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Nr. 291 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

John Galsworthy  : Ueberfahrt

Mac Creedy galt als achtbarer Mann, war aber dennoch ein Ausgestoßener in seinem Dorfe.

Es lag nichts gegen ihn vor; im Gegenteil, er hatte die Stelle eines Fährmanns bei dem Schloßbefizer inne und erklärte allnächtlich im Wirtshaus: hätte er nicht ordentlich danach gesehen, daß ihm sein Recht werde, so wäre er nur ein angestellter Diener geworden, ,, mit einem firen Lohn, versteht ihr, ohne jede Aussicht, einen Benny auf ehrliche Weise herauszuschlagen".

Er schlug die Pennys dadurch auf ehrliche Weise heraus, daß er jedermann, der nicht zur Schloßfamilie gehörte, eine Sechspence­gebühr für die Ueberfahrt auferlegte. Allnächtlich verkündete er in der Sojenke, die Adeligen hätten sich zusammengetan, um die Armen um ihre Rechte zu prellen; aber trotzdem ihn derlei Reden hätten populär machen müssen, sagte den Dorfleuten doch ein unbestimmtes, geheimnisvolles Empfinden, daß er ihnen geistig fremd biieb. Nie­mand hörte ihn je einen Einwand gegen dieses ungeschriebene, von teinem geäußerte Urteil erheben, niemand mußte, ob es ihm über­haupt bekannt war. An stillen Abenden konnte man ihn unter dem bewaldeten, felsigen Abhang in seinem Boot auf dem Schloßteich sizzen sehen, als brüte er über geheimem Unrecht. Er sang auch, aber nur ein einziges Lied, den ,, Müller von Dee", das er bei jeder Gelegenheit hören ließ: bei der Anstrengung, es auch richtig heraus­zubringen, verzog er den Mund unter dem braunweißen Schnurr­bart, was seinem Gesicht ein drolliges Aussehen verlieh. Die Leute oben auf der Schloßterrasse fonnten ihn bei Nacht das Lied mit ganz besonders flangloser Stimme singen hören, wenn er wieder über den Fluß zu seinem Häuschen zurückfuhr.

Niemand wußte genau, wo er herfam, obzwar manche von Irland   sprachen; andere redeten von Schottland  , und ein Mann, der Bhantasie besaß, war der Ansicht, daß er isländischer Herkunft sei. Dieses Geheimnis nagte an den Herzen der Bauern des Dorfes des Dorfes mit den weißgetünchten Häuschen, mit der feinen Krone von Rauch, die immerzu darüber schwebte, und seinem harten nörd­lichen Akzent. Auch war Mac Creedy sehr knickerig in Geldsachen niemand mußte, ob er viel Geld oder wenig hatte.

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Einmal zeitlich im Frühjahr ersuchte er um Urlaub und ver­schwand auf einen Monat. Er kam mit einer Frau zurück, einem jungen, blaffen Ding, das einen südlichen Akzent sprach. Eine inter­effante Person, diese Frau Mac Creedy, sehr still und von einem Benehmen, in dem etwas unbewußt Ironisches und Unter­würfiges lag.

An manchem Maimorgen tonnte man ihre schlanke Gestalt, die so aussah, als tönnte sie plötzlich an der Taille auseinanderbrechen, im Garten bemerken, wie sie die Wäsche zum Trocknen aushing und sich über die Gemüsebeete bückte, während Mac Creedy ihr vom Türeingang aus mit der Miene des Besizers zusah. Vielleicht er= blickte er in ihr ein Symbol des Sieges, des Sieges über seine Ein­famteit; vielleicht erblickte er in ihr mur einen Zuwachs seines in einem Strumpf verborgenen Kapitals. Sie schloß feine Freund­schaften, denn sie war Mac Creedys Frau und kam aus dem Süden; such münschte es Mac Creeby nicht. War er fort, dann ruderte lie das Boot hinüber, und nachdem sie die Fahrgäste ans Land gesetzt hatte, verharrte fie regungslos über die Ruder gebeugt und starrte den Leuten nach, als wollte sie noch so lange wie möglich dem Ge= räusch threr Tritte laufchen; dann fegte sie wieder langsam über den Wirbel des filbrigen, dunklen Wassers, band das Boot fest und stand da, sich die Augen mit der Hand beschattend. Mac Creedy ging zwar des Abends noch immer in die Schenke, sprach aber nie von seiner Frau, und man bemerkte, wie er jedermann mit seinen runden Augen anstarrte, der sich nach ihr erkundigte. Es sah aus, als ver­dächtige er das Dorf, es molle sie ihm wegnehmen. Der gleiche Instinkt, der ihn sein Geld in einem Strumpf verbergen ließ, hieß ihn auch sein Weib verstecken. Niemand gab ihm etwas, niemand sollte sein Eigentum anrühren!

