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Groart

Iwan Heilbut  $ 4,8 Quartets

Ein Berliner   Roman

( 10. Fortsetzung.)

Joer in jedem Augenblid fonnte Lolli ins Büro zurüdfommen, sie war nur zur Post am Tempelhofer Ufer, um Briefmarken zu faufen. Und es wäre nicht angenehm, menn fie eventuell in eine Szene, ähnlich der soeben geschehenen, mitten hineinplagen würde.

Lolli tam auch richtig zurüd. Etwas später hörte er noch ein mal die Tür gehen und meinte, Fräulein von Langen wäre nun pflichtbewußt an ihren Plaz zurüdgelehrt.

Es mußte mohl sonst irgendwer gewesen sein, denn sofort nach ihrem Eintritt verließ die Person, die gekommen war, auch schon wieder das Büro.

Als Hammerschlag unruhig hinüberging, fiel ihm sofort auf, daß nur Lollis Garderobe in dem kleinen Garderobenschrank hing, dessen Tür ganz gegen seine sonstige Sitte sperrmeit aufstand.\

Ehe er sich noch laut darüber wundern fonnte, sagte Lolli: , Sie ist schon nach Hause gegangen." Jammerschlags Hand, die zwischen zwei Fingern eine 3igarre hielt, blieb baff in der Luft. Er sah Lolli an. Für einen Augenblic dachte er, sie müßte alles, was passiert war. Aber Lolli lebte mit ernsthaftem Gesicht Marken, eine nach der anderen, auf die Kuverts. Hätte sie auch nur etwas geahnt, sie hätte gewiß ein zufriedenes

Lächeln nicht unterdrücken fönnen.

,, Sat sie noch etwas gesagt?" fragte Hammerschlag so harmlos als möglich. Ohne selber etwas anzubeuten, wollte er heraushaben, ob es vielleicht noch ein Abschiedswort an ihn zu bestellen gab.

,, Sie fühlt sich plöglich frant," gab Lolli zur Antwort, aber das hat sie Ihnen ja auch schon selber gesagt. Sie haben ihr doch fort­zugehen erlaubt," fragte Lolli, plöglich von einem Gedanken über­rascht. Sie sah Hammerschlag an.

,, Ja, dentste denn, fie läuft ohne Erlaubnis aus dem Büro," polterte Hammerschlag. Sie fühlt sich plöglich frant, sie tut mir sehr leid, hoffentlich fühlt sie sich morgen besser," schioß er und ging in sein Privatkontor und machte die Tür hinter sich zu.

Bon diesem Augenblid an verstand Lolli ungefähr, was ge­schehen war. Sie mußte nicht, ob sie sich darüber ärgern oder freuen follte. Aber, am Ende freute sie sich. Sie nahm sich vor, all die Pflichten, die sie sich vormals als Sekretärin selber auferlegt hatte, auf der Stelle wieder zu übernehmen.

Sie ahnte, daß Fräulein von Langens Magenverstimmung oder mas es nun sein mochte, moran die Dame so plöglich litt, von nicht allzu turzer Dauer sein mürbe.

Hammerschlag saß an feinem Doppelschreibtisch uno ang lang­jam, mit auf die Schulter geneigtem Ropf und mit starr aufs Fenster gerichteten Augen, dann und mann an seiner Zigarre.

Lolli tam mit der Bost herein. Er nahm fie entgegen. Er ließ fich's gefallen, daß sie ihn mie früher on feine prinaten Berpflich tungen erinnerte. Sie holte in dicier Beziehung fogar für einige Wochen nach.

Er saß da, unbemeglich, zum Fenster starrend, so daß er ihr beinahe leid tat.

Er hat etwas von ihr gehalten, bachte sie für ihn, aber auch für sich betrübt.

Später, als Hammerschlag sich wieder allein befand, fing er plöglich in seiner Schieblade zu framen an. Er suchte nach einem bestimmten Manuskript, und als er es hatte, zerriß und zerknüllle er es, er spuckte drauf und warf's in den Papierforb wie in die Hölle hinein.

Es war der Artikel, der von dem neuen Schönheitsideal, von dem wieder auf den Schild gehobenen Typ der vollschlanten Frau zu berichten wußte. Was ging es ihn an, daß in England die Revue­girls schon wieder vollsch.ant gemacht wurden. Verdammt!

