Die mitgetheilten Prozentsätze sind nun nach zweiRichtungen kennzeichnend: nicht blas für die wirthschaftlicheEntwickelung Nordamerikas, sondern auch für die sozialenAenderungen, die in Europa vor sich gehen. Für Amerikabeweist das die Entwickelung von Industrie und Handel,für Europa aber das relative Zurückgehender landwirthschaftlichen Erwerbsthätig-t e i t. Wir wollen das letztere besonders auf grund derdeutschen Zahlen nachweisen.Die deutsche Auswanderung hat bekanntlich in derzweiten Hälfte der 70er Jahre bedeutend abgenommen.Aber schon mit dem Jahre 1830 beginnt wieder eine sehrstarke Auswanderung. 1850 bis 1871 betrug die deutscheAuswanderung durchschnittlich 90 900 Personen pro Jahr,sie sank in der Periode 1872/80 aus 72 500, beträgt aberin dem Dezennium 1881/90 im Jahresdurchschnitt130 700 Personen. Trotz dieser hohen Zahlen hat sich dieZusammensetzung der Auswanderung, wie oben an-gegeben, geändert. Woher rührt das? Nehmen jetzt andereLandestheile, andere wirthschaftliche Gebiete des DeutschenReichs an der Auswanderung größeren Antheil? Keineswegs.Die Vertheilung der Auswanderer auf die einzelnenGegenden hat sich nicht wesentlich verschoben. Aber inner-halb jeder einzelnen Gegend hat sich eben die gleiche Um-Wandlung in der beruflichen Zusamniensetzung der Aus-Wanderer vollzogen, wie im Reich überhaupt.Unter 100 Auswanderern über Hamburg entfielen aufden Beruf ,L a n d w i r t h s ch a f t":Ueberall das gleiche Ergebniß: eine Abnahme des Pro-zentsatzes der ländlichen Arbeiter unter den Auswanderern.Dennoch ist es noch immer das platte Land, das die meisteAuswandererzahl giebt. Das weist deutlich darauf hin, daßeine WandlunginderberuflichenZusammen-setzung der Landbevölkerung vor sich gegangenist. Der Auswanderer ist nicht mehr der Bauer, der seinenWohnort wechselt, es ist der proletarische Bauer,der eine industrielleVerwendung sucht und, weiler sie zu Hause nicht findet, die weite Reise über den Ozeannach einem fremden Lande wagt.Man hemmt durch Brodvertheuerung und Verbrauchs-steuern überhaupt die Entwickelung der deutschen Industrie.Und was ist die Folge davon? Statt deutscherMaaren werden deutsche Arbeiter nach den be-kannten Stapelplätzen des überseeischen Marktes versendetWas Wunder, daß sich in jenen Ländern, vor allem inden Vereinigten Staaten, eine selbständige Industrieentwickelt? Man sucht sich der amerikanischen Getreide-konkurrenz zu erwehren, die das Kapital selbstverschuldet hat, und so wächst die industrielleKonkurrenz Amerikas heran. Diese Konkurrenz machtsich schon recht fühlbar. Sie muß zum Zusammenbruch derkapitalistischen Produktionsweise führen.VolikifchvBerlin, 8. April.Die Wirren ini Zentrum. Die gestern von unserwähnte anonyme Zuschrift in der„Deutschen Reichszeitung", in der verschiedene Zentrumssührer einesreaktionären, agrarischen Komplotts zur Sprengung derZentrumspartei bezichtigt werden, hat verschiedene Entgegnungen der Angegriffenen in den Parteizeitungen herbeigeführt. Am ausführlichsten antwortet Dr. P o r s ch. dermündet, ist von mit Bildschnitzereien bedeckten Holzwändenhergestellt; auch das Thor macht mit seinen ausgearbeitetenFüllungen eine glückliche Wirkung. Auch die Mihrab, dieMecea anzeigt, eine von Marmor gemeißelte, gemalte undvergoldete Nische, ist von ausgezeichnetem Styl undWirkung. Der mittleren Thür gegenüber erhebt sich links»nd rechts an der anderen Seite des Hofes der Minaret.Wir stiegen seine hundertneunundzwanzig Stufen hinauf.Von oben erscheint Kairuan zu unseren Füßen wieein Schachbrett von Gipsterrassen, aus denen uberall diegroßen blendenden Kuppeln der Moscheen und Kubbas vor-springen. Während nahe den Mauern hier und da grüneFlecke von