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sozialistischen Partei und Abhaltung eines britischen SozialistenkongresseS gestellt. Dieser solle für Großbritannien  dasselbe besorgen, was der internationale Sozialistenkongreß für die internationale Bewegung thut. Mit S2 gegen 24 Stimmen wurde schließlich die Abhaltung des Einigungskongresses be- schlössen. Todtenliste der Partei. In Nürnberg   ist wieder ein überaus wackerer Kampfgenosse, der Kammmacher K ar l G ö ttler, dahin gegangen, von wannen keine Wiederkehr ist. DieFränk. Tagespost  " widmet dem im S7. Lebensjahr stehenden Braven einen Nachruf, dem wir zur Nutzanwendung für die jüngere Generation denZParteigenossen auch hier Raum gewähren. Göttler, in Weißenfels   a. S. geboren, gehörte zu den Aeltesten der alten Garde der Partei Nürnbergs  . Nicht nur die Periode des nichts- würdigen Ausnahmegesetzes hat er mit durchgekämpft und dabei allezeit seine volle Schuldigkeit gethan, sowohl in den Wahlschlachten als auch namentlich, wenn es galt, einen Anschlag der damaligen Spitzelmeute zu Nichte zu machen oder Uuterstützungs- uno Agitationsbeiträge zu beschaffen oder ein Opfer der Verfolgungswuth in Sicherheit zu bringen, sondern auch jene Zeit vor dem Sozialistengesetz, in der die denkbar größten Anforderungen an jeden einzelnen Partei- genossen gestellt wurden; wo ein paar Dutzend Leute Tag für Tag mit Aufbietung aller Kräfte für die damals noch neuen Ideen gegen eine noch weit gehässigere Gegnerschaft als sie heute ist, eintreten mußten, ohne Preßorgan, mit kärglichsten materiellen Mitteln ausgerüstet, wo die Agitation bei den Wahlen und zu deren Vor- berettung mit Schwierigkeiten verknüpft war, die man heute kaum mehr vom Hörensagen kennt. Unentwegt hat da allezeit Karl Göttler seinen Mann gestellt. Und bis an sein Ende ist er thätig geblieben, und nicht blos für die Partei allein, sondern ebenso für die Gewerkschafts- und für die freireligiöse Be- wegung. Trotzdem er selbst seine Subsistenzmittel in hartem Arbeilskampf erwerben mußte, hatte er doch immer auch einen Groschen übrig für noch Aermere und sorgte getreulich für An- verwandte, denen es übel ging im Leben; er selbst ist un- verheirathet geblieben. Dünner und dünner werden die Reihen derer unserer Parteigenossen, dievon Anfang an dabei ge- wesen", deshalb, Ihr jüngeren Genossen, schließt die Reihen! Polizeiliches, Gerichtliches zc. Wegen einiger Notizen und Berichte über den Halle'schen Konfcktionsarbeiterstreik wurde in Halle a. S. der verantwort- liche Redakteur desVolksblatt", Genosse W e i ß m a n n, zu 1 Woche Gefängniß verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte drei Monate beantragt. Eine Saalverweigerung war vomVolksblatt" in H a l l e a. S., in folgender Form veröffentlicht woroen: Herr Kunze in den Kaisersälen hat sein uns gegebenes Wort schnöde gebrochen":c. Der damals verantwortliche Redakteur Franz Lehmann wurde des groben Unfugs angeklagt, vom Schöffengericht aber freigesprochen. Das Landgericht als Berusungsinstanz erkannte ebenso. Abgeblitzt ist die Polizei in M a g d e b u r g mit dem Versuche, eine Tellersammlung zu einer öffentlichen Kollekte zu stempeln. Der Maurer G e r ch e l war angeklagt worden, sich am 2. Dezember vorigen Jahres