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Ab 2. Juli neuer Vsrkehrstan'f. Die neuen Bestimmungen über das Umsteigen. Die neuen Verkehrslarife werden, nicht wie erwartet, erst am 15. 3uli, sondern bereits am Mittwoch. dem 2. 3 u l i, mit Betriebsbeginn in Kraft treten. Di« Beförderungspreiss auf dem Omnibus werden wi« folgt geändert: Fahrscheine für Erwachsene ohne Umsteigeberechtigung 25 Pf., mit Umsteigeberechtigung auf einen anderen Om- nibus oder auf Straßenbahn bzw. U-Bahn 3 l) P f. Umfteigefahr- scheine von der Straßenbahn bzw. U-Bahn auf den Omnibus kosten ebenfalls 3l> Pf. Es werden ferner Sammelkarten für 12 Karten ohne Umsteigeberechtigung, gültig auf der Straßen- bahn und U-Bahn, zum Preise von 2,60 M. ausgegeben. Alls übrigen Beförderungspreise bleiben unverändert. Eine wesentllche Aenderung erfahren die Bestimmungen über das Umsteigen: Der Umsteigefahrschein der BBG. gilt nur zur Erreichung eines Reisezieles. Eine Unterbrechung zwecks Er- ledlgung von Besorgung usw. ist unzulässig. Die Zweite Fahrt soll vielmehr zeitlich und räumlich unmittelbar im Anschluß an die erste Fahrt erfolgen. Die Umsteigefrist wird von 1K auf 1 Stunde herabgesetzt. Die Frist von einer Stunde bedeutet aber nicht, daß der Fahrgast mit der Weiterfahrt beliebig warten kann bis kurz vor Ablauf dieser Zeit, sondern die Frist stellt ledig- lich die Bcrfallzeit der Umsteigeberechtigung dar. Es soll in jedem Fall« beim Umsteigen die erste sich bietende Gelegenheit zur Weiter- fahrt benutzt werden. Auch räumlich soll künftig die zweite Fahrt eine unmittelbare Anschlußfahrt an die erste sein. Die Zwischen- schaltung von längeren Fußwegen oder van Zwischenfahrten . auf diesen Verkehrsmitteln ist nach den neuen Beförderungsbestim- mungen nicht mehr zulässig. Ebenso ist in Zukunft das Umsteigen auf eine Straßenbahn oder einen Omnibus derselben Linie nicht , mehr gestattet. Noilandung im Grunewald. Unfall des poflflugzeugs Berlin Amsterdam . Gestern nachmittag mußte das Postflugzeug D1017, da« in Tempelhof. zum Fluge nach Amsterdam gestartet war, über dem Grunewald notlanden. Schon bald nach dem Abflug stellte der Pilot fest, daß der Motor nicht einwandfrei arbeitete und der Flieger mußte sich zur Notlandung entschließen. Dicht am I Kleinen Stern, an der Aousbahn, ging der Apparat nieder und i rollte in eine junge Kiefernschonung hinein. Der Apparat wurde ; beschädigt, der Pilot und sein Begleiter blieben un- verletzt. Die Feuerwehr Grunewald sorgt« sür den Abtrans- ' port des Flugzeuge«. Verurieilter Verleumder. Wieder einmal dieRote Fahne". [ Vor dem Schöffengericht Bcrlin-Mitte hatte sich der kommu. nistische Reichstagsabgeordnete Den g e l zu verantworten, der vor nunmehr einem Jahr mst seinem Namen die Verleumdungs- k a m p a g n e deckte, die in derRoten Fahne" gegen die Mitglieder des chauptvorstande» des Deutschen Textilarbeiter- Verbandes eröffnet worden waren. In sensationeller Auf- machüng beschuldigte damals das Berliner Bolschewistenblatt die Vorstandsmitglieder des Textilarbeiteroerbandes der Bestechlichkeit, der Veruntreuung von Verbandsgeldern, der gleichzeittgen Zu- geHörigkeit zu zwei politischen Parteien usw. Die ganzeAktion", die auch von der kommunistischen Presse des In- und Auslandes aufgegriffen wurde, stürzt« sich auf die verlogenen Angaben des ehemaligen besoldeten Hauptvorstandsmitgliedes Fritz Schulz, der wegen verschiedener Unkorrektheiten aus den Diensten des Textttarbeiterverbandcs entlassen worden war. Ein Jahr lang hatte es Dengel mit Hilfe seines Verteidigers, Rechtsanwalt S a m t e r, verstanden, sich vor der gerichtlichen Ver- antwortung zu drücken. Auch gestern versuchte sein Verteidiger wieder,«inen Bertagungsschluß herbeizuführen mit der Motivierung, daß er noch keine Zeit gefunden hätte, den angeblichen Haupt- belastungszeugen Schulz zu laden! Der Vertreter der Vorstands-

