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tKuÜurbolfchemsmm Sin falfch verftandenes Schlagwort
Daß in«incr Zeit schwerster Wirtschaftskrise, in einer Zeit heftigster saziater Gegensätze und polnischer Erschütterungen die herrschenden öchichfcn sich in ihrer Existenzgrundlage bedroht fühlen, ist klar. Ebenso klar ist ober auch, daß sie in einer solchen Situation alles daran setzen müssen, die breiten Massen nom eigentlichen Kern des Uebels abzulenken. Gelingt es, große Teile sozial enlrechteter Volksschichten in eine falsch« Frontstellung hineinzumanövrieren, dann hat nion für den Augenblick wenigstens sich eine gewiß« Entlastung oerschafft und kann zunächst einmal weiter wursteln. Als ein derartiges Ablenkungsmanöver ist die neuerdings immer häufiger und drohender erhobene Anklage gegen den angeb- lichen Kulturbolschcwismus der sozialistischen   Arbeiterbewegung zu betrachten. Dinier jenem Schlagwort nollzieht sich der Aufmarsch der gesamten Kulturreaktion einschließlich der sich zur Zeit so revolutionär gebärdenden Nationalsozialisten. Spricht man heute von Kulturbolschcwismus, so denkt man dabei wenig oder gar nicht an die bolschewistische Ideologie als solche, zumal ja gewisse Kreise bei uns ihre politischen Sympathien für das neu« Rußland keineswegs verhehlen. Trefien will man vielmehr den westeuropäischen Sozialismus, d. h. den proletori- scheu Klasscnkampfgedanken. der naturgemäß auch in jeder geistigen Sphäre mit der kapitalistischen   Reaktion in Konflikt gerät. Bisher hat noch jede aufsteigende Klo sie über ihr Berhältnis zu Kirche, 'Religion und Moral, zu Unterricht und Erziehung, zu Literatur und Kunst usw. anders gedacht als die jeweils herrschenden Gesell� schaftsschichten. Erst recht mußte den um Befreiung von kopitalisti» scher Lohnarbeit kämpfenden Proletariern allmählich die Erkenntnis aufdämmern, daß ein« solche sozial« Befreiung aufs engste mit der Emanzipation von den Ideen der herrschenden Klassen ziisammen- hängt. Der reale Kern des in balkendicken Zeitungsüberschriften an. geprongertenKulturbolschemismus" besteht also in der Tatsache, daß die modernen Proletarier eine andere Kulturanschauung ver. treten als das großkapitalistische Bürgertum, daß sie insbesoiider« im Gegensatz zur heutigen Klassengesellschaft eine auf Gemeinschaft begründete, ollgemein gültige und darum höhere Kulturidee ver- wirklichen wollen. Damit entsteht für uns die Frag«: Ist dos Bürgertum van heute, als Klasse gesehen, überhaupt noch Träger«iner bestimmten Kultur? Das heißt: Besitzt es noch ein einheitliches System geistiger Werte, mit denen ez sich innerlich verbunden fühlt, Werte also, die ihm Leitsterne sein können auf dem Weg« geistig-sittlichen Handelns? Dos folgende soll nun kein« moralisch« Anklage sein, sondern eine einfache Feststellung unzweifelhafter Tatsachen. Dies« Tot- fachen aber besagen, daß in der hochkapitolistischen Gegenwart Denk« formen vorherrschend sind, die ganz vom Heut« durchtränkt sind, und andere wieder, in denen sich die Traditionen einer großen Kulturvergangenheit spiegeln. Daß großkapitalistische Geschäftsmoral