gegen die Polizei- Verordnung voni 22. Mai 1890 dadurch vergangen zu haben, daß er in einer Versammlung der Maurer eine Tellersammlung veranstaltete. Das Schöffengericht verurtheilte ihn auch. Er legte jedoch Berufung ein, und das Landgericht gab dieser statt. Das Urtheil lautete auf Freisprechung. Zwar habe, so lauteten die Gründe, das Gericht in der Tellersainmlung eine Kollekte er- blickt, doch sei dem Vertheidiger darin beizutreten, daß die Kollekte nicht ausgeschrieben sei und daß es der Ausschreibung bedurft hätte, um zur Verurtheilung des Angeklagten zu gelange». Die Kosten habe die Staatskasse zu tragen. Den Parteigenossen Ludwig und Heinrich in Altona   soll wegen Ausreizung zum Klassenhaß der Prozeß ge- macht werden; sie haben einige Exemplare der Märznummer des Süddeutschen Postillons" verbreitet beziehentlich verkauft das ist das ganzeVergehen". Wegen eines geschichtlichen Vortrages über die deutschen  Bauernkämpfe, wodurch er groben Unfug verübt haben soll, erhielt Genosse Manfred Witticy aus Leipzig   von der Dresdener Polizeidirektion einen Strafbefehl, der auf 7 Tage Haft lautete. Er beantragte gerichtliche Entscheidung. Beim Schöffengericht kam er aber aus dem Regen in die Traufe, denn es erkannte auf 14 Tage Haft. Nach den, März-Gedenkblatt ist in der Volksbuchhand- lung in Chemnitz   erfolglos gehaussucht worden. GemevKftfjÄftlirfjes. Achtung, Putzer! Nachdem am Dienstag die von zirka 2900 Putzern besuchte öffentliche Versammlung einstimmig be­schloffen hat, daß auf allen Bauten, wo unsere Forderungen, welche den gesummten Arbeitgebern zugestellt sind, nicht bewilligt wurden, von gestern ab die Arbeit ruhen solle, ist nun der Aus- stand definitiv eingetreten. Eine ganze Anzahl der besseren Bau- geschäfte hat unsere Forderungen bereits bewilligt, die große Mehrheit befindet sich noch in Unterhandlung, wobei der Schwerpunkt die Unterschrift ist. Eine Anzahl Unternehmer haben aber unsere Forderungen barsch zurückgewiesen und drohen, sich Putzer von außerhalb kommen zu lassen, wobei sie namentlich auf Magdeburg reflektire». Wir bitten deshalb alle auswärtigen Kollegen uni solidarisches Verhalten. Die Berliner   Kollegen, die mit den Unternehmern noch unterhandeln, fordern wir auf, etwaige Zugeständnisse sofort beim Bureau, Grenadierstraße 33, zu melden. Alle vom Ausstand betroffenen Kollegen haben sich in den Besitz einer Streiklegitimation zu setze». Die Ausgabe derselben erfolgt täglich von morgens 9 bis abends 8 Uhr. Alle in Arbeit bleibenden Kollegen haben sich eine Arbeitsberechtigungs- Karte zu lösen; diese wird von 88 Uhr abends ausgegeben. Die Abstempelung der Streikkarlen findet der Kontrolle halber vormittags von 912 Uhr, nachmittags von 24 Uhr Grenadierstraßes Nr. 33 statt. Die in Arbeit bleibenden Kollegen haben laut Versammlungsbeschluß pro Arbeits- tag S0 Pfennige zur Unterstützung der Streikenden zu zahlen. Die ernannten BaUdeputirten und vom Ausstand betroffenen Kollegen werden zu Freitag, den 10. April, nach- mittags 2 Uhr, nach dem Lokal Grenadierstr. 