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Reichstag   und Islands Anhing.

Karl Hildenbrand   vertritt unser Parlament. Reykjavit, 27. Juni.  ( Eigenbericht.) Bei der Tausendjahrseier des isländischen   Parlaments hielt der sozialdemokratische deutsche Reichstagsabgeordnete Hildebrand folgende Glückwunschrede:

,, Im Namen des Deutschen   Reichstags und seines Präsidenten überbringe ich dem isländischen   Parlament zum tausendjährigen Ge­denktag des ersten Zusammentretens des Althing   aufrichtige Glüd­wünsche und herzlichen Dank dafür, daß Sie uns in Ihr schönes Land eingeladen haben. Mit Bewunderung steht die große Deutsche   Re­publit, die als legtes germanisches Land das demokratische System eingeführt hat, vor der politischen Geschichte des isländischen  Volksstammes, der die staatsbürgerlichen Rechte seiner Einwohner immer wieder hochgehalten und gewahrt hat. Deutschlands   Wiffen­schaftler haben sich in langen Zeitläuften mit großer Liebe der Er­forschung Ihres an Naturschönheiten und Seltenheiten so reichen Landes gewidmet und der Welt die Kenntnis davon vermittelt. Das heutige Fest des Freiheitssinnes und des Selbständigkeitsgefühls wird die Augen der jungen Deutschen   Republit mit doppelter Freundschaft und Sympathie auf Sie lenten. Wir wünschen den Isländern, daß sie diese ihre stolze Geschichte auch fernerhin im Geiste der Freiheit und der Böllergemeinschaft fortsetzen."

Rettet Maria Spiridonowa  ! Dem Zarismus enironnen- im Sowjetferfer. Folgender Aufruf geht uns zu:

Seit vollen zehn Jahren schmachtet Maria Alexandrowna Spiridonowa, die heroische Rämpferin gegen den Zarismus, in den Gefängnissen und entlegenen Berbannungsorten Sowjet­rußlands. Als junges Mädchen verbrachte sie schon unter dem früheren Regime ein Jahrzehnt im Zuchthaus, aus dem die Re­volution von 1917 fie befreite. In dieser Epoche wurde sie Führerin der allrussischen Bauernschaft. Aber

bald verbannte die Sowjetregierung sie wegen ihrer Meinungs­verschiedenheiten mit der boljchewistischen Partei aufs neue in den Kerker.

Die zweiundvierzigjährige Frau hat also unter den Machthabern des alten und neuen Staates Jahrzehnte ihres Lebens für die Befreiung ihres Boltes geopfert. Ihre Gesundheit ist nunmehr derart zer­rüttet, daß sie fürzlich in Lebensgefahr schwebte. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, den Versuch zu machen, die heldenmütige Frau vor dem Untergang zu bewahren.

Die Deutsche  Sefolaspartei

CURTIUS

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MOLDENHAUER

WANN

KOMME

ICH

DRAN

CURTIUS

VORWÄRTS vom 21 JUNI

130

Curtius:, weh, jetzt bin ich schon dran!"

Krach beim Hakenkreuz.

Moffatowsky gegen Goebbels.  - Goebbels wird als Renommist enthüllt.

Der Leiter der Nationalsozialistischen   Presseforrespondenz, Mossatowify, ist am Freitag aus der Nationalsozialistischen  Erklärung an die Deffentlichkeit: Deutschen   Arbeiterpartei ausgetreten. Er gibt dazu folgende

,, Da zu erwarten ist, daß der Berliner   Gauleiter der NSDAP.  , Herr Dr. Goebbels  , über die Gründe für meinen Austritt aus der Partei eine falsche Darstellung in Umlauf fett, sehe ich mich ge­

