Einzelbild herunterladen
 

Hakenkreuz und jüdische Richter

Auffällige Milde gegen das politische Rowdytum.

Außerordentlich milde tam vor dem Schnellrichter der National­sozialist Franz Kirsch davon, der bei einem Krawall einen Polizei­leutnant zu Boden geschlagen hatte. Obwohl der Angeklagte wegen einer ähnlichen Tat bereits mit einer Geldstrafe vorbestraft ist, erhielt er nur drei Wochen Gefängnis- außerdem aber gab ihm der Richter noch Bewährungsfrist, falls der Polizei­präsident damit einverstanden ist. Wir nehmen allerdings als sicher an, daß der Polizeipräsident 3örgiebel, der erst unlängst ein energischeres Verhalten der Justiz gegen das politische Raufboldtum gefordert hat, ganz und gar nicht einer Bewährungsfrist zu stimmen wird.

--

Es ist vielleicht kein Zufall, daß der Schnellrichter, der dieses auffällig milde Urteil fällte, ein Amtsgerichtsrat Rosenthal, nach dem Namen zu urteilen, ein Richter jüdischer Herkunft ist. Die Nazis brüllen fast jedesmal, wenn sie vor einen jüdischen Richter gelangen, und fordern, nur von reinraffigen Ariern abge­urteilt zu werden aber tatsächlich fahren sie bei den jüdischen Richtern viel besser. Wir erinnern an den Goebbels- Prozeß wegen Beschimpung Hindenburgs, mo Herr Goebbels auch erst gegen den jüdischen Beisitzer und den jüdischen Schöffen tobte, wo aber nachher ein so mildes Geldstrafemurteil herauskam, daß alle Weft den Kopf schüttelte, um so mehr, als der Strafantrag des Staatsanwalts auf neun Monate Gefängnis gegangen war.

Die Erklärung ist ziemlich einfach. Der jüdische Richter wird zu der Befürchtung neigen, daß ihm ein strenges Urteil als politische Boreingenommenheit oder als Racheaft gegen den Angeklagten aus= gelegt würde; er wird daher leicht gegen den Angeklagten über­trieben milde sein. Wenn die Nazis etwas flüger wären, als sie sind, würden sie verlangen, nur von jüdischen Richtern abgeurteilt zu werden. Wir möchten allerdings dafür plädieren, daß man ihnen ihren jetzigen Wunsch erfüllt und die Nazis solchen Richtern zuführt,

die ohne Gewissenstonflitte und übertriebene Strupel die ge= bührenden Strafen gegen die politischen Raufbolde ver­hängen.

Den Mann im Schlaf erstochen

Selbstmord der Täterin.

New

Tanz, Film, Kunst. D

Tanz und Bühne.

Bom Münchener Tanzfongreß.

=

J. S. München  , 21. Juni. Die Entwicklung des modernen Tanzes geht vom Einzeltanz zum Gruppentanz, vom Gruppentanz zum Tanzdrama. Die Erobe rung der Bühne ist das Ziel. Vom Tempo dieser Eroberung wird nicht nur die fünstlerische Zukunft des Tanzes, sondern auch die wirt­schaftliche Zukunft der Tänzer abhängen. Die Frage, wie stellt das Theater sich zum Tanz? ist daher eine der brennendsten für die her anwachsende Tänzerschaft. Die Kongreßleitung hatte die Erörterung dieses Problems an die Spitze der Verhandlungen gestellt. Die heu­tige erste Vollversammlung brachte drei Referate über das Thema. Zunächst sprach Rudolf Schulz Dornburg  , der Effener Generalmusikdirektor, über den Lanz als künstlerische For= mung in der Oper. Bon alters her, führte er aus, haben Sprechkunst, Gesang und Tanz sich gegenseitig beeinflußt. In der heutigen Oper aber spielt der Tanz nur eine untergeordnete Rolle. Die Balletteinlagen sind unorganische Bestandteile des Gesamtwerks. Im modernen Musikschaffen gibt es nur gonz menige Werke, die sich für eine Verbindung mit Tanzwerfen eignen. Die großen Opern­dirigenten kümmern sich den Teufel um die rhythmischen Bewe­gungen der Sänger auf der Bühne. Und die großen Gesangsolisten sind in der Regel nicht zu veranlassen, sich auch nur die Grundele­mente der rhythmischen Körperbewegung anzueignen. Dagegen wer­den die Tänzer von den leitenden Musikern zu einer lächerlichen Statisterie in der Oper mißbraucht. Auf der anderen Seite aber verfäumen auch die Tanzschulen in der Regel, ihre Schüler zum Bühnenmäßigen hinzuführen. Anfänge zur Besserung zeigen sich vielfach. Und es gibt unendliche Möglichkeiten, die Schaffenden und die Lehrenden zu beeinflussen. Es muß soweit fommen, daß jeder Bühnentünstler ein Tänzer ift.

