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werden. Da ich glücklicherweise für die Unterredung mit meinem Verpncker einen Zeugen habe, so sehe ich der Anzeige bei der Slaalsanwaltschaft mit Gelassenheit entgegen." Von seinem IS jährigen Bruder ist der 17 jährige Lehr- ling Hans Sachse in Reinickendors nicht unbedenklich mit einem Messer verletzt worden, als er diesen, der in betrunkenem Zu- stände die Passanten aus der Straße anrempelte, nach Hause bringen wollte. Ans dem Wege zum StandeSamte wurde Dienstag Vor- Mittag um 11 Uhr der Sleinietzgeselle Gustav Merbitz ans der Vrunnenstraße Nr. 104 vom Tode ereilt. Ferbch, ein Mann von K6 Jahren, war seit drei Jahren Wittwer und stand im Begriffe, sich zum zweiten Male zu verheirathen. Dienstag Vormittag sollte die standesamtliche Trauung stattfinden, der bejahrte Bräu- tigam wurde jedoch, als er seine Braut abholen wollte, in der Usedömstraße vor dem Hause Nr. ISb von einem Herzschlage ge- troffen und verschied auf der Wach« des S9. Polizeireviers, wohin mau ihn getragen hatte. Bei dem Versuch, eine entflohene Taube einzufangen, ist der 15 jährige Knabe Körner vorgestern von dem Dache eines Hauses der Reichenbergerstraße herabgefallen. Das Kind wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Vou der Staatsanwaltschaft ist die Leiche eines Kindes beschlagnahmt, das am ersten Feiertage im Krankenhause starb. Am 3. d. M. war die Waschfrau Mühlenbcck aus der Schulzen­dorferstraße 17, deren Mann als Maurer außer dem Hause weilte, in ihrer Küche bei der Wäsche. An der Erde stand ein Kessel mit kochendem Wasser, auf der Maschine eine Kanne mit Kakao. Bon diesem wollte der vierjährige Otto naschen und er benutzte die Gelegenheit, als die Mutter hinausging, um einem Mädchen zu öffnen, das Wäsche brachte. Der Kleine stieg auf den Kesselrand, um die Maschine zu erklettern, fiel in das kochende Wasser hinein und verbrühte sich schwer. Im Kranken- hause ist er seinen Verletzungen erlegen. Wcttcr-Prognose fiiv Donnerstag, den 9. April 1896. Ziemlich mildes Wetter mit schwachen westlichen Winden und veränderlicher Bewölkung ohne erhebliche Niederschläge. Berliner   Wetterbureau. Kunfl und WHJTrnMafk. Moderner Dichter- und Komponisten- Abend. Die Arbeiter-Bildungsschule veranstaltet am Eonnadend, den 18. April, in Keller's Festsälen, Koppenstraße, einenModernen Dichter- und'Komponisten- Abend". Die Arbeiter- Bildungsschule, so wird uns geschrieben, beiritt damit ein neues Gebiet: neben ihrer Hauptthärigkeit, dem methodischen Unterricht, der naturgemäß nur an eine kleinere Anzahl von Arbeitern und Arbeilerinnen ertheilt werden kann, und neben den Wissenschaft- lichen Veranstaltungen, wie die Urania- Vorstellungen, will sie von Zeit zu Zeit auch dem Bedürfnisse des arbeitenden Volkes von Berlin   nach künstlerischen Genüssen dichterischer, musikalischer und theatralischer Art Rechnung tragen. Ten An- saug bildet einModerner Dichter- und Komponistenabend", dessen Verlauf etwa folgendermaßen gedacht ist: Einleitend wird ein Vortrag überModerne Dichlercharaktere und ihr Verhältnißzur neueren Liederkomposition" geHallen, der in knappen Umrissen die zeitgenössische Dichtkunst, besonders die lyrische, charakteri- siren, sowie