Einzelbild herunterladen
 

bemolvatie bleiben. Dieselbe hat künftig mithin all ihre agita- torische Kraft und propagandistische Energie in dieser Richtung zu entwickeln und insbesondere den Kampf gegen das politische System in Sachsen zu führen, bis dasselbe gebrochen und das allgemeine, gleiche Wahlrecht zu ihren Füßen liegt. In diesem Sinne rufe ich aus: Hoch die internationale Sozialdemokratie Z Schluß der Bormittagssitzung 1 Uhr, Anfang der Nach- mittagssitzung 3 Uhr. Die belgischen Parteigenossen hielten am S. und 6. d. SN. ihren Parteitag in Charleroi ab. Ihm ging ein großer Umzug durch die Straßen der Berg- arbeiterstadt voraus. Im Namen der Parteileitung eröffnete der Genosse Vandendorpe mit einem Appell an die Einigkeit den Kongreß. Auf dem Parteitage waren 600 Parteigruppen durch 700 Delegirte vertreten. Bevor sich der Kongreß kon- stituirte, beschloß er die Absendung eines Beileidtelegramms an die Familie des den belgischen Genossen so theueren Jean Volders und einer Sympathiekundgebung an die in den Ge> sängnissen sitzenden Vertreter der Partei. Der eben wegen An- griffe auf den belgischen Militarismus verurtheilte Genosse Bromkhern wurde hierauf einstimmig zum Vorsitzenden des Kon- gresses gewählt. Hierauf wurde der Bericht der Parteileitung verlesen, der große Fortschritte der Partei nach jeder Richtung konstatirt. Hierauf referirte Bertrand über die parlamentarische Thätigkeit der Fraktion im belgischen Parlamente, die mit ihren 29 Mit- Gliedern, mit denen sie die Arena betrat, die relativ stärkste ozialistische Vertretung in einem europäischen Parlamente ist. Ihrem Einflüsse ist es zu verdanken, daß der Etat jetzt sorg- fälliger als je vorher verhandelt wird. Die Fraktion tritt für Erhöhung der Beamtengehälter ein. In der Session IS94/9S hat die Fraktion 14 Interpellationen und 17 Gesetzentwürfe ein­gebracht, von diesen seien besonders erwähnt der Antrag auf Amnestirung der wegen politischer Verbrechen, Streiks zc. Ver- urlheilten, der Antrag zur Verhinderung falscher Urtheile, über die Arbeitsvermittlung, Fabrik- und Bergwerk-Jnspektion. In der Session 189S/96 anerkannte die Regierung die parlamentarische Thätigkeit der sozialdemokratischen Fraktion, indem sie durch Erhöhung des Preises die Parlamenlsberichte dem Volke unzugänglich zu machen suchte. In dieser Session brachte die Regierung nicht weniger als siebzehn Gesetzentwürfe ein. Nach kurzer Debatte wurde der Bericht über die parla- mentarische Thätigkeit einstimmig gutgeheißen. Hierauf wurde über den geplanten Verband der sozialistischen Gemeindevertretungen berichtet. 80 Gemeinden haben in ihren Vertretungen sozialistische Majoritäten. Es wird beschlossen, daß die sozialistischen Gemcindevertreter jedes Bezirkes einen Bezirksverband und diese wieder einen Landesverband bilden sollen. Zum internationalen Kongreß nach London wird Genosse Bertrand delegirt. Zur Militärfrage wurde beschlossen, gegen das Militärsystem in schärfster SWeise Opposition zu machen, der Temonstration am I. Mai außer dem Achtstundentage auch den Protest gegen den Militarismus zu gründe zu legen und regel- mäßig von Parteiwegen Broschüren gegen den Mili- tarismus zu publiziren. In einer geschlossenen Sitzung soll beschlossen werden, wann ein Gesetz über die Volksbewaffnung