Omifull
Iwan Heilbur
Quartets
Ein Berliner Roman
( 16. Fortsetzung.) Fräulein Saat hatte etwas Sinnendes im Blick, in ihren Augen war quasi das Lächeln der Nachdenklichkeit.
Am Nachmittag, als Hammerschlag schon im Zug SalzburgIschl saß, kurz vor der Abfahrt, erlebte er sein Wunder.
Die Tür des Waggons wurde noch einmal aufgetan und herein stieg Fräulein Saat. Sie musterte mit einem schnellen Blick die Infassen sie wurde rot und ihre Augen wurden glänzender. Ich habe mich entschlossen, gleichfalls zu reisen", sagte sie mit Affett.
Hammerschlag, der, wie immer, wenn er unangenehm berührt war, den linken Nasenflügel hochgezogen hielt. fragte: „ Wohin denn?"
"
-
Fräulein Saat Schmieg, empfindlich gefräntt. 2ber es fament teine zehn Minuten dabei heraus.
Ich muß immer an den Dachstein denten, weil er hier in der Nähe ist", begann sie, und darum singe ich vom Dachstein, damit du's weißt. So grob brauchst du mit mir nicht zu sein, das bin ich nun einmal nicht gewöhnt", schloß sie scharf. Sie duzte ihn, weil er sie duzte. Vielleicht hatte sie die Art seines ,, Du" in der Tat verkehrt begriffen.
Hammerschlag gab teine Antwort, sie hatte wieder in ihrer Manier ohne inneren Zusammenhang drauflosgeredet. Was hatte ihre Antwort mit seinem Ersuchen um Stille zu tun?
,, Vom Schafberg aus tann man nämlich den Dachstein sehen", Orfing fie von neuem an, und weiß Gott , sie begann wieder das Lied vom Dachstein zu summen.
ständlichkeit fort. Sie disponierte und sie fragte nicht etwa, sondern sie sagte es ihm auf den Kopf zu wohin sie gehen oder mit dem Dampfer fahren wollten. Sie besah sich durchaus nicht die Karte, wie Hammerschlag das tat, sie hatte aber ihre Dhren überall, wo Leute sich, sei es im Restaurationsgarten oder im Laden oder auf dem Flur im Hotel, unterhielten. Aus solchen halbverstandenen Gesprächen machte sie sich ein Bild von der Umgebung. Einmal ums andere tam sie Hammerschlag mit hochwichtiger jedesmal meinte er, sie Miene und Gestitulationen entgegen hätte die Kunst glücklich zu sein oder die Goldmacherei entdeckt. Aber sie wollte ihm nur einen ihrer neuen Ausflugspläne mitteilen. Sie wollte nach schl, eigentlich nicht um der landschaftlichen Schönheit willen, sondern weil vor einem Jahrzehnt und länger der Kaiser Franz Josef dort alljährlich geweilt hatte:
Ach so das ist deine„ Diplomatie", dachte Hammerschlag. und plötzlich wurde er dunkelrot vor But. Wie, sollte er auf diese ein- Sie fache Weise feiner Freiheit verlustig gehen? Das wäre ein Spaß! Die Leute im Wagen, die Hammerschlags Geficht beobachten fonnten, warteten gespannt, was wohl nun geschehen würde.
Aber was sollte geschehen? Was fonnte Hammerschlag anders tun, als ihr bei der Verstauung ihrer Gepäckstücke, die sie jetzt vom Bahnsteig in den Wagen bugsierte, behilflich zu sein. Sie hatte einen Handkoffer, eine Reisetasche und ein Paket. Sie mußte sich furchtbar geschleppt haben. Aber sie hatte Hammerschlag gezeigt, wer mit seiner Diplomatie wieder einmal die Klügere geblieben war! Hammerschlag war schweigsam. Im übrigen war er neugierig, auf welch eine diplomatische Art sie es angestellt hatte, zu erfahren, wohin er zu reisen gedachte. Denn fie mußte doch für den betreffenden Ort ein entsprechendes Billet gelöst haben für Hammerschlag gab es feinen Zweifel, daß sie auf ebenderfelben Station aussteigen würde wie er. Später, als er sie mit ihrem geröteten Gesicht und den glänzenden Augen dasigen sah, tat sie ihm wieder leid, wieder schwanfte er in seinen Gefühlen.
