Zehnflundenrede Stalins. Die.stürmische AuswärtseniwitNung' der Sowjetunion . Moskau . 28. Iurti(Tslsgrvphenagentur der Sowjrtuniott.) Auf dem Porteikongreh verwies Stalin m seinem annähernd zehnstündigen Bericht über d-e PolitÄ der Parteileitung auf die wirtschaftliche Krise, ine in fast allen kapitalistischen Ländern herrsche. Sie sei schwerer als s« und werde zu scharfen Kämpfen um die Absatzmärkte führen sowie gewaltige Arbeit»« lusi gleit schaffen. In gleicher Zeit Hab« sich die Sowjetunion trotz gewisser Schwierigkeiten der sozialistischen Umstellung stürmisch vor» w ä r t s entwickelt, was der Aufbau der Schwerindustrie und die Kollektivierung in der Landwirtschaft beweise. Die Sowjetunion sei auf dem Wege, aus einem Agrarland«in Industrieland zu werden und sich durch eins eigene Industrie wirtschaftlich unabhängig zu machen. In der Landwirtschaft sei das Getreideproblem grundsätzlich gelöst. Die landwirtschaftlich« Entwicklung geh« weiter in so- zialistischen Bahnen zur Massenkollektivisierung und Liquidation des Kulakenwms über. Die Schwierigkeiten, welche die Sowjetunion gegenwärtig durchmache, seien Schwierigkeiten des Wachstums auf dem Wege zu einer besseren Zukunft. Bezüglich der Parteipolitik kündigt« Stalin weiteren, energischen Kampf gegen die Reste des Trotzkismus und gegen die Rechtaopposition. die im wesentlichen bereits besiegt sei, an, so daß die gegemoärtige Tagung der erste Parteikongreh sei, auf dem keine O p po sit i o n s ri chtung wage, gegen die Parteiliine aufzutreten. « Noch vor zwei Monaten wurde chm nach seinen eigenen Worten „schwindlig"' zumute, angesichts des z u stürmischen Tempos der Zwangskollektivisierung auf dem Lande. Damals drohte ein Massenaufstand der Bauernklass« und die Rechtsopposttion erhob ihr Haupt. Beiden Gefahren hat Stalin durch seinen Rückzug vor- gebeugt. Jetzt, wo er wieder fest im Sattel sitzt und die Rechts- opposition aus Angst vor dem Schicksal der Trotz kisten kapituliert hat oder schweigt, redet er wieder große Töne— zehn Stunden langt Bis zur nächsten Wirtschaftskrise. Nach der Ernte werden wir erst sehen, wie das Getreideproblem.grundsätzkich gelöst" wurde.
Steueroffenfive in Ost-Oberschlesien. Riesenpfandung beim Fürsten pleß. Salkowih, 28. IurtL Die noch nicht abgeschlossenen Auseinandersetzungen über angeb- liche Steuerrückstände der Fürstlich Pleßschen Verwaltung. die seit längerer Zeit zwischen darr Kattowitzer Finanzamt und der Verwaltung schweben, haben am Freitag zu einem aufsehenerregcn- den Vorfall geführt. Im Verwaltungsgebäude der Pleßlsche« Senevakdirekkoa erschiene» Finanzbeamte und forderte» die Vorlegung der Kassenbücher und der' KassenbsftSnd«. Ms die zur Aus» zahlung bereitlegenden Gehälter beschlagnahmt werden sollen, bemächtigte sich der Beamtenschast ein« große Gr» regung, und«s kam ga Zusammenrottungen, die gefährliche Formen anzunehmen drohten. Die Ftnanzbeavrte» forderten poli» zetfichen Schutz, der auch bald in Stärke von 20 Mann erschien. E» gelang noch, die Gehälter der zur Generaldirektion gehör enden Be- (Bruen auszuzahlen. Trotz Einspruchs der Verwaltung wurden dann die übrigen Lohngelder in Höhe von«tu» 237 000 Zloty