im Parlamente eingebracht werden soll. Nachdem beschlossen wurde, mit aller Macht die Wahlagitation künflig zu betreiben und alle Kräfte für die Eroberung der Brüsseler Parlamentssitze einzusetze», ging man zur Berathung der Fragen der gewerkschaftlichen Organisation über. (Schluß folgt.) GetverKfchjtfklirfjes. Die Berliner Dachdecker beschlossen gestern Dienstag Abend in zahlreich besuchter Versammlung einstimmig, heute früh mit ihren schon veröffentlichten Forderungen(neunstündige Ar- beiiszeit:c.) an die Unternehmer definitiv heranzutrete», und bei Nichtbewilligung derselben sofort in den Streik zu treten. Wo bewilligt wird, soll weiter gearbeitet werden. Das Streik-Bureau ist Kleine Markusstr. 10. Zum Russtand der Berliner Fensterputzer ist mit- zutheilen, daß die Forderungen weiter anerkannt wurden von den Firmen: A. Nelken, Internationales Reinigungs-Jnstitut, Alte Jakobstr. 93; G. Bohne, Ackerstr. 1S2. 3 Tr.; A. Sprung. Culmstr. 1. Die Institute von S t ä h r. Petristr. 1718; M. M o u s s y Nachf., Elisabethstr. 10 und Martens, Germania, Wallstr. 16, suchen durch Annahme ungelernter Arbeiter unseren Streik aussichtslos zu machen, was wir jedoch durch festes, einmüthiges Zusammenhalten ver- eiieln werden. Wir ersuchen die Arbeiterschaft durch Unter- stützungen unsere gerechten Forderungen mit erkämpfen zu helfen, dann ist ein vollständiger Sieg gewiß. Geldsendungen sind zu richten an R. SNillarg, Gemerkschaftsbureau SW., Annen­straße 16. Arbeiterfreundliche Blätter werden um Abdruck ge- beten. Die Lohnkommission der Fensterputzer Berlins . Der Streik der Berliner Stellmacher ist für beendet erklärt. Der Erfolg war nur ein theilweiser. Die Forderungen sind in 27 Werkstätten 160 Arbeitern bewilligt worden. 70 Stell- macher befinden sich noch im Ausstand. Kottbus, 7. April. (Eigener Bericht.) In einer von Tausenden besuchten Versammlung der streikenden Textilarbeiter, in welcher Genosse P. Jahn aus Berlin über dasOsterfest der Streikenden" referirte, wurde unter stürmischer Zustimmung die Fortsetzung des Streikes bis zur Gewährung annehmbarer Be- dingungen beschlossen und eine dahin lautende Resolution ein- stimmig angenommen. Gewerkschaftspresse. Genosse K n o l l in Berlin , der Her- ausgeber derAllgemeinen Steinsetzer-Zeitung", hat am 30. SNärz in Plötzensee eine 20tägige Gefängnißstrase angetreten, die ihm wegen Preßvergehens auferlegt ist. Tischlerbewegnng. In Leipzig wurde in einer von 1600 Personen besuchten Tischlcrversammlung beschlossen, die von der Lohnkommission aufgestellten Forderungen(S6stündige Arbeitszeit pro Woche, 36 Pf. Stundenmindestlohn, 33'/» pCt. Zuschlag für Ueberstunden, Auszahlung des vollen Lohnes und zwar Freitags, Abrechnung nach Fertigstellung des Akkordlohnes, 10 resp. 20 pCt. Erhöhung der Akkordpreise für Bau- und Möbelarbeit) in sämmtlichen Werkstellen den Meistern »ur Entscheidung zu unterbreiten. Das Ergebniß soll in der heute Vormittag 10 Uhr im Pantheon statt- findenden Tischler- Versammlung bekannt gegeben werden. In den Werkstellen, wo bis dahin die Forderungen nicht bewilligt worden sind, soll die Arbeil niedergelegt werden. Die Tischler in Wilsdruff bei Dresden haben ihre Lohn- bewegung mit Ausnahme einer Fabrik und dreier kleiner Werk- stätten, wo der Ausstand