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L. Ulin: Blutiges Gold

Bon la bis Witim von Ost nach Best- und von dem Aldan bis zur Schiffa von Nord nach Süd erstreckt sich ein riesiges Gebiet, auf dem die Goldfundstellen des fernen Ostens verstreut find. Tausende von Menschen verbringen dort ihr Leben in der Bande­rung von einer Fundstätte zur anderen, indem sie Berge und Schluchten Schritt für Schritt bezwingen und die Quellen und Täler absuchen, und so mit ihrem Leben schaurige Geschichten und Legenden nom Gold schaffen, von Hunderten in der Taiga vor Hunger, Kugeln, Dolchen und Unwetter Gestorbenen. Alle diese Goldjäger find Menschen, für die das Gold zum Narfotifum geworden ist...

Ich mußte an fie alle an jenem Morgen denken, an dem ich mit eigenen Augen jah, wie der talte Glanz des geiben Metallklumpens in der roten Wärme des frischen Menschenblutes badete und verging. Der Bächter der Fundstelle wies meinen Begleiter Safa, einen alten Goldgräber, und mich auf unsere Frage nach Arbeit an die Artels( Arbeitsgenossenschaften).

,, Meine Sache ist's nicht. Ich habe das Gold zu dem vorge­schriebenen Preise zu nehmen und Waren zu liefern. Sonst nichts." In melcher Artel ist Platz?"

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Bei dem Koreaner Nikolai sind dieser Tage zwei weggegangen. Vielleicht nimmt er euch," riet der Pächter.

Wir suchten den Koreaner auf, Saja teilte ihn unseren Wunsch mit, in seine Artel einzutreten und Nikolai antwortete mit heiserem Baß:

,, Gut. Morgen fommt Arbeit."

Die Frage war gelöst. Bon morgen an sind wir Goldgräber. Bis wir unseren Platz in irgendeiner Hütte finden, erlaubt uns der Bächter in seinem Hause, einer baufälligen Holzbarade, zu wohnen. 3mei Räume belegte er selbst: einen Wohnraum und einen Lager­raum für die Waren, zwei andere vermietete er an die Goldgräber, die noch keine Unterkunft in den Artel- Hütten gefunden hatten. Eins von diesen Zimmern, das zufällig frei war, bekamen mir, in dem anderen wohnte ein junger, großgewachsener Chinese, der mit seinem Artelführer einen Streit hatte und hierhergezogen war.

Abends, als Safa den halbzerfallenen Dfen eingeheizt hatte, füllte sich das Zimmer so mit Rauch, daß ich mich auf die Straße rettete. Das Haus stand auf einem Hügel und ich sah unter mir verstreut die Lichter der Artelhütten. Von dort drangen Kehlstimmen und ein schwermütiger chinesischer Gesang zu mir her. Der Pächter erzählte mir, daß hier fast mur Chinesen arbeiten, von denen manche schon fünf und sechs Jahre hier sind, und daß er selbst schon das dritte und wahrscheinlich das letzte Jahr hier lebt.

Warum denn?" fragte ich.

,, Es hat feinen Sinn. Man gibt dem Privatmenschen feine frei, heit. Sie verpachten nur, was sie selbst nicht brauchen fönnen. Ich muß das Gold zu dem gleichen Preis nehmen, zu dem ich es der Bant abliefere. An Private darf ich nicht verkaufen und kann es auch nicht, da jedes Gramm aufgeschrieben werden muß. Die Miete, die ich von den Arteis für ihre Loje" bekomme, geht für den Bacht.

zins drauf. Der einzige Berdienst ist der Handel."

Aus dem Dunkel tauchte die Figur unseres Nachbarn, des Chinesen, auf.

Was macht das Geschäft, Sun- li?" mandte fich der Pächter

an ihn.

" Nichts Geschäft! Morgen geh weg, nach dyl. Hier schlechte

Arbeit. Kusma start schlechter Mensch!" antwortete dieser.

"

,, Wer ist Kusma?" wandte ich mich an den Bächter, als der Chinese in seinem Zimmer verschwunden war.