In der gleichen Lage wie Maria Spiridonowa   befinden sich mehrere ihrer Kampf- und Leidensgenossinnen, die gemeinsam mit ihr für die Befreiung ihres Volkes gelitten haben. Das Los dieser Märtyrerinnen ihrer Ideale wird niemandem, der von den Leiden heroischer Menschen innerlich berührt wird, gleichgültig sein. Sie dürfen ihrem Schidfale nicht hilflos überlassen werden. Schon einmal ist es gelungen, Maria Spiridonowa   vom Tode auf dem zarischen Schafott zu retten. Nun droht ihr und ihren Gefähr­tinnen unter der bolichemistischen Herrschaft Erschöpfung und tödliches Siechtum. Bielleicht ist es möglich, diefe Gefahr abzu­wenden, Zu diesenr 8wed hat sich in Deutschland   ein Frauen- zwungen, folgendes- festzustellen: ausschuß für Maria Spiridonowa  " gebildet, der beabsichtigt, zunächst die materielle Not der russischen Märtyrerinnen zu lindern und ihren Lebensmut aufrechtzuerhalten. Sie sollen wissen, daß ihren Lebensmut aufrechtzuerhalten. Sie sollen wissen, daß Männer und Frauen ganz verschiedenartiger politischer Gesinnung, erschüttert durch ihre tragische Lage, versuchen wollen zu helfen. Der Frauenausschuß für Maria Spiridonoma" Marie Baum  . Käthe Koll mig. Ricarda Huch  . Hanna Kosterlig. Marianne Weber  . Anfragen, Zustimmungserfärungen und Geldspenden sind zu richten an die Schriftführerin des Ausschusses Fri. Dr. med. Hanna Kosteriz, Berlin   W. 50, Marburger Straße 14. Postscheckkonto Berlin   Nr. 109 843.

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Sowjetredakteure gemaßregelt.

Parteiretter und Cliquenbrüder.

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In der Redaktion des Abendblattes Wetschernaja Mostma" ( Abendliches Mostau) sind Unregelmäßigkeiten vorgekommen; die Schriftleiter haben sich selbst und einer fleinen Gruppe von prote­gierten Schriftstellern auffallend hohe Honorare zugebilligt und die Schriftleitung, wie es in der offiziellen Bekanntmachung heißt, wie ein Familienunternehmen geführt, um sich Borteile aller Art zu verschaffen. Die Hauptschriftleiter Subom und Woro= schilin sind abgelegt worden und es ist ihnen für zwei Jahre jebe journalistische Arbeit untersagt worden. Es soll eine neue Redaktion aus bewährten Kommunisten gebildet werden. In politischer Hinsicht hat die Wetschernaja Mostwa" einen gewissen Uebereifer zur Schau getragen, fie fuchte immer wieder parteifeindliche Schädlinge zur Strecke zu bringen usw. Wie es scheint, sollte dadurch die Schädlingsarbeit im eigenen Sause mastiert werden.

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Ruffische Flüchtlinge in Estland  .

Reval  , 27. Juni.

In letzter Zeit sind immer wieder Grenzüberschreitungen durch Flüchtlinge aus der Sowjetunion   erfolgt. Vor einigen Tagen tam u. a. ein gewisser Dmitriem bei Betschur über die Grenze nach Estland  , wo er festgenommen wurde. Er gab an, von der GPU.   in einem Gefangenenlager bei Archangelst interniert gewesen und von dort geflüchtet zu sein.

Schlägerei in Raziversammlung.

Bahlreiche Verletzte und elf Festnahmen. Gestern abend veranstalteten die Nationalsozialisten im Saalbau Friedrichshain eine Rundgebung, die zum Schluß mit der üblichen Schlägerei endete. Nach dem Referat des Redners hatte sich ein Kommunist zur Disfuffion gemeldet. Er hatte kaum einige Säße gesprochen, als es zu einem allgemeinen Tumult fam, der im Augenblid in eine Schlägerei ausartete. Mit Biergläsern und anderen Schlaginstrumenten hieben die Gegner auf­einander ein und ehe die Polizei, die bald mit einem großen Auf­gebot zur Stelle war, eingreifen und den Saal räumen konnte, hatten zahlreiche Personen erhebliche Berlegungen davongetragen. Im Anschluß wurde von der Polizei eine Waffendurchsuchung vorgenommen, bei der jedoch nur einige Gummifnüppel ge­funden wurden. Insgesamt wurden elf Personen zwangs­gestellt und der politischen Polizei dès Präfidiums übergeben.