-
-
Es stellte sich im Laufe der Fahrt heraus, daß Fräulein Saat eine Fahrkarte bis Ischl genommen hatte. So konnte sie über die ganze Strecke der Lotalbahn auf jeder Station, wo es ihr beliebte, aussteigen.
Hammerschlag wischte sich den Mund, er mußte doch lachen. -Seine Fahrkarte ging bis nach Santt Wolfgang, einige Stationen vor schl.
Die Eisenbahn nahm ihren Weg am Mondsee ; Hammerschlag staunte in das unbekannte Wunder dieser Landschaft. Wie blaue Seide dehnte der See sich hin. Die Berge waren hauchumhüllt. Dann fuhr der Zug durch den Wald und später durch einen Tunnel von imponierender Länge.
-
Als sie an den Abersee famen, der nicht minder blau und verträumt als der Mondsee dalag, wurde Hammerschlag ein wenig unruhig. An diesem See lag seine Station. Fräulein Saat hingegen rührte sich nicht. Mit feinem Blid nahm sie an ihren drei Gepäckstücken Intereffe, obgleich sie die Station näher fommen und Hammerschlag sich zum Aussteigen bereiten fühlte. Sie sah nur mit bewundernden Augen zum Fenster hinaus.
Hammerschlag meinte schon im Eernst, er hätte sich tatsächlich in ihren Absichten getäuscht aber dann kam es doch anders.
Fräulein Saat in die Höhe.
-
Im allerlegten Augenblick, als der Zug schon hielt, sprang " Wie schön ist es hier!" rief sie und hob mit geradezu männlicher Kraft den Koffer herunter. Sie zog die Reisetasche unter ihrem Siz hervor, schwang das Paket durch die Luft zu sich her -und draußen auf dem Bahnsteig stand fie, neben Hammerschlag!"
„ Bor solch einem Baradies fann man sich nur ehrfürchtig verneigen", sagte sie und verneigte sich wirklich gegen den See, da schweigt die Zunge."
Kind, Kind, dachte Hammerschlag, versuche nur nicht, mir gefährlich zu werden, du hättest am Ende den Schaden davon.
Hammerschlag fannte sich doch! Er mußte, er konnte sich auf sich verlassen. Mit Fräulein Saat am Arm in Berlin am Anhalter Bahnhof eintreffen?
Haha, das wäre gelacht!
-
Von der Station mußten fie mit einem Schiff über den See, um den eigentlichen Ort Sanft Wolfgang zu erreichen. Es ging gegen Abend. Musit schallte ihnen von drüben entgegen. Fräulein Saat, die es im allgemeinen für billiger hielt, privat zu logieren, nahm diesmal ein Zimmer im Hotel es war das= selbe Hotel, in das Hammerschlag seine Reisetasche hatte bringen laffen.
*
-
Dieser Ort, Sankt Wolfgang Martt, und fein See lagen wirtlich wie kostbare Edelsteine sanft in dem beschützenden Etui der Berge. Es gab respettable Hotels, vor allem ein mit fämtlichen modernen Anlagen versehenes, das sich in einer gewissen ariftofratischen Distanz von dem eigentlichen Flecken hielt und den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens bildete. Dieses Hotel lag nah an der Station der Zahnradbahn, die von hier aus mehrere Male am Tag emfig den Schafberg erflomm, und es hatte sozusagen einen Ableger auf der Spize des Schafberges eine durchaus ernsthafte Dépendance in der Höhe von über siebenzehnhundert Meter, die ein paar Dugend Gäste aufnehmen konnte.
Von unten sah man, bei flarem Wetter deutlich erkennbar, auf den Almen die Hütten. Das Hotel auf dem Schafberg grüßte, nicht gerade überaus entfernt erscheinend, aber doch wie ein Märchen aus der manchmal durchsichtigen, manchmal vernebelten Höhe. Es war fein Wunder, daß diese Bergfpize wie ein bevorstehendes großes Ereignis die Gedanken der Reisenoen anregte. Sie wußten aus ihren Reiseführern und aus den Schilderungen der aus der Höhe Heimkehrenden, daß dort oben bei flarer Bitterung ein Panorama der Gebirgswelt mie felten ein zweites in Desterreich zu genießen war.