Bon Hammerschlag aus gesehen, hatte allein dieser Artikel an dem Unglück schuld, das geschehen war. Bielleicht war es auch nur dies plastische Wort ,, vollschlank", bei dessen lebendiger Vorstellung Hammerschlags Nerven sich selten bedrängt und gestreichelt fühlten. Ja, dies Wort, das auf Denise wie gemünzt mar, trug Schuld. Ein aufrührender Zauber lag für Hammerschlag allein in dem

Wert,

Das Mädchen, das ihm morgens den Kaffee ins Zimmer brachte und ihn jedesmal beim Rasieren fand, stellte mit Berwundern fest, daß Hammerschlag schweigjam war.

,, Heute fällt Ihnen wohl fein Wig ein?" fragte sie. Nein," sagte Hammerschlag und fah giftig in den Rasierspiegel

und schabte am Hals.

Was ist denn?" erkundigte sich das Mädchen. Ist Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen?" Hammerschlag gab teine Antwort mehr. Das Mädchen stand nahe bei ihm und sah ihm zu. Endlich fragte er: ,, Sind meine Stiefel schon fertig?"

Wie oft ich Ihnen noch sagen soll, daß Sie die Stiefel schon abends vor die Tür stellen müssen," antwortete das Mädchen, hob die Stiefel nom Boden und verschwand.

Hamemrschlag war sichtlich verändert. Seine Augen hatten cinen melancholischen Ausdrud, die Lippen fniffen sich zusammen. Sein Seefahrergesicht hatte die braunrote Farbe verloren, es war geradezu fahl und auch schmal geworden. Die Zeitungsfrau, bei der er auf dem Wege zum Tiergarten mechanisch stehen blieb, merkte es sofort. Sie dachte: Der Herr hat vielleicht auf der Börse spekuliert und Verluste gehabt? Sie las dergleichen oft in der Zeitung, denn auch sie las ein bißchen, wenn die flauen Stunden famen und fein Beschäft war. Oder er ist ein menig erfältet im Frühling passiert so etwas ja jo leicht.

-

Auf die richtige Bermutung fam fie nicht be: diejent refolut aussehenden Herrn in gefeßten Jahren.

Denise erschien nicht wieder im Büro. Unt halb zehn fam Hammerschlag einmal aus seinem Brivatkontor herüber. ,, Sie ist nicht gefommen, fagte Lolli frisch, sie ist wohl noch

frant."

Hammerschlag gab teine Antwort, er ging mit dem Hut auf dem Capf hinaus. Es mar drauki schon so warm, daß er feinen Mentel m Ausgehen brauchte.

Luft, Bewegung. Wenn er denken, Entschlüsse fassen wollte, mußte er gehen und Spielraum für seine Schritte haben.

Als er wieder ins Büro tam, jah er mit einem furzen Blick, daß Lolli sich über den Korb mit den eingesandten Manuskripten her gemacht hatte, um sie zu prüfen. Sie wollte das Fräulein von Langen bis aufs Letzte ersehen.

-

Hammerschlag nahm ihr stillschweigend den Korb vor der Naje fort und trug ihn hinüber. Er machte sich selber an die Arbeit. Lolli ging über den ganzen Vormittag fleinlaut umher. Da hatte fie ja gesehen, wie er sie in geistiger Hinsicht viel tiefer als Fräulein von Langen stellte.

Am

Am Nachmittag verließ Hammerschlag überaus pünktlich bas Büro und fuhr mit der Hochbahn nach Charlottenburg  . Halleschen Tor war er eingestiegen, an der Haltestelle Knie spie ihn die Erde ans Licht. Es wurde ein wunderbar warmer Abend. Er befand sich mitten im Strom der Menschenzüge, die hier zusammen­trafen von der breiten, freien Hardenbergstraße, in deren Ferne stand, von der Bismard- und der Berliner Straße und von der der goldene Adler mit ausgebreiteten Flügeln über der Hochschule Charlottenburger Chaussee. Der Hintergrund dieser gepflegten, mit Charlottenburger Chaussee. Der Hintergrund dieser gepflegten, mit prächtigen Bauten bestandenen Straßen gab dem Verkehr ein welt­städtisch- aristokratisches Gepräge.