ihr Verhältniß zur modernen Liederkomposition an- deuten soll, um dadurch das Versländniß sür die nachfolgenden Gesangsvorträge zu erleichtern. Diesen Theil des Abends hat Schriftsteller Heinrich Schulz übernommen. Im Anschlüsse daran werden die künstlerisch bedeutendsten und inhaltlich dem modernen Geist am meisten entsprechenden Gedichte zeitgenössischer Dichter, soweit sie von der modernen Liederkomposilion berücksichtigt sind, zum gesanglichen Vortrag ge­langen. Von den hierher gehörigen Dichtern seien u. a. Namen genannt wie Liliencron  , Conr. Ferd. Meyer, die Gebrüder Hart, Bierbaum, Mackay, Henckell  , der jüngst verstorbene Leopold Jacoby  , Robert Seidel, Audorf, Fuchs; von den neueren Liederkomponisten, die von wirklich strebendem Geiste beseelt sind, seien nur Richard Straub, ferner Max Schillings  , Professor Thuille   und Hermann Bischoff   erwähnt. Außer den Liedervorlrägen wird noch In st ru mentalkonzert und zwar Kammermusik geboten werden. Ihre Mitwirkung haben bis jetzt bereits eine stattliche Anzahl von Künstlern zugesagt, so die Konzertsängerin Emily Hamann- Martinsen (Sopran), der Konzertsäuger Emil Severin(Bariton), der Konzertmeister E u g e n Donderer(Violinvirtuos), der Kapell- meister Wilhelm Klatt«, Hern, ann Bisch off(Klavier- begleitung) u. a. Wenn man bedenkt, wie den ärmeren Volks- schichten durch die hohen Eintrittspreise zu allen musikali- scheu Veranstaltungen seitens der bürgerlichen Kreise jeder künstlerische Genuß illusorisch gemacht wird, so sollte die Arbeiterschaft Berlins   den neuen Versuch der Arbeiter- Bildungsschule sreudig begrüßen und sie durch zahlreichen Besuch wir verweisen in dieser Beziehung auf die glänzend verlaufene Pefkalozziseier zu weiteren Veranstaltungen dieser Art ermuntern. Studentinnen in Genf  . Im Winterhalbjahr 1895/96 ludirten an der Universität Genf   etwas mehr als 200 Frauen, »arunter 136 immatrikulirte. Ungefähr ein Drittel ist russischer Nationalität; allein in der medizinischen Fakultät ist ein halbes Hundert Russinnen immatrikulirt. Auf sie folgen in der Medizin 18 Polinnen, 5 Armenierinnen, 4 Bulgarinnen, 1 Serbin und 2 Genferinnen, die einzigen immatrikulirten Studentinnen der Universitätsstadt   selbst. Am meisten drängt sich das weibliche Geschlecht zu der literarischen Fakultät. Da finden sich unter 109 Immatrikulirten 41 Frauen,(davon 17 Deutsche, 7 Russinnen) und unter den Hörern bilden sie sogar die Mehrheit, von 136 eingeschriebenen Hörern sind 75 weiblichen Geschlechts. Die Aussichten ans Nanfen's Rückkehr und auch die Be- stätigung seiner Erfolge beginnen leider zu schwinden. lieber den Ursprung der ersten Nachricht wird jetzt in russischen Blättern eine Version laut, die geeignet ist. alle Hoffnungen herabzustimmen. ImTomski Listok" liest man: Dieser Tage passirle Tomsk der jakutische Kaufmann Kuschnarew. e,n Onkel desselben Kandakow, der die Nachricht über Nansen in die Welt gesetzt hat. Wie der Onkel in Tomsk   er- zählte, hat sein Neffe eigentlich nur eine Vermuthung aufgestellt. Die Sache verhielt sich folgendermaßen: Von den neu- sibirischen Inseln kehrte eine der drei Partien zurück, die Kuschnarew dahin zur Ausbeutung von Mammuth- Elfenbein expedirt