33 eingeladen. Um recht zahlreiches Erscheinen ersucht Die Streikkommission der Mu her Berlins  . Die Arbeiterpresse wird gebeten, von unserer Lohnbewegung Notiz zu nehmen. Die Arbeit niedergelegt haben in Berlin   bei der Firma Friedrich, Reichenbergerstraße 4, sämmtliche Former und Gießerei-Arbeiter, und bei der Firma L i e d k e sämmt- liche Mechaniker. Der Vor st and des Berliner  Metallarbeiter-Verbandes. In der Mechanischen   Schuhfabrik von Oppenheim in Berlin  , Meyerbeerstr. S, sind Differenzen ausgebrochen. Agitationskom misfion der Schuhmacher Berlins  . Zur Lohnbewegung der Berliner Maler. In den Werk- stätten von Sobotta, Lange, Elsasserftr. 13, sind unsere Tarifbedingungen nicht bewilligt worden. Der Malermeister Franz Opper mann, Königsbergerstr. 26 27, erklärt uns in einer Zuschrift:Die mir von einem Theil meiner Gehilfen durch unwahreVorspiegelungen abgenöthigte Unter- schrift nehme ich hiermit zurück." Auf deutsch   heißt das: Als bei Ausbruch des Streiks Herr Oppermann sich in einer riesigen Klenime befand, mußte er den, Druck der Gehilfen nachgeben; nach vier Wochen, wo ein kleiner Stillstand eingetreten, vermeint der Herr, seine Unter- schrift zurückziehen zu können. Auch die Firma C. Mairose, Steglitzerstraße SS, glaubt sich berufen, ihre unS gegebene Unter« schrift wieder zurückziehen zu können. Die Kollegen, die bei diesen Firmen arbeiten, werden sicher nicht ermangeln, hieraus die nothwendigen Konsequenzen zu ziehen. Wir ersuchen sie, sich auf dem Streikbureau, Neue Friedrichstr. 44, zu melden. Weiter ersuchen wir sämmtliche übrigen Maler und Berufsgenossen um solidarisches Ver-Halten. Mit kollegialem Gruß Die Lohn- kommission der Maler Berlins   und Vororte. An alle in der Leder- und Galanteriewaaren-Branche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen Berlins  ! Kollegen! Endesunterzeichnete Kommisston giebt hierdurch bekannt, daß sämmtliche Briefe, Anfragen jc., Lohn­bewegung betreffend, an Eugen Brückner, Memelerstr. S3 vorn parterre, Geldsendungen dagegen an Höhe, Böckhstr. 8, Quergebäude 3 Treppen zu richten sind. Die Lohnkommission der Leder- und Galanterie-Arbeiter und Arbeiterinnen Berlins  . Aus KottbuS  . Ueber die gegenwärtige Situation des Streiks ist uns zur Stunde, wo wir dies schreiben, noch kein Bericht zugegangen. Die im Juli v. I. mit 60 Mitgliedern begründete Kottbuser Filiale des Deutschen Textilarbeiter- Verbandes hat jetzt 2240 Mitglieder, darunter 4 S00 Mädchen. Die Polizei hat das Mitgliederverzeichniß eingefordert. Man ist diesem Ver- langen nachgekommen. Der neuen, aus den Fabrikkommissionen gewählten Fünfer« kommission gehört auch ein Mitglied des katholischen Gesellen- Vereins an. Tischlerbewegung. In Dortmund   hatten vorige Woche in 29 Werkstellen 178 Tischlergehilfen ihre Forderungen ein- gereicht(Verkürzung der Arbeitszeit und Lohnerhöhung betreffend). Da die meisten Meister den Forderungen sympathisch gegenüber- stehen, erscheint baldige Beilegung der Differenzen wahrscheinlich. In Breslau   haben sämmtliche Möbeltischer der Haus- w a l d t' schen Möbelfabrik die Arbeit niedergelegt, weil der Inhaber der Firma. Herr E. Jäger, das Gesuch abschlug, den Werkführer Hahn zu entlassen. In Leipzig   haben, wie die Lohnkommission in der gestrigen Tischlerversammlung mittheilte, 26 Unternehmer(mit 277 Tischlergehilfen) die Forderungen glatt bewilligt. Da- gegen haben 30 Unternehmer(mit 411 Gehilfen), einem von der Innung gefaßten Beschluß