Natürlich wollte Hammerschlag ebenso wie alle anderen Leute hinauf mur war es seiner Natur gemäß, sich das Beste bis zum Ende aufzusparen. Er gedachte zuerst in großen Spaziergängen die Ufer des Sees und die daranliegenden Ortschaften, überhaupt die nähergelegenen berühmten Ausflugsorte fennenzulernen.
-
" Da müssen wir morgen hin", rief Fräulein Saat entschieden. hatte eben beim Gemischtwarenhändler von der Bedeutung chts erfahren. Vor allem aber wollte Fräulein Saat mit der Zahnradbahn auf den Schafberg hinauf. Alle Leute sprachen vom Schafberg und der gewaltigen Aussicht.
Schon am zweiten Tage drängte sie Hammerschlag, mit ihr die Fahrt zu unternehmen.
-
" Kind", sagte Hammerschlag denn er war inzwischen auch im Verkehr mit Fräulein Saat in seinen gewohnten Ton übergegangen ,, Kind, fahre doch so oft wie du willt auf den Schaf berg hinauf. Aber laß mich in meinen frommen Tälern bleiben. Ich mache morgen einen Spaziergang zum Schwarzen See."
Natürlich schloß Fräulein Saat sich ihm bei diesem Spaziergang an. Sie stiegen durch Tannen- und Buchenwälder. Der Berg streckte feinen gewaltigen felsigen Leib durch die moosige Erde, am Wegrand standen vereinzelt Alpenveilchen und Eisenhut. Fräulein Saat fang über die ganze Zeit, schmetternd wie eine Lerche. Hammerschlag stand mitunter in einer Bause still und sagte nur: Welch eine herrliche Stille."
Aber Fräulein Saat mertte nichts, fie begann sofort wieder, und zwar erneut mit dem Liede vom Dachstein, wo der Aar noch haust. Sie schien von diesem Gesang entfehlich viel zu halten. Das Ende war gar nicht abzusehen.
Der Schwarze See lag still und geheimnisvoll da. Kein Mensch rundum. Die Berge wuchsen blau in den Himmel. Kein Vogel schrei. Nur Fräulein Saat machte Lärm. Sie sang immer noch das Lied vom Dachstein.
Menschenstind, Fräulein Liesbeth Saat", sagte Hammerschlag plötzlich rund heraus,„ tönntest du vielleicht für zehn Minuten deinen Schnabel halten?"
Ich fahre morgen mit auf den Schafberg", sagte Hammerschlag schnell, wenn du es jetzt fertigbringst, vom Dachstein still zu fein."
Sofort war sie still. Sie lächelte.
Auf den Schafberg, dachte sie.
Du Bergschaf, dachte er.
Sie verhielt sich von dieser Minute an schweigend. Sie lächelte mit vertieften Mundwinkeln. Ihre vollen Baden strahlten Vergnügen. ( Fortlegung folgt.)