hatte. Diese Elfenbeinsucher erzählten, daß sie in der Nähe der neusibirische» Inseln ein Schiss mit Europäern gesehen hätten, das sie jedoch nicht weiter interessirte. Sie wußten eben, daß es Europäer   giebt, die sich mit so unnützen Dingen, wie das Befahren des Eismeers zu wissenschaftlichen Zwecken beschäftigen, und daß sie gar keine ernsten Zwecke(also Handels- zwecke) verfolgen. Daher fetzten sie sich auch gar nicht mit dem Schiffe in Verbindung, sondern ließen es ganz un- beachtet. Kandakow, dem die Elfenbeinsuchcr die Nachricht brachten, dachte sofort, daß es sich hier nur um Nansen handeln könnte und schrieb darüber nach Jrkutsk, von wo dann die Bot- schaft die ganze Welt umflog. Auf den neusibirischen Inseln befinden sich gegenwärtig noch zwei Partien der Kuschnarew'schen Elfeubeinsucher. die im November zurückkehren müssen und vielleicht nähere Nachrichten über das gesehene Schiff bringen werden. Eine von der Geographischen Gesellschaft in Peters- bnrg ausgerüstete Expedition zur Erforschung des Distrikts Jrkutsk ist an, 7. April abgereist. Die Expeditton wird erst nach drei Jahren zurückkehren. Gabriel Tcville:iLrineixos sociallste s". Unser Genosse Gabriel Deville  , der 1883 ein französisches Resümee des Kapitals" von Carl Marx   schrieb und dessen Schrift über de» Anarchismus den deutschen Genossen bekannt ist, hat unter dem Titel: S o z i alistische Grundsätze"(Principss Socia- listes) zum Preise vou 3 Frcs. 50 Cent, eine Arbeit veröffent- licht, die, in klarer, verständlicher Sprache, eine Art Encyklopädie des Sozialismus bildet. Die Schrift bildet den I. Band der bei I. Giard u. E. Bribre i» Paris   erscheinenden Internationalen sozialistischen Bibliothek(Lidliotstegus LooialiLto ivtor- vaüouaJe). GevMzks�Ieikung. Ein Berliner   Börsenblatt vor Gericht. Eine Privat- klage des Kommerzienraths Hugo Landau und des General. konsuls Engen Landau gegen den Chefredakteur derBank- und Handelszeitung", Walther M a n ck e, die gestern das hiesige Schöffengericht beschäftigte, scheint sich zu einer Art Monstre- prozeß auswachsen z» sollen. Die Inhaber der Firma Jakob Landau sind seit geraumer Zeit Gegenstand heftiger Angriffe derBank- und Handelßzeitung". Diese hat in drei Arlikeln unter der UeberschriftIn eigener Sache",Eugen Richter  , der Beschützer der Unschuld" undDas Recht auf Diskussion" Be- leidigungen gegen die Privalkläger geschleudert und zwar, indem sie Vorgänge besprach, die bei der Aktiengesellschaft Gladenbeck  , bei der Rositzer Zuckerraffinerie und bei der Jeserich-Asphalt-Gesell- schaft angeblich vorgekommen seien. Die Ehre der Privat- klüger, die bei diesen Gesellschaften als Anfsichtsräthe bezw. Hauplaktionäre betheiligt sind, wird durch verschiedene Rede- Wendungen auf das Heftigste angegriffen; es wird behauptet, daß die Manipulationen der Firma Jakob Landau dem armen Privatpubltkum Millionen Mark kosten", daß dieFreisinnige Zeitung" sich vergeblich mit der Ehrenrettung dieser Manipulationen abmühe, und es werden dann allerlei Angriffe auf die persönliche und geschäftliche Ehre der Privatkläger gerichtet. Zum gestrigen Termin, in welchem die Kläger durch Rechtsanwalt Träger, der Angeklagte durch den Rechtsanwalt Lconh. Friedmann