-

Hammerschlag fühlte den Pulsschlag dieser Umgebung in den einen übergehen. Er ging elastisch die Bismarckstraße hinunter, bog bald in eine Seitenstraße ein und fand sofort das Haus, dessen Nummer er im Gedächtnis trug.

Er durchschritt einen Torgang, einen Hof und stieg in einem mit Verzierungen überladenen Treppenhause bis zur Höhe von drei Stodwerfen hinauf.

,, Sie wohnt ganz sein, das muß man sagen," murmelte er fit fich. Oben schellte er. Er hörte drinnen den Schritt einer älteren Frau und das Knipsen am Schalter des elektrischen Lichts

Zuerst erschien ein Auge am Gudloch. Dann wurde geöffnet. ,, Ich möchte Fräulein von Langen sprechen," sagte er. Die Frau sah ihm einen Augenblick mit neugierigem Blick ins Geficht.

,, Kommen Sie einmal herein," jagte sie dann. Hannnerschlag befand sich auf dem erhellten Borplay. ..Ru man los," jagte er ,,, melden Sie mich." Die Frau hatte ein diabolisches Lächeln um den Mund. ..Das Fräulein ist nicht hier," sagte fie langjam.

,, Reben Sie feinen Quatsch, fangen Sie gar nicht erst an," rief Hammerschlag, immer mit gedämpfter Stimme sprechend, sonst sehe ich selber ein bißchen in den Stuben nach.". Der Chef, zielstrebig, pflichtbewußt, zäh, fam in ihm zum Durchbruch.

,, Bitte, bitte," sagte die Frau ,,, fuchen Sie nur." Hammerschlag sah sie an. Nach einer Weile fuhr die Frau fort: ,, Das Fräulein ist abgereift."

,, Was?" rief Hammerschlag. Der Mund blieb ihm offen. An diese Möglichkeit hatte er nicht gedacht. Also sie hatte seinen Besuch vorausgeahnt sie hatte ihr Salär im Stich gelassen, mur um nie wieder in die allermindeste Berührung mit ihm zu kommen... ,, Und wohin?" rief er ungeduldig.

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Die Frau hob geheimnisvoll die Schultern, so daß ihr Kopf darin einfant, ihr breitgezogener Mund vertiefte sich an den Winkeln. ,, Natürlich wissen Sie, wohin Fräulein von Langen gefahren ift. Sie hat Ihnen bestimmt ihre Anschrift hinterlassen. Los! Her­aus mit der Wahrheit!" rief Hammerschlag. Ich habe ihr eine Nach­richt von höchster Wichtigkeit mitzuteilen. Telegraphisch. Also nun?"

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Die Frau lachte aus den Augen heraus. Die weiß alles, dachte Hammerschlag; die Denise hat ein Signaie­ment von mir hinterlassen und dieser Höllenhund hier hat mich gleich erkannt.

,, Ach, ich fann es mir schon denten," rief. er erleichtert ,,, fie ist nach Wienwohin sollte sie sonst."

,, Eben nicht nach Wien  ," nidte belehrend die Frau.

( Fortsetzung folgt.)

Das neile Buch

Die Hochschule im Volksstaat

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Dr. Otto Friedländer  . Die hochschule im Bolts.. ita a t." Anregungen zur Hochschulreform.( Berlag Karl Zwing, Jena   1930.) Dieses Buch hat den Vorzug, das Verhältnis 3mischen Hochschule und Staat nach allen Richtungen knapp und prägnant zu beleuchten. Friedländer   sieht die Studenten aus Ar­beiterkreisen als die prädestinierten Erzieher zum Volksstaat an. Sie wollen ein neues Machtverhältnis schaffen, während der afa­demische Nachwuchs aus der Beamtenschaft und der Kaufmannschaft zu sehr von Traditionen belastet ist, um den Zukunftsstaat repräsen­tieren zu können. Daraus erwächst das Postulat, den Arbeiterföhnen die wirtschaftliche Basis zum Studium zu schaffen durch Ausbau des Stipendiumwesens, damit sie nicht gezwungen find, ihr Studium durch aufreibende Werkarbeit zu fristen. In diesem Sinne ist die Abenduniversität zu verwerfen. Sie ist das Grab der heranwachsen­den Generation. Weiterhin vertritt Dr. Friedländer eine Umände­rung des Studienplanes und der Verwaltung an den Hochschulen. Er fordert eine zwedgemäße Gestaltung des Lehrkörpers. Der Lehrkörper soll sich aus Männern( auch Männer der Praxis) zu­sammensetzen, die die pädagogische Befähigung haben, die Jugend für die betonte Aufgabe zu erwärmen. Scharf formuliert Fried­länder seine Forderungen zusammenfassend: Propaganda des Lehr­förpers für den Volksstaat, abgegrenztes Betätigungsfeld der ver­waltenden Persönlichkeiten an den Hochschulen, Auswahlsprinzip der Studenten durch individuelle Prüfung, Selbstverwaltung in Wirtschaftsangelegenheiten, Gebühren den wirtschaftlichen Verhält­nissen gemäß. M. Quade.