fortdauert, überall siegreich durch- geführt. Auch die Holzarbeiter in Heilbronn haben ihre Forde- rungen zum größten Theil durchgesetzt, ohne daß es zum Streik gekommen wäre. Ein Fcilcnschlcifcr- Streik ist bei der Firma Krupp in Essen in Aussicht. Die Arbeiter haben am 27. März gekündigt. Ursache der Differenzen sind unbefriedigende Lohn- und Arbeits- Verhältnisse. In Fraulautern a. d. Saar befinden sich die S ch w a r z- blech-Klempner der Firma Welsch u. Quirin wegen Lohnkürzung im Ausstand. Die Textilwaarenfirma Gnlchcr n. Sternickel ipEupen hatte 96 streikenden Arbeiterinnen wegen Kontraktbruchs verklagt. Das Amtsgericht sprach aber die Ausständigen sämmtlich frei und wies die Schadensersatzforderung der Firma kostenfällig ab. AuS Frankfurt a. M. berichtet dieVolksstimme":Den Mühlenarbeitern der Mehl- und Brotfabrik Hausen wurde die vollständige Sonntagsruhe bewilligt. Wieder ein Schritt vorwärts durch die Müllerorganisation. Die Müller waren unter sich alle einig bis aus einen ehemaligen Untermüller, welcher seine Unterschrist verweigerte." Ueber den Streik in der Eichbanm'sche» Schuhfabrik in Mainz ist zu berichten, daß erneute Verhandlungen abermals ohne Ergebniß blieben. Eichbaum weigert sich beharrlich, eine Verpflichtung zur anhaltenden Beschäftigung seiner Arbeiter und Arbeiterinnen zu übernehmen und beruft sich dabei auf seine Fabrikordnung, die ihm dies nicht auferlege und in ihren Para- graphen mit den Fabrikordnungen der anderen Mainzer Schuh- fabriken gleichlautend sei. Durch Kündigung von drei Ar- beitern und zwei Arbeiterinnen ist die Zahl der Ausständigen auf 34 erhöht. In Mülhausen t. E. dauert nach einem unS von dort zugegangenen Telegramm der Streik der Textilarbeiter ungeschwächt fort. Die Stimmung der Ausständigen ist gut. Zwischenfälle sind nicht vorgekommen. Die Harmonikastimmenmacher«. Nürnbergs sind in eine Bewegung eingetreten, deren Zweck die Verkürzung der Arbeitszeit ist. Auch einige Flaschner und Metalldrücker sind dabei betheiligt. Die auswärtigen Berufsgenossen werden um solidarisches Verhalten ersucht. Zur Aussperrung in Fürth . Der mittelfränkische Fabrik- inspektor, HerrRegierungsrathKopf, verhandelte am Donnerstag mit den Komitee's der ausständigen Holzarbeiter und Glasarbeiter. Die Arbeiter kamen wiederum einen Schritt entgegen und be- schränkten ihre Forderungen auf: eineinviertelstündige Mittags- pause, Wegfall der Vesper- und Frühstückspausen, wöchentliche Arbeitszeit von 53�/2 Stunden; vom 16. März 1897 ab eineinhalbstündige Mittagspause, wöchentliche Arbeitszeit 56 Stunden; für Ueberstunden ein Zuschlag von 25 pCt.; kein Arbeiter darf gemaßregelt werden; die Ausständigen ver- pflichten sich, keinen Streikbrecher zu belästigen; jeder Arbeiter soll an seinem früheren Arbeitsplatz beschäftigt werden. Die beiden Komitee's ermächtigten Herrn Regierungsrath Kopf, auf grund dieser Vorschläge einen Vergleich mit den Fabrikanten abzuschließen, erklärten aber auch zugleich mit aller Bestimmtheit, daß aus ein weiteres Entgegenkommen der Arbeiter nicht gehofft werden dürfe. Vevssrnunlungcn. Eiqe recht zahlreich besuchte Versammlung der Maler und Berufsgcnossen tagte am Montag in Cohn's Festsälen. Neber den Stand der Lohnbewegung referirte Link. Seinen Ansführuugen zufolge arbeiten gegenwärtig