Dam sprach Dr. Felig Emmel über Tanz im Schau spiel  ". Im Sprechdrama ist der Tanz teine Einlage", sondern ein organischer Bestandteil der Gesamthandlung. Tanz und Schau­spiel stehen sich ihrem Wesen und ihrem Ursprung nach viel näher Chorleiter, also Tänzer, sein. Heute werden die Bewegungen in das gesprochene Wort von außen hineingetragen. Der tänzerische Bewegungschor müßte die sogenannten Statisten ersetzen. Neben dem Sprechregisseur muß der Bewegungsregisseur treten.

als Tanz und Oper. Der griechische Dramatiker mußte zugleich

Der dritte Redner, Hans Brandenburg, führte den Kon­greß in das Reich der Zukunft. Für den Tänzer ist vom Theater heute wenig zu erwarten. Aber der Tänzer fann nicht warten. Rasch muß ihm aus der Not geholfen werden. Theater und Tänzer müssen sich finden, um sich gegenseitig zu stützen. Denn sie leiden beide. Die neue Chorische Bühne in München   ist der erste Versuch, Tanz und Theater organisch zusammenzufügen, und Tal­hoffs Totenmal", das die Kongreßteilnehmer in den nächsten Tagen fennenlernen werden, soll den ersten Eindruck von dem geben, was wir von der Zukunft der Bühnenkunft erwarten.

Erfte Freie Kunstschau.

Das Haus der ehemaligen japanischen Botschaft( Plaz der Repu­blik 4, an der Hindersinstraße) ist von seinem Besizer, dem Reichs­ tag  , der Jurnfreien" für ihre Ausstellungen überlassen worden; stellt in der Hauptsache aufgeforderte, bisher in Berlin   unbekannte cine dankenswerte Geste des Hohen Hauses. Die Frete Kunstschau Künstler" dort aus, und der Erfoig, darf man sagen, rechtfertigt durchaus das Vertrauen der Richter.

hochytalentierte Jugend ein. Es ist erstaunlich, was für begabten Den ansehnlichsten Raum nimmt eine reht ungebärdige, aber Nachwuchs man bei uns Jahr für Jahr feststellen tann; fragt fich

nur, was immer wieder aus ihm wird.

Unter den zum erstenmal in Berlin   Erscheinenden( someit man fontrollieren kann) sind ganz ausnehmend fühne Begabungen: Franz Frant aus Dresden   mit gemaltigen Gemälden, von denen eine Kreuzigung" mit Schupo und modernen Zuschauern am meisten frappiert, Manfred Pahl  ( wild und genial charakteri­sierte Menschenegzesse), frestohaft behandelte föstliche Rudimente von W. Bergmann, E. Coghufs geistig wie farbig bedeutende Bilder, die stilleren, aber eindringlichen Malereien von Wolf Pa nizza   und Erwin Haß, die naive Anmut hei 2. Engel fiche Sachlichkeit in den Figurenragouts von Wagenbauer. mann und Erna Dinklage   und eine vielversprechende unsach­Gegenüber der oft maßlos erregten Intensität dieser Routiner wirten Donndorf  , Wolpe   und Biegener( Däubler- Porträt), ja selbst die heitere Fabulierlust E. v. Kreibrys mie alte, richtig fundierte ,, Sachlichkeit".

