Sozialisten unerwünscht. Off do
Der evangelische Kirchentag hindert einen sozialistischen Pfarrer am Reden.
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Bon Anna Giemsen.
Der deutsche evangelische Kirchentag, die Zusammenfassung aller deutschen evangelischen Kirchenregierungen, die ergänzt ist durch 210 gewählte Vertreter sämtlicher deutscher evangelischer Landessynoden, tagte in Nürnberg . Zum Zeichen seiner Gesinnung wähite er den Generalleutnant a. D. Graf Bizthum von Ed ,, Die kleine Herrin des großen Hauses.") Das ist eine seiner aller. tädt aus Dresden zum Borsigenden.
Als einziger Vertreter der religiösen Sozialisten war Pfarrer Edert aus Mannheim anwesend. Die bürgerlichen Gruppen machten ihm die Mitarbeit in den Ausschüssen des Kirchentags unmöglich und suchten zu verhindern, daß die Ansichten der sozialistisch Denfenden evangelischen Christen durch ihn zu Wort fämen.
Bei einer Rundgebung gegen die Christenverfolgung in Sowjetrußland" wollte Pfarrer Edert seine ablehnende Stellung bzgründen, er wurde jedoch zunächst vom Präsidenten daran gehindert, das Wort zu ergreifen. Der Protest einer größeren Anzahl von Kirchenratsmitgliedern feßte aber durch, daß Edert doch noch zu Wort fam. Tosender Lärm der übrigen 209 Abgeord neten, die Glocke des Präsidenten, beieidigende 3wischen. rufe suchten seine Ausführungen unmöglich zu machen, was ihnen allerdings nicht gelang. Die Rundgebung gegen die Christenverfol
Les en offen, free to genre dann mit 209 gegen die eine Stimme
Genossen Edert angenommen,
Die nächste Sigung eröffnete der Präsident mit der Feststellung, daß durch die Ausführungen des Genossen Edert am Sonnabend ,, die Ehre unserer alten Armee"(!!!) auf das gröbüchste beschimpft und dadurch die heiligsten Gefühle" des deutschen evange lischen Kirchentages"(!!!) verletzt worden seien. Er erteilte ihm deshalb nachträglich einen Ordnungsruf.
Der wichtigste Tagesordnungspunkt der Verhandlungen am Montag war die Beratung eines Aufrufs an das Kirchenpolt zur Treue und Anhänglichkeit an die Kirche, die sich seit den Tagen von Augsburg durch ,, unerseßliche Dienste an Bolt und Baterland" bewährt habe. Die Vertreter der drei bürgerlichen Gruppen famen nach der Rede des Berichterstatters ausgiebig zu Wort. Als Edert, der sich schon vor Beginn der Verhandlung schriftlich zum Wort gemeldet hatte, nach der Geschäftsordnung zum Reden kommen mußte, stellte der Führer der orthodogen Gruppe, Pastor Philipps aus Berlin , den Antrag auf Schluß der Debatte, der mit großer Genugtuung von dem Präsidenten zur Abstimmung gestellt und von der Mehrheit angenommen wurde. Der Kirchentag brachte damit eindeutig zum Ausdruck, daß er die Stimme der sozialisti jchen Arbeiter, die sich noch zur Kirche bekennen, und die zur schärfsten Kritik an der vergangenen und gegenwärtigen Führung der deutschen evangelischen Kirchen gezwungen sind, nicht hören will Pfarrer Edert erklärte darauf, daß die Geschäftsordnung des Kirchen tages so gehandhabt werde, daß eine von der Auffassung der Mehrheit abweichende Ansicht nicht zum Ausdrud gebracht werden könne. Er verließ deswegen unter Protest
den Saal.
Diese Borkommnisse zeigen, wie gering die herrschenden Kreise der evangelischen Kirche von der Mitwirkung sozialistischer Glaubensgenossen denfen. Es wird sie deshalb nicht besonders fränken, wenn ihre Kirche immer mehr zu einem Bereinchen des geistig rüdständigen ., Airchenvolfs" wird.