etwa 1300 Kollegen bei 250 SNeistern zu den neuen Bedingungen. Dies sei durch Meldungen bei der Lohnkommisston festgestellt. Man könne an- nehmen, daß außerdem noch etwa 200 Kollegen die Forderungen bewilligt erhalten haben, die sich aber der Kontrolle entziehen. Gegenüber dem Vorgehen der Jnnungsmeister, die bei jeder Ge- legenheit die von den Gehilsen gestellten Forderungen als über- triebene hinstellen, erörtert der Redner die bisherigen Arbeits- und Lohnverhältnisse im Malergewerbe, die einer Aufbesserung dringend bedürfen. Ferner meint der Redner, daß die gegenwärtige Lohnbewegung schon längst zu gunsten der Arbeiter entschieden wäre, wenn die Kollegen mit größerer Einmiithigkeit für die Forde- rungen eingetreten wären. Viele derselben hätten nicht einmal den Muth gehabt, ihren Arbeitgebern die Forderungen vor- zulegen, sondern sich nur auf das Eingreifen der Lohnkommission verlassen. Den Streik jetzt für beendet zu erklären, wie es manche Kollegen wünschen, liege durchaus keine Veranlassung vor. In der nächsten Zeit müsse allem Anschein nach die Frage nach Arbeitskräften bedeutend wachsen, weshalb eine Weiter- führung des Streiks, der immer noch gute Aussicht auf Erfolg habe, zu empfehlen sei. Man möge sich nicht dadurch ein- schüchtern lassen, daß in den letzten Tagen von dem unter Leitung des Herrn Dr. Freund stehenden Zentral- Arbeitsnachweis durch Säulenanschlag sowohl Maler, als auch andere Arbeiter von jetzt streikenden Gewerkschaften gesucht wurden. Es sei jedoch nicht gelungen, von jener Seite brauchbare Arbeits- kräste zu erhalten, auch habe Herr Dr. Freund nach Rücksprache mit dein Redner demselben erklärt, daß die fraglichen Annoncen ferner nicht mehr erscheinen sollten. Die Aufhebung des Streiks unter den gegenwärtigen Verhältnissen würde eine Thorheit sein, jedoch mache sich eine Aenderung bezüglich der Streikunterstützung nöthig, daß dieselbe nur den Kollegen zu zahlen fei, die wirklich streiken, nicht aber denen, die schon vor dem Streik arbeitslos waren und jetzt nicht einmal Arbeit auf dem Nachweis an- nehmen wollten, sondern es vorziehen, die Streikgelder einzn- heimsen. Der Redner schließt niit einer Aufforderung an die Kollegen, die sich der Bewegung bis jetzt noch nicht angeschlossen haben, nunmehr endlich ihre Schuldigkeit zu thun und die Forde- rungen durchführe» zu Helsen . Die Diskussionsredner erklärten sich alle sür Weiterführung des Streiks und kennzeichneten das Verhaltenj der Kollegen in den großen Werkstellen, die sich in unverantwortlicher Weise dem Streik ferngehalten hätten. Auch wurde bemerkt, daß wegen dieses Verhallens die in der Gewerbe-Ansstellung beschäftigien Maler von den übrigen Hand- werkern mit der gebührenden"Verachmng behandelt würden. Be- züglich der vom Referenten vorgeschlagenen Aenderung in der Streikunterstützung wurde von mehreren Rednern der Einwand gemacht, daß dieselbe ungerechtfertigt sei. da man doch nicht jedem Arbeitslosen den Vorwurf der Arbeitsscheu machen könne. Wenn beispielsweise qualifizirte Arbeiter verlangt würden, dann könne nicht jeder Kollege eine derartige Arbeit annehmen. Auch wurde bezweifelt, daß die Arbeitsgelegenheit augenblicklich so reichlich vorhanden sei. Wentker bemerkte dem gegenüber, daß alle auf dem Arbeitsnachweis