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BERLIN 19blini

Dienstag 8. Juli

1930

Der Abend

Erfcheint täglich außer Sonntags. Zugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat.

Redaktion und Expedition; Berlin SW68, Lindenstr. 3

Spälausgabe des Vorwärts"

10 Pf.

Nr. 314

B 156 47. Jahrgang

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Schwedenflugzeug verunglückt.

Dornier Flugboot gefentert.- 3 Insassen ertrunken.

Zusammenstoß in der Luft.

Paris , 8. Juli.

vor einer Verzettelung der zur Verfügung stehenden Beträge, sonst würde sicherlich auch denen nicht geholfen werden, die es am nötigsten brauchen.

Separatistenhaus gestürmt.

Das Dornier Flugboot der Lufthansa D 864| worden sein, und schließlich heißt es noch, daß die übrigen drei Don| Jetzt tann das Reich unmöglich aus Anlaß der geplanten Maß­ist von einem schweren Unglück betroffen worden, das einem holländischen Motorschoner aufgenommen nahmen allen Hilfe bringen, die in Not find. Er warne dringend nach den bisherigen Meldungen drei Menschen das Leben worden seien. gekostet hat. Das zweimotorige Flugboot D 864 versieht den Flugdienst über die Ostsee zwischen Stettin und Stock: holm, es hatte den Stettiner Wasserflughafen flugplan­mäßig gegen 14 Uhr verlassen und blieb zunächst ver. schollen, da es auf der schwedischen Zwischenlandungs: ftation Kalmar nicht eingetroffen war. Es stellte sich später heraus, daß das Flugboot infolge eines Defektes genötigt gewesen war, bei ziemlich bewegter See 10 Seemeilen vor Bornholm niederzugehen, wo es von einem Schoner in Schlepp genommen wurde. Eine weitere Meldung besagt:

Steffin, 8. Juli. ( Eigenbericht.)

Der Lufthafen Stettin hat von dem vermißten Passagierflug­zeug, das am Montag in der Nähe von Bornholm verunglüdte, neue Nachricht erhalten. Das Flugzeug wurde von einem Motorschoner abgeschleppt, fenterte jedoch in der Nähe des Bornholmer Hafens Nego. Der Flugzeugführer, ein Stettiner, und ein schwedischer Passagier, die sich auf den, Schoner begeben hatten, find gerettet worden. Ein Dampfer noch unbekannten Namens, der sich an der Renterstelle befand, hat anscheinend auch ein oder zwei Passagiere gereffet. Es werden drei Personen vermißt. Man befürchtet, daß fie beim Kentern des Flugbootes ertrunken find.

Unverständlich bleibt nur, weshalb der abschleppende Schoner Passagiere und Besatzung nicht sofort an Bord genommen hat.

Das Unglück beim Abschleppen.

Der Dornier Bal D 864, der mit zwei Bristol Jupiter­motoren ausgerüstet ist, hatte gestern nachmittag um 2 Uhr den Wafferflughafen Stettin zum Fluge nach Stockholm verlassen. Die Besatzung bestand aus dem Piloten Kuring, dem Bordmonteur Friedrich und dem Funker Tippmann, während sich unter den fünf Passagieren nur ein Deutscher, der Verwaltungs­beamte Birt aus Stuttgart , befand. Die übrigen vier waren an­scheinend Schweden mit Namen Eritson, Burtholter, Rratelsberg und Nortrop. Die Maschine meldete pünktlich um 14,30 Uhr durch Funkspruch das Berlassen des Festlandes bei Misdron. Etwa eine halbe Stunde später hätte sie vorschriftsmäßig das Passieren Bornholms melden müssen. Dieser Funtspruch blieb aber aus, ebenso wie später die erwartete Nachricht vom Erreichen des schwedischen Festlandes bzw. der Landung in Stockholm . Nun mehr war es flar, daß das Flugboot überfällig war, und sowohl von deutscher wie von schwedischer Seite wurden sofort alle Maßnahmen getroffen, um die wahrscheinlich auf den Wellen treibende Maschine zu finden. Aus Swinemünde lief sofort die dort stationierte Torpedoboots Halbflottille aus, ebenso entsandte Schweden einige Torpedoboote und gleichzeitig wurden die im fraglichen Gebiet freuzenden Handelsdampfer funten­telegraphisch ersucht, nach dem Flugboot Ausschau zu halten. Auch die dänischen Hafenbehörden in Bornholm wurden entsprechend in­formiert. Erst in den Nachtstunden traf aber in Berlin die Mel­dung ein, daß D 864 von einem Motorschoner in der Nähe von Bornholm gefunden worden sei, die Maschine habe Motordefett gehabt, sei aber im übrigen unbeschädigt und werde nach Bornholm abgeschleppt. Tatsächlich war das Flugboot erst in der siebenten Abendstunde gefunden worden.