Die neuen Tarife in der Praxis
Die neuen Tarifbestimmungen im Berliner Ber fehr haben sich am ersten Tage ihrer Anwendung im Allgemeinen chne Reibungen eingeführt. Die Mehrzahl des Publikums war durch die Presse über die Veränderungen informiert und viele der Fahrgäste legten bereits bei Lösung des Scheines die peinlichen 5 Pfennige für Umsteigen zu. Nur bei der praktischen Aus= wirtung der neuen Tarife zeigten sich Berwicklungen, die von den Verkehrsgesellschaften wohl nicht vorausgesehen waren.
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Das geschulte Personal gab sich alle Mühe, bei jedem neuen Schein dem Fahrgast einen furzen Unterricht zu halten, was durchroeg mit Humor aufgenommen wurde. Nur am Abend war es durch tiefe Mehrarbeit so ermüdet, daß strittige Fälle oft zu langen agendebatten zwischen Schaffner und Publikum führten. Ein Arbeiter, der am Bahnhof Halensee einen l m steiger" löfte und am Olivaer Plazz in die Omnibuslinie„ T" umstieg, mußte ein peinliches Berhör über sich ergehen lassen, warum er eine halbe Stunde seit dem Einsteigen und Umsteigen habe verstreichen laffen. Der Schaffner rechnete ihm vor: Der Schein war um 9 Uhr abends geInipft, der Omnibus braucht zur Fahrt bis zum Olivaer Platz 10 Minuten, die Uhr zeigte aber schon 9% Uhr. Der Fahrschein wurde zerrissen und der Fahrgast mußte einen neuen lösen. Hier scheint man mit der Bestimmung des Umsteigens ohne Aufenthalt" scheint man mit der Bestimmung des Umsteigens ohne Aufenthalt" doch etwas rigoros zu verfahren, denn wenn man rechnet, daß der Fahrgast außer den 10 Minuten der ersten Fahrt etwa 18 Minuten auf das Eintreffen des Omnibus T gewartet hat und der Schein erst nach der zweiten Haltestelle der zweiten Fahrt tontrolliert wurde, sind genau 30 Minuten ver. gangen. Diese Bestimmung, wie auch die anderen des direkten Zieles und der Einstundenfahrt auf dem gelösten Umsteiger, welche die Fahrgäste zu ehrlichen Menschen erziehen wollen, birgt viel Widerfinn in sich. Das Publikum und vor allem die Fremben in Berlin wissen häufig nicht, welches die direkte Anschlußstrede ist. Die Berkehrsgesellschaft müßte mindestens die Schaffner auf den Hauptverkehrslinien genau nach den Anschlußmöglichkeiten in es zum Beispiel 3weifellos geht es zu weit, wenn man den über Steglitz und Friedenau zur Stadt fahrenden Fahrgästen verweigert, die dirette Weiterfahrt mit der U- Bahn Hauptstraße 34 benugen und ihnen aufgibt, erst an dem Knotenpunkt Kurfürsten ſtraße oder Bülowstraße umzusteigen, nur weil die U- Bahn den tleinen llmmpeg non einer Station über den Nollendorfplaß macht. Will man vom Westen oder von der Stadt aus nach Tegelort, fo wird man auf der Hinfahrt mit einem Umsteiger bis zum Ziel gescheine, also fast das Doppelte des Preises, erfordert, weil die langen, während die Rückfahrt auf der gleichen Strede zwei Jahr Straßenbahn von Tegelort bis zum Umsteigepunkt Invalidenstraße oder Oranienburger Tor über eine Stunde braucht und der Um steigefahrschein daher seine Gültigkeit verloren hat. Besonders arg ist die Berteuerung für die Bewohner von mahlsdorf und cilichen anderen Bororten. Hier fuhr man früher beispielsweise von Mahlsdorf zum Bahnhof Mahlsdorf im Autobus, benutzte dann die Wochenkarte der Stadtbahn und fam mit dem alten Umsteigeschein auf einem städtischen Verkehrsmittel zum Ziel. Dies ist nicht mehr statthaft, es muß ein zweiter Fahrschein gelöst werden, so daß sich der Preis der ganzen Fahrt um 25 Pfennige auf 70 Pfennige erhöht.
struieren.