Das neile Buch
Pietro Nenni : Todeskampf der Freiheit")
Es ist kaum vierzehn Tage her, da sich zum sechsten Male die Stunde jährte, in der Giacomo Matteotti , der Führer der italienischen Sozialisten, in der römischen Campagna von den Schergen Mussolinis nach feigem Ueberfall niedergemezelt und ver scharrt wurde. Wir begrüßen es, daß gerade jetzt der Diez - Verlag Pietro Nennis Aufzeichnungen ,, Todeskampf der Freiheit", die vor einiger Zeit im Abend" erschienen, in Buchform herausgab. Fabers Titelbild kennzeichnet den Inhalt: Mahnend, trauernd, ernst und sinnend des toten Matteotti Kopf, darunter der Duce Benito Mussolini in Uniform, in Pose. Wir kennen Nennis Schreibart und Betrachtungsweise: Er ist leidenschaftlich bis zu glühender Wut und fachlich bis zu rücksichtsloser Selbsterkenntnis. Er ist hart und gerecht gegen den Feind, hart und gerecht gegen den Freund und gegen die eigene Partei. Nicht nur Mussolinis Schwarzhemden, nicht nur die Treulosigkeit des Königs, nicht nur das Versagen des liberalen Bürgertums, sondern auch die Spaltung, die Zerrissenheit des Proletariats führte zum Todeskampf der Freiheit, zur Unterjochung der Demokratie in Italien . So lehrt uns Nennis Buch mancherlei: Einmal, daß nur eine einige, in sich geschlossene, stets abwehrbereite Sozialdemokratie dem Faschismus wehren kann, zum anderen, daß in Stunden der Gefahr sonst vielleicht nüßliche theoretische Auseinandersetzungen zu unterbleiben haben, zum dritten, daß alle kommunistischen Methoden der Stärkung von Faschismus und Tyrannei dienen, und endlich, daß, wenn es hart auf hart geht, auf das Bürgertum kein Verlaß ist. Nenni jagt zum Schluß: ,, Italien wird frei werden!" Aber das, was Italien heute durchleidet, ist ein Golgathaweg von mehr als sieben Stationen! Nennis Todestampf der Freiheit ist ein bitteres und schmerzhaft warnendes Lehrbuch. Es ist wert, in der Büchersammlung eines jeden Proletariers zu stehen. Henning Duderstadt.
1930.
WAS DER TAG BRINGT.
St. Bürokratius.
.
In dem„ ,, Entwurf eines Gesetzes betreffend den Abschluß eines Staatsvertrages über eine Gemeinschaftsarbeit zwischen Bremen und Preußen", gezeichnet der Ministerpräsident Braun, der Minister für Handel und Gewerbe Dr. Schreiber, der Finanzminister i. A. Weŋhe, lesen wir unter§ 23:
Gewinnverteilung.
Der Reinertrag wird unbeschadet der Vorschrift des§ 9 Abs. 4 des Abkommens über die Förderung der Hochseefischerei unter die Gesellschafter so verteilt, daß Bremen den Betrag erhält, um den ein Achtel des um den Betrag des von der Gesellschaft zu tragenden Anleihe dienstes erhöhten Reinertrages den gesamten Anleihedienst übersteigt, Preußen den Reft.
Man sieht, der Vertrag über die Gemeinschaftsarbeit hat bereits die schönsten Früchte in Gestalt von Stilblüten gezeitigt, bevor er in Kraft getreten ist.
Wie lange geht eine Uhr?
Wie lange kann in der Regel eine Uhr in Betrieb sein, ohne vom Uhrmacher gereinigt und geölt zu werden? Bei großen Wanduhren mit verhältnismäßig grobem Wert tann man mit drei Jahren und länger rechnen. Eine gute Herrentaschenuhr hält es etwa zwei Jahre aus, während eine kleine Armbanduhr etwa alle sechs Monate zum Uhrmacher gebracht werden muß, damit sie geölt und gereinigt wird. Wenn der Uhrmacher das dem Besizer sagt, wird dieser meist entweder den Uhrmacher verdächtigen, er wolle an der Uhr nur verdienen, oder gar der Meinung sein, das Wert der Uhr tauge nichts. Man muß sich aber einmal vorstellen, daß das Wert einer Armbanduhr so fein ist, daß schon ein kleines Staubfädchen für sie dasselbe bedeutet wie für eine Wanduhr ein kleines Baumzweigiein. Ein salomonischer Bürgermeister.
In Lorain im nordamerikanischen Staate Ohio nahm in letzter Zeit die Benutzung der Dienstautos durch die Angestellten und Be amten der Stadt überhand. Um seinen Untergebenen die Lust an diesen Privatfahrten zu nehmen, ordnete der Bürgermeister an. daß sämtliche städtischen Dienstautos in den Landesfarben rotweißblau gestrichen werden. Ausgenommen wurden nur die Autos der Feuerwehr und der Polizei. Die Maßnahme hat sich bewährt. Solange man mit einem Dienstauto herumfahren und es für sein eigenes ausgeben konnte, hatte diefes Spazierenfahren einen gewissen Reiz, aber so...?
Hände hoch!
