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Fort mit Pilsudski  !

Heute Oppofitionsfongreß in Krafau

Die polnischen Parteien des Sentrums und der Linfen   haben eine überaus scharf gegen das gegenwärtige Regierungssystem ge richtete Entschließung gefaßt. In diesem Schriftstüd, das Auftatt zum Krakauer Oppofitions- Kongreß am 24. Juni ift, heißt es:

Der polnische Staat befindet sich in einer schweren staats. politischen und wirtschaftlichen Krise, die eine Katastrophe her­aufzubeschwören droht. Die Regierung ist nicht imstande, die Arise zu überwinden, schaltet aber gleichzeitig das Parlament aus, wodurch die staatliche Wirtschaft empfindlichen Schaden erleidet.

Der Sejm   ft nicht das Hindernis für die Befferung der Berhält. niffe, da er bereit ist, seine Pflicht zu erfüllen. Die Regierung allein ist verantwortlich für die Staatstrise und für die Ratastrophe der arbeitenden Bevölkerung in Stadt und Band.

Der gegenwärtige Zustand einer tatsächlichen Diffatur Joseph Pilsudskis, bei gleichzeitiger scheinbarer Aufrechterhaltung eines Parlaments,

ist in sich widerspruchsvoll und fann ohne Ratastrophe für den Staat nicht länger aufrecht erhalten werden. Bekannt ist die Aeußerung Pilsudskis, daß er alle drei polnischen Sejms am Arbeiten gehindert hat; dies müsse jedermann mit Entsetzen erfüllen. Mit Bedauern muß noch festgestellt werden, daß sich dieser Aktion der Lahmlegung von Sejm   und Senat auch das Staatsoberhaupt angeschlossen hat. Angesichts dessen muß ber Rücktritt der diktatorischen Regierung Jofeph Pilsudskis und die Bildung einer verfaffungsmäßigen Regierung, die gemeinsam mit dem Parlament den Kampf gegen bie Birt schaftskatastrophe und das Elend der arbeitenden Bevölkerung von Stadt und Land aufnehmen kann, gefordert werden.

Diese politische Erklärung der fedys oppositionellen Barbelen wird von der gesamten Oppositionspresse der Linten und auch der Rechten an leitender Stelle wiedergegeben. Die Regierungspreffe, die dem Manifest nur wenige meist abfällige Zellen widmet, erhebt dabei gegen die Opposition den Vorwurf der Demagogie, und der Sehnsucht nach der Macht.

Thronbesteigung Ottos? Monarchistenvorbereitungen in Brüffel.

London  , 23. Juni.  ( Eigenbericht.) Die englischen Montagszeitungen berichten aus Brüffel, daß zahlreiche ungarische Monarchistenführer bei der in Belgien   wohnen­zahlreiche ungarische Monarchistenführer bei der in Belgien   wohnen den Exkaiserin Zita   eingetroffen seien, um die Thronbesteigung ihres 18jährigen Sohnes Otto als König von Ungarn   vorzubereiten.

Ungarisches Dementi.

Hoppe, hoppe, Reiter!

Wie gern trägt Papa Hagenberg Als Hottehü den Hitlerzwerg. Allein die Sache ist verhert: Der Hitlerfnabe wächst und wächst.

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F

Beängstigend wird sein Gewicht Das Hugenpferdchen schafft es nicht. Bu Boden fintt es fiech und matt, Der feiste Reiter drückt es platt.

Go seltsam endet manchesmal

Ein Bündnis.- Giehe Sachfenwahl!

Wird Spanien Republik?

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Sensationelle Verhandlungen zwischen König Alfons und Santiago Alba.

Auf der Durchreife nach London   hatte Rönig Alfons von Spanien   in Paris   längere Besprechungen mit dem führenden Po­litifer Santiago Alba, dem er die Bildung der Regierung anbot. Anscheinend fühlt er, daß es mit seinem Freunde Berenguer nicht mehr viel länger weitergeht.