WAS DER TAG BRINGT.

Die Welt wird immer kleiner.

Als seinerzeit die Eisenbahnen in Betrieb tamen, rechneten mathematisch eingestellte Leute aus, wie die Erde mun bedeutend fleiner merde, weil sie sich schneller durcheilen lasse. Denn der Raum mertet sich auch nach der Zeit, die zu seinem leberwinden gebraucht wird, und je schneller man in thm vorwärts tommen fann, um so fleiner erscheint er. Neuerdings hat nun das Flugzeug den Raum noch bedeutend kleiner gemacht, und in Amerifa hat man darüber allerhand interessante Berechnungen angestellt. Heut fann man mit der Luftpost drüben einen Brief von New York   bis nach San Fran zisfo in 32 Stunden mittels Flugzeug befördern, während er bei schnellster Eisenbahnbeförderung von der Küste des Atlantischen zum Stillen Ozean 48 Stunden brauchen würde, wenn die Strecke ganz gradlinig und mit einer Geschwindigkeit von etwa 87 Kilometer in der Stunde durchfahren würde.

Langlebige Vögel.

9

Es ist kaum allgemein bekannt, wie lange die Vögel im Durch­schnitt leben, da es fast immer sehr schwer ist, hier Feststellungen zu machen. Nur durch ganz exakte Beobachtungen ist es gelungen, über diese Fragen Aufschluß zu erlangen. Dabei scheint die Frucht barkeit im umgekehrten Verhältnis zur Lebensdauer zu stehen, da Vögel mit einer großen Nachkommenschaft nur verhältnismäßig kurze Zeit leben. Im allgemeinen fann man nach den Mitteilungen eines englischen Vogelkenners damit rechnen, daß fleine Singvögei etwa 12 bis 20 Jahre alt werden. So lange hat man sie jedenfalls schon ohne Schwierigkeiten in Gefangenschaft gehalten. Auch Reb­hühner können dieses Alter erreichen, wenn sie nicht vorher schon abgeschossen werden. Meist werden auch Krähen und Raben nicht älter, obwohl man von ihnen weiß, daß sie ein Alter von 100 Jahren erreichen können. Elstern leben etwa 35 bis 40 Jahre lang, wie die Holztaube, der man häufig in unseren Wäldern begegnet. Der Kudud bringt es auf etwa 50 Jahre, der Storch auf 30 bis 45 Jahre. Seemöwen erreichen ein Alter von 45 bis 50 Jahren, während die 3iffer beim Schwan auf 80 steigt. Ein außerordentlich wichtiger Beitrag zu diesen Fragen bedeutete die Gefangennahme eines Adlers im Jahre 1881 in Dänemark  , der schon einmal, im Jahre 1792, ge­fangengenommen war, aber wieder in Freiheit gefeht wurde. Man befestigte ihm eine Kette um den Hals mit der genauen Inschrift seiner Gefangennahme. Er war also demnach für 89 Jahre in Frei­heit gewesen, bis ihn das Los von neuem ereilte. Auch Geier tönnen sich hier mit dem Adler messen. Man weiß von einem, der in einer deutschen Menagerie von 1706 bis 1824 gehalten wurde. Der Reford in diesen Dingen wird aber von Papageien gehalten. Guernen, ein bedeutender Ornithologe, erwähnt ein Tier, das in der Familie eines seiner Freunde feit hundertundzwanzig Jahren lebte, also drei Generationen kommen und gehen sah. Ein Symphoniekonzert auf Fabriksirenen.