Herr Dr. Goebbels   hat in seinem Hindenburg  - Beleidigungs­prozeß u. a. behauptet, daß er schon einmal für den Reichspräsidenten von Hindenburg   14 Tage in einem belgischen Gefängnis geseffen habe und mit Reitpeitschen mißhandelt worden sei. Bom Jung­deutschen" und anderen Zeitungen befragt, wo, wann und warum das geschehen sei, schwieg Herr Dr. Goebbels   sich zunächst 14 Tage aus und gab dann in seinem Angriff" eine drei Spalten lange Antwort, die leider keine war. Daraus ging flapp und klar hervor, daß Herr Dr. Goebbels   weder 14 Tage in einem belgi ichen Gefängnis war, noch dort mit Reitpeitschen mißhandelt wor den ist. Zudem war die eine Verhaftung des Herrn Dr. Goebbels   nach seiner eigenen Angabe nur für einen Tag im Jahre 1924 erfolgt, während Herr von Hindenburg   erst im Jahre 1925 zum Reichspräsidenten   gewählt wurde.

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Damit war mein und einer Anzahl Parteigenossen Verdacht bestätigt, daß Herr Dr. Goebbels  - wie es zu seinem Wesen gehört

Wheatleys Unterhausfitz behauptet.

Aber mit stark verringerter Mehrheit. Glasgow  , 27. Juni.

Die Ersamahl in Shettleston( Schottland  ), die durch den Tod des ehemaligen Gesundheitsministers John Wheatley  ( Arbeiterpartei) notwendig geworden war, brachte folgende Er gebnisse: MacGovern( Arbeiterpartei) mit 10699 Stimmengewählt; Templeton( Ronfervatio) 10 303 Stimmen; MacNicol( Schottischer Nationalist) 2527 Stimmen; Saflatvala ( Kommunist) 1549 Stimmen. Die frühere Arbeiterpartei- Mehr­heit betrug 6724 Stimmen, die jetzige nur 396 Stimmen.

Vor einem Jahre hatten sich die Stimmen bei den allgemeinen Wahlen im selben Wahlkreis wie folgt verteilt: Wheatley 19 594, Moß 12 870.

Dieser Rückgang der Labour- Stimmen ist zum Teil auf die tommunistische Propaganda zurückzuführen, die viele Arbeiterwähler zu Indifferenten gemacht hat, zum Teil auch auf die große Popularität, deren sich Wheatley persönlich in seinem Wahlkreis erfreute und die sein Nachfolger natürlich noch nicht genießt.

Neuer Borstoß für den Tunnelbau. London  , 27. Juni.  ( Eigenbericht.)

sich abermals nur wichtig machen wollte und damit selbst in diesem Falle nicht vor einer bewußten unwahrheit zurückschreckte.

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Es ist wohl unmöglich, daß ein solcher Mann auch nur einen Tag länger der nationalsozialistische Gauleiter der Reichshauptstadt und dazu noch Reichspropagandaleiter einer Partei wie der NSDAP  . bleiben tann. Dieser Auffassung gab ich unter Barteigenossen selbst. verständlich auch deutlich Ausdruck. Herr Dr. Goebbels   be. antwortete das mit einem Antrag auf meinenadom Ausschluß aus der NSDA P. Um aber den eigentlichen Grund für sein Vorgehen gegen mich zu verschleiern, begründete er seinen Ausschlußantrag mit Material", das ein notorischer Des nunziant zusammenfonstruierte, um mich als ,, parteidisziplinlos" und parteiſchädigend" zu brandmarken.