Eingeschriebenen im Lause einer Woche Arbeit bekämen; jetzt seien nicht hundert Arbeitsuchende vorgemerkt, während dreißig bis vierzig täglich verlangt würden. Arbeitslose seien also fast gar nicht vorhanden. Da jetzt die Arbeit in der Ausstellung sehr drängt, so hält es Wentker für rathsam, den Streik in der bisherigen Weise weiter zu führen. Die Versammlung nahm hierauf folgende Resolution an:In Erwägung, daß bereits etwa 1300 Kollegen zu de» neuen Bedingungen arbeiten, da serner die Arbeiten nach dem Qurtalsschluß drängen, die Unternehmer die Situation nicht beherrschen können, sondern unbedingt dem Druck der Arbeiter nachgeben müssen, beschließt die Versammlung: Der Streik ist in unveränderter Weise fortzuführen und sind Haupt- sächlich die größeren Werkstellen im Auge zu behalten, damit auch diese unsere Forderungen anerkennen müssen. Die Ver- sammelten beschließen ferner, von heute an die Streikunterstützung nur au thatsächlich streikende Kollegen zu zahlen, das heißt nur an solche, die die Arbeit niederlegten, wo unsere Tarif- bedingungen nicht bewilligt sind; auch ist die Streikunterstützung nur dann zu zahlen, wenn die Arbeitsniederlegung mit Beginn der Woche erfolgt. Der Beitrag zum Streikfonds beträgt von heute ab pro Mann und Woche 50 Pf., diejenigen Kollegen aber, die gearbeitet haben und ihren Verpflichtungen bezüglich der Marken a 2 M. noch nicht nachgekommen sind, haben die- selben unbedingt nachzuzahlen." Nach kurzer Debatte über die Maifeier wurde bezüglich derselben folgende Resolution an- genommen:In Erwägung, daß, gemäß den Beschlüssen des Internationalen Kongresses zu Paris im Jahre 1839, der 1. Mai als Weltfeiertag der Arbeit und als Demonstration für den Achtstundentag gellen sollte, aber leider noch nicht die richtige Würoigung gefunden hat, beschließt die Versammlung: In diesem Jahre hat die Arbeit ini Malergewerbe am 1. Mai vollständig zu ruhen. Die dadurch entstehenden Konsequenzen hat jeder selbst zu trage». Die Versammelten sind sich der Tragweite ihres Be- schlusseS wohl bewußt, wissen aber auch, baß ohne Opfer kein« Erfolge erzielt werden können und werden deshalb mit aller Macht für die Durchführung des Beschlusses eintreten. Jeder Feiernde erhält in der!am 1. Mai stattfindenden Versammlung eine Marke als Legitimation." Die Musikinstrumenten-Arbeiter waren am dritten Feier- tag Vormittag in Sanssouci versammelt, um die Abrechnung der bis jetzt bestehenden Lohnkommission entgegen zu nehmen und Beschluß zu fassen über die in nächster Zeit zu stellende Forde- rung der Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden. Klein- lein erstattet im Auftrage der Kommission Bericht über die Ein- nahmen und Ausgaben der Kommission, welche die letzten Streiks führte. Jnsgesammt wurden nach diesem Bericht vereinnahmt 2193,97 M., verausgabt 1538,8 M. Der Bestand würde der neugewählten Siebener-Kommission überwiesen wer- den. Die eingelaufenen Anträge: zwei Revisoren zu wählen und den Bestand der neuen Kommission zu überweisen, werden angenommen: zu Revisoren werden dieKollegenP.Noack undFengler einstimmig gewählt. Im zweiten Punkt der Tagesordnung unter- breitet Arendt die Vorschläge der Kommission zur Vorbereitung des Achtstundentages, welche darin gipfeln, zunächst noch eine Anzahl von