Nr. 298 47. Jahrgang
dewoitob
Technik
gallanda
Sonnabend
28. Juni 1930
Druckluft- Bremsen für Flugzeuge
In den technischen Beschreibungen des neuen Junkers- Riesenflugzeuges ,, G 38" war u. a. auch davon die Rede, daß die Maschine zur Berkürzung des Auslaufs bei der Landung mit einer neuartigen Druckluftbremsung der Fahrgestellräder ausgerüstet sei. Da es sich hier um eine für die zukünftige Entwicklung des Flugverkehrs sehr bedeutsame Neuerung handelt, dürfte eine kurze Schilderung der Ronstruttion und Wirkungsweise dieser von einer bekannten deut schen Großfirma entwickelten und gebauten Bremse von allgemeinem Interesse sein. Die Gründe, die die Werke bewogen haben, ihre Type G 38" mit einer besonderen Fahrgestellbremse zu versehen, sind in großen Umrissen folgende: Solange die Flugzeuge verhältnismäßig flein und leicht waren und beim Landen nicht über eine bestimmte Geschwindigkeit( 70-80 Kilometer/ Stunden) hinaus= famen, war es möglich, die Abbremsung des Auslaufs allein durch die Luft- und Bodenreibung, unterstützt durch den am Schwanzende der Maschine angebrachten Schleiffporn, erfolgen zu lassen. Als jedoch die Flugzeuge in den letzten Jahren immer größer, schwerer und schneller wurden, gelangte man schließlich zu Auslaufstreden, die bei Windstille nicht selten mehrere hundert Meter betrugen. Das zwang einerseits zur Anlage und Unterhaltung sehr großer, entsprechend teurer Flugplätze und bedeutete andererseits eine ständige Gefahrenquelle für den Fall einer Notlandung in ungünstigem Gelände, wo teine genügend lange glatte Ausrollbahn zur Verfügung stand.
Bei einem Flugzeug von den Abmessungen und Gewichten der ,, G 38", das zudem eine sehr erhebliche Geschwindigkeit besitzt, hätten sich die genannten Uebelstände natürlich in besonders startem Maß bemerkbar gemacht. Das führte zu dem Gedanken, die Fahrgestellräder mit vom Führer zu betätigenden Bremsen zu versehen, durch die fich die Auslaufstrece nötigenfalls auf die Hälfte oder noch weniger verkürzen ließ. Gleichzeitig wurde es auf diese Weise möglich, den empfindlichen und die Grasnabe der Flugpläge oft start beschädigenden Schleifsporn durch ein normales Laufrad zu ersetzen. Es zeigte sich jedoch, daß die Konstruktion einer brauchbaren Flugzeug- Auslaufbremse durchaus teine leichte Aufgabe war. Denn erstens durfte die Be tätigung der Bremse für den Führer froß der gewaltigen lebendigen Energie, die zu vernichten war, mit feinem nennenswerten Kraftaufwand verbunden sein; aweitens mußte das Anziehen der Bremse mit jeder gewünschten Feinfühligkeit erfolgen fönnen; und drittens durfte die Federung der Fahrgestellräder beim Ueberrollen von Bobenunebenheiten und dergl. durch die Bremsanlage in teiner Weise beeinträchtigt werden.