In die Situation der Jüngsten, die sich wieder einmal ganz und gar auf das Malerisch- Phantastische einstellt, fügen sich vortrefflich die schon Bekannteren ein, denen man hier mit Bergnügen wieder­begegnet: Werner Scholz   und E. W. Nay, Susanna Eisentint( die ihre Formate mit Glück vergrößert), Irma Breusing und Martha Hegemann  ( eine ungemein sym­pathische und formgerechte Künstlerin), Walter Helbig   mit flar gebauten Rompofitionen, Jansen( schöne Sommerlandschaft") und die vortrefflichen Dresdener   Paul Wilhelm  , Hedrott, Winkler und vor allem Leutner, dessen Borliebs für ein be­stimmtes Modell mit unerschöpflicher Formphantasie gepaart ist, einer der stillsten und nachdrücklichsten Darsteller. Man darf Sand­tuhl, den unermüdlichen Organisator der Juryfreien, nicht ver­geffen: ein ,, Liebespaar" und ein Waldrand" zeigen ihn von seiner allerbesten Seite.

Auch die Graphit ist beachtenswert: neben den zarten Land­schaftsidyllen Reifferscheids und den unbegreiflich sein durch­ziselierten Steinstrichen W. Heises stehen die kostbaren Holzschnitte von Mataré, wohl die edelste Blüte unserer zur Zeit sparsam

gepflegten Graphik, und die an den Brückebauten orientierten Radie­rungen von Wolf offmann und R. Lesser.

In einem Wahnsinnsanfall verübte in der ver­gangenen Nacht die 54jährige Frau des Roffenführers Rothe aus der Guerideftraße 13 in Charlottenburg   eine enfjegliche Bluftat. Frau R. fiel mit einem Schlächtermesser über ihren schlafenden Mann her und brachte ihm einen tiefen Stich in die Herzgegend bei. Die Geistestrante schloß fich darauf in einem Zimmer ihrer Wohnung ein und schnitt sich die kehle durch. An der Wunde verblufefe fie. Das Ehepaar R. wohnt seit vielen Jahren im Borderhaus Gueridestraße 13. Das Ehepaar wohnte miteinander und mit den erwachsenen vier Kindern äußerst glücklich. Nur hatte die Familie. häufig schmer unter den Erregungszuständen der schwer nerventranten Mutter zu leiden. Die unglückliche Frau mußte bereits einmal nach einer heftigen Nervenerkrankung in eine Heil­anstalt untergebracht werden. Vor etwa sechs Wochen wurde sie aus der Anstalt entlassen, da sich ihr Zustand gebessert hatte und man nicht annahm, daß die Kranke eine Gefahr für ihre Um­gebung sein werde. Gestern abend weilte nun Rothe mit seiner Frau allein in der Wohnung. Während sich der Mann schlafen legte, hantierte Frau Rothe noch in der Küche herum. Plötzlich stürzte die Frau mit erhobenem Messer ins Schlaf­zimmer und stach auf ihren schlafenden Mann ein. mujit, aber was geschieht inzwischen? Die kleinen Filmtheater Niels Bohr   erhält die Planckmedaille. us

Obgleich der Stich mit großer Heftigkeit geführt war, konnte Rothe noch aufspringen und trog der starkblutenden Wunde unter lauten Hilferufen fliehend die Wohnung verlassen. Mit Unterstützung von Baffanten wurde der Schwerverletzte zunächst zur naheliegenden Rettungsmache und nach Anlegung eines Notverbandes ins Westend frankenhaus gebracht. In der Zwischenzeit spielte sich in der Woh­nung der zweite Teil der furchtbaren Tragödie ab. Einer der Söhne lehrte wenige Minuten, nachdem der Bater die Wohnung ver­lassen hatte, heim. Die Tür zum Wohnzimmer war von innen verschlossen und mußte mit Hilfe der hinzugerufenen Schupobeamten erbrochen werden. Den Eintretenden bot sich ein grauenhaftes Bild. In einer großen Blutlache lag die unglückliche Frau tot am Boden. Mit demselben Meffer, mit dem sie auf ihren Mann eingestochen hatte, hatte sie sich die Kehle durchschnitten. Der Tod muß auf der Stelle eingetreten sein.