be» lchlagnahmt. Knud 37 000 Zloty tpmbfu als PfüudlMgsgebShrcv für den Vollzieh ungsbeamleo beansprucht. Gleichzeitig wurden die Schreib- und Rechenmaschinen sowie das übrige Büroinoentar gepfändet. Die Generaldirettion rief sofort die zuständigen Aufsichtzbchörden an. Darauf wurden zwar die Löhne für die Arbeiter und Pensionsbeamten in Höhe von 340 000 Zloty freigegeben, nicht aber die Gehälter für die Gruben- angestellten im Betrage von 300000 Zloty., was angeblich zur Betriebseinstellung führen wird, da man diesen Beamten ihr Gehalt nicht zahlen könne. «Sraezynski gibt nach. 0m HaushaSsausschuß des schleflschen Sejms verlas Sejm - Marschall Wollny«inen Brief des Wojewoden Craczynski , der den Haushaltsausschuß«sucht, die Beratung bis zum nächsten Donners. tag zu vertagen. In der Zwischenzeit soll« mit de« einzelnen Klub» wegen der Beratung der Haushaltsfrage verhandeln. Der Haus- baltsausschuß hat der Vertagung zugestimmt, um den Willen zu einer friedlichen Zusa-mnenarbeit zu betonen. Damit scheint eine Vertagung des Sejms vermieden zu sein, und der Wojewode will anscheinend versuchen, den Streitfall beizulegen. Im Sejm glaubt man, daß der Wojewode ein« Parlamentskrise vermeiden wM. da die Opposition in ständigem Wachsen ist.
Koalitionswirreu in Sachsen . Die Dottsnotwnale Vereinigung ist vcrschnvpfi. Dresden . 28. Juni(Eigenbericht). An der von der Dentschnationalen Lolkspartei für Sonnabend eiuberusenen Besprechung über die Regierung?- bildung in Sachsen nahmen außer der Demokratischen Partei auch die Deutsch « D o l k s p a r t e i nicht teil, da sich erst der Landesvorstand der Deutschen Volkspartei mit der durch die Wahlen in Sachsen geschaffenen Lage beschäftigen müsse. Di« volksnationale Vereinigung hat die Beteiligung an der Besprechung mit der Be- gründung abgelehnt/ daß sie in der nationalsozialistischen Presse schwer verunglimpft worden sei, und« daher für unter ihrer Würde halte, sich mit den Vertretern dieser Partei an einen Tisch zu setzen. Di« Besprechungen mußten angesichts der Absagen an die Deutsch - nationalen ergebnislos oerlrmfen. Immerhin.— so wird er- � klärt— seien die Teilnehmer in dem Ziel der Bildung einer „Marxisten freien" Regierung ewig und würden dieses Ziel wciterverfolgen.___ Baden stützt Curtius. Sr soll in der Fraktion und in der Regierung bleiben. Die Wahltreisgeschäftsstelle der Deutschen Volksportei in Karls- ruhe bezeichnet die Nachricht, daß der badische Wahlkreis seinen Abgeordneten, Reichsaußenminister Dr. Curtius. aujgefordert habe, sein Mandat niederzulegen, falls die Volkspartei aus der Re- gieru'ng ausscheide, er jedoch im Amte zu bleiben beabsichtige, a l s frei erfunden. Der badische Wahlkreis legt Wert darauf, daß Dr. Curtius das verbfeftea in der Fraktion und der Regierimg ermöglicht wird, i..___ I___'HMH-J-
Das sächsische Bürgertum und sein Heiser.
„Also abgemacht, ich zahle Ihr Biet, wenn Sie den»Nun. Ihr Biet haben Sie ausgekrunkeu. jetzt dtauf Arbeiter da drüben verdreschen." und dran."/
»Eiaverfiandeu. fopp!"»Erst mutz ich mich noch ei- wenig stärken."
Ttun tos endlich!" »Trinken allein gibt keine Bouillon ia den Suochen. ich mutz auch was essen."