Nach mancherlei Versuchen gelang es schließlich, in der Drud Iuft ein Mittel zur Uebertragung der Bremstraft zu finden, das den eben genannten Anforderungen in jeder Weise gerecht wurde. Durch die Druckluft wird der Führer von der eigentlichen Brems arbeit vollkommen entlastet; seine Tätigkeit beschränkt sich auf das Deffnen und Schließen einiger kleiner Ventile, was nicht die mindeste törperliche Anstrengung erfordert. Die Druckluftüber
tragung der Bremstraft ermöglicht ferner ein außerordentlich
weiches und feinfühliges Anziehen der Bremse, wie es auf rein mechanischem Wege faum zu erreichen ist. Endlich lösen sich bei Berwendung von Druckluft auf das einfachste die Schwierigkeiten, die sonst durch die federnde Aufhängung der Räder im Fahrgestell entstehen. Die Zuführung der Druckluft zu den unmittelbar an den Rädern sitzenden Bremszylindern erfolgt nämlich durch biegfame Schläuche, die jeder Bewegung der Radachse folgen und ihr Feder spiel in teiner Weise behindern. Im einzelnen arbeitet die neue Bremse folgendermaßen: Zur Erzeugung der Druckluft dient ein fleiner Kompressor, der entweder von einer Nebenwelle des Motors oder durch einen im Fahrtwind liegenden Hilfspropeller angetrieben wird, und der die Luft über ein Rückschlagventil in einen aus Duraluminiumblech gefertigten Druckkessel pumpt. Bei Flugzeugen, die zum Anlassen der Motoren bereits einen Rompressor und einen Druckfessel besigen, wird diese Anlage gleichzeitig zur Erzeugung der Bremsluft verwendet. Der Kompressor läuft ständig mit. Ueberschreitet der Druck im Refsel eine bestimmte Höhe, so wird durch eine Regelmembrane das Leerlaufventil des Kompressors angehoben, wodurch die Druckluftförderung solange unterbrochen wird, bis der Drud im Behälter infolge Verbrauchs wieder etwas gesunken ist.
Schema der neuen Knorr - Druckluftbremse für Flugzeuge Unten der Druckluftkessel, in Mitte zwei Bremszylinder, oben die beiden Regelventile samt Kontrollmanometer und Bedienungshebel mit Quergriff für Lenkung
auch der Bremsbrud auf gleicher Höhe. Jedes der erwähnten beiden Druckzylinderventile dient zur Regelung der Bremszylinder einer Fahrgestellseite. Je nach der Zahl der Laufräder werden zwei oder vier Bremszylinder verwendet, die unmittelbar an der Radachse fizen und mit ihr mitschwingen. Das Federspiel der Achse bleibt alfo ohne Einfluß auf die Größe der Bremskraft. Die 3u führung der Druckluft zu den Bremszylindern erfolgt durch biegfame Schläuche, die an eine längs der Fahrgestellstreben fest verlegte Rohrleitung angeschlossen sind.
Private Versuchsfunksendeanlage
Versuche haben ergeben, daß sich mit Hilfe der neuen Bremse die Auslaufftrede auf etwa ein Drittel ihrer ursprünglichen Länge verkürzen läßt. Sie haben weiterhin ergeben, daß das Flugzeug selbst dann nicht sich überschlägt, wenn der Führer bei der Landung versehentlich zu start bremst, so daß die Räder blockiert werden und beim Aufsetzen der Maschine auf den Boden nicht tollen, sondern gleiten. Diese auf den ersten Blick überraschende Tatsache erklärt sich daraus, daß der anfänglich( solange die Hubwirkung der Tragflächen noch beträchtlich ist) mur geringe Raddruck eine entsprechend