Das fenfationelle Ergebnis dieser Aussprache war nun, immer dem Temps" zufolge, der diesen Tag als den wich- tigsten in der spanischen   Geschichte seit 55 Jahren nennt, daß sich

König Alfons mit den Vorschlägen und Bedingungen Santiago Albas einverstanden erklärte.

Alba soll sich nun, nach einem Bericht des Lemps", zu der Re­gierungsübernahme unter der Bedingung bereitertiärt haben, daß nicht nur eine völlig de motratif parlamentarische Zu den Nachrichten über eine bevorstehende ungarische Königs. Verfassungsreform gewährleistet, sondern auch ausdrücklich erklärt Alfons und über seine Verfassungspläne ist mit ausdrüdlicher werde, daß.

Budapest  , 23. Jumi.( WLB  .)

mache mird an zuständiger Stelle erklärt, daß alle Gerüchte und Kombinationen, die mit dieser Frage im Zusammenhang stünden, so z. B. auch die Rolle, die man italienischen Militärs bei ter Restauration zuschreibe, in vollem Umfange Erfindungen fcien. Der Ministerpräsident habe bei seinem Aufenthalt in London  picberholt betont, die Königsfrage in Ungarn   sei nicht aftuell Der Standpunkt der ungarischen Regierung in dieser Frage habe, sich nicht geändert und alle Gerüchte, die mit der Restauration in Ungarn   zusammenhängen, fönnten daher nur tendenziösen 3meden bienen.

Rommuniffenprozeffe.

Budapest  , 23. Juni

Der Staatsgerichtshof begann die Berhandlung der ersten Gruppe der Kommunistenprozeffe, in denen 106 Personen unter Anflage stehen. Es standen der Privatbeamte Ladislaus Schil. Iinger und 33 Mitangeflegte vor Gericht, die beschuldigt waren, im Auftrag der Wiener kommunistischen   Zentrale den Verfuch ge macht zu haben, in Ungarn   fommunistische 3 ellen zu organisieren. Der Staatsanwalt beantragte den Ausschluß der Deffent. lich feit. Mittwoch wird der Gerichtshof seine Entscheidung dar über verkünden.

Frankreichs   Rüstungswahnsinn.

Renaudel warnt.

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Paris  , 23. Juni.  ( Eigenbericht.) Der sozialistische Abgeordnete Renaudel protestiert im Bo­pulaire" gegen die ungeheuer wachsenden Militär­ausgaben Frankreich   s. Zehn Jahre lang fo erklärte Renaudel habe man im Budget alljährlich Hunderte von Millionen für laufende Armee­fosten verausgabt. Vor kurzem habe man 3,5 milliarden Franken bewilligt für neue Festungsbauten( 1, Milliarde Franken gleich 160 Millionen Mart. Red. d. ,, B."). Jetzt verlange Tardieu eine neue Milliarde, um die erschöpften Materialbestände wieder aufzufüllen. Dabei erkläre er gleichzeitig, daß im Laufe der nächsten Jahre nicht weniger als 10,5 milliarden für die notwendigen Ergänzungen der französischen   Rüstungen erfor derlich seien. Man müffe fich fragen, wo diese Rüstungspolitik hin­führen solle. Gewiß sei es nicht zu leugnen, daß gewisse Dittaturen eine wahre Kriegsgefahr bedeute= ten", aber deshalb könne man doch nicht vom Parlament verlangen, daß es die neuen Milliardenkredite worklos und mit geschlossenen Augen genehmige. Schon jetzt habe sich herausgestellt, daß man der öffentlichen Meinung die

Wahrheit über die Kriegskosten bei den Feldzügen in Maroffo und Syrien   infofern verheimlicht

habe, als man die Brandschatzung der Materialbestände erst jetzt zugestehe. Was habe man mit der neuen Rüstungspolitit vor? Be absichtige man etwa nachträglich die einjährige Dienstzeit, jene teuer genug erfämpfte Reform, mieder aufzugeben? Paul Boncour   sei einst in der Abrüftungskommiffion des Böllerbundes im Namen Frankreichs   für einen allgemeinen Rüstungs still stand eingetreten. Wolle man jetzt die entgegengesette Politif freiben und ein neues Rüstungswettrennen aufnehmen, das unfehlbar zu einem schlimmen Ende führen müffe?

falls die Wahlen eine republikanische Mehrheit ergeben, der jebige König Präsident auf Lebenszeit werde.