Bern» wachst jahrlich um 100 000 Der Polizeipräsident über die gesteigerten Aufgaben seiner Beamten

Auf der Deutschen Welle halte gestern der Berliner Po- lizeipräsident Zärgiebel ein Zwiegespräch mit dem ZNi. nisterialrat W o l d t über das ThemaPolizei und Publikum". Genosse Zärgiebel führte aus: Das Verhältnis zwischen Polizei und Publikum hat sich in der Nachkriegszeit erheblich ge» bessert. Reibungen entstehen durch die Nervosität der Zeit, die ein« Folge des verschärften Existenzkampfes sst, durch die Zuspitzung der politischen Meinungsverschiedenheiten und durch die immer größere Znsammenballung von Menschen in Berlin . Groß-Berlin schluckt jedes Jahr einen Bevölkerungszuwachs, der nahezu die Zahl einer Stadt van 100 000 Menschen ausmacht. In vier Jahren hat Berlin etwa 300 000 Menschen, das heißt eine Stadt von der Größe Magdeburgs, neu in sich aufgenommen. Die Zahl der Polizeibeamten ist aber nicht höher als 1925. Die durch Ratio» imlifierung mid Wirtfchaftslrrfe herbeigeführte Zuspitzung der p o l i- tischen Gegensätze hat an die Polizei größte Anforderungen gestellt. Rund 3500 Versammlungen unter freiem Himmel mit einer Teilnehmerzahl von 3i4 Millionen Menschen fanden 1923 statt. Zu ihrem Schutz wurden rund 73 000 Schutzpolizisten mit 3400 Kraft- wagen eingesetzt. In geschlossenen Räumen wurden rund 17 500 polizeilich geschützte Veranstaltungen mit gleichfalls Zli- Millionen Teilnehmern vorgenommen. 66 500 Beamte mit 2500 Kraftwagen waren zum Schutze notwendig. Erhöhte Bereitschaft von mindestens 24stündiger Dauer mußte an 9 Tagen für insgesamt 20 000 Beamte eingesetzt werden. Ebensoviel Beamte wurden von erhöhter Bereit- schast unter 24 Stunden an 232 Tagen, bei der Revierpolizei an 234 Tagen betroffen. Dias« Bereitschaften außerhalb des normalen Dienstes gehen den Beamten von ihrer Freizeit ab. Sonder- Vergütungen werden nicht gewährt. Mit Recht schaltet Ministerialrat Woldt ein:Herr Präsident, das sind ja ungeheure Ziffern." Der Polizeipräsident schloß:Ich sehe darauf, daß mein« Beamten in ihrem Dienst höflich und anständig gegen die friedliche Bevölkerung sind und auch bei entstehenden Schwierigkeiten die Ruhe

bewahren. Diesem Ziel dient die Fachausbildung auf der Polizeischule und der Unterricht durch erfahrene Offiziere in Berlin , diesem Ziel muß aber auch die Mitarbeit des Publikums dienen, diesem Ziel muß aber auch die Mitarbett des Publikums dienen. Ich will mitwirken an der Schassung einer wahren Solls« polizei."_ Das Geheimnis eines LlebersaNs. Halb verhungert in einem Kornfeld aufgefunden. Bewußtlos und mit schweren Kopfverlehungen wurdx in in einem Kornfeld an der Chaussee R ü d n i tz B lesen- khal ein Mann ausgesunden, der, als man ihn auffand, nur den Namen.Neumann" stammeln konnte. Noch der Ansicht des Arztes muß der Mann zwei bis drei Tage in dem Kornfeld gelegen haben. Er war fast verhungert und verblutet. Nur dem Zufall war es zu danken, daß ein vorüberkommender Landwirt das niedergetreten« Korn sah und das leise Stöhnen des Bewußtlosen hörte. Daß der Ueberfallen« be- raubt worden ist, zeigt sich an der zerrissenen Weste. In der Tasche des Mannes fand man einen Postabschnitt, nach dem er in Werneuchen 10 Mark an einen Kaufmann in Köpenick abgesandt hat. Anfragen in Köpenick haben ergeben, daß bei dem Kaufmann ein gewisser Neubauer aus Stettin gearbeitet, dann seinen Posten aber aufgegeben hat. Da der Mann kein Geld besaß, lieh ihm der Kaufmann 10 Mark und erhielt dafür die Uhr des Neu- bauer zum Pfand. Der Mann scheint in Werneuchen Beschäftigung gehabt zu haben. Jedenfalls sandte er dem Kaufmann das g«- liehene Geld zurück und bekam auch feine Uhr wieder. Die Uhr hat der noch unbekannte Räuber mitgenommen, ebenso die Papiere und vielleicht etwas Geld. Der Ueberfallens konnte im Krankenhaus noch nicht vernommen werden: fein Zustand ist noch wie vor ernst.