Unter Büchern von Jad London, die der Universitäts- Verlag, Mann und Frau. Die vollkommenste Frau ist jene, welche aus herausgibt, ist eins erschienen, das uns Frauen besonders angeht: Die Herrin des großen Hauses."( Eigentlich heißt es: spätesten Geschichten, geschrieben, als er selber zum zweitenmal ver. heiratet, aber finderlos, als der erfolgreichste Schriftsteller der Ber. einigten Staaten auf seinem Mustergut in Kalifornien jaß, große Baupläne und Projette von Musterlandwirtschaft hegte, gleichzeitig aber, von innerlicher Unruhe perzehrt, umherreiste und in sich wohl schon den Todesfeim trug, der ein paar Jahre später seinem Leben vorzeitig ein Ende fette,
Londons Bücher sind immer eine glänzende Unterhaltungsleftüre. Und wer das Geld zu einer Ferienreise hat, der greift sicher nicht fehl, wenn er dies Buch in seine Reisetasche padt. Er wird spannende Unterhaltung finden. Darüber hinaus aber Stoff zu recht intensivem Nachdenken.
Schließlich Weib ist, die am stärksten auf den Mann wirft und sich ihm am völligsten gibt. Darum muß diese vollkommene Frau seinen Helden, dem vollkommenen Mann, so erliegen, wie die Stute bem Hengst. Und da sich ein Zweiter, gleich vollkommener zu ihr findet, muß sie auch diesen lieben. Von Schuld ist dabei feine Rede. Der Konflift ift naturnotwendig und der Kampf unvermeidlich. Nur gehen in der Menschenwelt nicht die beiden Rivalen zum Kampf, mie zwei Hengste es tun würden, sondern die Frau räumt sich aus dem Wege.
Es ist ein durchaus ehrlicher Versuch, eine ganz bestimmte Ge. schlechtsphilosophie zu Ende zu denken. Wunderlich bleibt dabei, daß die vollkommene, weibliche Frau, welche die Zeugungskraft der Männer aufs höchste erregt, unfruchtbar, finderlos ist.
mals
Londons Bücher sind zu sehr großem Teile Selbstbefenntnisse. Sie sind aber darüber hinaus sehr häufig gestaltete Wunschträume. Wir haben ja wohl alle Zeiten durchgemacht, in denen wir uns in Situationen hineinträumten, die uns die Möglichkeit geben, ungeahnte Bollkommenheiten zu entfalten. Solche Wunschträume( in Pubertätsjahren häufiger) sind oft die aufschlußreichsten Selbst offenbarungen. Alle Dichtung besitzt ein wenig diesen Charakter. Bei solch ungemein tätigen, lebenshungrigen Menschen wie London ist solch gebichteter Wunschtraum ein Bentil für unbefriedigten Tatendurst. Seine Goldgräber, seine Revolutionäre, fein proletarischer Dichter und viele andere seiner Helden sind Wunschgestalten, in denen er ungelebtes Leben nachlebt. In sehr hohem Maße gilt das von dem Helben des großen Hauses".
Er ist der Sohn eines reichen Mannes. Früh verwaist, geht er auf eigene Faust vagabundierend in die Welt, lernt Belt und Menschen, Wissenschaft und Technit, alle Abenteuer des Lebens fennen und setzt sich dann in den wundervollen Tälern Kaliforniens zur Arbeit. Er baut ein märchenhaftes Wunschhaus und beginnt auf jeiner Riesenfarm vollkommene Tiere zu züchten: Schafe, Schweine, Rinder, Ziegen und vor allem Pferde. Er tut das auf wissenschaftliche, rationelle Art, verdient Unsummen, schafft sich ein Leben der Fülle, der Schönheit, der Gesundheit und höchsten Profits. Seine eigene Zeit ist auf eine märchenhaft rationelle Weise von 4 Uhr morgens bis Mitternacht erfüllt und eingeteilt. Und in diesem Baradies eines modernen Amerikaners hat er natürlich auch seine amerikanische Ehe, eben die kleine Herrin des großen Hauses", eine Frau, die gesund und schön, flug und liebenswürdig, höchst gebildet und höchst natürlich, der vollkommene Kamerad und das volltommene Weib ist.