Kusma ist ein Russe. Der Führer der Artel, in der Sun- li ge­arbeitet hat. Gestern gerieten sie über irgend etwas in Streit und der Chinese zog hierher. Jetzt will er überhaupt weg. Es scheint etwas nicht in Ordnung zu sein..."

,, Komm schlafen!" erschallie hinter der Tür Safas Stimme. Der Rauch mar aus dem Zimmer abgezogen. Safa hatte unsere Renntierfelle auf dem Boden ausgebreitet. Es ist angenehm marm. Das Wasser in dem Kessel fängt an zu fochen. Wir trinken schnell Tee, ziehen uns aus und löschen die Kerze. Nach einigen Minuten höre ich Safa schnarchen, fann selber aber lange nicht einschlafen. Bom Ofen her fallen blasse Flecke auf die Dede und die Wände, aus dem Nebenzimmer höre ich Geräusche, undeutliches Gemurmel, Schnalzen mit der Zunge.

Endlich, längst nady Mitternacht, schlafe ich ein, träume mild, mirr, Kämpfe, Stöhnen und Safas Stimme, die mich aufweckt:

,, Bächter! Bassilitsch! Steh auf! Wir haben Tote im Hause!" ruft er nicht eigentlich laut, aber so, daß seine Stimme draußen in den Hütten ebensogut zu hören sein muß, wie nebenan.

Bon draußen dringt fahles Licht der Dämmerung herein. Ich reibe mir die Augen, springe auf und laufe zu dem Alten, der an der Schwelle zu dem Zimmer des Chinesen steht. ,, Was? Wer? Wo?" frage ich.

,, Sieh hin." Er zeigt auf die Tür.

Ich blicke in dos Nebenzimmer, das in diesem Zwielicht größer erscheint, als es ist, und sehe auf dem Boden in der rechten Ede zwei Körper ineinander verschlungen. In dem einen erkenne ich Sun- li; der andere liegt auf ihm, ebenso groß. Sein Gesicht ist nicht zu sehen. Noch eine Sefunde und der Blick fällt auf einen hölzernen Messer­griff, der aus der linken Seite des Mannes ragt. Bon Neugier und Entfezen getrieben, mache ich ein paar Schritte näher und sehe, daß die linke Hand des oben Liegenden sich um den Hals des Chinesen vertrampft hat, während seine Rechte den Griff eines breiten Messers umflammert, das tief in der linken Schulter Sun- lis stedt.

Der Bächter fommt in Unterhosen und schnell übergeworfenem Rod hereingelaufen. Nach ihm erscheinen zwei Dutzend chinesischer Goldsucher. Das Haus ist voll von Menschen.

Wie war es möglich?... Wieso fam es?!... Ihr habt doch nebenan geschlafen!... Habt ihr denn nichts gehört?" fragt auf geregt der Pächter.

"

Wieso nichts gehört? Wenn ich nichts gehört hätte, hätte ich dich nicht gerufen!" antwortet ruhig Safa.

"

Warum hast du sie denn nicht voneinander getrennt? Was hast du gewartet?!"

,, Keine Zeit gehabt. Ich höre, hinter der Wand ist was im Gange; springe auf und zur Tür. Habe sie gerade aufgemacht, und fie sind schon still geworden. Haben ihre Rechnung schnell beglichen." ,, Eine Geschichte!

,, Eine Kanaille, der Kusma, hat das Fenster gut bearbeitet!..." Ich merke, daß das einzige Fenster glatt aus dem Rahmen ge­hoben ift. Einige Leute faffen den Übenliegenden an Schultern und Beinen, beben ihn hoch und legen den Leichnam neben den toten Gegner. Jetzt fällt das Licht auf die toten Gesichter: das breitknochige, oliven. farbige des Chinesen mit hervorgequollenen Augen und das podennarbige, spignafige des Russen. Beide sind glatt rafiert. Auf dem Halfe des Chinesen sieht man tiefe Krazer. Sein Kopf ist ein Biertelmeter vom Boden gegen die Wand gelehnt, ein Umstand, der es dem Gegner leicht gemacht hat, mit ihm fertig zu werden. Beide find in schmutzige Segeltuchhosen und Jocken aus gleichem Stoff gekleidet. Die Füße des Chinesen sind bloß, die des Russen stecken in Wollstrümpfen. Er hatte wahrscheinlich aus Borjicht teine Schuhe

angezogen, als er hierher schlich, damit die Spuren undeutlicher sind, und er fein Geräusch macht.