Kakteen erscheinen, ist weiter herum, so weit dasAuge sehen kann, endlose, gelbe Wüste. Dieser Horizontist unendlich traurig und öde und beängstigender als dieSahara selbst. Wie es scheint, war Kairnan früher vielgrößer; man führt noch die Namen der verschwundenenStadttheile aus.Außerhalb der Stadt in der Entfernung von kaumeinem Kilometer zieht die Zauia, die Moschee des Sidi-Sabal(des Barbier des Propheten) den Blick auf sich, und wirmachen uns auf den Weg sie zu besuchen. Abweichend von Djama-Kebir ist sie in keiner Weise imposant. Aber sie ist die zierlichste,bunteste und koketteste Moschee, die ich je gesehen; und dasvollkommenste Muster der dekorativen Kunst der Araber.Eine Treppe von Fayence von herrlicher Zeichnung führtauf einen kleinen gepflasterten mit ähnlichen Fayencen ver-täfelten Vorhof. Dieser ist von einem Kreuzgewölbe inHufeisenform und römischen Säulen getragen und macht,wenn man bei Sonnenschein eintritt, den blendendenEffekt eines vergoldeten Vorhanges, der über anderemwcderbare Fayencen wogt, mit denen alle Mauern bedecktsmd; endlich ein weiter eingeschloffener viereckiger Hos,ebenfalls von prachtvollen, glänzenden Fayencen undvon einer unglaublichen Mannigfaltigkeit zarter Ära-bcsken. Er führt in das Sanktuarium, das das GrabdeS Sidi-Sabal umschließt, des Gefährten und Barbier desPropheten, von dem er drei Barthaare bis zu seinem Todeauf seiner Brust bewahrte. Dieses Heiligthum, verziert mitregelmäßigen Zeichnungen in weißem und schwarzem Mar-mor, auf dem sich Inschriften hinziehen und das voll dickerTeppiche und Fahnen ist, gefiel mir weniger, als die beidenunvergeßlichen Höfe, durch die man zu ihm gelangt. BeimWeggehen durchschritten wir einen dritten Hof, in dem sichjunge Leute aufhielten. Es war eine Art muselmännischesSeminar, eine Schule des Fanatismus. Alle diese Ordens-Häuser der Zauias, mit denen der islamitische Boden bedeckt ist, sind sozusagen die Eier der unzähligen Orden undBrüderschaften, in die die einzelnen Sekten der Gläubigensich rheilen.(Fortsetzung folgt.)rundweg für sich wie die anderen die ihnen zugeschobene Absichtbestreitet und den Anonymus auffordert, mit seinem„reichelichen Material" hervorzutreten. Die Ausforderung läßt daranschließen, daß Dr. Porsch hinter dem Anonymus eine inder Zentrumspartei angesehene Persönlichkeit vermuthet.Dr. Porsch macht, um die Unzuverlässigkeit seines Angreiferszu kennzeichnen, darauf aufmerksam, daß der Fürstbischo'Kopp von Breslau, der angeblich in Rom„weilt", um denPapst für den reaktionären Plan zu gewinnen, bereits am14. März nach Breslau zurückgekehrt sei. Unter denübrigen Zuschriften ist die des Fürsten v. Löwenstein bemerkenswerlh, der zwar erklärt, er müsse„reif fürs IrrenHaus" sein, wenn er die Sprengung des Zentrums und dieWiedererneuerung geburtsständischer Vertretungen anstrebenwollte, der aber dann in Vertheidigung der Bestrebungendes agrarischen Freiherrn von Los schreibt:„Baron von Loö erkennt in der berufsgenossenschaftlichenNeorganisation das Heil- und RettungSmittel wie der Gesellschaftim allgemeinen, so auch des bäuerlichen Standes. Er befindetüch hierbei im Einklang mit den Lehren Leo XIII. und mit derUeberzengung fast aller christlichen Sozialpolitiker. Nicht dieseBestrebungen des Freiherrn von Los werden verhängnißvollfür das Zentrum; verhängnißvoll wäre nur, wenn dasZentrum sich diesen Anschauungen verschließen oder gar ent-gegentreten würde, und wenn es abweichend von den Normendie es sich selbst in dem Programm bei seiner Konstiluirung1871 gegeben hat, die libsrtas in dubiis(Freiheit in Zweifelhaften Dingen) seinen Mitgliedern nicht gestatien wollte!