schließen. So bereitet das in den Tonfilm gesteckte Kapital seinen
Siegeszug vor.
e. b.
Heute Reichsbanner- Demonftration in Tempelhof . Heute abend, Eine Maßregelung Henry Barbuffes. Der befannie, tommu20% Uhr, bemonstriert das Reichsbanner in Tempelhof . Man vernistisch eingestellte französische Schriftsteller Henry Barbusse soll, fammelt sich in der Dorfstraße. Redner ist Mar Westphal Dom Blättern zufolge, vom Internationalen Büro für revolutionäre Barteivorstand. Literatur in Moskau darauf hingewiesen worden sein, daß Stalin mit der Haltung der von Barbusse herausgegebenen Zeitforift nicht zufrieden sei, weil sie in letzter Zeit nicht hinreichend proletarisch gerichtet sei. Henry Barbusse wird vor die Alternative gestellt, entweder dies zu ändern oder die Folgen zu tragen.
Wetter für Berlin : Austommende Gewitterneigung, sonst noch meist heiter und warm. Für Deutschland : In der östlichen Hälfte Deutschlands Fortdauer des trockenen und sehr warmen Wetters. Im übrigen Reiche vielfach Gewitterbildung.
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,, Und was hast du getan, teurer Geheimrat? Du hast die Revolution geschmäht, hast am Feldzug gegen die Befreier teilgenom men, zittertest vor Freude über die Schmeicheleien des Franzosenfaisers. Soll ich dich an ein peinliches Erlebnis auf der Kurpromenade in Karlsbad erinnern, wo dir der große Beethoven zeigte, daß ein freier Mann sich vor Fürsten nicht zu demütigen brauche? Du haft der Knechtseligkeit der Deutschen nur eine vornehmere Form gegeben, aus einem Gefühl für die Eleganz, das du wahrscheinlich von deinem Großvater, dem Schneidermeister, geerbt, hast..."
,, Um Jupiters willen, nicht so laut. Es ist der wunde Punkt meines Lebens, das was sie heute einen Komplet nennen. Mein Vater war ein Patrizier." ,, Mit dem ererbten Geld seines Vaters spielt er den Vornehmen. Das hat dir den Kopf verdreht. Börne hatte recht, als er deine Gesinnung Lateienhaftigkeit nannte."
,, Jüdische Journalistenfrechheit. Ich habe den Deutschen den Faust" geschenkt."
„ Der Erfolg? Ihr Gott ist heute ein Boger. Die Roheit hat gesiegt, nicht der Geist. Komm, Wolfgang, wir stehen seit fast einem Jahrhundert auf einem Postament und predigen den Geistesadel, die Erhabenheit, die schöne Form. Steigen wir endlich zum Bolt hinab, aus dem wir stammen, fämpfen wir, wie in unserer Jugend, wo uns ein Fürst noch nicht den erblichen Adel verliehen hatte. Vorwärts gegen die neue Finsternis, gegen die uralte Rohheit und Dummheit. Der von dir wie so viele Große nicht erkannte Heine hatte recht, als er die Ritter vom Geist zum Kampf aufrief.„ Tau send Ritter, wohlgewappnet, hat der heilige Geist erwählt, seinen Willen zu erfüllen; und er hat sie mutbeseelt." Der Geist geht unter, die Rohheit siegt du hast es soeben mit Schaudern gesehen wenn wir als verkleidete Olympier noch länger auf unserem Denkmalsfodel stehen bleiben. Gib mir wieder die Hand, alter Junge, auf zum Kampf gegen Typhon, den Erzdämon der Finsternis und des Bösen."
Der Welttheaterkongreß in Hamburg .
( Sonderbericht für den Abend.)
Im Mittelpunkt der Montagsverhandlungen stand ein sehr eingehendes und instruktives Referat des Ministerialrats Leo Rest enberg über den Einbruch der Technik in die Musir". Reſtenbergs Ausführungen erläuterten alle hiftorischen, soziologischen und wirtschaftlichen Fragen, die sich aus den Fortschritten von Schallplatte, Rundfunk und Tonfum ergeben haben. Sein Vortrag fand so einhellige Zustimmung, daß eine Einzeldiskussion sich er übrigte.