entsprechend, die S7 stündige statt der geforderten Sgstündigen Arbeitszeit und 8 pCt. statt der geforderten 10 pCt. Aufschlag für Doppelthüren bewilligt. Der Ausstand erstreck: sich deshalb nur auf einige Werkstätten. Eine weitere Tischlerversammlung wird zu den Vorschlägen der Innung Stellung nehmen; akzeptirt sie die Vorschläge, so dürfte die Lohnbewegung ohne Streik beendet werden. Lohnbewegung im Baugewerbe. In Magdeburg   ist in der Maurer  - und Zimmerer-Be wegung eine Einigung vor dem Gewerbegericht als Einigungsamt zu stände gekommen. Die Abmachungen lauten nach derMagde- burgischen Zeitung" wie folgt: Arbeitszeit: Vom 1. bis 31. Oktober von 7 Uhr morgens bis 5 Uhr abends, 8V2 bis 9 Uhr Frühstück, 12 bis 1 Uhr Mittag, kein Vesper, 8�/2 Stunden Arbeitszeit. Vom 1. November bis 31. Januar von 8 Uhr morgens bis 4>/2 Uhr nachmittags, 9 bis S�/2 Uhr Frühstück, 12 bis 1 Uhr Mittag, kein Vesper, 7 St. Arbeitszeit. Vom 1. bis 23. Februar von 7�2 Uhr morgens bis 6 Uhr abends, 9 bis 9Vz Uhr Frühstück, 12 bis 1 Uhr Mittag, kein Vesper, 8 St. Arbeitszeit. Vom 1. bis 31. März von 7 Uhr morgens bis S Uhr abends, 8�/2 bis 9 Uhr Frühstück, 12 bis 1 Uhr Mittag, kein Vesper, 8V2 St. Arbeitszeit. Vom 1. April bis 30. September von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends, 3 bis S>/2 Uhr Frühstück, 12 bis 1 Uhr Mittag. 4 bis 4-/2 Uhr Vesper, 10 Stunden Arbeitszeit. Während der Arbeits- zeit von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends wird am Sonnabend um S'/e Uhr Feierabend gemacht, an den Sonnabenden vor Ostern und Pfingsten um 4 Uhr ohne Lohnabzug, in letzteren Fällen fällt die Vesperpause aus. Lohnsatz: Alle in den Tarif festgesetzten Arbeitsstunden werden mit 37 Pf. ge- lohnt. Ausgenommen sind Junggesellen und theilweise invalide Gesellen, bei denen eine freie Vereinbarung über den Lohn- satz zwischen Meister und Gesellen freisteht. Arbeit an Sonn- und Feiertagen soll mit 10 Pf. Aufschlag für die Stunde bezahlt werden. Sonstige Vereinbarungen: Das Arbeitsverhältniß kann zu jeder Zeit gelöst werden, ohne vor- herige Kündigung. Die Abrechnung erfolgt von Freitag zu Freitag, die Lohnzahlung erfolgt am Sonnabend. Diese Ab­machungen treten mit dem 18. April in kraft. Die Maurer Dortmunds   sind in den Streik ge- treten, weil die Meister sich weigern, den geforderten Stunden- lohn von 33 und 40 Pf. auf das ganze Jahr zu bewilligen. Die Zimmerer werden, nach ordnungsmäßiger Kündigung. am 13. April die Arbeit einstellen, wenn die Meister bis dahin nicht nachgeben sollten. Die Maurer Kassels stehen in einer Bewegung um Einführung eines Tarifs, der neben anderem einen Stundenlohn von 40 Pf. vorschreibt. Acht Meister haben den Tarif sofort unterschriftlich bewilligt. Die Innung hat sich betreffs zweier Punkte(40 Pf. Stundenlohn und heizbare Baubuden) noch nicht entschieden. Die Maurer haben ihr bis zum 9. April Frist gestellt. In der Lohnbewegung der Zimmerer Mannheims hat das Gewerbegericht als Einigungsamt einen Vergleich zu stände gebracht. Die Gesellen begnügten sich mit 33 Pf., an- statt der geforderte» 40 Pf. Stundenlohn und die Meister nahmen die übrigen Forderungen mit unwesentlichen Aenderungen an. Dies Ergebniß ist erreicht worden, ohne daß es ernsthaft zum Kampfe