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Nr. 299 47. Jahrgang

5. Beilage des Vorwärts

Georg von der Tring: Die

Ms der Verbrecher Thomas pünktlich zehn Uhr morgens am Kai eintraf, um sich nach seiner zuletzt verfrachteten Kiste umzu­sehen, war diese noch nicht eingetroffen. Ein Heiner, schnurrbärtiger Steuermann mit einem von der Kälte geröteten Halje, der die Auf­ficht führte, gab an, daß der letzte Lastwagen und somit die Kiste des Herrn Thomas jede Minute erwartet werde.

Sonntag, 29. Juni 1930

Höllenmaschine

Tatsache dort zu lesen. Vielleicht, daß ich zu viel gepfiffen habe heute morgen. Man muß auch hierin eine vernünftige Regelung treffen."

,, Was noch?" fragte Fridolin, bereits in der Stube. Er war ein hübscher, dunkelhaariger Bursche, braunäugig, mit trogiger Stirn, er würde einmal groß werden.

Nicht, daß Thomas plötzlich diesen kleinen Burschen, dieses

Thomas nickte, hob die Hand an seine schwarze Persianermüze und schritt durch's Gedränge, in dem polnische und kroatische Frauen- herzige Wiesel, zerstückt und tot vor sich gesehen hätte, nein- viel tücher aufleuchteten. Er beschloß, zu warten. Genau dem Bug­spriet der Mosel  " gegenüber blieb er an der Kaimauer stehen. Sein Herz war genau so talt, wie seine Backen über dem vollen Bart talt Es wehte ein harscher Wind, der den vollqualmenden Schornsteinrauch des Dampfers zerflückte und gegen die eisige Wasserfläche warf.

maren.

Thomas' Herz war ebenso falt wie seine Füße, er stampfte hin und her, ein gut angezogener Mann mit Pelzmüze, Pelzfragen und Pelzhandschuhen alles schwarz. Jeden Augenblic fonnte die Kiste mit der Höllenmaschine eintreffen, die elf Tage hinter den Needles die, Mojel" zerreißen und verfenten sollte. Er wußte, daß hundert­fünfzig bis zweihundert Menschen dabei den Tod erleiden würden, doch waren diese Menschen Thomas zum weitaus größten Teil un­bekannt. Er dachte überhaupt nicht an sie, ebenso wie er nicht an jene dachte, die er fannte: den Kapitän, den Steuermann und andere. Der Verbrecher Thomas übrigens nannte er sich, wenn er würde die Reise nach Fehlschlägen schlechte Laune hatte, selber so bis Southampton   mitmachen, dort das Dampfschiff verlassen und abwarten. Vielleicht fände sich in England auch die Gelegenheit zu einer Zwischentombination.

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Die Reisenden gingen an Bord. Thomas stampfte vor und Eine ärmlich gekleidete zurüd und spähte nach seiner Rifte aus. Frau, hochfüßig megen ihres hochgeschnürten Rodes, den Kopf in der Kapuze, hob plöglich vor ihm die Hand und rief durchdringend: Fridolin! Fridolin!"

Thomas schielte, gestört durch diese ungebildete Stimme, zur Mosel  " hinüber und erblickte einen Schiffsjungen, der in weißer Bolljade, blauer Hose und ebensolcher Pudelmüze wie ein behendes fleines Tier über das Taumert hüpfte und beide Hände voll Arbeit zu haben schien. Er will nicht hersehen, dachte Thomas.

Fridolin!" schrie die Frau, diesmal auf eine so barbarische Art, daß der Herr mit der Persianermüze seine aufs Dampfschiff ge­richteten Augen schmal machte. Im gleichen Augenblic hob sich der Junge furz wie ein Eichhörnchen von den Tauen, schwenkte die Hand abwehrend und fuhr in seiner Geschäftigkeit fort.

,, Du könntest das Tuch umbinden!" rief die Frau. Da aber Fridolin weder Zeit zu haben schien, ein Gespräch zu führen noch ein Tuch umzubinden, begann fie ihm mitzuteilen, daß sie in einer Stunde wieder da sein würde, um das Paket zu bringen.