Bei der nun einsehenden Rettungsaktion ereignete fich jedoch das Unglück, über dessen Hergang erst heute morgen zuverlässige Nachrichten anlangten.

Gegen Abend war das Wetter über der Ostsee sehr stürmisch ge­worden, die Windstärke betrug schließlich etwa 9 bis 10 und es herrschte infolgedessen sehr hoher Seegang, der das Ab. schleppen des Wales sehr schwierig machte. Soweit fich bisher fest­stellen läßt, ist die Maschine schließlich, als sie schon im Schlepp lag, von einer Welle so unglücklich gepadt worden, daß sie bei dem gleichzeitigen Anziehen des Schleppers topfüber ins Waffer ging und fenterte. Ueber das, was sich dann weiter ereignete, fehlen nun noch zuverlässige Nachrichten. Fest steht, daß der Motor schlepper drei der Insassen gerettet hat, und zwar den Piloten Ku­ring, den Bordmonteur Friedrich und den Schweden Erit. fon. Diese drei liegen zurzeit im Krankenhaus in Nego auf Born­ holm und find wohlauf. Laut telephonischer Meldung des Flugzeug führers an die Deutsche Lufthansa sollen zwei weitere 3n faffen von einem in der Nähe befindlichen Dampfer gerettet

Am Montag war in Bizerte eine Estadrille von Wasser­flugzeugen aufgestiegen, um Schießübungen mit Maschinen­gewehren durchzuführen, für die als Ziel Segelflugzeuge ver­wendet wurden, die von anderen Maschinen ins Schlepptau ge­noommen worden waren. Bei einem plöglichen Manöver stieß eins der Flugzeuge, in dem sich drei Personen befanden, mit einem Segelflugzeug zusammen und stürzte ab. Der Füh rer verfant mit der Maschine in den Fluten des Mittelmeeres, während sich der Beobachter, ein Marineoffizier, durch Absprung mit dem Fallschirm retten tonnte. Der Bordmonteur fonnte von einem Dampfer mit schweren inneren Berlegungen geborgen werden.

REICHS GERICHTS URTEIL

FLORAMA

Kollege Jorns

Gerettet ist das edle Glied

Der Richterwelt vom Bösen. Wer immer gegen links bemüht, Den fönnen wir erlösen!

( Vgl. Faust II AH V)

Bayern will, Ofthilfe"

Das Reich eine Suppenschüssel für jedermann.

wurde die Beratung des Osthilfe geseges fortgeführt und mit In der Dienstagsigung des Ausschusses für den Reichshaushalt den Abstimmungen über die vielen Dugende von Anträgen erledigt. Eine größere Debatte rief nur die Bestimmung hervor, die der Regierung die Möglichkeit gibt, zu bestimmen, auf welchen ört­lichen Bezirk die Hilfsmaßnahmen Anwendung finden. Die Regierung fann nach der Vorlage hierbei einzelne der vorgesehenen Maßnahmen mit Rücksicht auf die allgemeine deutsche Wirtschaftsnot örtlich erweitern.

Für die Bayerische Boltspartei verlangte der Abg. Dr. Pfle ger in sehr entschiedenem Ton offizielle Erklärungen der Regie­rung, ob auch die südbayerischen Grenzbezirke einbezogen werden würden. Der Ernährungsminister Schiele gab eine Erklärung ab, aus der jeder Abgeordnete herauslejen tonnte, was er heraus­lesen wollte.