Ueber die notwendigen Maßnahmen zum Schuh der Rechte der darstellenben und ausübenden Künstler gelangten EII mar. Hamburg und Mareilly Baris zu völlig gleich lautenden Anregungen, die an die internationale Schauspielerunion in Wien und an das Arbeitsamt in Genf weitergeleitet werden.
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3um Thema Presse und Kritit" äußerten fid) Dr. Müller- Rastatt , Baul Blanchart und Dr. P. Th. Hof mann und forderten Erleichterung der internationalen Thealer. information durch Studien- und Bortragsreisen sowie durch die Schaffung einer internationalen Kristerkarte. Dr. Hoffmann regte die Gründung von Landesverbänden der Theaterkritiker an, die als amtierende Unterorgane des in der Gründung begriffenen internationalen Kritiferverbandes zugleich Werkzeuge der Verständigung werden würden.
Den bisherigen Höhepunkt des Kongresses bildete der Vortrag Julius Babs über das deutsche Boltsbühnenwesen, der stürmischen, minutenlangen Beifall auslöfte. Begeistert würdig ten nach ihm französische und andere Delegierte Deutschlands vorbildliche Leistung auf diesem Gebiet. Die Versammlung fandte, auf Antrag Gémiers, ein Telegramm an Romain Rolland , der von 1892 bis 1914 seine Kraft in den Dienst der französischen Bolksbühnenbewegung gestellt hatte. Manpreys und Gémiers Berichte über Frankreichs bisherige Erfolge in der Boltsbühnengestaltung ließen die deutsche Ueberlegenheit mit eindeutiger Klarheit erkennen.
Der Welttheaterbund wird an alle Regierungen mit der Bitte um Schaffung bzw. Förderung der Bolfsbühnen herantreten und dem Bölkerbund die Abhaltung eines Friedensfestes in Genf unt r Mitwirkung internationaler Schauspieltruppen nahelegen.
Knoblauch:„ Der Faun". Leffing- Theater.
Maltzahn.
Um 1910 machte Edward Knoblauch die zahmen Engländer durch feine Komödie vom Faun" wild. Er ließ einen mythischen Halbgott mit Hörnern und Ziegenfüßen auf die Bühnen springen. Das gelentige Untier entlarote die nobeifte Gesellschaft als ein Rudel von Nichtstuern, Schuldenmachern und Bucherern. Die alten und jungen Damen dieser Aristokratie entpuppten sich als lüstern und verlogen. Kurz, alles, was im britischen Adelskalender mit Auszeichnung ge= nannt ist, sollte den verrotteten Klüngel der Nation bilden
Knoblauchs Komödie, viel größer als Ostar Wildes weltmännische Theaterstücke und die fartastischen Farcen von Bernard Shaw , gefiel besonders der gehobenen Bürgerschaft, die sich mit großem Wohlbehagen jagen ließ, daß ihr adeliges Borbild allein durch Laster und Dummheit tonangebend sei. Knoblauchs Komödie wurde für einige Jahre beinahe so berühmt wie Sheridans klassische Lästerschule", die den englischen Abelscharakter zum erstenmal als Krone der Entartung gezeigt hatte. Der Faun, nicht nur ein geschmäßiger Sittenprediger, sondern auch ein leidenschaftlicher Schickfalsmacher, bringt die verdienten Liebespaare unter die Haube, er bringt die hinterliftigen Erpresser um ihre Beute, er bringt schließlich an den Tag, daß mit einiger Energie sogar die niedrigsten Instinkte der hohen Gesellschaft zu kurieren sind.
Das Stüd, bas heute wieder aufgenommen wird, bietet einem Birtuosen der Sprechfunst, der auch ein guter Tierstimmenimitator und behende genug ist, um auf den Händen Spazieren zu gehen und elle sonstige Faunatrobatif zu produzieren, die dankbarste Aufgabe. Da Baul Hendels all diese Talente beherrscht. wählte er diese Baraderolle Zusammen mit Hedwig angel, Thea Grod insty, Harry Salm und einer gefchickt ausgewählteh Sommertruppe erspielte er dem alten Stüd einen neuen, unbestrittene Heiterkeitserfolg.