—Gott sei Dank besteht aber hierfür keine Gefahr; noch vorwenigen Tagen erhielt ich aus sicherster Quelle die kategorische.beruhigendste Versicherung, daß sowohl das ideale Zielberufsgenossenschaftlicher Organisation der Gesellschaft,als auch die im Punkt 3 des Programms vom Jahre1871 gewährleistete Freiheit von dem ganzen Zentrum jetzt(seit 3 Jahren wieder) hochgehalten werden und auch serner alsGrundsätze werden gewährt und befolgt werden."Durch diese Mitthcilung des Fürsten Löwenstein ge-winnt der Streit ein ganz neues Gesicht. Die ihm gewordene„beruhigendste Versicherung", daß der Punkt 3 desParteiprogramms jetzt wieder hochgehalten werden solle,läßt sich nur so verstehen, daß das Agrarierthum fortan inder Zentrumspartei genau so freien Spielraum haben soll,wie es ihn sich in der nationalliberalen Partei gesicherthat. Also der„feste Thurm" erweicht sich zu derMolluskenstruktur, die das Charakteristikum allerMittelparteien ist. Im Lichte dieser Löwensteinschen Erklärung erscheint nun aber auch die Enthüllung des Anonymus als ein letzter Versuch der demokratischen Elemente der Partei, den Agrariern in letzterStunde noch das Spiel zu verderben. Es wird sich ja zeigen,wie weit sie noch das Heft in der Hand haben. Zunächst muß,auch wenn der Anonymus nichts weiter verlauten läßtdie„Kölnische Volkszeitung" das Wort nehmen, da dievom Fürsten Löwenstein behauptete Stellungnahme derParteileitung der von dem rheinischen Organ der Zentrumsdemokraten gegenüber dem Freiherrn von Lo« und denAgrariern eingeschlagene Politik direkt widerstreitet. Also:„Was steckt dahinter?" muß man mit der„DeutschenReichszeitung" fragen.—Im Zwist Stöcker-Krause haben sich beide Kämpen,der H o f p r e d i g e r a.D. und der Oberst z. D., nunbereits wiederholt gegenseitig der Wahrheitswidrigkeit bezichtigt, in langathmigen Erklärungen natürlich.Wir wagen den Streit nicht zu entscheiden. Es kann jasein, daß sie beide recht haben. Wahrhaft gerührt hatuns aber die in der heutigen Erklärung des Oberstenv. Krause in der„Kreuz-Zeitung" enthaltene Versicherung:„Auch ein Offizier kann zu einer richtigenErkenntniß gelangen." Gewiß kann er das! Eskommt nur leider nicht häufig vor. Dazu ist er meist zusehr in Standesvorurtheile und Klaffeninteressen eingewickelt.Und uns will bedünken, daß der Oberst z. D. ebenso aufeinen Holzweg gerathen ist wie der Herr Hofprediger a. D.Jndeß, wer weiß, vielleicht kommt er noch einmal zurrichtigen Erkenntniß. Nur nicht den Diuth ver-lieren!—Plndter II. ärgert sich wieder einmal, daß die Sozial-demokratie von der Presse nicht todtgeschwiegen wirdAber warum fängt Pindter nicht bei sich selbst an? Wenner uns todtschweigt, so wird kein Meissch das bemerkenDaß die übrige Presse uns nicht todtschweigt, dafür sorgenw i r. Ein guter Peitschenhieb bringt auch den maulfaulstenKöter zum„Schreien".---Die Petersgesellschaft verfolgt den alten Schwindlerkniff, durch lautes Geschrei den Glauben der Unschuld er-wecken und die Ankläger einschüchtern zu wollen. Wir er-wähnten bereits der Lügenpeterei des Schicnenflicker-Organs,das von Bebel behauptete, er habe das Material gegen denafrikanischen Mädchenmörder schon voriges Jahr gehabtnnd aus unlauteren Beweggründen damit zurückgehalten.Bei dieser Behauptung verblieb das saubere Blatt, obgleiches dadurch nur verrieth, daß seine eigenen Hinter-männer schon seit länger als Jahressrist auch dieseInfamie ihres Patrons gekannt haben.Jetzt nun, nachdem wir der Pctersgesellschaft'alle Aus-wege verrannt hatten, greift sie zu einer neuen Diebcslistund behauptet, w i r hätten auf Drängen des Schienenflickcr-Organs„einräumen müssen", daß die Partei schonvoriges Jahr das Material gegen Peters gekannt habe,—nur sei es in Vollmar's und nicht in Bebel's