Thomas stellte sich in diesem Patet eine winzige Maschine vor, mandte sich sodann ärgerlich ab und richtete seinen Blick zum Deich. Da er den Wagen aber immer noch nicht fah, stieg ihm sein erger bis in den Hals. Schon war er im Begriff, sich selber mit Saman worten zu überhäufen, da wandte er fein letztes Mittel, Sorglofig­feit zurückzugewinnen, an: er pfiff. Er pfiff mit seinen ewig feuchten Lippen, um die sich der Bart wie ein Pelz, innen ockerhell, außen sich verdunkelnd, sträubte ein Lied: das Schiff streicht durch die Wellen, Fridolin

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leicht war es nur der Name, der mit dem Schiff so hurtig und freudevoll durch die Wellen streicht, einem Schiffe mit einer fingen­den Besatzung, seetüchtig und feinen tückischen Gefahren ausgesetzt vielleicht auch hatte die Hize dieses glühenden Kolosses von Ofen feine Bluttemperatur zu rasch verändert genug, er hatte plötzlich den Gedanken gehabt, dem kleinen verfrorenen Fridolin einen Rognat einzugießen. Die Flasche ist nicht zur Hand, Thomas durch­wühlt einen Koffer, es verstreichen Minuten. Da er ein mäßiger Mensch ist, weiß er nicht den Platz der Kognafflasche. Im Suchen dampfend fragt er:

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., Deine erste Reise, Fridolin?"

,, Gewitter?" fragt der Kleine halb betäubt und erhebt sich. ,, Raus! Schau nach!" schreit Thomas, drängt ihn zur Tür hinaus.

Rasch zieht er eine große langläufige Pistole aus dem Koffer, rennt zum Fenster, wo Rauch über den Dächern steht, auf die noch Steinsplitter niederrasseln.

Irgendein Schwein hat sie fallen lassen", murmelt er, und Idioten!"

Er stülpt sich wieder die Pelzmüze über, denn ihm ist plötzlich falt, Winterwind strömt durch die zersprungenen Scheiben. Jetzt steht er in ganzer Gestalt vor dem Spiegel, hebt in einem weiten Bogen die langläufige Pistole gegen die Schläfe nicht so übel, denkt er und öffnet ein wenig den roten Mundfleck, als ob er zum Pfeifen ansetzen wolle

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Und während draußen der Laufschritt der ersten Schuhmannschaften Da poltert es auf der Treppe wie vorhin, Fridolin fehrt zurüd. und Sanitäter aufflingt, erscheint der Junge klein und mit weit aufgerissenen Augen auf der Schwelle. Thomas, der sich zu ihm

Meine zweite", antwortet der Junge stolz und breitbeinig und gewendet hat, und die Waffe hinterm Rücken versteckt, freischt wie bringt wieder die Arme ins Baumeln.

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,, Und die Mama bringt ein Patet? Da ist die Flasche darfst du auch?"

,, Sie möchten eilig tommen, es ist eine schmere Riste", begehrt Fridolin auf, eine winzige Falte auf der flaren Stirn.

,, Nun das Glas", sagt Thomas und schaut sich um. ,, Am Fenster steht es ja!" ruft der Junge. Da- erschallt die Explosion. Fridolin stürzt zur Erde, schlägt die Hände in Glas scherben, die vom Fenster hergestoben sind. Dann sieht er Thomas mit vorgeneigtem Oberförper daftehen und den Teppich betrachten, wo die Rognafflasche rötlich aussprudelt.

ein Affe:

Fridolin!"

Dieser flüstert ganz atemlos:

Hände... Füße... Arme... fallen vom Himmel

Fri- do- lin hat Glück gehabt", nicht das verzerrte Gesicht des Thomas. Danach wendet er sich langsam wieder zum Spiegel, schiebt mit der Linken den rechten Rand seiner Belzmüße ein wenig aus der Schläfe, hebt wiederum in weitläufigem Bogen die lang­läufige Pistole und setzt an.

,, Mumpig", murmelt fein efelerregender Mund. Dann drückt

er ab.

Amerikas   Kulturgeficht

O'Neill aber, Ameritas bedeutendster dramatischer Dichter, ist ganz und gar in den Bann Freuds geraten, der, wie auch der Individual- Psychologe Alfred Adler  , entscheidenden Anteil an der Entwicklung der geistigen Strömungen und moralischen Bewegungen des heutigen Amerika   besitzt.

Diesen Bewegungen droht eine ungeheure, taum noch zu über­blickende Gefahr. Wogegen wir in Europa   seit Jahrzehnten einen wilden Kampf führten, triumphiert heute in Amerika   und wird bold auch in Europa   triumphieren:: Berrohung des Geschmads der breiten Massen durch die Kolportage.

