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Rr. 309-47. 36rgang 1. Beilage des Vorwärts

Wochenende

Mark

in der

Ausflüge in die weitere

Spreewald.

Die so oft gepriesene Romantit des Spreewaldes dauert auch heute noch fort troß, der durch bequemere Verkehrsverhältnisse und Massenführung so stark gesteigerten Menschen­menge. Wer freilich in dem Kirchgang der Wendinnen die Hauptsensation des Spree­waldes erblickt, mag getrost mit der Bahn nach Burg fahren für all die aber, denen die Natur eine Offenbarung bedeutet, wird die altväterliche Kahnfahrt ohne weiteres

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Geräusch als das der eigenen Reisegesellschaft

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eine Erinnerung abgeben, die höchstens

erst in Venedig übertrumpft wird.

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Frasie n

Die Bahn Lübben- Straupiz- Burg­Rottbus bringt den Reisenden in Alt­3auche und in Straupit zum Anschluß an das Wasserelement der auf Straupit. folgende Ort Byleguhre( mit See) ist Som­merfrische. Für Autofahrer ist die neue Chaussee Lübben- Straupiz- Burg geschaf= fen. Wer zu Fuß durch, den Spreewald gehen will, wird gleichfalls die obere Partiz des Spreewaldgebietes durchstreifen. Deren Bevorzugung erklärt sich dadurch, daß es Waldgebiet ist, während die gerade Strecke Lübbenau- Leipe- Burg durch das Wiesengebiet führt.

Umgebung

fahrt 6-7 Stunden) geht über Lehde ( Spreewald- Benedig) nach Gasthaus Wotschofska, dann nach Kreuzung der Großen Mutniza und Eintritt in das Waldrevier zum Forsthaus Schüßenhaus, weiter auf der Mühlspree nach Försterei Kannomühle, dann über Eich

Spreewaldbank( Brücke) im Erlenwald bei Eiche

Das zu Berlin näher gelegene Lübben hat sich durch die bereits genannte Bahn seinen Anteil an dem|( Gasthaus, Forsthaus) entweder direkt nach Straupiger Buschmühle Oberspreewald gesichert, es ist aber auch Ausgangspunkt für oder auf dem Umwege auf der Milanka und dem Straupiger Fahr­den weniger bekannten, aber befuchenswerten Unterfpreewald, füieß über Forsthaus Horst ebendahin. Weiter geht es in südlicher in dem Schlepzig sich eine dominierende Stellung verschafft hat. In Lübben ist auch Siz und Hauptbüro des Verkehrsamts für Ober­und Unterspreewald. Lübbenau ist aber der gegebene Ort für den Reisenden, der in bequemer Kahnfahrt die Schönheiten des Waldreviers und die Reize der Gegend um Burg und diesen Ort felbft kennen lernen will. Die Fahrt Lübbenau- Burg( reine Kahn

Todessturz vom Leitergerüft.

Ein morsches Laufbrett die Ursache.

Auf dem Hof des Grundstücs Cint straße 16 ereignete sich gestern nachmittag ein schwerer Unfall, bei dem der 67jährige Hilfsarbeiter Adolf Klingsporn aus der Friesen­straße 11 auf entsetzliche Weise ums Leben kam.

Der alte Mann war auf einem Leitergerüst, das zum Verpuzen der Hinterfassade errichtet worden war, in der Höhe des 4. Stock­wertes beschäftigt. Als Klingsporn ein Laufbrett überschritt, brach das Brett plötzlich mitten durch. K. stürzte kopfüber auf den asphaltierten Hof hinab, wo er mit zerschmetterten Gliedern tot liegen blieb.

SINCLAIR LEWIS

14]

DER ERWERB

Uebersetzt von Cl. Meitner.