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In dieses Paradies aber tommt ein Freund, ein früherer Kamerab feiner Abenteuer. Er sieht die Frau und verliebt fich. Und fie liebt zwar den Gatten, aber liebt ebenso den Dritten. und da sie feinen Ausweg sieht, und da fie merkt, daß der Gatte fich ihretwegen töten will, tommt sie ihm zuvor und erschießt sich.
London hat hier nicht nur seine Phantasie eines polltommenen Lebens gestaltet, sondern auch seine Auffassung der Liebe und Geschlechtsbeziehungen. Darum stellt er feine brei Liebenden mitten in eine Atmosphäre der Erotit. Die ganze riesige Zuchtfarm dampft von Geschlechtsleidenschaft. Und Symbol dieser ganzen Kraft ist ein wundervoller Zuchthengst, auf dem der Held sein Liebes- und Lebens. lied dichtet: ,, Ich bir Eros, ich stampfe durch die Täler. Die Stuten fennen meinen Ruf..."
So und nicht anders sieht London auch die Beziehung zwischen
Neues vom Tage."
Neueinstudierung in der Republif- Oper.
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Damit fommt ein Bruch in die Darstellung, da wird der ganze, unvermeidlich geschilderte Konflift zu einem gefälligen Unfal Geht man nämlich der Ursache genauer nach, weswegen Lon dons ,, fleine Herrin" sich in den Freund ihres Gatten verlieht, so findet man sie höchst einfach darin, daß sie sich jammervoll lang. weilt. Sie ist eine reiche Frau, von allem erdenklichen Lurus um. geben. Sie hat interessante Gesellschaft, Sport, Bücher, Musik, Reisen, schöne Kleider und schöne Natur. Sie hat einen Gatten, aber er hat höchstens bei den Mahlzeiten und zu nächtlichem Bergnügen Zeit. für sie. Im übrigen paart sie Hengste und Stuten und züchtet Goldfifche. Wir brauchen nur einen Augenblick die fleine Herrin aus dem großen Hause in normale Verhältnisse zu versetzen: in einen Haushalt mit Kindern, die auf ihre Pflege angewiesen sind, mit häuslicher Arbeit und Geldsogen, bei denen sie ihrem Manne helfen und sein Ramerad fein muß. Das Abenteuer mit dem interessanten Freund verliert dann sofort die tragische Bedeutung. Denn der Gatte und die Kinder fönnten sie ja nicht entbehren, während sie für den anderen nichts ist als ein Abenteuer und eine Unterhaltung. Der Konflikt, den London schildert als die unvermeibliche Tragit höchft. entwickelter Menschen, entpuppt sich also als die Nöte einer Lurus. frau und einer fleinen Klasse rei her Männer.
Und hier liegt Londons Schwäche und Blindheit, die bei ihm, dem Proletarier und Sozialisten. doppelt auffallend ist. Trotzdem er die arbeitende und fämpfende Frau, die Frau, die ,, dem Manne eine Gehilfin ist", sehr wohl fennt, erscheint ihm das Weib, das er be= gehrt, immer als Lurusgegenstand, als die Frau, die verhätschelt, verwöhnt, die ausgehalten werden muß dafür, daß sie dem Manne geschlechtliche Befriedigung gibt. Gewiß ist diese Befriedigung nicht roh und brutal bei ihm, vielmehr zu einer allerfeinsten, schönheitstrunkenen Sinnlichkeit geläutert. Die Grundeinstellung aber ist diese: Ich bin Eros ... die Stuten tennen meinen Ruf."