Wie die weiteren polizeilichen Ermittlungen ergeben haben, hat Frau Rothe piederholt zu Bekannten Selbstmordgebanten geäußert und dabei durchblicken lassen, daß sie ihren Mann mit in den Tod nehmen werde. Ihr Vorhaben, das offenbar von niemand sonst ernst genommen wurde, hat die Frau dann zweifellos in einem neuen Anfall von Geistesgestörtheit ausgeführt.

Der Londoner Flottenvertrag wird im amerikanischen Senat mit großer Mehrheit angenommen werden. Mit 13 gegen 4 Stimmen lehnte der auswärtige Senatsausschuß es nämlich ab, die Vorlegung der vertraulichen Vorverhandlungen zwischen der amerikanischen und englischen Regierung zu verlangen.

Theater der Woche.

Bom 22. bis 30. Juni. Boltsbühne.

Theater am Bülowplay: Julius Cäsar  .

Staatstheater.

sbobso

Oper Unter den Linden: 22. Götterdämmerung  . 23. Bostillon von Lonjumeau. 24. Aegyptische Selena. 25., 30. Trojaner. 26. Othello. 27. Intermezzo. 28. Macht des Schicksals. 29. Frau ohne Echatten.

Oper am Blag der Republit: 22. Leben des Dreft. 23. Galome, 24. Hans Seiling. 25. Die Fledermaus. 26. Bertaufte Brqut. 27. Der fliegende Holländer  . 28. Hoffmanns Erzählungen. 29. Don Giovanni  . 30. Rigoletto  .

Tosca  .

"

" Zärtlichkeit." Univerfum.

Das Tonfilmprogramm der Ufa, das 775 Broz. der deutschen Zukunfts­Produktion umfaßt, ist hier neulich entwickelt worden. ein er det

-

gehen ein oder leiden unter dem Mangel stummer Filme oder sogar brauchbarer Kopien. Wie nun, wenn die Erwartungen der Ton= filmmonopolisten sich nicht erfüllen? Wie wenig abgesehen von den Operettentonfilmen die künstlerischen Fragen des Tonfilms geklärt sind, bewies dieser Zärtlichkeits" film, der in einer Weise 3ärtlichkeiten für die Zuschauer einbrachte. Man will den durch­geführten Dialog und vergißt, daß der langsame, schleppende, pausen­Surchsetzte Dialog, zumal, wenn er inhaltlos und trivial ist, im Film doppelt unangenehm wirft. Man vergißt, daß man das Theater. stück nicht einfach verschachern kann, selbst wenn es von Bataille stammt. Diese Ehebruchsgeschichte zwischen Künstlerin und Dichter, die mit einem Ausflug der jüngeren, sinnlichen Frau in die Arme eines hübschen Tennisspielers beginnt und mit der Rückkehr zu der Gatten endet, ist eine psychologische Bühnenangelegenheit, aber fein Sprechfilm. Richard Loemenbein fann nur ein paar mirflich filmische Szenen das Tennisspiel, die Theaterpremiere- ein­schalten, und seine Darsteller interessieren auch nicht besonders. Carola Neher  , so gut sie einst auf der Bühne war, versagt im Spiel wie im Dialog, vor allem aber im Gesang. Paul Otto  ( als Gatte) fann sich nicht ausgeben, einzig Georg Alexander in­Welch' gefährliche tereffiert trok seiner wenig dankbaren Rolle. Welch' gefährliche Klippen der Tonfilm bietet, erlebte man in den ernsten Dialogstellen, die Heiterkeit erweckten.( Als Titel wären sie taum aufgefallen, aber eine falsche Tonnuance wirft schon verhängnisvoll.)

-

Nein, der Tonfilm ist keineswegs ein so einfaches Gebiet, mie man uns einreden will. Am gleichen Abend im Ufa  - Theater am Kurfürstendamm   ein wirklich psychologischer stummer Film Nju" mit Jannings, der Berger, Conrad Beidt. Es ist fein Reißer, aber voll der feinsten Intimitäten filmischer wie seelischer Art. Nicht auszudenken, wie derselbe Film etwa als Tonfilm wirken würde!.

Moral um Mitternacht." Schauburg.