Der Sommer tam heran, erglühte in Fülle und verging wieder; das Laub begann zu fallen. Der Fluß strömte, besät von roten Blättern, hin, und bei der Feuchtigkeit des Herbstes verlor sich das Dorf gar oft in seinem weichen Rebel von Rauch. Mac Creedy

wurde immer weniger zäntisch, tam nur selten noch ins Wirtshaus, und inmitten seines Truntes stellte er oft das Glas hin und ging fort, als hätte er etwas vergessen. Die Leute sagten, Frau Mac Creedy jähe unglücklich aus; Sonntags ging fie nicht mehr in die Kirche. Mac Creedy selbst hatte nie einen Gottesdienst besucht. Eines Tages erzählte man sich im Dorf, daß Frau Mac Creedys Mutter erkrankt sei, daß Frau Mac Creedy selbst fortgegangen wäre, um sie zu pflegen; und tatsächlich sah man ihre Gestalt nicht mehr im Garten unter dem Abhang. Mac Creedy wurde jetzt häufig nach seiner Schwiegermutter gefragt, denn die Frage schien ihn zu ärgern. Dann wandte er den Kopf, gab dem Boot mit den Rudern einen heftigen Rud und erwiderte: ,, D,' s geht ihr schon ein wenig besser!" Bielleicht wurde er es müde, diese fortwährenden Fragen zu er gab es gänzlich auf, in die Schenke zu gehen, und allabendlich, wenn die Schatten der Wälder dunkel auf das Wasser fielen, fonnte man ihn sehen, wie er über den Rand seines Bootes in das tiefe Seitenwaffer unter seinem Haus, wo der Kahn befestigt lag, hinabstarrte; die Töne seines Lieblingsliedes Mangen nicht mehr über den Fluß. Die Leute jagten: Er vermißt seine Frau!" Und zum erstenmal, seit er in ihrer Mitte weilte, kam ein faft warmes Mitgefühl für ihn im Dorfe auf.

beantworten

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Aber eines Tages in der Frühe fischte der Forstgehilfe, der schon lange etwas gegen Mac Creedy hatte, nach einer Stunde emsigen Suchens Frau Mac Creedy aus dem Grund des Seiten­wassers. Sie war fein säuberlich in einen mit Steinen beschwerten Sad eingenäht, und ihr Gesicht war schwarz. Man beschuldigte Mac Creedy der Tat, er weinte, schwieg jedoch. Er wurde ins Graf­Er wurde ins Graf schaftsgefängnis befördert.

Bei seinem Verhör blieb er stumm und wurde für schuldig befunden. Unter anderem wies man ihm nach, daß Frau Mac Creedy keine Mutter mehr gehabt hatte.

Während er darauf wartete, aufgeknüpft zu werden, ließ er den Kaplan tommen und gab die folgende Erklärung ab:

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Pfaff", sagte er ,,, mir ist's ganz einerlei, was du zu sagen du wirst mehr als genug schwägen fönnen, wenn's mit mir vorbei ist. Nicht zu dir red' ich oder zu jemand Bestimmtem, ich bin hier eben einsam;' s ist mir ein wahrer Genuß, wieder einmal ein ander Gesicht sehen zu können als das des triefäugigen alten Kerkermeisters. Ich glaub' nicht, daß du nur um ein Haar besser bist als ich, aber tät' ich's auch, was tönnt es nügen? Ich muß ja mit mir selbst Frieden machen. Mensch, giaubst du, ich wäre un abhängig geblieben, wenn ich auf deinesgleichen gehört hätt? Dort unten haben sie ja nie ein gutes Wort für mich gehabt, die Adeligen waren ebenso nichts nut wie die übrigen das Narrenvolf! Und warum haben sie fein gutes Wort für mich gehabt? Nur deshalb, weil ich immer ein unabhängiger Mensch gewesen bin. Sie werden dir erzählen, ich war geizig- schmutzig heißen sie's-, und warum war ich geizig? Weil ich gewußt hab, daß sie alle gegen mich sind. Warum hätt ich ihnen auch was geben sollen? Sie haben ja nur darauf gelauert, mir was wegzuschnappen! Sie werden sagen, ich babura, rau nichts gehalten, oper, Blaff, bas ist erlogen jie war ja alles, was ich gehabt hab! So gewiß. wie ich jetzt zu dir red hätt ich nicht getan, was ich getan hab, so gewiß hätt ich sie auch verloren. Den ganzen Herbst schon hat mir's vor­geschwebt. Ich gehöre nicht zu den Schwächlingen, die einer Sache nicht grad ins Gesicht sehen wollen; mich könnt ihr nicht mit schönen Redensarten abspeisen. Ich frag dich: Wenn du einen Diamanten hättest, möchtest du ihn nicht tausendmal lieber ins Meer schleudern als ihn dir stehlen lassen? Du weißt recht gut, du täteft's! Na, sie ist ja tot; und bald bin ich's auch, wenn sie mir's Leben aus dem Leibe quetschen. Pfaff, geh mir nicht davon und plapper es aus, fie hätt unrecht getan. Sie hat nie unrecht getan, hat ja teine Zeit mehr dazu gehabt. Ich will nicht, daß du sie um ihren guten Ruf bringst, wenn's aus ist mit mir und ich sie nimmer verteidigen fann. Aber, aber gewiß war's, wie Amen im Gebet, daß sie's getan hätt; es wäre so gekommen, verstehst du? Ja, ich hab sie verlieren müssen; und ich will dir erzählen, wie ich mich davon überzeugt hab. ( Schluß folgt.)

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Rudolf Lümmel: 25 Jahre Relativitätstheorie

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Im Jahre 1905 hatte Albert Einstein   endlich die Arbeit fertig, er sandte sie an die Redaktion der ,, Annalen der Physit". Er dachte, dies sei nun eine ganz nette Arbeit, die er gefchrieben. Und die Welt wußte noch nichts davon. Diese Arbeit aber war es, die Ein­bis heute steins unsterbliche und wichtigste Leistung enthüllte, die im Spätsommer 1905 unter die Wissenden nicht anders denn wie eine Bombe einschlug. Einstein   war nach Absolvierung feiner Studien als Fachlehrer am Züricher   Polytechnikum nach Bern   ge­tommen, wo man ihm eine Stellung als physikalischer Sachberater im eidgenössischen Patentbüro verschafft hatte. Niemals hat ein Patentamt einen merkwürdigeren und gelehrteren Sachberater für physikalische Fragen gehabt. Einstein   ging den Erfindungen mit dem gleichen fühlen und unberührten Mut entgegen wie den

Degmen der Wissenschaft.

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In vielen Köpfen rumorte damals der Geist der Epoche. Man ging aufs Ganze. Die Schule von Ernst Mach   hatte gewirkt, man jah den Dingen mit Stepsis und gelinder Schadenfreude ihre schwachen Seiten ab. Einstein ging auf dieses Ziel rein praktisch vor, indem er ähnlich wie einst Robert Mayer   die vor handenen und allgemein bekannten Tatsachen ausdeutete und ,, richtig" wertete. Mit seinen 26 Jahren brachte er noch genug Mut auf, einen merkwürdigen unsichtbaren Ring zu sprengen, ohne daß man seiner gewahr wurde: Einsteins   wissenschaftliche Großtat von 1905 ist die Befreiung des wissenschaftlichen Denkens vom Bor urteil, daß es eine absolute Zeit gebe.