Er tonne aber die Bildung des Kabinetts nur dann über. nehmen, wenn er sich auf die Kräfte der Linken stützen tonne und könne auch die Republikaner   und Sozialisten in die Regierung eintreten

Genatsausschuß für Flottenpatt. Niederlage der amerifonischen Rüftungsfanatiker.

Washington, 23. Juni. Der Senatsausfuß für auswärtige Angelegenheiten hat dem Londoner   Floffenpaft mit 16 gegen 4 Stimmen zu­gestimmt.

Das Aegypterparlament trotzt. Gihung ungeachtet der Bertagung.

London  , 23. Juni.

Trotz der Vertagung des ägyptischen Parlaments um einen Monat durch die ägyptische Regierung haben sich am Montag Mit glieder des Senats und der Kammer zu einer verabredeten Zeit vor dem Parlamentsgebäude versammelt und, indem sie eine Polizeifette durchbrachen, sich den Eintritt in das Parlament erzwungen. Die Mitglieder hielten dann eine Sigung ab, die etwa eine halbe Stunde dauerte.

Eine wohl ägyptisch- offiziöse Meldung besagt dagegen: Der Präsident der Kammer hat es abgelehnt, der Regierung die Suficherung zu geben, daß nach Berlesung des Bertagungsdekrets Reden in der Kammer nicht mehr gehalten werden. Die Regierung hat daraufhin beschlossen, die für Nachmittag anberaumt gewesene Gigung der Kammer und des Senats zu verbieten. Ein startes Polizeiaufgebot hat die Deputierten am Betreten des Hauses verhindert.

Freiheit von England.

Indien   bereit für eine ,, Uebergangsperiode".

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London  , 23. Juni.  ( Eigenbericht.) Der indische Berichterstatter des Daily Herald hatte eine Unterredung mit Nehru  , dem gegenwärtigen Präsidenten des in­dischen Nationalfongresses. Nehru   erklärte, daß sich die anglo  . indische Regierung täuschen werde, wenn sie glaubt, durch Ge­malt die Bontottbewegung und die Gesezesübertretungen nieder­zuschlagen und verhindern zu können. Ueber die tommende anglo­britische Konferenz befragt, erflärte Nehru, nur bei der Zusicherung, daß die Konferenz den Zweck habe, ein freies Indien   zu schaffen, wäre er bereit, nach London   zu gehen. Irgendwelche leeren Versprechungen über Dominion status und ähnliches mehr würden ihn nie dazu bewegen können, an der Konferenz teil­zunehmen. Wir müssen Herren in unserem eigenen Hause bleiben, erflärte der Stellvertreter Gandhis  , aber wir sind bereit, vernünf Die Möglichkeit eines monarchistischen Staats- tige Borschläge für eine llebergangsperiode anzunehmen, in streiches in Ungarn  - so schließt Renaudelwerde nament der die Regierungsgewalt und die Verwaltung aus den britischen  lich von den bürgerlichen Blättern in Paris   genau so wohl Händen in indische Hände übergehen könne. Wir müssen in London  wollend behandelt, wie die Rückkehr Carols nach Rumänien  . Die mit dem britischen   Belt von Nation zu Nation und auf gleichem nationalistische Liberté bringe es fogar in paradorem Widerspruch Fuße verhandeln fönnen. Nicht einmal die große Autorität Gandhis  zu ihrer sonstigen völkerbunds und partſeindlichen Politik fertig, den ist heute imstande, dem indischen Kongreß eine Teilnahme an der Regierungen von Prag  , Belgrad   und Bukarest   die wohlmeinende Londoner Konferenz empfehlen zu können, wenn nicht die Frei Warnung zu erteilen, daß fie gegen ben kellogg Batt verheit Judiens von England zugesichert und eine Bor. ießen, wenn fie gegen Ungarn   mobil maden würben esfetung für ble Berhandlung gegeben wirh

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Gine in der gestrigen französischen   Abendpresse veröffentlichte längere Erklärung Albas über seine Unterredung mit

Zustimmung des Königs erschienen.