sich jenseits von Gut und Base betätigt, ist eine platte Selbst­verständlichkeit. Andererseits g«hört es zum alltäglichen Erlebnis, daß bürgerliche Ideologen unserer Zeit Ideale oerkünden, die in der Epoche eines Goethe, Kant, Beethoven   oder denkt man an Frankreich   im Bannkreis eines Rousseau, Boltaire oder Victor Hugo   verwurzelt sind. Dos ist offenbar ein Widerspruch und doch wiederum keiner. Der Enthusiasmus des Bürgertums für politische, soziale und kulturelle Ideole war einmal echt, solang« die Front gegen die historischen Mächt« der Vergangenheit gerichtet blieb. Er mußt« aber in dem Grade abflauen, als die Klasse der besitzlosen Proletarier immer zahlreicher un dstärkcr die politische Arena betrat. Im Stadium«iner vorg«schrnl«nen kapitalistischen   Entwicklung schlägt eben der soziale Gegensatz zwischen Kapital und Arbeit noch in einen andersgearteten Gegensatz um. in den Gegensatz nämlich .zwischen bürgcrlich-idcolistischcm Denk«« und rein-kapitalistischem Handeln. Es tritt hier eben jenes Gesetz in Erscheinung, das ollein der kapitatistsschen Wirtschaftsform eigentümlich ist, das Gesetz, noch dem olles, was hier produziert wird, sich in Ware verwandelt. Das gllt natürlich auch für die Gesamthctt geistig-sittlicher Wert«. Allmählich nimmt Alles und Jedes Warencharakter an, und am Ende der kapitalsstifchen Epoche merkt der Bürger kaum, daß sich feicke unsterblichen" Kulturideal« in blauen Dunst aufzulösen beginnen. Gewiß, auf seine großen Dichter und Denker laßt er nichts kommen. Er hat sogar zuweilen Zeit für sie übrig. Schließlich hat man manchmal das Verlangen, über den banalen Alltag hinauserhoben" zu werden, lind ist«s nicht schön, zu wissen, daß außerhalb der Welt des Geschäfts eine zwar unwirkliche, dafür ab«r um so reinere Atmosphäre exsstiertl Alles dos ist möglich, aber nicht möglich ist, daß die Gedanken eines Go«th« oder Kant, in die Praxis um­gesetzt. sich mit dieser kapitalistischen   Wirklichkeit nertragen. Nie- inals kann der Kopitalismus es dulden, daß die Gedankenwelt feiner geistigen Heroen heute zum Weligcsetz erhoben werde. Will die bürgerliche Gesellschaft weiter am Leben bleiben, so muß sie wohl oder übel ihre einstige Ideologie verleugnen, genau so wi« sie im Bereich der Politik ihre eigene Schöpfung, die demokratische Staats- form, nachgerade zum alten Eisen wirst. Und was ist das letzt« Geheimnis ihrer Kultur? Ohne Uebsr- tr«ibung darf man wohl behaupten, daß von jenen erhabenen Kulturidealen, die ehedem eine Welt in Spannung hielten, langsam aber sicher eins nach dem anderen in Nichts zerrinnt. Hier im Bürgertum also und nur h i« r ist jener Kulturbolschewismus zu Haufe, den man der aufstrebenden Arbeiterkloss« anzudichten versucht. Berlohnt es überhaupt noch, angesichts ein« in sichtbarer Auf­lösung begriffenen, von allen guten Geistern verlassenen Klassen- gesellschaft die einzige werdend« Kuliurmacht. den Sozialismus, zu verteidigen! Anw Goldstein.
Sohn Qatoivorthy: �llßbcrfalll'l
cschluß.) 's war an einem Tag gegen Ende Oktober: ich Hab den Geld. kästen im Föhrboot ausgeleert und habe zu meiner Frau gesagt: Lenny", Hab ich gesagt,du wirst haut d>« lieberfahrt besorgen, ich geh in die Stadt um einen Anzug. Du wirst darauf achtgeben, Hab ich gesogt, daß keiner sich hinüberstiehlt, ahne dir seinen Scchspence zu zahlen." Gut, Mac Creedy", sagte sie. Dabei Hab ich Brot und Fleisch in ein Papier gewickelt und mich von ihr hinüberfahren lassen. Also, ich bin die Straße hinaufgegangen, bis ich gedacht Hab. sie müßt zurück sein: und dann hob ich mich umgedreht und bin leise wieder zum Wasser hinunter: ab«r si« war noch dort, hat noch immer da- gesessen, wo ich sie verlassen hatte. Pfasf, dos hat mich