verireten waren, hatten beide Parteien umfangreiche Schriftsätze eingereicht. Der Angeklagte, welcher erklärte, für alle in den Artikeln aufgestellten Behauptungen den Beweis der Wahrheit führen zu können, stellte es so dar, als ob seine Artikel nur Entgegnungen und Verlheidigungen gegen Angriffe derFrei- sinnigen Zeitung" gewesen seien. Klägerischerseits war dagegen ein umfangreicher Beweis dafür angeboten worden, daß der An- geklagte mit seinen Angriffen nichtberechtigte" Interessen, sondern sehr unberechtigte Interessen des eigenen Geld- beutels vertrete. Es wurde behauptet, daß der An- geklagte Bankiers, Bankhäuser und Aktiengesellschaften sich tributpflichtig zu machen und namentlich dadurch zur Ueberlassung von Inseraten und Prospekten zu nölhigen suche, daß er sie heftig angreife und ihnen dann den Preis des Friedens diktire. Die Kläger  behauptelen trotz des Widerspruchs des Angeklagten, daß auch dessen Gehässigkeit gegen sie ans derselben Grundlage beruhe. Insbesondere erklärten sie sich zum Beweise dafür bereit, daß der Avgeklagte ohne Auftrag Börsen- Annoncen in seiner Zeitung abzudrucken und dann die Rechnungen dafür den betr. Gesellschaften mit der Bitte um Honorirung zuzuschicken pflege. Der Angeklagte bestrittzunächst die Thalsache, als ihm aber B r i e f e vorgelegt wurden, welche nachwiesen, daß er bei derBreslauerDiskonlobankin dieserArt vorgegangen, gab er die Möglichkeit zu. verweigerte aber weitere Auskunft nach dieser Richtung hin, da er meinte, daß solche Sachen doch weit ab von dieser Privatklage lägen, und er über die Lage der einzelnen Fälle unmöglich sofort Auskunft geben könne. Der Amtsrichter war anderer An- ficht. Er meinte, daß es doch zur Beurtheilnng der Frage nach der Vertretungberechtigter Interessen" wichtig sei. zu prüfen, auf welche Motive des Angeklagten Angriffe gegen die Privatkläger zurückzuführen seien. Es wurde deshalb beschlossen, die Sache zu vertagen, um Gelegenheit zu gewinnen, die von den Privalkläger» gegen den Angeklagten in der an- gedeuteten Richtung erhobenen Beschuldigungen, deren das Schrift- stück des R.-A. Träger eine ganze Reihe enthält, näher zu prüfen, auf der anderen Seite aber auch, um sich über den vom An- geklagten angebotenen Wahrheitsbeweis näher zu oricntiren. Der Bibelspruch:Wenn dich jemand ans die rechte Backe schlägt, so reiche ihm auch die linke dar" fand gestern vor Gericht eine eigenartige Illustration. Wegen Beleidigung eines katho- lischen Priesters wurde unser Parteigenosse Johann P i ch o ck y vor der III. Straskaunner hiesigen Landgerichts I zur Verant- wortuna gezogen. Der Angeklagte ist verantwortlicher Redakteur der in Berlin   in polnischer Sprache erscheinenden sozialdemokra- tischen Arbeiterzeitung. Die letztere brachte in ihrer Nummer vom 16. November v. I. eine Korrespondenz aus Kattowitz  , in welcher der in einem dort benachbarten Ort amtireude Pfarrer Max Krocker angegriffen wurde. Dieser hatte am 3. November über das EvangeliumGebet Gott  , was Gottes ist, und dem Kaiser, was des Kaisers ist" gepredigt, und soll dabei, wie in der Korrespondenz behauptet wurde, auf die Sozialdemokratie gescholten haben. Der Angeklagte hatte eine Reihe von Personen angegeben, die