Während ich das Aussehen der Leichen studiere, wird die Auf­merksamkeit der anderen von einem Gegenstand gefangen genommen, der zwischen den beiden neben Sun- li liegt.

,, Linso!"( Gold) ruft erstaunt einer der Chinesen, die die Leichen voneinander getrennt haben.

,, Tinjo!" wiederholen die anderen.

Artel verheimlicht. Die Goldgräber haften folchen Golddiebstahl für das schlimmste Verbrechen. Kein Betrug, kein Mord ruft solche Empörung herpor, und es hat sich von alters her ein grausamer Brauch überliefert, daß der Dieb von der ganzen Artel geschlagen wird. Solches Schlagen" endet oft mit dem Tod, aber das stört die Goldsucher nicht: Soll anderen eine Lehre sein" sagen sie in folchen Fällen. Kusma mußte Sunelis Fund bemerkt haben, aber er wollte auch nicht die Rechte der Artel verteidigen, sondern seinen Anteil an der Beute haben. Und nun liegt der Erzklumpen zwischen den beiden und ist dunkelrot geworden und wird in dem Maße, in dem das Blut erfaltet, noch dunkler, beinahe schwarz.

"

In die Menge ringsum fommt aber Bewegung, die zuerst unter­

,, Linfo! Bei Sun- li Tinfo!" schollt es in den hinteren Reihen drüdt, sich dann immer lauter Luft macht: und draußen weiter.

"

,, Gold! Eine Stufe gut 15 Pfund!... Ha, ha! Das ist die Sache!" brummte der Pächter. Fünfzehn, nicht weniger!" bestätigte Safa und beugte sich über den Chinesen: Und Goldsand hat er auch. So an ein halbes Pfund. Schöne Körner!"

Jetzt begreife ich alles. Der Chinese hat seinen Fund vor der

..

,, Linso!... Fünfzehn Pfund!... Sun- li wollte stehlen!.. Unser Gold! Fünfzehn Pfund! Sun- li, Kusma tot!. Unser Gold!... Teile Gold!... Unser! Numm Gold!. Teile!... Artel- Gold!..." Artel- Gold!..." Die Rufe merden immer lauter, die Stimmen heiser. Dutzende wölfisch gieriger Augenpaare brennen im Gold fieber, sehen nicht mehr die Leichen, das Blut, sondern nur noch: Gold, Gold, Gold!...

Das hat man von der Freundlichkeit!"

Von Palle Rosenkrantz  

Sie haben

Jensen war Schreiber bei der Amtshauptmannschaft, für dürfe| schichte, aber ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen daraus keinen Strid tige hundert Kronen monatlich, bei eigner Kost und Verpflegung und drehen werde. Ich will jogar den Fehlbetrag decken, einer Familie und fünf Kindern im Alter von zwölf Jahren bis neun ja nichts, und Sie sollen auch nicht mit Schulden etwas Neues an­Monaten. Die sollte Jensen mit Wohnung, Essen, Kleidern Schuhen fangen. Mein Kollege in Xfjöbing braucht einen Schreiber, und ich und all dem versorgen. Das kann man nicht. weiß auch, daß Sie da in der Stadt ein bißchen mehr Nebenverdienst haben tönnen als hier. Versuchen Sie, die Stellung zu bekommen, eine Empfehlung fann ich Ihnen jedoch nicht geben, Sie sind zwar ein tüchtiger Beamter, aber... nicht mar, Sie verstehen!" Jensen atmete erleichtert auf, aber dann sagte er mit tief be trübter Stimme:

