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Nr. 286

47. Jahrgang

Technik

Die maschinelle

oge

Sonnabend

21. Juni 1930

Herstellung der Glühlampenkolben

Die Fabrikation der Glühlampe teilt sich in zwei verschiedene Arbeitsverfahren. Die eine Fabritation betrifft die Herstellung des Leuchtdrahtes und seine Verbindung mit dem Lampenfuß, die andere die Herstellung der Gashülle, in der der Leuchtdraht luftleer ein­geschlossen ist. Die letztere Fabrikation, die des Glühkolbens, ist die weniger komplizierte, sofern es sich um die einfache Fertigung des Glaskolbens handelt. Diese ist niemals ein Problem gewesen, wohl aber die Massenfabrikation des Glaskolbens, die mit dem Massen fonfum der Glühlampe auftam. Es ist hierbei zu überlegen, daß fich heute schon der jährliche Bedarf Deutschlands   an Glühlampen auf rund 100 Millionen Stück beläuft, eine phantastische Summe, die in den kommenden Jahren weitere Steigerungen erfahren wird. So wurde es notwendig, Versuche darüber anzustellen, den Glasfolben auf maschinellem Wege zu erblasen. Nach vielen Schwierigkeiten ist| diese große technische Aufgabe mit der Konstruktion der amerika­nischen Westlakemaschine als gelöst zu betrachten. Hierauf kommen wir im Laufe unserer Ausführungen noch zu sprechen.

Die Glaskolben wurden bisher nach alter. Weise mit der be= fannten Glasmacherpfeife geblasen. Aus dem schmelzflüssigen Glas wurde eine kleine Menge mit dem Mundstück angesaugt und unter Verwendung einer eisernen Form zu der Birnengestalt der Glüh­lampe ausgeweitet. Die zweite Entwicklungsstufe auf dem Wege zum maschinell gefertigten Glasfolben bestand darin, daß eine halb automatische Maschine den Glaskörper aus der geschmolzenen Glas­masse verarbeitet. In vollkommenster Weise geschieht heute das gleiche vollautomatisch, d. h. der Mensch beschränkt sich lediglich auf die leberwachung und Versorgung von Maschinen, die die Glas­folben durch finnreiche Einrichtungen, Transportanlagen und der= gleichen fertigstellen. Vor furzer Zeit hat Deutschlands   führende Glühlampenfabrik das erste Maschinenglaswert Europas   errichtet und in Betrieb genommen. Von diesem neuen Werk soll hier ein­gehend die Rede sein.

Das Maschinenglaswerk und seine Einrichtungen Die gesamten Werkanlagen, eine Schöpfung des bekannten Regierungsbaumeisters Pattri, gliedern sich in folgende Baulichkeiten: Generatorenhaus: Erzeugung des zur Heizung der Wanne und der Nebenanlagen benötigten Generatorgases. Ge= mengehaus: Aufnahme der zur Herstellung des Glases erforder= lichen Rohstoffe, deren Abwägen in den gewünschten Gewichts­verhältnissen und ihre Mischung zum fertigen, für den Schmelz­vorgang geeigneten Gemenge. Ofenhalle: Wanne zum Schmelzen des Gemenges zu verarbeitbarem Glas, Westlake­maschinen, Abschmelzmaschinen, Kühlösen, Temperöfen. End­bearbeitungs- und Lagerraum: Sortier- und Ver. packungsstand für die fertigen Kolben, Packerei, Formerofen, Werk: stätten, technische Büros, Lager. Maschinenhaus: Dampf­maschine mit Drehstromgenerator zur Stromerzeugung für die lebenswichtigen Motoren der Anlage. Transformatoren zum Transformieren des städtischen Drehstroms auf die Betriebsspannung. Drehstrom Gleichstrom Umformer zur Erzeugung von Gleichstrom für verschiedene Motoren. Abhigetessel zur Er­zeugung des für die Dampfmaschine erforderlichen Dampfes. Luftkompressoren zur Erzeugung von Druckluft. Gas­tompressoren, um das Leuchtgas unter genügend hohen Druck zu bringen. Vakuumpumpen zur Erzeugung eines Unterdrucks. Bentilatoren zur Erzeugung von Gebläseluft. Berwal­tungsgebäude, Büros, physikalisches, chemisches, wärme­ technisches und keramisches Laboratorium. Wohlfahrtsge= bäude: Garderoben, Wasch- und Badeeinrichtungen, Küche und Speiseraum.