bezeugen'sollten, daß die Behauptungen des Artikels der Wahrheit entsprächen. Den Wahrheitsbeweis hielt das Gericht aber nicht für erbracht. Der Staatsanwalt beantragte 3 Monate und der Gerichtshof erkannte auf e i n e n M o n a t G e f ä ii g n i ß. Ter Arbeiter Angust Zippel kam in etwas angetrunkenem Zustande am 16. Dezember v. I. in die 177. Gemeinde- schule in der Görlitzerstraße, um sich zu erkundigen, warum er wegen Schulversäumuiß seines Kindes zwei Mark Strafe zahlen sollte. Als der Rektor nicht zu sprechen war, beschimpfte Zippel einen Lehrer und mußte, als er sich nicht entfernte, von einem Schutzmann fortgebracht werden. Die 140. Abthcilung des Schöffengerichts verurtheilte Z. zu 3 Monaten Gesängniß. Einen Beitrag zu dem Kapitel von der Dienstboten- bchandlung in Berlin   und Umgegend har der Fahrradfabrikant H e r m a n n B a r t a in der Bergstraße zu Rixdorf zu liefern gesucht. Derselbe unternahm eines Tages ein Altentat auf die Ehre seines Dienstmädchens, welches allerdings nur den Erfolg hatte, daß gegen den stürmischen Dienstherrn eine Anklage wegen thällicher Beleidigung erhoben wurde. Für eine Anklage wegen versuchler Nothzucht fand die Staatsanwaltschaft nicht ausreichen. des Belastungsmaterial. Die Verhandlung fand vor der II. Straf- kammer am Landgericht II unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt und endete mit der Verurtheilung des Angeklagten zu der Geldstrafe von 200 Mark und den Kosten des Verfahrens. Auf dem Gebiete der Gewerbesteuer hat, derVoss. Ztg." zufolge, das Oberverwallungsgericht aus Anlaß des Falles, daß ein Hauseigenthümer möblirte Zimmer seines Hauses vcrmiethet, den wichtigen Grundsatz ausgesprochen: Das A e r m i e t h e n möblirter Zimmer(Wohnungen) bildet stets einen steuer- Pflichtigen Gewerbebetrieb' Zur Begründung wurde nach Mit- lheilungen derDtsch. Jur.-Ztg." ausgeführt: Es ist zwar richtig, daß bei dem Hinzutreten von Leistungen des Vermielhers behufs Bedienung oder Verpflegung des Mielhers die Merkmale des Gewerbebetriebes, nämlich des Beherbergungsgewerbes, deutlicher erkennbar sind. Allein schon die bloße Dar- bietung der Möbel zum Gebrauche des Miethers gegen Entgelt, welche mit der Vermiethung möblirter Zimmer stets verbunden ist, erfüllt den steuerlichen Gewerbebegriff. Nur die Vermiethung des nackten Gebäudes stellt sich als eine dein gewerblichen Gebiete entzogene, reine Nutzung des Grund- und Gebäudebesitzes dar. Die seitens de? Hausbesitzers bewirkte AuS- stattung des Gebäudes oder eines Gedäudetheilcs mit Möbeln zum Zweck der dauernden oder wiederholten Vermiethung er- scheinr als eine über die Grenze der reinen Jmmobiliarnutzung hinausgehende gewerbliche Thätigkeit, welche dem ganzen Er- werbszweig den Charakter des Gewerbebetriebes ausdrückt. Soziale Vechlspflege/ LehvlingSansb ildung. Der Versichernngsbeamte©ch. klagte gegen den früheren Kaufmann, jetzigen Buchdruckereibesitzer V o l k in a n n aus Aufhebung eines Lehrvertrages, den er für seinen Sohn mit dem Beklagten abgeschlossen hatte. Der Kläger  begründete seinen Antrag damit, daß Volkmann seinen Ver- pflichtungen alsLehrherr" in keiner Beziehung nachgekommen sei. Obwohl der Sohn habe Schriftsetzer lernen sollen, wäre er viel zu