Richtung durch die Burger Kaupen nach Burg. Will man Leipe das ,, Lagunendorf in typischer Spreewaldlandschaft" kennenlernen, so fährt man von Lehde auf einem Fließ dorthin und findet durch Weiterfahrt auf der Leipschen Grobla Bolenzschenke vorbei Anschluß in Eiche an die Route Lübbenau - Burg.

ander

Wie die fofort eingeleitete polizeiliche Untersuchung ergeben hat, war das Brett an der Bruchstelle derart morsch, daß es selbst eine schwächere Belastung nicht mehr hätte aushalten tönnen. Gegen den Unternehmer, den durch mangelhafte Materialkontrolle die Schuld an dem Unglück beizumessen ist, wird ein Verfahren eingeleitet werden. Die lebensgefährliche Tätigkeit der Bauarbeiter bedarf ganz besonders sorgfältigen Schutzes, und gegen Unternehmer, die den Schutz vermissen lassen, sollte rücksichtslos vorgegangen werden.

In der Gartenstraße wurde der 53jährige Kaufmann Jeremias Lewiberg aus der Chodowieckistraße 10 beim Ueber schreiten des Fahrdammes von einem Lastauto überfahren und lebensgefährlich verletzt. Der Verunglückte fand im Lazaruskranken­haus Aufnahme, wo er bald nach seiner Einlieferung gestorben ist.

gafergesellschaft verwenden würde. Das hat man davon, wenn man versucht, die Benzintonne" literarisch anzu­streichen die Leute missen's nicht zu schäzen."

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Sonnabend, 5. Juli 1930

Aenderung der Umsteigebedingungen!

Die Beschlüsse des Aufsichtsrats der BVG.

Was wir im gestrigen Abendblatt vorausjagten, ist eingetreten: Der Aufsichtsrat der Berliner Verkehrsgesell­schaft beschloß, die Umsteige bedingungen auf den Berliner Berkehrsmitteln abzuändern.

Wie wir erfahren, standen im Vordergrund der Verhandlungen die zahlreichen Klagen aus dem Publikum, die in den letzten Tagen nicht nur bei uns und auf anderen Redaktionen, son­dern in natürlich noch größerer Zahl bei der BVG. eingelaufen sind. In der Sitzung des Aufsichtsrats wurde festgelegt, daß an sich an den Beschlüssen, die Umsteigezeit auf eine Stunde zu beschrän fen und das Umsteigen nur in unmittelbarem, zeitlichem und räum= lichem Anschluß zur Erledigung einer Fahrt zu gestatten, festges halten werden müsse. Der Aufsichtsrat wünscht aber im übrigen eine möglichst liberale Handhabung der Umsteigebestim­

Der Aufsichtsrat beschloß deshalb den Fortfall der Vorschriften, nach denen nur bestimmte Bahnhöfe der Untergrundbahn beim Umsteigen zu benutzen sind, und ebenso den Fortfall der Be­stimmungen, wonach der kürzeste Weg zur Erreichung des Reise­ziels zu wählen ist. thlen ift.

Dies wurde nicht deswegen beschlossen, weil sachlich die Zweck mäßigkeit der Wahl eines fürzesten Weges bestritten wurde, sondern weil man bei der Vielseitigkeit der Verkehrsbeziehungen in Berlin Diskussionen zwischen dem Fahrpersonal und den Fahrgästen über die verschiedenen Möglichkeiten der Erreichung des bestimmten Zieles ausschalten will.

Wie wir weiter hören, wird die Direktion der BVG. auf Grund dieser Beschlüsse des Aufsichtsrats nach Benehmen mit der Polizei in kürzester Frist neue Anweisungen geben. Die Beschlüsse des Aufsichtsrats tragen einem Teil der Wünsche Rechnung, die der ,, Borwärts" in den letzten Tagen geltend machte, wiewohl nicht verschwiegen sei, daß auch jetzt noch gewisse Härten bleiben, auf die zu gegebener Stunde zurückzukommen sein wird.

Wieder ein Kommunist gebrandmarkt.

Wie Stadtrat Stimming verleumdet wurde.

Im Oktober 1929 machte der kommunistische Bezirksverordnete Paul Goldbach in der Bezirksversammlung von Lichtenberg mit deutlichem Hinweis auf den stellvertretenden Bürgermeister, den sozialdemokratischen Stadtrat Stimming, den Zuruf: Wir kennen schon die Korruptionswirtschaft, die in der Bau­verwaltung herrscht!" Außerdem verbreitete er über Stimming, daß ein Hauskauf, den dieser getätigt habe, nur ein Schein­fauf gewesen sei.

erweiterten Schöffengericht zu verantworten. Am 22. Mai hatte er Jetzt hatte sich Goldbach wegen Beleidigung vor dem eine Bertagung erreicht unter dem Borgeben, neues Beweise material vorlegen zu wollen. Bei dem Termin, der jetzt statt­fand, erwies es sich, daß Goldbach aus dem hohlen Faß gesprochen hatte und nicht in der Lage war, den Wahrheitsbeweis zu er­bringen.

Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe von 400 Mart. Das Gericht entschied dementsprechend. Wieder einmal, wie stets, wenn Kommunisten Sozialdemokraten angreifen, wurde in der Urteilsbegründung festgestellt, daß der Beleidiger einen Wahr­heitsbeweis für seine frech in die Welt hinaus posaunten Behaup­tungen nicht erbringen konnte.

Erhöhter Feuerschuh auch in den Berufsschulen.

Der Magistrat hat in seiner Sigung vom 18. Juni die zur Beschaffung von 83 Feuerlöschdecken für die Berufs= schulen notwendigen Mittel bewilligt. Damit ist ein weiterer Schritt getan, um nach Möglichkeit die Feuerunsicherheit in den Berliner Schulen zu beheben.

sagt, daß Sie für mich ein Diktat aufnehmen werden. Werfen Sie die Blaupausen von dem Stuhl dort und setzen Sie sich. Bin gleich fertig."

ROMAN ausia, fragte Babjon fie: Was iſt denn los, Mädel? Soll Wörterbuch von einem Regal herunter und schlug hoffnungs­

Meyer& Jessen, Vertrieb, München .

,, Haben Sie schon je versucht, einen Roman zu schreiben?" hörte Una einmal S. Herbert fragen.

,, Nein, aber mein Gott! Jeder Esel könnte was Besseres schreiben als das Zeug, das heute veröffentlicht wird. Es ist alles ein abgekartetes Spiel; die Verleger nehmen nur, was ihre Freunde ihnen bringen."

Im Laufe einer Woche hörte Una, wie Walter Babson ungefähr dieselben Behauptungen drei verschiedenen Leuten gegenüber äußerte, ja, er erzählte es einfach jedem im Büro, der es hören und sich zunuze machen wollte. Dann wieder hatte er anscheinend dem Rufe der Literatur sein Ohr ver­schlossen und schnauzte den dicken Assistenten des Herrn S. Herbert Roß an, er sei ein Lohnsklave und ein Narr, weil er nicht eine Angestellten- Gewerkschaft gründe Nach ein oder zwei Wochen war er wieder literarisch eingestellt. Er stürzte auf den Bürochef zu, legte ihm ein Manuskriptblatt hin und rief: Sie, Nat! Lesen Sie das einmal und sagen Sie ehrlich, was Sie davon halten. Ich will ein wenig Literatur in die Benzintonne" träufeln, auf die Gefahr hin, daß sie explodiert. Da, sehen Sie einmal! Ich soll den Kells- Vergaser propa­gieren dabei ist die ganze Propaganda erlogen und da hab' ich ein Gedicht daraus gemacht; lesen Sie es einfach wie Brosa, leicht und angenehm zu verdauen. besonders zu träglich für Kinder und S. Herbert Souse, Sherbert Souse, meine ich." Er las schnell sein seltsames lyrisches Wert vor, hielt aber nach wenigen Zeilen inne und schrie: Schweinerei, die letzte Zeile; aber das werd' ich schon noch ausbessern. Sagen Sie, das wird doch Aufsehen machen, wie?"

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3wei Tage später hörte Una Babson herauskommen und fich beklagen, daß fein Meisterwerf dem Chefredakteur nicht gefallen habe, der nun den Originalentwurf der Kells- Ber­

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Una wäre eigentlich geneigt gewesen, ihn zu verachten, aber dann blieb er wieder bei den Laufburschen stehen, zog sie an den Haaren und riet ihnen, ein wenig Grammatik zu lernen. Und als Fräulein Moynihan einmal niedergeschlagen ich jemand für Sie durchprügeln? Wird mir ein Vergnügen sein, den Chef hinauszuwerfen, oder dergleichen. Habe bisher noch nicht das Vergnügen gehabt, aber meine Name ist Roose­ velt und ich bin der neue Portier", und so brachte er tausend Blödheiten hervor, bis Fräulein Moynihan wieder vergnügt dreinsah. Bei solchen Freundlichkeiten wurde es Una warm ums Herz, wie wenn ein kleines gelbes Hündchen mit dem Schwanz wedelt.