Ein Bierteljahrhundert ist wenig im Leben einer neuen Lehre. Aber die Entwicklung der Relativitätstheorie gleicht dem Erscheinen eines neuen Himmelstörpers: überraschend schnell entwickelte sich ein zwischen Physik, Geometrie, Mathematit und Philosophie gelegenes Gebiet, eine geradezu feherische Idee bildete die Grundlage der neuen Behre. Was hatte Newton einst gelehrt? Die Zeit ist für sich absolut in der Welt und verfließt ohne Beziehung zu irgend welchen anderen Dingen in der Welt. Und Kant gab dieser Vor­stellung das starre Gewand philosophischer Wortbekleidung: Zeit ist die formale Bedingung aller Erscheinungen überhaupt! Freilich, menn wir heute, 25 Jahre nach Aufstellung der Einsteinfchen Lehre, Kant nochmals genauer lesen, so tönnen wir aus dem lugen Herrn auch schon die handgreifliche Borahnung der Enthronung des Zeit begriffs herauslejen: in der Transcendentalen Westheti fogt Sant,

Mittwoch, 25. Juni 1930

Wilhelm- Instituts für Physik in Berlin  , wo er heute noch wirft. Seine Lehre aber, zuerst langsam und wesentlich nur von dem früh verstorbenen polnisch- jüdischen Mathematiker Minkowski   gefördert, nahm in den Jahren nach dem Kriege einen Beltsinn an, Amerika  und England kamen zur Anerkennung der neuen Lehre. Denn man muß hier von einer ,, neuen Behre" sprechen, weil die grundlegenden Vorstellungen von der bisherigen Physik gänzlich abwichen. Die zahlreichen physikalischen Folgerungen, die astronomischen Voraus­sagen( wie Ablenkung des Lichtes durch große Massen) ergaben ein reiches Diskussionsgebiet. Heute ist die Relativitätstheorie nicht mehr umstritten, sondern anerkannt. Nur wie gesagt, einige am Alten Minkowskis kühner Gedanke, Raum und Zeit zu einer einheitlichen hängende Philofophen weigern sich, ihre absolute Zeit aufzugeben. Welt zusammenzuschließen, ist von größter Bedeutung für unser heutiges Weltbild. Denn in dieser Raumzeitwelt ist tatsächlich, wie werden und Bergehen auseinandergefaltet zu einem grenzenlosen es Rant geahnt hat, die Zeit oder Veränderung verblaßt und alles Sein. Gleich der Quantenlehre Plands alles Werden geschieht rudweise ist die Relativitätstheorie Einsteins   ein großartiges meltumfassendes Gedankengebäude, von einem zwar proflamiert, aber ganz aus dem Geist des Jahrhunderts heraus geboren

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Naturforscher zu Wasser und zu Lande Ein fleiner Dampfer, dessen Besagung durch eine Schar Stu denten beiderlei Geschlechts unter Leitung ihres Professors vervoll­ständigt mind. Auf Deck Tische mit allerlei wissenschaftlichem Rüstzeug: Mikroskope, Lupen, Planktonneze. Flaschen mit Re­agenzien und weitmündige Gläser zur Aufnahme der Beute. Eine Reihe zusammenhängender Gewässer soll auf ihre Tier- und Pflanzenwelt untersucht werden, besonders auch auf die frei in ihnen fchwimmenden und schwebenden pflanzlichen und tierischen Lebewesen, die man seit Haeckel das Plankton( das Schwebende) nennt. Die Blanktonneze sind Trichter aus feinster Gaze, am dünnen Ende mit einer Sammelvorrichtung in Form einer kurzen Glasröhre ver­sehen. Während das Netz immer wieder durch das Wasser gezogen wird und dieses durch die seinen Maschen abströmt, sammelt sich die eingefangene Lebewelt in der Glasröhre, und aus dieser wird sie von Zeit zu Zeit in die Aufnahmegefäße entleert. Wegen seiner Durch­fichtigkeit, teils auch wegen der Winzigkeit seiner Bestandteile er­scheint das Plankton dem bloßen Auge nur wie getrübtes Wasser. Aber ein Tropfen davon unter dem Mikroskop enthüllt Algen, dar­unter besonders Diatomeen, ferner Räbertierchen und anderes Klein­volt in buntem Gemisch, einen Mikrokosmos in teils reizvollen fels bizarren Formen, eine Kleinwelt, die den, der sie zum ersten Male erblickt, zugleich verwirrt, erhebt und fesselt, so daß er nur ungern seinen Platz dem nächsten Beschauer räumt. Mag der Gegenpol dieser Welt, der Makrokosmos des gestirnten Himmels, auch ungleich groß­artiger wirfen, eine gewisse Einförmigkeit und die Alltäglichkeit des Anblicks, nimmt ihm etwas von dem Zauber, den ein Blick in die Kleintierwelt immer von neuem auslöst. Im großen wie im kleinen verrichten Astronom wie Biologe dieselbe Arbeit: die Welt ist un­endlich in Form und Leben, und die Kärrner haben zu tun!