Ein merkwürdiges musikalisches Experiment hat der Tulaer Arbeiter Bondarowiti gemacht. Es ist ihm geglüdt, vermittels einer entsprechend abgetönten Kombination verschiedenstimmiger Fabritsirenen eine Reihe recht komplizierter Musifstücke zuGehör zu Er ging rund um den Belle- Alliance- Plaz herum. Er brauchte| bringen. Bondaromiti hat seine Sinfonie der Arbeit" ge­

nannte Erfindung dem Moskauer Institut für Musikwissenschaften mit Erfolg und Anerkennung vorgeführt. Demnächst wird auf den Rolomnaer Werfen das erste Sinfoniekonzert auf Fabriksirenen veranstaltet werden.

USA  .

Durch die amerikanische   Presse geht eine Notiz, wonach sich auf einem Chikagoer Friedhof ein offenes Grab befinden soll, neben dem ein Leichenstein mit folgender Inschrift steht:

,, Hier wird einst saat Morrom ruhen, der jegt in der 10. Straße ein schönes Schuhgeschäft hat." Der Umjag des Schuhmachers soll sich durch diese Reklame­Idee" sehr gehoben haben.

Die erste Leihbibliothek.

Die Einrichtung von Leihbibliothefen ist älter als man gemein­hin annimmt. Die erste Leihbibliothek erwähnt bereits der heilige Hieronymus  . Er berichtet von einem Presbyter Pamphilius, der im Jahre 309 den Märtyrertod erlitt und sich um die Ausbreitung des Christentums in Cäsarea dadurch verdient gemacht hat, daß er 30 000 fromme Schriften sammelte und an Lesekundige verlieh. Dann hörte man Jahrhunderte lang nichts mehr von Verleihstellen von Schriften. Erst aus dem Jahre 1332, etwa 100 Jahre vor Er findung der Buchdruckerkunst, wird aus Paris   von reichen Leuten also berichtet, die einen derartigen Sturm auf die Manuskripten­Bücher zum Verleihen anzuschaffen. In England dürfte die erste händler machten, daß die Geschäftsleute sich entschließen mußten, Leihbibliothet von König Heinrich IV., dem ersten König aus dem Hause Lancaster, der 1399 zum König an Richards Stelle ausge rufen wurde, errichtet worden sein. Heinrich IV. ließ nämlich für die Studenten der Universität Orford eine Bibliothek erbauen, deren Bücher zunächst nur an Studierende, dann aber auch an andere miß begierige Leute verliehen wurden. Wien   und Toulouse   haben eben­falls erst im Mittelalter Leihbibliotheken erhalten. Intelligente Haifische.

Im allgemeinen gilt der Haifisch als ein ftumpfer, von immer reger Freßlust beherrschter Geselle, der alles, was ihm vor das Maul tommt, verschlingt. Aber gegen diese Kritik lehnt sich der Ge­schmähte auf; er selbst erbringt den Beweis, daß er so vernünftig ist wie irgendein anderes Lebewesen. Das können auch die Haifischjäger bezeugen, die in der Umgebung der südlichen Neu- Wales arbeiten. Sie haben oft genug die Beobachtung gemacht, daß die Haifische die verfolgten Wale in die Bucht von Twofold hineintreiben. Die Fischer können die Wale dann leicht harpunieren und sie zeigen fich den ihnen Hilfe leiftenden Treibern dadurch erkenntlich, daß sie ihnen zur Belohnung die Eingeweide des erlegten Tieres zum Fraß über. lassen. Die Haifische haben sich das auch gut gemerkt. Sie jagen die Bale nicht nur, sondern hindern sie auch daran, die Bucht, in bie sie hineingetrieben wurden, zu verlassen. Es vergehen manchmal Tage, bevor die Bale getötet werden können. Die ganze Zeit über halten die Haifische treulich Wacht und patrouillieren fortwährend vor dem Eingang der Bucht, um ein Entkommen der Gefangenen zu verhüten. Die schwimmenden Gefängniswärter haben aber aus der Erfahrung gelernt, daß ihre Geduld reichen Lohn findet.