Während dieser ganzen Zeit hatte Walter Babson noch nie mit ihr gesprochen.

Fünftes Kapitel.

1.

Der Bürochef trat mit gleichgültiger Miene zu Unas Schreibtisch und fragte: Haben Sie hier schon einmal ein Stenogramm aufgenommen?"

Mein, aber...", bebend vor Eifer ,,, ich möchte gerne, ich fann ziemlich gut stenographieren."

,, Schön. Herr Babson in der Redaktion will etwas dif­tieren; Sie könnten's einmal versuchen."

Una war so aufgeregt, daß sie sich selbst eine dumme Person schalt. Sie ergriff ihr noch unberührtes Stenogramm­heft, ihre wie Lanzen gespizten Bleistifte und bemühte sich, so bescheiden wie ein Mäuschen auszusehen, als sie durch das Büro schritt, um ihr erstes wirkliches Dittat aufzunehmen- ihre glorreiche Laufbahn zu beginnen... Und obendrein für Walter Babson, den geliebten Toren, der nun zu ihr sprechen würde.

Es war ein harter Schlag für sie, daß sie in seinem 3immer angelangt wartend hinter ihm stehenbleiben mußte, während er in seinem Rollschreibtisch herumrumorte und anscheined damit beschäftigt war, sich die Haare auszu reißen. Dann sah er sich um, erblickte fie und plauderte drauf los: Oh, Sie sind's, Fräulein Golden? Man hat mir ge­

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Während Una auf der Stuhlkante saß, riß er alle Laden auf, fuhr suchend mit den Händen in allen Fächern herum, durchwühlte ganze Stöße von Papieren und Briefen, die überquellend einen Drahtkorb füllten, ja, er holte jogar ein voll den Deckel des Buches auf. Die ganze Zeit über hörte er nicht auf zu reden, und Üna lächelte verlegen, nicht ganz sicher, ob seine Bemerkungen an sie gerichtet seien oder nicht: Zum Teufel! Wo habe ich denn jetzt nur diese ver­fluchten Notizen hingesteckt? Jetzt möchte ich wissen, wo in des... Hier sind... Nein.

"

Endlich fand er in einem Buch über Brennstoffe für Motoren ein paar Zettel, auf die er mit einem stumpfen weichen Bleistift einige Notizen gefrigelt hatte, und dann begann er einen furzen Artikel über Luftkühlung zu diktieren. Una hatte entfegliche Angst, ob sie bloß nachkommen würde; doch sie hatte die letzten Nummern der Auto- und Benzin­Woche" sorgfältig geleien, hatte sich im Stenographieren der fachtechnischen Ausdrücke geübt, auch war ihr angenehm, daß man ihr bei der Arbeit nicht zusah. Babson schien wahrhaftig genügend damit beschäftigt, seinen ruhelosen Geist davon ab­zuhalten, geradeswegs aus dem Körper zu fahren.

Als erfertig war, fragte er: ,, Haben Sie hier schon ein­mal ein Dittat aufgenommen?" ,, Nein, Herr Babson."

,, Ueberhaupt schon einmal ein automobiltechnisches ,, in."

Diktat?"

, Dan lesen Sie's mir lieber einmal vor! Ihr unmittel­barer Borgesetzter- der Bürochef- ist ganz anständig, aber der Sekretär schleicht immer herum, und falls Sie einmal mit Ihrem Stenogramm Schwierigkeiten haben sollten, wenn der alte Schafstopf in der Nähe ist, so tippen Sie nur schnell drauflos, ganz egal was So, jetzt lesen Sie mir das Zeug vor." Das Stenogramm war ganz in Ordnung. Er nickte und fagte: Gut gemacht, Kleine. Sie werden ganz schön vor­wärtskommen. Sie nehmen mein Diktat besser auf als diese aufgeregte Antilope, Fräulein Harman. So, das wäre alles." ( Fortsetzung folgt.)