Besitz ge-wesen.Nun, wer hat denn das jemals bestritten? Umgekehrtsind gerade w i r es gewesen, die von Anfang an sagten,alles in Frage kommende Material sei alt und denEingeweihten läng st bekannt.Zu den Eingeweihten gehört aber in erster Linie dienationalliberale Schienenflicker-Gesellschaft, die seit Jahrenvon allen Schurkereien und Schandlhatendes Peters Kenntniß hatte, nnd denselben trotzdem— wonicht deswegen— zu einem deutschen Nationalheiligenzu machen bemüht war.Tie Lügenpeters-Gesellschast war glücklicherweise nichtin der Lage, das Geheimniß hermetisch zu verschließen. Esgiebt doch auch anständige Leute unter den Kolonial-menschen, und so gelangte unsere Partei allmälig in denBesitz des Materials.Um denen um Peters einige angenehme Stunden zubereiten, sei hier verrathen, daß Bebel nicht alles Pulververschossen hat, daß wir fortwährend in den Besitzneuen Materials kommen; und daß wir denMädchenmörder und seinen Gönnern und Helfershelfernnächstens wieder Gelegenheit geben werden, sich im Spiegelzu betrachten und über neue indiskrete Enthüllung derschönen Petersseele sich in sittliche Entrüstung hineinzu-arbeiten. Also aufgepaßt: Die Nilpferdpeitsche ist er-hoben!—Islam und Kreuz. Unser gestriger Leitartikel hatdoppeltes Pech gehabt. Zunächst ist er das Opfer derteiertagsstimmung geworden. Im letzten Satz hat nämlich derruckfehlerteufel, den das Osterfest fromm gemacht zu habenscheint, durch Weglassung des Wörtchens„nicht" dem Christen-thum den Sieg gegeben über den Muhamedanismus. Undzweitens hat der Artikel dem heiligen„Reichsbote" dasSeh- und Denkvermögen derartig erschüttert, daß eine dauerndeGesundheits- und Seelenstörung zu befürchten steht. Unser—allerdings unfreiwilliges— Lob des Christenthums ist vondem zu blinder Wuth ergrimmten Kollegen gar nicht be-merkt worden, was an sich schon, wie jeder Irrenarzt be-zeugen kann, ein höchst bedenkliches Symptom ist und aufeine bereits weitfortgeschrittene Hirnlähmung schließenläßt. Es würde uns wirklich leid thun, wenn ein christ-licher Mitmensch, der uns schon so oft erheitert hat, einemso traurigen Schicksal verfallen müßte. Hoffentlich ist fürgute ärztliche Hilfe gesorgt.—Zum Prozest Auer und Genossen macht sich irgendein Reporter den Spaß, jede Woche eine Notiz, die natür-lich falsch ist, in die Presse zu lanziren. Jetzt berichtetdieser Herr wieder, daß der Prozeß unter der FirmaHintze und Genossen am 28. April vor der 132. Abtheilungdes Schöffengerichts am Amtsgericht I zur Verhandlungkomme. In Wirklichkeit ist den Angeklagten von einemTermin noch nichts bekannt; der Prozeß findet außerdemvor dem Landgericht statt, und zwar unter der Firma Auerund Genossen.—Lügen über die Kommune. Wenn die reaktionärePresse die alten, tausendmal widerlegten Lügen über diePariser Kommune von neuem herkaut, so finden wir dasnatürlich und nehmen keine Notiz davon. Anders wenn einanständiges Blatt, wie die„Breslauer Morgenzeitung" sichzur Auffrischung dieser Lügen mißbrauchen läßt. HerrHans W a ch e n h u s e n ist es, der in den Spaltendieses Blattes seinen Quarck aus dem Jahre 1871, derdurch die Ablagerung nicht besser geworden ist, demPublikum abermals auftischt. Er redet da von der„Ent-sittlichung des französischen Volkes", von„Raub und Plünde-rung", von«Ferry dem Bluthund", von„Paris in Flammen"und ähnlichen Hintertreppen-Roman-Greucln. Herr Wachen-Husen hatte seinerzeit den Ruf eines liberalen, sogardemokratischen Schriftstellers. Diesen Ruf hat er allerdings1870/71 verscherzt; wir hatten indeß gedacht, er sei gleichanderen wieder einigermaßen zur Vernunft gekommen. Eswar dies ein Jrrthum, wie das Feuilleton der„BreslanerMorgenzeitung" beweist. Herr Wachenhusen schrieb 