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Und das fonnte auch Jensen nicht, obgleich der Lebenshaltungs­inder damals 100 war, das heißt: der Index war damals überhaupt noch nicht erfunden. Doch das fonnte Jensen ja nicht helfen. Er arbeitete bei der Amtshauptmannschaft täglich von acht bis acht, und von acht bis zwölf in der Nacht für einen Kaufmann, von dem er dafür Petroleum, Konserven und Mehl belam, aber eine Familie das Geld nicht beschaffen, also legte er sich aufs Unehrliche und be von sieben Personen braucht mehr. Auf ehrliche Weise konnte Jensen gann, mit den kleinen Kassen zu wirtschaften, mit denen er auf der Amtshauptmannschaft zu tun hatte. Er mopfte ein bißchen hier und ein bißchen dort, meistens dort, denn er hatte vor allem die Geld­briefe und Postanweisungen auf die Post zu bringen, und wenn die Gemeinden, Aemter und Kontore mahnten, dann mopste er ein bißchen in einer andern Rechenschaft und halb sich so bis zum nächsten Mal. Anfangs verursachte ihm das viel Mühe, aber als er seine Buchhaltung in Ordnung hatte, ging es ganz gut, obgleich es viel Aufpassens erforderte. Das Geld, das bei Jensen blieb, mar immer das, was irgendwohin unterwegs sein sollte, und da er alle Begleitbriefe schrieb, und der alte Amtshauptmann bloß seinen Namen druntersetzte, ohne auf das Datum zu sehen, während ein Assessor die

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Rechenschaft führte, ging das ein paar Jahre, und Jensen hatte sich

daran gewöhnt.

Aber eines schönen Tages wurde es entdeckt, und da faß Jensen also in der Batiche.

So etwas wird eines schönen Tages immer entdeckt, und dann liebenswürdiger Herr von der alten Schule. Er konnte Jensen gut sigt man also immer in der Patsche. Der Amtshauptmann war ein leiden und sah ein, daß es Jensen schwer war, um nicht zu sagen: unmöglich, von dem zu leben, mas er rechtmäßig verdiente. Doch er fonnte Jensen ja nicht behalten, da die Anzeige aus dem Ort, von Leuten gekommen war, die den Amtshauptmann im Stadtrat schon immer angegriffen hatten.

Deshalb rief er Jensen zu sich und sprach freundlich zu ihm: ,, Mein lieber Jensen", sagte er ,,, das ist ja eine schlimme Ge­

,, Ja aber was soll ich denn sagen, weshalb ich von hier meg­gegangen bin, wo ich so viele Jahre gewesen war und nicht einmal eine Empfehlung bekommen fann?"

Dh", sagte der freundliche Amtshauptmann ,,, Sie können zum Beispiel ja sagen, daß ich ein hochmütiger und schwieriger Herr wäre,

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mit dem niemand auskommen fann, ich wollte Ihnen nicht einmal eine Empfehlung geben, ich wäre so unerträglich, daß Sie es hier satt gehabt hätten! Sagen Sie, was Sie wollen, mein lieber Jensen, mich brauchen Sie nicht zu schonen!"

Das schrieb sich Jensen hinter die Ohren, er suchte um die Stellung an... und bekam sie, ohne Empfehlung. Es gab genug Nebenverdienste in der neuen Stadt, und Jensen war fleißig und hielt seine Finger meg von hier und dort.

Aber der alte Amtshauptmann tonnte nicht verstehen, meshalb ihm seine Kollegen im Kreis bei allen Gelegenheiten mit einer so

wunderlich lässigen Ueberlegenheit zu behandeln begannen..

Zufällig betam er auf einem Umweg Aufklärung über dies rätselhafte Benehmen.

Ganz gefränft und niedergeschlagen fam er zu seinem Assessor: ,, Lieber Freund", sagte er ,,, wollen Sie das glauben! Sie fennen doch die Geschichte mit unserm früheren Schreiber Jensen, den ich habe

laufen lassen. Ich habe ihm geraten, in Itjöbing eine Stelle zu suchen, und ich hatte ihm erlaubt, zu sagen, ich wäre schwierig und uner­träglich. Nun hat der Kerl weiß Gott   da drüben erzählt, daß ich ein fompletter Idiot wäre... Dazu habe ich ihm nun wirklich nicht Erlaubnis gegeben. Und das Unglück ist nun: daß die es nun alle glauben! Das hat man von seiner Freundlichkeit! So mar es mirt­lich nicht gemeint!"