Mitglieder des Textilarbeiterverbandes, Rechtsanwall Siegfried Weinberg, widersprach dem Bertagungsanirag. Der Zeuge Schulz fei schon wegen einer gleichen Klage gegen«ine tschechische kommunistische Zeitung in Berlin vernommen worden und habe bei dieser Vernehmung nicht den geringsten Wahrheit?- beweis für feine Behauptungen erbringen können. Das Gericht lehnte den Vertagungsantrag auch ab und ver- urteille den Angeiklagten zu300 M. Geldstrafe, den Kosten des Berfahrens und der Publikatton des Urteils in derRoten Fahne", demVorwärts" und der Textilarbeiter- Zeitung". * Nachdem derRoten Fahne" die Phantasien um den Opossumpelz der Stadträtin Weyl die verdient« Geld- straf««ingetragen haben, mußt« sich gestern dieWelt am Abend" wegen ähnlicher Erfindungen verantworten. Das kommunistische Abendblatt hatte nämlich am 17. Oktober v. I. erklärt, Frau Stadt- rätin Weyl Hab« vlB den Sklareks einen Nerzpelz erhalten und die Bezahlung vergessen. Der verantwortliche Redakteur Gachmann war zwar gestern vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte bereit, einen Vergleich zu schließen, Rechtsanwalt Dr. Oscar Cohn ging jedoch darauf nicht ein, die Sache wurde verhandelt. Genossin Weyl gab «ine Erklärung ab, aus der die Nichtswürdig teitdcr Ber- leumdung klar hervorging, und das Gericht verurteilte dieWelt am Abend" zu einer Geld ft rase in Höh« von 150 M. Di« erdichteten Pelze kommen den kommunistischen Morgen- und Abend- blättern mit der Zeit etwas teuer zu stehen.

Fünf Verletzte bei einem Zusammenstoß. Gestern abend ereignete sich an der Kreuzung der Grimm- und Dieffenbachstraße ein folgenschwerer Zusammenstoß, bei dem fünf Personen zum Teil erhebliche Verletzungen davon- trugen. In die Fahrbahn eines mit zwei Personen besetzten M o-

torrade» geriet plötzlich«in aus der Grimmstraße in die Dieffen- bachstraßs einbiegender Radfahrer. Der Führer des Motor- rades konnte einen Zusammenstoß nicht mehr vermeiden und zir ollem Unglück fuhr auf die om Boden Liegenden ein dicht hinterher kommendes Gefchöftsdreirad auf. Dabei wurde eines der Fahr- zeuge auf den Bürgersteig geschleudert und zwei Fußgänger, August Naruska aus der Urbanstroßs und die 34jährige Frau Frieda Pieck wurden erheblich verletzt. Der 16jährige Radfahrer Kabitzka und sein Begleiter, der 19jährig« Richaro Sommer- feld aus der Herfuvthstraße in Neukölln, sowie der Führer des Geschäftsdreirades, Helmuth Wolfram aus der Reinickendorfer Straße, erlitten gleichfalls schwere Verletzungen. Die Verunglückten wurden in das Urban-Kronkenhaus gebracht. Blitztod unter einer Eiche. Das Gewitter, das mn Freitag abend L b e k B e rll n niedei7» ging, hat ein Menschenleben gefordert. Am Sonnabend vormittag fanden Passanten in der Nähe des früheren Chaussee- Häuschens am Spandauer Bock unter einer großen Eiche einen Mann regungslos dasitzen. Bei ihm lag ein aufgespannter Regenschirm. Die Uitterfuchung ergab, daß der Mann vom Blitz erschlagen war. Der noch Unbekannte hatte wahrscheinlich om Freitag unter dem Baume Schutz vor dem Platzregen gesucht. Der Blitz streifte den Baum nur, traf aber den darunter Sitzenden in die linke Schulter und führte den Tod herbei. Die Per- sönlichkeit des Mannes konnte noch nicht festgestellt werden, da er keinerlei Papiere bei sich hatte. Der Unbekannte, der nach dem Charlottenburger Schauhause in der Sophie-Eharlotte-Ctraß« ge- bracht wurde, ist etwa 55 bis 61 Jahre alt, 1,70 Meter groß und trug blaues Jackett, braune Weste, braune Manchesterhose und weiße Wäsche.