geringe Reibung am Boden und dadurch eine nur tmwesentliche Rippneigung hervorruft Verringert sich die Geschwindigkeit und läßt die Hubwirtung der Tragflächen nach, so wächst zwar der Raddruck und damit die Reibung und die Kippgefahr, im selben Maße steigt aber auch automatisch die Stabilität des Flugzeugs. Die neue Bremse ermöglicht jedoch nicht nur die geschilderte erhebliche Verkürzung des Auslaufsweges, sondern verleiht dem Flugzeug gleichzeitig beim Rollen auf dem Boden eine hervorragende Lentfähigkeit, da eine sinnreiche Zusatzeinrichtung es dem Führer ermöglicht, die Räder der beiden Fahrgeftellseiten verschieden stark abzubremsen. Die oben erwähnten beiden Druckminderventile sind zu diesem Zweck durch ein Kegel. rab Differentialgetriebe mit den Seitensteuer- Fußhebeln im Führersiz gekuppelt. Die Kupplung ist so ausgebildet, daß, wenn sich der Handbremshebel in Ruhestellung befindet, die Bewegungen der Seitensteuer- Fußhebel ohne Einfluß auf das Differentialgetriebe bleiben. Will der Führer dagegen bremsen und drückt zu diesem Zweck den Handbremshebel vor, so bewirkt jeder Ausschlag der Seitensteuer- Fußbebet eine Verdrehung des Differentialgetriebes, wodurch die beiden Druckmindervent le gegeneinander so verstellt werden, daß auf der einen Seite eine Erhöhung, auf der anderen Seite eine Verminderung des Bremsdrucs eintritt. Das Flugzeug wird infolgedeffen einen Bogen nach der Seite des stärker gebremsten Rades beschreiben. Wie die praktischen Versuche gezeigt haben, lassen sich auf diese Weise so enge Kurven fahren, daß sie faft einem Wenden auf der Stelle gleichkommen Natürlich ist es auch möglich, die Betätigung der Lenfung und Bremsung in einen gemeinsamen Handgriff zu verlegen. Der Bremshebel erhält zu diesem Zwed oben einen drehbaren Quergriff. Durch einfaches Bordrücken des Hebels wird ein gleichmäßiges Bremsen beider Fahrgestellseiten bewirkt, während gleichzeitiges Verdrehen des Quergriffes ein Differenzieren der Bremstraft und damit ein Benten des Flugzeugs ermöglicht.
Die neue Druckluft- Auslaufbremse darf nach allebent als ein wichtiges Hilfsmittel zur Erhöhung der Sicherheit im Flugverkehr bezeichnet werden. Ihre allgemeine Einführung bei schweren, schnellen Flugzeugen dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.
Bücher der Technik
Wck.
Musterbetriebe deutscher Wirtschaft. Band 16. Die Fischwirtfchaft.( Kühlfisch A.-G., Wesermünde.) Bon Dr. Walter Schlienz. mit 45 Bildern. Berlin 1930. schaft m. b. S., Berlin W. 8, Leipziger Straße 115/116. Organisation Verlagsgesell
Das fleine Buch vermittelt einen lebendigen Einblick in die verschiedenen Zweige der Fischwirtschaft. Es behandelt zunächst den Fischfang auf offenem Meere, nämlich die Hochsee- oder Frischfischerei und die Heringsfischerei mit ihren wichtigsten Fangplätzen und Fangergebnissen, ihrem Einkauf und ihren Marktpreisen. Die Kühlfisch A.-G. in Wesermünde wurde gegründet, um die Seefische durch patentierte Berfahren längere Zeit frisch zu erhalten. Der Berfaffer beschreibt ausführlich diesen Betrieb, er schildert die Tiefkühlanlage, die Veredelung der Ware, die Herstellung von Kühlfischen und ihren Absatz.