»Zetzt haben Sie für mein Geld gegeste« und ge- tr-ukeu. nun halte- Sie auch wart."—-»Der ist mir über- Haupt zu trSftig, aber mit vir aehm' ich»-och grade auf."
atota*, 28. Juni. Am Sonnabendmorgen verabschiedete sich General Gmllaumat vom Landeskommissar für die besetz«» Heffischen Gebiete. E» folgten die Abschluß� es prechungen zwischen dem prmseoberkommando und dem deutschen Generaldelegierten beim Oberkommando. Die ftatu zöstsche Rheinflotille ist in den frühen Morgenstunden mit den Pionieren nach Straßburg abgefahren. Die Kaserne», die noch im Besitz der Franzosen waren, winde» zurückge- geben. Im Besitz der Franzosen bleibt bis Montag nur noch ein« Kaserne, wo die Ehrenwachen untergebracht find. Am Montag, um 17 Uhr. wird dann Schutzpolizei über die Rheinbrück« in Mainz einziehen. Zugleich soll an einzelnen misitärischen Gebäuden die Reichsflazg« gehißt werden. Amtlich wird, die deutsche Flagg« nachts auf dem Halleplatz gehißt, im Rahmen der großen Befremngsseier, wahrscheinlich durch den Reichs- innenminffter Dr. Wirch. Die Rheinlandkommission hat dem Reichskommissar der besetzte» Gebiet« mitgeteilt, daß die Porschristen über die Besetzung am 30. Juni d. I., um 24 Uhr, außer Kraft trete». Abschiedsbesuch in Trier . Trier . 28. Juni. Der Generalsekretär der Rheinland ?«nmtssilln E v eillard und Oberslleutnant T a r d y statteten im Regierungspräsidium ihren Abschiedsbesuch ab. Sie wurden in Vertretung de, zur Zeit in Paris weilenden Regierungspräsidenten Dr. Saaße« von seinem Stellvertreter empfangen, dem sie das Bedauern des Oberkommissars Tirard ausdrückten, daß er nicht persönlich noch Trier Hobe tmnmen können: der Oberkommissar lasse den Wunsch übermitteln» daß die so verheißungsvoll begonnene Annäherungspolitik fortgesetzt werde und reiche Früchte trag«. Der Vertreter des Re- gierungsprasidenten dankte sür die Abschiedsgrüß« und betont«, daß auch Deutschland die Hoffnung hege, die verantwormngsschwer« Politik, die Gegenstand ernster Beratungen sei. werde Frücht « zum Besten der Völker tragen. Im Anschluß an diesen Besuch gaben die beiden Vertreter der Rheinlandkommission im Bischof sh ose ihre Karten ab, da der Bischof zur Zeit«ms einer Firmungsreis« ist. De? preußische Ministerpräsident Dr. Braun hat an den Oberbürgermeister der Stadt Trier folgendes Telegramm gerichtet: Die Staatsregierung dankt der Stadtverwaltung und Bürgerschaft für das in der Stunde der Befreiung wiederholte Gelöbnis der Treue zum preußischen Staat. Di« in der schweren Be- satzungsnot gezeigte Stemdhaitigkeit, Treu « und vorbildlich« Bater» lemdstiebe wird der Stadt Trier nicht vergessen werden. Aufruf für die Befreiung des Gaargebiets. Trier . SS. Juni. Für die Befreiung des Saargebiet» erläßt ein Ehrsnaus- fchuß mit Oberbürgermeister Dr. R e i k« s» Saarbrücken . Ober- bürgermeifter Dr. Weiß- Trier. Regierungspräsident Dr. S a a ß« n- Trier,-Landeshauptmann Dr. Horton» Düsseldorf und anderen an der Spitze einen Aüfrüf, in dem es u. a. heißt:„5m rheinischen deutschen Land sind die Fesseln gefallen. Zehn Jahre haben die Rheinländer, Moseloner„ die Aachener und Pfälzer , die Rhein -Hessers um chre Freiheit gekämpft Der deutsche Rhein ist frei! Rur im Saarwold ist es stumm, denn hier ist noch nicht Freiheit, ist noch nicht Fried«. Roch regieren fremde Herren dieses Land, dessen Töchter und Söhn« deutsch sind, tausend Jahre und mehr. mG'ste wollen, wie es die Väter waren, immer deutsch sein, wollen auch jetzt in der Zeit des tiefsten Unglücks mit den deut- schen Brüdern und Schwestern vereint bleiben. Die Staatsmänner, die Europa regieren, haben ein feierliches Gelü b d e für den dauernde» europäischen Frieden getan. Sie haben erklärt, daß es ihr Wille sei, all« Fragen des Kriegs zn liquidieren und dadurch alle Gefahre» eines neuen europäischen Krieges zu beseitigen.