Niemand beobachtete diesen pfeifenden Herrn, dessen Mund, Wirtschaft, über Tun und Lassen jener höchsten Gesellschaftsschicht schmach nicht mehr nur ihrer Besizer, sondern auch die Mentalität

sonst durch den Bart verdeckt, plöglich wie eine rote geheime Schande aufglänzte. Dann, als ihm dennoch die Ungeduld übermannte, streckte er, den Bart schließend, seine Schritte, stieß bis zum Steuer­mann vor und sagte herrisch:

Wenn meine Rifte da ist, schicken Sie mir Bescheid ins Hotel." Jawohl, Herr Thomas", nichte der Steuermann und ließ die Spitze seines Schnurrbartes fahren.

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Als Thomas drei Minuten später die Tür seines Hotelzimmers hinter sich geschlossen hatte, stimmte ihn die wohlige Wärme sofort heiter. Er trat vor den großen Wandspiegel, deffen Stucktrone ein goldenes Füllhorn darstellte, aus dem ebenso gefärbte Früchte zu rollen schienen. Thomas sah hinein er liebte es, in einen Spiegel zu bliden. Es war fruchtbar für ihn, die besten Gedanken famen ihm dabei. Die Gedanken ließen sich sozusagen aus dem Spiegel hervorlocken, vorausgesetzt, daß man beharrlich zu stehen wußte. Wie das möglich war, war schwer zu sagen vielleicht hatten, die Augen ihre Weide und fanden das Möglichkeiten, von denen nie­mand sich eine Vorstellung machen konnte. Auch jetzt ließ Thomas sie weiden. Um ihnen jedoch keine Enttäuschung zu bereiten, blieb er in Mantel und Müße, obwohl ihm die Stubenwärme lästig zu merden begann. Er machte übrigens feine Stellungen, sondern stand vollkommen natürlich da, ein stattlicher, vollbärtiger Mann im Schwarzen Lammpelz. Danach empfand er das Bedürfnis, sich zu bürsten. Zunächst nahm er vom Spiegelbord die Meiderbürste und strich damit über Aermel und Brust. Jener Mann im Spiegel tat bas gleiche auf höchſt anziehende Weise. Sodann griff er zur Bart­bürste und begann, sich den Bart von den Lippen fortzuarbeiten. Den Schnurrbart strich er aufwärts, den Kinnbart nach unten. Der Schnurrbart war widerspenstig, Thomas jedoch erreichte es, daß nach einiger Zeit auch ohne Nachbürsten der Mundfleck diskret sein

Rot hermies.

Mittlerweile war er geradezu ins Schwitzen gekommen und warf die Bürste fort. Nachdem er nochmals ,, das Schiff streicht durch die Wellen, Fridolin" gepfiffen und das rote Wellenspiel seiner Lippen beobachtet hatte, erschien plötzlich hinter dem Thomas im Spiegel ein kleiner Mann.

Sind. Sie Herr Thomas?" Der dampfende Herr im Pelz wandte sich mit einem Ruck- vor ihm stand Fridolin, der Schiffs­junge, die blaue Pudelmüze in der rotgefrorenen Hand.

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Sind Sie Herr Thomas?" fragte Fridolin fed und schlenterte die Arme, als sei er schon auf See.

Ja, Fri- do- lin!" sagte Thomas scharf, als äffe er den Ruf der Mutter nach.

,, So sollen Sie kommen wegen der Kiste, sie ist da." Ja, Fri- do- lin, sogleich!" äffte Thomas.

Der fleine Matroje rannte hinaus, polterte die Treppe hinunter. Blöglich warf Thomas seine Mütze auf den Tisch, schritt rasch vor bem wehenden Dampf feines Ropfes über den Rorridor und rief hinunter:

Fri- do- lin!" Das Gepolter verstummte. Was noch?" fragte der Junge von unten ,, Komm' noch einmal herauf." Indessen Fridolin widerwillig und einigermaßen langjam die Stiege wieder erflomm, war Thomas vor die Spiegelfläche zurüd gelehrt. Ich sehe blaß aus", flüsterte er, aber es ist feine andere