In Kreisen der Funkfreunde ist mehrfach die Frage aufgeworfea worden, ob ein experimentelles Arbeiten mit privaten Verfuchsfunt sendeanlagen auf Wellen über 60 000 kHz( unter 5 Meter), die nach der allgemeinen Bollzugsordnung zum Weltfunfvertrag( Washington 1927) für teine besonderen Zwecke vorbehalten sind, einer Ber- schaft leibung der Deutschen Reichspoft bedarf. Nach§ 1 des Gesetzes über Fernmeldeamtagen( FAG.) vom 14. Januar 1928( RGBl. I S. 8) find Funfanlagen elektrische Sendeeinrichtungen sowie elektrische Empfangseinrichtungen, bei denen die Uebermittlung oder der Empfang von Nachrichten, Zeichen, Bildern oder Tönen ohne Berbindungsleitungen oder unter Verwendung elektrischer, an einem Leiter entlang geführter Schwingungen stattfinden kann. Auch bei den Anlagen zur Erzeugung sehr kurzer elektrischer Wellen handelt es sich um Funtanlagen, so daß deren Genehmigungspflicht außer 3weifel steht, da sie in jedem Falle für die llebermittlung von Nach richten, Beichen, Bildern oder Tönen bestimmt sind oder hierzu tatsächlich verwendet werden. Es spielt dabei keine Rolle, ob eine lebertragung nur innerhalb desselben Raumes bzw. desselben Grundstücks oder darüber hinaus stattfindet, denn die Ausnahmen von der Genehmigungspflicht, die der§ 3 FAG. vorsieht, gelten nicht für Funtanlagen(§ 3 Abs. 3 FAG.). Deshalb find alle Funt Die Regelung der Bremsstärte erfolgt durch zwei mit dem anlagen" ausnahmslos genehmigungspflichtig. HochfrequenzheilBremshandhebel verbundene Druckminderventile. die eine Drudgeräte, Mingeln, Hochfrequenzfeuerzeuge, Haushaltsmotoren( Staub
Fahrgestell der Junkers.G. 38" Neben dem vorderen Laufrad ist deutlich der Bremszylinder samt Druckluftzuleitung und Bremsgestänge erkennbar fteigerung unb minberung in feinsten Abstufungen zulaffen und ein Behntel Atmosphäre genau anspielen. Sie wirken progreffin, auf a. h. jeder Stellung des Bremshandhebels entspricht ein bestimmter
Bremsdruck. Wird der Hebel vorgerückt, so steigt der Bremsdrud, wird er zurückgenommen, so fällt der Druck in gleichem Maße. Bleibt der Hebel in einer bestimmten Stellung stehen, so verharrt
jauger, Kleinmotoren jeder Art), Lichtschalter, Quecksilberdampfgleichrichter ufw. find nicht Funtanlagen, wenn sie nur für ihrent eigentlichen 3wed verwendet werden. Sie fallen aber als Funk anlagen unter das Gefeß über Fernmeldeanlagen, wenn sie unter Ausnutzung der bei ihrem Betrieb auftretenden elektrischen Schmingungen für die Uebermittlung von Nachrichten, Zeichen, Bildern oder Tönen bestimmt sind oder hierzu tatsächlich verwendet werden.
Bielfach besteht ferner Unflarheit darüber, wie Anlagen zu be handeln sind, die sich nicht der Elektrizität als llebermittlungsmittel bedienen, die vielmehr mit Wärmeftrahlen, optischen ( Lichtstrahlen) oder akustischen( Schallwellen) Mitteln arbeiten. Der artige Anlagen sind keine Funkanlagen; sie sind auch keine Fern meldeanlagen, also genehmigungsfrei, wenn die Uebermittlungszeichen der sendenden Stelle selbst mit Auge, Ohr und Gefühl empfangen werden. Sie werden aber Fernmeldeanlagen im Sinne des Gesetzes über Fernmeldeanlagen und sind daher genehmigungspflichtig, wenn die Fernübermittlung in der Weise vor sich geht, daß die Uebermittlungszeichen der sendenden Stelle( ohne förperliche Uebersendung eines Trägers des zu lebermittelnden) durch eine oder. mehrere an einem anderen Orte befindliche Anlage nachgebildet ( reproduziert) werden. Solche Anlagen sind nur dann genehmigungsfrei, wenn auf sie die Voraussetzungen des§ 3 Abs. 1 3iffer 1 bis 3 des Beseges über Fernmeldeanlagen zutreffen. So wäre zum Bei spiel eine Fernmeldeanlage, die teine Funfanlage ist, genehmigungsfrei, wenn die Anlage nicht über die Grenzen eines Grundstücks hinausgeht(§ 3 Abs. 1, 3a des Gesetzes über Fernmeldeanlagen).
Die Frage, ob Anlagen, die ultraviolette Strahlen oder Röntgenstrahlen aussenden, als Fernmeldeanlagen anzusehen find, läßt sich allgemein nicht beantworten.
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