Demnach würde dieser erkannt haben, daß sein Kampf für die Erhaltung der Monarchie aussichtslos ist und er würde sich also mit der Republit abfinden, zumal ihm selbst darin die Rolle des nicht für den Thron in Frage fommt, wäre das für Alfons noch die Staatsoberhauptes zufiele. Da der taubstumme Kronprinz fomiefo relativ befte Lösung, ganz abgesehen von der Gefahr einer Ber­jagung durch eine gewaltsame Revolution.

Britische Kolonialfonferenz.

Condon, 23. Jumi.( Eigenbericht.) In London   ist am Montag die britische   Kolonial. fonferenz zusammengetreten. Ihre Dauer ist auf drei Wochen berechnet. 36 Kolonien, Mandatsländer und Protektorate find ver treten. Sie umfassen zwei Millionen Quadratmeilen Land und eine Bevölkerung von 500 Millionen Menschen. Sidnen Webb( 2 ord Paßfield), der die Tagung eröffnete, erklärte, daß das Wohl der eingeborenen Bevölkerung an der Spize aller Bea trachtungen stehen müsse.

Baldwin lehnt Mitarbeit ab.

Macdonald erklärte am Montag im Unterhaus, Baldwin habe ihm brieflich mitgeteilt, daß die Konservativen es ab= lehnten, in ein gemeinsames Romitee zur Be­fämpfung der Arbeitslosigteit einzutreten. Die Be ratungen mit den Liberalen werden in den nächsten Tagen auf­

genommen.

Finanzausgleich in Preußen.

Abschlußberatung im Hauptausschuß.

Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages   brachte am Montag die Vorberatung des preußischen Finanzaus. gleichs mit einer eingehenden Aussprache über die Verteilung der Kraftfahrzeugsteuer zum Abschluß. Annahme fand ein Antrag, monach Berlin   aus der Kraftfahrzeugsteuer ein Voraus von 1,5 Millionen Marf erhalten soll. Abgelehnt wurden dagegen die Anträge, monach auch Ostpreußen   und die Grenzmart Bosen Westpreußen Borausbeträge erhalten sollten.

In der Gesamtverteilung muß Berlin   0,50 Proz. abgeben, die für die Rheinproving und Wiesbaden   Bermendung finden sollen. Der Betrag für die Rheinproving murden von 16,5 auf 16,9 Proz. erhöht, der für Wiesbaden   von 3,25 auf 3,35 Prog. Insgesamt erhält Berlin  statt 2,3 rund 3,5 Millionen Mart. Schließlich fand auch ein Antrag des Zentrums Annahme, wonach für den Haushalt 1931 die Meßzzahl von 60 auf 50 Schultinder herabgesetzt werden soll.

Mazedonier- Razzia.

Bulgarische Regierung fucht Ruhe zu schaffen.

Sofia  , 23. Juni. Am Sonnabend und Sonntag umftellte die Polizei' die Häuser viertel, in denen bekannte Mazedomer wohnen, und nahm an Hand vorbereiteter Listen eine Durchsuchung der Wohnungen Dor. Mehrere angesehene Mazedonier, darunter Mitglieder des legalen Nationalfomitees und ehemalige Abgeordnete, wurden ver­haftet. Der Präsident des Nationalkomitees legte sofort beim Innenminister Protest ein, worauf einige Berhaftungen rüd­gängig gemacht wurden. Gleichzeitig wurden ähnliche Polizei­razzien in Petritsch und Küstendil durchgeführt. Die Razzia sollte alle rubestörenden mazedonischen Elemente aus den Grenzgebieten entfernen. Man suchte besonders nach den Mit­arbeitern 3man Michailoffs, nach Chatroff und Drangoff, die aber nicht ergriffen wurden.