Jetzt, wo dem stummen Film die Todesstunde schlägt, fängt die interessierte Industrie endlich an, sich mit Problemen zu beschäftigen. Diesmal rüdt man die Strafvollzugsreformen in den Mittelpunkt Im Gefängnis findet ein Unterhaltungsabend statt, der auf einen wegen Totschlags bestraften Menschen aufmühlend wirft. Ein Wärter gibt ihm auf eigene Gefahr Urlaub für eine Nacht. Der Gefangene eilt zu der Sängerin, die bei dem Unterhaltungsabend solch großen Eindruck auf ihn machte, beichtet ihr, daß er die Ehre einer Frau rächte und wird der Freund der Angebeteten. In der Morgenfrühe tehrt er ins Gefängnis zurück. Der gutmütige Wärter Esteht vor sich selbst gerechtfertigt da.

Städtische Oper: 22. Sauberflöte. 23. Madame Butterfly  . 24. 25. Carmen. 26. Rigoletto  , 27. Lustige Beiber von Windsor, 28. Entführung aus dem Serail. 29. Ein Mastenball. Bom 30. Juni bis 17. August geschlossen. Schauspielhaus: 22. Gin befferer Herr. 23. Kalkutta  , 4. Mai. 24., 25., 27., 30. Gustav Adolf  . 26. Wird Hill amnestiert? 28. Gespenster. 29, Musit. Schiller Theater: 22., 23., 26. Der Traum ein Leben. 24., 25., 27., 30. Scherz, Gatire, Fronic und tiefere Bedeutung. 28., 29. Der Mann mit dem Klepper.

Theater mit feftem Spielplan:

1377

Deutsches Theater  : Phaea. Kammerspiele: Geschlossen. Die Komödie: Wie werbe ich reich und glücklich. Theater in der Stresemannstraße: Napoleon greift ein. Romödienhaus: Meine Schmefter und ich. Theater des Westens  : Der Bettelstubent. Romische Oper: Liebe und Trompetenblasen. Deutsches Rünfilertheater: Joh tanze um die Welt mit dir. Lustspielhaus: Geschlossen. Leffing- Theater: Der Faun. Metropol Theater: Mit dit allein auf einer Deutsches Bollstheater: Ich bin pon Ropf bis Fuß auf Siebe eingestellt. Die Tribüne: Standal in Savoy  . Renaissance- Theater: Die Rofe- Theater: Arm wie eine Kirchenmaus. Gartenbühne: Lene, Theater in ber Klosterstraße: Beelend. Theater am Rottbuffer Tor: Elite- Sänger. Theater in der Behzenstraße: Mein Better Eduard. Wintergarten, Stala, Blaze: Internationales Barieté. Reichshallen Theater: Stettiner Gänger.

einsamen Infel Bunder Bar. Lotte, Liefe.

1

-

-

Erftaufführungen der Woche:

Sonnabend. Shtet Theater: Der Mann mit dem Klepper.

Der Regisseur Mart Sorkin stellt Camilla Horn   falsch her­aus. Wie kann er sie so auf Sinnenreiz stilisiert, im Gefängnis auf­treten lassen? Auch ist ihr schauspielerisches Können auf ein Nichts heruntergedrüdt. Sie hat immer die gleichen Bewegungen. Gustav Diehl ist der gequälte Mensch. Er bleibt ganz starr in der Hal tung, fast leblos in den Gebärden, nur die Augen sprechen. Diese allerknappsten Mittel aber find für seine Rolle wirkungsvoll.'- dimir Sokoloff ist hochinteressant als wärter.

e. b.

Die Marktfestspiele in Wernigerode  ( Harz  ) nahmen Freitag unter Leitung on Rudolf Hartig vor dem mittelalterlichen Rathaus der bunten Stadt b wieder ihren Anfang mit Falstaff in Windsor". Bieberholung am Dienst ag.

Endlich die Stulptur mit einigen hervorragenden Stücken: Kleinplastiken von G. Seit und Fräntel- Caputo( ein ſtarfes Talent voll phantastischen Ausdrucks), Hermann Geibel   mit einem ,, Hockenden Mädchen  ", Schreiners Kniende, eine anmuts­volle Liegefigur von Tina Haim Bentscher und die träftige Realistik in der herben Figur einer Hungrigen" und eines frap­pierenden Halbafts Fränze" von R. Niest rath.