Da außerdem feststeht, daß das Berliner   Parteischiedsgericht aus Personen aus der näheren Umgebung des Herrn Dr. Goebbels   zu sammengesetzt und ihm daher blindlings ergeben ist, ist mein Aus­schluß aus der Partei natürlich vorher schon beschlossene Sache und jede Verhandlung nur eine Komödie. Als Proteft auch hiergegen erfläre ich meinen Austritt aus der NSDAP  .

Selbstverständlich protestiere ich damit nur gegen die Person des Herrn Dr. Goebbels   und gegen gewisse Zustände, für die er allein in der Berliner   Parteiorganisation voll verantwortlich ist. Mein Verhältnis zur nationalsozialistischen Bewegung wird dadurch nicht berührt. Ich bin und bleibe Nationalfozialiſt.

Der bolivische Aufstand. Zuerst nur eine andere Militärdiktatur.

Santiago  ( Chile  ), 27. Juni. Das Kommando des Canacho- Artillerieregiments, das sich der bolivischen Stadt Oruro   bemächtigte, hat eine Proklamation erlassen, in der die Gründe der Empörung gegen die gegenwärtige Regierung Boliviens   dargelegt werden. Die Regierung sei verfassungs­widrig und die Aufständischen beabsichtigten daher die Errichtung einer Militärbittatur, die sofort Berbindung mit den Zivil­behörden aufnehmen werde. Nach der Befriedung des Landes foll ein Boltsentscheid über die weitere Gestaltung der Regierung beſtimmen.

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Der frühere Bizepräsident Boliviens  , Saavedra, teilte der ,, Associated Preß  " auf Grund seiner eigenen Informationen mit, daß der eigentliche Aufstand in der Nacht zum Mittwoch in der Teil der Zivilbevölkerung unterstützt wurde. Es kam zu einem Militärschule von La Paz   begann und von einem großen blutigen Kampf zwischen den Aufständischen und dem der Militärdiktatur treu gebliebenen Regiment Yugavi. Am Donners

tag waren die Kämpfe noch im Gange. Nach der Einnahme der Stadt Oruro   habe der Führer der dortigen Rebellen General Galindo angekündigt, daß er innerhalb von zwei Tagen einen Angriff auf die Hauptstadt unternehmen werde. Die Borgeschichte.

Das Unterhaus wird am Montag wiederum eine Debatte über den Kanaltunnel erleben. 96 Arbeiterabgeordnete, 21 Liberale und 10 Konservative haben der Regierung eine Betition überreicht, in welcher der Betition überreicht, in welcher der Tunnelbau gewirtschaftslage dauernd verschlimmert die Arbeitslosigkeit immer fordert wird.

Buenos- Aires, 27. Juni.  ( Eigenbericht.) Unter der Militärdiktatur des Präsidenten Siles   hat sich die

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größeren Umfang angenommen. Die Zinnbergwerfe liegen nahezu still und die Lage der Arbeiterschaft ist verzweifelt.

Parlament beugt sich vor Hoover. Das war die Ursache der blutigen Kämpfe, die sich seit Wochen

Kriegsrentenzulage gefürzt.

Washington, 27. Juni Eigenbericht).

Das Abgeordnetenhaus beugte sich dem Beto Präsident Hoovers gegen die kürzlich angenommene zufäßliche Pensions vorlage für Kriegsteilnehmer und nahm die Kompromißporlage an, welche die jährlichen Neuausgaben auf 50 anstatt ursprünglich 102 Dollarmillionen feftfekt. Heftige Kämpfe im Bundessenat find wahrscheinlich.

im ganzen Lande abspielen, und von denen jetzt Einzelheiten durch Flüchtlinge dem Ausland gebracht werden. Danach stehen Arbeiter, Studenten, ein Teil des Bürgertums und die Armee gegen die Diftatur. In der Hauptstadt La Paz   wird seit einer Woche mit wechselndem Erfolg gefämpft. Am vergangenen Sonntag und Montag waren die Aufständischen in der Hauptstadt Herren der Lage, trog der schweren blutigen Verluste, die sie erlitten hatten. Die der Regierung treu gebliebenen Anhänger gingen am Mittwoch zur Offensive über.