Agitationsversammlungen in den einzelnen Branchen abzuhalten, speziell in der Klaviatur- und Mechanikbranche. gleichzeitig damit sollen Fragebogen zur Aufnahme einer Statistik über die Verhältnisse in der Instrumenten- blanche ausgegeben werden, welche gleichzeitig Fragen enthalten, deren Beantwortung einer Urabstimmung über einen eventuellen Kampf für die Achtstundenbewegung gleich- kommt. Sollte diese Bewegung im Mai nicht zu stände kommen, so müsse die ganze Kraft der Jnstrumentenarbeiter daraus gelegt werden, die 52stündige Arbeitszeit, wie es den Tischlern gelungen ist, zu erringen. Die neugegründete Fabrikanten- Vereinigung, welche in derJnstrumenten-Zeitung" Mit« glieder werbe, um ihre Interessenunparteiisch" zu ver- treten und um den schädigenden Streiks mit Erfolg entgegenzutreten, sei ein Wink für alle Kollegen, sich Mann für Mann der Musikinstrumentenarbeiter-Organi- sation anzuschließen. Voigt fürchtet, daß bei der Kürze der Zeit sich die erforderliche umfassende Agitation nicht mehr entfalten lasse, um erfolgreich in eine solche Bewegung eintreten zu können, er fordert die Versammlung aber dennoch auf, dieser Agitation ihre ganze Begeisterung zu widnien. Wetzel ist der Ansicht, daß sich in der Klaviatur-Branche die 52 stündige Arbeitszeit ohne Widerstand durchsetzen ließe und hält es für richtig, diese Branche allein vorgehen zu lassen. Kleinleiu tritt warm für die Ausrechterhaltung der Forderung des Achtstunden- tages und der Beibehaltung der Listensammlung ein, er ist der Ansicht, daß die Bildung des Fabrikantenvereins nur die Frucht der letzten Versammlung sei, welche den Beschluß faßte. den I. Mai durch strikte Arbeitsruhe zu feiern, der Zweck sei Vernichtung der Klavierarbeiter-Organisation und Maßregelung der Agitatoren. Grundmann wendet sich energisch gegen alle Sonderbestrebungen, besonders gegen ein Vorgehen euizelner Branchen und gegen die Aufstellung nicht gleichartiger Forde- rungen, er betont, daß nur eine allgemeine Bewegung aller Jnstrumentenarbeiter zum Siege führen könne; die Regelung der taktischen Fragen solle man der Kommission überlassen. Bonden nachfolgenden Rednern wird dafür eingetreten, daß die aufzu- stellenden Forderungen von jeder einzelnen Branche gesondert in Ver- sammlungen behandelt werden und an dem bestimmten Tage gemein- sam gestellt werden. Westermann meint, daß die Kommission erst die Ansicht der in den großen Fabriken arbeitenden Kollegen hören müsse, ehe es möglich ist, einen Beschluß zu fassen. Von dieser Erwägung ausgehend beschließt die Versammlung, schleunigst Branchenversammlungen einzuberufen. Ferner gelangt ein An- trag zur Annahme, daß in die Forderungen die Beseitigung des Zwischenmeistersystems aufgenommen wird. Der Vorsitzende Wustrow schließt die Versammlung mit dem Wunsche, daß die regste Agitation für diese Bewegung entfaltet wird und mit einem Hoch auf die Musikinftrumenten-Arbeiter-Bewegung. Ungefähr 2000 Putzer hatten sich gestern Nachmittag bei Keller, Koppenstraße, versammelt mit der Tagesordnung: Unsere Lohnbewegung und das Verhallen der Arbeitgeber. Nach dem Bericht von Schulz hat ein großer Theil der Unternehmer die Forderungen anerkannt, weigern sich aber theilweise. die Unter- schrist, daß sie die Forderungen bewillige», zu geben. Verschieden- Geschäfte