verdutzt: du weißt, was es heißt, wenn einem ein Plan üb«r'n Haufen ge- morsen wird.Jenny", Hab ich zu ihr gesagt, als war ich mir des- wegen zurückgekommen,du wirst ordentlich aufs Geld achlgeb«n. hörst du?" Ja, Mac Ereedy", sagte sie. Und dabei wendet sie das Boot um. Na, bald darauf bin ich wieder hinunter zum Wasser und Hab mich im Gebüsch am Ufer versteckt und bin den ganzen Tag dort gebliebtn, um zu lauern. Hast du je eine Kaninchensalle belauert? Sie hat vier Leute übergesetzt, und jedesmal hob ich gesehen, wie sie ihr bezahlt haben. Aber spät am Nachmittag ist dieser Kerl gekommen der Teufel selbst, der, auf den ich die ganze Zeit schon gelauert hatte und hat laut gerufen: Ueberfohrt! Meine Frau hat das Boot heröbergerudert, und ich Hab sie genau beobachtet, wi« er ein- gestiegen ist. Ich Hab gesehen, wi« sie im Boot miteinander ge- sprachen haben, und ich Hab auch gesehen, wie er si« bei den Händen genommen hat beim Aussteigen. Mehr war nicht zu sehen, denn «r ist fortgegangen. Ich Hab bis zum Abend gewartet, dann bin ich hcrvorgekrochen und Hab gerufen: Ueberfohrt! Mein« Frau ist herübergekommen si« hat aus mich gewartet und hat mich zurückgerudert. Das erste, was ich getan hob, war zum Geldkasten gehen und die vier Sechspenceftücke herauszunehmen.So, Jenny", Hab ich gesagt, ,Hu hast also vier Ueberfahrten gemacht?" Jawohl", sagt« sie,grab vier!" Bestimmt?" sog ich. Bestimmt, Mac Ereedy", sagt sie. Hast du schon die Augen eine? Kaninchens gesehen, wenn der Fuchs hinter ihm her ist? Ich habe sie gefragt,«er die Leute waren, und wie sie mir die Namen der ersten vier gesagt hat und weiter keinen, Hab ich gewußt, daß ste für mich verloren war. Bald darauf ist sie zu Bett gegangen, und nachdem sie fort war, Hab ich muh ans Feuer gesetzt und Hab gewartet. Ich Hab mich gefragt: Soll ich mir'» gefallen lassen, daß man sie wegnimmt? Soll ich sie mir einfach wegnehmen lassen? Der Schweiß ist mir heruntvgeronnen. Ich Hab gedacht, vielleicht Hai si  « vergessen, ihn zu nennen, aber aus ihren Augen hat was ganz anderes gesprochen, und dann wo war fern Sechs- pence? Pfasf, in diesem Leben gibt es Dinge, die man nicht er. tragen kann. Nein", hob ich mir gesagt,entweder hast du schon w't ihm angebandelt oder du bandelst noch mit ihm an, sonst müßtest du seinen Sechspence haben." Wie Blei ist's mir in den Gliedern ge» legen.Du müßtest seinen Sechspence haben" Hab ich mir gesagt, darüber kann man nicht hinweg." Du sollst wissen, daß meine Frau ein« gehorsame Frau war, sie hat immer getan, was man fi« geheißen Hot, und hätt sie nicht einen guten Grund gehabt, so hätt sein Gechspenee da sein müssen: dos kann kein Mensch bezweifeln Ich gehör nicht.zu den Schwalblingen, die da glauben, die Ehe war was Heiliges, ich bin ein unabhängiger Mensch. Und ich jag: Jeder Man» für sich M> jefc grau für sich, und je weniger EeiiSe. desto
besser. Ich will nicht, daß du wir mit so dummem Geschwätz meinen guten Ruf verdirbst, wenn's vorbei ist. Nicht weil sie meine Frau mar, ist dos geschehen, sondern gräd nur, weil man sie mir stehlen wollt. Ich bin nie«inen: von ihnen auch nur einen Penny oder irgendeine Gefälligkeit schuldig geblieben dem am ollerwenigsten. Und sollt ich vielleicht ruhig zusehen, wie man sie mir stiehlt und mich ollein zurückläßt? Grad so, wie si« mir mein« Sechspence gestohlen hätten, aus meiner Tasche raus, hätten st« es nur gekonnt? Ich frag dich: Hätt