gekommen wäre. Die Zimmermeister hatten mit der� Thatsache zu rechnen, daß ihre Gesellen zu 95 pCt., also fast sämmtlich dem Fachverein angehören. Die übrigen Bauhandwerker Mannheims stehen noch in der Lohnbewegung. Es sind dies Maurer, Schreiner, Schlosser, Maler, Tüncher, Glaser  . Gypser ze. Die Zimmerer in Stuttgart   haben am Dienstag die Arbeil niedergelegt. Zirka 300 Zimmerer befinden sich im Ausstand. Die Maurer Stuttgarts   arbeiten jetzt nur noch zehn Stunden, doch ist an vielen Baustellen die zebnprozentige Lohn- erhöhung für den Zeitausfall noch nicht eingeführt worden; an einigen Plätzen wurden kleinere Lohnzuschläge gewährt. Die Zimmerer in Heilbronn   haben den Streik für beendet erklärt, nachdem ihnen ein Stundenlohn von 3436 Pfennigen und 23 pCt. Zuschlag bei gefährlichen Arbeiten bewilligt wurde. Die Zimmerer in Ravensburg   haben, bevor sie in den Streik eintraten, das dortige Gewerbegericht als Einigungs- amt angerufen. I» Magdeburg   haben, wie dieVolksstimme" meldet, die Steinmetzen ihre Forderungen von den meisten Unter- nehmern bewilligt bekommen. Aus Bielefeld  . Wie gestern kurz im Depeschentheile ge- meldet wurde, beschlossen 2500 Arbeiter der Viele- elder Maschinenfabrik vorm. Dürrkopp u. Ko., die sich mit der Anfertigung von Fahrrädern und Nähmaschinen beschäftigt, mit allen gegen 1 Stimme, die Arbeit niederzulegen. Die Forderungen, die sie stellen, sind: neunstündige Arbeitszeit, prozentige Lohnerhöhung. Einsetzung eines Arbeiterausschufses, Abschaffung des Kolonnenführer-Systems, Vermeidung der lieber- stunden; Bezahlung derselben mit 50 pCt. Zuschlag und der Nacht- und Sonnlagsarbeit mit 100 pCt. Zuschlag, Einführung von Lohnbüchern und Aushängen der Tarife, Unterlassung von Maßregelungen. Ob die Firma finanziell im stände ist, de» Arbeitern entgegen zu kommen, ergiebt sich aus dem letzten Geschäftsbericht. DieVolkswacht" theilt hierüber folgendes mit: Der Rohgewinn beträgt 1035 255,64 M. gegen 733 718,26 M. im Vorjahre, also fast 800 000 M. mehr. Nach einem Abzug von 53 233,03M. gegen 34 S7S,S8M. im Vorjahr auf Delkredere-Konto und Abschreibungen von 238 526,78 M. gegen 198 032,91 M. im Vorjahr bleibt ein effektiver Reingewinn von 745 332,8SM. gegen 513 070,30M. im Vorjahr. Davon erhalten nun der Aufsichtsrath Tantiemen und die Veamten Gratifikationen in Höhe von 79 011,80 M., der.Spezial­Reservefonds 150 000 M., der Uuterstützungs- und Pensionsfonds 15000 M., der Neubaufonds 90000 M. und dann bleiben noch immer 405 000 M. übrig, von welchen 18 pCt. Dividende bezahlt werden sollen. Wirklich ist dieser außerordentlich günstige Geschäftsbericht der unmittelbare Anlaß zur Lohn- bewegung gewesen. Die Kommission der Arbeiter hatte am Sonnabend eine Unterredung mit den Direktoren der Fabrik, wobei ihr gesagt wurde, man werde am Abend die Antwort schriftlich geben. Das geschah in Form eines an das Personal der Fabrik gerichteten Flugblattes, worin die Direktion betreffs der allgemeinen Lohn- erhöhung um 15 pCt., der Svprozentigen Erhöhung für Ueber- stunden und 100 prozentigen Mehrzahlung für Nacht- arbeit ausführt:Da wir zur Zeit täglich 7500 Mark und mehr Lohn zahlen, würde eine solche Erhöhung täglich ca. 1200 Mark oder per Jahr rund 360 000 Mark betragen. Unsere