erklärten sich schon deshalb mit der Bewegung ein- verstanden, weil sie der Meinung sind, daß dadurch die äugen- blicklich vorhandene Schmutzkonkurrenz beseitigt werden würde. Als erfreuliches Zeichen sei es auch zu betrachten. daß in letzter Zeit sich viele Kollegen der Organi- sation angeschlossen haben, umso mehr, als damit verhütet wird, daß das, was durch die Bewegung errungen wird, schließ- lich wieder verloren geht. Bisher sind von zwölf Firmen die Forderungen durch Unterschrift bewilligt worden, außerdem konnten von mehreren Rednern im Laufe der Diskussion noch weitere Firmen namhaft gemacht werden. Nach längerer Debatte, in der alle Redner aufforderten, fest zusammenzustehen, um einen ganzen Sieg zu erringen, wurde einstimmig beschlossen: den Beschluß der Versammlung vom 30. März aus- recht zu erhalten und überall dort die Arbeit niederzulegen, wo die in der betr. Versamm- lung aufgestellten Forderungen bis zum heutigen Tage nicht bewilligt worden sind. Die Lohnkommission bilden: Vogel, Kelpiu und Kurz- rock und haben dieselben das Recht, wenn nothwendig. geeignete Personen hinzuzuziehen. Jeder Arbeitende hat pro Ar- beitstag von seinem Verdienst 50 Pf. zur Unterstützung der Streikenden an die Kommission abzuliefern. Des weiteren wurde folgende Resolution angenommen: Die öffentliche Ver- sammlung der Putzer Berlins und Umgegend beschließt:In anbetrachl der Thatsache, daß eine wirksame Kontrolle nur mög- lich ist, wenn geregelte Verhältnisse obwalten, ist es nothwendig, daß jeder Kollege, welcher die Arbeit niedergelegt wegen Nicht- bewilligung der Forderungen, sich sofort, im Slreikbureau meldet und sich ebenfalls dem Streikreglemcnt un- bedingt unterwirsl. Dagegen sind diejenigen von den Bauten, wo bewilligt worden ist, verpflichtet, sich sofort in den Besitz einer Arbeitskarte zu setzen, welche im Slreikbureau nach Vorlegung des Anerkenntnisses seitens der Arbeitgeber aus- gestellt werden. Jeder Kollege ist verpflichtet, den Ausweis über seine Zugehörigkeil zur Organisation bei sich zu führen." Das Bureau befindet sich bei Buske, Grenadierstr. 33. Nachdem Bömelburg-Hamburg in kurzen Ausführungen die Zu- stände im Baugewerbe geschildert und zum solidarischen Handeln ermahnt und auch der Vorsitzende D ä h n e nochmals auf die gefaßten Beschlüsse hingewiesen hatte, wurde die Versammlung mit einem dreifachen Hoch aus die Lohnbewegung der Putzer ge- schlössen. Depeschen und letzte Llncheichten. Bielefeld , 7. April. (Privat-Telegramm desVorwärts".) 2500 Arbeiter der Bielefelder Maschinenfabrik Dürkopp u. Co. beschlossen gegen eine Stimme die Arbeit niederzulegen. Pasing bei München , 7. April. (Privattelegr. desVorwärts.") Wegen Maßregelung eines Kollegen haben sämmtliche Arbeiter derRegensteiner'schenSchuhfabrikdie Arbeit nieder- gelegt. Sie sind alle organisirt. Arbeitersreundliche Blätter werden um Abdruck gebeten. Prag , 7. April. (Privattelegramm desVorwärts".) Der Parteitag der österreichischen Sozialdemokraten nahm eine Re- solution der Parteivertretung auf Wahlbetheiligung mit großer Mehrheit an. Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey, Berlin . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Dh. Glocke in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin . Hierzu 2 Beilagen.