( Einzige berechtigte Ueberlegung aus dem Dänischen von Adolf Robitsch.)

Trockenes Eis und gekochte Eisbahn

In heißen Tagen braucht nicht nur der Mensch Kühlung, auch die Lebensmittel, das Bier und andere Getränke müssen abgekühlt merden, unt genußfähig zu bleiben. Die einfachste Methode, die man schon seit sehr langer Zeit anwendet, besteht darin, im Winter in den Flüssen und Seen Natureis zu gewinnen, das in tiefen Kellern gelagert und im Hochsommer wieder hervorgeholt wird. Es gibt z. B. in der Nähe von Breslau   ein Gut mit einem Keller, der Raum für 500 000 Zentner Natureis bietet. Zwar werden von dieser Stelle im Jahresdurchschnitt 300 000 Zentner verkauft; aber es gibt Jahre, in denen die Eisernte" sehr mager ausfällt, und des. halb mird in besonders talten Wintern für sogenante grüne Win ter vorgesorgt. Im ganzen werden in Deutschland   jährlich etwa 100 Millionen Zentner Natureis verbraucht. Das ist aber kaum der zehnte Teil der Kunsteismenge, die in deutschen Haushalten und Lebensmittelbetrieben verwendet wird. Fachleute schätzen den Tagestonfum an Kunsteis im Jahresdurchschnitt auf zwei bis drei Millionen Zentner, so daß man ohne llebertreibung fagen fann, daß in Deutschland   jährlich rund eine Milliarde Zentner natürlichen und fünstlichen Eises verbraucht werden.

Die Erzeugung fünstlichen Eises bedeutet einen großen Fort­schritt. Dennoch ist das Kunsteis heute nicht mehr die hervor. Dennoch ist das Kunsteis heute nicht mehr die hervor ragendſte Leistung, die uns die Wissenschaft und Technik zu bieten vermögen. Nur dem Bergnügen dient das Kunsteis, das in einigen Eispalästen durch große Kühlanlagen auch im Sommer in einer Arena gehalten wird, um Sportsleuten die Freude des Schlittschuh­laufens und des Eishockeys in jeder Jahreszeit zu bieten. In letter Beit hat man nun mit Erfolg eine neue Erfindung erprobt, die ein deutscher Ingenieur gemacht hat. Es wurde eine chemische Verbin dung hergestellt, die die Eigentümlichkeit besißt, Wasser chemisch zu binden und dieses Wasser selbst nach dem Schmelzen und Wieder­erstarren hartnäckig festzuhalten. Es handelt sich um eine besondere Art Kunsteis, das in Fässern in Schneeform versandt wird. Dann wird die Masse gekocht und dadurch verflüssigt, auf eine glatte Unter­lage gegossen, wo sie bei normaler Temperatur erstarrt und schließ

Für die Industrie und den Privathaushalt wird heute noch vor­zugsweise das gewöhnliche Kunsteis angewendet, das aber ver­schiedene Nachteile aufweist. Der Kältevorrat" in einem Kilogramm Gis ist ziemlich gering: es schmilzt bald und muß in sehr turzen Beitabständen wieder erneuert werden. Da das Eis aus Waffer besteht, gibt es einen Teil seiner Feuchtigkeit an die Umgebung ab, fo baß es oft unmöglich ist, die zu fühlenden Waren ohne foftspielige Trennvorrichtungen mit dem Eis zusammen zu lagern. Es galt also, ein Rühlmittel zu erfinden, das imftande sein sollte, mehr Wärme zu absorbieren oder allgemeinverständlich ausgedrückt: mehr Rälte abzugeben, ohne schädliche Schmelzrückstände zu hinterlassen. Der Preis eines solchen Kältemediums sollte natürlich bei gleicher Kälteleistung denjenigen des bisher gebräuchlichen Eises nicht übersteigen. Von der Schule meiß man, daß es eine sogenante Ver­dunstungstälte" gibt. Wenn wir auf die slache Hand etwas Wasser oder Altohol gießen, haben wir ein deutliches Kältegefühl, solange