Und dabei haben wir Frauen und hoffentlich auch die Männer doch einiges hinzuzusehen. Beispielsweise dies, daß unsere Beziehungen nicht rein biologische, sondern auch gesellschaftliche sind, daß die höchstentwickelte Frau feinesfalls nur Weib, sondern als Ehefrau und Mutter, als Kameradin und Arbeitsgefährtin des Mannes, selbständiger Mensch mit den mannigfaltigsten selbständigen Beziehungen zu Menschen, Gesellschaft und Welt ist. Daß infolgebeffen nur ganz ausnahmsweise und in unnormalen Fällen erotische Ver. widlungen biese verhängnisvolle Triebhaftigkeit zeigen; furz, daß Jack Londons Bekenntnisbuch einen Ausnahmefall zeigt und fein Gesez. Und daß wir, wenn wir den Knäuel seiner Liebesphilosophie aufgewickelt haben, erst am Anfang des Problems und am Anfang unserer Betrachtungen stehen.
Bu der ich allen fruchtbringendes Nachdenken wünsche.
Das Leben eine Reportage.
In einer neubegründeten Berliner Zeitschrift war fürzlich ein recht anregender Artikel zu lesen, der sich Die Luft um Re marque " nannte. Remarque ", so wurde dort ungefähr gejagt, sehr schön, sehr erfreulich, sehr nüßlich. Gratulieren wir uns zu Remarque !... Indessen..., irgend etwas stimmt hier nicht. Es schlecht einem zuweilen das Gefühl an: das ist die letzte Etappe der Kriegslieferungen. Dieser Mann verbient an unferen
Leiden."
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Neues vom Tage ", die luftige, tages- und zeitgemäße Oper von Paul Hindemith und Marcellus Schiffer , erscheint neueinstudiert am Plaß der Republit. Mehrere Rollen find neu besetzt, im Szenischen gewahren wir manche Beränderung und Berbeffe. rung. Doch im wesentlichen ist unter Rlemperers Führung das Gesamtbild der Aufführung wieder hergestellt, das wir tennen, das Gesamtbild der Aufführung wieder hergestellt, das wir tennen, Bild leichten, loderen und zugleich dichtesten Opernspiels, Bild voll, endeter Opernensemblekunst, wie sie in teinem anderen Berliner Aber es handelt sich nicht um Remarque allein. Es handelt Opernhaus gepflegt wird. Keme Gelegenheit, uns mit der Arbeit sich um etwas anderes. In der Berliner Illustrirten Zeitung" der Republit- Oper zu beschäftigen die nicht zu immer erneutem begegnet man dem Artifel des Kaplans Fahsei, eines promiAnlaß wurde, vor dem unerfeßlichen Berluft zu warnen, der uns nenten Katholiken, in dem er einen Besuch in Konnersreuth durch ihre Schließung zugefügt würde; einem Berluft in jeder Hinschildert. Im Berliner ,, 8- Uhr- Abendblatt" findet man den Vorficht, auch in fünstlerischer jenseits aller sozialen Erwägungen. Für abbrud eines Buches, das sich Wie wir Empörer wurden" nennt. diesmal also hat die Republit- Oper einen Abend des unbestreit- und von Ernst von Salomon stammt, einem Manne, der am barsten Erfolgs für den Spielplan wiedergewonnen. Zum Schluß Rathenau - Mord beteiligt war und in die Bombenaffäre verwidelt Beifall von demonstrativer Herzlichfeit für Klemperer und für die ift. Der Fromme schreibt in einem höchst weltlichen, der Ultrarabitate in einem lintsdemokratischen und sozusagen jüdischen Hauptdarsteller: Rose Pauly, Krenn, Wirl. Blatt.... Es gibt eine Badewanne voll triftiger Rechtfertigungsmotive bafür, die einleuchtend beweisen, daß die Autoren dennoch ihrer Sache durchaus treu find, und daß kein Matel auf sie entfällt. Aber wie muß der Therese Neumann zumute sein, wenn sie den Artikel eines Glaubensgefährten über sich in der„ Berliner Illustrirten lieft! Bas würden die Fischer und Kern, die ihr Berbrechen mit dem Tode gebüßt haben, empfinden, wenn sie er. führen, daß einer ihrer Mordkomplizen aus den gemeinsamen Er. innerungen Rapital aus Moffe schlägt! Die verdienen an unferen Leiden."