Arthur Salitfez bat gum zweiten Male Amerika   befudyt, 18 Jahre nachdem er es zum ersten Male gefehen hatte. Geine Ein­brüde die eines vielgereiften, aus dem Leben und nicht aus den Büchern lernenden Schriftstellers hat er in Wiedersehen mit Amerika  " niedergelegt.( Berlag S. Fischer, Berlin  . Geh. 3 M., geb. 5 M.) Wir bringen daraus mit Genehmigung des Verlages einige charakteristische Kulturbetrachtungen. Die Presse Ameritas ist die Presse eines in der Hochkonjunktur des Kapitalismus befindlichen Staatenverbandes. Was man gegen die Presse Ameritas einzuwenden hat, muß fidh als Einwand gegen den Kapitalismus erweisen. Fest ist das System des Kapitalismus, auch durch die besonderen Bedingungen, in denen die Arbeiter leben, die Mentalität des heutigen Amerifa, Ursache und Auswirkung der Prosperity, begründet. Die spezifische Form der Bresse des heutigen Simerita entspricht ganz und gar dem Befen, den Anforderungen und Geboten dieses Zustandes, der Struttur und dem Tempo des Lebens, die durch das System des Kapitalismus geformt und bedingt sind. Die Annonce nimmt weitaus den größten Teil der Tagespresse in Anspruch. Es ist undenkbar, daß die Tagespresse von diesem Einfluß unberührt bleiben könnte. Berichte über Sport, dann über Börse und Ameritas rangieren dem Umfang nach gleich nach dem Annoncen­teil. Es ist undenkbar, daß Unternehmertum, Sportveranstalter, daß die hohe Finanz und Industrie, daß die führende Klasse der Gesell. schaft teinen Einfluß auf Gefinmung, Inhalt und Form der großen Beitungen ausübt. Einige wenige Bersuche, sich diesem Einfluß zu entwinden, wären zu erwähnen, im großen ganzen aber steht die Presse ganz und gar unter dem Dittat dessen, war den Amerikaner intereffiert, wovon er hören und was er lieber verschwiegen haben möchte. Das System des Tabloids", der Tempopresse, das in dieses Bedürfnisses nach rascher Abwechslung. Allmählich gerät auch Europa   bereits Raum zu gewinnen beginnt, fügt sich dem Metronom das nächste Werkzeug der Volksbelehrung, das Radio, unter die gleichen Einflüsse. Die Annonce nimmt, gefchickt zwischen musikalische Darbietungen eingestreut, einen wesentlichen Teil des amerikanischen Mußestunden, in denen er sich dem Genuß der Mufit, des Theaters Radios in Anspruch. Wenn den Amerikaner bis in seine spärlichen hingibt, der Alp des Geschäftsbetriebes verfolgt, ist es selbstverständ lich, daß das Radio zwischen künstlerische Darbietungen Anfündi­gungen geschäftlicher Natur einzustreuen hat. Radio und Presse sind Dienerinnen der Produktion, des Konsums.

Neben Lindbergh ist ein nationalamerikanisches Idol der ehemalige Cowboy Will Rogers  , der in weitestverbreiteten Zeitungen der USA  . durch ganz kurze, aphoristisch zugespizte, im Bolkston oder Jargon hingeworfene Außerungen über Tagesfragen eine Popularität sondergleichen errungen hat. Es ist immerhin charakteristisch, daß dieser mit unverdorbenem Verstand und Mutter mit ausgestattete primitive Mensch heute den Moralisten und Sonntagspredigern, die damals, vor achtzehn Jahren, Lieblinge des zeitunglefenden Amerita waren, den Rang abgelaufen hat. Lindbergh und Rogers, das heißt Lindy und Bill, verkörpern das Gesunde, Unverfälschte, Drausgängerische, das im amerikanischen   Charakter vorhanden geblieben ist.

An einem Tage gegen Ende August stand ich in dem fleinen, ärmlichen grauen Haus, in dem Walt Whitman   gelebt hat und gestorben ist. Es befindet sich in dem Vorort Camden vor Phila delphia, jenseits des Delawareftromes. Es hat eine kleine schmale Front. Die Gasse ist von Negern bewohnt. In dem Häuschen, das felten Besucher sieh, waltet eine liebenswürdige Dame. Sie bitter mich, in dem altehrwürdigen Lehnstuhl vor dem Kamin Platz zu nehmen, in dem der gelähmte, arme, graue Boet, umgeben von Bücher, Zeitungs- und Papierhaufen, alten Schuhen, allerhand Hausrat und Gerümpel, so viele Jahre seines Lebens gesessen hat. Dann geht sie auf Zehenspigen aus der Stube und läßt mich allein. Hat Amerika Walt vergessen? Guter Freund Horace Iraubel, seit du to bist, sinft auch das Gedenken deines Meisters. deffen Teftamentsvollstrecker du gewesen bift!! Whitman   verblaßt vor dem Bewußtsein Ameritas. Kennt die Jugend ihn noch?

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Die Literatur des heutigen Amerita wird von zwei Strö mungen getrieben: fie ist eine Literatur des Protestes oder eine Literatur der Psychoanalnie. Die wesentlichsten Dichter, deren Gesinnung aus dem Proteft gegen die Verödung des ameri­fanijchen Daseins ihren Impuls schöpft, find Sinclair Lewis  und Upton Sinclair  , der letztere mit stärker ausgesprochener politischer Tendenz. 5. 2. Mendens Zeitschrift, der American Mercury", und die Nation" zeigen ungefähr die gleichen Absichten.