ich das zulassen sollen? Hält ich mit meinen eigenen Augen zusehen sollen, wi« ich wieder einsam geworben wär? Nein", Hab ich mir gesagt,gleich soll sich zu gleich gesellen, ich bleib bei dem meinigen!" Ich bin hingegangen und hob si« an- gesehen, wie sie geschlafen Hot, und ich Hab mir's vorstellen können, wie sie sich gefreut hätt, von mir sortzukommen, und daß sie mit ihm zu den andern ins Dorf gegangen wär und mich ausgelacht hätt. Ich Hab mir gedacht:Da muß etwas geschehen, Mac Ereedy, sonst hilfst du selbst ihnen noch dazu, daß sie sie dir stehlen." Aber was hätt ich tun sollen? Ich bin«in Mensch, der den Dingen auf den Grund sieht und der begreift, was daraus folgen muß. Aus dem hat nur eines folgen komren: ober, Pfaft, geweint hob ich doch, wie ich ihr das Kissen aufs Gesicht gedrückt Hab. Si« Hot sich nur ganz wenig gewehrt, ist ja immer«in« gehorsame Frau gewesen. Di« Leiche Hab ich in einen Sock eingenäht, und die ganze Zeit Hab ich gedacht:Damit ist's auch mit Mac Crsedy aus!" Aber ich könnt nicht sagen, daß ich's grab bereut hätt. Di« menschlich« Natur ist gor nicht so einfach. Daß ich mich dann so viel um den Ort herum- getrieben hob, Hot mich zugrund gerichtet: wenn man was Wert- volles oersteckt hält, kann's nicht anders sein, als daß man sich dort herumtreibt, man fühlt sich so einsam." Am Morgen der Hinrichtung nahm Mac Creedy ein gutes Frühstück und machte den schwachen Bersuch, sich noch einmal sein Lieblingslied vorzusingen: Ich scher mich um keine einzige See!. Und keine Seel schert sich um mich!" tfPtttSHgtt Uebertf Jim« t»n Stss Schallt.)
Wieviel Gold gibt es? Di« Frag«, wieviet Gold» ruf der Erde gibt, ist auf Grund neuer genauer Fonlchunoen von dem Direktor des Bergwerksamtes der Vereinigten Äaaten Scott Turner beantwortet worden. Zunächst stellte er fest, wieviel Gold feit der Entdeckung Amerikas   gefördert worden ist. Dabei ergibt steh ein« Menge von etwa SI 2A Tonnen. Mehr als du> Hälfte dieser Gesamtmenge, die sich aus 43S Jahre verterlt, ist in den ersten 27 Iahren unseres Jahrhunderts gewonnen worden. Von der seit 1492 geförderten Goldmeng« sind heute noch etwa 14 52S Tonnen in Form von Münzen nachweisbar: dos übrige ist ander- weitig verarbeitet worden oder iei.'dem wieder verloren gegongen. W'« verhältnismäßig gering diese Goldmenge'st, geht daraus her- vor, daß aus all dem Gold, dos seit der Entdeckung Amerikas   ge­wonnen worden ist, sich nur«in Würfel gießen ließe, der eine .Samenläng« von 11% Meter hätte. Die Enkzlfferuna des Maya-Alphabsls. Bon der großartigsten voriolumbischen Kultur Amerikas  , der der Mayas, besaßen wir bisher nur verhältnismäßig gering« Kunde, weil man von den Hieroglyphen dieses Volkes nur die Zahlen und die Inschriften lesen konnte, die sich mit dem Kalender beschäftigten. Jetzt ober scheint mau endlich der Cntzifserung des ganzen Alphabetes auf der Spur zu sein. Wie ein mexikanisches Blatt,EI Nacional Revolucionoiro", mitteilt, ist der Rektor der Universität von Mexiko  , Gorcw Tellez. von einer Studienreise nach den Vereinigten Swaten zurückgekehrt. au' der er die reiche Sammlung von Mono Inschriften der Universität Pennsvlnanieu genau studiert hat. Er glaubt hier alles nvllpendtge Material gesuiulen.zu haben, um nun die Enträtselung her fflnofr-Schriff duichzuführoL
Sie Seherin Ton Qafton Serys