1871a b, was er m der verworfensten Bourgeoispresse über dieKommune gelesen hatte, und weil er vor 1870 eine zeit-lang in Paris gewesen war, wußte er sich den Anschein zugeben, als habe er s e l b st gesehen und erlebt, was er er-zählte. Herr Wachenhusen hat aber nur anderen nach-gelogen. Und jetzt veranstaltet er eine zweite Auflageder alten Lügen. Wir wollen zu seinen Gunsten annehmen,er sei ein Opfer seiner Leichtgläubigkeit; und wir rathen ihmL'is sa garay's Geschichte der Kommune zu lesen.Dann wird Herr Wachenhusen sich überzeugen, daß dasfranzösische Volk, so weit die Kommune ins Spiel kommt,einen sittlichen Adel bewiesen hat, wie er in der Geschichtenur selten verzeichnet ist. Er wird sich überzeugen, daß„Raub und Plünderung" unter der Kommune auf-gehört haben; daß„Ferry der Bluthund" in zweiSitzungen der Kommune den Antrag auf Repressalien,d. h. auf Beantwortung der Vcrsailler Blutthaten durchErschießung von Geißeln bekämpft hat. und daß„Paris in Flammen" thatsächlich weit weniger beschädigtwar, als das von den d e u t s ch e n B r ü d e r n b c-s ch o s s e n e und eroberte Straßburg. Kurz, HerrHans Wachenhusen wird dann finden, daß er sich hat an-lügen lassen und daß er die Unwahrheit gesagt hat.Nimmt er nicht zurück, was er geschrieben, so ist erein Lügner.—Ter neueste italienische„Sieg", über den vonChauvinisten schon laut gekräht wurde, war nicht blos ein„sehr windiger Sieg", sondern eine positive Niederlage.Die neuesten Depeschen lauten:M a s s a u a h, ö. April. Bei dem Angriff auf die befestigteStellung der Derwische bei Tukruf durch die Kolonne des OberstStevani am 3. ds. Mts. betrugen die italienischen Verluste anOffizieren vier Lieutenants todt, darunter Partini, welcher an derVertheidigung Makalle's theilgeuoinmen hat und trotz seiner inder Schlacht bei Adua erhaltenen und noch nicht völlig geheiltenWunde darauf bestanden halte, wieder Dienst zu thun. Verwundetwurden ein Hauptmann und fünf Lieutenants. Die eingeborenenTruppen hatten einen Verlust von etwa 300 Mann anTobten und Verwundeten.—Nach dein Siege am 2. d. M. ging Oberst Stevani nachKassala zurück; die Derwische hatte» sich in die Wälder und dieVcrschanzungen von Tukruf geflüchtet. Oberst Stevani ließam Morgen des 3. d. M. die Karawane abgehen undunternahm dann eine Rekognoszirung in der Richtungauf Tukruf; er griff die Derwische in den Wäldern undden Verschauzungen an, welche er auch theilweise besetzte,es gelang ihm aber nicht, alle Streitkräfte derDerwische ans ihren Stellungen zu werfen.ierauf ging Stevani in voller Ordnung nacha s s a l a zurück und meldete General Baldissera, er habe dieAbsicht, am nächsten Morgen den Angriff zu erneuern, da er sichstark genug fühle; General Baldissera aber untersagteden Angriff mit Rücksicht auf die allgenieineLage und befahl Stevani, sich mit s e i n e n T r u p p e n n a chAgordat zurückzuziehen. Stevani ist zur Zeit auf demWege nach Agordat.An diesen Telegrammen ist zunächst bemerkcnswerth,daß die Nachricht von Kassala nach Massauah zwei Tage,und die von Massauah zu uns ebenfalls zwei Tage, zusammenvier Tage gebracht hat. Die Verbindungen der Italienersind also sehr schlecht.Tie Telegramme selbst geben die neue Niederlage ziem-lich unverblümt zu. Daß die Verluste der Italiener anMannschaft verschwiegen werden, beweist, daß sie schwerwaren, wofür auch die großen Verluste der Eingeborenen-Hilfstrnppen sprechen.Tie„siegreiche" Schlacht von Tukruf steht offenbar aufgleicher Stufe mit dem„ruhmvollen"— Verlust vonMakalle.-Deutsches Reich.— U e b e r den Schluß der preußischen Land-tags-Session haben, wie man den„Berliner NeuestenNachrichten" schreibt, innerhalb der Staatsregieruug Erwägungen