K. P.
Was studieren die Kinder der Arbeiter! Im Sommersemester 1929 haben von den 116 949 deutschen Studierenden aller unserer Hochschulen 3120, also 2,67 Broz., als Beruf des Vaters ,, Arbeiter" angegeben. Aus einer näheren Unter fuchung der Zahlen, die im ,, Studentenmert" veröffentlicht wird, er gibt sich nun eine charakteristische Berteilung der Arbeitertinder auf Die einzelnen Studiengebiete. Während mehr als ein Biertel aller Universitätsstudenten sich der Rechts und Staatswissenschaft widmet, Medizin und Zahnheilkunde ist das Verhältnis fogar 20,56 3u entfallen hier auf die Kinder der Arbeiter nur 15.64 Broz.; bei der 7,80 Bros. Anders steht es mit dem Studium der latholischen Theologie; die an den Universitäten und den katholischen Atabemien machen 12.21 Proz. aller Theologiestudierenden und 13,78 Broz. und Hochschulen katholische Theologie ftubierenden Arbeiterföhne der Arbeiterstudenten aus. Beiter sind die Arbeitertinder erheblich mehr, als es dem Durchschnitt entspräche, beteiligt am Studium der Mathematik und Physik, also an allen auf den Lehrerberuf zielenben Sprachen und der Germanistit, der Philosophie und Bädagogit, der Studien; die gleiche Tendenz macht sich auch an den Technischen Hochschulen bemerkbar. Im ganzen widmeten sich an allen deutschen Hochschulen 43,43 Broz. der Arbeiterfinder gegenüber 26.15 Bros. Der Gesamtheit philologisch- pädagogischen, 17,76 gegenüber 7,11 thealogischen Studien, während an allen anderen Fächern die Kinder ber Arbeiter mit 38,81, die übrigen Studierenden mit 66,74 Broz beteiligt find.
Staatstheater und Tonfilm Wie der Amtliche Breußische Pressedienst mitteilt, haben die Generalintendanten der Staats
Das Erlebnis ist nicht immer in dem Maße Alleinbefiz wie ehedem; es fehit ihm die Keuschheit. Die Welt hat einen ungeheuren material hunger. Die Zeitung, das Kino, das Radio, das Buch schlägt, wird feinen Namen am Nachmittag im Senjationsblatt schreien nach Stoff. Der Mann, der am Vormittag seine Frau erfinden, vielleicht auch sein Photo. Man muß das Wissen darum, daß mittelbarteit nehmen? Es hallt heute der dringliche Ruf an bem so fein wird, die Tat oder die Stimmungsmomente, die zu der Tat führen, nicht beeinflussen, ihr die Urwüchsigkeit, die UnStoffgebiete für die tägliche Unterhaltung werden, bekommen sie Wirklichkeit! Aber in eben dem Maße, wie Leben und Wirklichkeit felbft etwas Schattenhaftes, Bosenhaftes. Das Leben scheint um Menschheit in zwei Hälften zerfält. Die eine Hälfte lebt Die Der Reportage willen da zu sein. Vielleicht kommt die Zeit, da die andere Hälfte berichtet über das Beben. Auch Remarque ist inzwischen verfilmt worden. Der Fall soll ausgezeichnet und durchaus pazififtisch sein. Wunderschön prächtig, hocherfreulich. Der Regiffeur heißt Laemmie junior und ist der Sohn vom alten Laemmle aus dem Heiligen Lande des Dollars. Laemmle junior dem Sujet Weltkrieg, das 12 Millionen Namen verlöschte, verdanten, daß er sich einen Ramen machen tonnte.
Früher hatte man Erlebnisse; heute publiziert man sie.
Im Interesse eines reibungslosen Berlaufs der neuen Ber- theater von Preußen, Bayern , Sachsen , sowie der Generalbireftor mird sich gut einführen in der internationalen Filmwelt und es
tehrsordnung wäre zu wünschen, daß diese Unebenheiten bald aus gemerat werben.
schlossen, nach der in allen Angelegenheiten des Tonfilms gemein I sam vorgegangen werden soll.
H. B.