Frau Spiesani hotte soeben einen Brief erhalten, der mit Jemand, der es gut mit Ihnen memt", unterzeichnet war. Die Handschrift war sorgfältig verstellt, und in dem Schreiben benach- richtigtc man sie, daß die Treue ihres Gatten nicht gerade muste> gültig war. Zuerst geriet sie in eine recht wohlverständliche Auf­regung, aber dann bedachte sie, daß Herr Spiesam stets püickktich nach Hause kam, 17 Minuten nachdem er das Amt verlassen hatte, und daß er ihr fast bis auf den letzten Heller sein Gehalt als Büro- Vorsteher im Statistischen Amt auf den Tisch legte. Em so pünktlicher und methodischer Mann hotte weder die Zeit, auf Abenteuer auszugehen, noch konnte er ihnen Geschmack abgc- Winnen. Dieses Sendschreiben konnte also imr das Werk einer miß- günstigen Neiderin oder eines gekündigten Mädchens fein. Sie zeigte es ihrer besten Freundin, Frau Brech, die zufälligerweise die Ver- sasserin war. Kollege des Herrn Spiesam, war Brech nicht zum Büravorstchcr ernannt worden, wie seine Frau es errnartet hatte. Während Herr Spiesam ernst und zielbewußt norwärts strebt«, lebte der andere sorglos in den Tag hinein. Während der ein« grundsätzlich nie ins Cafe ging, konnte man den anderen dort jeden Tag bis in die Nacht hinein antreffen. Frau Brech gehörte zu denen, die das Glück der anderen wie ein« persönliche Beleidigung ompfiiiden. Warum besah Frau Spiesam einen gesetzten Gatten, der obendrein Bürovorsteher war, während der ihre ein Schwätzer in untergeordneter Stellung war? lind worum konnte jene sich ein Mädchen leisten, während sie selber nur eine Aufwartefrau hatte? Um sie dafür zu strafen, hatte Frau Brech ihren vergüteten Pfeil in Gestalt eines Briefes abgeschossen. Man darf dieser Art Anzeigen nicht allzuviel Bedeutung bei­messen", meinte Frau Brech, nachdem sie das sierfide Schreiben de- schnuppert und herumgedreht hatte.Indes können diese Behaup- tungen doch nicht ganz aus dem Acrmel geschüttet sein..." Wirklich? Sic glauben also, daß mein Mann..." Ich glaube gor nichts, teure Freundin. Im Gegenteil, ich bin überzeugt, daß Ihr Gatte außerstande ist, seine Pflichten zu ver- gessen. Aber vielleicht treibt da irgendein falsches Geschöpf sein Ränksspiel mit ihm. Seitdem man Stenotypistinnen im Amt angc- stellt hat, ist mein Schlaf getrübt." Ick, kann doch nicht gut hingehen und ihn im Amte über» wachen." Augenscheinlich. Aber da fällt mir gerade ein: ich kenn« eine Seherin von nicht gewöhnlicher Begabung. Sie hat mehreren meiner Freundinnen wundersame Ding« enthüllt. Sie brauchten ihr nur ein« Haarsträhne Ihres Mannes zuzuschicken. Sie würde sie sieben Stunden bei sich /trogen und Ihnen dann unumwunden mitteilen, was er treibt." Bon Angst und Neugierde gepeinigt, schnitt Frau Spiescun ihrem Gatten, während er schlief,«ine Lacke von seinen schwarzen Haaren ab. Sie übergab sie Frau Brech, und diese ersetzte sie durch «ine Strähne kastanienbrauner Haare, die von ihrem eigenen Gatten herrührten und die sie dann von Eulalie, ihrer Aufwartefrau, der Frau von Chaldäa. Pythio ihres Zeichens, überbringen ließ. Und die hoftntllckisch« Frau Brech rieb sich die Hände, als sie daran dachte, was für ein Gesicht Frau Spiesam ziehen würde, wenn ihr die Sybille im prophetischen Schlaf verkünden würde(wie sie es bei ihr selbst getan hotte), daß der Besitzer dieser Haare ein schlechtes Subjekt war, daß er mir allzu gern ins Weinglas guckte und ein liederliches Leben führte. Als Frau Spiesam zitternd ins Allerheiligste trat, konnte.Frau Brech nur schwer