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Die ganze Fabrikation geht in zwangsläufiger Folge durch die einzelnen Abteilungen. Die für das Gasgemenge benötigten Roh­materialien( Sand, Kalt, Dolomit, Baryt, Soda und Pottasche) fommen in das Gemengehaus in große Einzelbunter, aus dem fie in einem Wägekarren in bestimmten Gewichtsmengen ent­nommen werden. Das fertige Gemenge gelangt jetzt in die Schmelz­wanne, aus der die Kolbenblasmaschinen das flüssige Gas entnehmen.

Zu dem Betrieb des Generators, dessen Durchsatz täglich rund 30 000 Kilogramm Briketts erfordert, ist eine besondere Kohlen­förderungsanlage vorgesehen, bei der ein fahrbarer Kran die Waggons mit dem Brennmaterial selbst heranholt und in Hoch­bunker oder auf Vorratshaufen legt. Der Kran, eine konstruktive Glanz­leistung, hat bei einer Höhe von 15 Meter eine Ausladung von 9 Metern und ein Fassungsvermögen von 1500 Kilogramm. Die Schmelzwanne, in der das Glas erschmolzen wird, ist aus großen feuerfesten Chamotte blöden zusammengesetzt. Die Blöcke sind nicht durch Mörtel   verbunden, sondern die Fugen dichten sich durch das schmelzende Glas selbst, das soweit eindringt, bis es bei der Abkühlung erstarrt. In der Wanne befinden sich bei einem Glasstand von etwa 1 Meter 130 000 Glasflüssigkeit.

Die Westlakemaschine

Diese Kolbenblasmaschine, die neben der Wanne aufgestellt ist, entnimmt das für die Kolben notwendige Glas nicht der Wanne direkt, sondern einem sogenannten Stiefel, der den Zweck hat, die Maschine gegen die strahlende Wärme des Dfens zu schüßen und die Glasmasse zu reinigen. Die Kolbenblasmaschine beruht auf dem Prinzip des Hand- oder richtiger Mundblafens der Kolben. Sie besteht aus Saugarmen mit Saugnäpfen, mit denen der Glasposten angesaugt und nach Deffnen der Saugnäpfe auf die Blaspfeife fällt, durch die das Formen des Glasfolbens geschieht. Die endgültige

Form bekommt der Glaskolben, auch Külbel genannt, durch zwei Formenhälften, die sich schließen und nach Fertigstellung der Form wieder öffnen. Zu der Westlakemaschine gehören Lujikompressoren, die die Druckluft für das Ausblasen der Külbel erzeugen, ferner Kühleinrichtungen, die die Saugarme, Pfeifenformen und Külbel fühlen. Die ganze Bedienung der Maschine, die durch einen Mann erfolgt, beschränkt sich darauf, den Blasprozeß der einzelnen Pfeifen zu beobachten und gegebenenfalls zu regulieren. Ferner ist es nötig, nach gewisser Betriebszeit die einzelnen Pfeifen zur Ab­es nötig, nach gewisser Betriebszeit die einzelnen Pfeifen zur Ab­fühlung auszuwechseln, damit längere Betriebsstörungen vermieden bleiben. In dem Maschinenglaswerk befinden sich zwei verschiedene Systeme von Westlakemaschinen, die sich dadurch unterscheiden, daß die eine Art für jedes der zwölf Pfeifenpaare ein Saugarmpaar hat, während die andere neuere Ausführung, als sogenannte Ein­armmaschine, nur ein einziges Paar Saugarme befizt, das die um­laufenden Pfeifenpaare mit den Glasposten zur Herstellung der Kolben versieht. Das Gewicht der ganzen Maschine beträgt etwa 45 000 Kilogramm.