Das Schiff wird gestoppt, um durch Versenken einer meißen  Scheibe festzustellen, bei welcher Tiefe sie unsichtbar wird. Ueber der weißen Scheibe gibt sich auch die Farbe des Wassers zu erkennen. Durch Behandlung mit einer Reagenzflüffigkeit wird ermittelt, ob

das Wasser sauer oder alkalisch reagiert und in welchem Grade. Es gibt allerhand zu tun und zu notieren.

Auf dem See überall der Haubentaucher mit seinem phan­tastisch geschmückten Kopf. Immer wieder verschwindet er, um bald darauf an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen. Ein Milan treist über uns. Ein Reiher fliegt über den See. Am Ufer ein an­derer, den Möwen und Kiebige verfolgen, weil sie den Konkurrenten hassen; anhaben können sie dem Langschnabel nichts. Wir sind am Rande eines großen Moores und legen bei, um einen Abstecher zu Lande zu machen. Mit einem Armvoll Pflanzen fehren wir zum Schiff zurüd. Andere haben inzwischen mit Hilfe des mitgeführten Bootes eine Extratour in die flache Uferzone unternommen und fehren zurück, beladen mit Kalmus, Seerosen, Wasserschierling usw. Dann wird das gesammelte Gemüse vom Professor demonstriert. Wieder einmal zeigt sich das lebendige Wort und das lebende An­schauungsmaterial dem gedruckten Wort unendlich überlegen. Man weiß: was hier vorgezeigt und erläutert wird, vergißt man nicht wieder. Die riesigen Rhizome( unter Wasser im Schlamm triechende Wurzelstöcke) der Seeroje, die gefammerten Wurzeln des gefährlichen, von der Polizei vergeblich ,, verbotenen" Wafferschierlings, die aro natische Sproffe des Kalmus, fie alle ergeben 2ntnüpfungspuntte für den Bortrag des Erfurfionsleiters. So populär übrigens der Kalmus tst, so ist doch wenig bekannt, daß er ein Fremdling in unserer Flora ist. Erst im Jahre 1557 murde er aus Konstantinopel   nach Wien   und später nach Brag eingeführt, und aus unserer Mart wird er 1663 zum ersten Male ermähnt. Daß er ein Kind wärmerer Landstriche ist, erkennen mir auch daran, daß seine Früchte bei uns nicht reifen. Solche Erkursionen sind, unter dem rechten Leiter, nichts weniger als trodene Angelegenheiten. Man hat zwar auch einen Haufen lateinischer Namen dabei auswendig zu lernen, aber es fehlt nicht an Intervallen, in denen Gesang und Humor zu ihrem Rechte fommen. Und wenn es zum Schlusse geht, gewinnen sie vollends die Oberhand! L. Löske.