ein triumphierendes Lächeln verbergen. Aber gleich die ersten Worte der Frau van Chaldäa versetzten sie in niaß- loses Staunen. Derjenige, dem dies gehört", sagte sie, eine sich kräuselnde Locke zwsschcn den Händen hin- und herdrehcnd,ist ein Wirndc: von Treue. Es ist sogar selten, daß man bei dem Menschengeschlecht ein so treues Herz findet, und der Pudel allein kann als Sinn- bild so unwandelbarer Stondhaftigkeit gelten. Ja, der in Frag« Stehende ist«ine anhänglid>e, ausrichtige und gerade Natur. Ev würde unter Lebensgefahr aitt einen zehnmal stärkeren Feind los- gehen, wenn dieser dos Liebste, was er hat. bedrohte. Er raucht nicht, trinkt nur Wasser, befitzt jedoch einen erstaunlichen Appetit. So bereitet es ihm geradezu ein wollüstiges Vergnügen, einen Knochen abzunagen. Auf Zucker ist er ganz versessen. Für«in kleines Stückchen Kandis wäre er imstande, jedwede Tollheit zu de- gehen. In seinem Wesen stets gleich bleibend, ist er doch immer zu Scherzen aufgelegt und äußert feine Freude durch Schreie und Lust- fprünge. Alles in allem kann man unbegrenztes Vertrauen zu ihm haben" Entzückt erkannte Frau Spiesam, daß viel Wahrheit in dieser Schilderung war. Ihr Mann trank nur Wasser mit einen, Schuß Wein drin und rauchte nicht. Er liebte«inen guten Tisch und knabberte gern an den Knockten, wobei er am Huhn dos Gerippe und beim Hasen den Kopf vorzog. Aber obwohl ihm auch der Nachtisch schmeckt«, hätte er doch für ein Stück Zucker kein« Toll­heiten degangen: höchstens nahm er eines zu seinem Kamillentee. Und es war selten, daß er Lustsprünge vollführt«... Von diesen Einzelheiten abgesehen, war alles genau, und Frau von Chaldäa entpuppte ssch wirklich als eine hervorragende Seherin. Aber die beiden Frauen hätten die telepathische Begabung der Frau von Chaldäa noch viel mehr bewundert, hätten sie die Wahr- heit gekannt. Zerstreut, wie ss« war, hatte Eulalie unterwegs die Haarsträhne verloren. Aber st« hatte sich zu helfen gewußt. Da sie gerade Babylas, den schwarzen Pudel ihrer Herrin, mit sich führte, hatte sie diesem kurzerhand ein Büschel Haar« von der Stirn abgeschnitten, diese der Seherin überreicht und so das verblüffende Orakel der Sybille heraufbeschworen. lSerechtisste llib-rttagunz Ben 5r. Ernst Scsn.) (®cnua(US  ) Li» Monte Zovrlto, 93.) Spiritus aus fflols Nach dem bekannten Bergius-Versohren läßt sich<ms Holz mit Hilfe konzentrierter Säuren Zucker, zunächst ftir Futterzwecke, ge- Winnen. Das Holz wird auch als Ausgangsprodukt für die Alkohol- crzeugung, freilich aus eüiem Umweg, schon läng« angewandt. Der so gewonnene Sulfitsprit konnte allerdings bisher irgendwelche prak- tisch« Bedeutung nicht gewinnen. Anders sieht es mit einem neuen Verfahren des Chemikers S ch o l l e r au», das in Tornesch  (Holst.) bereits im großen durchgeführt wird. Das Verfahren benötigt nur verdünnte Säuren, die auf Sägespäne in verhältnismäßig einfacher Apparatur einwirken. Die Brenner«, in Tornesch   hat bereits im Borjahr ein Lrennrecht auf 3 590000 Liter erhalten. In derZeit- lchrist für angewandte Chemie" macht nun Prof. Dr. Lüers von der Technischen Hochschule München, in dessen Institut Scholler dos Der- fahren ausgearbeitet Hai. zum ersten Male nähere Angaben, aus denen hervorgebt, dotz das Ziel der Alkoholgewinnung aus Holz damit verwirklicht ist. Abgesehen davon, eröffnet da» Scholler-Ber- fahrol neue Aufsichten auf die Sewmnung von gutt-rnnlstt»