S/NOAIR LEWIS

'ROMA/V

Uebcrsefzt ron CI. Mcitncr. Meyer& Jessen, Vertrieb, Müncfacn. Es besteht ein gewaltiger Unterschied.zwischen dem An- kleiden eines nicht sehr hübschen, ganz und gar flicht reichen Mädchens und der erlesenen Freude einer schönen Frau an ihrer neuen Toilette. Statt des prickelnden Gefühls der Neugier, ob die Männer auch bemerken würden, wie vorteil- Haft dieser Ausschnitt die schöngeschwungene Nackenlinie be- tone, hat das unhübsche Mädchen nur die Hoffnung, es würde niemand sehen, daß das Kleid zipft, daß die spitzen, roten und etwas rauhen Ellbogen hervorsehen und das Haar schlecht onduliert ist.Ich glaube nicht, daß es jemand be- merken wird", seufzt sie und oerachtet ihren dummen, steifen, gesunden Körper, während die Mutter umherflattert und zu glauben vorgibt, daß sie eine Figur habe wie eine Huri, wie die trojanische Helena, wie Isolde, als sie achtzehn war. Am Tage vor dem Tanzfest fragte I. I. Todd Una, ob er sie abholen und nach Hause bringen dürfe. Una nahm zögernd an. Dabei blickte sie verstohlen zu dem dekörativen Sam Weintraub hinüber, der sich auf den Fußspitzen wiegte und mit Fräulein Moore flirtete, der anerkannten Schönheit der Klasse. Una machte sich mit Todd auf den Weg. Während er unbefangen und natürlich über Tanz und Kleider und Wetter redete, sah sie prüfend auf seinen armseligen, zu Hause ge- reinigten schwarzen Anzug, seine selbstgeputzten großen, schwarzen Stiefel und auf die fertiggenähte Krawatte. In dem großen Lehrzimmer, das bis auf eine Reihe Sitzplätze längs der Wand von allen Bänken geräumt und geschmacklos mit Schulfahnen und patriotischen Flaggen ge- schmückt war, sah Una das hohlköpfige, die Zeit totschlagende Bälkcben, dem sie sich in der Klasse so überlegen fühlte. Broorlyner Juden, die mindere Tanzlokale gewohnt waren, Mädchen aus Bronx , die die Hausbälle der Gastwirtschaften besuchten, lachten und redeten und tanzten alles zu gleicher Zeit mit einer Leichtigkeit, die Una entmutigte.

Für Una, aus Panama , waren Walzer und Twostep feierliche Angelegenheiten. Sie brachte es mit Mühe und Not zuwege, die Schritte richtig zu machen: Freiheiten tonnte sie sich nicht erlauben. Sie war beruhigt, als sie bemerkte, daß Todd mit einer schwerfälligen Korrektheit tanzte, die sie vor Fehltritten schützte... Doch sie tanzten feierlich und freudlos, während Sam Weintraub im Frack vorbeiwirbelle und sich mit dem anmutig in seinen Arm geschmiegten Fräu- lein Moore leicht und sicher in phantastischen Variationen des Tanzes wiegte. Setzen wir das nächste Mal aus", sagte Todd, und Una war einverstanden, obwohl Sanford Hunt knabenhaft und errötend herankam, um sie zum Tanzen aufzflfordern... Sie war sich vollkommen bewußt, ein Mauerblümchen zu fein, sie und das zaghafte Fräulein Ingals und Fräulein Fisle, die alte Schachtel. Sam Weintraub schien sie zu meiden, und obwohl sie sich einzureden versuchte, daß seine fetten, lockigen roten Haare, sein übertrieben moderner Frack und sein scharf geschnitenes Gesicht schreiend jüdisch wirkten, wußte sie doch, daß sie seine Atmosphäre von Eleganz bewunderte und trostlos war, davon ausgeschlossen zu sein. Sie fürchtete sogar, daß Sanford nicht wirklich mit ihr habe tanzen wollen, und übersah eigensinnig seine häufigen freundlichen Blicke und seine Versuche, ihr seine Freundin vorzustellen. Sie blieb schweigsam und verdrossen, während der arme Todd es versuchte, keine radikalen Reden zu führen'oder Vorträge über Einkommensteuern und städtisches Eigentum zu halten, und sich bemühte, leichtfertig über Theater zu plaudern, das heißt über die eine Aufführung, die er bisher in New Aork gesehen hatte. Diese leise Unzufriedenheit steigerte sich bei ihr allmählich zu einer stillen Wut, ausgeschlossen zu sein von der Welt der hübschen Dinge, gutsitzenden Kleider, anmutigen Bewe- gungen und wohlriechenden Räume. Als Todd sie nach Haufe begleitete, sagte sie sich immer und immer wieder: Gott , es ist genau so langweilig wie die Unterhaltungen in Panama . Hab mich nie wirklich dabei amüsiert. Das ist nichts für mich. Ich werde mich einfach wieder an Meine Arbeit halten. Hol der Kuckuck das ganze Getue!"