Gängen benutzt und auch an der Maschine beschäftigt worden. Dann hätte den Lehrlingen des Beklagten   auch keine tüchtige, technisch gebildete Kraft zur Seite gestanden, die ihre gründliche Ausbildung hätte vornehmen können, Gehilsen wären überhaupt nur zeitweilig im Betriebe thätig gewesen. Und bei all' diesen Umständen sei es dein Lehrling nicht mal ermöglicht worden, die Fachschule zu besuchen. Die Kammer 3 hob unter dem Vorsitz des Assessors A l t m a n n den Lehrvertrag ans, nach- dem sie«ine Beweiserhebung veranstaltet hatte. Zur Begründung des Urtheils führte der Vorsitzende u. a. aus: Da der Beklagte nicht Fachmann sei, hätte er unter allen Umständen für eine geeignete technische Vertretung sorgen müssen. Diese sei aber. nach der Zeugenaussage und den vorgelegten Arbeitsproben zu urtheilen, absolut nicht vorhanden gewesen. Die betreffenden Arbeiten strotzten, wie die sachverständigen Beisitzer feststellten und an einer besonderen Arbeit erläuterten, von typographischen Fehlern. Speziell wäre der als Zeuge vernommene Schriftsetzer vollständig unfähig, iiehrlinge auszubilden. Bemerkt sei noch, daß Sch. junior seit kurzein der zweite Lehrling ist, welcher Herrn Volkmann ans dem gekennzeichneten Wege verloren geht. Drei junge Leute stehen jetzt noch unter seiner väterlichen Zucht; die in den beircssenden Kontrakten enthaltenen Kontraktbruchsklauseln sehen keine geringeren Strafen als 500 M. vor. Wenn das nicht zieht!_ Versammlttngen. Die Agitations-Kommission für den Austritt aus der Landeskirche hielt am 30. März eine Versammlung in Kliem's Volksgarten ab. Das Referat hatte Dr. Pinn übernommen und nahmen in der Diskussion mehrfach Gegner das Wort. Fr«ir»ligtö>'» G«m»>»dr. Donnerstag, den s. April, abends sj Uhr pstnllstch, Rosenihalerstr.: Beschließende Versammlung. Vorwahl. Rege Belheiligung erwünscht. VevmiMtes. Duellpfaffe'Schall II  ? DerBolks-Zeitung" wird ge- schrieben: Die Duell-Rauferei. welche vor einiger Zeit im Oster- holze bei Derenburg   in der Nähe von Halberstadl zwischen dem Lieutenant der Reserve Mooshake und Schwanecke stattgefunden hat, verdient insofern Beachtung, als ein Theologe eine merk- würdige Rolle dabei gespielt hat. Nachdem die dem Mooshake slm. von Schwanecke zugefügte Beleidigung dadurch beglichen worden war, daß letzterer dem ersteren Abbitte gelha», belegte Mooshake juv. den Schwanecke mit Ausdrücken wie Schuft, Lump ic.; da Sch. jedoch hierauf nicht reagirte, Lieutenant M. aber auf alle Fälle eine Enlscheidung herbeizuführen wünschte, gab der Kandidat der Theologie K., welcher hier als Lehrer an einer Privatschule thätig ist, dem Lieutenant M. den Rath, diesen Fall der studentischen Verbindung, welcher Sch. angehört, mitzu- theilen; diese werde den Sch. veranlassen, den M. zu fordern, was denn auch geschehen ist. Dem Duell, welches an einem Sonntagmorgcn stattfand, hat auch der Herr Kandidat K., welcher am I. Juni d. I. als wohlbestallter Geistlicher in ein Pfarramt treten wird, mit beigewohnt. Kindisch. Aus den Glückwunschbriefen, die dem Fürsten Bismarck am 1. April zugingen, dünkte denHamb. Nachr." das nachstehende Schreibenpolitischen Inhalts", das den Poststempel eines Ortes in der Uckermark   trägt und adressirt ist: An Herrn v. Bismarck, Friedrichsruh  , werth, hier im Wortlaut wiedergegeben zu werden: Lieber Bismarck  . Ich gratulire zum Geburtstag. Papas Kühe haben die Maul- und Klauenseuche. Papa sagt, da ist nur C a p r i v i dran schuld.