Man braucht bloß die neuerrichteten Paläste der Filmherrscher von Hollywood   in den großen Städten der Union   zu betrachten um zu erkennen, welchen Einfluß der Film, welche geistige und öfono­mische Macht er gewonnen hat und was Amerika   bevorsteht, Rory, Paramount   und ähnliche Kathedralen des Kitsches, mit überschweng lichem Brunt von nachgemachtem Marmor, vergoldetem Gips, von Säulen, Palmen, grünen und roten Beleuchtungseffekten, Armeen livrierter Diener ausgestattet, zeigen das Kulturniveau, den Ge­des Amerikaners aus dem Durchschnitt und seine Auffassung vom Monumentalität und Echtheit der Gefühle wie des Materials an. Die Technit des Sprechfilms hat sich zudem letzter Zeit derartig ver­vollkommnet, daß es nur eine Frage von Monaten sein kann, ehe der stumme Film endgültig überwunden ist, der stumme Film, in dem man noch Abenteuer, Länder, Situationen erleben fonnte, die die Phantasie anregten und die Trivialität der täglichen Existenz für Augenblicke verscheuchten. Der Sprechfilm aber! Sein Dialog! Innerhalb einer Stunde muß ein Mord geschehen, ein Unschuldiger verfolgt, von Detektiven die richtige Spur gefunden, der Schuldige vor das Gericht geschleppt und verurteilt, zum Behufe des Happy End   ein Paar legal verheiratet von der Leinewand abgetreten sein. Zone, Hintergrund wechseln, im Vordergrund aber verharrt ehern und bewährt die Kolportage. Gegen diesen Niagara von Unfulfur, Proteſtliteratur nichts auszurichten. Sie wird zersplittert, in Stücke der sich über die Amerikaner ergießt, vermag die kleine Schanze der zerschlagen, dem Erdboden gleichgemacht werden auf das der Geschmack der Völker der Welt bald heruntergekommen sein wird.

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dem Niveau,

An emem der belebtesten Flecke New Yorks  , dort, wo die 6. Avenue vom Broadway durchschnitten wird, im Schatten der Hochbahn, von den unterirdischen Zügen der Hudson- und Brooklyn­Linien erschüttert, sitzt auf einem Bronzeseffel ein alter Mann. Es ist Horace Greeley  , der Gründer der Tribune", Bekämpfer des Sklavenhandels, Präsidentschaftskandidat, aufrechter Mann, brav, integer und ein Vorbild des für das Gemeinwohl tätigen ameri fanschen Intellektuellen. Seit fünfzig Jahren sigt Horace Greeley  auf seinem Bronzesessel an dem Blag, an dem Broadway die 6. Avenue durchkreuzt. Man hat dieses Denkmal im Laufe der letzten Jahrzehnte einige Male hin und her verschoben: als die Hoch­bahn gebaut wurde, als die Untergrundbahn gebaut wurde, als die Berkehrsordnung vom Trottoir ein Stück wegschnitt, als sie an einer anderen Stelle ein Stück zusetzte Horace Greeley   ließ sich das auf feinem Piedestal ruhig gefallen. Er, der große Freund des forts Schrittlichen Amerika, siz gegenwärtig, von Zeitungsbuden umgeben, als peinliches Verkehrshindernis noch auf seinem Seffel, von der Pietät mur mehr lau behütet, hier, wo im spizen Winkel Broadway mit der 6. Avenue zusammenstößt. Wie lange noch? Ehrfurcht, Tradition, Größe die Technik, der Verkehr überwindet alles; der Alltag, der stürmische Zug fiegt. Bald wird, in einer Nacht, Horace Greeley   mitsamt seinem Suhl   und Piedestal verschwunden sein. des von der Technik verzehrten, verschluckten idealistischen Amerika  Symbol.

Brutställen der Aale im Wellmeer

Die dänische Tiefsee- Expedition, die unter der Leitung Profeffor Schmidts 16 Monate nach der Erforschung der Brutstätten des Fluß. aales   im Atlantischen Ozean   unterwegs war, ist dieser Tage in Plymouth   auf der Rückreise eingetroffen. Professor Schmidt äußerte sich in einem Interview an die Presse, daß auf Grund seiner For idungen der Plaz westlich der Bormutnen als einer der Haupt­fächlichsten Laichplätze des europäischen   Flußaales anzusprechen sei. Immerhin hatte er aber auch noch weitere Plätze getroffen, davon je einen im öftlichen und westlichen Teil des Indischen Ozeans  .