Fertigstellung der Glaskolben

Die auf der Kolbenblasmaschine geblasenen Kolben fallen auf ein Transportband, das sie in ununterbrochener Folge zu der selbst. tätigen Abschmelzmaschine befördert. Hier erfolgt durch kurze scharfe Gebläseflammen das Abschmelzen der Kappen. Von der Abschmelz­maschine gelangen die Kolben, wieder vollkommen automatisch durch Fördereinrichtung, in einen Kühlofen, wo sie einem Temperverfahren zweds Beseitigung der vorhandenen Spannungen unterworfen werden. Hierdurch wird die Bruchgefahr und somit der Ausschuß wesentlich verringert. Am Ende des Fördergurtes, auf dem die Kolben den Ofen passiert haben, ist die Sortierung und Prüfung eingerichtet. Im Anschluß daran werden die guten Glühlampen folben sogleich verpackt und gelangen von dort aus mittels Laft wagen in die Lampenfabriken zur weiteren Verarbeitung bis zur

fertigen Glühlampe. In ununterbrochener Folge ist die Fabrikation der Glühlampen vor sich gegangen unter weitestgehender Automati­fierung und Rationalisierung. Das Ganze ist ein Musterbeispiel modernster Fließarbeit und macht den Fachleuten, die diese Fabrikation zu der Vollkommenheit erhoben haben, alle Ehre.

Die 20000- Watt- Glühlampe

Als vor Jahren in Berlin   die Lichtwoche veranstaltet wurde, da zeigte eine Berliner   Firma eine Glühlampe von 10 000 Watt. Das war damals die größte Glühlampe, die man bis dahin her gestellt hatte. Neuerdings werden 10 000- Watt- Lampen fabrikations­mäßig hergestellt. Anlaß dazu gab der Tonfilm. Im Filmatelier

D

benußte man naturgemäß bisher fast ausschließlich Bogenlampen, schränkt ist. Diese Lampen haben jedoch die eine unangenehme meil man damit in der Erzeugung pon Helligkeiten ziemlich unbe­Eigenschaft, daß sie beim Nachregulieren Geräusche und Zischen von sich geben, was für Tonfilm: aufnahmen natürlich unerträglich ist. Man ist deshalb auf die Glühlampe zurückgekommen, und die Osram- Gesellschaft baut nunmehr Riefenlampen für 10 kW. 14 Pferde müssen andauernd tätig sein, um den Strom für solche Lampe zu liefern. Brennt man sie mit 220 Bolt Spannung, so braucht man schon 50 Ampère Strom. Die neue Aufgabe drängt aber weiter, und so ist man dabei, die 20 000- Watt Lampe   für fabritationsmäßige Herstellung zu entwickeln. Damit hat die Stala der Glühlampenherstellung eine ungeheure Weite gewonnen. Während die größte Glühlampe jetzt Tischhöhe erreicht, ist die kleinste nicht größer als ein Getreideforn. Diese kleinste Lampe dient für medizinische. Zwecke zum Ausleuchten von Körperhöhlen und dergleichen. Sie ist nur 1 3entimeter lang und ¼ 3entimeter 4 dick. Es ist ein Zeichen für die Leiftung der Technik, daß ein auf dem gleichen Prinzip beruhender Apparat innerhalb fo weit aus einanderliegender Grenzen hergestellt wird, und daß alle diese Bampen fich im praktischen Betriebe bewähren.

Lk.

Kraftzentrale

Energie, die in den heißen Abhigegasen der Defen vorhanden ist In ausgezeichneter Weise verwertet das Wert die nugbare und die sonst unverbraucht durch die Effe entwichen. Durch die heißen Abhigegase wird ein Abhigefessel mit Wasser erwärmt und dieses in Dampf verwandelt. Der Dampf dient zum Antrieb einer Dampfmaschine von etwa 100 PS, die mit einem Drehstromgenerator Dampfmaschine von etwa 100 PS, die mit einem Drehstromgenerator für 220 Volt direkt gekuppelt ist. Der Abdampf der Maschine wiederum dient zur Heizung der Fabrik- und Büroräume. Zur Reserve ist noch ein kleinerer mit Generatorgas beheizter Dampi kessel zur Verfügung. Ferner ist Vorsorge getroffen, daß auch noch städtischer Strom nach Transformierung von 6000 Volt auf 220 Volt

verwendet werden kann.

In der Krastzentrale befinden sich außerdem Motoren für Wind­gebläse zur Erzeugung der Gebläselust für die Gasgeneratoren, der Luftkompressor für die Gebläseflamme der Abschmelzmaschine, der Gaskompressor für die gleichen Flammen, die Ventilatoren zur Kühlung der Westlakemaschinen und zur Formgebung der Kolben, Exhaustoren zur Kühlung der Wanne, Bakuumpumpen usw. Der gesamte Stromverbrauch wird mit etwa 350 Kilowatt berechnet.