Paul F. Schmidt.

A1s

Bor zwei Jahren wurde anläßlich des 70. Geburtstages von Mar Bland von der Deutschen physikalischen Gesellschaft eine goldene Bland- Medaille gestiftet, die für besondere Berdienste um den Ausbau der theoretischen Physik verliehen werden soll. sie im vorigen Jahre zum ersten Male zur Verleihung fam, ist die Wahl auf Albert Einstein   gefallen. In der gestrigen Sitzung der Gesellschaft wurde sie zum zweiten Male verliehen und zwar an den dänischen Physiker Niels Bohr   aus Kopenhagen  . Bland toante fie ihm persönlich überreichen und hob dabei seine Verdienste um die Physik hervor. Bohrs   Arbeiten sind zugleich ein schöner Bemeis für die Fruchtbarkeit des internationalen Zusammenarbeitens der Forscher.

Die Erscheinungen der Radioaktivität sind von dem französischen  Curie entdeckt worden; sehr studiert wurden sie von dem Engländer Rutherford, der durch den radioaktiven Atomzerfall und die fünft­liche Zertrümmerung anderer Atome durch die beim freiwilligen Berfall freimerdenden Teilchen zu der Vorstellung famen, jedes Atom bestehe aus einem positiv elektrischen geladenen Kern, um welchen negative elektrische Elektronen freisen., Diese Anschauung ergab aber große Schwierigkeiten, denn ein kreisendes Elektron müßte beständig Energie ausstrahlen, dadurch seine Geschwindigkeit vermindern und sehr bald in den Kern fallen, wodurch das ganze Atom vernichtet würde. Aus dieser Schwierigkeit fand der Däne Niels Bohr   den Ausweg. Die Grundlage dazu hatte ihm der Deutsche  , Max Bland geliefert, der von anderen Gesichtspunkten aus die Vorstellung ausgebildet hatte, die Ein- und Ausstrahlung von Energie ginge nicht in einem tontinuierlichen( beständigen) Stram. vor sich, sondern erfolge ruckweise in außerordentlich kleinen Bortionen oder Quanten. Bohr   nahm mun an, daß die Elektronen nicht in beliebigen Entfernungen um den Atomtern treisen fönnen, sondern nur in ganz bestimmten, in welchen sie strahlungslos bleiben, und daß die Energie nur ausstrahlen oder auch aufnehmen, wenn sie von einer solchen Bahn in eine andere übergehen. Die Ansäge zur Bestimmung dieser Entfernungen oder strahlungslojen Bahnen lieferte ihm die Quantentheorie. Durch Bohrs   Arbeiten ist die Quantentheorie und damit zugleich die gesamte theoretische B. B. Physik außerordentlich gefördert worden.

Die Besteigung des Himalaya  . Die New York Times  " ver­öffentlicht einen längeren Bericht über die Anfang Juni erfolgte Besteigung des Jonjonggipfels des Himalaya  . In den Ueberschriften wird hervorgehoben, daß die Deutschen   Hoerlin und Schneider als die ersten der aus Vertretern von vier Nationen zusammengesetzten Expedition den Gipfel erreicht haben und daß Frau Dyhrenfurth  einen wesentlichen Anteil an dem Erfolg der Expedition gehabt hat, indem sie unter größten Schwierigkeiten den Lebensmitteltransport über den Jonsongpaß leitete.

Eine Wiederholung des Pendelverfuches. Eine Wiederholung des berühmten Foucault  'schen Bendelverjuches, durch den seinerzeit in Paris   die Erdumdrehung nachgewiesen wurde, wird in Kürze in Bien gezeigt werden. Zu diesem 3med ist unter der Kuppel des Naturhistorischen Museums an einem 42 meter langem Draht ein 180 Kilogramm miegendes Pendel befestigt worden. Die Aufhänge porrichtung übertrifft technisch das System Foucaults dadurch, daß durch ein neuartiges System von Kugellagern ein nahezu absol reibungsloses Schwingen des Bentels ermöglicht wird. Das Bes soll eine ständige Einrichtung des Naturhistorischen M bleiben.