Mit einem täglich wachsenden Glauben an ihre kauf- männische Zukunft schloß sie sich blindlings von all den störenden Unterhaltungen der Schule ab, kümmerte sich nicht um Todd und Sanford Hunt und Sam Weintraub und be-

mühte sich gar nicht um das entzückende Fräulein Moore, das ihr ein so schmeichelhaft freundliches Entgegenkommen zeigte. Sie benahm sich wie eine, die darauf losbüffelt, um Klassenerste zu werden, und sich diesem Ziel mit Aufwendung ihrer ganzen geschlechtslosen Energie hingibt. Nur war Una eben nicht geschlechtslos. Obwohl sie nicht das offenkundige Vergnügen anderer Mädchen am Tanzen hatte, obwohl ihr gesunder Menschenverstand und ihr Wunsch. zu arbeiten, sie in einen Dauerzustand von Plackerei versetzt hatten, war Una lebhaft und liebenswürdig, was andere büffelnde Mädchen mit blühenden Gesichtern oft nicht sind zur höchsten Verwunderung leidenschaftlicher junger Männer. Sie konnte sich nicht lange ein Interesse für Sam Wein- traub und Sanford Hunt versagen, ja, sie idealisierte Todd sogar und sah in ihm einen demütigen Helden, einen ehr- lichen Selfmademann, der er auch wirklich war: dennoch fand Una, sie sei ihm gegenüber sehr gnädig. Wohltuend für sie war Sanford Hunts Zuneigung obgleich er ihr gesagt hatte, daß er verlobt sei, und sie offen- kundig als ältere Schwester oder als eine sehr junge und ver- ständnisvolle Tante ansah.Warum haben Sie mich eigent- lich gern wenn Sie mich nämlich gern haben?" fragte sie ihn einmal in der Mittagspause, als er ihr eine Rippe Milch- jchokolade mitbrachte. Ach. ich weiß selbst nicht. Sie sind so verteufelt auf- richtig und Sie haben so viel mehr Verstand als die ganze übrige Banbe. Ja, das werden Mordsstenotypistinnen wer« den. Ich kenne das. Ich habe in einem Büro gearbeitet. Sie haben immer Kaugummi und einen Taschenspiegel in der Lade ihres Tischchens, und der Herr Chef laßt sie elfzigmal im Tag rufen, und dann heiraten sie den Lageristen, gleich wenn er sich das erstemal hinter einer Kiste hervorwagt. Sie aber haben Verstand, und irgendwie na, es scheint eben, als könnten Sie auch einen Mann richtig verstehen. Ich konnte diesenJüd ", Weintraub, nie recht leiden, bis Sie mir zeigten, wie verflucht gescheit und nett er eigentlich ist, wenn er auch Gamaschen trägt." Sanford sagte ihr oft, er wünsche, sie könnte in der Lowry-Farben-Aktiengesellschaft eine Stell» bekommen, sobald sie ihren Kursus beendet hätte. Er sei vor ihr in die Schule eingetreten und werde daher auch früher fertig werden: wenn er wieder bei seiner Firma sein werde, wolle er ver- suchen, sie dort unterzubringen. Er wünsche sehr, daß sie Herrn Julius Edward Schwirtz kennenlerne, den Manhattan « Platzvertreter der Gesellschaft.(Fortsetzung folgt.)