Aktionäre würden also mit leeren Händen ausgehen, wenn wir diese Forderungen bewilligen wollten." Diese Angabe stimmt mit den 403 OOv M. Dividenden, die diesmal nach überaus reichlichen Abschreibungen noch gezahlt werden können, nicht überein. Wenn Firmen, die so bedeutende Profite einheimsen, ihren Arbeitern nicht entgegenkommen wollen, welcher Unternehmer soll es denn sonst thun? Auch in Wien  , wo dieselbe Firma eine Fabrik besitzt, sind Differenzen ausge- brachen. Wir wollen hoffen, daß es in beiden Orten noch zur Einigung kommt. Ueber das Urtheil deS Enpener Schöffengerichts in der Klage der Tuchfabrik Sternickel u. Gülcher gegen ihre aus- ständigen Weberinnen berichtet dieKölnische Zeitung  " näheres. Der Gebeime Kommerzienrath Arthur Gülcher, als Be- sitzer der Fabrik, hatte 93 der Ausständischen wegen Vertrags- bruchs verklagt, weil sie die Arbeit am 5. März d. I. wider- rechtlich verlassen und auch nachher trotz mehrmaliger Aufforde- rung nicht wieder aufgenommen haben sollten. Die Weberinnen sollten verpflichtet gewesen sein, die auf den Stühlen befindlichen Stücke vor Verlassen der Fabrik abzuweben. Die Verhandlungen vor Gericht nahmen mehrere Sitzungen in Anspruch. Die Beklagten machten geltend, daß ihrer Arbeitseinstellung e i n mehrmaliger Vertragsbruch von seilen der klägerisckien Firma vorausgegangen sei, indem diese bei Schlichtung des ersten bei ihr ausgebrochenen Ausstandes am 27. Januar d. I. einen Lohntarif mit den Weberinnen ver- einbart habe, der nach mündlicher Versicherung des Arbeitgebers vorläufig auf sechs Wochen gelten sollte, von der Klägerin aber schon nach vier Wochen durch Abänderung der vereinbarten Löhne u. f. w. verletzt worden sei. Die Beweisaufnahme fiel durchweg zu gunsten der Weberinnen aus. Wie bereits g< meldet, wurde die Klage der Fjirma Sternickel u. Gülcher gegen sämmtliche Ausständischen abgewiesen. Allerdings ist das Erkenntniß noch nicht rechtskräftig. Nebenbei ergaben die Verhandlungen, daß die klägerische Firma unter gleichen Ver- Hältnissen geringere Löhne gezahlt hat, als andere Tuchfabriken Eupens, infolge dessen sie auch wettbewerbsfähiger war. Ob des Urtheils herrscht in den Arbeiterkreisen großer Jubel und es ent- steht die Frage, ob nunmehr nicht die ausständigen Weberinnen gegen die Firma Sternickel u. Gülcher auf Schadenersatz für Lohnausfall klagen werden. Der Ausstand dauert schon vier Wochen und die Verluste der Arbeiterinnen, von denen manche ihre ganze Familie ernähren müssen, sind sehr bedeutend. In Speyer   hat eine Anzahl Brauerei- Arbeiter wegen der neulich erwähnten Differenzen die Arbeit am Sonnabend ein- gestellt. Es sind dann während der Feiertage in Speyer  , Mann- heim und vielleicht auch anderen Orten Flugblätter vertheilt worden, worin zum Boykott der betreffenden Brauereien auf- gefordert wird. Diese Flugblätter tragen weder eine Unterschrift noch die Druckfirma. Ebensowenig ist die Arbeiterschaft um ihre Zustimmung angegangen worden. Kurz es handelt sich um eine mißbräuchliche Anwendung des Boykotts, und unsere dortigen Parteiorgane nehmen denn auch sehr entschieden Stellung dagegen. Es scheint sich bei dem Boykottversuch um einen Geschäftskniff einer Mannheimer   Brauerei zu handeln. Angestellte derselben haben die Flugblätter verbreitet, und der Druck der Flugblätter ist, wie man allgemein annimmt, von einer ultramontanen Druckerei besorgt worden. Die Stuckateure Münchens   sind in eine Lohnbewegung eingetreten. Hauptforderung ist die 9stündige Arbeitszeit. Wenn Zuzug fernbleibt, ist der Sieg sicher. Die Zinngicsier Nürnbergs   stehen in einer Bewegung um S7stündige Arbeitszeit pro Woche und 25 pCt. Zuschlag für Uebcrstunden. 