Sonstiges

Das Maschinenglaswerk stellt zur Zeit pro Tag in drei Schichten 150 000 brauchbare Glühlampenkolben her, das sind in der Woche rund eine Million und in einem Jahre etwa 40 bis 45 Millionen. Für dieje Menge werden etwa 70 bis 80 Menschen in der ganzen Fabrik einschließlich der Beamten beschäftigt. Auf dem Wege von der Wanne bis zur Verpackung, also zur Bedienung einer Kolben. blasmaschine und ihres Sortier- und Backstandes sind nur ein Mann und zwei Mädchen erforderlich. Eine Glashütte  , die die gleiche Menge Kolben von Hand herstellen sollte, müßte etwa 300 Kolben­bläser und insgesamt 500 Menschen in den Dienst stellen.

Erwähnt muß noch werden, daß Vorsorge getroffen wurde, die ganze Fabrikanlage zu vergrößern und zu erweitern. Geplant ift die Anlage von vier Hallen mit vier Schmelzwannen zu je pier Westlakemaschinen. Damit würde man eine jährliche Broduktion von etwa 200 bis 250 Millionen Glühlampentolben erreichen.

Ing. Alfred Nauck.

Rundfunk in aller Welt

Der irische Großrundfunksender, dessen Bau die Regierung des Irischen Freistaates beschlossen hat, wird auf Welle 413 m, der jetzigen Welle des Senders Dublin   arbeiten.

In Helsingfors  ( Finnland  ) wird voraussichtlich ein neuer 10 kW- Rundfunfjender errichtet werden.

Die polnische Rundfunkgesellschaft plant den Neu­bau eines 120 kW- Senders in Warschau  , von zwei kW.Sendern in Lemberg   und Wilna   sowie eines Zwischenfenders in Thorn. Die jezigen, fürzlich in Betrieb genommenen Sender in Lemberg   und Lodz   arbeiten zurzeit als Zwischenjender in der Zeit von 17.45 Uhr und 24 Uhr.

Der infolge der Inbetriebnahme des neuen 60 kW Genders Oslo überflüssig gewordene alte 1,2 kW- Sender Oslo   wird in Drontheim aufgestellt und Anfang Mai dort auf Welle 453,2 m in Betrieb ge­nommen werden. Neue 500- Watt- Sender in Kristiansund, Stavanger  und Bodo werden voraussichtlich im Herbst den Betrieb aufnehmen. Die Bauarbeiten eines neuen Senders in Caen  , der an Stelle des früheren ,, Radio- Normandie" errichtet wird, sind soweit fort­geschritten, daß mit baldiger Betriebsaufnahme gerechnet werden lann. Die Leistung beträgt 600 Watt.

Der Kurzwellenjender des Radio Club de Tou. louse sendet jeden Sonnabend auf Welle 49 m von 20.30 bis 22.00 Uhr.

Im Laufe des Sommers wird in Oran  ( Algier  ) ein 6 kW. Zwischenfender errichtet.

Bom 12. bis 14. Juli 1930 findet in Antwerpen   ein inter­nationaler Kongreß der Kurzwellen- Amateure statt.

Neue Stromkraftfernleitung in Schweden  

bem in legter Zeit vieigenannten Kreuger- u. Troll Konzern gehört, wird über eine neue Fernleitung von 300 Kilometer Länge der 70 000 Bolt starken Stromkraft, die Hammerforsen liefert, be­richtet. Die Leitung soll von Sundsvall  , dem schwedischen Hauptausfuhrhafen für Holzwaren, füdwärts über Hudiksvall und nahe vorbei an Söderhamn   bis nach Gävle   gebaut werden und wird auf dem Wege mit dem Kraftwerk Visors verbunden werden. Durch diese Fernleitung wird das national: Problem der Ueberführung der elektrischen Stromkraft von den großen Kraft. quellen im Norden zu den südlicheren Gegenden Schwedens   eine teilweise Lösung finden.

Bon der Kraftstation Hammerforsen in Schweden  , die zu

Der Hammerforsen Blod besteht aus 10 miteinander verbundenen Kraftwerken und liefert 60 000 PS. Durch Anschluß der anderen dem Konzern gehörenden Kraftwerke an das Strom neg( neulich ist auch das Kraftwerk Wii   in Sundsvall   erworben worden) wird der Konzern über 250 000 PS im eigenen Nez ver­fügen können, durch das er die im ganzen Lande verstreuten großen Säge und Zellstoffmühlen beliefern wird. S. M.