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die Flüssigkeit verdunstet. Je schneller die Berdunstung vor sich geht, d. h. je flüchtiger die Flüssigkeit ist, um so größer ist die erzeugte Kälte. Am flüchtigsten sind naturgemäß die unter hohem Drud verflüssigten Gafe, die das Bestreben zeigen, sofort in den ursprüng­lichen Gaszustand zurüdzukehren, sobald der auf ihnen lastende Drud aufgehoben wird. Gerade weil die Wärmeaufnahme sehr schnell vor sich geht, find die meisten flüssigen Gase, vor allem auch die flüssige Luft, deren Kältewirtung ja allgemein bekannt ist, für die Bragis wertlos, wenn man von wenigen Einzelfällen absieht. Eine Ausnahme bildet die Kohlensäure. Wenn man flüssige Kohlen­säure aus der Bombe", dem Aufbewahrungsgefäß, in einen Beutel abfließen läßt, verdampft sofort ein Teil des flüssigen Gases. Durch die erzeugte große Verdunstungstälte gefriert" die noch flüssige Gasmenge. Sie wird fest und fann als Kohlensäureschnee gewonnen werden. Wird dieser Schnee in Formen gepreßt, so erhält man Blöcke, die nun genau wie gewöhnliches Eis verwendet werden tönnen. Während aber Eis eine Temperatur von 0 Grad aufweist, herrscht im Innern der Kohlensäureschneeblöcke eine Temperatur von 80 Grad unter Null! Dieses Trodeneis" verdampft nur sehr lang­sam, weil sich während des Verdampfungsvorganges eine Schicht falten Gases bildet, die die Berührung mit warmer Luft verhindert.

In Amerita sind zahlreiche Trockeneisfabriken errichtet worden. In etwas fleinerem Umfang wird die Fabrikation jetzt auch in Europa   aufgenommen, und es ist anzunehmen, daß dieses neue Pro­duft sich bald einbürgern wird. Der Preis ist allerdings noch ziem lich hoch: Trockeneis foftet noch fast das Zehnfache wie Wassereis. Da aber sein Kältemert" über 150 Kalorien beträgt, während Wassereis mur 80 Kalorien aufweist und außerdem noch viel ge­ringere Mengen für dieselbe Kälteleistung benötigt werden, ver= ringert sich der Preisunterschied sehr erheblich. Außerdem jind unsere Eisschränke nicht auf die Lagerung von Trodeneis einge­richtet, und die Anschaffung neuer Eisschränke ist ziemlich tostspielig. Batete von Eiscrème in Papierhüllen halten sich 30 bis 40 Stun den falt. Es sind keine leeren Behälter zurückzusenden oder unter­wegs mit Eis nachzufüllen. Für größere Bahnsendungen macht sich auch der Gewichtsunterschied in der Fracht sehr bemerkbar; 100 Stilo gramm Trodeneis erfeßen 1500 Kilogramm Eis und 700 Kilogramın Salz! Beim Bersand von Fischen von New York   nach Detroit  wurden sonst 9000 Kilogramm Eis und Salz für jeden Gisenbahn­wagen gebraucht. Diefe Mengen werden jetzt durch 550 Kilogramm Trodeneis vorteilhaft erfeßt. Die mit Eis und Salz gefühlten Eisenbahnwagen, auch die Schienen und die Schwellen leiden durch Roft und werden durch die abfließende Salzlauge angegriffen. Die im Innern der Wagen herrschende feuchte Luft ist für manche Lebens mittel unzuträglich. Alle diese Nachteile werden mit einem Schlage ausgeschaltet, sobald man Trockeneis verwendet. Es wird sogar be hauptet, daß das entstehende trockene Kohlensäuregas, das die im Frachtwagen befindliche Luft nach und nach ersetzt, als Konservies rungsmittel wirkt und die Ansammlung von Gerüchen in dem Ge­frierraum verhindert.