In einem Zimmer schidt von links her eine Lampe Strahlen nach einer lichtempfindlichen Zelle, die sich rechts befindet. Diese liegt in einem Stromkreis und ihre Belichtung hilft hier zur Entstehung einer fräftigen Strömung. Nun möge eine Person so durch das Zimmer gehen, daß sie die Bahn der Lampenstrahlung schneidet. Aber Fräulein Saat fetzte ihre Tätigkeit als Reisemarschall, Dann wird der Strom im Kreise unterbrochen oder wenigstens ge die sie in Salzburg begonnen hatte, mit verblüffender Selbstverschwächt, und diesen Vorgang fann man audy benußen, um irgend
welche Wirkungen auszulösen. Die Einrichtung läßt sich also z. B. verwenden, um ein Alarmsignal erschallen zu lassen, wenn sich ein Einbrecher in einem Raum bewegt. Auf einer Ausstellung wurde jüngst sogar eine Anlage ausgestellt, bei der ein Grammophon bei unbefugtem Betreten eines Raumes ausrief: Hände hoch!" Gold aus dem 30jährigen Krieg.
Ein Bauer in Gersdorf( Mittelfranken ) jand bei Drainage arbeiten auf seinem Grundstück einen schweren Eisentopf mit einem mächtigen aus Gold und Silber bestehenden Klumpen. Der Topf läßt darauf schließen, daß der Schatz vor 300 Jahren dort vergraben wurde, als Wallensteins und Gustav Adolfs Scharen das Land unsicher machten.
Die Peitsche auf dem Acker.
In verschiedenen Ländern ist man emsig bestrebt, dem Ader reichere Erträge abzuzwingen, als er bis jetzt liefert. Amerika jucht nach einem Getreide mit stärkerem Halm und gleichmäßigerer Aehre, und man hofft dort später aus vier Hektaren soviel herauszuholen, wie bisher aus fünf. In England hat man auch festgestellt, daß man den Boden dadurch fruchtbarer machen tann, daß man die Ackererde etwa eine halbe Stunde lang auf die Siedetemperatur des Waffers erhitzt, so daß schädliche Kleinlebewesen getötet werden, die sonst das Wachstum von Pflanzen geschädigt hätten. Und da der deutsche Forscher F. Hildebrand nachgewiesen hat, daß Samen auffallend schnell feimen können, wenn man sie mit gewissen dunklen Wärmestrahlen behandelt hat, so eröffnet sich die Möglichkeit, bei manchen Pflanzen jährlich zdei Ernten zu erzielen. Die Rache der Sängerin.
fo
-
Kleine Ursachen, große Wirkungen, das mußten auch die einst funftliebenden und kunstverständigen Münchener erfahren; denn obwohl sich zu Beginn des vorigen Jahrhunderts bereits Künstler aller Richtungen mit Vorliebe in der Isarstadt niederließen und sich dort wohl fühlten tamen fie infolge eines kleinen Zwischenfalles um den Genuß, die weltberühmte Sängerin Catalani singen zu hören. Als nämlich die Sängerin im Jahre 1826 nach München fam, um dort zu singen, ging sie zunächst in die Liebfrauenkirche und setzte sich dort in die Loge der Prinzessinnen, die darüber der art empört waren, daß sie ihren diensttuenden Kammerherrn baten, die Künstlerin von ihrem Platz zu weisen. Dies geschah so unhöflich, daß die Catalani die Kirche sofort zornbebend verließ und zur Königin in Audiens fuhr. Hier beschwerte sie sich über die ihr zuteil gewordene Surechtweisung und erklärte, der Borfall habe sie so angegriffen, daß fie nun nicht mehr fingen fönne und wolle. merde sofort abreisen und den Münchener Boden nie mehr betreten. In ihrem Hotel Bum schwarzen Adler" angekommen, befahl sie sofort ihren Bagend gab Anweisung, daß Teppiche von der Hoteltür bis zum Wagenschlag gelegt werden sollten, damit sie das„ verhaßte Pflaster" nicht mehr zu betreten brauche. Und so schritt sie denn hoheitsvoll ihrem Wagen entgegen, und als sie kurz davor eine Stelle bemerkte, die nicht von dem Teppich bedeckt war, rieß sie kurz entschlossen ihr teures Manteltuch ab und schritt darüber zu ihrem Wagen, der sie den Münchenern für immer entführte.
Sie