�tMein Bruder ist schon von der Milch krank ge- worden. Bitte, schreiben Sie mir bald einen Brief. Viele Grüße. Sch. bei S. Uckermark Ernst Sch..... 31 M. 1896. ich gratulire auch Frida. Bereits 1848 war es in Ostelbien Sitte, den Demokraten die Schuld zu geben, wenn die Kartoffeln nicht gedeihen wollten. Jetzt scheint Caprivi in agrarischen Familienkreisen die Rolle des Butzemann zu spielen. Vielleicht ist dies christlich- patriotische Kindererziehung. Im Bärengraben zu Bern   wurde Mittwoch früh der zer- rissene Körper eines Mannes aufgefunden, welcher während der Nacht in den Zwinger gestürzt sein inuß. Im Etschthal ist am 7. April ein verheerender Waldbrand ausgebrochen, der große Dimensionen annimmt, so daß auch Meran   ernstlich bedroht ist. Absturz einer Lokomotive. Aus London   wird vom 7. April berichtet: Bei der gestem erfolgten Eröffnung der Snowdon-Bergbahn löste sich auf der Rückfahrt die Lokomotive los, stürzte über den Abhang hinab und wurde zerschmettert. Der Maschinist und der Heizer retteten sich durch Abspringen; die Wagen wurden durch schnelles Bremsen sofort zum Stehen gebracht. Nur ein Passagier, welcher abgesprungen war, wurde getödtet, einige Passagiere erlitten leichte Verletzungen. Die Maschine hatte bei der Entgleisung eine Telegraphenstange um- geworfen, wodurch auf der Anhöhe die Signalglocke für die Ab- lassung des zweiten Zuges in Bewegung gesetzt wurde. Dieser lies in einen Wagen des ersten Zuges hinein, welcher eine Strecke die Bahnlinie eiittang geschleudert wurde. Die Passagiere hatten den Wagen verlassen. Ei» Doppclmord ist am Sonnabend in London   verübt worden, der um so erschreckender ist, als er zur Miltagsstmide und im Herzen von Whitcchapel, dem sehr volksreichen Viertel. bedangen wurde. Die Mörder drangen in das Hans eines 74jährigen Mannes John Levy ein, der für wohlhabend galt, und brachten dem Greis, sowie dessen in den besten Jahren stehender Wirthschafterin mit einem Fleischermesser Schnitte in den Hals bei, die den schnellen Tod der Angegriffenen zur Folge hatten. An der Beraubung des Ermordeten wurden die Ver- brecher jedoch dadurch gehindert, daß eine Verwandte Levy's, die von diesem zum Mittagbrot eingeladen war, Polizisten herbei- holte, als ihr auf wiederholtes Klopfen das Haus nicht geöffnet wurde. Einer der Uebellhäter suchte sich durch Flucht auf das Dach zu retten. Ein Polizist folgte ihm jedoch dahin und der Verbrecher stürzte sich auf die Straße hinab. Er brachte dabei ein Kind, das an der Hand der Mutter an dem Hause vorüber- ging, zu Falle, ohne es jedoch ernstlich zn beschädigen, während er selbst schwere innere Verletzungen erlitt. Von seinen Helfers- Helfern hat die Polizei bisher keine Spur entdeckt. Eine Pockcncpidcinic greift in Gloucester   um sich. In der vorletzten Woche wurden 172 nnd in der letzten Woche 195 Er- kraiikniigsfälle konstatirt. 104 Personen find der Krankheit bereits erlegen. Zur Hilfeleistung gingen 30 Londoner   Aerzte uach Gloucester   ab