4 Meister haben sofort bewilligt. 5 weigern sich. 6 Zinngießer legten die Arbeit sofort nieder, 21 kündigten, 24 arbeiten zu den neuen Bedingungen. In sämmtliche» Fabriken FürthS haben die GlaS- arbeiter die Arbeit eingestellt. In Wien   ist die Lohnbewegung der Schneider der englischen Kostümbranche siegreich beendet. Die Forderungen der Arbeiter bestanden in einer Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden, Erhöhung der Löhne und Freigabe des 1. Mai als Feiertag. Bei einigen Damenkonsektions« Firmen sind die gleichen Forderungen errungen worden. In Budapest   wurde zu Ostern der Kongreß der ungarischen Holzarbeiter polizeilich aufgelöst, und als er das nicht ganz ruhig hinnahm, wegenWiderstandes" aus- einandergesprengt. Die Dockarbeiter in Rotterdam   haben ihren Kampf gegen die elektrischen Krähne verloren, was bei der mangelhaften Organisation vorauszusehen war. Damit jedoch der Vortheil der neuen Maschine nicht ganz dem Kapital zufällt, beschlossen die Arbeiter, später den Streik von neuem aufzunehmen. Vorher wollen sie eine stramme Organisation gründen. Dazu ist ein neuer Dockarbeiterverein errichtet, unter der Leitung eines be- soldeten Vorsitzenden, der sich der Sache voll widmen kann. S00 Glasarbeiter der Firma P. Regout in Maastricht  (Holland  ) sind in den Ausstand eingetreten. Sie fordern eine Lohnerhöhung von 20 pCt. Ihre Organisation ist gut. Sieben Rädelsführer" sind sofort entlassen worden. Deposrkzen und letzte Vacheichken. Dresden  , 8. April.  (W. T. B.) In der heutigen Landes- Versammlung der Sozialdemokraten Sachsens   wurde ein Antrag Geyer  , wonach die sozialdemokratische Partei sich an den nächsten Landtagswahlen in Sachsen   zu betheiligen und wonach die sozialdemokratischen Landtags-Abgeordneten ihre Mandate beizu- behalten haben, mit 65 gegen 34 bezw. gegen 19 Stimmen angenommen. Rom  , 8. April.  (B. H) Die neuesten aus Kassala hier ein- gelaufenen Nachrichten riefen große Bestürzung hervor. Aus der Räumung Kassala's ersieht man, daß die italienischen Truppen nicht stark genug waren, um den Anprall der Derwische aus- zuhalten. Es ist nölhig, daß neue Truppenverstärkungen sofort dahin abgehen. Belgrad  , 8. April.  (B. H.  ) Am ersten Feiertage wurde der griechische Gottesdienst in der Metropolitankirche zu Ueskueb  plötzlich von Serchen unterbrochen, die slavische Gesänge an- stimmten. Darauf entwickelte sich eine furchtbare Schlägerei zwischen Serben und Griechen, so daß die Gendarmerie ein- treten mußte. Die Kirche wurde gesperrt. Als Haupträdelsführer der Serben wird ein Schullehrer und der Dragoman des russischen Konsulats bezeichnet. Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey, Berlin  . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin  . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin  . Hierzu S Beilagen.