Abg. Stüdlen( Soz.) gab zu, daß im Bayerischen Wald und in der Bayerischen Pfalz jehr ungünstige Zustände bestehen, daß feine Bahnen, teine guten Wege vorhanden sind und daß die Lebenshaltung des Voltes außerordentlich niedrig ist Aber all das ist auch vor dem Kriege genau so gewesen, die Vorkriegs­regierung Bayerns hat nichts getan zur Behebung der Zustände.

Schwere Unruhen in Trier .

Trier , 8. Juli.

Am Montag wurde unter Anführung eines Mannes, der auf die Denunziafion eines ehemaligen Sonderbündlers hin vom fran­zöfifchen Bejahungsgericht zu fünf Jahren 3wangsarbeit verurteilt worden war und diese Strafe verbüßt hat, das Haus dieses Sonderbündlers gestürmt und die Einrichtung zerstört.

Nach Mitternacht sammelte sich eine nach Hunderten zählende Menfchenmenge in der Luxemburger Straße. Als die Polizei erschien, nahmen die Leute eine drohende Haltung gegen die Beamten ein. Plötzlich fielen aus dem Hause eines Sonderbündlers mehrere Schüsse, die das Signal zu einem Sturm gegen das Haus waren. Die Menge drang in die Wirtsräume ein und schlug alles turz und flein. Einige untergestellte Automobile wurden start beschädigt. Der Polizei gelang es nach vieler Mühe, die Menge abzudrängen. Wirtschaftlicher Boykott in der Pfalz .

Jdar a. d. Nahe, 8. Juli. Der als Separatist bekannte Händler Knoblauch aus Kaiserslautern wollte auf dem Jdarer Jahrmarkt einen Stand auf­schlagen. Die Boltsmenge nahm fofort eine drohende Haltung gegen den Händler ein und warf ihm seine fonderbündlerische Tätigkeit Knoblauch versuchte zunächst dies abzuffreiten, mußte aber fchließlich zugeben, daß er sich in diesem Sinne betätigt habe. Er 30g es vor, fofort mit seinen Waren zu verschwinden.

Zadelsvotum eingebracht.

Gegen die Freihandelspolitik der Labour Regierung. London , 8. Juli.

Baldwin und Neville Chamberlain fündigen an, daß sie im Unterhaus ein Tadelsvotum gegen die Regierung einbringen und dessen baldige Beratung verlangen werden. In dem Antrag heißt es: Das Unterhaus ist der Auffassung, daß das beste Mittel zur Wiederherstellung der Wohlfahrt des Landes darin besteht, den britischen Markt gegen die Konkurrenz des Auslandes zu schüßen und die Ausfuhr durch gegenseitige Handelsabkommen mit den überseeischen Teilen des Reiches zu heben. Darum bedauert das Unterhaus, daß die Regierung von der Schußpolitit ab­gegangen ist, anstatt sie auszubauen, und daß sie willkürlich die Frage der Erhebung von Zöllen auf ausländische Lebensmittel einer Nachprüfung entzogen hat. Dadurch sind der Industrie und Land­wirtschaft Großbritanniens Borteile auf den Märkten des britischen Reiches und auf anderen Märkten entgangen."

Preußen gegen Fememörder- Amnestie. Einspruch im Reichsrat erhoben.

Die preußische Staatsregierung hat gegen die vom Reichstag mit Zweidrittelmehrheit beschlossene Amne stie der Fememörder beim Reichsrat Einspruch erhoben.

,, Daily Herald" in Nordengland .

In Manchester gedruckt.

London , 8. Juli. ( Eigenbericht.) Am Montag ist zum ersten Male eine nordenglische In Man­Ausgabe des Daily Herald" erschienen. chester in eigenem Betriebe hergestellt wird diese nordenglische Ausgabe eine ebenso große Konkurrenz für die bürgerliche Presse sein wie es die Londoner Ausgabe des englischen Arbeiterblattes ist.

Macdonald hat der ersten für die Geschichte der englischen Arbeiterbewegung bedeutsamen Nordausgabe einen Artikel mit auf den Weg gegeben, in dem er die Arbeiterpartei und die Arbeiter­flaffe aufruft, einig zu sein, weil nicht der äußere Feind, sondern nur der innere 3miespalt die Labour Party beliegen fönne.