Rur «nes hat man vergessen, hat man vergessen müssen, weil Frank« reich nicht zuließ, daß mau es in die Verhandlungen über die Liqui- dierung des Krieges einbezvg: das Saargebiet Es ist mit dem feierlichen Gelübde der Liquidierung des Kriege» und dar Befestigung eine» dauernden europäischen Friedens unvereinbar, wenn jetzt in letzter Stunde versucht wird, durch unberechtigte Besitz- ansprücheaufdieSaargruben. durch da» Verlangen nach wirtschaMchem Einfluß und nach Anerkennung der Soarpachi- Verträge die deutsch -französischen Saarverhandlungen zu v«r» schleppe», die Wiedergutmachung des Unrechts an der Saar zu verhindern«nd die sofortige Rückgliederung des Saar- gebiet» unmöglich zu machen. Angesichts der endlich errungenen Freiheit des deutschen Rheines und unter Berufung auf das Selbst- beftimmungsrecht der Böller richtet der Bund der Saarvereine in Uebereinftimmung mit der Bevölkerung des Saorgsbists an Völker- bund, Locarno -Mächte und das Weltgewissen die dringend« Forderung: �elftdasbentscheSaargebietbefrelen!"
Die tehien Tage der„Repko." Am noch formale Amtshandlungen. Paris , 28. Juni. (Eigenbericht,) Die Reparationstommisfion hat in Erfüllung einer ihrer letzten Pflichten in«wer am Sonnabend abgehaltenen Sitzung von der Hinterlegung de? Urkunden über die Ratifikation der Haager Abkommen durch Oesterreich AennWi» genommen. Damit sind zugleich die Beziehungen zwischen Oesterreich und der Rc- paratlonskommWon erlosch«». Ungarn und Bulgarien dürsten gleichfalls w den nächsten Tagen die Ratifikationsurkunden hinterlegen, womit die Reparotionstommisfion offiziell zu existieren aufgehört haben wird. Das neue Wettrüsten. Gewaltige Mehrausgaben Italiens . Rom . 28. Juni. Der Ministerrat beschloß auf Borschlag Mussolinis eiae Erhöhung der Bürse»umsatz st euer vom 1. Juli ab, durch die es ermöglicht werden soll, die Mittel sür die Landesverteidigung vom Rechuuugsjahr 1930/31 ab um eiur halbeMilliardezu vermehren. Für da« Rechuuugsjahr 1930/31 werden die einzelnen Budgets der Laudesverteidigung um folgende Summen erhöht- Heer um 300 Millioueu. Mari«« um 100 Million««. Luftfahrt um 80 Millionen und Miliz um 20 Millionen. Für gemeinnützige Zwecke und für landwirtschaftliche Einrichtungen werden ebenfalls Er» höhungen beschlösse». Italienischer Offizier in Albanien ermordet. Rom , 28. Juni. ■ Der italienische Pwmerleutnant und Instrukteur im albanischen Heer. C h e st i. wurde von«wem Albanier e r s ch o s s« n. al? er auf der Straße von Skutari nach Soirocco aus einem Motorrad fuhr. Die Leiche wird auf einem italienischen Kriegsschiff in die Heimat übergeführt werden. Zn Ehiua lfi eine große Schlachi im Gange. Di« zurückpeworse- neu Nanking -Truppen haben an der Lunghai-Front«ine General» offensive gegen die RvrdkoaMou begonnen, deren Streitkräfte zu- nächst zurückgewichen sind.