daß mir die Bedingung zur Gimlichteit" nicht hätten, mie jene Dinge, die uns als Veränderungen erscheinen, als eine solche Er­fenntnis begreifen würden, in der die Vorstellung der Zeit oder Ver­änderung, nicht vorkommt. Aber sicher war es nicht Kant, dem Ein­stein die Anregung verdankt, den Begriff der Zeit zu ,, relativieren", sondern dies war ein Gedante, mit dem die Jahrhundertmende eben schwanger, ging. In Frankreich   arbeitete Poincaré  , in Holland  5. A. Lorentz am gleichen Problem. Im selben Jahre 1905, ols Einsteins Arbeit erschien, veröffentlichte auch Poincaré   eine Arbeit über die Dynamik des Elektrons", worin er zu fast den gleichen Formeln gelangt wie Einstein. Und Ende 1904 hatte Lorenz in einer Amsterdamer Zeitschrift in englischer Sprache etwas veröffent­licht, wovon weder Boincaré noch Einstein wußten, und was sehr Gebackenes Eis' chinesische Lieblingsspeise nahe an beider Auffassung herantam. Doch hat sich Einsteins   Arbeit von der französischen   und holländischen durch etwas unterschieden, was später Minkowski   auf die einfache Form gebracht hat: Einstein fekte t= t', d. h. aus der mathematischen Sprache übersetzt: er setzte eine von Boincaré und Lorentz   benutzte Hilfsgröße t' einfach gleich der wirklichen und gewöhnlichen Zeit. Damit band er die Zeit an die übrigen Dinge dieser Welt, er führte also eine für die Beobachter von Vorgängen geltende Zeitstala ein, die nicht mehr absolut war, sondern von jenen Vorgängen selbst dittiert wurde. Da geschahen also die Ereignisse nicht mehr in der Zeit, sondern es wurde nun so, daß sich aus den Ereignissen heraus etwas ableiten ließ, was passenderweise als die mirkliche Zeit" bezeichnet werden konnte. Diese wirkliche physikalische Zeit entthronte die nur in der Ein­bildung der Menschen lebende phylosophische absolute Zeit wenigstens für die Physik. Denn die Frankfurter Zeitung  ", das philosophisch reaktionäre Blatt Deutschlands  , schrieb in einer Reihe bon gegnerischen Artikeln, daß die Zeit für den Philosophen stets absolut bleiben werde, auch wenn sich die Physiker auf die sonder bare Idee einer relativen Zeit einigen würden.

Als man 1905 die Arbeit Einsteins   in Zürich   und Berlin   las, wirkte fie sofort start auf jene ein, die an der Spiße der Republik  der Wissenschaften standen. Zwar wurde die ungewöhnlich große Tragweite des Gedankens der relativen Zeit nur von ganz wenigen erfaßt, doch alle fühlten, daß hier ein Meister gearbeitet hatte. Ein ftein begann eine Stufenleiter afabemischer Würden emporzu Netters, nom Brinathogenten in Bern   bis gun Direktor des Rajer

,, Gebackenes Eis?" erscheint als ein innerer Widerspruch, und trotzdem gibt es diese Eisspeise, die das Unmögliche möglich macht und gilt in China   als einzig besondere Erfrischung während der heißen Sommermonate. Allgemein wird man annehmen, daß das Speiseeis in demselben Augenblick, in dem es auf die heiße Pfanne gebracht wird, zerschmilzt, und daß an Stelle der fühlen Er­frischung eine warme Suppe mit irgendeinem Fruchtgeschmack übrig­bleiben muß. Wenn man das Eis in dieser Weise behandelte, dann würde es sich selbstverständlich den Naturgesetzen fügen und tatsächs lich in der heißen Pfanne schmelzen. Es gibt aber einen Trick, durch den man es möglich machen kann, daß das Eistotelett" genau mie ein Fleischplätzchen oder ein Kotelettstück gebraten der gebacken werden kann. Man nimmt zu diesem Zweck nämlich ein schön ge­formtes Stüd Fruchteis, bestreut es ziemlich dick mit feinem Mehl oder mit feingestoßener Semmel und bringt es dann für turze Zeit in die gut erhitzte Bratpfanne, in der das Fett bereits völlig zer­laufen ist und schon brodelt. Man läßt nun das Stüd Eis einige Augenblicke lang im fochenden Fett braten, wendet es dann auf die andere Seite und nach wenigen Sefunden ist die gebackene Eisspeise fertig, die durch den Gegensatz von heiß und falt einen ganz eigen. artigen Reiz bietet. Es gibt in China   Köche, die eine ungewöhnliche Gemandtheit in der Herstellung von gebadenem Eis befizen, so daß ihnen niemals die Zubereitung dieser Speise mißlingt. Allerdings muß diefe eigenartige Eisspeise sehr schnell nach der Zubereitung gegeffen werden, da sie sich sonst troß aller gegenteiligen Be mühungen den Nahngefehen fügt und zu einer wahren Soße wird.